Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 4 Sanct Vit bringt die Fliegen mit. - Blum, 108; Henisch, 1146, 68; Simrock, 10976; Boebel, 29. Um die Zeit, wo der Namenstag des heiligen Vitus (15./27. Juni) einfällt, finden sich die Fliegen sehr zahlreich ein. Lat.: Vitus et Lucia sunt duo solstitia. (Sutor, 992.) 5 Sanct Vitus hat den längsten Tag, Lucia (13. Dec.) die längste Nacht vermag. Dän.: St. Vitus laengste dag opgaaer; og lucia laengst nat formaaer. (Prov. dan., 104.) 6 Sünte Vit ändert sek de Tid, da dreit sek de Blad up'n Bome. (S. Johannistag 3.) - Schambach, II, 650; für Schlesien: Boebel, 30. 7 Um Viti kommen die Fliegen selb neun. - Simrock, 10977. 8 Veit is Hoaber Wassen Teit1. (Seehausen.) - Firmenich, III, 123, 10. Die Zeit des Haferwachsens. 9 Vit is Soatseien Zeit. (Oschersleben.) - Boebel, 30. Zeit für die Sommersaat. 10 Vite ist's Gras reipe. (Brandenburg.) - Boebel, 29. 11 Vitus spricht: sä' Lein oder lass es gar sein. (Görlitz.) - Boebel, 30. 12 Wenn's an Vitus regnet fein, soll das Jahr gar fruchtbar sein. (Wehlau.) - Boebel, 30. Dagegen heisst es bei Coler (69b): "Am Tage Veits gut Wetter, soll die Gerste wol gerathen, sagen die Bawern in jhrer Practica." Und: "Wenns am Tag Vits regnet, so bekommt die Gerste gemeiniglich einen Anfall." 13 Wenn's um Viti regnet, so ist das Land mit Früchten gesegnet. (Luzern.) Vitustag. Sau asse Veitusdag sek helt, sau is de ganze Herwest bestelt. - Schambach, II, 647. Nach dem Veitstage (15. Juni) charakterisirt man in Hannover nach diesem Ausspruch die Herbstwitterung. In andern Gegenden ist ein anderer Tag massgebend; für Münsterland z. B. der Bartholomäustag (24. Aug.). (S. Bartholomäus 4, 7 u. 8.) Viv. * He is so wif1 as de Lüning (Sperling) up de Achterdöre (Hinterthür). (Ostfries.) - Frommann, V, 523, 559; Bueren, 667. 1) Lebhaft, aufgeweckt; pfiffig, schlau; das lateinische vivus, französisch vif. Vivat. 1 Vivat, es lebe dat, was Eva hat unter ihrem Feigenblatt. (Jerrentowitz.) Trinkspruch. 2 Vivat, wer e steiwen hat! Wer e schlapp hat, dem schött de Hund wat. (Königsberg.) Cynisch, aber in Königsberg unter den Handwerkern, auch beim Antrinken sehr gebräuchlich. *3 Vivat der König! Redensart beim Kartenspiel, wenn der König gestochen wird. (S. Herz, Kreuz, Pikas und Respect.) Vivis. * Me muess aliwiil öppis im Vivis (Vorrath) b'halten. - Sutermeister, 149. Vlämisch. * 'T is ol verloren Vlaemsch, en de Waels (Wallonen) h'en 't zo nodig. (Franz. Flandern.) - Firmenich, III, 698, 57. Vliessingen. Vliessingen ist der Schlüssel zu Niederland. - Hesekiel, 56. Vobis. * Einem einen scharffen (spitzigen) Vobis geben. D. i. "ein Repliken". (Mathesy, 188a.) Vocabel. Vocabeln liebt er nicht zu schnabeln. Vocativus. *1 Dos ist a rechter Vocativ. (Ulm.) *2 Er ist ein schlauer (schlimmer) Vocativus. - Trutz Simplex; Utopia, 1670, S. 143; Lohrengel, I, 176. "Da kam der schlaue Vocativus auf einen andern Schlag." (Simplic., III, 83.) Vogel. 1 A Foglar diar so eder sjong, gung a Kater iar inj aauer a dik me (wegh me üüb a Dai). (Amrum.) - Haupt, VIII, 351, 19. Die Vögel, die so früh singen, mit denen geht die Katze über den Deich (am Tage weg). [Spaltenumbruch] 2 A grosser Vogel braucht a gross Nest. (Neresheim.) 3 A Vogel ei der Hand ies besser as zehn uff'm Dache, sagte Hans, als er Nachbars Tauben sitzen sah, und einen Molkendieb in der Hand hatte. 4 Alle Vogel haben Flügel, und doch kann nicht jeder so hoch fliegen wie der Adler. Dän.: Alle fugl har feyr og vinger, men kunne dog ei flyve sau höyt som örnen. (Prov. dan., 206.) 5 Alle Vögel schreien; wenn aber die Eule schreit, so ist's ein Unglücksvogel. (Surinam.) Um jemand zu sagen: Du bist und bleibst ein böser Mensch, auch wenn du dich unter die guten mischest. Auch: Wer einmal in einem bösen Rufe steht, dem wird alles zum Bösen ausgelegt; oder: ich mag reden und thun, was ich will, es wird mir alles übel genommen. 6 Als der Vogel ist, also singt er. - Hofmann, 34, 99. 7 Alte Vögel fängt man nicht mit neuen Netzen. - Winckler, VII, 72. Engl.: Old birds are not caught with chaff. (Gaal, 1651.) 8 Alte Vögel halten ihre Federn fest. Holl.: Hoe ouder de vogel wordt, hoe nooder uit de veren. (Harrebomee, II, 401a.) 9 Alte Vögel lassen sich nicht gern berupffen. - Lehmann, 10, 68. 10 Alte Vögel seind schwerlich zu berupffen. - Lehmann, 251, 21; Simrock, 11008; Lohrengel, I, 43. Alte Leute sind karg. Holl.: Is de Vogel oud, hy will niet uit de Veeren. Lat.: Avaris aegre numos extorqueas. 11 Alte Vögel sind nicht leicht zu fangen. Holl.: Oude vogels zijn zoo ligt niet te vangen. (Harrebomee, II, 401b.) 12 Alte Vögel werden nicht mit Spreu gefangen. 13 Alten Vögeln ist bös Netz stellen. Holl.: Hi sprect sijn net voor enn olden craen. (Tunn., 15, 2.) Lat.: Expertique senes capiuntur raro volucres. (Fallersleben, 417.) 14 Alter Vogel, steifer Kogel. - Eiselein, 622; Simrock, 11007. Lat.: Mollia sunt juvenum cunctarum nostra volucrum. 15 An iargan Vöggal skal a Neab uf. - Johansen, 32. Einem argen Vogel soll der Schnabel ab. 16 An slachten Föggel, thiar sin anj Neast egh onnerhoal kaan. (Nordfries.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 5, 70. Ein schlechter Vogel, der sein eigenes Nest nicht unterhalten kann. 17 Auch an den Vögeln merkt man es, je kleiner, je ärger. 18 Auch kluge Vögel werden gefangen. Der Schlaueste geht zuweilen ins Garn. Frz.: Les plus huppes y sont pris. 19 Bei Vögeln, Waffen, Frauen und Hunden sind an eine Freude zehn Aerger gebunden. Holl.: Van vogelen, honden, wapenen en vrouwen, voor eene vreugd wel duizend rouwen. (Harrebomee, II, 401b.) 20 Bekompt einer nicht den Vogel, so bekompt einer doch eine Feder davon. - Lehmann, 62, 3. Dän.: Faaer man ei fuglen, man faaer vel en feder af ham. (Prov. dan., 208.) 21 Besser ein freier Vogel, als ein gefangener König. - Graf, 41, 124. Isl.: Betra er adh vera fri fugl enn fanginn kongr. (Jonssyni, 47.) 22 Besser ein Vogel auf kahler Mauer, als gefangen im goldnen Bauer. It.: E meglio d'esser ucel di campagna, che di gabbia. (Pazzaglia, 386, 4.) 23 Besser ein Vogel im Bawer (Korbe), dann tausent in der lufft. - Petri, II, 36; Henisch, 209, 41. Bei Tunnicius (248): Beter ein vogel in dem korve dan dusent in der lucht. (Sola avis in cavea melior quam mille volantes.) 24 Besser ein Vogel im Netz, als hundert fliegende in der Weite. - Simrock, 10982. 25 Besser ein Vogel in der Hand, als zehn über Land (am Strand). - Blum, 466; Gaal, 1631; Siebenkees, 296; Pistor., VIII, 64; Steiger, 339; Simrock, 10981; für Eifel: Schmitz, 184, 27; für Waldeck: Curtze, 332, 217; Firmenich, I, 325, 19. [Spaltenumbruch] 4 Sanct Vit bringt die Fliegen mit. – Blum, 108; Henisch, 1146, 68; Simrock, 10976; Boebel, 29. 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4 Sanct Vit bringt die Fliegen mit. – Blum, 108; Henisch, 1146, 68; Simrock, 10976; Boebel, 29.
Um die Zeit, wo der Namenstag des heiligen Vitus (15./27. Juni) einfällt, finden sich die Fliegen sehr zahlreich ein.
Lat.: Vitus et Lucia sunt duo solstitia. (Sutor, 992.)
5 Sanct Vitus hat den längsten Tag, Lucia (13. Dec.) die längste Nacht vermag.
Dän.: St. Vitus længste dag opgaaer; og lucia længst nat formaaer. (Prov. dan., 104.)
6 Sünte Vit ändert sek de Tid, da dreit sek de Blad up'n Bôme. (S. Johannistag 3.) – Schambach, II, 650; für Schlesien: Boebel, 30.
7 Um Viti kommen die Fliegen selb neun. – Simrock, 10977.
8 Vît is Hoaber Wassen Tît1. (Seehausen.) – Firmenich, III, 123, 10.
Die Zeit des Haferwachsens.
9 Vit is Soatseien Zît. (Oschersleben.) – Boebel, 30.
Zeit für die Sommersaat.
10 Vite ist's Gras rîpe. (Brandenburg.) – Boebel, 29.
11 Vitus spricht: sä' Lein oder lass es gar sein. (Görlitz.) – Boebel, 30.
12 Wenn's an Vitus regnet fein, soll das Jahr gar fruchtbar sein. (Wehlau.) – Boebel, 30.
Dagegen heisst es bei Coler (69b): „Am Tage Veits gut Wetter, soll die Gerste wol gerathen, sagen die Bawern in jhrer Practica.“ Und: „Wenns am Tag Vits regnet, so bekommt die Gerste gemeiniglich einen Anfall.“
13 Wenn's um Viti regnet, so ist das Land mit Früchten gesegnet. (Luzern.)
Vitustag.
Sau asse Vîtusdag sek helt, sau is de ganze Herwest bestelt. – Schambach, II, 647.
Nach dem Veitstage (15. Juni) charakterisirt man in Hannover nach diesem Ausspruch die Herbstwitterung. In andern Gegenden ist ein anderer Tag massgebend; für Münsterland z. B. der Bartholomäustag (24. Aug.). (S. Bartholomäus 4, 7 u. 8.)
Viv.
* He is so wif1 as de Lüning (Sperling) up de Achterdöre (Hinterthür). (Ostfries.) – Frommann, V, 523, 559; Bueren, 667.
1) Lebhaft, aufgeweckt; pfiffig, schlau; das lateinische vivus, französisch vif.
Vivat.
1 Vivat, es lebe dat, was Eva hat unter ihrem Feigenblatt. (Jerrentowitz.)
Trinkspruch.
2 Vivat, wer e stîwen hat! Wer e schlapp hat, dem schött de Hund wat. (Königsberg.)
Cynisch, aber in Königsberg unter den Handwerkern, auch beim Antrinken sehr gebräuchlich.
*3 Vivat der König!
Redensart beim Kartenspiel, wenn der König gestochen wird. (S. Herz, Kreuz, Pikas und Respect.)
Vivis.
* Me muess aliwiil öppis im Vivis (Vorrath) b'halten. – Sutermeister, 149.
Vlämisch.
* 'T is ol verlôren Vlaemsch, en de Waels (Wallonen) h'en 't zô nôdig. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 57.
Vliessingen.
Vliessingen ist der Schlüssel zu Niederland. – Hesekiel, 56.
Vobis.
* Einem einen scharffen (spitzigen) Vobis geben.
D. i. „ein Repliken“. (Mathesy, 188a.)
Vocabel.
Vocabeln liebt er nicht zu schnabeln.
Vocativus.
*1 Dos ist a rechter Vocativ. (Ulm.)
*2 Er ist ein schlauer (schlimmer) Vocativus. – Trutz Simplex; Utopia, 1670, S. 143; Lohrengel, I, 176.
„Da kam der schlaue Vocativus auf einen andern Schlag.“ (Simplic., III, 83.)
Vogel.
1 A Fôglar diar so êder sjong, gung a Kâter iar inj aauer a dik me (wegh me üüb a Dâi). (Amrum.) – Haupt, VIII, 351, 19.
Die Vögel, die so früh singen, mit denen geht die Katze über den Deich (am Tage weg).
2 A grosser Vogel braucht a gross Nest. (Neresheim.)
3 A Vogel ei der Hand ies besser as zehn uff'm Dache, sagte Hans, als er Nachbars Tauben sitzen sah, und einen Molkendieb in der Hand hatte.
4 Alle Vôgel haben Flügel, und doch kann nicht jeder so hoch fliegen wie der Adler.
Dän.: Alle fugl har feyr og vinger, men kunne dog ei flyve sau høyt som ørnen. (Prov. dan., 206.)
5 Alle Vögel schreien; wenn aber die Eule schreit, so ist's ein Unglücksvogel. (Surinam.)
Um jemand zu sagen: Du bist und bleibst ein böser Mensch, auch wenn du dich unter die guten mischest. Auch: Wer einmal in einem bösen Rufe steht, dem wird alles zum Bösen ausgelegt; oder: ich mag reden und thun, was ich will, es wird mir alles übel genommen.
6 Als der Vogel ist, also singt er. – Hofmann, 34, 99.
7 Alte Vögel fängt man nicht mit neuen Netzen. – Winckler, VII, 72.
Engl.: Old birds are not caught with chaff. (Gaal, 1651.)
8 Alte Vögel halten ihre Federn fest.
Holl.: Hoe ouder de vogel wordt, hoe nooder uit de veren. (Harrebomée, II, 401a.)
9 Alte Vögel lassen sich nicht gern berupffen. – Lehmann, 10, 68.
10 Alte Vögel seind schwerlich zu berupffen. – Lehmann, 251, 21; Simrock, 11008; Lohrengel, I, 43.
Alte Leute sind karg.
Holl.: Is de Vogel oud, hy will niet uit de Veeren.
Lat.: Avaris aegre numos extorqueas.
11 Alte Vögel sind nicht leicht zu fangen.
Holl.: Oude vogels zijn zoo ligt niet te vangen. (Harrebomée, II, 401b.)
12 Alte Vögel werden nicht mit Spreu gefangen.
13 Alten Vögeln ist bös Netz stellen.
Holl.: Hi sprect sijn net voor enn olden craen. (Tunn., 15, 2.)
Lat.: Expertique senes capiuntur raro volucres. (Fallersleben, 417.)
14 Alter Vogel, steifer Kogel. – Eiselein, 622; Simrock, 11007.
Lat.: Mollia sunt juvenum cunctarum nostra volucrum.
15 An iargan Vöggal skal a Neab uf. – Johansen, 32.
Einem argen Vogel soll der Schnabel ab.
16 An slachten Föggel, thiar sin anj Neast egh onnerhoal kaan. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 5, 70.
Ein schlechter Vogel, der sein eigenes Nest nicht unterhalten kann.
17 Auch an den Vögeln merkt man es, je kleiner, je ärger.
18 Auch kluge Vögel werden gefangen.
Der Schlaueste geht zuweilen ins Garn.
Frz.: Les plus huppés y sont pris.
19 Bei Vögeln, Waffen, Frauen und Hunden sind an eine Freude zehn Aerger gebunden.
Holl.: Van vogelen, honden, wapenen en vrouwen, voor ééne vreugd wel duizend rouwen. (Harrebomée, II, 401b.)
20 Bekompt einer nicht den Vogel, so bekompt einer doch eine Feder davon. – Lehmann, 62, 3.
Dän.: Faaer man ei fuglen, man faaer vel en feder af ham. (Prov. dan., 208.)
21 Besser ein freier Vogel, als ein gefangener König. – Graf, 41, 124.
Isl.: Betra er adh vera fri fugl enn fanginn kongr. (Jonssyni, 47.)
22 Besser ein Vogel auf kahler Mauer, als gefangen im goldnen Bauer.
It.: E meglio d'esser ucel di campagna, chè di gabbia. (Pazzaglia, 386, 4.)
23 Besser ein Vogel im Bawer (Korbe), dann tausent in der lufft. – Petri, II, 36; Henisch, 209, 41.
Bei Tunnicius (248): Beter ein vogel in dem korve dan dusent in der lucht. (Sola avis in cavea melior quam mille volantes.)
24 Besser ein Vogel im Netz, als hundert fliegende in der Weite. – Simrock, 10982.
25 Besser ein Vogel in der Hand, als zehn über Land (am Strand). – Blum, 466; Gaal, 1631; Siebenkees, 296; Pistor., VIII, 64; Steiger, 339; Simrock, 10981; für Eifel: Schmitz, 184, 27; für Waldeck: Curtze, 332, 217; Firmenich, I, 325, 19.
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