Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Kapitel Die Bögen.
weite des Bogens resp. die große Axe der Ellipse; sodann muß man
die Brennpunkte bestimmen, was dadurch geschieht, indem man mit
der halben großen Axe (also mit H G) von J aus einen Bogen schlägt,
der die Linie G G' in K und K' schneidet und die Brennpunkte an-
giebt. Alsdann nimmt man eine Schnur von der ganzen Länge der
Spannweite G G' und befestigt ihre beiden Enden in den Brenn-
punkten K K'. Beim Anspannen der Schnur beschreibt man mit
einem Bleistift die Ellipse G J L G'.

Der Lehrbogen selbst wird verschiedenartig construirt; bei kleiner
Spannweite legt man einige Bretter nebeneinander, die von Leisten

[Abbildung] Fig. 223.
zusammengehalten werden, wie die Fig. 225, 229
u. 230 veranschaulichen. Große Lehrbögen be-
stehen aus mehreren Bohlenlagen, die sich gegen-
seitig abspreizen (Fig. 222 u. 232). Das Brett
F F' (Fig. 222) hält den Lehrbogen unten, und
J H desgleichen in der Mitte. Für flache Seg-
mentbögen genügt ein einziges Brett (Fig. 223),
welches der Bogenweite M N und der Pfeil-
höhe Q R entsprechend ausgeschnitten wird.
P N ist der Radius des Stichbogens.

In der Regel macht man die Länge des Radius gleich der Bogen-
weite, also P N = M N, sodann beträgt der Winkel M P N = 60°, und
die Pfeilhöhe Q R mißt ein 1/8 der Spannweite ( 1/8 M N).

a) Die Bögen aus Ziegeln.

Der Verband der Gurtbögen ohne Fenster- und Thüran-
schlag ist ganz ebenso wie der, der rechteckigen Pfeiler, und verweisen
wir auf die dort gegebenen Beispiele (Fig. 55 A--O). Da diese
Verbände für 11/2 Stein breite Bögen viel Bruch geben, pflegt man
häufig (in Oesterreich immer) die nebenstehenden Verbände zu wählen

[Abbildung] Fig. 224 A--B.
(Fig. 224 A--B), welche zwar nicht ganz correkt sind, da theilweise
Fuge auf Fuge trifft, jedoch in Anbetracht, daß der Mörtel ohnehin

Zweites Kapitel Die Bögen.
weite des Bogens reſp. die große Axe der Ellipſe; ſodann muß man
die Brennpunkte beſtimmen, was dadurch geſchieht, indem man mit
der halben großen Axe (alſo mit H G) von J aus einen Bogen ſchlägt,
der die Linie G G' in K und K' ſchneidet und die Brennpunkte an-
giebt. Alsdann nimmt man eine Schnur von der ganzen Länge der
Spannweite G G' und befeſtigt ihre beiden Enden in den Brenn-
punkten K K'. Beim Anſpannen der Schnur beſchreibt man mit
einem Bleiſtift die Ellipſe G J L G'.

Der Lehrbogen ſelbſt wird verſchiedenartig conſtruirt; bei kleiner
Spannweite legt man einige Bretter nebeneinander, die von Leiſten

[Abbildung] Fig. 223.
zuſammengehalten werden, wie die Fig. 225, 229
u. 230 veranſchaulichen. Große Lehrbögen be-
ſtehen aus mehreren Bohlenlagen, die ſich gegen-
ſeitig abſpreizen (Fig. 222 u. 232). Das Brett
F F' (Fig. 222) hält den Lehrbogen unten, und
J H desgleichen in der Mitte. Für flache Seg-
mentbögen genügt ein einziges Brett (Fig. 223),
welches der Bogenweite M N und der Pfeil-
höhe Q R entſprechend ausgeſchnitten wird.
P N iſt der Radius des Stichbogens.

In der Regel macht man die Länge des Radius gleich der Bogen-
weite, alſo P N = M N, ſodann beträgt der Winkel M P N = 60°, und
die Pfeilhöhe Q R mißt ein ⅛ der Spannweite (⅛ M N).

a) Die Bögen aus Ziegeln.

Der Verband der Gurtbögen ohne Fenſter- und Thüran-
ſchlag iſt ganz ebenſo wie der, der rechteckigen Pfeiler, und verweiſen
wir auf die dort gegebenen Beiſpiele (Fig. 55 A—O). Da dieſe
Verbände für 1½ Stein breite Bögen viel Bruch geben, pflegt man
häufig (in Oeſterreich immer) die nebenſtehenden Verbände zu wählen

[Abbildung] Fig. 224 A—B.
(Fig. 224 A—B), welche zwar nicht ganz correkt ſind, da theilweiſe
Fuge auf Fuge trifft, jedoch in Anbetracht, daß der Mörtel ohnehin

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0244" n="228"/><fw place="top" type="header">Zweites Kapitel Die Bögen.</fw><lb/>
weite des Bogens re&#x017F;p. die große Axe der Ellip&#x017F;e; &#x017F;odann muß man<lb/>
die Brennpunkte be&#x017F;timmen, was dadurch ge&#x017F;chieht, indem man mit<lb/>
der halben großen Axe (al&#x017F;o mit <hi rendition="#aq">H G</hi>) von <hi rendition="#aq">J</hi> aus einen Bogen &#x017F;chlägt,<lb/>
der die Linie <hi rendition="#aq">G G'</hi> in <hi rendition="#aq">K</hi> und <hi rendition="#aq">K'</hi> &#x017F;chneidet und die Brennpunkte an-<lb/>
giebt. Alsdann nimmt man eine Schnur von der ganzen Länge der<lb/>
Spannweite <hi rendition="#aq">G G'</hi> und befe&#x017F;tigt ihre beiden Enden in den Brenn-<lb/>
punkten <hi rendition="#aq">K K'</hi>. Beim An&#x017F;pannen der Schnur be&#x017F;chreibt man mit<lb/>
einem Blei&#x017F;tift die Ellip&#x017F;e <hi rendition="#aq">G J L G'</hi>.</p><lb/>
                <p>Der Lehrbogen &#x017F;elb&#x017F;t wird ver&#x017F;chiedenartig con&#x017F;truirt; bei kleiner<lb/>
Spannweite legt man einige Bretter nebeneinander, die von Lei&#x017F;ten<lb/><figure><head>Fig. 223.</head></figure><lb/>
zu&#x017F;ammengehalten werden, wie die Fig. 225, 229<lb/>
u. 230 veran&#x017F;chaulichen. Große Lehrbögen be-<lb/>
&#x017F;tehen aus mehreren Bohlenlagen, die &#x017F;ich gegen-<lb/>
&#x017F;eitig ab&#x017F;preizen (Fig. 222 u. 232). Das Brett<lb/><hi rendition="#aq">F F'</hi> (Fig. 222) hält den Lehrbogen unten, und<lb/><hi rendition="#aq">J H</hi> desgleichen in der Mitte. Für flache Seg-<lb/>
mentbögen genügt ein einziges Brett (Fig. 223),<lb/>
welches der Bogenweite <hi rendition="#aq">M N</hi> und der Pfeil-<lb/>
höhe <hi rendition="#aq">Q R</hi> ent&#x017F;prechend ausge&#x017F;chnitten wird.<lb/><hi rendition="#aq">P N</hi> i&#x017F;t der Radius des Stichbogens.</p><lb/>
                <p>In der Regel macht man die Länge des Radius gleich der Bogen-<lb/>
weite, al&#x017F;o <hi rendition="#aq">P N = M N</hi>, &#x017F;odann beträgt der Winkel <hi rendition="#aq">M P N</hi> = 60°, und<lb/>
die Pfeilhöhe <hi rendition="#aq">Q R</hi> mißt ein &#x215B; der Spannweite (&#x215B; <hi rendition="#aq">M N</hi>).</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#aq">a)</hi><hi rendition="#g">Die Bögen aus Ziegeln</hi>.</head><lb/>
                <p>Der <hi rendition="#g">Verband der Gurtbögen</hi> ohne Fen&#x017F;ter- und Thüran-<lb/>
&#x017F;chlag i&#x017F;t ganz eben&#x017F;o wie der, der rechteckigen Pfeiler, und verwei&#x017F;en<lb/>
wir auf die dort gegebenen Bei&#x017F;piele (Fig. 55 <hi rendition="#aq">A&#x2014;O</hi>). Da die&#x017F;e<lb/>
Verbände für 1½ Stein breite Bögen viel Bruch geben, pflegt man<lb/>
häufig (in Oe&#x017F;terreich immer) die neben&#x017F;tehenden Verbände zu wählen<lb/><figure><head>Fig. 224 <hi rendition="#aq">A&#x2014;B.</hi></head></figure><lb/>
(Fig. 224 <hi rendition="#aq">A&#x2014;B</hi>), welche zwar nicht ganz correkt &#x017F;ind, da theilwei&#x017F;e<lb/>
Fuge auf Fuge trifft, jedoch in Anbetracht, daß der Mörtel ohnehin<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0244] Zweites Kapitel Die Bögen. weite des Bogens reſp. die große Axe der Ellipſe; ſodann muß man die Brennpunkte beſtimmen, was dadurch geſchieht, indem man mit der halben großen Axe (alſo mit H G) von J aus einen Bogen ſchlägt, der die Linie G G' in K und K' ſchneidet und die Brennpunkte an- giebt. Alsdann nimmt man eine Schnur von der ganzen Länge der Spannweite G G' und befeſtigt ihre beiden Enden in den Brenn- punkten K K'. Beim Anſpannen der Schnur beſchreibt man mit einem Bleiſtift die Ellipſe G J L G'. Der Lehrbogen ſelbſt wird verſchiedenartig conſtruirt; bei kleiner Spannweite legt man einige Bretter nebeneinander, die von Leiſten [Abbildung Fig. 223.] zuſammengehalten werden, wie die Fig. 225, 229 u. 230 veranſchaulichen. Große Lehrbögen be- ſtehen aus mehreren Bohlenlagen, die ſich gegen- ſeitig abſpreizen (Fig. 222 u. 232). Das Brett F F' (Fig. 222) hält den Lehrbogen unten, und J H desgleichen in der Mitte. Für flache Seg- mentbögen genügt ein einziges Brett (Fig. 223), welches der Bogenweite M N und der Pfeil- höhe Q R entſprechend ausgeſchnitten wird. P N iſt der Radius des Stichbogens. In der Regel macht man die Länge des Radius gleich der Bogen- weite, alſo P N = M N, ſodann beträgt der Winkel M P N = 60°, und die Pfeilhöhe Q R mißt ein ⅛ der Spannweite (⅛ M N). a) Die Bögen aus Ziegeln. Der Verband der Gurtbögen ohne Fenſter- und Thüran- ſchlag iſt ganz ebenſo wie der, der rechteckigen Pfeiler, und verweiſen wir auf die dort gegebenen Beiſpiele (Fig. 55 A—O). Da dieſe Verbände für 1½ Stein breite Bögen viel Bruch geben, pflegt man häufig (in Oeſterreich immer) die nebenſtehenden Verbände zu wählen [Abbildung Fig. 224 A—B.] (Fig. 224 A—B), welche zwar nicht ganz correkt ſind, da theilweiſe Fuge auf Fuge trifft, jedoch in Anbetracht, daß der Mörtel ohnehin

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/244
Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/244>, abgerufen am 22.12.2024.