Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766.Siebentes Buch, achtes Capitel. hätte, wollen wir, nebst allen den feinen Anmerkungenund Scherzen, wodurch sie in gewissen Stellen seine Erzählung unterbrochen hatte, überhüpfen, um zu an- dern Dingen, die in ihrem Gemüthe vorgiengen, zu kommen, welche der grösseste Theil unserer Leserinnen (wir besorgen es, oder hoffen es vielmehr,) nicht aus sich selbst errathen hätte, und welche wichtig genug sind, ein eigenes Capitel zu verdienen. Neuntes Capitel. Ein starker Schritt zur Entzauberung unsers Helden. Die vertrauliche Erzählung, welche Agathon seiner besorgte
Siebentes Buch, achtes Capitel. haͤtte, wollen wir, nebſt allen den feinen Anmerkungenund Scherzen, wodurch ſie in gewiſſen Stellen ſeine Erzaͤhlung unterbrochen hatte, uͤberhuͤpfen, um zu an- dern Dingen, die in ihrem Gemuͤthe vorgiengen, zu kommen, welche der groͤſſeſte Theil unſerer Leſerinnen (wir beſorgen es, oder hoffen es vielmehr,) nicht aus ſich ſelbſt errathen haͤtte, und welche wichtig genug ſind, ein eigenes Capitel zu verdienen. Neuntes Capitel. Ein ſtarker Schritt zur Entzauberung unſers Helden. Die vertrauliche Erzaͤhlung, welche Agathon ſeiner beſorgte
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Siebentes Buch, achtes Capitel.
haͤtte, wollen wir, nebſt allen den feinen Anmerkungen
und Scherzen, wodurch ſie in gewiſſen Stellen ſeine
Erzaͤhlung unterbrochen hatte, uͤberhuͤpfen, um zu an-
dern Dingen, die in ihrem Gemuͤthe vorgiengen, zu
kommen, welche der groͤſſeſte Theil unſerer Leſerinnen
(wir beſorgen es, oder hoffen es vielmehr,) nicht aus
ſich ſelbſt errathen haͤtte, und welche wichtig genug
ſind, ein eigenes Capitel zu verdienen.
Neuntes Capitel.
Ein ſtarker Schritt zur Entzauberung
unſers Helden.
Die vertrauliche Erzaͤhlung, welche Agathon ſeiner
zaͤrtlichen Freundin von ſeinem ganzen Lebens-Lauf ge-
macht; die Offenherzigkeit, womit er ihr die innerſten
Triebfedern ſeiner Seele aufgedekt; und die vollſtaͤn-
dige Kenntniß, welche ſie dadurch von einem Liebha-
ber erhalten hatte, an deſſen Erhaltung ihr ſo viel ge-
legen war; lieſſen ſie gar bald einſehen, daß ſie viel-
leicht mehr Urſache habe, uͤber die Beſtaͤndigkeit ſeiner
Liebe beunruhigt zu ſey, als er uͤber die Dauer der ih-
rigen. So ſchmeichelhaft es fuͤr ihre Eitelkeit war,
von einem Agathon geliebt zu ſeyn; ſo haͤtte ſie doch
fuͤr die Ruhe ihres Herzens lieber gewollt, daß er keine
ſo ſchimmernde Rolle in der Welt geſpielt haͤtte. Sie
beſorgte
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