Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] Vortheil verloren. Bis sich der Kaufmann, soocher, biblisch der umherziehende Handelsmann, besinnt, ob er sich mit dem Zöllner (mochsin, vom biblischen meches), um die verlangte Summe abfinden soll, besinnt sich der Zöllner auch und wird andern Sinnes. Mit Beziehung auf die Schädlichkeit langer Verhandlungen und Berathungen s. Hebamme 9 und Hirt 70. 2 Der Socher überlebt den Pocher. - Eiselein, 570; Simrock, 9524; Idiot. Austr.; Birlinger, 420; Michel, 260; Nefflen, 454; Körte, 5545; Klein, II, 158; Stalder, II, 376. Socher, der oft siecht oder kränkelt; er überlebt bei strenger Diät den auf seine Gesundheit Pochenden. Zur weitern Erklärung s. Pocher 3. 3 E Socher ohne Verstand, da liegt der Hessik auf der Hand. - Tendlau, 826. Soocher, hebräisch = Handelsmann, neuhebräisch Hessik aus dem biblischen nesek = Schaden. Sinn: Ein Geschäftsmann ohne Kenntniss seines Berufskreises, ohne Verstand und Einsicht in das Geschäft, hat nur Nachtheil zu erwarten. Sockel. Auf schönen Sockel gehört ein schönes Bild. Die Chinesen: Je schöner das Piedestal ist, je schöner soll die Statue sein. (Cibot, 161.) Socken. *1 Auf Socken gehen (reiten). - Luther's Tischr., 31a. Schleichend, vorsichtig, aushorchend bei einer Sache zu Werke gehen. Holl.: Hij gaat op sokken. (Harrebomee, II, 281a.) *2 Einem auf die Socken helfen. Holl.: Geef hem de sokken. (Harrebomee, II, 281a.) *3 Einen auf die Socken bringen. - Frischbier2, 3524. *4 Er ist mit den Socken geschossen. (Schöningen in Braunschweig.) Von einem Dummen. *5 Sich auf die Socken machen. - Frischbier2, 3525. Den Weg antreten. Sockenstrumpf. * Ennen op Söckehosen gohn loten. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 296. Das Gehen in Sockenstrümpfen bildet den Gegensatz von dem Gehen "op Klampen" oder Holzschuhen. Sod (Brunnen). 1 Dess sodes ist allzeit mehr als den der fische. - Henisch, 1115, 25; Petri, II, 120. 2 Wenn's ok all in'n Sod sprüngen, dedst (thätest) du naspringen? (Mecklenburg.) - Raabe, 8. *3 Im eigenen Sod liegen. - Weinhold, 90. Nach seiner angeborenen, besonders rohen und ungebildeten Art leben. *4 'T is schlechten Sod, dar man dat Water in drägen mot. (Oldenburg.) - Goldschmidt, 45. Sod (Geheimniss). 1 An e Sod is kan Broche. - Tendlau, 847. An einem Geheimniss ist kein Segen (berächah). Als Bemerkung, wenn man sieht, dass einer dem andern was in die Ohren raunt. 2 Der Söd vün der Mikwe (Reinigungsbad) is: män geht herein ün pischt (pisst) sich aus, män kümmt heraus ün sugt nit aus. (Warschau.) Spott auf das Reinigungsbad, welches die Frauen nach der Menstruation gebrauchen. Die Juden haben gleich den Türken vorgeschriebene Waschungen, da beide Völker annehmen, dass in einem reinen Körper auch eine reine Seele wohne. Sod (Sodbrennen). Für den Sot Johannisbrot. Fischart (Gesch. in Kloster, VIII, 355) hat folgendes Recept: "O gut Christier mit Birkengerten für Weiber; für den Sot Johannisbrot, für den Schweiss Harn von einer Geiss." Sodderregen. Sodderregen1, Kleckerschulden2 on Querrkrank3 sönd dre Ding, de man schlemm los ward. (Danziger Nehrung.) - Frischbier2, 3526. 1) Anhaltender, allgemeiner Landregen. 2) Kleine Schulden bei verschiedenen Gläubigern. 3) Quarrkrank, d. i. dauerndes Unwohlsein, das sich durch Stöhnen und Quarren äussert. Sode. *1 In allem Sode die Hände haben wollen. - Schottel, 1118b. *2 In seinem Sode leben (aufwachsen). Ganz in und nach seinem Gelüst. Soden. * Dat brengt gen Soden an de Deik. (Ostfries.) - Bueren, 206; Eichwald, 316; Frommann, II, 538, 185. Holl.: Dat brengt geene zoden aan den dijk. (Harrebomee, II, 504a.) Sodje. Södjes1 un sachtjes2, dat Maisje3 is noch jung. - Bueren, 1006. 1) Verkleinerungsform von Sön = Sieden, ein Gericht, soviel man auf einmal kocht, eine Portion. 2) Verkleinerungsform von sacht. 3) Mädchen. - Junge Mädchen sind Gerichte, mit denen man sehr behutsam umgehen muss. (Stürenburg, 248a.) Sodom. *1 Das ist Sodoms Art (Thun, Treiben). - Tendlau, 4. Jüdisch-deutsch, als Ausruf unerhört frecher Ungerechtigkeit. *2 Es ist ein wahres Sodom und Gomorra. Nach 1 Mos. 11, 9 zur Bezeichnung eines lasterhaften Ortes. Söffling. * Er ist ein Söffling. - Meyer, II, 1107. Ein Trunkenbold. Holl.: Hij is een lijk. (Harrebomee, II, 82.) Söge. Ale Sögen fickelt an'n besten. - Schambach, II, 2. Alte Mutterschweine ferkeln am besten. Frauen, nicht zu jung, bekommen leicht und schnell nacheinander Kinder. (S. Kerl 24.) Sögenfell. * Dat Sögenfell antrecken. Sich in Bereitschaft setzen, jemand auf recht grobe Weise herunterzumachen. (Vgl. Boll, Zur Charakteristik des niederdeutschen Volks im Globus, VIII, Hildburghausen 1865, S. 177b.) Sohle. 1 D' Sal aut is, d' Sgo sgännt is. (Stadland in Oldenburg.) - Firmenich, III, 24, 13. Die Sohle heraus, der Schuh geschändet. 2 Die besten Sohlen werden in den Koth getreten. 3 Neue Sohlen hört man weit. 4 Was an den Sohlen ist gewonnen, an den Absätzen ist es wieder zerronnen. Holl.: Wat je aan de voorzolen wint, verlies je aan de achterlappen. (Harrebomee, II, 509a.) 5 Wenn die Sohlen abgetanzt, dann kratzt die Geige. - Sprichwörtergarten, 294. Wer den Freudenbecher bis auf die Hefe geleert hat, den ekelt jedes Vergnügen an. *6 Auf fremden Sohlen gehen. - Henisch, 1210, 68. "D. i. frembde Sitte annehmen." Auch, wer anderer Sachen zu seinem Vortheil benutzt. Die Griechen pflegten ohne Schuhe zu Tische zu sitzen; wenn nun plötzlich einer aufstand, so ergriff er oft fremde Sohlen, entweder aus Eile oder weil er zu viel getrunken hatte. *7 Die Sohlen brennen ihm. Er steht wie auf Kohlen, er brennt vor Ungeduld. Frz.: Les pieds lui braulent (fretillent). *8 Er geht auf den letzten Sohlen. Engl.: He goes on his last legs. (Bohn, I, 64.) *9 Er geht auf der deutschen Sohle. (Niederösterreich.) D. h. barfuss. *10 Er hat schon manche Sohle ab- oder durchgelaufen. Ist schon alt. *11 Er läuft täglich auf zwölf (vierzehn, sechzehn u. s. w.) Sohlen. Von einem Familienvater, der für sich, seine Frau und vier u. s. w. Kinder die Schuhsohlen zu erwerben hat. *12 Er macht sich auf die Sohlen (Strümpfe). Tritt eine Reise, den Rückweg, die Wanderschaft an. Frz.: Il va battre la semelle. (Lendroy, 1367.) *13 Sich die Sohlen schmieren. Sich zur Abreise oder zum Sterben anschicken, bereiten. Frz.: Graisser ses bottes. Sohn. 1 An einzigen Sühn soll män scheuen (meiden), an einzige Tochter soll män freuen (süchen). (Jüd.-deutsch. Warschau.) - Blass, 12. Der erstere bringt gewöhnlich die Fehler des Muttersöhnchens, die letztere das Vermögen der Aeltern mit. 2 Besser der Sohn hure, denn die tochter. - Henisch, 323, 36; Petri, III, 1. 3 Besser der Sohn verreisse einen Rock, denn dass er einen verfaule. - Petri, II, 34. 4 Besser Ein Sohn als zwei Töchter. Die Maoren auf Neuseeland denken ungefähr ebenso. Um den Gedanken auszudrücken, es sei vom geringen Nutzen, eine Tochter zu haben, sie werde vielleicht den Feinden Erben gebären, sagen sie im Sprichwort: Ein Weib hört vielleicht die Feinde singen, wie diese die Leiber ihrer erschlagenen Verwandten den Göttern opfern. (Vgl. Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857-69, II, 317 fg.) [Spaltenumbruch] Vortheil verloren. Bis sich der Kaufmann, soocher, biblisch der umherziehende Handelsmann, besinnt, ob er sich mit dem Zöllner (mochsin, vom biblischen mēches), um die verlangte Summe abfinden soll, besinnt sich der Zöllner auch und wird andern Sinnes. 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Vortheil verloren. Bis sich der Kaufmann, soocher, biblisch der umherziehende Handelsmann, besinnt, ob er sich mit dem Zöllner (mochsin, vom biblischen mēches), um die verlangte Summe abfinden soll, besinnt sich der Zöllner auch und wird andern Sinnes. Mit Beziehung auf die Schädlichkeit langer Verhandlungen und Berathungen s. Hebamme 9 und Hirt 70.
2 Der Sôcher überlebt den Pocher. – Eiselein, 570; Simrock, 9524; Idiot. Austr.; Birlinger, 420; Michel, 260; Nefflen, 454; Körte, 5545; Klein, II, 158; Stalder, II, 376.
Socher, der oft siecht oder kränkelt; er überlebt bei strenger Diät den auf seine Gesundheit Pochenden. Zur weitern Erklärung s. Pocher 3.
3 E Sôcher ohne Verstand, da liegt der Hessik auf der Hand. – Tendlau, 826.
Soocher, hebräisch = Handelsmann, neuhebräisch Hessik aus dem biblischen nesek = Schaden. Sinn: Ein Geschäftsmann ohne Kenntniss seines Berufskreises, ohne Verstand und Einsicht in das Geschäft, hat nur Nachtheil zu erwarten.
Sockel.
Auf schönen Sockel gehört ein schönes Bild.
Die Chinesen: Je schöner das Piedestal ist, je schöner soll die Statue sein. (Cibot, 161.)
Socken.
*1 Auf Socken gehen (reiten). – Luther's Tischr., 31a.
Schleichend, vorsichtig, aushorchend bei einer Sache zu Werke gehen.
Holl.: Hij gaat op sokken. (Harrebomée, II, 281a.)
*2 Einem auf die Socken helfen.
Holl.: Geef hem de sokken. (Harrebomée, II, 281a.)
*3 Einen auf die Socken bringen. – Frischbier2, 3524.
*4 Er ist mit den Socken geschossen. (Schöningen in Braunschweig.)
Von einem Dummen.
*5 Sich auf die Socken machen. – Frischbier2, 3525.
Den Weg antreten.
Sockenstrumpf.
* Ennen op Söckehosen gohn loten. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 296.
Das Gehen in Sockenstrümpfen bildet den Gegensatz von dem Gehen „op Klampen“ oder Holzschuhen.
Sod (Brunnen).
1 Dess sodes ist allzeit mehr als den der fische. – Henisch, 1115, 25; Petri, II, 120.
2 Wenn's ok all in'n Sod sprüngen, dedst (thätest) du naspringen? (Mecklenburg.) – Raabe, 8.
*3 Im eigenen Sôd liegen. – Weinhold, 90.
Nach seiner angeborenen, besonders rohen und ungebildeten Art leben.
*4 'T is schlechten Sôd, dar man dat Water in drägen môt. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 45.
Sôd (Geheimniss).
1 An e Sôd is kân Brôche. – Tendlau, 847.
An einem Geheimniss ist kein Segen (berächah). Als Bemerkung, wenn man sieht, dass einer dem andern was in die Ohren raunt.
2 Der Söd vün der Mikwe (Reinigungsbad) is: män geht herein ün pischt (pisst) sich aus, män kümmt heraus ün sugt nit aus. (Warschau.)
Spott auf das Reinigungsbad, welches die Frauen nach der Menstruation gebrauchen. Die Juden haben gleich den Türken vorgeschriebene Waschungen, da beide Völker annehmen, dass in einem reinen Körper auch eine reine Seele wohne.
Sod (Sodbrennen).
Für den Sot Johannisbrot.
Fischart (Gesch. in Kloster, VIII, 355) hat folgendes Recept: „O gut Christier mit Birkengerten für Weiber; für den Sôt Johannisbrot, für den Schweiss Harn von einer Geiss.“
Sodderregen.
Sodderregen1, Kleckerschulden2 on Querrkrank3 sönd drê Ding, de man schlemm los ward. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 3526.
1) Anhaltender, allgemeiner Landregen.
2) Kleine Schulden bei verschiedenen Gläubigern.
3) Quarrkrank, d. i. dauerndes Unwohlsein, das sich durch Stöhnen und Quarren äussert.
Sode.
*1 In allem Sode die Hände haben wollen. – Schottel, 1118b.
*2 In seinem Sode leben (aufwachsen).
Ganz in und nach seinem Gelüst.
Soden.
* Dat brengt gên Soden an de Dîk. (Ostfries.) – Bueren, 206; Eichwald, 316; Frommann, II, 538, 185.
Holl.: Dat brengt geene zoden aan den dijk. (Harrebomée, II, 504a.)
Sodje.
Södjes1 un sachtjes2, dat Maisje3 is noch jung. – Bueren, 1006.
1) Verkleinerungsform von Sön = Sieden, ein Gericht, soviel man auf einmal kocht, eine Portion.
2) Verkleinerungsform von sacht.
3) Mädchen. – Junge Mädchen sind Gerichte, mit denen man sehr behutsam umgehen muss. (Stürenburg, 248a.)
Sodom.
*1 Das ist Sodoms Art (Thun, Treiben). – Tendlau, 4.
Jüdisch-deutsch, als Ausruf unerhört frecher Ungerechtigkeit.
*2 Es ist ein wahres Sodom und Gomorra.
Nach 1 Mos. 11, 9 zur Bezeichnung eines lasterhaften Ortes.
Söffling.
* Er ist ein Söffling. – Meyer, II, 1107.
Ein Trunkenbold.
Holl.: Hij is een lijk. (Harrebomée, II, 82.)
Söge.
Ale Sögen fickelt an'n besten. – Schambach, II, 2.
Alte Mutterschweine ferkeln am besten. Frauen, nicht zu jung, bekommen leicht und schnell nacheinander Kinder. (S. Kerl 24.)
Sögenfell.
* Dat Sögenfell antrecken.
Sich in Bereitschaft setzen, jemand auf recht grobe Weise herunterzumachen. (Vgl. Boll, Zur Charakteristik des niederdeutschen Volks im Globus, VIII, Hildburghausen 1865, S. 177b.)
Sohle.
1 D' Sâl ût is, d' Sgô sgännt is. (Stadland in Oldenburg.) – Firmenich, III, 24, 13.
Die Sohle heraus, der Schuh geschändet.
2 Die besten Sohlen werden in den Koth getreten.
3 Neue Sohlen hört man weit.
4 Was an den Sohlen ist gewonnen, an den Absätzen ist es wieder zerronnen.
Holl.: Wat je aan de voorzolen wint, verlies je aan de achterlappen. (Harrebomée, II, 509a.)
5 Wenn die Sohlen abgetanzt, dann kratzt die Geige. – Sprichwörtergarten, 294.
Wer den Freudenbecher bis auf die Hefe geleert hat, den ekelt jedes Vergnügen an.
*6 Auf fremden Sohlen gehen. – Henisch, 1210, 68.
„D. i. frembde Sitte annehmen.“ Auch, wer anderer Sachen zu seinem Vortheil benutzt. Die Griechen pflegten ohne Schuhe zu Tische zu sitzen; wenn nun plötzlich einer aufstand, so ergriff er oft fremde Sohlen, entweder aus Eile oder weil er zu viel getrunken hatte.
*7 Die Sohlen brennen ihm.
Er steht wie auf Kohlen, er brennt vor Ungeduld.
Frz.: Les pieds lui brûlent (frétillent).
*8 Er geht auf den letzten Sohlen.
Engl.: He goes on his last legs. (Bohn, I, 64.)
*9 Er geht auf der deutschen Sohle. (Niederösterreich.)
D. h. barfuss.
*10 Er hat schon manche Sohle ab- oder durchgelaufen.
Ist schon alt.
*11 Er läuft täglich auf zwölf (vierzehn, sechzehn u. s. w.) Sohlen.
Von einem Familienvater, der für sich, seine Frau und vier u. s. w. Kinder die Schuhsohlen zu erwerben hat.
*12 Er macht sich auf die Sohlen (Strümpfe).
Tritt eine Reise, den Rückweg, die Wanderschaft an.
Frz.: Il va battre la semelle. (Lendroy, 1367.)
*13 Sich die Sohlen schmieren.
Sich zur Abreise oder zum Sterben anschicken, bereiten.
Frz.: Graisser ses bottes.
Sohn.
1 An einzigen Sühn soll män scheuen (meiden), an einzige Tochter soll män freuen (süchen). (Jüd.-deutsch. Warschau.) – Blass, 12.
Der erstere bringt gewöhnlich die Fehler des Muttersöhnchens, die letztere das Vermögen der Aeltern mit.
2 Besser der Sohn hure, denn die tochter. – Henisch, 323, 36; Petri, III, 1.
3 Besser der Sohn verreisse einen Rock, denn dass er einen verfaule. – Petri, II, 34.
4 Besser Ein Sohn als zwei Töchter.
Die Maoren auf Neuseeland denken ungefähr ebenso. Um den Gedanken auszudrücken, es sei vom geringen Nutzen, eine Tochter zu haben, sie werde vielleicht den Feinden Erben gebären, sagen sie im Sprichwort: Ein Weib hört vielleicht die Feinde singen, wie diese die Leiber ihrer erschlagenen Verwandten den Göttern opfern. (Vgl. Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857-69, II, 317 fg.)
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