Wetzel, Franz Xaver: Reisebegleiter für Jünglinge. Ravensburg, [1901]."Beschäftigung ist manchem lieb und wert, Gemächlich will er dies und das verrichten. Das Tasten und das Tappen frommt mit nichten, Nur saure Arbeit ist's, die ehrt und nährt." II. Aber auch Bescheidenheit muß dazu kommen. "Der Stolz begehrt und trotzt und bäumt sich auf; Ergebung schweigt und neigt sich und verzichtet. Der Mensch ist ruhelos, so lang er heischt, Doch die Entsagung macht ihn still und stark." Man erkennt den bescheidenen Jüngling gleich „Beschäftigung ist manchem lieb und wert, Gemächlich will er dies und das verrichten. Das Tasten und das Tappen frommt mit nichten, Nur saure Arbeit ist's, die ehrt und nährt.“ II. Aber auch Bescheidenheit muß dazu kommen. „Der Stolz begehrt und trotzt und bäumt sich auf; Ergebung schweigt und neigt sich und verzichtet. Der Mensch ist ruhelos, so lang er heischt, Doch die Entsagung macht ihn still und stark.“ Man erkennt den bescheidenen Jüngling gleich <TEI> <text> <body> <div n="8"> <div n="1"> <pb facs="#f0078" xml:id="W544R3_001_1901_pb0072_0001" n="72"/> <lg> <l rendition="#s"> <q>„Beschäftigung ist manchem lieb und wert,</q> </l> <l rendition="#s"> <q>Gemächlich will er dies und das verrichten.</q> </l> <l rendition="#s"> <q>Das Tasten und das Tappen frommt mit nichten,</q> </l> <l rendition="#s"> <q><hi rendition="#g">Nur saure Arbeit ist's, die ehrt und nährt</hi>.“</q> </l> </lg> <bibl rendition="#right #s">(Weber.)</bibl> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">II.</head><lb/> <p>Aber auch <hi rendition="#g">Bescheidenheit</hi> muß dazu kommen.<lb/> Sie ist eine Frucht der Demut. Wer da weiß,<lb/> daß er nichts von sich selber hat als die Sünde,<lb/> daß alles Gute ein Geschenk Gottes ist, daß er jeden<lb/> Augenblick ganz und gar von Gott abhängt, sollte<lb/> der nicht demütig sein? Und wer wahrhaft de-<lb/> mütig ist, der wird auch gegen seine Mitmenschen<lb/> Bescheidenheit und Höflichkeit üben: er wird nicht<lb/> gleich auffahren bei jedem unüberlegten Wort; er<lb/> wird eine Mahnung oder Belehrung willig an-<lb/> nehmen; er wird jedermann, insbesondere den Vor-<lb/> gesetzten, artig und zuvorkommend begegnen, be-<lb/> scheiden mit dem letzten Platze sich begnügen.</p> <lg> <l rendition="#s"> <q>„Der Stolz begehrt und trotzt und bäumt sich auf;</q> </l> <l rendition="#s"> <q>Ergebung schweigt und neigt sich und verzichtet.</q> </l> <l rendition="#s"> <q>Der Mensch ist ruhelos, so lang er heischt,</q> </l> <l rendition="#s"> <q>Doch die Entsagung macht ihn still und stark.“</q> </l> </lg> <bibl rendition="#right #s">(Weber.)</bibl> <p>Man erkennt den bescheidenen Jüngling gleich<lb/> schon an seinem Auftreten und seiner Kleidung.<lb/> Sauber und rein, einfach und geschmackvoll ist sein<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0078]
„Beschäftigung ist manchem lieb und wert, Gemächlich will er dies und das verrichten. Das Tasten und das Tappen frommt mit nichten, Nur saure Arbeit ist's, die ehrt und nährt.“
(Weber.) II.
Aber auch Bescheidenheit muß dazu kommen.
Sie ist eine Frucht der Demut. Wer da weiß,
daß er nichts von sich selber hat als die Sünde,
daß alles Gute ein Geschenk Gottes ist, daß er jeden
Augenblick ganz und gar von Gott abhängt, sollte
der nicht demütig sein? Und wer wahrhaft de-
mütig ist, der wird auch gegen seine Mitmenschen
Bescheidenheit und Höflichkeit üben: er wird nicht
gleich auffahren bei jedem unüberlegten Wort; er
wird eine Mahnung oder Belehrung willig an-
nehmen; er wird jedermann, insbesondere den Vor-
gesetzten, artig und zuvorkommend begegnen, be-
scheiden mit dem letzten Platze sich begnügen.
„Der Stolz begehrt und trotzt und bäumt sich auf; Ergebung schweigt und neigt sich und verzichtet. Der Mensch ist ruhelos, so lang er heischt, Doch die Entsagung macht ihn still und stark.“
(Weber.) Man erkennt den bescheidenen Jüngling gleich
schon an seinem Auftreten und seiner Kleidung.
Sauber und rein, einfach und geschmackvoll ist sein
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