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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 140 Wenn's regnet zum Graus, wer muss, geht doch hinaus.

Frz.: Ou vente ou pleut, si vet qui estuet. (Leroux, II, 277.)

141 Wenn's viel regnet, so lauffen die Wasser vber. - Petri, II, 675.

Bei Tunnicius (661): Als it vele regent, so lopen de wateren over. (Exundant fluvii nimbus si decidit ingens.)

142 Wo es regnet, da trieft's auch.

143 Wo(hin) es stets hinregnet, da wird es nicht trucken. - Lehmann, 756, 6.

Lat.: Qui multum bibit, parum sapit. (Chaos, 214.)

144 Wonn 's nid regn'd, so drepf'ld's. (Niederösterreich.) - Frommann, III, 390, 10; für Franken: Frommann, VI, 322, 319.

Im Harz: Wenn et nich regnet, sau drüppelt et doch. (Lohrengel, I, 785.)

*145 Aem regnet et in de Blom.

*146 Dat regent, as wenn 't mit Molgen1 gütt. (Mecklenburg.) - Schiller.

1) Soviel wie Mulde (s. d.). N. Gryse (Leien Bibel, Fr. 44) sagt von den Faulenzern: "De vntydich vnde wedderwyllig syn den Dach mit Molden vthdregen vn de wegen." In der Altmark heisst es: Moll'n. (Danneil, 64.)

*147 Es regnet.

Diese Redensart rührt noch von den Gebräuchen der mittelalterlichen Bauhütten her. Vor Eröffnung der Logen (den "Gelagen", täglichen Versammlungen der Maurer und Steinmetzen) wurden nämlich Wachen ausgestellt, um Neugierige abzuhalten, und zu verhüten, dass ein Ungeweihter sich einschleiche. Wenn die Versammlung im Freien stattfand, war dies nicht gut möglich, wol aber bei Regenwetter, wo die Logen unter einem geräumigen Obdach abgehalten wurden. Demgemäss bestand auch die Strafe, welche für neugierige Lauscher festgesetzt war, darin, dass man den Ertappten so lange unter die Dachtraufe stellte, bis ihm das Wasser aus den Schuhen lief. (Vgl. J. G. Findel, Geschichte der Freimaurerei, Leipzig 1861, I, 94.)

*148 Es regnet, als gösse man es mit Kübeln herab. - Eiselein, 524.

Lat.: Urceatim pluit. (Eiselein, 524.)

*149 Es regnet, als wenn es aus Kannen (mit Krügen) gösse. - Herberger, Hertzpostille, II, 180.

Der Holsteiner: As wenn't mit Bütten un Balljen (hölzerne Geräthe) gütt. In Meiningen: Als wenn man's mit Stützen heruntergösse.

*150 Es regnet blut. - Agricola I, 740.

Hyperbel, wenn man mehr sagt, als wirklich ist.

*151 Es regnet, dass es trescht.

"Derzu rants och, dos treischte, und as wenns mit Konnen giesste." (Keller, 171b.)

*152 Es regnet Drachmen.

Von einem Gewinn, der gleichsam vom Himmel kommt.

*153 Es regnet (schneiet) ihm in die Blume. (Holst.)

Ihm gelingt alles; das Glück ist ihm günstig. Blume heisst bei den Holsteinern ein weisser Fleck, auf einem Nagel, besonders der linken Hand, von dem sie glauben, dass er Glück bringe. Vielleicht auch: Es regnet ihm Blumen.

*154 Es regnet ihm in die Trauben.

Frz.: Il a bien plu sur sa friperie. (Leroux, I, 74.)

*155 Es regnet ins Wasser. - Lehmann, 326, 14.

*156 Es regnet mit Rändlich. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Es regnet Dukaten. Von einem segenbringenden Regen, besonders im Frühjahr, von dem jeder Tropfen gleichsam einen Dukaten werth ist.

*157 Es regnet wie am schöninger Jahrmarkt.

*158 Es regnet wie mit Kannen. - Klix, 74.

*159 Es regnet wie mit Kübeln geschüttet. (Schwaben.)

Norddeutsch: wie mit Mollen.

*160 Es regnet wie mit Spänne (oder: Spännen).

So als ob es mit Eimern gösse. Ein Spann Pferde = Gespann oder Zug. Ausser dieser gewöhnlichen Bedeutung bezeichnet Spann oder Spanne auch Eimer, Schöpfeimer.

*161 Es wird regnen, die Juden ziehen umher. (Ruth.)

*162 Et rähnt hück (heute), dat et su klatsch, et ess got, dat ich nit vun Hotzucker ben. (Köln.) - Firmenich, I, 476, 233.

*163 Et reägend, as wan 't der Geld fan kreiege. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 162, 127.

*164 Et reagend, asse wan 't med Mollen güete. - Frommann, V, 162, 127.

Es regnet als wenn es aus Mulden gösse. In Pommern: Et regnet, als wenn 't mit Molln gütt. Von einem [Spaltenumbruch] Platzregen. Molle = Mulde, ein Gefäss in der Wirthschaft zum Ein- und Ausschütten, Fodermoll u. s. w. (Dähnert, 311b.)

Frz.: Il pleut a seaux. (Kritzinger, 640a.)

*165 Et regent, as wenn 't mit Schüppen gütt. - Eichwald, 1578.

*166 Et regent, as wenn 't up 'n Bauren regent.

Um die Verachtung auszudrücken, mit der die oldenburger Seeleute (Fahrensmänner) auf den Bauernstand herabsehen. (Vgl. Land und Leute im Oldenburgischen von Fr. Ewald im Globus, XI, 1867; Fritz Reuter, Stromtid, III, 183.)

*167 Et regnet, as wenn't mit Balljen1 güt. - Schütze, I, 63; II, 18; III, 284; IV, 298.

1) Faten = Fässern, Schötteln = Schüsseln, Balljen = Kübeln, Wannen. - So heftig wie aus Kübeln.

*168 Et reint näkest Tukaten. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 461.

*169 Ja, wenn's nicht regnet. (Kreis Landeshut in Schlesien.)

Ironische Verneinung irgendeiner aufgestellten Behauptung.

*170 'S raint 'n Möller an Bauch. (Böhmisch-Friedland.)

Es regnet dem Müller in den Bauch. Bei starkem Regen gebräuchlich. Man will damit sagen: Viel Regen verhelfe dem Müller zu Wohlhabenheit.

*171 'S het Nassne glii gnueg g'rägnet. - Sutermeister, 143.

*172 'S rante, doass treschte. - Gomolcke, 1008.

*173 'S regnet mer ins Aprepos. (S. Apropos.) (Mülhausen.)

Um zu sagen, es kommt mir etwas in die Quere. (Vgl. Die deutsche Sprache im Elsass im Daheim, Leipzig 1871, Nr. 8, S. 128.)

*174 'S reinet alss wennss mit Konnen güsse. - Robinson, 81; Frommann, III, 243, 63.

*175 Wenn's dort regnet, regnet's hier auch.

Holl.: Regende het bij hem, den regende het bij mij, en scheen de zon bij hem, dan was het ook bij mij zonneschijn. (Harrebomee, II, 248a.)


Reh.

1 Die Rehe und Hasen beichten auch nicht und können doch recht springen. (Frankenwald.)

"Ueberall auf dem Frankenwalde", sagt Flügel (Volksmedicin und Aberglaube im Frankenwalde, München 1863, S. 8), "kennt man ein sonderbares Sprichwort, dessen Deutung heute schwer wird und das auch durch das Verhalten des Volks kaum zur Hälfte gerechtfertigt ist. Man sagt: Die Rehe und Hasen beichten auch nicht und können doch recht springen."

2 Je höher das Reh, je höher der Jäger.

Aehnlich russisch Altmann VI, 471.

3 Wer ein Reh schiessen kann, lässt den Hasen laufen.

Die Russen: Erst schiesst man die Rehe und danach die Hasen. (Altmann VI, 466.)

*4 Das Reh hat einen Löwen gefangen (besiegt, herausgefordert).

Wenn etwas in verkehrter Ordnung geschieht, der Schwächere z. B. den Stärkern überwindet.

*5 Er ist immer wie ein gehetztes Reh. - Eiselein, 525.

Frz.: Chacun n'a pas ce qu'il chasse d'amour, de court ny de chasse. (Leroux, II, 198.)

Lat.: Leporis vitam vivit. (Philippi, I, 223.)


Rehbock.

1 Es geht mancher auf einen Rehbock aus und bringt kaum einen Hasen nach Haus.

Die Russen: Es kehrt nicht jeder mit einem Rehbock auf dem Rücken von der Jagd zurück. (Altmann, VI, 457.)

2 Einen Rehbock schiessen.


Rehfüssel.

* Auf Rehfüsseln herumgehen. (Schles.)

Hausirend, handelnd u. s. w.


Rehling.

So lang die Rehlinge vor Wolpersdoag sänge, so lang schweigen sie hernach still. (Kurhessen.)


Rehrzageln.

* Dat is tom Rehrzageln.

"Denn saulle mine Kegkens rehrzageln" (Tiegendorf), d. i. dann sollen meine Kühe mit dem Schwanze wedeln, sagte ein Bauer, als er den Hafer nicht theuer genug verkaufen konnte und deshalb beschloss, seine Kühe damit zu füttern.


Reibeisen.

* Aem a techtich Reibaisa gan. (S. Heimleuchten.) (Oesterr.-Schles.) - Peter, 445.


[Spaltenumbruch] 140 Wenn's regnet zum Graus, wer muss, geht doch hinaus.

Frz.: Ou vente ou pleut, si vet qui estuet. (Leroux, II, 277.)

141 Wenn's viel regnet, so lauffen die Wasser vber.Petri, II, 675.

Bei Tunnicius (661): Als it vele regent, so lopen de wateren over. (Exundant fluvii nimbus si decidit ingens.)

142 Wo es regnet, da trieft's auch.

143 Wo(hin) es stets hinregnet, da wird es nicht trucken.Lehmann, 756, 6.

Lat.: Qui multum bibit, parum sapit. (Chaos, 214.)

144 Wonn 's nid regn'd, so drepf'ld's. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 10; für Franken: Frommann, VI, 322, 319.

Im Harz: Wenn et nich regnet, sau drüppelt et doch. (Lohrengel, I, 785.)

*145 Aem regnet et in de Blôm.

*146 Dat regent, as wenn 't mit Molgen1 gütt. (Mecklenburg.) – Schiller.

1) Soviel wie Mulde (s. d.). N. Gryse (Leien Bibel, Fr. 44) sagt von den Faulenzern: „De vntydich vnde wedderwyllig syn den Dach mit Molden vthdregen vn de wegen.“ In der Altmark heisst es: Moll'n. (Danneil, 64.)

*147 Es regnet.

Diese Redensart rührt noch von den Gebräuchen der mittelalterlichen Bauhütten her. Vor Eröffnung der Logen (den „Gelagen“, täglichen Versammlungen der Maurer und Steinmetzen) wurden nämlich Wachen ausgestellt, um Neugierige abzuhalten, und zu verhüten, dass ein Ungeweihter sich einschleiche. Wenn die Versammlung im Freien stattfand, war dies nicht gut möglich, wol aber bei Regenwetter, wo die Logen unter einem geräumigen Obdach abgehalten wurden. Demgemäss bestand auch die Strafe, welche für neugierige Lauscher festgesetzt war, darin, dass man den Ertappten so lange unter die Dachtraufe stellte, bis ihm das Wasser aus den Schuhen lief. (Vgl. J. G. Findel, Geschichte der Freimaurerei, Leipzig 1861, I, 94.)

*148 Es regnet, als gösse man es mit Kübeln herab.Eiselein, 524.

Lat.: Urceatim pluit. (Eiselein, 524.)

*149 Es regnet, als wenn es aus Kannen (mit Krügen) gösse.Herberger, Hertzpostille, II, 180.

Der Holsteiner: As wenn't mit Bütten un Balljen (hölzerne Geräthe) gütt. In Meiningen: Als wenn man's mit Stützen heruntergösse.

*150 Es regnet blut.Agricola I, 740.

Hyperbel, wenn man mehr sagt, als wirklich ist.

*151 Es regnet, dass es trêscht.

„Derzu rânts och, dos treischte, und as wenns mit Konnen giesste.“ (Keller, 171b.)

*152 Es regnet Drachmen.

Von einem Gewinn, der gleichsam vom Himmel kommt.

*153 Es regnet (schneiet) ihm in die Blume. (Holst.)

Ihm gelingt alles; das Glück ist ihm günstig. Blume heisst bei den Holsteinern ein weisser Fleck, auf einem Nagel, besonders der linken Hand, von dem sie glauben, dass er Glück bringe. Vielleicht auch: Es regnet ihm Blumen.

*154 Es regnet ihm in die Trauben.

Frz.: Il a bien plu sur sa friperie. (Leroux, I, 74.)

*155 Es regnet ins Wasser.Lehmann, 326, 14.

*156 Es regnet mit Rändlich. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Es regnet Dukaten. Von einem segenbringenden Regen, besonders im Frühjahr, von dem jeder Tropfen gleichsam einen Dukaten werth ist.

*157 Es regnet wie am schöninger Jahrmarkt.

*158 Es regnet wie mit Kannen.Klix, 74.

*159 Es regnet wie mit Kübeln geschüttet. (Schwaben.)

Norddeutsch: wie mit Mollen.

*160 Es regnet wie mit Spänne (oder: Spännen).

So als ob es mit Eimern gösse. Ein Spann Pferde = Gespann oder Zug. Ausser dieser gewöhnlichen Bedeutung bezeichnet Spann oder Spanne auch Eimer, Schöpfeimer.

*161 Es wird regnen, die Juden ziehen umher. (Ruth.)

*162 Et rähnt hück (heute), dat et su klatsch, et ess gôt, dat ich nit vun Hôtzucker ben. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 233.

*163 Et rèägend, as wan 't der Geld fan krîege. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 127.

*164 Et réagend, asse wan 't med Mollen güete.Frommann, V, 162, 127.

Es regnet als wenn es aus Mulden gösse. In Pommern: Et regnet, als wenn 't mit Molln gütt. Von einem [Spaltenumbruch] Platzregen. Molle = Mulde, ein Gefäss in der Wirthschaft zum Ein- und Ausschütten, Fodermoll u. s. w. (Dähnert, 311b.)

Frz.: Il pleut à seaux. (Kritzinger, 640a.)

*165 Et regent, as wenn 't mit Schüppen gütt.Eichwald, 1578.

*166 Et regent, as wenn 't up 'n Bûren regent.

Um die Verachtung auszudrücken, mit der die oldenburger Seeleute (Fahrensmänner) auf den Bauernstand herabsehen. (Vgl. Land und Leute im Oldenburgischen von Fr. Ewald im Globus, XI, 1867; Fritz Reuter, Stromtid, III, 183.)

*167 Et regnet, as wenn't mit Balljen1 güt.Schütze, I, 63; II, 18; III, 284; IV, 298.

1) Faten = Fässern, Schötteln = Schüsseln, Balljen = Kübeln, Wannen. – So heftig wie aus Kübeln.

*168 Et rînt näkest Tukaten. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 461.

*169 Ja, wenn's nicht regnet. (Kreis Landeshut in Schlesien.)

Ironische Verneinung irgendeiner aufgestellten Behauptung.

*170 'S râint 'n Möller an Bauch. (Böhmisch-Friedland.)

Es regnet dem Müller in den Bauch. Bei starkem Regen gebräuchlich. Man will damit sagen: Viel Regen verhelfe dem Müller zu Wohlhabenheit.

*171 'S het Nassne glii gnueg g'rägnet.Sutermeister, 143.

*172 'S rânte, doass trêschte.Gomolcke, 1008.

*173 'S regnet mer ins Aprepos. (S. Apropos.) (Mülhausen.)

Um zu sagen, es kommt mir etwas in die Quere. (Vgl. Die deutsche Sprache im Elsass im Daheim, Leipzig 1871, Nr. 8, S. 128.)

*174 'S reinet alss wennss mit Konnen güsse.Robinson, 81; Frommann, III, 243, 63.

*175 Wenn's dort regnet, regnet's hier auch.

Holl.: Regende het bij hem, den regende het bij mij, en scheen de zon bij hem, dan was het ook bij mij zonneschijn. (Harrebomée, II, 248a.)


Reh.

1 Die Rehe und Hasen beichten auch nicht und können doch recht springen. (Frankenwald.)

„Ueberall auf dem Frankenwalde“, sagt Flügel (Volksmedicin und Aberglaube im Frankenwalde, München 1863, S. 8), „kennt man ein sonderbares Sprichwort, dessen Deutung heute schwer wird und das auch durch das Verhalten des Volks kaum zur Hälfte gerechtfertigt ist. Man sagt: Die Rehe und Hasen beichten auch nicht und können doch recht springen.“

2 Je höher das Reh, je höher der Jäger.

Aehnlich russisch Altmann VI, 471.

3 Wer ein Reh schiessen kann, lässt den Hasen laufen.

Die Russen: Erst schiesst man die Rehe und danach die Hasen. (Altmann VI, 466.)

*4 Das Reh hat einen Löwen gefangen (besiegt, herausgefordert).

Wenn etwas in verkehrter Ordnung geschieht, der Schwächere z. B. den Stärkern überwindet.

*5 Er ist immer wie ein gehetztes Reh.Eiselein, 525.

Frz.: Chacun n'a pas ce qu'il chasse d'amour, de court ny de chasse. (Leroux, II, 198.)

Lat.: Leporis vitam vivit. (Philippi, I, 223.)


Rehbock.

1 Es geht mancher auf einen Rehbock aus und bringt kaum einen Hasen nach Haus.

Die Russen: Es kehrt nicht jeder mit einem Rehbock auf dem Rücken von der Jagd zurück. (Altmann, VI, 457.)

2 Einen Rehbock schiessen.


Rehfüssel.

* Auf Rehfüsseln herumgehen. (Schles.)

Hausirend, handelnd u. s. w.


Rehling.

So lang die Rehlinge vor Wolpersdoag sänge, so lang schweigen sie hernach still. (Kurhessen.)


Rehrzageln.

* Dat is tom Rehrzageln.

„Denn sûlle mine Kêgkens rehrzageln“ (Tiegendorf), d. i. dann sollen meine Kühe mit dem Schwanze wedeln, sagte ein Bauer, als er den Hafer nicht theuer genug verkaufen konnte und deshalb beschloss, seine Kühe damit zu füttern.


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[[800]/0814] 140 Wenn's regnet zum Graus, wer muss, geht doch hinaus. Frz.: Ou vente ou pleut, si vet qui estuet. (Leroux, II, 277.) 141 Wenn's viel regnet, so lauffen die Wasser vber. – Petri, II, 675. Bei Tunnicius (661): Als it vele regent, so lopen de wateren over. (Exundant fluvii nimbus si decidit ingens.) 142 Wo es regnet, da trieft's auch. 143 Wo(hin) es stets hinregnet, da wird es nicht trucken. – Lehmann, 756, 6. Lat.: Qui multum bibit, parum sapit. (Chaos, 214.) 144 Wonn 's nid regn'd, so drepf'ld's. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 10; für Franken: Frommann, VI, 322, 319. Im Harz: Wenn et nich regnet, sau drüppelt et doch. (Lohrengel, I, 785.) *145 Aem regnet et in de Blôm. *146 Dat regent, as wenn 't mit Molgen1 gütt. (Mecklenburg.) – Schiller. 1) Soviel wie Mulde (s. d.). N. Gryse (Leien Bibel, Fr. 44) sagt von den Faulenzern: „De vntydich vnde wedderwyllig syn den Dach mit Molden vthdregen vn de wegen.“ In der Altmark heisst es: Moll'n. (Danneil, 64.) *147 Es regnet. Diese Redensart rührt noch von den Gebräuchen der mittelalterlichen Bauhütten her. Vor Eröffnung der Logen (den „Gelagen“, täglichen Versammlungen der Maurer und Steinmetzen) wurden nämlich Wachen ausgestellt, um Neugierige abzuhalten, und zu verhüten, dass ein Ungeweihter sich einschleiche. Wenn die Versammlung im Freien stattfand, war dies nicht gut möglich, wol aber bei Regenwetter, wo die Logen unter einem geräumigen Obdach abgehalten wurden. Demgemäss bestand auch die Strafe, welche für neugierige Lauscher festgesetzt war, darin, dass man den Ertappten so lange unter die Dachtraufe stellte, bis ihm das Wasser aus den Schuhen lief. (Vgl. J. G. Findel, Geschichte der Freimaurerei, Leipzig 1861, I, 94.) *148 Es regnet, als gösse man es mit Kübeln herab. – Eiselein, 524. Lat.: Urceatim pluit. (Eiselein, 524.) *149 Es regnet, als wenn es aus Kannen (mit Krügen) gösse. – Herberger, Hertzpostille, II, 180. Der Holsteiner: As wenn't mit Bütten un Balljen (hölzerne Geräthe) gütt. In Meiningen: Als wenn man's mit Stützen heruntergösse. *150 Es regnet blut. – Agricola I, 740. Hyperbel, wenn man mehr sagt, als wirklich ist. *151 Es regnet, dass es trêscht. „Derzu rânts och, dos treischte, und as wenns mit Konnen giesste.“ (Keller, 171b.) *152 Es regnet Drachmen. Von einem Gewinn, der gleichsam vom Himmel kommt. *153 Es regnet (schneiet) ihm in die Blume. (Holst.) Ihm gelingt alles; das Glück ist ihm günstig. Blume heisst bei den Holsteinern ein weisser Fleck, auf einem Nagel, besonders der linken Hand, von dem sie glauben, dass er Glück bringe. Vielleicht auch: Es regnet ihm Blumen. *154 Es regnet ihm in die Trauben. Frz.: Il a bien plu sur sa friperie. (Leroux, I, 74.) *155 Es regnet ins Wasser. – Lehmann, 326, 14. *156 Es regnet mit Rändlich. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Es regnet Dukaten. Von einem segenbringenden Regen, besonders im Frühjahr, von dem jeder Tropfen gleichsam einen Dukaten werth ist. *157 Es regnet wie am schöninger Jahrmarkt. *158 Es regnet wie mit Kannen. – Klix, 74. *159 Es regnet wie mit Kübeln geschüttet. (Schwaben.) Norddeutsch: wie mit Mollen. *160 Es regnet wie mit Spänne (oder: Spännen). So als ob es mit Eimern gösse. Ein Spann Pferde = Gespann oder Zug. Ausser dieser gewöhnlichen Bedeutung bezeichnet Spann oder Spanne auch Eimer, Schöpfeimer. *161 Es wird regnen, die Juden ziehen umher. (Ruth.) *162 Et rähnt hück (heute), dat et su klatsch, et ess gôt, dat ich nit vun Hôtzucker ben. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 233. *163 Et rèägend, as wan 't der Geld fan krîege. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 127. *164 Et réagend, asse wan 't med Mollen güete. – Frommann, V, 162, 127. Es regnet als wenn es aus Mulden gösse. In Pommern: Et regnet, als wenn 't mit Molln gütt. Von einem Platzregen. Molle = Mulde, ein Gefäss in der Wirthschaft zum Ein- und Ausschütten, Fodermoll u. s. w. (Dähnert, 311b.) Frz.: Il pleut à seaux. (Kritzinger, 640a.) *165 Et regent, as wenn 't mit Schüppen gütt. – Eichwald, 1578. *166 Et regent, as wenn 't up 'n Bûren regent. Um die Verachtung auszudrücken, mit der die oldenburger Seeleute (Fahrensmänner) auf den Bauernstand herabsehen. (Vgl. Land und Leute im Oldenburgischen von Fr. Ewald im Globus, XI, 1867; Fritz Reuter, Stromtid, III, 183.) *167 Et regnet, as wenn't mit Balljen1 güt. – Schütze, I, 63; II, 18; III, 284; IV, 298. 1) Faten = Fässern, Schötteln = Schüsseln, Balljen = Kübeln, Wannen. – So heftig wie aus Kübeln. *168 Et rînt näkest Tukaten. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 461. *169 Ja, wenn's nicht regnet. (Kreis Landeshut in Schlesien.) Ironische Verneinung irgendeiner aufgestellten Behauptung. *170 'S râint 'n Möller an Bauch. (Böhmisch-Friedland.) Es regnet dem Müller in den Bauch. Bei starkem Regen gebräuchlich. Man will damit sagen: Viel Regen verhelfe dem Müller zu Wohlhabenheit. *171 'S het Nassne glii gnueg g'rägnet. – Sutermeister, 143. *172 'S rânte, doass trêschte. – Gomolcke, 1008. *173 'S regnet mer ins Aprepos. (S. Apropos.) (Mülhausen.) Um zu sagen, es kommt mir etwas in die Quere. (Vgl. Die deutsche Sprache im Elsass im Daheim, Leipzig 1871, Nr. 8, S. 128.) *174 'S reinet alss wennss mit Konnen güsse. – Robinson, 81; Frommann, III, 243, 63. *175 Wenn's dort regnet, regnet's hier auch. Holl.: Regende het bij hem, den regende het bij mij, en scheen de zon bij hem, dan was het ook bij mij zonneschijn. (Harrebomée, II, 248a.) Reh. 1 Die Rehe und Hasen beichten auch nicht und können doch recht springen. (Frankenwald.) „Ueberall auf dem Frankenwalde“, sagt Flügel (Volksmedicin und Aberglaube im Frankenwalde, München 1863, S. 8), „kennt man ein sonderbares Sprichwort, dessen Deutung heute schwer wird und das auch durch das Verhalten des Volks kaum zur Hälfte gerechtfertigt ist. Man sagt: Die Rehe und Hasen beichten auch nicht und können doch recht springen.“ 2 Je höher das Reh, je höher der Jäger. Aehnlich russisch Altmann VI, 471. 3 Wer ein Reh schiessen kann, lässt den Hasen laufen. Die Russen: Erst schiesst man die Rehe und danach die Hasen. (Altmann VI, 466.) *4 Das Reh hat einen Löwen gefangen (besiegt, herausgefordert). Wenn etwas in verkehrter Ordnung geschieht, der Schwächere z. B. den Stärkern überwindet. *5 Er ist immer wie ein gehetztes Reh. – Eiselein, 525. Frz.: Chacun n'a pas ce qu'il chasse d'amour, de court ny de chasse. (Leroux, II, 198.) Lat.: Leporis vitam vivit. (Philippi, I, 223.) Rehbock. 1 Es geht mancher auf einen Rehbock aus und bringt kaum einen Hasen nach Haus. Die Russen: Es kehrt nicht jeder mit einem Rehbock auf dem Rücken von der Jagd zurück. (Altmann, VI, 457.) 2 Einen Rehbock schiessen. Rehfüssel. * Auf Rehfüsseln herumgehen. (Schles.) Hausirend, handelnd u. s. w. Rehling. So lang die Rehlinge vor Wolpersdoag sänge, so lang schweigen sie hernach still. (Kurhessen.) Rehrzageln. * Dat is tom Rehrzageln. „Denn sûlle mine Kêgkens rehrzageln“ (Tiegendorf), d. i. dann sollen meine Kühe mit dem Schwanze wedeln, sagte ein Bauer, als er den Hafer nicht theuer genug verkaufen konnte und deshalb beschloss, seine Kühe damit zu füttern. Reibeisen. * Aem a techtich Rîbaisa gân. (S. Heimleuchten.) (Oesterr.-Schles.) – Peter, 445.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [800]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/814>, abgerufen am 21.11.2024.