Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.Die Dachgerüste. Wie wir bereits erwähnten, sind bei liegenden Stühlen die Drempelstrenben unnöthig (siehe Fig. 288), indem die schrägen Stuhlsäulen gleichzeitig als Drempelstreben dienen. Eine Gerüstart für eine Spannweite von mindestens 12--14m giebt Fig. 308; dieselbe wurde nach dem Hänge- und Sprengewerksprincip ausgebildet und enthält in dem oberen Theil des Daches ein Hängewerk, dessen Streben bis auf die Knie- wand reichen, und sowohl von Sprengstreben unterstützt, als auch von Zangenhölzern gehalten werden. Die Vortheile dieses Daches beruhen in der freien Ausbildung des Dachraumes und in der Nichtbelastung der Deckenbalken. Eine Konstruction ganz besonderer Art erkennen wir in Fig. 309; dieselbe eignet sich besonders für österreichische Dach- [Abbildung]
Fig. 309. gerüste und wird aus Bockstreben zusammengesetzt, welche in den ent-gegengesetzten Richtungen zu einander stehen, alsdann die Fette tra- gen und die Drempelzange halten. Dieses Bockgerüst kann entweder auf ganz durchgehenden Bundtramen oder auf Gerüstschwellen s ruhen, und besitzt in beiden Fällen eine bedeutende Solidität. Die Dachbreite ergiebt sich aus den freiliegenden Enden: l = Satteldächer mit ungleichen Dachneigungen oder mit ungleich- großen Dachflächen kommen vor: Erstens: wenn die Langwände ungleich hoch sind, zweitens: wenn der Dachforst nicht in der Mitte des Gebäudes liegt. Die Dachgerüſte. Wie wir bereits erwähnten, ſind bei liegenden Stühlen die Drempelſtrenben unnöthig (ſiehe Fig. 288), indem die ſchrägen Stuhlſäulen gleichzeitig als Drempelſtreben dienen. Eine Gerüſtart für eine Spannweite von mindeſtens 12—14m giebt Fig. 308; dieſelbe wurde nach dem Hänge- und Sprengewerksprincip ausgebildet und enthält in dem oberen Theil des Daches ein Hängewerk, deſſen Streben bis auf die Knie- wand reichen, und ſowohl von Sprengſtreben unterſtützt, als auch von Zangenhölzern gehalten werden. Die Vortheile dieſes Daches beruhen in der freien Ausbildung des Dachraumes und in der Nichtbelaſtung der Deckenbalken. Eine Konſtruction ganz beſonderer Art erkennen wir in Fig. 309; dieſelbe eignet ſich beſonders für öſterreichiſche Dach- [Abbildung]
Fig. 309. gerüſte und wird aus Bockſtreben zuſammengeſetzt, welche in den ent-gegengeſetzten Richtungen zu einander ſtehen, alsdann die Fette tra- gen und die Drempelzange halten. Dieſes Bockgerüſt kann entweder auf ganz durchgehenden Bundtramen oder auf Gerüſtſchwellen s ruhen, und beſitzt in beiden Fällen eine bedeutende Solidität. Die Dachbreite ergiebt ſich aus den freiliegenden Enden: l = Satteldächer mit ungleichen Dachneigungen oder mit ungleich- großen Dachflächen kommen vor: Erſtens: wenn die Langwände ungleich hoch ſind, zweitens: wenn der Dachforſt nicht in der Mitte des Gebäudes liegt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0219" n="270[207]"/><fw place="top" type="header">Die Dachgerüſte.</fw><lb/> Wie wir bereits erwähnten, ſind bei liegenden Stühlen die Drempelſtren<lb/> ben unnöthig (ſiehe Fig. 288), indem die ſchrägen Stuhlſäulen gleichzeitig<lb/> als Drempelſtreben dienen. Eine Gerüſtart für eine Spannweite von<lb/> mindeſtens 12—14<hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">m</hi></hi> giebt Fig. 308; dieſelbe wurde nach dem Hänge-<lb/> und Sprengewerksprincip ausgebildet und enthält in dem oberen<lb/> Theil des Daches ein Hängewerk, deſſen Streben bis auf die Knie-<lb/> wand reichen, und ſowohl von Sprengſtreben unterſtützt, als auch von<lb/> Zangenhölzern gehalten werden. Die Vortheile dieſes Daches beruhen<lb/> in der freien Ausbildung des Dachraumes und in der Nichtbelaſtung<lb/> der Deckenbalken. Eine Konſtruction ganz beſonderer Art erkennen<lb/> wir in Fig. 309; dieſelbe eignet ſich beſonders für öſterreichiſche Dach-<lb/><figure><head>Fig. 309.</head></figure><lb/> gerüſte und wird aus Bockſtreben zuſammengeſetzt, welche in den ent-<lb/> gegengeſetzten Richtungen zu einander ſtehen, alsdann die Fette tra-<lb/> gen und die Drempelzange halten. Dieſes Bockgerüſt kann entweder<lb/> auf ganz durchgehenden Bundtramen oder auf Gerüſtſchwellen <hi rendition="#aq">s</hi> ruhen,<lb/> und beſitzt in beiden Fällen eine bedeutende Solidität.</p><lb/> <p>Die Dachbreite ergiebt ſich aus den freiliegenden Enden: <hi rendition="#aq">l</hi> =<lb/> 4,5—5<hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">m</hi></hi>, <hi rendition="#aq">l''</hi> = 2,5—3,5<hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">m</hi></hi>; bei größerer Länge ordnet man in jedem<lb/> Binder noch einen Spitzbalken (ſiehe Fig. 273) an.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#g">Satteldächer<lb/> mit ungleichen Dachneigungen oder mit ungleich-<lb/> großen Dachflächen</hi> </head><lb/> <p>kommen vor:</p><lb/> <list> <item>Erſtens: wenn die Langwände ungleich hoch ſind,</item><lb/> <item>zweitens: wenn der Dachforſt nicht in der Mitte des Gebäudes liegt.</item> </list><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270[207]/0219]
Die Dachgerüſte.
Wie wir bereits erwähnten, ſind bei liegenden Stühlen die Drempelſtren
ben unnöthig (ſiehe Fig. 288), indem die ſchrägen Stuhlſäulen gleichzeitig
als Drempelſtreben dienen. Eine Gerüſtart für eine Spannweite von
mindeſtens 12—14m giebt Fig. 308; dieſelbe wurde nach dem Hänge-
und Sprengewerksprincip ausgebildet und enthält in dem oberen
Theil des Daches ein Hängewerk, deſſen Streben bis auf die Knie-
wand reichen, und ſowohl von Sprengſtreben unterſtützt, als auch von
Zangenhölzern gehalten werden. Die Vortheile dieſes Daches beruhen
in der freien Ausbildung des Dachraumes und in der Nichtbelaſtung
der Deckenbalken. Eine Konſtruction ganz beſonderer Art erkennen
wir in Fig. 309; dieſelbe eignet ſich beſonders für öſterreichiſche Dach-
[Abbildung Fig. 309.]
gerüſte und wird aus Bockſtreben zuſammengeſetzt, welche in den ent-
gegengeſetzten Richtungen zu einander ſtehen, alsdann die Fette tra-
gen und die Drempelzange halten. Dieſes Bockgerüſt kann entweder
auf ganz durchgehenden Bundtramen oder auf Gerüſtſchwellen s ruhen,
und beſitzt in beiden Fällen eine bedeutende Solidität.
Die Dachbreite ergiebt ſich aus den freiliegenden Enden: l =
4,5—5m, l'' = 2,5—3,5m; bei größerer Länge ordnet man in jedem
Binder noch einen Spitzbalken (ſiehe Fig. 273) an.
Satteldächer
mit ungleichen Dachneigungen oder mit ungleich-
großen Dachflächen
kommen vor:
Erſtens: wenn die Langwände ungleich hoch ſind,
zweitens: wenn der Dachforſt nicht in der Mitte des Gebäudes liegt.
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