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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Rauh.

1 Rauh on riechd1 schänd ka Masder nichd. (Trier.) - Laven, 190, 99; Firmenich, III, 547, 56.

1) Gerade und aufrecht. (Laven, 267.) Triersches Maurersprichwort.

*2 Rauher als ein Igel. - Eiselein, 341.

Lat.: Echino asperior. (Frob., 174; Seybold, 143.) - Ex scabro in laevem nunquam vertetur echinus. (Eiselein, 341.) - Totus echinus asper. (Philippi, II, 221.)


Rauhes.

1 Mer muss aach emol das Rauhe herauskehre. - Tendlau, 856.

"Du darffst dich meiner allein nit wehre, wenn ich das rhav herfür woll kehre." (H. Sachs, II, XLV, 1.)

2 Zeichst te mer de Ra, zeijen ich der det Grof. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 1102.

Zeigst du mir das Rauhe, so zeige ich dir das Grobe.

*3 Das Rauhe herauskehren. - Schottel, 1113a.

Dän.: At vende det graa ud. (Prov. dan., 250.)

Lat.: Minimo provocare. - Tollere cornua. - Tollere cristas. (Eiselein, 520.)

*4 Er hat allweg ein rauhen vnd plutten. - Gruter, I, 29.


Raum.

1 Auf jeden (oder: auch im schlechtesten, kleinsten) Raum pflanze (setze) einen Baum, und pflege sein, er trägt dir's ein. - Beebel, 134; Steiger, 422; Simrock, 843.

2 Dat giwt Rümde1 um de Herd, see de Papenborger tegen sein Weiw, do wassen hüm söwen Kinner in de Pocken avstürwen. (Ostfries.) - Bueren, 241; Eichwald, 1478; Frommann, II, 539, 198; Hoefer, 806; Kern, 75.

1) Raum; nach der dem Gothischen: itha, althochdeutsch: ida entsprechenden niederdeutschen Substantivbildung auf: de, te, wie Höchde, Längde.

*3 Er kann nichts zu Raum bringen. - Frischbier2, 3072.

Wer gern was erzählen will, aber damit nicht fortkommt. (Hennig, 208.)

*4 Raum (Bahn), de Grenhöfer kame. (Samland.) - Frischbier2, 3072.

Grünhof, Gut und Dorf im Kirchspiel Pobethen, Kreis Fischhausen.

*5 Raum, öck heww de Laus am Ströck. - Frischbier2, 2954.


Raunen.

1 De runet, de lügt. - Schütze.

Ein Ohrenbläser ist meist auch ein Lügner.

2 Die gern raunen, liegen viel. - Petri, II, 129.

3 Es lest sich nicht raunen, was jedermann weiss. - Petri, II, 280.

4 Wer raunet, der leugt. - Simplic., Galgenmännlein.


Raupe.

1 Aus der Raupe wird ein Schmetterling. - Wahl, 174, 33.

2 Dem wird schon vor Raupen bange, wen einst gebissen eine Schlange.

3 Der Raupen wegen muss man den Baum nicht umhauen. - Simrock, 8162; Körte, 4936.

4 Eine Raupe frisst mehr als sie wiegt.

5 Eine Raupe frisst viel Knospen.

6 Eine Raupe frisst (beschmeisst) viel und nützt wenig.

7 Eine Raupe im Kohl, eine Hure im Haus, die schaffe hinaus, wie aus dem Grinde die Laus.

8 Es ist bald eine Raupe, die den Kohl bekreucht. - Petri, II, 287.

9 Man muss die Raupe in der Puppe tödten.

10 Man muss vmb der Raupen willen den Baum nicht vmbhauen. - Lehmann, 6, 10 u. 517, 15; Frost, 196.

11 Raupen haben offt ein schön Gestalt, aber sie verderben Garten vnd Wald. - Lehmann, 29, 30.

12 Raupen im Kohl und eine Hure im Haus bringt man schwer hinaus.

Holl.: Eene rups op de kool, eene hoer in huis. (Harrebomee, II, 234a.)

13 Raupen muss man im Neste tödten.

Holl.: De rups dient in de pop gedood. (Harrebomee, II, 234.)

[Spaltenumbruch] 14 Wenn die Raupen kommen zu Maria Geburt in den Kohl, so sterben sie gleich nachher wie toll. - Boebel, 45.

15 Wer die Raupen wil tilgen, der mus das Nest verbrennen. - Lehmann, 776, 31; Schrader, 75; Grubb, 642.

*16 Einem Raupen in den Kopf setzen.

"Der Rathsherr setzt den Schlingels blos Raupen in den Kopf." (Fr. Reuter, Schurr-Murr, 218.)

*17 Er hat Raupen im Kopfe. - Frischbier2, 3074; Klix, 74.

Allerhand Risse, dumme Streiche, überspannte Ideen.

*18 Es ist ein Raup, beschmeisset alles vnd ist nichts nutz. - Lehmann, 834, 10.


Raupen.

1 Jeder raupe die eigenen Bäume.

Die Finnen: Die Raupe lebt auch zwischen der Baumrinde. (Bertram, 53.)

Lat.: Sua quisque vineta caedat. (Gaal, 996.)

*2 He räupet äs en Tomebreaker. (Westf.)


Raupenzagel.

* Et äs nor esi e (so ein) Ropenzogel. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 31, 8.


Räuplein.

Rühme dich, Reuplin, dein Vater war ein Kolwurm. - Schuppius, Schriften, I, 850; Simrock, 8163; Körte, 4935.


Rausch.

1 Auff ein guten rausch gehört ein gute ruhe. - Lehmann, 758, 35.

Die Ansichten über den Begriff "Rausch" stehen nicht fest. Einigen genügen drei Gläser dazu, andere meinen, er entstehe beim vierten Glase, während bessere Zecher auch mit dieser Zahl noch nicht zufrieden sind. - Als einmal der Superintendent Chr. Hohnbaum in einer Gesellschaft die Frage aufwarf, was eigentlich ein Rausch sei, schrieb der mit anwesende Dichter Fr. Rückert folgende Beantwortung nieder: "Es ist der Kopf ein Lustgezelt, darin drei Stühle sind gestellt. Das erste Glas tritt ein als Gast, nimmt auf dem ersten Stuhle Rast. Ein zweites Glas kommt hinterdrein und nimmt den zweiten Stuhl sich ein. Wenn nun das dritte kommt zuletzt, so sind die Stühle rings besetzt. Dann kommt ein viert's noch, wie der Blitz, sieht um sich rund, sieht keinen Sitz; und weil es doch nicht stehen kann, so fängt es einen Lärmen an, zerrt an den andern hier und dort und keins will räumen seinen Ort. Da balgen sie sich ritterlich und werfen von den Stühlen sich; und noch ein Glück ist's wenn das Zelt nicht selbst mit übern Haufen fällt." (L. Kühner, Dichter, Patriarch und Ritter, Wahrheit zu Rückert's Dichtung, Frankfurt 1869.)

Dän.: Den drukne tiener sengen best. - Paa en god ruus en god ro. (Prov. dan., 126.)

Lat.: Vino medicina somnus. (Lehmann, 758, 35.)

2 Besser e Rusch als e Fieber. (Luzern.) - Eiselein, 520; Simrock, 8164; Körte, 4937.

In Wien: A Rausch is bessa als a Faaba.

3 Der Rausch macht offenbar, was verborgen war.

Schwed.: Rus wijsar sinnet ut. (Grubb, 694.)

4 Ein Rausch gibt keinen Freibrief zu Vergehen.

Lat.: Quod potu peccas, ignoscere tu tibi noli, nam nullum crimen vini est, sed culpa bibentis. (Cato.) (Seybold, 510; Binder I, 1517; II, 2896.)

5 Ein Rausch hat drei gute Eigenschaften: er macht reich ohne Geld, stark ohne Kraft, gescheit ohne Verstand. (Oberösterreich.)

6 Ein Rausch im Monat ist gesund.

Sagen bescheidene Zecher. "Wer säuft sich alle Tage voll? Du musst auf deiner Hut sein. Ein Rausch nur jeden Monat soll für die Gesundheit gut sein. Der Tag ist nicht benannt, wie toll! sonst würd' ich ihn gern wählen. Ich trinke mich nun täglich voll aus Furcht, ihn zu verfehlen." (Witzfunken, IIIa, 9.)

7 Ein Rausch ist besser als ein Fieber, er vergeht ja wieder. - Birlinger, 423.

In der Schweiz: Rusch isch besser als e Fieber. (Sutermeister, 171.)

8 Ein Rausch ohne Wein ist der schlimmste. - Eiselein, 520.

Lat.: Citra vinum temulentia. - Fortuna dulci ebrius. (Eiselein, 520.)

9 Einen guten Rausch verschläft man nicht in Einer Nacht.

It.: L' imbricatura nove dii dura.

10 Es ist besser en Rausch as e Burdi Strau. - Sutermeister, 131.

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Rauh.

1 Rauh on riechd1 schänd ka Mâsder nichd. (Trier.) – Laven, 190, 99; Firmenich, III, 547, 56.

1) Gerade und aufrecht. (Laven, 267.) Triersches Maurersprichwort.

*2 Rauher als ein Igel.Eiselein, 341.

Lat.: Echino asperior. (Frob., 174; Seybold, 143.) – Ex scabro in laevem nunquam vertetur echinus. (Eiselein, 341.) – Totus echinus asper. (Philippi, II, 221.)


Rauhes.

1 Mer muss aach emol das Rauhe herauskehre.Tendlau, 856.

„Du darffst dich meiner allein nit wehre, wenn ich das rhav herfür woll kehre.“ (H. Sachs, II, XLV, 1.)

2 Zîchst te mer de Râ, zîjen ich der det Grof. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1102.

Zeigst du mir das Rauhe, so zeige ich dir das Grobe.

*3 Das Rauhe herauskehren.Schottel, 1113a.

Dän.: At vende det graa ud. (Prov. dan., 250.)

Lat.: Minimo provocare. – Tollere cornua. – Tollere cristas. (Eiselein, 520.)

*4 Er hat allweg ein rauhen vnd plutten.Gruter, I, 29.


Raum.

1 Auf jeden (oder: auch im schlechtesten, kleinsten) Raum pflanze (setze) einen Baum, und pflege sein, er trägt dir's ein.Beebel, 134; Steiger, 422; Simrock, 843.

2 Dat giwt Rümde1 um de Hêrd, see de Papenborger têgen sîn Wîw, dô wassen hüm söwen Kinner in de Pocken avstürwen. (Ostfries.) – Bueren, 241; Eichwald, 1478; Frommann, II, 539, 198; Hoefer, 806; Kern, 75.

1) Raum; nach der dem Gothischen: itha, althochdeutsch: ida entsprechenden niederdeutschen Substantivbildung auf: de, te, wie Höchde, Längde.

*3 Er kann nichts zu Raum bringen.Frischbier2, 3072.

Wer gern was erzählen will, aber damit nicht fortkommt. (Hennig, 208.)

*4 Rûm (Bahn), de Grênhöfer kame. (Samland.) – Frischbier2, 3072.

Grünhof, Gut und Dorf im Kirchspiel Pobethen, Kreis Fischhausen.

*5 Rûm, öck heww de Lûs am Ströck.Frischbier2, 2954.


Raunen.

1 De runet, de lügt.Schütze.

Ein Ohrenbläser ist meist auch ein Lügner.

2 Die gern raunen, liegen viel.Petri, II, 129.

3 Es lest sich nicht raunen, was jedermann weiss.Petri, II, 280.

4 Wer raunet, der leugt.Simplic., Galgenmännlein.


Raupe.

1 Aus der Raupe wird ein Schmetterling.Wahl, 174, 33.

2 Dem wird schon vor Raupen bange, wen einst gebissen eine Schlange.

3 Der Raupen wegen muss man den Baum nicht umhauen.Simrock, 8162; Körte, 4936.

4 Eine Raupe frisst mehr als sie wiegt.

5 Eine Raupe frisst viel Knospen.

6 Eine Raupe frisst (beschmeisst) viel und nützt wenig.

7 Eine Raupe im Kohl, eine Hure im Haus, die schaffe hinaus, wie aus dem Grinde die Laus.

8 Es ist bald eine Raupe, die den Kohl bekreucht.Petri, II, 287.

9 Man muss die Raupe in der Puppe tödten.

10 Man muss vmb der Raupen willen den Baum nicht vmbhauen.Lehmann, 6, 10 u. 517, 15; Frost, 196.

11 Raupen haben offt ein schön Gestalt, aber sie verderben Garten vnd Wald.Lehmann, 29, 30.

12 Raupen im Kohl und eine Hure im Haus bringt man schwer hinaus.

Holl.: Eene rups op de kool, eene hoer in huis. (Harrebomée, II, 234a.)

13 Raupen muss man im Neste tödten.

Holl.: De rups dient in de pop gedood. (Harrebomée, II, 234.)

[Spaltenumbruch] 14 Wenn die Raupen kommen zu Maria Geburt in den Kohl, so sterben sie gleich nachher wie toll.Boebel, 45.

15 Wer die Raupen wil tilgen, der mus das Nest verbrennen.Lehmann, 776, 31; Schrader, 75; Grubb, 642.

*16 Einem Raupen in den Kopf setzen.

„Der Rathsherr setzt den Schlingels blos Raupen in den Kopf.“ (Fr. Reuter, Schurr-Murr, 218.)

*17 Er hat Raupen im Kopfe.Frischbier2, 3074; Klix, 74.

Allerhand Risse, dumme Streiche, überspannte Ideen.

*18 Es ist ein Raup, beschmeisset alles vnd ist nichts nutz.Lehmann, 834, 10.


Raupen.

1 Jeder raupe die eigenen Bäume.

Die Finnen: Die Raupe lebt auch zwischen der Baumrinde. (Bertram, 53.)

Lat.: Sua quisque vineta caedat. (Gaal, 996.)

*2 He räupet äs en Tomebreaker. (Westf.)


Raupenzagel.

* Et äs nor esi e (so ein) Ropenzogel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 8.


Räuplein.

Rühme dich, Reuplin, dein Vater war ein Kolwurm.Schuppius, Schriften, I, 850; Simrock, 8163; Körte, 4935.


Rausch.

1 Auff ein guten rausch gehört ein gute ruhe.Lehmann, 758, 35.

Die Ansichten über den Begriff „Rausch“ stehen nicht fest. Einigen genügen drei Gläser dazu, andere meinen, er entstehe beim vierten Glase, während bessere Zecher auch mit dieser Zahl noch nicht zufrieden sind. – Als einmal der Superintendent Chr. Hohnbaum in einer Gesellschaft die Frage aufwarf, was eigentlich ein Rausch sei, schrieb der mit anwesende Dichter Fr. Rückert folgende Beantwortung nieder: „Es ist der Kopf ein Lustgezelt, darin drei Stühle sind gestellt. Das erste Glas tritt ein als Gast, nimmt auf dem ersten Stuhle Rast. Ein zweites Glas kommt hinterdrein und nimmt den zweiten Stuhl sich ein. Wenn nun das dritte kommt zuletzt, so sind die Stühle rings besetzt. Dann kommt ein viert's noch, wie der Blitz, sieht um sich rund, sieht keinen Sitz; und weil es doch nicht stehen kann, so fängt es einen Lärmen an, zerrt an den andern hier und dort und keins will räumen seinen Ort. Da balgen sie sich ritterlich und werfen von den Stühlen sich; und noch ein Glück ist's wenn das Zelt nicht selbst mit übern Haufen fällt.“ (L. Kühner, Dichter, Patriarch und Ritter, Wahrheit zu Rückert's Dichtung, Frankfurt 1869.)

Dän.: Den drukne tiener sengen best. – Paa en god ruus en god ro. (Prov. dan., 126.)

Lat.: Vino medicina somnus. (Lehmann, 758, 35.)

2 Besser e Rusch als e Fieber. (Luzern.) – Eiselein, 520; Simrock, 8164; Körte, 4937.

In Wien: A Rausch is bessa als a Faaba.

3 Der Rausch macht offenbar, was verborgen war.

Schwed.: Rus wijsar sinnet ut. (Grubb, 694.)

4 Ein Rausch gibt keinen Freibrief zu Vergehen.

Lat.: Quod potu peccas, ignoscere tu tibi noli, nam nullum crimen vini est, sed culpa bibentis. (Cato.) (Seybold, 510; Binder I, 1517; II, 2896.)

5 Ein Rausch hat drei gute Eigenschaften: er macht reich ohne Geld, stark ohne Kraft, gescheit ohne Verstand. (Oberösterreich.)

6 Ein Rausch im Monat ist gesund.

Sagen bescheidene Zecher. „Wer säuft sich alle Tage voll? Du musst auf deiner Hut sein. Ein Rausch nur jeden Monat soll für die Gesundheit gut sein. Der Tag ist nicht benannt, wie toll! sonst würd' ich ihn gern wählen. Ich trinke mich nun täglich voll aus Furcht, ihn zu verfehlen.“ (Witzfunken, IIIa, 9.)

7 Ein Rausch ist besser als ein Fieber, er vergeht ja wieder.Birlinger, 423.

In der Schweiz: Rusch isch besser als e Fieber. (Sutermeister, 171.)

8 Ein Rausch ohne Wein ist der schlimmste.Eiselein, 520.

Lat.: Citra vinum temulentia. – Fortuna dulci ebrius. (Eiselein, 520.)

9 Einen guten Rausch verschläft man nicht in Einer Nacht.

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[[754]/0768] Rauh. 1 Rauh on riechd1 schänd ka Mâsder nichd. (Trier.) – Laven, 190, 99; Firmenich, III, 547, 56. 1) Gerade und aufrecht. (Laven, 267.) Triersches Maurersprichwort. *2 Rauher als ein Igel. – Eiselein, 341. Lat.: Echino asperior. (Frob., 174; Seybold, 143.) – Ex scabro in laevem nunquam vertetur echinus. (Eiselein, 341.) – Totus echinus asper. (Philippi, II, 221.) Rauhes. 1 Mer muss aach emol das Rauhe herauskehre. – Tendlau, 856. „Du darffst dich meiner allein nit wehre, wenn ich das rhav herfür woll kehre.“ (H. Sachs, II, XLV, 1.) 2 Zîchst te mer de Râ, zîjen ich der det Grof. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1102. Zeigst du mir das Rauhe, so zeige ich dir das Grobe. *3 Das Rauhe herauskehren. – Schottel, 1113a. Dän.: At vende det graa ud. (Prov. dan., 250.) Lat.: Minimo provocare. – Tollere cornua. – Tollere cristas. (Eiselein, 520.) *4 Er hat allweg ein rauhen vnd plutten. – Gruter, I, 29. Raum. 1 Auf jeden (oder: auch im schlechtesten, kleinsten) Raum pflanze (setze) einen Baum, und pflege sein, er trägt dir's ein. – Beebel, 134; Steiger, 422; Simrock, 843. 2 Dat giwt Rümde1 um de Hêrd, see de Papenborger têgen sîn Wîw, dô wassen hüm söwen Kinner in de Pocken avstürwen. (Ostfries.) – Bueren, 241; Eichwald, 1478; Frommann, II, 539, 198; Hoefer, 806; Kern, 75. 1) Raum; nach der dem Gothischen: itha, althochdeutsch: ida entsprechenden niederdeutschen Substantivbildung auf: de, te, wie Höchde, Längde. *3 Er kann nichts zu Raum bringen. – Frischbier2, 3072. Wer gern was erzählen will, aber damit nicht fortkommt. (Hennig, 208.) *4 Rûm (Bahn), de Grênhöfer kame. (Samland.) – Frischbier2, 3072. Grünhof, Gut und Dorf im Kirchspiel Pobethen, Kreis Fischhausen. *5 Rûm, öck heww de Lûs am Ströck. – Frischbier2, 2954. Raunen. 1 De runet, de lügt. – Schütze. Ein Ohrenbläser ist meist auch ein Lügner. 2 Die gern raunen, liegen viel. – Petri, II, 129. 3 Es lest sich nicht raunen, was jedermann weiss. – Petri, II, 280. 4 Wer raunet, der leugt. – Simplic., Galgenmännlein. Raupe. 1 Aus der Raupe wird ein Schmetterling. – Wahl, 174, 33. 2 Dem wird schon vor Raupen bange, wen einst gebissen eine Schlange. 3 Der Raupen wegen muss man den Baum nicht umhauen. – Simrock, 8162; Körte, 4936. 4 Eine Raupe frisst mehr als sie wiegt. 5 Eine Raupe frisst viel Knospen. 6 Eine Raupe frisst (beschmeisst) viel und nützt wenig. 7 Eine Raupe im Kohl, eine Hure im Haus, die schaffe hinaus, wie aus dem Grinde die Laus. 8 Es ist bald eine Raupe, die den Kohl bekreucht. – Petri, II, 287. 9 Man muss die Raupe in der Puppe tödten. 10 Man muss vmb der Raupen willen den Baum nicht vmbhauen. – Lehmann, 6, 10 u. 517, 15; Frost, 196. 11 Raupen haben offt ein schön Gestalt, aber sie verderben Garten vnd Wald. – Lehmann, 29, 30. 12 Raupen im Kohl und eine Hure im Haus bringt man schwer hinaus. Holl.: Eene rups op de kool, eene hoer in huis. (Harrebomée, II, 234a.) 13 Raupen muss man im Neste tödten. Holl.: De rups dient in de pop gedood. (Harrebomée, II, 234.) 14 Wenn die Raupen kommen zu Maria Geburt in den Kohl, so sterben sie gleich nachher wie toll. – Boebel, 45. 15 Wer die Raupen wil tilgen, der mus das Nest verbrennen. – Lehmann, 776, 31; Schrader, 75; Grubb, 642. *16 Einem Raupen in den Kopf setzen. „Der Rathsherr setzt den Schlingels blos Raupen in den Kopf.“ (Fr. Reuter, Schurr-Murr, 218.) *17 Er hat Raupen im Kopfe. – Frischbier2, 3074; Klix, 74. Allerhand Risse, dumme Streiche, überspannte Ideen. *18 Es ist ein Raup, beschmeisset alles vnd ist nichts nutz. – Lehmann, 834, 10. Raupen. 1 Jeder raupe die eigenen Bäume. Die Finnen: Die Raupe lebt auch zwischen der Baumrinde. (Bertram, 53.) Lat.: Sua quisque vineta caedat. (Gaal, 996.) *2 He räupet äs en Tomebreaker. (Westf.) Raupenzagel. * Et äs nor esi e (so ein) Ropenzogel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 8. Räuplein. Rühme dich, Reuplin, dein Vater war ein Kolwurm. – Schuppius, Schriften, I, 850; Simrock, 8163; Körte, 4935. Rausch. 1 Auff ein guten rausch gehört ein gute ruhe. – Lehmann, 758, 35. Die Ansichten über den Begriff „Rausch“ stehen nicht fest. Einigen genügen drei Gläser dazu, andere meinen, er entstehe beim vierten Glase, während bessere Zecher auch mit dieser Zahl noch nicht zufrieden sind. – Als einmal der Superintendent Chr. Hohnbaum in einer Gesellschaft die Frage aufwarf, was eigentlich ein Rausch sei, schrieb der mit anwesende Dichter Fr. Rückert folgende Beantwortung nieder: „Es ist der Kopf ein Lustgezelt, darin drei Stühle sind gestellt. Das erste Glas tritt ein als Gast, nimmt auf dem ersten Stuhle Rast. Ein zweites Glas kommt hinterdrein und nimmt den zweiten Stuhl sich ein. Wenn nun das dritte kommt zuletzt, so sind die Stühle rings besetzt. Dann kommt ein viert's noch, wie der Blitz, sieht um sich rund, sieht keinen Sitz; und weil es doch nicht stehen kann, so fängt es einen Lärmen an, zerrt an den andern hier und dort und keins will räumen seinen Ort. Da balgen sie sich ritterlich und werfen von den Stühlen sich; und noch ein Glück ist's wenn das Zelt nicht selbst mit übern Haufen fällt.“ (L. Kühner, Dichter, Patriarch und Ritter, Wahrheit zu Rückert's Dichtung, Frankfurt 1869.) Dän.: Den drukne tiener sengen best. – Paa en god ruus en god ro. (Prov. dan., 126.) Lat.: Vino medicina somnus. (Lehmann, 758, 35.) 2 Besser e Rusch als e Fieber. (Luzern.) – Eiselein, 520; Simrock, 8164; Körte, 4937. In Wien: A Rausch is bessa als a Faaba. 3 Der Rausch macht offenbar, was verborgen war. Schwed.: Rus wijsar sinnet ut. (Grubb, 694.) 4 Ein Rausch gibt keinen Freibrief zu Vergehen. Lat.: Quod potu peccas, ignoscere tu tibi noli, nam nullum crimen vini est, sed culpa bibentis. (Cato.) (Seybold, 510; Binder I, 1517; II, 2896.) 5 Ein Rausch hat drei gute Eigenschaften: er macht reich ohne Geld, stark ohne Kraft, gescheit ohne Verstand. (Oberösterreich.) 6 Ein Rausch im Monat ist gesund. Sagen bescheidene Zecher. „Wer säuft sich alle Tage voll? Du musst auf deiner Hut sein. Ein Rausch nur jeden Monat soll für die Gesundheit gut sein. Der Tag ist nicht benannt, wie toll! sonst würd' ich ihn gern wählen. Ich trinke mich nun täglich voll aus Furcht, ihn zu verfehlen.“ (Witzfunken, IIIa, 9.) 7 Ein Rausch ist besser als ein Fieber, er vergeht ja wieder. – Birlinger, 423. In der Schweiz: Rusch isch besser als e Fieber. (Sutermeister, 171.) 8 Ein Rausch ohne Wein ist der schlimmste. – Eiselein, 520. Lat.: Citra vinum temulentia. – Fortuna dulci ebrius. (Eiselein, 520.) 9 Einen guten Rausch verschläft man nicht in Einer Nacht. It.: L' imbricatura nove dii dura. 10 Es ist besser en Rûsch as e Burdi Strau. – Sutermeister, 131.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [754]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/768>, abgerufen am 21.11.2024.