Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 28 Man verliert mit Schwänken, was man gewann mit Ränken. - Simrock, 5303. 29 Man verliert viel, um ein Narr zu sein. 30 Mancher verliert, wenn er gewinnt, und mancher gewinnt, wenn er verliert. Dän.: Man feiler tit til nytte, og rammer til skade. (Prov. dan., 163.) 31 Um alles zu verlieren, bedarf es nur eines gefährlichen Schlags. 32 Verliere dein Gut, nur nicht den Muth. - Müller, 45, 1. Lat.: Omnia si perdas, te solum perdere noli. 33 Verlieren ist gut vor lachen. - Lehmann, 793, 8. Schwed.: Tapa är gott för löye. (Grubb, 794.) 34 Verlieren ist leichter als finden. (Wend. Lausitz.) 35 Verlieren ist leichter als gewinnen und verwunden leichter als heilen. 36 Verlierst du eine Schanze, so habe auf die andere Acht. 37 Verliert die Magd einmal ihre Ehr', so erhält sie sie nimmermehr. 38 Verliert man die Schuhe, so behält man doch die Füsse. 39 Verloren ist verloren. 40 Verloren ist, wer sich verloren gibt. 41 Viel verlieren und wenig gewinnen, macht den Handel bald zerrinnen. Holl.: Veel verliezen en niet vooruit gaan brengt den kramer naar het gasthuis. (Harrebomee, I, 448b.) 42 Was einer kan verlieren, das sol er nicht für sein eigen achten. - Petri, II, 543; Lehmann, 793, 3. Bei Tunnicius (1118): Dat men vorleisen mach, sal men nicht holden vor syn eigen. (Nil proprium ducas, quod mox discedere possit.) 43 Was man verloren hat, muss man Gott und dem Winde zum Ersatz überlassen. Lat.: Refert rapta deo soluendo (solvenda) referre vel euro. (Reuterdahl, 860.) Schwed.: Sompt gaeller gudh ok sompt östanwedher. (Reuterdahl, 860.) 44 Was verlohren, muss man wider suchen. - Lehmann, 793, 15. 45 Was verloren ist, kann man nicht zurück weinen. Böhm.: Co straeno, mudrovanim se nevrati. (Celakovsky, 192.) Poln.: Niewzkrzesi racya zguby. (Celakovsky, 192.) 46 Wenn wir etwas verloren, wissen wir erst, was es werth gewesen ist. Lat.: Tum denique omnes nostra intelligimus bona, cum, quae in potestate habuimus, ea amisimus. (Seybold, 611; Schonheim, T, 16.) - Tunc intelligimus, quae habuimus cum amisimus. (Sutor, 652.) 47 Wer etwas verlohren hat, der hat kein besser Recept als das vergessen. - Lehmann, 793, 16. Lat.: Perisse quod vides, id ducas perditum. (Lehmann, 793, 16.) 48 Wer nicht gern verlieren will, muss recht Achtung geben auff das Spiel. - Gruter, III, 109; Lehmann, II, 868, 24 u. 875, 214; Simrock, 9728. 49 Wer nicht verlieren will, der spiele nicht. - Simrock, 10576; Körte, 6251. 50 Wer nicht zu verlieren weiss, versteht auch nicht zu gewinnen. It.: Chi non sa perdere, non sa guadagnare. 51 Wer nichts hat zu verlieren, dem kann man nichts entführen. Lat.: His lachrymis vitam damus, et miserescimus ultro. (Sutor, 628.) 52 Wer nichts verlieren kann, der schläft ohne Sorgen. It.: Chi non ha niente da perdere dorme sicuro. (Pazzaglia, 281, 2.) 53 Wer nichts verloren hat, braucht nicht zu suchen. 54 Wer verlieren kann, muss Processe la'n. It.: Chi che perder, fugga le brighe. (Pazzaglia, 281, 3.) 55 Wer verliert, der gewinnt. Der Verlust eines Guts vermehrt unsere Einsicht und Selbstkenntniss; man verliert an Land und gewinnt an Verstand. Dies Wort ist von Eugen Pelletan zum Titel einer kleinen Flugschrift gewählt worden, in der er nachweist, dass Preussen bei Jena, Russland an der Alma und Oesterreich bei Solferino, obgleich geschlagen, gesiegt habe, weil sich von dieser Niederlage ihre innere Wiedergeburt datire. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 449, S. 2501.) [Spaltenumbruch] Frz.: Le bien perdu mieulx on congnoist quon ne faisoit quant on lanoit. Lat.: Amissio boni cognitionem et scientiam auget sui. (Bovill, II, 121.) 56 Wer verliert, sündigt. Frz.: Qui perde, peche. (Lendroy, 1183.) 57 Wo man nichts verloren, da soll man nichts suchen. (Eifel.) 58 Zum Verlieren ist nichts besser als das Vergessen. - Simrock, 10858; Körte2, 6252. *59 A verloirt sich wies Quaksilber. - Gomolcke, 232; Frommann, III, 490, 359. "Schmalhans wird Küchenmeister sein, wenn sein Glück sich wie Quecksilber verlieren wird." (Keller, 145b.) *60 An dem hewwe mir nix verloren un sie nix gewunne'. - Tendlau, 693. Von einem charakterlosen Menschen, der vom Judenthum zum Christenthum übergegangen ist. *61 Dar is nichts verlaren as de slag, de vorbi geit. *62 De is verloren as 'n Jüdenseel. - Kern, 318; Hauskalender, II. Holl.: Zij is meerder verloren dan Judas' ziel. (Harrebomee, I, 367b.) *63 Er het alles verlore, vom Löff'l im Rigel bis uehe zum vierspännige Fuerwerch. - Sutermeister, 98. Rigel = ein gekerbtes, über den Tisch quer an die Wand genageltes Holzstäbchen, in welches nach der Mahlzeit der Löffel gesteckt wird. *64 Er verliert das Brot. Die Mittel seines Bestehens. *65 Er verlöre seinen Arsch, wenn er nicht angewachsen wäre. *66 Es ist verloren als eins juden seel. - Franck, II, 21b; Eiselein, 350; Mayer, I, 91; Simrock, 10878; Körte, 3234; Braun, I, 4740; Lohrengel, II, 480. Ehemals, um einen unersetzbaren Verlust zu bezeichnen. *67 Es verleurt eh einer etwas beym Dantz. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 394. *68 Es verliert sich darin wie eine Laus mehr im Pelz des Juden. *69 'S v'rlaur sich imm'r änn'r am a andan, wi d'r Taif'l d' Jauda hult. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 453. *70 Verloren asse a Lamb, dess der Wulff derwuscht hott. (Schles.) - Palm, 90, 3. Verliess. * Ins Verliess kommen. (Harz.) - Klein, II, 215. Verloren gehen, vergessen werden. Verloben. Es verlobt sich mancher, der nicht Hochzeit macht. Man kommt oft weit in einer Sache und vollführt sie doch nicht. Verlöbniss. Heimlich Verlöbniss stiftet keine Ehe. - Eisenhart, 102; Pistor., I, 191; Estor, I, 347; Eiselein, 618; Hillebrand, 117, 157; Sailer, 251; Graf, 141, 36; Simrock, 10879; Runde, 562; Braun, I, 4739. Unter heimlichem Verlöbniss ist ein ohne Einwilligung der Aeltern und Vorgesetzten geschehenes, überhaupt ein ohne Beobachtung der gesetzlichen Feierlichkeit vollzogenes Eheversprechen gemeint. Das Sprichwort sagt, dass ein solches Verlöbniss von keiner Verbindlichkeit sei, sondern stets wieder aufgehoben werden könne. Verlogen. 1 Verlogen hinten rück ist jetzt ein Meisterstück. - Petri, II, 567. *2 Es ist alls verloga. - Birlinger, 919. Sprichwörtlicher Ausruf, um auszudrücken, dass man etwas nicht glauben will. *3 Es ist verlogen, was er denkt. - Birlinger, 920. Verlorenes. 1 Das Verlorene vergessen ist der grösst vorteil. - Petri, II, 121. 2 Wer um Verlorenes weint, verschwendet seine Thränen. Böhm.: Kdo place pro dobro zmizele, bez oci zustava. (Celakovsky, 192.) Verlöschen. * Er (es) ist verloschen wie Cantors Fackel. - Meisner, 64. [Spaltenumbruch] 28 Man verliert mit Schwänken, was man gewann mit Ränken. – Simrock, 5303. 29 Man verliert viel, um ein Narr zu sein. 30 Mancher verliert, wenn er gewinnt, und mancher gewinnt, wenn er verliert. Dän.: Man feiler tit til nytte, og rammer til skade. (Prov. dan., 163.) 31 Um alles zu verlieren, bedarf es nur eines gefährlichen Schlags. 32 Verliere dein Gut, nur nicht den Muth. – Müller, 45, 1. Lat.: Omnia si perdas, te solum perdere noli. 33 Verlieren ist gut vor lachen. – Lehmann, 793, 8. Schwed.: Tapa är gott för löye. (Grubb, 794.) 34 Verlieren ist leichter als finden. (Wend. Lausitz.) 35 Verlieren ist leichter als gewinnen und verwunden leichter als heilen. 36 Verlierst du eine Schanze, so habe auf die andere Acht. 37 Verliert die Magd einmal ihre Ehr', so erhält sie sie nimmermehr. 38 Verliert man die Schuhe, so behält man doch die Füsse. 39 Verloren ist verloren. 40 Verloren ist, wer sich verloren gibt. 41 Viel verlieren und wenig gewinnen, macht den Handel bald zerrinnen. Holl.: Veel verliezen en niet vooruit gaan brengt den kramer naar het gasthuis. (Harrebomée, I, 448b.) 42 Was einer kan verlieren, das sol er nicht für sein eigen achten. – Petri, II, 543; Lehmann, 793, 3. Bei Tunnicius (1118): Dat men vorleisen mach, sal men nicht holden vor syn eigen. (Nil proprium ducas, quod mox discedere possit.) 43 Was man verloren hat, muss man Gott und dem Winde zum Ersatz überlassen. Lat.: Refert rapta deo soluendo (solvenda) referre vel euro. (Reuterdahl, 860.) Schwed.: Sompt gaeller gudh ok sompt östanwedher. (Reuterdahl, 860.) 44 Was verlohren, muss man wider suchen. – Lehmann, 793, 15. 45 Was verloren ist, kann man nicht zurück weinen. Böhm.: Co straeno, mudrováním se nevrátí. (Čelakovsky, 192.) Poln.: Niewzkrzesi racya zguby. (Čelakovsky, 192.) 46 Wenn wir etwas verloren, wissen wir erst, was es werth gewesen ist. Lat.: Tum denique omnes nostra intelligimus bona, cum, quae in potestate habuimus, ea amisimus. (Seybold, 611; Schonheim, T, 16.) – Tunc intelligimus, quae habuimus cum amisimus. (Sutor, 652.) 47 Wer etwas verlohren hat, der hat kein besser Recept als das vergessen. – Lehmann, 793, 16. Lat.: Perisse quod vides, id ducas perditum. (Lehmann, 793, 16.) 48 Wer nicht gern verlieren will, muss recht Achtung geben auff das Spiel. – Gruter, III, 109; Lehmann, II, 868, 24 u. 875, 214; Simrock, 9728. 49 Wer nicht verlieren will, der spiele nicht. – Simrock, 10576; Körte, 6251. 50 Wer nicht zu verlieren weiss, versteht auch nicht zu gewinnen. It.: Chi non sa perdere, non sa guadagnare. 51 Wer nichts hat zu verlieren, dem kann man nichts entführen. Lat.: His lachrymis vitam damus, et miserescimus ultro. (Sutor, 628.) 52 Wer nichts verlieren kann, der schläft ohne Sorgen. It.: Chi non ha niente da perdere dorme sicuro. (Pazzaglia, 281, 2.) 53 Wer nichts verloren hat, braucht nicht zu suchen. 54 Wer verlieren kann, muss Processe la'n. It.: Chi che perder, fugga le brighe. (Pazzaglia, 281, 3.) 55 Wer verliert, der gewinnt. Der Verlust eines Guts vermehrt unsere Einsicht und Selbstkenntniss; man verliert an Land und gewinnt an Verstand. Dies Wort ist von Eugen Pelletan zum Titel einer kleinen Flugschrift gewählt worden, in der er nachweist, dass Preussen bei Jena, Russland an der Alma und Oesterreich bei Solferino, obgleich geschlagen, gesiegt habe, weil sich von dieser Niederlage ihre innere Wiedergeburt datire. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 449, S. 2501.) [Spaltenumbruch] Frz.: Le bien perdu mieulx on congnoist quon ne faisoit quant on lanoit. Lat.: Amissio boni cognitionem et scientiam auget sui. (Bovill, II, 121.) 56 Wer verliert, sündigt. Frz.: Qui perde, pèche. (Lendroy, 1183.) 57 Wo man nichts verloren, da soll man nichts suchen. (Eifel.) 58 Zum Verlieren ist nichts besser als das Vergessen. – Simrock, 10858; Körte2, 6252. *59 A verloirt sich wies Quaksilber. – Gomolcke, 232; Frommann, III, 490, 359. „Schmalhans wird Küchenmeister sein, wenn sein Glück sich wie Quecksilber verlieren wird.“ (Keller, 145b.) *60 An dem hewwe mir nix verloren un sie nix gewunne'. – Tendlau, 693. Von einem charakterlosen Menschen, der vom Judenthum zum Christenthum übergegangen ist. *61 Dar is nichts verlaren as de slag, de vorbi geit. *62 De is verloren as 'n Jüdenseel. – Kern, 318; Hauskalender, II. Holl.: Zij is meerder verloren dan Judas' ziel. (Harrebomée, I, 367b.) *63 Er het alles verlore, vom Löff'l im Rigel bis uehe zum vierspännige Fuerwerch. – Sutermeister, 98. Rigel = ein gekerbtes, über den Tisch quer an die Wand genageltes Holzstäbchen, in welches nach der Mahlzeit der Löffel gesteckt wird. *64 Er verliert das Brot. Die Mittel seines Bestehens. *65 Er verlöre seinen Arsch, wenn er nicht angewachsen wäre. *66 Es ist verloren als eins juden seel. – Franck, II, 21b; Eiselein, 350; Mayer, I, 91; Simrock, 10878; Körte, 3234; Braun, I, 4740; Lohrengel, II, 480. Ehemals, um einen unersetzbaren Verlust zu bezeichnen. *67 Es verleurt eh einer etwas beym Dantz. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 394. *68 Es verliert sich darin wie eine Laus mehr im Pelz des Juden. *69 'S v'rlûr sich imm'r änn'r am a andan, wi d'r Taif'l d' Jûda hult. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 453. *70 Verloren asse a Lamb, dess der Wulff derwuscht hott. (Schles.) – Palm, 90, 3. Verliess. * Ins Verliess kommen. (Harz.) – Klein, II, 215. Verloren gehen, vergessen werden. Verloben. Es verlobt sich mancher, der nicht Hochzeit macht. Man kommt oft weit in einer Sache und vollführt sie doch nicht. Verlöbniss. Heimlich Verlöbniss stiftet keine Ehe. – Eisenhart, 102; Pistor., I, 191; Estor, I, 347; Eiselein, 618; Hillebrand, 117, 157; Sailer, 251; Graf, 141, 36; Simrock, 10879; Runde, 562; Braun, I, 4739. Unter heimlichem Verlöbniss ist ein ohne Einwilligung der Aeltern und Vorgesetzten geschehenes, überhaupt ein ohne Beobachtung der gesetzlichen Feierlichkeit vollzogenes Eheversprechen gemeint. Das Sprichwort sagt, dass ein solches Verlöbniss von keiner Verbindlichkeit sei, sondern stets wieder aufgehoben werden könne. Verlogen. 1 Verlogen hinten rück ist jetzt ein Meisterstück. – Petri, II, 567. *2 Es ist alls verloga. – Birlinger, 919. Sprichwörtlicher Ausruf, um auszudrücken, dass man etwas nicht glauben will. *3 Es ist verlogen, was er denkt. – Birlinger, 920. Verlorenes. 1 Das Verlorene vergessen ist der grösst vorteil. – Petri, II, 121. 2 Wer um Verlorenes weint, verschwendet seine Thränen. Böhm.: Kdo pláče pro dobro zmizelĕ, bez ocí zůstává. (Čelakovsky, 192.) Verlöschen. * Er (es) ist verloschen wie Cantors Fackel. – Meisner, 64. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0790" n="[784]"/><cb n="1567"/> 28 Man verliert mit Schwänken, was man gewann mit Ränken.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 5303.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">29 Man verliert viel, um ein Narr zu sein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Mancher verliert, wenn er gewinnt, und mancher gewinnt, wenn er verliert.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man feiler tit til nytte, og rammer til skade. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 163.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">31 Um alles zu verlieren, bedarf es nur eines gefährlichen Schlags.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Verliere dein Gut, nur nicht den Muth.</hi> – <hi rendition="#i">Müller, 45, 1.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Omnia si perdas, te solum perdere noli.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Verlieren ist gut vor lachen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 793, 8.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Tapa är gott för löye. (<hi rendition="#i">Grubb, 794.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Verlieren ist leichter als finden.</hi> (<hi rendition="#i">Wend. Lausitz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">35 Verlieren ist leichter als gewinnen und verwunden leichter als heilen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Verlierst du eine Schanze, so habe auf die andere Acht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">37 Verliert die Magd einmal ihre Ehr', so erhält sie sie nimmermehr.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">38 Verliert man die Schuhe, so behält man doch die Füsse.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">39 Verloren ist verloren.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">40 Verloren ist, wer sich verloren gibt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">41 Viel verlieren und wenig gewinnen, macht den Handel bald zerrinnen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Veel verliezen en niet vooruit gaan brengt den kramer naar het gasthuis. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 448<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">42 Was einer kan verlieren, das sol er nicht für sein eigen achten.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 543; Lehmann, 793, 3.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (1118)</hi>: Dat men vorleisen mach, sal men nicht holden vor syn eigen. (Nil proprium ducas, quod mox discedere possit.)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">43 Was man verloren hat, muss man Gott und dem Winde zum Ersatz überlassen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Refert rapta deo soluendo (solvenda) referre vel euro. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 860.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Sompt gaeller gudh ok sompt östanwedher. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 860.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">44 Was verlohren, muss man wider suchen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 793, 15.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">45 Was verloren ist, kann man nicht zurück weinen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Co straeno, mudrováním se nevrátí. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 192.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Niewzkrzesi racya zguby. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 192.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">46 Wenn wir etwas verloren, wissen wir erst, was es werth gewesen ist.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tum denique omnes nostra intelligimus bona, cum, quae in potestate habuimus, ea amisimus. (<hi rendition="#i">Seybold, 611; Schonheim, T, 16.</hi>) – Tunc intelligimus, quae habuimus cum amisimus. (<hi rendition="#i">Sutor, 652.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">47 Wer etwas verlohren hat, der hat kein besser Recept als das vergessen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 793, 16.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Perisse quod vides, id ducas perditum. (<hi rendition="#i">Lehmann, 793, 16.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">48 Wer nicht gern verlieren will, muss recht Achtung geben auff das Spiel.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 109; Lehmann, II, 868, 24 u. 875, 214; Simrock, 9728.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">49 Wer nicht verlieren will, der spiele nicht.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 10576; Körte, 6251.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">50 Wer nicht zu verlieren weiss, versteht auch nicht zu gewinnen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi non sa perdere, non sa guadagnare.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">51 Wer nichts hat zu verlieren, dem kann man nichts entführen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: His lachrymis vitam damus, et miserescimus ultro. (<hi rendition="#i">Sutor, 628.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">52 Wer nichts verlieren kann, der schläft ohne Sorgen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi non ha niente da perdere dorme sicuro. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 281, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">53 Wer nichts verloren hat, braucht nicht zu suchen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">54 Wer verlieren kann, muss Processe la'n.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi che perder, fugga le brighe. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 281, 3.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">55 Wer verliert, der gewinnt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Der Verlust eines Guts vermehrt unsere Einsicht und Selbstkenntniss; man verliert an Land und gewinnt an Verstand. Dies Wort ist von <hi rendition="#i">Eugen Pelletan</hi> zum Titel einer kleinen Flugschrift gewählt worden, in der er nachweist, dass Preussen bei Jena, Russland an der Alma und Oesterreich bei Solferino, obgleich geschlagen, gesiegt habe, weil sich von dieser Niederlage ihre innere Wiedergeburt datire. (Vgl. <hi rendition="#i">Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 449, S. 2501.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i"><cb n="1568"/> Frz.</hi>: Le bien perdu mieulx on congnoist quon ne faisoit quant on lanoit.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Amissio boni cognitionem et scientiam auget sui. (<hi rendition="#i">Bovill, II, 121.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">56 Wer verliert, sündigt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui perde, pèche. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1183.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">57 Wo man nichts verloren, da soll man nichts suchen.</hi> (<hi rendition="#i">Eifel.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">58 Zum Verlieren ist nichts besser als das Vergessen.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 10858; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 6252.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*59 A verloirt sich wies Quaksilber.</hi> – <hi rendition="#i">Gomolcke, 232; Frommann, III, 490, 359.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Schmalhans wird Küchenmeister sein, wenn sein Glück sich wie Quecksilber verlieren wird.“ (<hi rendition="#i">Keller, 145<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*60 An dem hewwe mir nix verloren un sie nix gewunne'.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 693.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von einem charakterlosen Menschen, der vom Judenthum zum Christenthum übergegangen ist.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*61 Dar is nichts verlaren as de slag, de vorbi geit.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*62 De is verloren as 'n Jüdenseel.</hi> – <hi rendition="#i">Kern, 318; Hauskalender, II.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zij is meerder verloren dan Judas' ziel. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 367<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*63 Er het alles verlore, vom Löff'l im Rigel bis uehe zum vierspännige Fuerwerch.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 98.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Rigel = ein gekerbtes, über den Tisch quer an die Wand genageltes Holzstäbchen, in welches nach der Mahlzeit der Löffel gesteckt wird.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*64 Er verliert das Brot.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Mittel seines Bestehens.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*65 Er verlöre seinen Arsch, wenn er nicht angewachsen wäre.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*66 Es ist verloren als eins juden seel.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 21<hi rendition="#sup">b;</hi> Eiselein, 350; Mayer, I, 91; Simrock, 10878; Körte, 3234; Braun, I, 4740; Lohrengel, II, 480.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ehemals, um einen unersetzbaren Verlust zu bezeichnen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*67 Es verleurt eh einer etwas beym Dantz.</hi> – <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 394.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*68 Es verliert sich darin wie eine Laus mehr im Pelz des Juden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*69 'S v'rlûr sich imm'r änn'r am a andan, wi d'r Taif'l d' Jûda hult.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr.-Schles.</hi>) – <hi rendition="#i">Peter, 453.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*70 Verloren asse a Lamb, dess der Wulff derwuscht hott.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) – <hi rendition="#i">Palm, 90, 3.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verliess.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ins Verliess kommen.</hi> (<hi rendition="#i">Harz.</hi>) – <hi rendition="#i">Klein, II, 215.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Verloren gehen, vergessen werden.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verloben.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Es verlobt sich mancher, der nicht Hochzeit macht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Man kommt oft weit in einer Sache und vollführt sie doch nicht.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verlöbniss.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Heimlich Verlöbniss stiftet keine Ehe.</hi> – <hi rendition="#i">Eisenhart, 102; Pistor., I, 191; Estor, I, 347; Eiselein, 618; Hillebrand, 117, 157; Sailer, 251; Graf, 141, 36; Simrock, 10879; Runde, 562; Braun, I, 4739.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Unter heimlichem Verlöbniss ist ein ohne Einwilligung der Aeltern und Vorgesetzten geschehenes, überhaupt ein ohne Beobachtung der gesetzlichen Feierlichkeit vollzogenes Eheversprechen gemeint. Das Sprichwort sagt, dass ein solches Verlöbniss von keiner Verbindlichkeit sei, sondern stets wieder aufgehoben werden könne.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verlogen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Verlogen hinten rück ist jetzt ein Meisterstück.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 567.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es ist alls verloga.</hi> – <hi rendition="#i">Birlinger, 919.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sprichwörtlicher Ausruf, um auszudrücken, dass man etwas nicht glauben will.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Es ist verlogen, was er denkt.</hi> – <hi rendition="#i">Birlinger, 920.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verlorenes.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Verlorene vergessen ist der grösst vorteil.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 121.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer um Verlorenes weint, verschwendet seine Thränen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kdo pláče pro dobro zmizelĕ, bez ocí zůstává. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 192.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verlöschen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er (es) ist verloschen wie Cantors Fackel.</hi> – <hi rendition="#i">Meisner, 64.</hi></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[784]/0790]
28 Man verliert mit Schwänken, was man gewann mit Ränken. – Simrock, 5303.
29 Man verliert viel, um ein Narr zu sein.
30 Mancher verliert, wenn er gewinnt, und mancher gewinnt, wenn er verliert.
Dän.: Man feiler tit til nytte, og rammer til skade. (Prov. dan., 163.)
31 Um alles zu verlieren, bedarf es nur eines gefährlichen Schlags.
32 Verliere dein Gut, nur nicht den Muth. – Müller, 45, 1.
Lat.: Omnia si perdas, te solum perdere noli.
33 Verlieren ist gut vor lachen. – Lehmann, 793, 8.
Schwed.: Tapa är gott för löye. (Grubb, 794.)
34 Verlieren ist leichter als finden. (Wend. Lausitz.)
35 Verlieren ist leichter als gewinnen und verwunden leichter als heilen.
36 Verlierst du eine Schanze, so habe auf die andere Acht.
37 Verliert die Magd einmal ihre Ehr', so erhält sie sie nimmermehr.
38 Verliert man die Schuhe, so behält man doch die Füsse.
39 Verloren ist verloren.
40 Verloren ist, wer sich verloren gibt.
41 Viel verlieren und wenig gewinnen, macht den Handel bald zerrinnen.
Holl.: Veel verliezen en niet vooruit gaan brengt den kramer naar het gasthuis. (Harrebomée, I, 448b.)
42 Was einer kan verlieren, das sol er nicht für sein eigen achten. – Petri, II, 543; Lehmann, 793, 3.
Bei Tunnicius (1118): Dat men vorleisen mach, sal men nicht holden vor syn eigen. (Nil proprium ducas, quod mox discedere possit.)
43 Was man verloren hat, muss man Gott und dem Winde zum Ersatz überlassen.
Lat.: Refert rapta deo soluendo (solvenda) referre vel euro. (Reuterdahl, 860.)
Schwed.: Sompt gaeller gudh ok sompt östanwedher. (Reuterdahl, 860.)
44 Was verlohren, muss man wider suchen. – Lehmann, 793, 15.
45 Was verloren ist, kann man nicht zurück weinen.
Böhm.: Co straeno, mudrováním se nevrátí. (Čelakovsky, 192.)
Poln.: Niewzkrzesi racya zguby. (Čelakovsky, 192.)
46 Wenn wir etwas verloren, wissen wir erst, was es werth gewesen ist.
Lat.: Tum denique omnes nostra intelligimus bona, cum, quae in potestate habuimus, ea amisimus. (Seybold, 611; Schonheim, T, 16.) – Tunc intelligimus, quae habuimus cum amisimus. (Sutor, 652.)
47 Wer etwas verlohren hat, der hat kein besser Recept als das vergessen. – Lehmann, 793, 16.
Lat.: Perisse quod vides, id ducas perditum. (Lehmann, 793, 16.)
48 Wer nicht gern verlieren will, muss recht Achtung geben auff das Spiel. – Gruter, III, 109; Lehmann, II, 868, 24 u. 875, 214; Simrock, 9728.
49 Wer nicht verlieren will, der spiele nicht. – Simrock, 10576; Körte, 6251.
50 Wer nicht zu verlieren weiss, versteht auch nicht zu gewinnen.
It.: Chi non sa perdere, non sa guadagnare.
51 Wer nichts hat zu verlieren, dem kann man nichts entführen.
Lat.: His lachrymis vitam damus, et miserescimus ultro. (Sutor, 628.)
52 Wer nichts verlieren kann, der schläft ohne Sorgen.
It.: Chi non ha niente da perdere dorme sicuro. (Pazzaglia, 281, 2.)
53 Wer nichts verloren hat, braucht nicht zu suchen.
54 Wer verlieren kann, muss Processe la'n.
It.: Chi che perder, fugga le brighe. (Pazzaglia, 281, 3.)
55 Wer verliert, der gewinnt.
Der Verlust eines Guts vermehrt unsere Einsicht und Selbstkenntniss; man verliert an Land und gewinnt an Verstand. Dies Wort ist von Eugen Pelletan zum Titel einer kleinen Flugschrift gewählt worden, in der er nachweist, dass Preussen bei Jena, Russland an der Alma und Oesterreich bei Solferino, obgleich geschlagen, gesiegt habe, weil sich von dieser Niederlage ihre innere Wiedergeburt datire. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 449, S. 2501.)
Frz.: Le bien perdu mieulx on congnoist quon ne faisoit quant on lanoit.
Lat.: Amissio boni cognitionem et scientiam auget sui. (Bovill, II, 121.)
56 Wer verliert, sündigt.
Frz.: Qui perde, pèche. (Lendroy, 1183.)
57 Wo man nichts verloren, da soll man nichts suchen. (Eifel.)
58 Zum Verlieren ist nichts besser als das Vergessen. – Simrock, 10858; Körte2, 6252.
*59 A verloirt sich wies Quaksilber. – Gomolcke, 232; Frommann, III, 490, 359.
„Schmalhans wird Küchenmeister sein, wenn sein Glück sich wie Quecksilber verlieren wird.“ (Keller, 145b.)
*60 An dem hewwe mir nix verloren un sie nix gewunne'. – Tendlau, 693.
Von einem charakterlosen Menschen, der vom Judenthum zum Christenthum übergegangen ist.
*61 Dar is nichts verlaren as de slag, de vorbi geit.
*62 De is verloren as 'n Jüdenseel. – Kern, 318; Hauskalender, II.
Holl.: Zij is meerder verloren dan Judas' ziel. (Harrebomée, I, 367b.)
*63 Er het alles verlore, vom Löff'l im Rigel bis uehe zum vierspännige Fuerwerch. – Sutermeister, 98.
Rigel = ein gekerbtes, über den Tisch quer an die Wand genageltes Holzstäbchen, in welches nach der Mahlzeit der Löffel gesteckt wird.
*64 Er verliert das Brot.
Die Mittel seines Bestehens.
*65 Er verlöre seinen Arsch, wenn er nicht angewachsen wäre.
*66 Es ist verloren als eins juden seel. – Franck, II, 21b; Eiselein, 350; Mayer, I, 91; Simrock, 10878; Körte, 3234; Braun, I, 4740; Lohrengel, II, 480.
Ehemals, um einen unersetzbaren Verlust zu bezeichnen.
*67 Es verleurt eh einer etwas beym Dantz. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 394.
*68 Es verliert sich darin wie eine Laus mehr im Pelz des Juden.
*69 'S v'rlûr sich imm'r änn'r am a andan, wi d'r Taif'l d' Jûda hult. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 453.
*70 Verloren asse a Lamb, dess der Wulff derwuscht hott. (Schles.) – Palm, 90, 3.
Verliess.
* Ins Verliess kommen. (Harz.) – Klein, II, 215.
Verloren gehen, vergessen werden.
Verloben.
Es verlobt sich mancher, der nicht Hochzeit macht.
Man kommt oft weit in einer Sache und vollführt sie doch nicht.
Verlöbniss.
Heimlich Verlöbniss stiftet keine Ehe. – Eisenhart, 102; Pistor., I, 191; Estor, I, 347; Eiselein, 618; Hillebrand, 117, 157; Sailer, 251; Graf, 141, 36; Simrock, 10879; Runde, 562; Braun, I, 4739.
Unter heimlichem Verlöbniss ist ein ohne Einwilligung der Aeltern und Vorgesetzten geschehenes, überhaupt ein ohne Beobachtung der gesetzlichen Feierlichkeit vollzogenes Eheversprechen gemeint. Das Sprichwort sagt, dass ein solches Verlöbniss von keiner Verbindlichkeit sei, sondern stets wieder aufgehoben werden könne.
Verlogen.
1 Verlogen hinten rück ist jetzt ein Meisterstück. – Petri, II, 567.
*2 Es ist alls verloga. – Birlinger, 919.
Sprichwörtlicher Ausruf, um auszudrücken, dass man etwas nicht glauben will.
*3 Es ist verlogen, was er denkt. – Birlinger, 920.
Verlorenes.
1 Das Verlorene vergessen ist der grösst vorteil. – Petri, II, 121.
2 Wer um Verlorenes weint, verschwendet seine Thränen.
Böhm.: Kdo pláče pro dobro zmizelĕ, bez ocí zůstává. (Čelakovsky, 192.)
Verlöschen.
* Er (es) ist verloschen wie Cantors Fackel. – Meisner, 64.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |