Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 6 Jeder Sachse lässt den andern zu seinem Eide, wo der Beweis nicht allzu gut ist. - Graf, 468, 575. Mhd.: Eyn izlicher Sachse der list den andern zu sinem eyde, wo die bewysunge nicht allzu gut ist. (Daniels, Weichbildglossen, 423, 26.) 7 Sachs, Bayer, Schwab vnd Franck, die lieben all den Tranck. - Petri, II, 516; Henisch, 224, 27; Berckenmeyer, 299; Sailer, 133; Simrock, 10498; Hesekiel, 11. Was ungefähr soviel sagen will, als: Die Deutschen trinken alle gern. 8 Unter den Sachsen lass den Bauch dir wachsen. (S. König 137.) Poln.: Za krola Sasa jedz, pij i popuszczaj pasa. (Wurzbach I, 91, 28.) 9 Was fragen die Sachsen danach, wenn die Niederländer kein Brot haben! 10 Was fragen die Sachsen darnach, dass die Rheinländer sterben. - Lehmann, 721, 6. 11 Wir Sachsen schlagen den bösen Aeltern nach. - Graf, 58, 214. Das Freiheitsverhältniss der Kinder ward an verschiedenen Orten verschieden bestimmt; in Sachsen im allgemeinen nach dem unfreien Gliede der Aeltern. (S. Eigenschaft 4, Geburt 6, Hand 47 und Kind 63, 66, 67 u. 224.) *12 Halt, Sachse, die Preussen kommen. - Klix, 80. *13 Mir zu, wie einem Sachsen. - Waldis, IV, 19. Es wird aber auch der alten Sachsen Aufrichtigkeit gerühmt, wie folgender lateinischer Spruch beweiset: In Saxonia plus valet promittere, quam alibi jurare. (Berckenmeyer, 298.) Sachsen. 1 Der eine nach Sachsen, der andere dorthin, wo die Bäume wachsen. Um Parteiungen zu schildern. Als August II. von Sachsen durch eine Parteiverbindung (1704) zu Warschau als König von Polen entsetzt worden war, wurde auf Antrieb Karl's XII. von Schweden Stanislaus Leszczynski zum Könige von Polen erwählt. Das Land theilte sich nun in zwei feindliche Haufen, die sich, wo sie sich trafen, bekämpften. Wer sich auf August's Seite schlug, gehörte zu den Sachsen; wer sich zu Leszczynski hielt, zu der, wo die Bäume wachsen, von Leszczyna - Haselstaude, wofür der Kürze halber do lasa (Wald) gesagt wurde. (Wurzbach I, 82, 25.) Poln.: Ten do Sasa, ten do lasa. 2 In Sachsen, wo die hübschen Mädchen auf den Bäumen wachsen. - Hesekiel, 11. Wekhrlin (Paragraphen.) sagt: "Das Sprichwort irrt. Wenn sich die Linie der weiblichen Grazie an einen gewissen Erdstrich hielte; so würde es vermuthlich jener vom Inn an bis an den Ausfluss des Main sein, das Land zwischen Salzburg, Prag, Mainz und Schaffhausen." Nach Andrä ist das alte Niedersachsen und vorzugsweise die lüneburger Heide unter jenem Sachsen zu verstehen. Das Sprichwort soll in Hildesheim entstanden und zunächst von den dortigen Mädchen gegolten haben. "Die wahren Perlen der Heide", sagt er, "sind die Weiber in Celle, wo auch das schönste Deutsch gesprochen wird, ohne Dialekt." Engl.: Lancashire fair women. (Bohn II, 209.) Frz.: Qui veut voir une belle femme doit aller a Bachat (oder Bacha, persische Stadt am Kaspisee). (Voyages de Vincent le Blanc, 1858, S. 38.) (Leroux, I, 188.) 3 Ist einer aus Sachsen, so ist ihm auch der Schnabel danach gewachsen. In Bezug auf den so scharf hervortretenden und daher leicht erkennbaren sächsischen Dialekt. 4 Wer in Sachsen Dresden nicht gesehen, der hat nichts gesehen. - Berckenmeyer, 299; Hesekiel, 21; Deutsche Romanzeitung, 1866, Nr. 43, S. 551. *5 Er ist in Sachsen gewesen. So bezeichnete man nach Karl's XII. Zuge nach Sachsen in Schweden einen Reichen. *6 Er ist Sachsen und Böhmen durchlaufen und doch nichts geworden. - Laus. Magazin, 30, 252. Sachsenhausen, s. Sassenhausen und Weib. Sachsenland. Sachsenland hat seltsame Dinge: die Klöster des Predigerordens verkaufen das ganze Jahr Korn und haben keine Aecker; die Barfüsser vollbringen grosse Bäuwe und haben kein Geld; die Augustiner tragen weisse Hemden, regieren alle Pfarreien, machen viel Kinder und haben doch keine Frauwen. - Pauli; Eiselein, 537; Klosterspiegel, 39, 25. Sachsenspiegel. *1 Den Sassenspegel weisen. (Pommern.) Den Hintern weisen, den Rücken kehren. *2 Ik warr dei den Sassenspegel noaschloan (auch: autlegen, rewenderen). (Pommern.) Ich werde dir den Sachsenspiegel nachschlagen (auslegen, revidiren). "Von denen, die sich des Wortes bedienen", bemerkt Fr. Hasenow, wird sicher nicht mehr an den Sachsenspiegel, das alte Rechtsbuch, an welche gerade diese Redensart so deutlich erinnert, gedacht; ihnen sind dieselben nichts weniger als zweideutig, sondern nur eindeutig: den Hintern vollschlagen, da im ersten Theile des Wortes "Sachsenspiegel" nur an das Sitzen gedacht und auch das einfache Wort "Spiegel" mehrfach an sich für Hinterer gebraucht wird. Statt "noaschloan" kommt auch vollschlagen vor, wodurch das Unbewusstsein zu Tage tritt, wie dies auch die andern Redensarten beweisen. *3 Sett dei up deinen Sassenspegel. Diese Redensart stellt ausser Zweifel, dass "Sachsenspiegel" euphemistisch für "Hintern" steht. *4 Ut'n Sassenspegel predigen (vertellen). (Pommern.) Sich einer Blähung entledigen. Sacht. 1 De sachte geiht, kümmt ok met fort. - Schlingmann, 1207. 2 Deder (der da) sacht geit, kumt o mit. (Ovelgönne.) - Firmenich, III, 24, 1; Eichwald, 1614. 3 Es geht immer so sachte ane, sagen die Schwaben. - Hoefer, 969. 4 Lap sachte (langsam). (Göttingen.) Ermahnung zur Vorsicht. 5 Mag sachte, was do hilfft. - Luther's Ms., S. 4. Mir unverständlich. 6 Man sacht, segt Förster Kruse, do lewt he noch. - Hoefer, 651. 7 Man sacht, segt Krischan, dar kreg he en Faust op't Og'. (Hamburg.) - Hoefer, 648. 8 Man sacht, Siewert, säd de Diern, dat Hemd is noch vör. - Hoefer, 239; Schlingmann, 295. Wenn noch Hindernisse zu beseitigen sind. 9 Man sachte, sagte der Regenwurm zum Hahn, als er ihn frass. (Mockerau bei Graudenz.) 10 Sacht möt de Braut to Bedd, erscht mot se pische. - Frischbier2, 3182. 11 Sacht möt de Braut to Bedd, et öss de erschte Nacht. - Frischbier2, 3182. 12 Sacht möt te Braut to Bedd, se öss noch Jumfer. - Frischbier2, 3182. 13 Sacht wat, Broor (Bruder), ik skall no' mit dein Knaken (deinen Knochen) Appels von de Bom smeiten. (Stadland in Oldenburg.) 14 Sachte gaht man auch fern. - Eiselein, 536. 15 Sachte im Bül, dat armet nit. (Iserlohn.) - Woeste, 76, 278. 16 Sachte mit dem Jungvieh! (Hirschberg.) Nicht zu schnell, wenn Kinder in der Gesellschaft sind; aber auch allgemeiner gebraucht, um vor Uebereilung zu warnen. Auch ironisch, wenn es zu langsam geht. 17 Sachte mit der Braut am Sande. - Keller, 170a; Gomolcke, 876. "Sachte, sachte mit der Braut." (H. Kurz, Sonnenwirth, Frankfurt a. M. 1855, S. 21.) It.: Piano, che non si levi la polvere. (Bohn I, 120.) 18 Sachte mit der Braut eiber de Bäte. (Schles.) - Frommann, III, 416, 600. 19 Sachte mit der Braut, sie ist noch jung. (Göttingen.) Dän.: Sagt Syd-ost, der ere bakker i söen. (Prov. dan., 45.) 20 Sachte, on ömmer wie lewe Blomstener, on fahre doch alle Jahr ene Witte dodt. (Natangen.) Die Bewohner des Dorfes Blumstein bei Mehlsack waren in früherer Zeit durch Scharwerksdienste hart geplagt. Da sie schlechte Pferde, meistens Schimmel hatten, so gingen ihre Fahrten nur langsam, aber sie waren fast beständig unterwegs, und mancher Schimmel fiel. 21 Sachte, sachte, säd' de Baur; sachte, hew ik segt; do brennt em de Schün' av, wo he de Spennen utrökern1 wull. - Hoefer, 161; Plattd. Volkskalender, II; Peik, 42; Schlingmann, 154. 1) Spinnen ausräuchern.
[Spaltenumbruch] 6 Jeder Sachse lässt den andern zu seinem Eide, wo der Beweis nicht allzu gut ist. – Graf, 468, 575. Mhd.: Eyn izlicher Sachse der list den andern zu sinem eyde, wo die bewysunge nicht allzu gut ist. (Daniels, Weichbildglossen, 423, 26.) 7 Sachs, Bayer, Schwab vnd Franck, die lieben all den Tranck. – Petri, II, 516; Henisch, 224, 27; Berckenmeyer, 299; Sailer, 133; Simrock, 10498; Hesekiel, 11. Was ungefähr soviel sagen will, als: Die Deutschen trinken alle gern. 8 Unter den Sachsen lass den Bauch dir wachsen. (S. König 137.) Poln.: Za króla Sasa jedz, pij i popuszczaj pasa. (Wurzbach I, 91, 28.) 9 Was fragen die Sachsen danach, wenn die Niederländer kein Brot haben! 10 Was fragen die Sachsen darnach, dass die Rheinländer sterben. – Lehmann, 721, 6. 11 Wir Sachsen schlagen den bösen Aeltern nach. – Graf, 58, 214. Das Freiheitsverhältniss der Kinder ward an verschiedenen Orten verschieden bestimmt; in Sachsen im allgemeinen nach dem unfreien Gliede der Aeltern. (S. Eigenschaft 4, Geburt 6, Hand 47 und Kind 63, 66, 67 u. 224.) *12 Halt, Sachse, die Preussen kommen. – Klix, 80. *13 Mir zu, wie einem Sachsen. – Waldis, IV, 19. Es wird aber auch der alten Sachsen Aufrichtigkeit gerühmt, wie folgender lateinischer Spruch beweiset: In Saxonia plus valet promittere, quam alibi jurare. (Berckenmeyer, 298.) Sachsen. 1 Der eine nach Sachsen, der andere dorthin, wo die Bäume wachsen. Um Parteiungen zu schildern. Als August II. von Sachsen durch eine Parteiverbindung (1704) zu Warschau als König von Polen entsetzt worden war, wurde auf Antrieb Karl's XII. von Schweden Stanislaus Leszczyński zum Könige von Polen erwählt. Das Land theilte sich nun in zwei feindliche Haufen, die sich, wo sie sich trafen, bekämpften. Wer sich auf August's Seite schlug, gehörte zu den Sachsen; wer sich zu Leszczyński hielt, zu der, wo die Bäume wachsen, von Leszczyna – Haselstaude, wofür der Kürze halber do lasa (Wald) gesagt wurde. (Wurzbach I, 82, 25.) Poln.: Ten do Sasa, ten do lasa. 2 In Sachsen, wo die hübschen Mädchen auf den Bäumen wachsen. – Hesekiel, 11. Wekhrlin (Paragraphen.) sagt: „Das Sprichwort irrt. Wenn sich die Linie der weiblichen Grazie an einen gewissen Erdstrich hielte; so würde es vermuthlich jener vom Inn an bis an den Ausfluss des Main sein, das Land zwischen Salzburg, Prag, Mainz und Schaffhausen.“ Nach Andrä ist das alte Niedersachsen und vorzugsweise die lüneburger Heide unter jenem Sachsen zu verstehen. Das Sprichwort soll in Hildesheim entstanden und zunächst von den dortigen Mädchen gegolten haben. „Die wahren Perlen der Heide“, sagt er, „sind die Weiber in Celle, wo auch das schönste Deutsch gesprochen wird, ohne Dialekt.“ Engl.: Lancashire fair women. (Bohn II, 209.) Frz.: Qui veut voir une belle femme doit aller à Bachat (oder Bacha, persische Stadt am Kaspisee). (Voyages de Vincent le Blanc, 1858, S. 38.) (Leroux, I, 188.) 3 Ist einer aus Sachsen, so ist ihm auch der Schnabel danach gewachsen. In Bezug auf den so scharf hervortretenden und daher leicht erkennbaren sächsischen Dialekt. 4 Wer in Sachsen Dresden nicht gesehen, der hat nichts gesehen. – Berckenmeyer, 299; Hesekiel, 21; Deutsche Romanzeitung, 1866, Nr. 43, S. 551. *5 Er ist in Sachsen gewesen. So bezeichnete man nach Karl's XII. Zuge nach Sachsen in Schweden einen Reichen. *6 Er ist Sachsen und Böhmen durchlaufen und doch nichts geworden. – Laus. Magazin, 30, 252. Sachsenhausen, s. Sassenhûsen und Weib. Sachsenland. Sachsenland hat seltsame Dinge: die Klöster des Predigerordens verkaufen das ganze Jahr Korn und haben keine Aecker; die Barfüsser vollbringen grosse Bäuwe und haben kein Geld; die Augustiner tragen weisse Hemden, regieren alle Pfarreien, machen viel Kinder und haben doch keine Frauwen. – Pauli; Eiselein, 537; Klosterspiegel, 39, 25. Sachsenspiegel. *1 Den Sassenspêgel wîsen. (Pommern.) Den Hintern weisen, den Rücken kehren. *2 Ik warr dî den Sassenspêgel noaschloân (auch: ûtlegen, rewendêren). (Pommern.) Ich werde dir den Sachsenspiegel nachschlagen (auslegen, revidiren). „Von denen, die sich des Wortes bedienen“, bemerkt Fr. Hasenow, wird sicher nicht mehr an den Sachsenspiegel, das alte Rechtsbuch, an welche gerade diese Redensart so deutlich erinnert, gedacht; ihnen sind dieselben nichts weniger als zweideutig, sondern nur eindeutig: den Hintern vollschlagen, da im ersten Theile des Wortes „Sachsenspiegel“ nur an das Sitzen gedacht und auch das einfache Wort „Spiegel“ mehrfach an sich für Hinterer gebraucht wird. Statt „noaschloân“ kommt auch vollschlagen vor, wodurch das Unbewusstsein zu Tage tritt, wie dies auch die andern Redensarten beweisen. *3 Sett dî up dînen Sassenspêgel. Diese Redensart stellt ausser Zweifel, dass „Sachsenspiegel“ euphemistisch für „Hintern“ steht. *4 Ut'n Sassenspêgel predigen (vertellen). (Pommern.) Sich einer Blähung entledigen. Sacht. 1 De sachte geiht, kümmt ôk met fort. – Schlingmann, 1207. 2 Deder (der da) sacht geit, kumt ô mit. 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6 Jeder Sachse lässt den andern zu seinem Eide, wo der Beweis nicht allzu gut ist. – Graf, 468, 575.
Mhd.: Eyn izlicher Sachse der list den andern zu sinem eyde, wo die bewysunge nicht allzu gut ist. (Daniels, Weichbildglossen, 423, 26.)
7 Sachs, Bayer, Schwab vnd Franck, die lieben all den Tranck. – Petri, II, 516; Henisch, 224, 27; Berckenmeyer, 299; Sailer, 133; Simrock, 10498; Hesekiel, 11.
Was ungefähr soviel sagen will, als: Die Deutschen trinken alle gern.
8 Unter den Sachsen lass den Bauch dir wachsen. (S. König 137.)
Poln.: Za króla Sasa jedz, pij i popuszczaj pasa. (Wurzbach I, 91, 28.)
9 Was fragen die Sachsen danach, wenn die Niederländer kein Brot haben!
10 Was fragen die Sachsen darnach, dass die Rheinländer sterben. – Lehmann, 721, 6.
11 Wir Sachsen schlagen den bösen Aeltern nach. – Graf, 58, 214.
Das Freiheitsverhältniss der Kinder ward an verschiedenen Orten verschieden bestimmt; in Sachsen im allgemeinen nach dem unfreien Gliede der Aeltern. (S. Eigenschaft 4, Geburt 6, Hand 47 und Kind 63, 66, 67 u. 224.)
*12 Halt, Sachse, die Preussen kommen. – Klix, 80.
*13 Mir zu, wie einem Sachsen. – Waldis, IV, 19.
Es wird aber auch der alten Sachsen Aufrichtigkeit gerühmt, wie folgender lateinischer Spruch beweiset: In Saxonia plus valet promittere, quam alibi jurare. (Berckenmeyer, 298.)
Sachsen.
1 Der eine nach Sachsen, der andere dorthin, wo die Bäume wachsen.
Um Parteiungen zu schildern. Als August II. von Sachsen durch eine Parteiverbindung (1704) zu Warschau als König von Polen entsetzt worden war, wurde auf Antrieb Karl's XII. von Schweden Stanislaus Leszczyński zum Könige von Polen erwählt. Das Land theilte sich nun in zwei feindliche Haufen, die sich, wo sie sich trafen, bekämpften. Wer sich auf August's Seite schlug, gehörte zu den Sachsen; wer sich zu Leszczyński hielt, zu der, wo die Bäume wachsen, von Leszczyna – Haselstaude, wofür der Kürze halber do lasa (Wald) gesagt wurde. (Wurzbach I, 82, 25.)
Poln.: Ten do Sasa, ten do lasa.
2 In Sachsen, wo die hübschen Mädchen auf den Bäumen wachsen. – Hesekiel, 11.
Wekhrlin (Paragraphen.) sagt: „Das Sprichwort irrt. Wenn sich die Linie der weiblichen Grazie an einen gewissen Erdstrich hielte; so würde es vermuthlich jener vom Inn an bis an den Ausfluss des Main sein, das Land zwischen Salzburg, Prag, Mainz und Schaffhausen.“ Nach Andrä ist das alte Niedersachsen und vorzugsweise die lüneburger Heide unter jenem Sachsen zu verstehen. Das Sprichwort soll in Hildesheim entstanden und zunächst von den dortigen Mädchen gegolten haben. „Die wahren Perlen der Heide“, sagt er, „sind die Weiber in Celle, wo auch das schönste Deutsch gesprochen wird, ohne Dialekt.“
Engl.: Lancashire fair women. (Bohn II, 209.)
Frz.: Qui veut voir une belle femme doit aller à Bachat (oder Bacha, persische Stadt am Kaspisee). (Voyages de Vincent le Blanc, 1858, S. 38.) (Leroux, I, 188.)
3 Ist einer aus Sachsen, so ist ihm auch der Schnabel danach gewachsen.
In Bezug auf den so scharf hervortretenden und daher leicht erkennbaren sächsischen Dialekt.
4 Wer in Sachsen Dresden nicht gesehen, der hat nichts gesehen. – Berckenmeyer, 299; Hesekiel, 21; Deutsche Romanzeitung, 1866, Nr. 43, S. 551.
*5 Er ist in Sachsen gewesen.
So bezeichnete man nach Karl's XII. Zuge nach Sachsen in Schweden einen Reichen.
*6 Er ist Sachsen und Böhmen durchlaufen und doch nichts geworden. – Laus. Magazin, 30, 252.
Sachsenhausen, s. Sassenhûsen und Weib.
Sachsenland.
Sachsenland hat seltsame Dinge: die Klöster des Predigerordens verkaufen das ganze Jahr Korn und haben keine Aecker; die Barfüsser vollbringen grosse Bäuwe und haben kein Geld; die Augustiner tragen weisse Hemden, regieren alle Pfarreien, machen viel Kinder und haben doch keine Frauwen. – Pauli; Eiselein, 537; Klosterspiegel, 39, 25.
Sachsenspiegel.
*1 Den Sassenspêgel wîsen. (Pommern.)
Den Hintern weisen, den Rücken kehren.
*2 Ik warr dî den Sassenspêgel noaschloân (auch: ûtlegen, rewendêren). (Pommern.)
Ich werde dir den Sachsenspiegel nachschlagen (auslegen, revidiren). „Von denen, die sich des Wortes bedienen“, bemerkt Fr. Hasenow, wird sicher nicht mehr an den Sachsenspiegel, das alte Rechtsbuch, an welche gerade diese Redensart so deutlich erinnert, gedacht; ihnen sind dieselben nichts weniger als zweideutig, sondern nur eindeutig: den Hintern vollschlagen, da im ersten Theile des Wortes „Sachsenspiegel“ nur an das Sitzen gedacht und auch das einfache Wort „Spiegel“ mehrfach an sich für Hinterer gebraucht wird. Statt „noaschloân“ kommt auch vollschlagen vor, wodurch das Unbewusstsein zu Tage tritt, wie dies auch die andern Redensarten beweisen.
*3 Sett dî up dînen Sassenspêgel.
Diese Redensart stellt ausser Zweifel, dass „Sachsenspiegel“ euphemistisch für „Hintern“ steht.
*4 Ut'n Sassenspêgel predigen (vertellen). (Pommern.)
Sich einer Blähung entledigen.
Sacht.
1 De sachte geiht, kümmt ôk met fort. – Schlingmann, 1207.
2 Deder (der da) sacht geit, kumt ô mit. (Ovelgönne.) – Firmenich, III, 24, 1; Eichwald, 1614.
3 Es geht immer so sachte âne, sagen die Schwaben. – Hoefer, 969.
4 Lap sachte (langsam). (Göttingen.)
Ermahnung zur Vorsicht.
5 Mag sachte, was do hilfft. – Luther's Ms., S. 4.
Mir unverständlich.
6 Man sacht, segt Förster Kruse, dô lêwt he noch. – Hoefer, 651.
7 Man sacht, segt Krischân, dâr krêg he ên Fûst op't Ôg'. (Hamburg.) – Hoefer, 648.
8 Man sacht, Siewert, säd de Diern, dat Hemd is noch vör. – Hoefer, 239; Schlingmann, 295.
Wenn noch Hindernisse zu beseitigen sind.
9 Man sachte, sagte der Regenwurm zum Hahn, als er ihn frass. (Mockerau bei Graudenz.)
10 Sacht möt de Brût to Bedd, erscht mot se pische. – Frischbier2, 3182.
11 Sacht möt de Brût to Bedd, et öss de erschte Nacht. – Frischbier2, 3182.
12 Sacht möt te Brût to Bedd, se öss noch Jumfer. – Frischbier2, 3182.
13 Sacht wat, Broor (Bruder), ik skall no' mit dîn Knaken (deinen Knochen) Appels von de Bôm smîten. (Stadland in Oldenburg.)
14 Sachte gaht man auch fern. – Eiselein, 536.
15 Sachte im Bül, dat armet nit. (Iserlohn.) – Woeste, 76, 278.
16 Sachte mit dem Jungvieh! (Hirschberg.)
Nicht zu schnell, wenn Kinder in der Gesellschaft sind; aber auch allgemeiner gebraucht, um vor Uebereilung zu warnen. Auch ironisch, wenn es zu langsam geht.
17 Sachte mit der Braut am Sande. – Keller, 170a; Gomolcke, 876.
„Sachte, sachte mit der Braut.“ (H. Kurz, Sonnenwirth, Frankfurt a. M. 1855, S. 21.)
It.: Piano, che non si levi la polvere. (Bohn I, 120.)
18 Sachte mit der Braut îber de Bäte. (Schles.) – Frommann, III, 416, 600.
19 Sachte mit der Braut, sie ist noch jung. (Göttingen.)
Dän.: Sagt Syd-ost, der ere bakker i søen. (Prov. dan., 45.)
20 Sachte, on ömmer wie lewe Blômstener, on fahre doch alle Jahr êne Witte dodt. (Natangen.)
Die Bewohner des Dorfes Blumstein bei Mehlsack waren in früherer Zeit durch Scharwerksdienste hart geplagt. Da sie schlechte Pferde, meistens Schimmel hatten, so gingen ihre Fahrten nur langsam, aber sie waren fast beständig unterwegs, und mancher Schimmel fiel.
21 Sachte, sachte, säd' de Bûr; sachte, hew ik segt; do brennt em de Schün' av, wo he de Spennen utrökern1 wull. – Hoefer, 161; Plattd. Volkskalender, II; Peik, 42; Schlingmann, 154.
1) Spinnen ausräuchern.
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