Viertes Stück. Von dem Mechanischen Theile der Griechischen Bildhauerey.
Endlich folget, nach Anzeige der Ursachen des Vorzuges der GriechischenViertes Stück. Von dem Mechanischen Theile der Griechischen Bildhauerey. Kunst, und zweytens des Anfangs und des Wesentlichen derselben, nebst der Untersuchung des Wachsthums und des Falls der Kunst, das vierte Stück dieses Capitels, welches die Betrachtung des Mechanischen Theils derselben enthält. Dieser Theil der Kunst begreift erstlich die Ma-I. Von der ver- schiedenen Materie, in welcher die Griechischen Bildhauer ge- arbeitet haben. terie, in welcher die Griechischen Bildhauer gearbeitet haben, und zum zweyten die Art der Ausarbeitung selbst.
Von der verschiedenen Materie zu Statuen der Griechen so wohl, als anderer Völker, ist überhaupt im ersten Capitel eine historische Anzeige ge- geben worden; hier ist insbesondere von dem Marmor zu reden. GarofaloA. Vom Marmor und dessen Ar- ten. hat in einem besondern Werke von den verschiedenen Arten Marmor, deren die alten Scribenten gedenken, mit umständlicher Anführung aller Stellen, welche er finden können, nebst ihrer Uebersetzung, gehandelt, und dessen Arbeit wird vornehmlich von denen geschätzet, die bloß auf die Belesenheit gehen; mit aller Mühe aber, die er sich gegeben hat, lehret er nicht, wor- inn der Werth des schönsten Marmors bestehe, und es sind demselben viel merkwürdige Stellen alter Scribenten unbekannt geblieben.
Es ist bekannt, daß die Antiquarii, wenn sie den Werth einer Sta- tue, oder ihre Materie, erheben wollen, sagen, daß sie von Parischem Marmor sey, und Ficoroni zeiget nicht leicht eine Statue oder eine Säule an, die er nicht für Parischen Marmor hält. Dieses ist aber wie ein an- genommenes und geschwornes Handwerks-Wort, und wenn es etwa zu-
trifft,
Winckelm. Gesch. der Kunst. I i
Viertes Stuͤck. Von dem Mechaniſchen Theile der Griechiſchen Bildhauerey.
Endlich folget, nach Anzeige der Urſachen des Vorzuges der GriechiſchenViertes Stuͤck. Von dem Mechaniſchen Theile der Griechiſchen Bildhauerey. Kunſt, und zweytens des Anfangs und des Weſentlichen derſelben, nebſt der Unterſuchung des Wachsthums und des Falls der Kunſt, das vierte Stuͤck dieſes Capitels, welches die Betrachtung des Mechaniſchen Theils derſelben enthaͤlt. Dieſer Theil der Kunſt begreift erſtlich die Ma-I. Von der ver- ſchiedenen Materie, in welcher die Griechiſchen Bildhauer ge- arbeitet haben. terie, in welcher die Griechiſchen Bildhauer gearbeitet haben, und zum zweyten die Art der Ausarbeitung ſelbſt.
Von der verſchiedenen Materie zu Statuen der Griechen ſo wohl, als anderer Voͤlker, iſt uͤberhaupt im erſten Capitel eine hiſtoriſche Anzeige ge- geben worden; hier iſt insbeſondere von dem Marmor zu reden. GarofaloA. Vom Marmor und deſſen Ar- ten. hat in einem beſondern Werke von den verſchiedenen Arten Marmor, deren die alten Scribenten gedenken, mit umſtaͤndlicher Anfuͤhrung aller Stellen, welche er finden koͤnnen, nebſt ihrer Ueberſetzung, gehandelt, und deſſen Arbeit wird vornehmlich von denen geſchaͤtzet, die bloß auf die Beleſenheit gehen; mit aller Muͤhe aber, die er ſich gegeben hat, lehret er nicht, wor- inn der Werth des ſchoͤnſten Marmors beſtehe, und es ſind demſelben viel merkwuͤrdige Stellen alter Scribenten unbekannt geblieben.
Es iſt bekannt, daß die Antiquarii, wenn ſie den Werth einer Sta- tue, oder ihre Materie, erheben wollen, ſagen, daß ſie von Pariſchem Marmor ſey, und Ficoroni zeiget nicht leicht eine Statue oder eine Saͤule an, die er nicht fuͤr Pariſchen Marmor haͤlt. Dieſes iſt aber wie ein an- genommenes und geſchwornes Handwerks-Wort, und wenn es etwa zu-
trifft,
Winckelm. Geſch. der Kunſt. I i
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Viertes Stuͤck.
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nebſt der Unterſuchung des Wachsthums und des Falls der Kunſt, das
vierte Stuͤck dieſes Capitels, welches die Betrachtung des Mechaniſchen
Theils derſelben enthaͤlt. Dieſer Theil der Kunſt begreift erſtlich die Ma-
terie, in welcher die Griechiſchen Bildhauer gearbeitet haben, und zum
zweyten die Art der Ausarbeitung ſelbſt.
Viertes Stuͤck.
Von dem
Mechaniſchen
Theile der
Griechiſchen
Bildhauerey.
I.
Von der ver-
ſchiedenen
Materie, in
welcher die
Griechiſchen
Bildhauer ge-
arbeitet haben.
Von der verſchiedenen Materie zu Statuen der Griechen ſo wohl, als
anderer Voͤlker, iſt uͤberhaupt im erſten Capitel eine hiſtoriſche Anzeige ge-
geben worden; hier iſt insbeſondere von dem Marmor zu reden. Garofalo
hat in einem beſondern Werke von den verſchiedenen Arten Marmor, deren
die alten Scribenten gedenken, mit umſtaͤndlicher Anfuͤhrung aller Stellen,
welche er finden koͤnnen, nebſt ihrer Ueberſetzung, gehandelt, und deſſen
Arbeit wird vornehmlich von denen geſchaͤtzet, die bloß auf die Beleſenheit
gehen; mit aller Muͤhe aber, die er ſich gegeben hat, lehret er nicht, wor-
inn der Werth des ſchoͤnſten Marmors beſtehe, und es ſind demſelben viel
merkwuͤrdige Stellen alter Scribenten unbekannt geblieben.
A.
Vom Marmor
und deſſen Ar-
ten.
Es iſt bekannt, daß die Antiquarii, wenn ſie den Werth einer Sta-
tue, oder ihre Materie, erheben wollen, ſagen, daß ſie von Pariſchem
Marmor ſey, und Ficoroni zeiget nicht leicht eine Statue oder eine Saͤule
an, die er nicht fuͤr Pariſchen Marmor haͤlt. Dieſes iſt aber wie ein an-
genommenes und geſchwornes Handwerks-Wort, und wenn es etwa zu-
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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/299>, abgerufen am 22.02.2025.
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