Söhne, so wollen wir eine Probe machen, ob Danae ihrer Lehrmeisterin würdig ist.
Hippias war sehr erfreut, den Zwek seines Besuchs so glüklich erreicht zu haben, und versprach beym Abschied, zur bestimmten Zeit diesen wunderbaren Jüng- ling aufzuführen, an welchem die schöne Danae so begie- rig war, die Macht ihrer Reizungen zu versuchen.
Drittes Capitel. Geschichte der schönen Danae.
Die Dame, mit welcher unsre Leser im vorigen Ca- pitel Bekanntschaft gemacht, hat vermuthlich einem gu- ten Theil derselben nicht so übel gefallen, daß sie nicht eine nähere Nachricht von dem Character und der Ge- schichte derselben erwarten sollten; und wir sind desto geneigter, ihrem Verlangen ein Genüge zu thun, je nöthiger der Verfolg unsrer Geschichten zu machen scheint, daß der Leser in den Stand gesezt werde, der schönen Danae Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen.
Die allgemeine Meynung zu Smyrna war, daß sie eine Tochter der berühmten Aspafia von Milet sey, die, nachdem sie in ihrer Vaterstadt die Kunst der Galanterie, wovon sie Profeßion machte, durch die Verbindung dersel- ben mit der Philosophie und den Künsten der Musen, zu ie- nem Grade der Vollkommenheit erhoben hatte, der sie zur
wahren
[Agath. I. Th.] K
Viertes Buch, drittes Capitel.
Soͤhne, ſo wollen wir eine Probe machen, ob Danae ihrer Lehrmeiſterin wuͤrdig iſt.
Hippias war ſehr erfreut, den Zwek ſeines Beſuchs ſo gluͤklich erreicht zu haben, und verſprach beym Abſchied, zur beſtimmten Zeit dieſen wunderbaren Juͤng- ling aufzufuͤhren, an welchem die ſchoͤne Danae ſo begie- rig war, die Macht ihrer Reizungen zu verſuchen.
Drittes Capitel. Geſchichte der ſchoͤnen Danae.
Die Dame, mit welcher unſre Leſer im vorigen Ca- pitel Bekanntſchaft gemacht, hat vermuthlich einem gu- ten Theil derſelben nicht ſo uͤbel gefallen, daß ſie nicht eine naͤhere Nachricht von dem Character und der Ge- ſchichte derſelben erwarten ſollten; und wir ſind deſto geneigter, ihrem Verlangen ein Genuͤge zu thun, je noͤthiger der Verfolg unſrer Geſchichten zu machen ſcheint, daß der Leſer in den Stand geſezt werde, der ſchoͤnen Danae Gerechtigkeit wiederfahren zu laſſen.
Die allgemeine Meynung zu Smyrna war, daß ſie eine Tochter der beruͤhmten Aſpafia von Milet ſey, die, nachdem ſie in ihrer Vaterſtadt die Kunſt der Galanterie, wovon ſie Profeßion machte, durch die Verbindung derſel- ben mit der Philoſophie und den Kuͤnſten der Muſen, zu ie- nem Grade der Vollkommenheit erhoben hatte, der ſie zur
wahren
[Agath. I. Th.] K
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Viertes Buch, drittes Capitel.
Soͤhne, ſo wollen wir eine Probe machen, ob Danae
ihrer Lehrmeiſterin wuͤrdig iſt.
Hippias war ſehr erfreut, den Zwek ſeines Beſuchs
ſo gluͤklich erreicht zu haben, und verſprach beym
Abſchied, zur beſtimmten Zeit dieſen wunderbaren Juͤng-
ling aufzufuͤhren, an welchem die ſchoͤne Danae ſo begie-
rig war, die Macht ihrer Reizungen zu verſuchen.
Drittes Capitel.
Geſchichte der ſchoͤnen Danae.
Die Dame, mit welcher unſre Leſer im vorigen Ca-
pitel Bekanntſchaft gemacht, hat vermuthlich einem gu-
ten Theil derſelben nicht ſo uͤbel gefallen, daß ſie nicht
eine naͤhere Nachricht von dem Character und der Ge-
ſchichte derſelben erwarten ſollten; und wir ſind deſto
geneigter, ihrem Verlangen ein Genuͤge zu thun, je
noͤthiger der Verfolg unſrer Geſchichten zu machen ſcheint,
daß der Leſer in den Stand geſezt werde, der ſchoͤnen
Danae Gerechtigkeit wiederfahren zu laſſen.
Die allgemeine Meynung zu Smyrna war, daß ſie
eine Tochter der beruͤhmten Aſpafia von Milet ſey, die,
nachdem ſie in ihrer Vaterſtadt die Kunſt der Galanterie,
wovon ſie Profeßion machte, durch die Verbindung derſel-
ben mit der Philoſophie und den Kuͤnſten der Muſen, zu ie-
nem Grade der Vollkommenheit erhoben hatte, der ſie zur
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[Agath. I. Th.] K
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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/167>, abgerufen am 24.02.2025.
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