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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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Neunzehnte Vorlesung.


Vielerlei sind der Sprachen, Zungen und Cha¬
raktere auf der Welt, die einander nicht verstehen;
die Poesie aber ist die heilige Flammenzunge, die
aus Aller Herzen zu Aller Herzen spricht und je¬
den Menschen mit süßem Verständniß bewegt. Die
Poesie ist die Natur, die ursprüngliche Mensch¬
heit, die sich mit jeder besondern Erscheinung der
Menschheit auf dem Felde der Geschichte gattet
und daher, so allgemein menschlich sie in ihrer
Quelle ist, doch jedesmal einer besondern Mensch¬
heit, einem gewissen Zeitalter eigenthümlich an¬
gehört. Man kann daher mit Recht von einer
katholischen und griechischen Poesie sprechen,
von einer romantischen und klassischen, nur
wird man sich hüten, den Gegensatz unmittelbar

Neunzehnte Vorleſung.


Vielerlei ſind der Sprachen, Zungen und Cha¬
raktere auf der Welt, die einander nicht verſtehen;
die Poeſie aber iſt die heilige Flammenzunge, die
aus Aller Herzen zu Aller Herzen ſpricht und je¬
den Menſchen mit ſuͤßem Verſtaͤndniß bewegt. Die
Poeſie iſt die Natur, die urſpruͤngliche Menſch¬
heit, die ſich mit jeder beſondern Erſcheinung der
Menſchheit auf dem Felde der Geſchichte gattet
und daher, ſo allgemein menſchlich ſie in ihrer
Quelle iſt, doch jedesmal einer beſondern Menſch¬
heit, einem gewiſſen Zeitalter eigenthuͤmlich an¬
gehoͤrt. Man kann daher mit Recht von einer
katholiſchen und griechiſchen Poeſie ſprechen,
von einer romantiſchen und klaſſiſchen, nur
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[237/0251] Neunzehnte Vorleſung. Vielerlei ſind der Sprachen, Zungen und Cha¬ raktere auf der Welt, die einander nicht verſtehen; die Poeſie aber iſt die heilige Flammenzunge, die aus Aller Herzen zu Aller Herzen ſpricht und je¬ den Menſchen mit ſuͤßem Verſtaͤndniß bewegt. Die Poeſie iſt die Natur, die urſpruͤngliche Menſch¬ heit, die ſich mit jeder beſondern Erſcheinung der Menſchheit auf dem Felde der Geſchichte gattet und daher, ſo allgemein menſchlich ſie in ihrer Quelle iſt, doch jedesmal einer beſondern Menſch¬ heit, einem gewiſſen Zeitalter eigenthuͤmlich an¬ gehoͤrt. Man kann daher mit Recht von einer katholiſchen und griechiſchen Poeſie ſprechen, von einer romantiſchen und klaſſiſchen, nur wird man ſich huͤten, den Gegenſatz unmittelbar

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/251>, abgerufen am 21.11.2024.