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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 16 Vnschuld lebt lang. - Lehmann, 840, 4; Grubb, 655.

17 Vnschuld muss vnten in Sack. - Lehmann, 841, 24.

18 Vnschuld vnd fromm sein beschützt niemand vorm argwohn. - Lehmann, 841, 22.

19 Wer die Unschuld rettet, hat ein schönes Werk gethan.

Die Chinesen sagen: Es ist grösser auf Kosten seines Ruhms die Unschuld retten, als sein Vaterland auf Kosten seines Lebens. (Cibot, 177.)

20 Wer Unschuld zur Schuld machen will, den solt man richten nach der Schuld. (S. Unrecht 103.) - Graf, 375, 499.

21 Wie doch die Unschuld leiden muss, sagte Jermis, als er eine Laus zwischen zwei Daumen sah.

Holl.: O vermoorde onnoozelheid, zei droevige Willem, en hij zag eene luis op een' kam geknipt. (Harrebomee, II, 138a.)

*22 Der Unschuld eine Nase reiben. - Parömiakon, 1662.


Unschuldig.

1 Bist du unschuldig, so mache die Thür zu; bist du schuldig, so rüste deine Füsse. (Lit.)

2 Bist du unschuldig, so sei geduldig.

3 De unschuldig litt, de litt wohl. - Dove, 223.

4 Es ist nicht alles unschuldig, was weiss ist. - Parömiakon, 554.

5 Hei is sau unschuldig wie Stahlberg, segte jenne Fraue, as en Spitzbube dorchaut nich 'egripst hebben wolle. (Quedlinburg.)

6 Wer sich unschuldig weiss, ist des Kaisers Genoss. (S. Schuldlos.) - Graf, 285, 4.

7 Wer unschuldig leidet, der leidet wohl.

*8 Er ist so unschuldig daran, wie die Fliege an der Wand.

*9 Er ist so unschuldig wie der Mann zu Schkeuditz.

Schkeuditz, eine kleine Stadt an der Eisenbahn von Leipzig nach Halle, hat ein Stadtwappen, das einen Menschen im Armsünderkleide darstellt, den abgeschlagenen Kopf mit beiden Händen an den Ohren vor der Brust haltend. Ueber den Ursprung dieses Wappens hat man folgende Sage: Ein Mann, Namens Albanus, wurde in alter Zeit zu Schkeuditz zum Tode verurtheilt. Als er auf dem Schaffot stand, betheuerte er nochmals seine Unschuld und sprach: "So wahr ich unschuldig sterben muss, so gewiss werde ich meinen abgeschlagenen Kopf in beiden Händen auffangen." Die Enthauptung erfolgte, und siehe, der Hingerichtete fing ihn mit seinen Händen auf und zeigte ihn dem Volke, welches das Wunder zu seinem städtischen Wappen machte.

*10 Er ist so unschuldig wie ein Kind in Mutterleibe.

Frz.: Il est aussi innocent que l'enfant qui est a naeitre. (Lendroy, 661.)

*11 Er ist so unschuldig, wie einer, der dreimal in Jauer gewesen ist.

Wo sich eine Strafanstalt befindet.

Holl.: Hij is zoo onnoozel niet. (Harrebomee, II, 138b.)

*12 Er ist unschuldig wie ein Wolf. (Steiermark.) - Sonntag.

*13 Er ist vnschuldig darzu kommen. - Agricola I, 342.

*14 He is ock so onschöldeg wie ennen achzegjöhrege Jöd (Jude). (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 322.

*15 Unschuldig wie Stahlberg.

Ein Baugefangener in Magdeburg, der stets versicherte, unschuldig zu sein.

*16 Unschüllig wie ein Au(oder Bäh-)lamm. - Fr. Reuter, Schurr-Murr, S. 77.


Unschuldiger.

1 De Unschuldige mot mit de Schuldige leiden. - Bueren, 182; Kern, 1537; Hauskalender, I.

2 Den Unschuldigen quäle nicht zu Tode. (S. Schuldig 25.) - Graf, 300, 131.

3 Der Unschuldige kehrt sich nirgend an.

Bei Tunnicius (635): De unschuldige en kert sik nergens an. (Non aequum turbant vanae mandacia liguae.)

Lat.: Nihil est quod timens, si innocens. (Quinctilian.)

4 Der Unschuldige lebt sicher.

5 Der Unschuldige muss für den Schuldigen büssen (leiden). - Sprichwörterschatz, 192.

Engl.: One doth the scath and another hath the scorn. (Gaal, 1588.)

[Spaltenumbruch] Frz.: Les innocens patissent pour les coupables. (Kritzinger, 396b.) - Loris, ou le battu paie l'amende. (Masson, 349.) - Tel en patit qui n'en peut mais. (Lendroy, 1241.) - Tel fait la faute, qu'un autre boit.

Lat.: Canis peccatum sus dependit. - Quod sus peccavit, succula saepe luit. (Gaal, 1588; Philippi, II, 146.)

6 Der Unschuldige muss Haare lassen, sagte Klaus, als die Katze frass die Maus.

Holl.: De onnoozelheid moet zwichten, zeid David, en hij zag eene mais door eene kat opeten. (Harrebomee, II, 138a.)

7 Der Unschuldige muss immer den Hund tragen.

It.: Spesso porta la pena il giusto pel peccatore. - Un fa il peccate l'altro la penitentia. (Masson, 349.)

8 Der Unschuldige muss offt des Schuldigen entgelten. - Ritzius, 40; Suringar, XXXV.

9 Der Unschuldige muss viel leiden. - Steiger, 18; Simrock, 10752.

Wird auch wol im Scherz gebraucht, wenn ein schlimmer Vogel geneckt wird.

Holl.: De onschuldige heeft veel te lijden. (Harrebomee, II, 139a.)

10 Der vnschuldig muss das bad ausgiessen. - Lehmann, 840, 1; Henisch, 169.

Holl.: De onschuldige moet de pap koelen, zei de otter, en hij verslond de visch. (Harrebomee, II, 139a.)

11 Der vnschuldig muss offt mit dem schuldigen herhalten. - Gruter, III, 19; Lehmann, II, 82, 127; Petri, II, 111; Simrock, 10754.

Holl.: De onschuldigen moeten menig maal met de schuldigen lijden. (Harrebomee, II, 139a.)

12 Der Vnschuldige muss das Gelag (die Zeche) bezahlen (oder: die Suppe ausessen). - Henisch, 364, 13; Petri, II, 111; Pistor., I, 96; Sutor, 190; Simrock, 10752; Graf, 305, 153.

In Fällen solidarischer Haftbarkeit kann der Fall wol eintreten, dass der weniger Schuldige, weil er allein etwas besitzt, oder weil er allein ergriffen worden ist, für die Schuldigen büssen muss.

Frz.: C'est la coautume de Loris, ou le battu paye l'amende. - Les battus payent l'amende.

Holl.: De onnoozele moet het altijd bekoopen. - De onnoozelen (onschuldigen) moeten de ballen (het gelag) betalen. (Harrebomee, II, 138a.)

Lat.: Nemo furatur alteri. (Chaos, 1100.)

13 Der Vnschuldige muss das Haar herleihen für den schuldigen. - Petri, II, 111.

14 Wer einem Unschuldigen Schaden thut, hat kein Tropfen ehrlich Blut. - Froschm., Jii.

15 Wer einen Unschuldigen drückt, handelt schlimmer, als wär' er verrückt.

Lat.: Ajax immeritos dum occidit, desipit, agnos. (Philippi, I, 15.)

16 Wer hundert Unschuldige tödtet, heisst ein Sieger (oder Held), wer aber einen Räuber erschlägt, ein Mörder.

Kroat.: Koj makar sto nekriveh vmori, za viteza se derzi, a koj jednoga, makar krivca vumori, kakti ljudomorec obsudjuje se. (Celakovsky, 366.)

*17 Er ist ein vnschuldiger. - Egenolff, 203b.

"Wann sich einer für etwas aussgibt vnnd kann jhm nit genug thun, den spottet man seiner torheyt willen, sagt von demselben: Es ist ein vnschuldiger Doctor, es ist ein vnschuldiger Prediger, Richter, Burgmeister, d. i. man nennt jn mit dem namen, aber er ist nit schuldig daran, man thut jhm unrecht."

*18 Me miötet den Unschülligen got toschlaun. - Lyra, 63.


Unseld.

Vnseld lernt weynen. - Hofmann, 34, 107.


Unseliger.

Die Unseligen werden nicht mit Wein begossen.

Holl.: Daar worden geene onzaligen met wijn begoten. (Harrebomee, II, 140b.)


Unseriges.

1 Das Unserige behagt dem andern, das des andern uns behagt. - Körte, 6200; Braun, I, 4693.

2 Das Unserige und das Meinige ist nicht dasselbe.

Was mir gehört, gehört darum noch nicht allen meinen Freunden.


Unsichtbares.

Es gibt mehr Unsichtbares als Sichtbares in der Welt.

Ein arabisches Sprichwort von tiefem Sinn, wenn wir uns auch bei der Gewalt, welche das Tastbare auf uns ausübt, mit der Ueberzeugung nicht recht befreunden können. Das eigentliche Wesen und Wirken der vier grossen, alles beherrschenden Naturreagentien Wärme,

[Spaltenumbruch] 16 Vnschuld lebt lang.Lehmann, 840, 4; Grubb, 655.

17 Vnschuld muss vnten in Sack.Lehmann, 841, 24.

18 Vnschuld vnd fromm sein beschützt niemand vorm argwohn.Lehmann, 841, 22.

19 Wer die Unschuld rettet, hat ein schönes Werk gethan.

Die Chinesen sagen: Es ist grösser auf Kosten seines Ruhms die Unschuld retten, als sein Vaterland auf Kosten seines Lebens. (Cibot, 177.)

20 Wer Unschuld zur Schuld machen will, den solt man richten nach der Schuld. (S. Unrecht 103.) – Graf, 375, 499.

21 Wie doch die Unschuld leiden muss, sagte Jermis, als er eine Laus zwischen zwei Daumen sah.

Holl.: O vermoorde onnoozelheid, zei droevige Willem, en hij zag eene luis op een' kam geknipt. (Harrebomée, II, 138a.)

*22 Der Unschuld eine Nase reiben.Parömiakon, 1662.


Unschuldig.

1 Bist du unschuldig, so mache die Thür zu; bist du schuldig, so rüste deine Füsse. (Lit.)

2 Bist du unschuldig, so sei geduldig.

3 De unschuldig litt, de litt wohl.Dove, 223.

4 Es ist nicht alles unschuldig, was weiss ist.Parömiakon, 554.

5 Hei is sau unschuldig wie Stahlberg, segte jenne Frûë, as ên Spitzbube dorchût nich 'egripst hebben wolle. (Quedlinburg.)

6 Wer sich unschuldig weiss, ist des Kaisers Genoss. (S. Schuldlos.) – Graf, 285, 4.

7 Wer unschuldig leidet, der leidet wohl.

*8 Er ist so unschuldig daran, wie die Fliege an der Wand.

*9 Er ist so unschuldig wie der Mann zu Schkeuditz.

Schkeuditz, eine kleine Stadt an der Eisenbahn von Leipzig nach Halle, hat ein Stadtwappen, das einen Menschen im Armsünderkleide darstellt, den abgeschlagenen Kopf mit beiden Händen an den Ohren vor der Brust haltend. Ueber den Ursprung dieses Wappens hat man folgende Sage: Ein Mann, Namens Albanus, wurde in alter Zeit zu Schkeuditz zum Tode verurtheilt. Als er auf dem Schaffot stand, betheuerte er nochmals seine Unschuld und sprach: „So wahr ich unschuldig sterben muss, so gewiss werde ich meinen abgeschlagenen Kopf in beiden Händen auffangen.“ Die Enthauptung erfolgte, und siehe, der Hingerichtete fing ihn mit seinen Händen auf und zeigte ihn dem Volke, welches das Wunder zu seinem städtischen Wappen machte.

*10 Er ist so unschuldig wie ein Kind in Mutterleibe.

Frz.: Il est aussi innocent que l'enfant qui est à naître. (Lendroy, 661.)

*11 Er ist so unschuldig, wie einer, der dreimal in Jauer gewesen ist.

Wo sich eine Strafanstalt befindet.

Holl.: Hij is zoo onnoozel niet. (Harrebomée, II, 138b.)

*12 Er ist unschuldig wie ein Wolf. (Steiermark.) – Sonntag.

*13 Er ist vnschuldig darzu kommen.Agricola I, 342.

*14 He is ock so onschöldeg wie ennen achzegjöhrege Jöd (Jude). (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 322.

*15 Unschuldig wie Stahlberg.

Ein Baugefangener in Magdeburg, der stets versicherte, unschuldig zu sein.

*16 Unschüllig wie ein Au(oder Bäh-)lamm.Fr. Reuter, Schurr-Murr, S. 77.


Unschuldiger.

1 De Unschuldige môt mit de Schuldige lîden.Bueren, 182; Kern, 1537; Hauskalender, I.

2 Den Unschuldigen quäle nicht zu Tode. (S. Schuldig 25.) – Graf, 300, 131.

3 Der Unschuldige kehrt sich nirgend an.

Bei Tunnicius (635): De unschuldige en kêrt sik nergens an. (Non aequum turbant vanae mandacia liguae.)

Lat.: Nihil est quod timens, si innocens. (Quinctilian.)

4 Der Unschuldige lebt sicher.

5 Der Unschuldige muss für den Schuldigen büssen (leiden).Sprichwörterschatz, 192.

Engl.: One doth the scath and another hath the scorn. (Gaal, 1588.)

[Spaltenumbruch] Frz.: Les innocens patissent pour les coupables. (Kritzinger, 396b.) – Loris, où le battu paie l'amende. (Masson, 349.) – Tel en pâtit qui n'en peut mais. (Lendroy, 1241.) – Tel fait la faute, qu'un autre boit.

Lat.: Canis peccatum sus dependit. – Quod sus peccavit, succula saepe luit. (Gaal, 1588; Philippi, II, 146.)

6 Der Unschuldige muss Haare lassen, sagte Klaus, als die Katze frass die Maus.

Holl.: De onnoozelheid moet zwichten, zeid David, en hij zag eene mais door eene kat opeten. (Harrebomée, II, 138a.)

7 Der Unschuldige muss immer den Hund tragen.

It.: Spesso porta la pena il giusto pel peccatore. – Un fa il peccate l'altro la penitentia. (Masson, 349.)

8 Der Unschuldige muss offt des Schuldigen entgelten.Ritzius, 40; Suringar, XXXV.

9 Der Unschuldige muss viel leiden.Steiger, 18; Simrock, 10752.

Wird auch wol im Scherz gebraucht, wenn ein schlimmer Vogel geneckt wird.

Holl.: De onschuldige heeft veel te lijden. (Harrebomée, II, 139a.)

10 Der vnschuldig muss das bad ausgiessen.Lehmann, 840, 1; Henisch, 169.

Holl.: De onschuldige moet de pap koelen, zei de otter, en hij verslond de visch. (Harrebomée, II, 139a.)

11 Der vnschuldig muss offt mit dem schuldigen herhalten.Gruter, III, 19; Lehmann, II, 82, 127; Petri, II, 111; Simrock, 10754.

Holl.: De onschuldigen moeten menig maal met de schuldigen lijden. (Harrebomée, II, 139a.)

12 Der Vnschuldige muss das Gelag (die Zeche) bezahlen (oder: die Suppe ausessen).Henisch, 364, 13; Petri, II, 111; Pistor., I, 96; Sutor, 190; Simrock, 10752; Graf, 305, 153.

In Fällen solidarischer Haftbarkeit kann der Fall wol eintreten, dass der weniger Schuldige, weil er allein etwas besitzt, oder weil er allein ergriffen worden ist, für die Schuldigen büssen muss.

Frz.: C'est la coûtume de Loris, où le battu paye l'amende. – Les battus payent l'amende.

Holl.: De onnoozele moet het altijd bekoopen. – De onnoozelen (onschuldigen) moeten de ballen (het gelag) betalen. (Harrebomée, II, 138a.)

Lat.: Nemo furatur alteri. (Chaos, 1100.)

13 Der Vnschuldige muss das Haar herleihen für den schuldigen.Petri, II, 111.

14 Wer einem Unschuldigen Schaden thut, hat kein Tropfen ehrlich Blut.Froschm., Jii.

15 Wer einen Unschuldigen drückt, handelt schlimmer, als wär' er verrückt.

Lat.: Ajax immeritos dum occidit, desipit, agnos. (Philippi, I, 15.)

16 Wer hundert Unschuldige tödtet, heisst ein Sieger (oder Held), wer aber einen Räuber erschlägt, ein Mörder.

Kroat.: Koj makar sto nekriveh vmori, za viteza se derži, a koj jednoga, makar krivca vumori, kakti ljudomorec obsudjuje se. (Čelakovsky, 366.)

*17 Er ist ein vnschuldiger.Egenolff, 203b.

„Wann sich einer für etwas aussgibt vnnd kann jhm nit genug thun, den spottet man seiner torheyt willen, sagt von demselben: Es ist ein vnschuldiger Doctor, es ist ein vnschuldiger Prediger, Richter, Burgmeister, d. i. man nennt jn mit dem namen, aber er ist nit schuldig daran, man thut jhm unrecht.“

*18 Me miötet den Unschülligen gôt toschlaun.Lyra, 63.


Unseld.

Vnseld lernt weynen.Hofmann, 34, 107.


Unseliger.

Die Unseligen werden nicht mit Wein begossen.

Holl.: Daar worden geene onzaligen met wijn begoten. (Harrebomée, II, 140b.)


Unseriges.

1 Das Unserige behagt dem andern, das des andern uns behagt.Körte, 6200; Braun, I, 4693.

2 Das Unserige und das Meinige ist nicht dasselbe.

Was mir gehört, gehört darum noch nicht allen meinen Freunden.


Unsichtbares.

Es gibt mehr Unsichtbares als Sichtbares in der Welt.

Ein arabisches Sprichwort von tiefem Sinn, wenn wir uns auch bei der Gewalt, welche das Tastbare auf uns ausübt, mit der Ueberzeugung nicht recht befreunden können. Das eigentliche Wesen und Wirken der vier grossen, alles beherrschenden Naturreagentien Wärme,

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[[738]/0744] 16 Vnschuld lebt lang. – Lehmann, 840, 4; Grubb, 655. 17 Vnschuld muss vnten in Sack. – Lehmann, 841, 24. 18 Vnschuld vnd fromm sein beschützt niemand vorm argwohn. – Lehmann, 841, 22. 19 Wer die Unschuld rettet, hat ein schönes Werk gethan. Die Chinesen sagen: Es ist grösser auf Kosten seines Ruhms die Unschuld retten, als sein Vaterland auf Kosten seines Lebens. (Cibot, 177.) 20 Wer Unschuld zur Schuld machen will, den solt man richten nach der Schuld. (S. Unrecht 103.) – Graf, 375, 499. 21 Wie doch die Unschuld leiden muss, sagte Jermis, als er eine Laus zwischen zwei Daumen sah. Holl.: O vermoorde onnoozelheid, zei droevige Willem, en hij zag eene luis op een' kam geknipt. (Harrebomée, II, 138a.) *22 Der Unschuld eine Nase reiben. – Parömiakon, 1662. Unschuldig. 1 Bist du unschuldig, so mache die Thür zu; bist du schuldig, so rüste deine Füsse. (Lit.) 2 Bist du unschuldig, so sei geduldig. 3 De unschuldig litt, de litt wohl. – Dove, 223. 4 Es ist nicht alles unschuldig, was weiss ist. – Parömiakon, 554. 5 Hei is sau unschuldig wie Stahlberg, segte jenne Frûë, as ên Spitzbube dorchût nich 'egripst hebben wolle. (Quedlinburg.) 6 Wer sich unschuldig weiss, ist des Kaisers Genoss. (S. Schuldlos.) – Graf, 285, 4. 7 Wer unschuldig leidet, der leidet wohl. *8 Er ist so unschuldig daran, wie die Fliege an der Wand. *9 Er ist so unschuldig wie der Mann zu Schkeuditz. Schkeuditz, eine kleine Stadt an der Eisenbahn von Leipzig nach Halle, hat ein Stadtwappen, das einen Menschen im Armsünderkleide darstellt, den abgeschlagenen Kopf mit beiden Händen an den Ohren vor der Brust haltend. Ueber den Ursprung dieses Wappens hat man folgende Sage: Ein Mann, Namens Albanus, wurde in alter Zeit zu Schkeuditz zum Tode verurtheilt. Als er auf dem Schaffot stand, betheuerte er nochmals seine Unschuld und sprach: „So wahr ich unschuldig sterben muss, so gewiss werde ich meinen abgeschlagenen Kopf in beiden Händen auffangen.“ Die Enthauptung erfolgte, und siehe, der Hingerichtete fing ihn mit seinen Händen auf und zeigte ihn dem Volke, welches das Wunder zu seinem städtischen Wappen machte. *10 Er ist so unschuldig wie ein Kind in Mutterleibe. Frz.: Il est aussi innocent que l'enfant qui est à naître. (Lendroy, 661.) *11 Er ist so unschuldig, wie einer, der dreimal in Jauer gewesen ist. Wo sich eine Strafanstalt befindet. Holl.: Hij is zoo onnoozel niet. (Harrebomée, II, 138b.) *12 Er ist unschuldig wie ein Wolf. (Steiermark.) – Sonntag. *13 Er ist vnschuldig darzu kommen. – Agricola I, 342. *14 He is ock so onschöldeg wie ennen achzegjöhrege Jöd (Jude). (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 322. *15 Unschuldig wie Stahlberg. 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Lat.: Canis peccatum sus dependit. – Quod sus peccavit, succula saepe luit. (Gaal, 1588; Philippi, II, 146.) 6 Der Unschuldige muss Haare lassen, sagte Klaus, als die Katze frass die Maus. Holl.: De onnoozelheid moet zwichten, zeid David, en hij zag eene mais door eene kat opeten. (Harrebomée, II, 138a.) 7 Der Unschuldige muss immer den Hund tragen. It.: Spesso porta la pena il giusto pel peccatore. – Un fa il peccate l'altro la penitentia. (Masson, 349.) 8 Der Unschuldige muss offt des Schuldigen entgelten. – Ritzius, 40; Suringar, XXXV. 9 Der Unschuldige muss viel leiden. – Steiger, 18; Simrock, 10752. Wird auch wol im Scherz gebraucht, wenn ein schlimmer Vogel geneckt wird. Holl.: De onschuldige heeft veel te lijden. (Harrebomée, II, 139a.) 10 Der vnschuldig muss das bad ausgiessen. – Lehmann, 840, 1; Henisch, 169. Holl.: De onschuldige moet de pap koelen, zei de otter, en hij verslond de visch. (Harrebomée, II, 139a.) 11 Der vnschuldig muss offt mit dem schuldigen herhalten. – Gruter, III, 19; Lehmann, II, 82, 127; Petri, II, 111; Simrock, 10754. Holl.: De onschuldigen moeten menig maal met de schuldigen lijden. (Harrebomée, II, 139a.) 12 Der Vnschuldige muss das Gelag (die Zeche) bezahlen (oder: die Suppe ausessen). – Henisch, 364, 13; Petri, II, 111; Pistor., I, 96; Sutor, 190; Simrock, 10752; Graf, 305, 153. In Fällen solidarischer Haftbarkeit kann der Fall wol eintreten, dass der weniger Schuldige, weil er allein etwas besitzt, oder weil er allein ergriffen worden ist, für die Schuldigen büssen muss. Frz.: C'est la coûtume de Loris, où le battu paye l'amende. – Les battus payent l'amende. Holl.: De onnoozele moet het altijd bekoopen. – De onnoozelen (onschuldigen) moeten de ballen (het gelag) betalen. (Harrebomée, II, 138a.) Lat.: Nemo furatur alteri. (Chaos, 1100.) 13 Der Vnschuldige muss das Haar herleihen für den schuldigen. – Petri, II, 111. 14 Wer einem Unschuldigen Schaden thut, hat kein Tropfen ehrlich Blut. – Froschm., Jii. 15 Wer einen Unschuldigen drückt, handelt schlimmer, als wär' er verrückt. Lat.: Ajax immeritos dum occidit, desipit, agnos. (Philippi, I, 15.) 16 Wer hundert Unschuldige tödtet, heisst ein Sieger (oder Held), wer aber einen Räuber erschlägt, ein Mörder. Kroat.: Koj makar sto nekriveh vmori, za viteza se derži, a koj jednoga, makar krivca vumori, kakti ljudomorec obsudjuje se. (Čelakovsky, 366.) *17 Er ist ein vnschuldiger. – Egenolff, 203b. „Wann sich einer für etwas aussgibt vnnd kann jhm nit genug thun, den spottet man seiner torheyt willen, sagt von demselben: Es ist ein vnschuldiger Doctor, es ist ein vnschuldiger Prediger, Richter, Burgmeister, d. i. man nennt jn mit dem namen, aber er ist nit schuldig daran, man thut jhm unrecht.“ *18 Me miötet den Unschülligen gôt toschlaun. – Lyra, 63. Unseld. Vnseld lernt weynen. – Hofmann, 34, 107. Unseliger. Die Unseligen werden nicht mit Wein begossen. Holl.: Daar worden geene onzaligen met wijn begoten. (Harrebomée, II, 140b.) Unseriges. 1 Das Unserige behagt dem andern, das des andern uns behagt. – Körte, 6200; Braun, I, 4693. 2 Das Unserige und das Meinige ist nicht dasselbe. Was mir gehört, gehört darum noch nicht allen meinen Freunden. Unsichtbares. Es gibt mehr Unsichtbares als Sichtbares in der Welt. Ein arabisches Sprichwort von tiefem Sinn, wenn wir uns auch bei der Gewalt, welche das Tastbare auf uns ausübt, mit der Ueberzeugung nicht recht befreunden können. Das eigentliche Wesen und Wirken der vier grossen, alles beherrschenden Naturreagentien Wärme,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [738]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/744>, abgerufen am 21.11.2024.