Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

sein, warum man bisher in der Marck den
Anbau derselben so sehr vernachläßiget hat, daß
die Kaufleute solche von den entlegensten Oer-
tern, und oft ausserhalb Landes verschreiben
müssen. Die Aufhebung der Gemeinheiten
verschaffet nun diese Gelegenheit in aller Ab-
sicht und allein durch diese Pflanzen kann der
Eigenthümer eines Ackers denselben vier bis
fünfmahl höher nutzen, als wenn er ihn selbst
mit Weitzen besäet hätte.

§. 41.

Der Anbau der Farbekräuter und anderer
ähnlichen Gewächse ist ferner eine glückliche
Folge der Aufhebung der Gemeinheiten. Jst
es denn nothwendig, daß aller Acker nur bloß
mit Getreide bestellet werden muß? so bald ich
finde, daß andere Pflanzen mir mehreren Vor-
theil bringen als dieses, so verdiente ich billig
den Nahmen eines Thoren, wenn ich nicht von
diesem mehr und von jenem weniger erbauen
wollte, so bald ich es nach meinen übrigen
Verhältnissen thun kann. Denn als Land-
wirth handele ich nach dem Satz: was mir das
meiste einbringt, das ist mir das angenehmste,
und folglich ist meine Pflicht, hierauf meine
meisten Bemühungen zu richten. Wenn ich
also finde, daß mir nichts im Wege stehet, z. E.
Safran, Süßholz u. d. g. in Menge anzubauen,
weil mir die Lage meines Ackers und der über-

flüßige

ſein, warum man bisher in der Marck den
Anbau derſelben ſo ſehr vernachlaͤßiget hat, daß
die Kaufleute ſolche von den entlegenſten Oer-
tern, und oft auſſerhalb Landes verſchreiben
muͤſſen. Die Aufhebung der Gemeinheiten
verſchaffet nun dieſe Gelegenheit in aller Ab-
ſicht und allein durch dieſe Pflanzen kann der
Eigenthuͤmer eines Ackers denſelben vier bis
fuͤnfmahl hoͤher nutzen, als wenn er ihn ſelbſt
mit Weitzen beſaͤet haͤtte.

§. 41.

Der Anbau der Farbekraͤuter und anderer
aͤhnlichen Gewaͤchſe iſt ferner eine gluͤckliche
Folge der Aufhebung der Gemeinheiten. Jſt
es denn nothwendig, daß aller Acker nur bloß
mit Getreide beſtellet werden muß? ſo bald ich
finde, daß andere Pflanzen mir mehreren Vor-
theil bringen als dieſes, ſo verdiente ich billig
den Nahmen eines Thoren, wenn ich nicht von
dieſem mehr und von jenem weniger erbauen
wollte, ſo bald ich es nach meinen uͤbrigen
Verhaͤltniſſen thun kann. Denn als Land-
wirth handele ich nach dem Satz: was mir das
meiſte einbringt, das iſt mir das angenehmſte,
und folglich iſt meine Pflicht, hierauf meine
meiſten Bemuͤhungen zu richten. Wenn ich
alſo finde, daß mir nichts im Wege ſtehet, z. E.
Safran, Suͤßholz u. d. g. in Menge anzubauen,
weil mir die Lage meines Ackers und der uͤber-

fluͤßige
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0088" n="70"/>
&#x017F;ein, warum man bisher in der <hi rendition="#fr">Marck</hi> den<lb/>
Anbau der&#x017F;elben &#x017F;o &#x017F;ehr vernachla&#x0364;ßiget hat, daß<lb/>
die Kaufleute &#x017F;olche von den entlegen&#x017F;ten Oer-<lb/>
tern, und oft au&#x017F;&#x017F;erhalb Landes ver&#x017F;chreiben<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die Aufhebung der Gemeinheiten<lb/>
ver&#x017F;chaffet nun die&#x017F;e Gelegenheit in aller Ab-<lb/>
&#x017F;icht und allein durch die&#x017F;e Pflanzen kann der<lb/>
Eigenthu&#x0364;mer eines Ackers den&#x017F;elben vier bis<lb/>
fu&#x0364;nfmahl ho&#x0364;her nutzen, als wenn er ihn &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
mit Weitzen be&#x017F;a&#x0364;et ha&#x0364;tte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 41.</head><lb/>
            <p>Der Anbau der Farbekra&#x0364;uter und anderer<lb/>
a&#x0364;hnlichen Gewa&#x0364;ch&#x017F;e i&#x017F;t ferner eine glu&#x0364;ckliche<lb/>
Folge der Aufhebung der Gemeinheiten. J&#x017F;t<lb/>
es denn nothwendig, daß aller Acker nur bloß<lb/>
mit Getreide be&#x017F;tellet werden muß? &#x017F;o bald ich<lb/>
finde, daß andere Pflanzen mir mehreren Vor-<lb/>
theil bringen als die&#x017F;es, &#x017F;o verdiente ich billig<lb/>
den Nahmen eines Thoren, wenn ich nicht von<lb/>
die&#x017F;em mehr und von jenem weniger erbauen<lb/>
wollte, &#x017F;o bald ich es nach meinen u&#x0364;brigen<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en thun kann. Denn als Land-<lb/>
wirth handele ich nach dem Satz: was mir das<lb/>
mei&#x017F;te einbringt, das i&#x017F;t mir das angenehm&#x017F;te,<lb/>
und folglich i&#x017F;t meine Pflicht, hierauf meine<lb/>
mei&#x017F;ten Bemu&#x0364;hungen zu richten. Wenn ich<lb/>
al&#x017F;o finde, daß mir nichts im Wege &#x017F;tehet, z. E.<lb/>
Safran, Su&#x0364;ßholz u. d. g. in Menge anzubauen,<lb/>
weil mir die Lage meines Ackers und der u&#x0364;ber-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">flu&#x0364;ßige</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0088] ſein, warum man bisher in der Marck den Anbau derſelben ſo ſehr vernachlaͤßiget hat, daß die Kaufleute ſolche von den entlegenſten Oer- tern, und oft auſſerhalb Landes verſchreiben muͤſſen. Die Aufhebung der Gemeinheiten verſchaffet nun dieſe Gelegenheit in aller Ab- ſicht und allein durch dieſe Pflanzen kann der Eigenthuͤmer eines Ackers denſelben vier bis fuͤnfmahl hoͤher nutzen, als wenn er ihn ſelbſt mit Weitzen beſaͤet haͤtte. §. 41. Der Anbau der Farbekraͤuter und anderer aͤhnlichen Gewaͤchſe iſt ferner eine gluͤckliche Folge der Aufhebung der Gemeinheiten. Jſt es denn nothwendig, daß aller Acker nur bloß mit Getreide beſtellet werden muß? ſo bald ich finde, daß andere Pflanzen mir mehreren Vor- theil bringen als dieſes, ſo verdiente ich billig den Nahmen eines Thoren, wenn ich nicht von dieſem mehr und von jenem weniger erbauen wollte, ſo bald ich es nach meinen uͤbrigen Verhaͤltniſſen thun kann. Denn als Land- wirth handele ich nach dem Satz: was mir das meiſte einbringt, das iſt mir das angenehmſte, und folglich iſt meine Pflicht, hierauf meine meiſten Bemuͤhungen zu richten. Wenn ich alſo finde, daß mir nichts im Wege ſtehet, z. E. Safran, Suͤßholz u. d. g. in Menge anzubauen, weil mir die Lage meines Ackers und der uͤber- fluͤßige

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/88
Zitationshilfe: Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/88>, abgerufen am 30.12.2024.