Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
85 Zorn Säen und Mähen gibt's wenig Hände, aber zum Essen sind sie behende. Die Maoren sagen: Zur Saatzeit sind Freunde, welche dir helfen, selten, aber wenn die Ernte eingesammelt wird, ziehen sie in Scharen herbei. (Reise der Novara, II, 317.) (S. Kindlein 3.) *86 Ich hab da weder zu säen, noch zu ernten. - Henisch, 926, 30. Weder zu gewinnen, noch zu verlieren. *87 Ich habe gesäet, ein anderer mähet. - Simrock, 8620; Körte, 3140. Säemann. 1 Ein Säggemann sägget sich wol gruis (greis), aber nicht weis'. (Sauerland.) 2 Früher Säemann borgt nie vom späten. Engl.: The rath (early) sower never borrows of the late. (Bohn II, 17.) Säer. Karge Säer, arme Schnitter. (Wend. Lausitz.) Säetuch. 1 Wenn man aus einem Säetuche säet, das ein Mädchen vor ihrem siebenten Jahre gesponnen hat, so geräth die Saat wohl. - Oldenb. Volksbote. Segen des Jugendfleisses. 2 Wo das Säetuch nicht hingeht, kommt der Erntewagen nicht zurück. - Altmann VI, 506. Safran. 1 Je mehr man den Safran tritt, desto besser wächst er. 2 Mit wenig Safran kann man viel Suppe gelb machen. Holl.: Daar is maar een greintje saffran van noode, om een' geheelen hutspot geel te maken. (Harrebomee, II, 235a.) Saft. 1 Der Eine macht Saft aus den Beeren, der andere räuchert mit ihnen. - Altmann V, 124. 2 Der Saft der Reben, der kann geben ein Freudenleben. - Hertz, 62. 3 Frische Säfte, frische Kräfte. Reines Blut ist die erste Bedingung eines gesunden Lebens. 4 Wenn kein Saft mehr in der Limonie ist, wirft man sie hinter die Thür. - Parömiakon, 35. Schicksal alter Diener. 5 Wer den Saft gekostet, mag die Hülse nicht. *6 Das hat Safft, Krafft vnd nachdruck. - Mathesy, 78b. *7 Er (das) hat weder Saft noch Kraft. - Körte, 5160a; Braun, I, 3692. In Schwaben: Dös hot koin Soft und koin Kraft. *8 Er lässt ihn in seinem Safte gar kochen. *9 Es ist ohni Saft und Kraft wie's katholische Vaterunser. - Sutermeister, 92. Es schliesst dies nämlich mit der siebenten Bitte: "Erlöse uns von dem Uebel. Amen", während das evangelische noch den Satz folgen lässt: "Denn dein ist die Kraft und Herrlichkeit" u. s. w. *10 Häst du dat Sapp autsaop'n, kannst ok de Buls'n fräten. (Altmark.) - Danneil, 257. Hast du das Beste von der Sache genommen (den Saft), so kannst du auch den schlechtem Ueberrest (Hülle, Hülse) behalten. Säftlein. * Dos het koin Säftle un koin Kräftle. (Schwaben.) Sagan. Sagan hat drei Merkwürdigkeiten: eine gepflasterte Wiese, einen Schornstein, der nie raucht, und die dritte, dass Keiner die Todten begrub. Zwei dieser Merkwürdigkeiten hat die Stadt verloren: der Todtengräber, Namens Keiner, ist längst gestorben, der betreffende Schornstein raucht; aber die "gepflasterte Wiese", nämlich die Stadtwiese, welche in Verbindung mit der Friedrich-Wilhelm-Strasse einen neuern und schönen Stadttheil bildet, lässt höchstens noch in den Rinnsteinen Gras wachsen. (Vgl. Niederschles. Zeitung, Görlitz 1871, Nr. 278.) Sage. 1 Allgemeine Sage ist selten ohne Grund. It.: Voce del popolo, voce d'Iddio. 2 Das sind Sagen, die schneiden kein Holz. - Simrock, 8679; Körte, 5164. Wortspiel mit Sage und Säge. [Spaltenumbruch] 3 Es ist nur eine Sage, sagte der Fuchs, dass man mich zum Gänsehirten haben will. (Flatow.) - Frischbier2, 3190. 4 Kurze Sage, gute Sage. - Simrock, 8678; Körte, 5162. 5 Wer jeder Sage Glauben schenkt, dessen Scheitel ist verrenkt. Lat.: Credere fallaci gravis est dementia famae. (Mant.) (Frob., 103; Philippi, I, 97.) *6 He heft 'ne gode Segg. - Frischbier2, 3192. Er hat eine gute Sage, ein gut Mundwerk, eine geläufige Zunge. Säge. 1 Die Säge beisst zwar sehr, aber sie bricht sich doch manchmal die Zähne aus. 2 Eine Säge ist kein Saitenspiel, der Kantschu ist kein Federkiel. (Ostpreuss.) - Schottmüller. 3 Mit Einer Säge muss man vielerlei Holz schneiden. Holl.: Men moet met eene zaag kunnen boren, en met eene boor kunnen zagen. (Harrebomee, II, 485a.) 4 Sägen hab' ich wol, aber Breter fehlen mir, sagte der Tischler zum Pfarrer, als dieser ihm Segen wünschte. *5 Diese Säge beisst (schneidet) wie ein alter Mann ohne Zähne. Holl.: Dat bijt als eene zaag die geene tanden heeft. (Harrebomee, II, 485a.) *6 Es ist eine Säge ohne Zähne. Holl.: Het is eene zaag, al snijdt ze niet. - Het is eene zaag, die geen hout snijdt. (Harrebomee, II, 485a.) Sägebock. Sägebock und Schiebebock fragen nicht: was schlug' die Glock'? Sägemühle. Was nützt die Sägemühle, wenn es an Holz zum Schneiden fehlt. Die Russen: Es hat mancher die Sägemühle, dem es an Holz fehlt. (Altmann, 130.) Sagen. 1 As (wenn) man sugt (sagt) gestorben, glaüb. (Jüd.-deutsch. Brody.) 2 As man sugt Meschige (verrückt), glaübe. (Jüd.-deutsch. Brody.) 3 Auf das Sagen folgt Weinen oder Behagen. Es kommt sehr viel darauf an, wie man es darstellt; es kann eine widerwärtige, aber auch eine erheiternde Wirkung haben. Frz.: Bien dire fait rire; bien faire fait taire. (Bohn I, 8.) 4 Bat sall me seggen, bat sall me daun? En Küken es kain Haun. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 178. 5 Da hilft kein Sagen, wenn man nicht danach thun will. Frz.: On a beau precher a qui n'a cure de bien faire. (Kritzinger, 197a.) 6 Da werd' ich es Ihnen sagen, sagt Elvenich. Wird in Breslau, besonders, wenn nicht ausschliesslich, in Studenten- und Gelehrtenkreisen in Fällen angewandt, wo jemand etwas, wonach er gefragt wird, nicht weiss. Man er zählt die Entstehung des Sprichworts so. Der Prof. Elvenich soll die Gewohnheit gehabt haben, auch die Candidaten, die sich vorzugsweise den Realwissenschaften zugewandt haben, speciell in der Philosophie zu prüfen. So verlangte er einst von einem Candidaten der Naturwissenschaften, derselbe solle ihm den Inhalt des ersten Buchs von Kant's Kritik der reinen Vernunft angeben. Dieser erklärte, dass er damit nicht bekannt sei, worauf Prof. Elvenich erwiderte: "Nun, da werd' ich es Ihnen sagen." Er fragte dann in derselben Weise nach dem Inhalt des zweiten Buchs, und da dieselbe Antwort erfolgte, bemerkte der Professor wieder: "Nun, da werd' ich es Ihnen sagen." Dies oder Aehnliches soll wiederholentlich vorgekommen und auf diese Weise das Sprichwort entstanden sein. 7 Das Sagen ist umsonst, wenn man nicht danach thun will. Holl.: Wat baat het, schoon gezegd, aan de daad ligt de magt. (Harrebomee, II, 51a.) 8 Das Sagen ist wolfeil. - Petri, II, 69. 9 Dat is ni immer seggt, datt, wer nix is, ok nix warrn scholl. (Rendsburg.) 10 Dat seg'k mit Se, segt Förster Kruse, do lewt he noch. - Hoefer, 652. 11 Dat seg 'k so man, segt Schult. (Mecklenburg.) - Hoefer, 960. 12 Dau kass seggen, watste wess, mar dau motts mech van et Leif avbleiven. (Meurs.) - Firmenich, I, 404, 248.
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85 Zorn Säen und Mähen gibt's wenig Hände, aber zum Essen sind sie behende. Die Maoren sagen: Zur Saatzeit sind Freunde, welche dir helfen, selten, aber wenn die Ernte eingesammelt wird, ziehen sie in Scharen herbei. (Reise der Novara, II, 317.) (S. Kindlein 3.) *86 Ich hab da weder zu säen, noch zu ernten. – Henisch, 926, 30. Weder zu gewinnen, noch zu verlieren. *87 Ich habe gesäet, ein anderer mähet. – Simrock, 8620; Körte, 3140. Säemann. 1 Ein Säggemann sägget sich wol gruis (greis), aber nicht wéis'. (Sauerland.) 2 Früher Säemann borgt nie vom späten. Engl.: The rath (early) sower never borrows of the late. (Bohn II, 17.) Säer. Karge Säer, arme Schnitter. (Wend. Lausitz.) Säetuch. 1 Wenn man aus einem Säetuche säet, das ein Mädchen vor ihrem siebenten Jahre gesponnen hat, so geräth die Saat wohl. – Oldenb. Volksbote. Segen des Jugendfleisses. 2 Wo das Säetuch nicht hingeht, kommt der Erntewagen nicht zurück. – Altmann VI, 506. 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85 Zorn Säen und Mähen gibt's wenig Hände, aber zum Essen sind sie behende.
Die Maoren sagen: Zur Saatzeit sind Freunde, welche dir helfen, selten, aber wenn die Ernte eingesammelt wird, ziehen sie in Scharen herbei. (Reise der Novara, II, 317.) (S. Kindlein 3.)
*86 Ich hab da weder zu säen, noch zu ernten. – Henisch, 926, 30.
Weder zu gewinnen, noch zu verlieren.
*87 Ich habe gesäet, ein anderer mähet. – Simrock, 8620; Körte, 3140.
Säemann.
1 Ein Säggemann sägget sich wol gruis (greis), aber nicht wéis'. (Sauerland.)
2 Früher Säemann borgt nie vom späten.
Engl.: The rath (early) sower never borrows of the late. (Bohn II, 17.)
Säer.
Karge Säer, arme Schnitter. (Wend. Lausitz.)
Säetuch.
1 Wenn man aus einem Säetuche säet, das ein Mädchen vor ihrem siebenten Jahre gesponnen hat, so geräth die Saat wohl. – Oldenb. Volksbote.
Segen des Jugendfleisses.
2 Wo das Säetuch nicht hingeht, kommt der Erntewagen nicht zurück. – Altmann VI, 506.
Safran.
1 Je mehr man den Safran tritt, desto besser wächst er.
2 Mit wenig Safran kann man viel Suppe gelb machen.
Holl.: Daar is maar een greintje saffran van noode, om een' geheelen hutspot geel te maken. (Harrebomée, II, 235a.)
Saft.
1 Der Eine macht Saft aus den Beeren, der andere räuchert mit ihnen. – Altmann V, 124.
2 Der Saft der Reben, der kann geben ein Freudenleben. – Hertz, 62.
3 Frische Säfte, frische Kräfte.
Reines Blut ist die erste Bedingung eines gesunden Lebens.
4 Wenn kein Saft mehr in der Limonie ist, wirft man sie hinter die Thür. – Parömiakon, 35.
Schicksal alter Diener.
5 Wer den Saft gekostet, mag die Hülse nicht.
*6 Das hat Safft, Krafft vnd nachdruck. – Mathesy, 78b.
*7 Er (das) hat weder Saft noch Kraft. – Körte, 5160a; Braun, I, 3692.
In Schwaben: Dös hot koin Soft und koin Kraft.
*8 Er lässt ihn in seinem Safte gar kochen.
*9 Es ist ohni Saft und Kraft wie's katholische Vaterunser. – Sutermeister, 92.
Es schliesst dies nämlich mit der siebenten Bitte: „Erlöse uns von dem Uebel. Amen“, während das evangelische noch den Satz folgen lässt: „Denn dein ist die Kraft und Herrlichkeit“ u. s. w.
*10 Häst du dat Sapp ûtsaop'n, kannst ôk de Buls'n fräten. (Altmark.) – Danneil, 257.
Hast du das Beste von der Sache genommen (den Saft), so kannst du auch den schlechtem Ueberrest (Hülle, Hülse) behalten.
Säftlein.
* Dôs het koin Säftle un koin Kräftle. (Schwaben.)
Sagan.
Sagan hat drei Merkwürdigkeiten: eine gepflasterte Wiese, einen Schornstein, der nie raucht, und die dritte, dass Keiner die Todten begrub.
Zwei dieser Merkwürdigkeiten hat die Stadt verloren: der Todtengräber, Namens Keiner, ist längst gestorben, der betreffende Schornstein raucht; aber die „gepflasterte Wiese“, nämlich die Stadtwiese, welche in Verbindung mit der Friedrich-Wilhelm-Strasse einen neuern und schönen Stadttheil bildet, lässt höchstens noch in den Rinnsteinen Gras wachsen. (Vgl. Niederschles. Zeitung, Görlitz 1871, Nr. 278.)
Sage.
1 Allgemeine Sage ist selten ohne Grund.
It.: Voce del popolo, voce d'Iddio.
2 Das sind Sagen, die schneiden kein Holz. – Simrock, 8679; Körte, 5164.
Wortspiel mit Sage und Säge.
3 Es ist nur eine Sage, sagte der Fuchs, dass man mich zum Gänsehirten haben will. (Flatow.) – Frischbier2, 3190.
4 Kurze Sage, gute Sage. – Simrock, 8678; Körte, 5162.
5 Wer jeder Sage Glauben schenkt, dessen Scheitel ist verrenkt.
Lat.: Credere fallaci gravis est dementia famae. (Mant.) (Frob., 103; Philippi, I, 97.)
*6 He heft 'ne gode Segg. – Frischbier2, 3192.
Er hat eine gute Sage, ein gut Mundwerk, eine geläufige Zunge.
Säge.
1 Die Säge beisst zwar sehr, aber sie bricht sich doch manchmal die Zähne aus.
2 Eine Säge ist kein Saitenspiel, der Kantschu ist kein Federkiel. (Ostpreuss.) – Schottmüller.
3 Mit Einer Säge muss man vielerlei Holz schneiden.
Holl.: Men moet met eene zaag kunnen boren, en met eene boor kunnen zagen. (Harrebomée, II, 485a.)
4 Sägen hab' ich wol, aber Breter fehlen mir, sagte der Tischler zum Pfarrer, als dieser ihm Segen wünschte.
*5 Diese Säge beisst (schneidet) wie ein alter Mann ohne Zähne.
Holl.: Dat bijt als eene zaag die geene tanden heeft. (Harrebomée, II, 485a.)
*6 Es ist eine Säge ohne Zähne.
Holl.: Het is eene zaag, al snijdt ze niet. – Het is eene zaag, die geen hout snijdt. (Harrebomée, II, 485a.)
Sägebock.
Sägebock und Schiebebock fragen nicht: was schlug' die Glock'?
Sägemühle.
Was nützt die Sägemühle, wenn es an Holz zum Schneiden fehlt.
Die Russen: Es hat mancher die Sägemühle, dem es an Holz fehlt. (Altmann, 130.)
Sagen.
1 As (wenn) man sugt (sagt) gestorben, glaüb. (Jüd.-deutsch. Brody.)
2 As man sugt Meschige (verrückt), glaübe. (Jüd.-deutsch. Brody.)
3 Auf das Sagen folgt Weinen oder Behagen.
Es kommt sehr viel darauf an, wie man es darstellt; es kann eine widerwärtige, aber auch eine erheiternde Wirkung haben.
Frz.: Bien dire fait rire; bien faire fait taire. (Bohn I, 8.)
4 Bat sall me seggen, bat sall me daun? En Küken es kain Haun. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 178.
5 Da hilft kein Sagen, wenn man nicht danach thun will.
Frz.: On a beau prêcher à qui n'a cure de bien faire. (Kritzinger, 197a.)
6 Da werd' ich es Ihnen sagen, sagt Elvenich.
Wird in Breslau, besonders, wenn nicht ausschliesslich, in Studenten- und Gelehrtenkreisen in Fällen angewandt, wo jemand etwas, wonach er gefragt wird, nicht weiss. Man er zählt die Entstehung des Sprichworts so. Der Prof. Elvenich soll die Gewohnheit gehabt haben, auch die Candidaten, die sich vorzugsweise den Realwissenschaften zugewandt haben, speciell in der Philosophie zu prüfen. So verlangte er einst von einem Candidaten der Naturwissenschaften, derselbe solle ihm den Inhalt des ersten Buchs von Kant's Kritik der reinen Vernunft angeben. Dieser erklärte, dass er damit nicht bekannt sei, worauf Prof. Elvenich erwiderte: „Nun, da werd' ich es Ihnen sagen.“ Er fragte dann in derselben Weise nach dem Inhalt des zweiten Buchs, und da dieselbe Antwort erfolgte, bemerkte der Professor wieder: „Nun, da werd' ich es Ihnen sagen.“ Dies oder Aehnliches soll wiederholentlich vorgekommen und auf diese Weise das Sprichwort entstanden sein.
7 Das Sagen ist umsonst, wenn man nicht danach thun will.
Holl.: Wat baat het, schoon gezegd, aan de daad ligt de magt. (Harrebomée, II, 51a.)
8 Das Sagen ist wolfeil. – Petri, II, 69.
9 Dat is ni immer seggt, datt, wer nix is, ok nix warrn scholl. (Rendsburg.)
10 Dat seg'k mit Se, segt Förster Kruse, dô lêwt he noch. – Hoefer, 652.
11 Dat seg 'k so man, segt Schult. (Mecklenburg.) – Hoefer, 960.
12 Dau kass seggen, watste wess, mâr dau motts mech van et Lîf avblîven. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 248.
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