Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

CAP. XLVII.

NUn mangelte nichs/ als daß Florindo zu
einer Liebsten reisen solte/ doch Gelanor
sagte/ man mü[st]e zuvor einen vollkommenen
Schluß machen/ welches eben die drey grö-
sten Narren gewesen/ damit die Mahlerey im
Schlosse könte ihren Fortgang haben. Und
also setzten sie sich zusammen/ und wusten viel
von Narren zu reden: Gleichwohl befanden
sie den Mangel/ daß sie so eigentlich nicht er-
wogen hatten/ worine eben die Narrheit be-
stünde: Dannenhero man desto eigentlicher
im urtheilen hätte können fortfahren. Nun
Florindo war hitzig und sehnte sich nach Hau-
se: Gelanor hingegen wolte zuvor den rechten
Grund treffen/ biß endlich diß conveniens
vorgeschlagen wurde/ Sigmund solte in ein
Collegium Prudentium reisen/ und sich da-
selbst in der gedachten zweiffelhafftigen Fra-
ge informiren lassen. Solches ward alsobald
beliebt und satzte Gelanor folgende Urtheils-
frage auf:

Hochgelehrte etc.

Demnach in einer wichtigen Angelegen-
heit die Frage vorgestellet/ worinne die Narr-
heit bestehe? und so fort/ welches vor die höch-
ste Thorheit zuschantzen sey? Und aber hierinn
einiger Streit sich ereignet/ dadurch man

schwer-

CAP. XLVII.

NUn mangelte nichs/ als daß Florindo zu
einer Liebſten reiſen ſolte/ doch Gelanor
ſagte/ man muͤ[ſt]e zuvor einen vollkommenen
Schluß machen/ welches eben die drey groͤ-
ſten Narren geweſen/ damit die Mahlerey im
Schloſſe koͤnte ihren Fortgang haben. Und
alſo ſetzten ſie ſich zuſammen/ und wuſten viel
von Narren zu reden: Gleichwohl befanden
ſie den Mangel/ daß ſie ſo eigentlich nicht er-
wogen hatten/ worine eben die Narrheit be-
ſtuͤnde: Dannenhero man deſto eigentlicher
im urtheilen haͤtte koͤnnen fortfahren. Nun
Florindo war hitzig und ſehnte ſich nach Hau-
ſe: Gelanor hingegen wolte zuvor den rechten
Grund treffen/ biß endlich diß conveniens
vorgeſchlagen wurde/ Sigmund ſolte in ein
Collegium Prudentium reiſen/ und ſich da-
ſelbſt in der gedachten zweiffelhafftigen Fra-
ge informiren laſſen. Solches ward alſobald
beliebt und ſatzte Gelanor folgende Urtheils-
frage auf:

Hochgelehrte ꝛc.

Demnach in einer wichtigen Angelegen-
heit die Frage vorgeſtellet/ worinne die Narr-
heit beſtehe? und ſo fort/ welches vor die hoͤch-
ſte Thorheit zuſchātzen ſey? Und aber hierinn
einiger Streit ſich ereignet/ dadurch man

ſchwer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0390" n="384"/><lb/>
      <div n="1">
        <head>
          <choice>
            <corr><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAP</hi></hi>. <hi rendition="#aq">XLVII</hi>.</corr>
            <sic/>
          </choice>
        </head>
        <p><hi rendition="#in">N</hi>Un mangelte nichs/ als daß <hi rendition="#aq">Florindo</hi> zu<lb/>
einer Lieb&#x017F;ten rei&#x017F;en &#x017F;olte/ doch <hi rendition="#aq">Gelanor</hi><lb/>
&#x017F;agte/ man mu&#x0364;<supplied>&#x017F;t</supplied>e zuvor einen vollkommenen<lb/>
Schluß machen/ welches eben die drey gro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten Narren gewe&#x017F;en/ damit die Mahlerey im<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;e ko&#x0364;nte ihren Fortgang haben. Und<lb/>
al&#x017F;o &#x017F;etzten &#x017F;ie &#x017F;ich zu&#x017F;ammen/ und wu&#x017F;ten viel<lb/>
von Narren zu reden: Gleichwohl befanden<lb/>
&#x017F;ie den Mangel/ daß &#x017F;ie &#x017F;o eigentlich nicht er-<lb/>
wogen hatten/ worine eben die Narrheit be-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;nde: Dannenhero man de&#x017F;to eigentlicher<lb/>
im urtheilen ha&#x0364;tte ko&#x0364;nnen fortfahren. Nun<lb/><hi rendition="#aq">Florindo</hi> war hitzig und &#x017F;ehnte &#x017F;ich nach Hau-<lb/>
&#x017F;e: <hi rendition="#aq">Gelanor</hi> hingegen wolte zuvor den rechten<lb/>
Grund treffen/ biß endlich diß <hi rendition="#aq">conveniens</hi><lb/>
vorge&#x017F;chlagen wurde/ <hi rendition="#aq">Sigmund</hi> &#x017F;olte in ein<lb/><hi rendition="#aq">Collegium Prudentium</hi> rei&#x017F;en/ und &#x017F;ich da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t in der gedachten zweiffelhafftigen Fra-<lb/>
ge <hi rendition="#aq">informi</hi>ren la&#x017F;&#x017F;en. Solches ward al&#x017F;obald<lb/>
beliebt und &#x017F;atzte <hi rendition="#aq">Gelanor</hi> folgende Urtheils-<lb/>
frage auf:</p><lb/>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter" n="1">
              <salute>Hochgelehrte &#xA75B;c.</salute><lb/>
              <p>Demnach in einer wichtigen Angelegen-<lb/>
heit die <hi rendition="#fr">F</hi>rage vorge&#x017F;tellet/ worinne die Narr-<lb/>
heit be&#x017F;tehe? und &#x017F;o fort/ welches vor die ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;te Thorheit zu&#x017F;cha&#x0304;tzen &#x017F;ey? Und aber hierinn<lb/>
einiger Streit &#x017F;ich ereignet/ dadurch man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwer-</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[384/0390] CAP. XLVII.NUn mangelte nichs/ als daß Florindo zu einer Liebſten reiſen ſolte/ doch Gelanor ſagte/ man muͤſte zuvor einen vollkommenen Schluß machen/ welches eben die drey groͤ- ſten Narren geweſen/ damit die Mahlerey im Schloſſe koͤnte ihren Fortgang haben. Und alſo ſetzten ſie ſich zuſammen/ und wuſten viel von Narren zu reden: Gleichwohl befanden ſie den Mangel/ daß ſie ſo eigentlich nicht er- wogen hatten/ worine eben die Narrheit be- ſtuͤnde: Dannenhero man deſto eigentlicher im urtheilen haͤtte koͤnnen fortfahren. Nun Florindo war hitzig und ſehnte ſich nach Hau- ſe: Gelanor hingegen wolte zuvor den rechten Grund treffen/ biß endlich diß conveniens vorgeſchlagen wurde/ Sigmund ſolte in ein Collegium Prudentium reiſen/ und ſich da- ſelbſt in der gedachten zweiffelhafftigen Fra- ge informiren laſſen. Solches ward alſobald beliebt und ſatzte Gelanor folgende Urtheils- frage auf: Hochgelehrte ꝛc. Demnach in einer wichtigen Angelegen- heit die Frage vorgeſtellet/ worinne die Narr- heit beſtehe? und ſo fort/ welches vor die hoͤch- ſte Thorheit zuſchātzen ſey? Und aber hierinn einiger Streit ſich ereignet/ dadurch man ſchwer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/390
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/390>, abgerufen am 21.12.2024.