Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.Oberon Vierzehnter Gesang. 1. Indessen sucht auf polstern von damastAlmansaris, mit Amors wildstem feuer In ihrer brust, umsonst nur eine stunde rast. Ists möglich, oder hat das schnöde abenteuer Der lezten nacht ihr nur geträumt? Ein Mann Verachtet dich, Almansaris? Er kann Dich sehen und für eine andre brennen, Kann dich verschmähn, und darf es dir bekennen? 2. Zur wut treibt der gedanke sie;Sie schwört sich grenzenlose Rache. Wie häßlich wird er ihr! Ein ungeheu'r, ein drache, Ist lieblicher, als ihre fantasie Den Undankbaren mahlt -- Wie lang'? -- In zwo minuten Ist sie des vorigen sich schon nicht mehr bewußt; Bald soll er tropfenweis im staub vor ihr verbluten, Bald drükt sie ihn entzükt an ihre brust. 3. Nun
Oberon Vierzehnter Geſang. 1. Indeſſen ſucht auf polſtern von damaſtAlmanſaris, mit Amors wildſtem feuer In ihrer bruſt, umſonſt nur eine ſtunde raſt. Iſts moͤglich, oder hat das ſchnoͤde abenteuer Der lezten nacht ihr nur getraͤumt? Ein Mann Verachtet dich, Almanſaris? Er kann Dich ſehen und fuͤr eine andre brennen, Kann dich verſchmaͤhn, und darf es dir bekennen? 2. Zur wut treibt der gedanke ſie;Sie ſchwoͤrt ſich grenzenloſe Rache. Wie haͤßlich wird er ihr! Ein ungeheu'r, ein drache, Iſt lieblicher, als ihre fantaſie Den Undankbaren mahlt — Wie lang'? — In zwo minuten Iſt ſie des vorigen ſich ſchon nicht mehr bewußt; Bald ſoll er tropfenweis im ſtaub vor ihr verbluten, Bald druͤkt ſie ihn entzuͤkt an ihre bruſt. 3. Nun
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Oberon
Vierzehnter Geſang.
1.
Indeſſen ſucht auf polſtern von damaſt
Almanſaris, mit Amors wildſtem feuer
In ihrer bruſt, umſonſt nur eine ſtunde raſt.
Iſts moͤglich, oder hat das ſchnoͤde abenteuer
Der lezten nacht ihr nur getraͤumt? Ein Mann
Verachtet dich, Almanſaris? Er kann
Dich ſehen und fuͤr eine andre brennen,
Kann dich verſchmaͤhn, und darf es dir bekennen?
2.
Zur wut treibt der gedanke ſie;
Sie ſchwoͤrt ſich grenzenloſe Rache.
Wie haͤßlich wird er ihr! Ein ungeheu'r, ein drache,
Iſt lieblicher, als ihre fantaſie
Den Undankbaren mahlt — Wie lang'? — In zwo minuten
Iſt ſie des vorigen ſich ſchon nicht mehr bewußt;
Bald ſoll er tropfenweis im ſtaub vor ihr verbluten,
Bald druͤkt ſie ihn entzuͤkt an ihre bruſt.
3. Nun
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