Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

*37 Der Spatz will die Nachtigall singen lehren.

Wenn Unwissende sich nicht scheuen, mit Männern der Wissenschaft zu streiten oder sie gar belehren wollen. So liessen die Alten das Schwein mit der Minerva, die Wespe mit der Grille, den Specht mit der Nachtigall, den Wiedehopf mit dem Schwan wettkämpfen. - Die Russen sagen: Der Spatz trägt der Lerche Melodien vor.

Lat.: Epops (Upupa) cum cygnis. (Erasm., 12; Faselius, 103.) - Pica cum luscinia certat. (Faselius, 103.) - Sus cum Minerva certamen suscipit. (Faselius, 103.) - Vespa cicadae obstrepens.

*38 Die Spatzen pfeifen's auf den Dächern.

Das Geheimniss ist in aller Mund.

Frz.: C'est le secret de la comedie.

*39 Einem die Spatzen ausnehmen. - Parömiakon, 2134.

*40 Er hat nach einem Spatzen gerungen und eine Gans darüber verloren.

*41 Jetzt guet Nacht, Spatz! (Ulm.)

*42 Man kann ihm seine Spatzen leicht ausnehmen. - Parömiakon, 1584.

*43 Was vermag ein Spatz gegen einen Ochsen.

Die Finnen; Der Sperling hat nicht die Gewalt des Ochsen. (Bertram, 51.)

*44 Wenn das Spatza sind, las i mein Theil im Hafa. (Rottenburg.) - Birlinger, 220.

Wenn's gut ist, verzichte ich.


Spatzenarbeit.

Spatzenarbeit - Finkenlohn. - Pistor., IX, 22; Simrock, 9671.


Spatzenei.

Ein frisches Spatzenei ist besser als viel faule Gänseeier.


Spatzenwaden.

* Spatzewade haben. (Oberösterreich.) - Baumgarten.

D. i. sehr dünne Waden.


Spazieren.

1 Mit spazieren gehen verleurt manche Dirn jhr Krentzlein. - Petri, II, 480.

2 Wer spazieren geht, dem ist jeder Weg der rechte.

3 Wer spazieren geht, liest kein Reisig auf.

Lat.: In via ne seces ligna. (Philippi, I, 208.)

4 Wer viel spazieren geht, verkürzt seinen Weg zum Grabe.

Daher darf man auch keinen Araber zum Spaziergange auffordern; ist derselbe auch ein guter Fussgänger, so hat er doch gar keinen Begriff von unserm Lustwandeln. Wenn er geht, so hat er lediglich irgendein Geschäft, ein bestimmtes Ziel im Auge. Seine Mässigkeit, sein Leben im Freien machen ihm alle Körperbewegung der Gesundheit wegen überflüssig. Sein Hauptgenuss besteht in der Ruhe, im Stillsitzen; und sieht er auf den öffentlichen Plätzen Algiers oder Kairos die Europäer ab- und niederwandeln, so pflegt er auszurufen: "Seht nur, seht, die Christen werden toll." (Europa, Leipzig 1870, S. 1596.)

*5 Spazieren gehen können nur Stadtleute. (Kamnitz.)

In der That kennen die Dorfleute bei uns das Spazierengehen im Sinne der Städter gar nicht, gebrauchen auch für ihre Ausgänge dies Wort nicht. In Italien empfiehlt man zur Pflege der Gesundheit früh einen Spaziergang und abends ein Bad: La mattina al monte, e la sera al fonte. (Cahier, 2981.)


Spaziergang.

1 Drei Spaziergänge sind in der Welt: der Eingang, der Fortgang, der Ausgang.

2 Spaziergang ist Müssiggangs Bruder.

Schwed.: Spatzeregang gjör laster mang. (Grubb, 755.)

3 Spaziergang macht den Beutel krank.

Man hat dabei Ausgaben und erwirbt nichts.

Schwed.: Spatzeregang gjör födan trang. (Grubb, 755.)

*4 Er macht faule Spaziergänge.

Geht aus, um schlechte Schulden einzufordern. Um diesen Gedanken euphemistisch auszudrücken, sagt man jüdisch-deutsch in Warschau: Er ist gekümmen auf Kewer-Uwes, d. h. das Grab seiner Vorfahren zu besuchen.


Spazierwagen.

Wer mit dem Spazierwagen anfängt, hört mit dem Mistkarren auf.

Holl.: Nu rijdt hij met een' kabriolet, later zal hij het met eene vuilniskar doen. (Harrebomee, I, 383a.)


Spech.

* Er ist spech. - Sutermeister, 69.

Er nimmt nicht mit allem fürlieb. In Baiern hat man die Redensart: Spechstehen, die von Dieben gebraucht wird, wenn einer derselben an der Thür stehen bleibt, um zu sehen, ob jemand komme. Vom Spähen, daher Amtsspech, amtlicher Kundschafter. (Zaupser, Idiot., 71.)


[Spaltenumbruch]
Specht.

1 Der Specht ist bunt, die Welt noch bunter. (Lit.)

Die Finnen sagen: Der Specht ist bunt im Walde, das Menschenleben noch bunter. Auch die Litauer haben dies Sprichwort, welches durch ein Bild, das der schlichte Naturmensch seiner nächsten Umgebung, den Wäldern, entnimmt, eine wichtige Lebenswahrheit ausdrückt. Lassen sich richtiger und schöner alle Freuden und Leiden unsers Lebens, alle seine Hoffnungen und Täuschungen im Bilde ausdrücken, als wenn man sie mit dem bunten Gefieder des Spechts vergleicht? (Wurzbach I, 107.)

2 Der Specht muss den Schnabel wagen, will er füllen seinen Magen.

Böhm.: Datel drevo razi, sam nos sobe kazi. (Celakovsky, 89.) - Datel v zobci zahubu nachazi. (Celakovsky, 72.)

Frz.: Le piverd se perd par son bec.

Poln.: Dzieciol dzewo kluje, a nos sobie psuje. (Celakovsky, 89.)

Span.: El pito pierde se por su pico.

3 Der Specht muss fleissig picken, soll der Hunger ihn nicht drücken (zwicken).

Böhm.: Co datel kluje, na proy mu pada. (Celakovsky, 89.)

Kroat.: Kaj detelj kljuje, na persa mu pada. (Celakovsky, 88.)

4 Der Specht verräth seine Jungen mit Singen. - Geiler, Nsch., 39.

"Gleich wie ein Specht mit seinem singen sein junge verräht, also verratht der Narr auch sein heimlichkeit mit schwetzen." (Geiler, Nsch., 39, in Kloster, I, 436.)

5 Die Spechte gehen den Raupen nach. - Altmann VI, 510.

6 Einen Specht braucht man nicht erst auf den Holzbock zu werfen. - Altmann V, 133.

7 Ist der specht klein, er hangt desto fester am baum. - Henisch, 223, 13; Petri, II, 407.

8 Was von Spechten kommt, schnappt nach Bienen.

9 Wenn der Specht an die Bäume pickt, geschieht es nicht der Borke wegen.

Dies Picken mag wol zu dem deutschen Glauben Veranlassung gegeben haben, dass der Specht mit verborgenen Schätzen in Verbindung stehe und unter allen Vögeln der einzige sei, welcher wisse, wo die zauberkräftige Springwurzel wachse. Nach Annahme der Kleinrussen ist es das Andeuten eines Todesfalls im Hause, wenn der Specht in der Ecke desselben klopft. (Vgl. Ausland, 1871, Nr. 9.)

*10 Der Specht streitet mit der Nachtigall.

*11 Einem Spechte Käfer zu hüten geben. (S. Fuchs 365 und Hecht 32.) - Altmann VI, 523.


Special.

Special und Hirschwirth. - Binder II, 1359.

In dem würtembergischen Städtchen Schorndorf war die Amtswohnung des Special-Superintendenten mit dem Gasthause zum Goldenen Hirsch so zusammengebaut, dass beide Häuser nicht nur von aussen fast als eins erschienen, sondern es fanden auch im Innern verschiedene Verbindungswege zwischen beiden statt, was nicht selten zu den komischsten Verwechslungen Anlass gab. Daher dies Sprichwort mit Anwendung auf solche, die zwei oder mehrere durchaus unvereinbare Beschäftigungen treiben.

Lat.: Idem sutor, idem coquus. (Binder II, 1359.)


Speck.

1 Alter Speck macht fette Suppen.

Die Weisheit und die hohen Ansichten der Alten sind noch immer die wahren Tablettes de bouillon unsers Wissens. Wenn die neuen Philosophen ihre Suppen damit nicht gut machten, so blieben sie helles Wasser.

2 Alter Speck würzt die Schüssel.

3 Der muss sehr gern essen Speck, der nascht von Schweinedreck.

Engl.: He loves bacon well that licks the swine-sty door. (Bohn II, 68.)

4 Der Speck auf der Falle fängt d' Mäus'. (Niederösterreich.)

5 Der Speck besteht nicht in der Schwarte, die Weisheit nicht im Barte.

6 Der Speck ist am fettesten (oder: ist allezeit feister) in andrer Leute Töpffe (Pfannen). - Lehmann, II, 66, 177; Simrock, 9677; Körte, 5632; Braun, I, 4166.

Frz.: La cuisine d'autrui a toujours meilleur goaut.

Holl.: Tspeck is altoos vetste in ander lude pot. (Tunn., 23, 16; Harrebomee, II, 284a.)

It.: Sempre la parte del compagno par piu grande. - Sempre par piu grande la parte del compagno.

[Spaltenumbruch]

*37 Der Spatz will die Nachtigall singen lehren.

Wenn Unwissende sich nicht scheuen, mit Männern der Wissenschaft zu streiten oder sie gar belehren wollen. So liessen die Alten das Schwein mit der Minerva, die Wespe mit der Grille, den Specht mit der Nachtigall, den Wiedehopf mit dem Schwan wettkämpfen. – Die Russen sagen: Der Spatz trägt der Lerche Melodien vor.

Lat.: Epops (Upupa) cum cygnis. (Erasm., 12; Faselius, 103.) – Pica cum luscinia certat. (Faselius, 103.) – Sus cum Minerva certamen suscipit. (Faselius, 103.) – Vespa cicadae obstrepens.

*38 Die Spatzen pfeifen's auf den Dächern.

Das Geheimniss ist in aller Mund.

Frz.: C'est le secret de la comédie.

*39 Einem die Spatzen ausnehmen.Parömiakon, 2134.

*40 Er hat nach einem Spatzen gerungen und eine Gans darüber verloren.

*41 Jetzt guet Nacht, Spatz! (Ulm.)

*42 Man kann ihm seine Spatzen leicht ausnehmen.Parömiakon, 1584.

*43 Was vermag ein Spatz gegen einen Ochsen.

Die Finnen; Der Sperling hat nicht die Gewalt des Ochsen. (Bertram, 51.)

*44 Wenn das Spatza sind, las i mein Theil im Hafa. (Rottenburg.) – Birlinger, 220.

Wenn's gut ist, verzichte ich.


Spatzenarbeit.

Spatzenarbeit – Finkenlohn.Pistor., IX, 22; Simrock, 9671.


Spatzenei.

Ein frisches Spatzenei ist besser als viel faule Gänseeier.


Spatzenwaden.

* Spatzewade haben. (Oberösterreich.) – Baumgarten.

D. i. sehr dünne Waden.


Spazieren.

1 Mit spazieren gehen verleurt manche Dirn jhr Krentzlein.Petri, II, 480.

2 Wer spazieren geht, dem ist jeder Weg der rechte.

3 Wer spazieren geht, liest kein Reisig auf.

Lat.: In via ne seces ligna. (Philippi, I, 208.)

4 Wer viel spazieren geht, verkürzt seinen Weg zum Grabe.

Daher darf man auch keinen Araber zum Spaziergange auffordern; ist derselbe auch ein guter Fussgänger, so hat er doch gar keinen Begriff von unserm Lustwandeln. Wenn er geht, so hat er lediglich irgendein Geschäft, ein bestimmtes Ziel im Auge. Seine Mässigkeit, sein Leben im Freien machen ihm alle Körperbewegung der Gesundheit wegen überflüssig. Sein Hauptgenuss besteht in der Ruhe, im Stillsitzen; und sieht er auf den öffentlichen Plätzen Algiers oder Kairos die Europäer ab- und niederwandeln, so pflegt er auszurufen: „Seht nur, seht, die Christen werden toll.“ (Europa, Leipzig 1870, S. 1596.)

*5 Spazieren gehen können nur Stadtleute. (Kamnitz.)

In der That kennen die Dorfleute bei uns das Spazierengehen im Sinne der Städter gar nicht, gebrauchen auch für ihre Ausgänge dies Wort nicht. In Italien empfiehlt man zur Pflege der Gesundheit früh einen Spaziergang und abends ein Bad: La mattina al monte, e la sera al fonte. (Cahier, 2981.)


Spaziergang.

1 Drei Spaziergänge sind in der Welt: der Eingang, der Fortgang, der Ausgang.

2 Spaziergang ist Müssiggangs Bruder.

Schwed.: Spatzeregång gjör laster mång. (Grubb, 755.)

3 Spaziergang macht den Beutel krank.

Man hat dabei Ausgaben und erwirbt nichts.

Schwed.: Spatzeregång gjör födan trång. (Grubb, 755.)

*4 Er macht faule Spaziergänge.

Geht aus, um schlechte Schulden einzufordern. Um diesen Gedanken euphemistisch auszudrücken, sagt man jüdisch-deutsch in Warschau: Er ist gekümmen auf Kewer-Uwes, d. h. das Grab seiner Vorfahren zu besuchen.


Spazierwagen.

Wer mit dem Spazierwagen anfängt, hört mit dem Mistkarren auf.

Holl.: Nu rijdt hij met een' kabriolet, later zal hij het met eene vuilniskar doen. (Harrebomée, I, 383a.)


Spech.

* Er ist spech.Sutermeister, 69.

Er nimmt nicht mit allem fürlieb. In Baiern hat man die Redensart: Spechstehen, die von Dieben gebraucht wird, wenn einer derselben an der Thür stehen bleibt, um zu sehen, ob jemand komme. Vom Spähen, daher Amtsspech, amtlicher Kundschafter. (Zaupser, Idiot., 71.)


[Spaltenumbruch]
Specht.

1 Der Specht ist bunt, die Welt noch bunter. (Lit.)

Die Finnen sagen: Der Specht ist bunt im Walde, das Menschenleben noch bunter. Auch die Litauer haben dies Sprichwort, welches durch ein Bild, das der schlichte Naturmensch seiner nächsten Umgebung, den Wäldern, entnimmt, eine wichtige Lebenswahrheit ausdrückt. Lassen sich richtiger und schöner alle Freuden und Leiden unsers Lebens, alle seine Hoffnungen und Täuschungen im Bilde ausdrücken, als wenn man sie mit dem bunten Gefieder des Spechts vergleicht? (Wurzbach I, 107.)

2 Der Specht muss den Schnabel wagen, will er füllen seinen Magen.

Böhm.: Datel dřevo razí, sám nos sobĕ kazí. (Čelakovsky, 89.) – Datel v zobci záhubu nachází. (Čelakovsky, 72.)

Frz.: Le piverd se perd par son bec.

Poln.: Dzięcioł džewo kluje, a nos sobie psuje. (Čelakovsky, 89.)

Span.: El pito pierde se por su pico.

3 Der Specht muss fleissig picken, soll der Hunger ihn nicht drücken (zwicken).

Böhm.: Co datel kluje, na proy mu padá. (Čelakovsky, 89.)

Kroat.: Kaj dételj kljuje, na persa mu pada. (Čelakovsky, 88.)

4 Der Specht verräth seine Jungen mit Singen.Geiler, Nsch., 39.

„Gleich wie ein Specht mit seinem singen sein junge verräht, also verratht der Narr auch sein heimlichkeit mit schwetzen.“ (Geiler, Nsch., 39, in Kloster, I, 436.)

5 Die Spechte gehen den Raupen nach.Altmann VI, 510.

6 Einen Specht braucht man nicht erst auf den Holzbock zu werfen.Altmann V, 133.

7 Ist der specht klein, er hangt desto fester am baum.Henisch, 223, 13; Petri, II, 407.

8 Was von Spechten kommt, schnappt nach Bienen.

9 Wenn der Specht an die Bäume pickt, geschieht es nicht der Borke wegen.

Dies Picken mag wol zu dem deutschen Glauben Veranlassung gegeben haben, dass der Specht mit verborgenen Schätzen in Verbindung stehe und unter allen Vögeln der einzige sei, welcher wisse, wo die zauberkräftige Springwurzel wachse. Nach Annahme der Kleinrussen ist es das Andeuten eines Todesfalls im Hause, wenn der Specht in der Ecke desselben klopft. (Vgl. Ausland, 1871, Nr. 9.)

*10 Der Specht streitet mit der Nachtigall.

*11 Einem Spechte Käfer zu hüten geben. (S. Fuchs 365 und Hecht 32.) – Altmann VI, 523.


Special.

Special und Hirschwirth.Binder II, 1359.

In dem würtembergischen Städtchen Schorndorf war die Amtswohnung des Special-Superintendenten mit dem Gasthause zum Goldenen Hirsch so zusammengebaut, dass beide Häuser nicht nur von aussen fast als eins erschienen, sondern es fanden auch im Innern verschiedene Verbindungswege zwischen beiden statt, was nicht selten zu den komischsten Verwechslungen Anlass gab. Daher dies Sprichwort mit Anwendung auf solche, die zwei oder mehrere durchaus unvereinbare Beschäftigungen treiben.

Lat.: Idem sutor, idem coquus. (Binder II, 1359.)


Speck.

1 Alter Speck macht fette Suppen.

Die Weisheit und die hohen Ansichten der Alten sind noch immer die wahren Tablettes de bouillon unsers Wissens. Wenn die neuen Philosophen ihre Suppen damit nicht gut machten, so blieben sie helles Wasser.

2 Alter Speck würzt die Schüssel.

3 Der muss sehr gern essen Speck, der nascht von Schweinedreck.

Engl.: He loves bacon well that licks the swine-sty door. (Bohn II, 68.)

4 Der Speck auf der Falle fängt d' Mäus'. (Niederösterreich.)

5 Der Speck besteht nicht in der Schwarte, die Weisheit nicht im Barte.

6 Der Speck ist am fettesten (oder: ist allezeit feister) in andrer Leute Töpffe (Pfannen).Lehmann, II, 66, 177; Simrock, 9677; Körte, 5632; Braun, I, 4166.

Frz.: La cuisine d'autrui a toujours meilleur goût.

Holl.: Tspeck is altoos vetste in ander lude pot. (Tunn., 23, 16; Harrebomée, II, 284a.)

It.: Sempre la parte del compagno par più grande. – Sempre par più grande la parte del compagno.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0342" n="[336]"/>
          <cb n="671"/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*37 Der Spatz will die Nachtigall singen lehren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn Unwissende sich nicht scheuen, mit Männern der Wissenschaft zu streiten oder sie gar belehren wollen. So liessen die Alten das Schwein mit der Minerva, die Wespe mit der Grille, den Specht mit der Nachtigall, den Wiedehopf mit dem Schwan wettkämpfen. &#x2013; Die Russen sagen: Der Spatz trägt der Lerche Melodien vor.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Epops (Upupa) cum cygnis. (<hi rendition="#i">Erasm., 12; Faselius, 103.</hi>) &#x2013; Pica cum luscinia certat. (<hi rendition="#i">Faselius, 103.</hi>) &#x2013; Sus cum Minerva certamen suscipit. (<hi rendition="#i">Faselius, 103.</hi>) &#x2013; Vespa cicadae obstrepens.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*38 Die Spatzen pfeifen's auf den Dächern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Geheimniss ist in aller Mund.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est le secret de la comédie.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 Einem die Spatzen ausnehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2134.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*40 Er hat nach einem Spatzen gerungen und eine Gans darüber verloren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*41 Jetzt guet Nacht, Spatz!</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*42 Man kann ihm seine Spatzen leicht ausnehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1584.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*43 Was vermag ein Spatz gegen einen Ochsen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Finnen; Der Sperling hat nicht die Gewalt des Ochsen. (<hi rendition="#i">Bertram, 51.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 Wenn das Spatza sind, las i mein Theil im Hafa.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 220.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn's gut ist, verzichte ich.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spatzenarbeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Spatzenarbeit &#x2013; Finkenlohn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., IX, 22; Simrock, 9671.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spatzenei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein frisches Spatzenei ist besser als viel faule Gänseeier.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spatzenwaden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Spatzewade haben.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Baumgarten.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. sehr dünne Waden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spazieren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Mit spazieren gehen verleurt manche Dirn jhr Krentzlein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 480.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer spazieren geht, dem ist jeder Weg der rechte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer spazieren geht, liest kein Reisig auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In via ne seces ligna. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer viel spazieren geht, verkürzt seinen Weg zum Grabe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Daher darf man auch keinen Araber zum Spaziergange auffordern; ist derselbe auch ein guter Fussgänger, so hat er doch gar keinen Begriff von unserm Lustwandeln. Wenn er geht, so hat er lediglich irgendein Geschäft, ein bestimmtes Ziel im Auge. Seine Mässigkeit, sein Leben im Freien machen ihm alle Körperbewegung der Gesundheit wegen überflüssig. Sein Hauptgenuss besteht in der Ruhe, im Stillsitzen; und sieht er auf den öffentlichen Plätzen Algiers oder Kairos die Europäer ab- und niederwandeln, so pflegt er auszurufen: &#x201E;Seht nur, seht, die Christen werden toll.&#x201C; (<hi rendition="#i">Europa, Leipzig 1870, S. 1596.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Spazieren gehen können nur Stadtleute.</hi> (<hi rendition="#i">Kamnitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">In der That kennen die Dorfleute bei uns das Spazierengehen im Sinne der Städter gar nicht, gebrauchen auch für ihre Ausgänge dies Wort nicht. In Italien empfiehlt man zur Pflege der Gesundheit früh einen Spaziergang und abends ein Bad: La mattina al monte, e la sera al fonte. (<hi rendition="#i">Cahier, 2981.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spaziergang.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Drei Spaziergänge sind in der Welt: der Eingang, der Fortgang, der Ausgang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Spaziergang ist Müssiggangs Bruder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Spatzeregång gjör laster mång. (<hi rendition="#i">Grubb, 755.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Spaziergang macht den Beutel krank.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man hat dabei Ausgaben und erwirbt nichts.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Spatzeregång gjör födan trång. (<hi rendition="#i">Grubb, 755.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er macht faule Spaziergänge.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Geht aus, um schlechte Schulden einzufordern. Um diesen Gedanken euphemistisch auszudrücken, sagt man jüdisch-deutsch in Warschau: Er ist gekümmen auf Kewer-Uwes, d. h. das Grab seiner Vorfahren zu besuchen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spazierwagen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer mit dem Spazierwagen anfängt, hört mit dem Mistkarren auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Nu rijdt hij met een' kabriolet, later zal hij het met eene vuilniskar doen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 383<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spech.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist spech.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 69.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er nimmt nicht mit allem fürlieb. In Baiern hat man die Redensart: Spechstehen, die von Dieben gebraucht wird, wenn einer derselben an der Thür stehen bleibt, um zu sehen, ob jemand komme. Vom Spähen, daher Amtsspech, amtlicher Kundschafter. (<hi rendition="#i">Zaupser, Idiot., 71.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="672"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Specht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Specht ist bunt, die Welt noch bunter.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Finnen sagen: Der Specht ist bunt im Walde, das Menschenleben noch bunter. Auch die Litauer haben dies Sprichwort, welches durch ein Bild, das der schlichte Naturmensch seiner nächsten Umgebung, den Wäldern, entnimmt, eine wichtige Lebenswahrheit ausdrückt. Lassen sich richtiger und schöner alle Freuden und Leiden unsers Lebens, alle seine Hoffnungen und Täuschungen im Bilde ausdrücken, als wenn man sie mit dem bunten Gefieder des Spechts vergleicht? (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 107.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Specht muss den Schnabel wagen, will er füllen seinen Magen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Datel d&#x0159;evo razí, sám nos sob&#x0115; kazí. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 89.</hi>) &#x2013; Datel v zobci záhubu nachází. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 72.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le piverd se perd par son bec.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Dzi&#x0119;cio&#x0142; d&#x017E;ewo kluje, a nos sobie psuje. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 89.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: El pito pierde se por su pico.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Specht muss fleissig picken, soll der Hunger ihn nicht drücken (zwicken).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Co datel kluje, na proy mu padá. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 89.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Kaj dételj kljuje, na persa mu pada. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 88.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der Specht verräth seine Jungen mit Singen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler, Nsch., 39.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Gleich wie ein Specht mit seinem singen sein junge verräht, also verratht der Narr auch sein heimlichkeit mit schwetzen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Geiler, Nsch., 39, in Kloster, I, 436.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Die Spechte gehen den Raupen nach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 510.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Einen Specht braucht man nicht erst auf den Holzbock zu werfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 133.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Ist der specht klein, er hangt desto fester am baum.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 223, 13; Petri, II, 407.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Was von Spechten kommt, schnappt nach Bienen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wenn der Specht an die Bäume pickt, geschieht es nicht der Borke wegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Picken mag wol zu dem deutschen Glauben Veranlassung gegeben haben, dass der Specht mit verborgenen Schätzen in Verbindung stehe und unter allen Vögeln der einzige sei, welcher wisse, wo die zauberkräftige Springwurzel wachse. Nach Annahme der Kleinrussen ist es das Andeuten eines Todesfalls im Hause, wenn der Specht in der Ecke desselben klopft. (Vgl. <hi rendition="#i">Ausland, 1871, Nr. 9.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Der Specht streitet mit der Nachtigall.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Einem Spechte Käfer zu hüten geben.</hi> (S.  Fuchs 365 und  Hecht 32.) &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 523.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Special.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Special und Hirschwirth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Binder II, 1359.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem würtembergischen Städtchen Schorndorf war die Amtswohnung des Special-Superintendenten mit dem Gasthause zum Goldenen Hirsch so zusammengebaut, dass beide Häuser nicht nur von aussen fast als eins erschienen, sondern es fanden auch im Innern verschiedene Verbindungswege zwischen beiden statt, was nicht selten zu den komischsten Verwechslungen Anlass gab. Daher dies Sprichwort mit Anwendung auf solche, die zwei oder mehrere durchaus unvereinbare Beschäftigungen treiben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Idem sutor, idem coquus. (<hi rendition="#i">Binder II, 1359.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Speck.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Alter Speck macht fette Suppen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Weisheit und die hohen Ansichten der Alten sind noch immer die wahren Tablettes de bouillon unsers Wissens. Wenn die neuen Philosophen ihre Suppen damit nicht gut machten, so blieben sie helles Wasser.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Alter Speck würzt die Schüssel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der muss sehr gern essen Speck, der nascht von Schweinedreck.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He loves bacon well that licks the swine-sty door. (<hi rendition="#i">Bohn II, 68.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der Speck auf der Falle fängt d' Mäus'.</hi> (<hi rendition="#i">Niederösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Der Speck besteht nicht in der Schwarte, die Weisheit nicht im Barte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Der Speck ist am fettesten (oder: ist allezeit feister) in andrer Leute Töpffe (Pfannen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 66, 177; Simrock, 9677; Körte, 5632; Braun, I, 4166.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La cuisine d'autrui a toujours meilleur goût.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Tspeck is altoos vetste in ander lude pot. (<hi rendition="#i">Tunn., 23, 16; Harrebomée, II, 284<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Sempre la parte del compagno par più grande. &#x2013; Sempre par più grande la parte del compagno.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"> <hi rendition="#i">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[336]/0342] *37 Der Spatz will die Nachtigall singen lehren. Wenn Unwissende sich nicht scheuen, mit Männern der Wissenschaft zu streiten oder sie gar belehren wollen. So liessen die Alten das Schwein mit der Minerva, die Wespe mit der Grille, den Specht mit der Nachtigall, den Wiedehopf mit dem Schwan wettkämpfen. – Die Russen sagen: Der Spatz trägt der Lerche Melodien vor. Lat.: Epops (Upupa) cum cygnis. (Erasm., 12; Faselius, 103.) – Pica cum luscinia certat. (Faselius, 103.) – Sus cum Minerva certamen suscipit. (Faselius, 103.) – Vespa cicadae obstrepens. *38 Die Spatzen pfeifen's auf den Dächern. Das Geheimniss ist in aller Mund. Frz.: C'est le secret de la comédie. *39 Einem die Spatzen ausnehmen. – Parömiakon, 2134. *40 Er hat nach einem Spatzen gerungen und eine Gans darüber verloren. *41 Jetzt guet Nacht, Spatz! (Ulm.) *42 Man kann ihm seine Spatzen leicht ausnehmen. – Parömiakon, 1584. *43 Was vermag ein Spatz gegen einen Ochsen. Die Finnen; Der Sperling hat nicht die Gewalt des Ochsen. (Bertram, 51.) *44 Wenn das Spatza sind, las i mein Theil im Hafa. (Rottenburg.) – Birlinger, 220. Wenn's gut ist, verzichte ich. Spatzenarbeit. Spatzenarbeit – Finkenlohn. – Pistor., IX, 22; Simrock, 9671. Spatzenei. Ein frisches Spatzenei ist besser als viel faule Gänseeier. Spatzenwaden. * Spatzewade haben. (Oberösterreich.) – Baumgarten. D. i. sehr dünne Waden. Spazieren. 1 Mit spazieren gehen verleurt manche Dirn jhr Krentzlein. – Petri, II, 480. 2 Wer spazieren geht, dem ist jeder Weg der rechte. 3 Wer spazieren geht, liest kein Reisig auf. Lat.: In via ne seces ligna. (Philippi, I, 208.) 4 Wer viel spazieren geht, verkürzt seinen Weg zum Grabe. Daher darf man auch keinen Araber zum Spaziergange auffordern; ist derselbe auch ein guter Fussgänger, so hat er doch gar keinen Begriff von unserm Lustwandeln. Wenn er geht, so hat er lediglich irgendein Geschäft, ein bestimmtes Ziel im Auge. Seine Mässigkeit, sein Leben im Freien machen ihm alle Körperbewegung der Gesundheit wegen überflüssig. Sein Hauptgenuss besteht in der Ruhe, im Stillsitzen; und sieht er auf den öffentlichen Plätzen Algiers oder Kairos die Europäer ab- und niederwandeln, so pflegt er auszurufen: „Seht nur, seht, die Christen werden toll.“ (Europa, Leipzig 1870, S. 1596.) *5 Spazieren gehen können nur Stadtleute. (Kamnitz.) In der That kennen die Dorfleute bei uns das Spazierengehen im Sinne der Städter gar nicht, gebrauchen auch für ihre Ausgänge dies Wort nicht. In Italien empfiehlt man zur Pflege der Gesundheit früh einen Spaziergang und abends ein Bad: La mattina al monte, e la sera al fonte. (Cahier, 2981.) Spaziergang. 1 Drei Spaziergänge sind in der Welt: der Eingang, der Fortgang, der Ausgang. 2 Spaziergang ist Müssiggangs Bruder. Schwed.: Spatzeregång gjör laster mång. (Grubb, 755.) 3 Spaziergang macht den Beutel krank. Man hat dabei Ausgaben und erwirbt nichts. Schwed.: Spatzeregång gjör födan trång. (Grubb, 755.) *4 Er macht faule Spaziergänge. Geht aus, um schlechte Schulden einzufordern. Um diesen Gedanken euphemistisch auszudrücken, sagt man jüdisch-deutsch in Warschau: Er ist gekümmen auf Kewer-Uwes, d. h. das Grab seiner Vorfahren zu besuchen. Spazierwagen. Wer mit dem Spazierwagen anfängt, hört mit dem Mistkarren auf. Holl.: Nu rijdt hij met een' kabriolet, later zal hij het met eene vuilniskar doen. (Harrebomée, I, 383a.) Spech. * Er ist spech. – Sutermeister, 69. Er nimmt nicht mit allem fürlieb. In Baiern hat man die Redensart: Spechstehen, die von Dieben gebraucht wird, wenn einer derselben an der Thür stehen bleibt, um zu sehen, ob jemand komme. Vom Spähen, daher Amtsspech, amtlicher Kundschafter. (Zaupser, Idiot., 71.) Specht. 1 Der Specht ist bunt, die Welt noch bunter. (Lit.) Die Finnen sagen: Der Specht ist bunt im Walde, das Menschenleben noch bunter. Auch die Litauer haben dies Sprichwort, welches durch ein Bild, das der schlichte Naturmensch seiner nächsten Umgebung, den Wäldern, entnimmt, eine wichtige Lebenswahrheit ausdrückt. Lassen sich richtiger und schöner alle Freuden und Leiden unsers Lebens, alle seine Hoffnungen und Täuschungen im Bilde ausdrücken, als wenn man sie mit dem bunten Gefieder des Spechts vergleicht? (Wurzbach I, 107.) 2 Der Specht muss den Schnabel wagen, will er füllen seinen Magen. Böhm.: Datel dřevo razí, sám nos sobĕ kazí. (Čelakovsky, 89.) – Datel v zobci záhubu nachází. (Čelakovsky, 72.) Frz.: Le piverd se perd par son bec. Poln.: Dzięcioł džewo kluje, a nos sobie psuje. (Čelakovsky, 89.) Span.: El pito pierde se por su pico. 3 Der Specht muss fleissig picken, soll der Hunger ihn nicht drücken (zwicken). Böhm.: Co datel kluje, na proy mu padá. (Čelakovsky, 89.) Kroat.: Kaj dételj kljuje, na persa mu pada. (Čelakovsky, 88.) 4 Der Specht verräth seine Jungen mit Singen. – Geiler, Nsch., 39. „Gleich wie ein Specht mit seinem singen sein junge verräht, also verratht der Narr auch sein heimlichkeit mit schwetzen.“ (Geiler, Nsch., 39, in Kloster, I, 436.) 5 Die Spechte gehen den Raupen nach. – Altmann VI, 510. 6 Einen Specht braucht man nicht erst auf den Holzbock zu werfen. – Altmann V, 133. 7 Ist der specht klein, er hangt desto fester am baum. – Henisch, 223, 13; Petri, II, 407. 8 Was von Spechten kommt, schnappt nach Bienen. 9 Wenn der Specht an die Bäume pickt, geschieht es nicht der Borke wegen. Dies Picken mag wol zu dem deutschen Glauben Veranlassung gegeben haben, dass der Specht mit verborgenen Schätzen in Verbindung stehe und unter allen Vögeln der einzige sei, welcher wisse, wo die zauberkräftige Springwurzel wachse. Nach Annahme der Kleinrussen ist es das Andeuten eines Todesfalls im Hause, wenn der Specht in der Ecke desselben klopft. (Vgl. Ausland, 1871, Nr. 9.) *10 Der Specht streitet mit der Nachtigall. *11 Einem Spechte Käfer zu hüten geben. (S. Fuchs 365 und Hecht 32.) – Altmann VI, 523. Special. Special und Hirschwirth. – Binder II, 1359. In dem würtembergischen Städtchen Schorndorf war die Amtswohnung des Special-Superintendenten mit dem Gasthause zum Goldenen Hirsch so zusammengebaut, dass beide Häuser nicht nur von aussen fast als eins erschienen, sondern es fanden auch im Innern verschiedene Verbindungswege zwischen beiden statt, was nicht selten zu den komischsten Verwechslungen Anlass gab. Daher dies Sprichwort mit Anwendung auf solche, die zwei oder mehrere durchaus unvereinbare Beschäftigungen treiben. Lat.: Idem sutor, idem coquus. (Binder II, 1359.) Speck. 1 Alter Speck macht fette Suppen. Die Weisheit und die hohen Ansichten der Alten sind noch immer die wahren Tablettes de bouillon unsers Wissens. Wenn die neuen Philosophen ihre Suppen damit nicht gut machten, so blieben sie helles Wasser. 2 Alter Speck würzt die Schüssel. 3 Der muss sehr gern essen Speck, der nascht von Schweinedreck. Engl.: He loves bacon well that licks the swine-sty door. (Bohn II, 68.) 4 Der Speck auf der Falle fängt d' Mäus'. (Niederösterreich.) 5 Der Speck besteht nicht in der Schwarte, die Weisheit nicht im Barte. 6 Der Speck ist am fettesten (oder: ist allezeit feister) in andrer Leute Töpffe (Pfannen). – Lehmann, II, 66, 177; Simrock, 9677; Körte, 5632; Braun, I, 4166. Frz.: La cuisine d'autrui a toujours meilleur goût. Holl.: Tspeck is altoos vetste in ander lude pot. (Tunn., 23, 16; Harrebomée, II, 284a.) It.: Sempre la parte del compagno par più grande. – Sempre par più grande la parte del compagno.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/342
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [336]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/342>, abgerufen am 21.11.2024.