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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

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Anfangs-Gründe
rumb könnet ihr einen weit entlegenen Ort (Z.
E. die Stunden-Scheibe mit dem Zeiger an
einem Thurme aus eurem Fenster) helle er-
leuchten/ wenn ihr ein Licht oder eine Lampe
in den Brenn-Punct eines Hohl-Spiegels
setzet.

Die 3. Anmerckung.

52. Jhr folltet meinen/ (wie auch einige sich einge-
bildet haben) man könne auf diese Weise das Licht
durch viele Meilen ohne den geringsten Abbruch wer-
fen. Allein besinnet euch/ daß die Luft die Strahlen
des Lichtes reflectiret: so werdet ihr begreiffen/ daß be-
ständig ein Abgang der Strahlen sey/ in dem sie durch
die Luft durchfahren/ und demnach das Licht immer
nach und nach geschwächet werde.

Der 6. Lehrsatz.

53. Wenn eine Sache in dem Brenn-
Puncte eines Hohl. Spiegels lieget/ so
kan sie in ihm gar nicht gesehen werden.

Beweiß.

Wir sehen jeden Punct einer Sache/ wo
der reflectirte Strahl mit der Perpendicu-
lar-Linie/ die von ihr auf den Spiegel gezogen
wird/ zusammen stößet (§. 12)/ das ist/ in ge-
genwärtigerm Falle mit der Axe des Spie-
gels/ weil in derselben der Brenn-Punct ist/
darinnen die Sache lieget. Nun wenn die
Sache im Brenn-Puncte stehet/ so sind die
reflectirten Strahlen mit der Axe parallel (§.
48) und stoßen mit ihr niergends zufammen
(§. 23. Geom.) Derowegen kan sie im
Spiegel gar nicht gesehen werden.

Die

Anfangs-Gruͤnde
rumb koͤnnet ihr einen weit entlegenen Ort (Z.
E. die Stunden-Scheibe mit dem Zeiger an
einem Thurme aus eurem Fenſter) helle er-
leuchten/ wenn ihr ein Licht oder eine Lampe
in den Brenn-Punct eines Hohl-Spiegels
ſetzet.

Die 3. Anmerckung.

52. Jhr folltet meinen/ (wie auch einige ſich einge-
bildet haben) man koͤnne auf dieſe Weiſe das Licht
durch viele Meilen ohne den geringſten Abbruch wer-
fen. Allein beſinnet euch/ daß die Luft die Strahlen
des Lichtes reflectiret: ſo werdet ihr begreiffen/ daß be-
ſtaͤndig ein Abgang der Strahlen ſey/ in dem ſie durch
die Luft durchfahren/ und demnach das Licht immer
nach und nach geſchwaͤchet werde.

Der 6. Lehrſatz.

53. Wenn eine Sache in dem Brenn-
Puncte eines Hohl. Spiegels lieget/ ſo
kan ſie in ihm gar nicht geſehen werden.

Beweiß.

Wir ſehen jeden Punct einer Sache/ wo
der reflectirte Strahl mit der Perpendicu-
lar-Linie/ die von ihr auf den Spiegel gezogen
wird/ zuſammen ſtoͤßet (§. 12)/ das iſt/ in ge-
genwaͤrtigerm Falle mit der Axe des Spie-
gels/ weil in derſelben der Brenn-Punct iſt/
darinnen die Sache lieget. Nun wenn die
Sache im Brenn-Puncte ſtehet/ ſo ſind die
reflectirten Strahlen mit der Axe parallel (§.
48) und ſtoßen mit ihr niergends zufammen
(§. 23. Geom.) Derowegen kan ſie im
Spiegel gar nicht geſehen werden.

Die
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[62/0072] Anfangs-Gruͤnde rumb koͤnnet ihr einen weit entlegenen Ort (Z. E. die Stunden-Scheibe mit dem Zeiger an einem Thurme aus eurem Fenſter) helle er- leuchten/ wenn ihr ein Licht oder eine Lampe in den Brenn-Punct eines Hohl-Spiegels ſetzet. Die 3. Anmerckung. 52. Jhr folltet meinen/ (wie auch einige ſich einge- bildet haben) man koͤnne auf dieſe Weiſe das Licht durch viele Meilen ohne den geringſten Abbruch wer- fen. Allein beſinnet euch/ daß die Luft die Strahlen des Lichtes reflectiret: ſo werdet ihr begreiffen/ daß be- ſtaͤndig ein Abgang der Strahlen ſey/ in dem ſie durch die Luft durchfahren/ und demnach das Licht immer nach und nach geſchwaͤchet werde. Der 6. Lehrſatz. 53. Wenn eine Sache in dem Brenn- Puncte eines Hohl. Spiegels lieget/ ſo kan ſie in ihm gar nicht geſehen werden. Beweiß. Wir ſehen jeden Punct einer Sache/ wo der reflectirte Strahl mit der Perpendicu- lar-Linie/ die von ihr auf den Spiegel gezogen wird/ zuſammen ſtoͤßet (§. 12)/ das iſt/ in ge- genwaͤrtigerm Falle mit der Axe des Spie- gels/ weil in derſelben der Brenn-Punct iſt/ darinnen die Sache lieget. Nun wenn die Sache im Brenn-Puncte ſtehet/ ſo ſind die reflectirten Strahlen mit der Axe parallel (§. 48) und ſtoßen mit ihr niergends zufammen (§. 23. Geom.) Derowegen kan ſie im Spiegel gar nicht geſehen werden. Die

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/72>, abgerufen am 21.11.2024.