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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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der Bau-Kunst.
Säulen-Weite vor der Thüre zweymal so
groß wie die zu den Seiten (§. 23. 189. 190. 191).

Die 1. Anmerckung.

195. Die Alten behielten in ihren Colonnaten
durchgehends einerley Säulen-Weite/ wie aus dem
Vitruvio (lib. 3. c. 2.) zuersehen: Scammozzi machet
die Säulen-Weite vor den Thüren nur umb ein
weniges grösser als die zu den Seiten. Allein beydes
wird mit Recht verworfen/ vermöge dessen was er-
wiesen worden.

Die 2. Anmerckung.

196. Goldmann giebt (lib. 2. c. 14) der Säu-
len-Weite zu den Seiten/ wenn keine Postementer ge-
braucht werden/ 1/4 von der Höhe der Säule und
des Haupt-Gesimses. Hat man aber Postementer/
so addiret er noch einen Modul dazu. Da nun in
den niedriegen Ordnungen die Säule mit dem Haupt-
Gesimse 20/ in den Hohen 24 Modul hält; so ist für
jene in dem ersten Falle die Säulen-Weite 5/ in dem
andern 6; hingegen für diese in dem ersten Falle 6
in dem andern 7 Modul. Und muß man in dem er-
sten Falle das andere/ in dem andern das erste Dori-
sche Gebälcke brauchen (§. 191).

Der 27. Lehrsatz.

197. Jn Arcaden bekommet der Bo-
gen die Glieder des Architrabs/ und
muß zu beyden Seiten auf seinen be-
sonderen Pfeilern ruhen.

Beweiß.

Denn der Architrab stellet einen qver-
über gelegten Balcken vor (§. 100). Da
nun der Bogen an stat eines dergleichen

Bal-
Z 5

der Bau-Kunſt.
Saͤulen-Weite vor der Thuͤre zweymal ſo
groß wie die zu den Seiten (§. 23. 189. 190. 191).

Die 1. Anmerckung.

195. Die Alten behielten in ihren Colonnaten
durchgehends einerley Saͤulen-Weite/ wie aus dem
Vitruvio (lib. 3. c. 2.) zuerſehen: Scam̃ozzi machet
die Saͤulen-Weite vor den Thuͤren nur umb ein
weniges groͤſſer als die zu den Seiten. Allein beydes
wird mit Recht verworfen/ vermoͤge deſſen was er-
wieſen worden.

Die 2. Anmerckung.

196. Goldmann giebt (lib. 2. c. 14) der Saͤu-
len-Weite zu den Seiten/ wenn keine Poſtementer ge-
braucht werden/ ¼ von der Hoͤhe der Saͤule und
des Haupt-Geſimſes. Hat man aber Poſtementer/
ſo addiret er noch einen Modul dazu. Da nun in
den niedriegen Ordnungen die Saͤule mit dem Haupt-
Geſimſe 20/ in den Hohen 24 Modul haͤlt; ſo iſt fuͤr
jene in dem erſten Falle die Saͤulen-Weite 5/ in dem
andern 6; hingegen fuͤr dieſe in dem erſten Falle 6
in dem andern 7 Modul. Und muß man in dem er-
ſten Falle das andere/ in dem andern das erſte Dori-
ſche Gebaͤlcke brauchen (§. 191).

Der 27. Lehrſatz.

197. Jn Arcaden bekommet der Bo-
gen die Glieder des Architrabs/ und
muß zu beyden Seiten auf ſeinen be-
ſonderen Pfeilern ruhen.

Beweiß.

Denn der Architrab ſtellet einen qver-
uͤber gelegten Balcken vor (§. 100). Da
nun der Bogen an ſtat eines dergleichen

Bal-
Z 5
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[361/0493] der Bau-Kunſt. Saͤulen-Weite vor der Thuͤre zweymal ſo groß wie die zu den Seiten (§. 23. 189. 190. 191). Die 1. Anmerckung. 195. Die Alten behielten in ihren Colonnaten durchgehends einerley Saͤulen-Weite/ wie aus dem Vitruvio (lib. 3. c. 2.) zuerſehen: Scam̃ozzi machet die Saͤulen-Weite vor den Thuͤren nur umb ein weniges groͤſſer als die zu den Seiten. Allein beydes wird mit Recht verworfen/ vermoͤge deſſen was er- wieſen worden. Die 2. Anmerckung. 196. Goldmann giebt (lib. 2. c. 14) der Saͤu- len-Weite zu den Seiten/ wenn keine Poſtementer ge- braucht werden/ ¼ von der Hoͤhe der Saͤule und des Haupt-Geſimſes. Hat man aber Poſtementer/ ſo addiret er noch einen Modul dazu. Da nun in den niedriegen Ordnungen die Saͤule mit dem Haupt- Geſimſe 20/ in den Hohen 24 Modul haͤlt; ſo iſt fuͤr jene in dem erſten Falle die Saͤulen-Weite 5/ in dem andern 6; hingegen fuͤr dieſe in dem erſten Falle 6 in dem andern 7 Modul. Und muß man in dem er- ſten Falle das andere/ in dem andern das erſte Dori- ſche Gebaͤlcke brauchen (§. 191). Der 27. Lehrſatz. 197. Jn Arcaden bekommet der Bo- gen die Glieder des Architrabs/ und muß zu beyden Seiten auf ſeinen be- ſonderen Pfeilern ruhen. Beweiß. Denn der Architrab ſtellet einen qver- uͤber gelegten Balcken vor (§. 100). Da nun der Bogen an ſtat eines dergleichen Bal- Z 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/493>, abgerufen am 21.11.2024.