Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Anderer Handlung
Anderer Auffzug.
Arvad ein Baals-Pfaffe.
Jezer ein Eltester in Jesreel.
Arv. Er glaube doch nicht/ daß wir solche
irratsonable Leute seyn: Es ist unsere
Gewohnheit nicht/ daß wir einen Men-
schen auff der Welt betriegen.
Jez. Die gantze Bürgerschafft stehet in den
Gedancken/ als wenn Naboths Wein-
berg auff ihren Antrieb verlanget wür-
de.
Arv. Wie können sie doch solchen absurdi-
täten Gehör geben? Was hätten wir
denn davon/ wenn wir uns ein solch o-
dium
auff den Hals weltzten?
Jez. Meine Auffrichtigkeit bringet es so
mit/ daß ich rede/ was ich höre.
Arv. Wir guten Leute können unsers Her-
tzens Grund nicht eröffnen; Aber zum
Zeugniß meiner Redlichkeit will ich sel-
ber bitten/ sie helffen an ihrem Orte das
Werck hintertreiben/ daß Naboth sei-
nen Weinberg nicht fahren läst.

Jez.
Anderer Handlung
Anderer Auffzug.
Arvad ein Baals-Pfaffe.
Jezer ein Elteſter in Jeſreel.
Arv. Er glaube doch nicht/ daß wir ſolche
irratſonable Leute ſeyn: Es iſt unſere
Gewohnheit nicht/ daß wir einen Men-
ſchen auff der Welt betriegen.
Jez. Die gantze Buͤrgerſchafft ſtehet in den
Gedancken/ als wenn Naboths Wein-
berg auff ihren Antrieb verlanget wuͤr-
de.
Arv. Wie koͤnnen ſie doch ſolchen abſurdi-
taͤten Gehoͤr geben? Was haͤtten wir
denn davon/ wenn wir uns ein ſolch o-
dium
auff den Hals weltzten?
Jez. Meine Auffrichtigkeit bringet es ſo
mit/ daß ich rede/ was ich hoͤre.
Arv. Wir guten Leute koͤnnen unſers Her-
tzens Grund nicht eroͤffnen; Aber zum
Zeugniß meiner Redlichkeit will ich ſel-
ber bitten/ ſie helffen an ihrem Orte das
Werck hintertreiben/ daß Naboth ſei-
nen Weinberg nicht fahren laͤſt.

Jez.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0238" n="74"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anderer Handlung<lb/>
Anderer Auffzug.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#aq">Arvad</hi> <hi rendition="#fr">ein Baals-Pfaffe.</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Jezer</hi> <hi rendition="#fr">ein Elte&#x017F;ter in Je&#x017F;reel.</hi><lb/>
          </stage>
          <sp who="#ARV">
            <speaker>Arv.</speaker>
            <p>Er glaube doch nicht/ daß wir &#x017F;olche<lb/><hi rendition="#aq">irrat&#x017F;onable</hi> Leute &#x017F;eyn: Es i&#x017F;t un&#x017F;ere<lb/>
Gewohnheit nicht/ daß wir einen Men-<lb/>
&#x017F;chen auff der Welt betriegen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JEZ">
            <speaker>Jez.</speaker>
            <p>Die gantze Bu&#x0364;rger&#x017F;chafft &#x017F;tehet in den<lb/>
Gedancken/ als wenn Naboths Wein-<lb/>
berg auff ihren Antrieb verlanget wu&#x0364;r-<lb/>
de.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ARV">
            <speaker>Arv.</speaker>
            <p>Wie ko&#x0364;nnen &#x017F;ie doch &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">ab&#x017F;urdi-</hi><lb/>
ta&#x0364;ten Geho&#x0364;r geben? Was ha&#x0364;tten wir<lb/>
denn davon/ wenn wir uns ein &#x017F;olch <hi rendition="#aq">o-<lb/>
dium</hi> auff den Hals weltzten?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JEZ">
            <speaker>Jez.</speaker>
            <p>Meine Auffrichtigkeit bringet es &#x017F;o<lb/>
mit/ daß ich rede/ was ich ho&#x0364;re.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ARV">
            <speaker>Arv.</speaker>
            <p>Wir guten Leute ko&#x0364;nnen un&#x017F;ers Her-<lb/>
tzens Grund nicht ero&#x0364;ffnen; Aber zum<lb/>
Zeugniß meiner Redlichkeit will ich &#x017F;el-<lb/>
ber bitten/ &#x017F;ie helffen an ihrem Orte das<lb/>
Werck hintertreiben/ daß Naboth &#x017F;ei-<lb/>
nen Weinberg nicht fahren la&#x0364;&#x017F;t.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Jez.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0238] Anderer Handlung Anderer Auffzug. Arvad ein Baals-Pfaffe. Jezer ein Elteſter in Jeſreel. Arv. Er glaube doch nicht/ daß wir ſolche irratſonable Leute ſeyn: Es iſt unſere Gewohnheit nicht/ daß wir einen Men- ſchen auff der Welt betriegen. Jez. Die gantze Buͤrgerſchafft ſtehet in den Gedancken/ als wenn Naboths Wein- berg auff ihren Antrieb verlanget wuͤr- de. Arv. Wie koͤnnen ſie doch ſolchen abſurdi- taͤten Gehoͤr geben? Was haͤtten wir denn davon/ wenn wir uns ein ſolch o- dium auff den Hals weltzten? Jez. Meine Auffrichtigkeit bringet es ſo mit/ daß ich rede/ was ich hoͤre. Arv. Wir guten Leute koͤnnen unſers Her- tzens Grund nicht eroͤffnen; Aber zum Zeugniß meiner Redlichkeit will ich ſel- ber bitten/ ſie helffen an ihrem Orte das Werck hintertreiben/ daß Naboth ſei- nen Weinberg nicht fahren laͤſt. Jez.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/238
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/238>, abgerufen am 03.12.2024.