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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *2 Pricköls med Feldmuise. - Frommann, III, 489, 9.

Pricken mit Feldmäusen. In der Grafschaft Mark Antwort der Mutter auf die Frage der Kinder: bat hew-I kuaked? oder: bat kriffe te eäten? (was es zu essen gebe).


Priester.

1 A Praester skal a Klaker nicks ufstridj. (Nordfries.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 37.

Der Priester, Geistliche wird dem Küster nichts abstreiten.

2 A Prester pretjet man ians. (Amrum.) - Haupt, VIII, 363, 195.

Der Priester predigt nur einmal. Wenn man etwas zweimal sagen soll.

3 A Prester spregt a Klaker nicks uf. (Amrum.) - Haupt, VIII, 353, 49.

Der Priester spricht dem Küster nichts ab.

4 Abgesetzte Priester geben die besten Küster.

Dän.: Man faaer ingen bedre degn end en afsadt praest. (Prov. dan., 108.)

5 An der Priester Leben kehrt man sich mehr als an ihre Lehren.

6 Auch der Priester auf der Kanzel verspricht sich. - Gaal, 1265.

It.: Qualche volte sonnacchia il buon Omero. (Gaal, 1265.)

Lat.: Quandoque bonus dormitat Homerus. (Gaal, 1265.)

7 Auf den Priester folgt der Küster. - Graf, 536, 19; Eiselein, 515; Simrock, 8005; Braun, I, 3360.

8 Dat is 'n legn Prester, de nich denkt, mal Superndent do warden.

Das ist ein niedrig denkender Priester, der nicht meint, einmal Superintendent zu werden.

9 De Prester seggt nie: Was ist gefällig? sondern immer: Was bringen Sie? (Pommern.) (S. Kaufmann 2.)

10 Dem Priester, Arzt und Advocaten soll man nichts verschweigen.

Dän.: For praesten, laegen og talsmanden, skal man intet dölge. (Prov. dan., 459.)

11 Der Priester hat es bald vergessen, dass er Kaplan gewesen.

Engl.: The priest forgets that he was clerk. (Bohn II, 126.)

12 Der Priester ist mehr als Ackersmann, denn er baut den Himmel an.

Ein wettinger Mönch predigte einst über die Priesterwürde und die sakramentalische Gewalt des Geistlichen. Die Hoheit ihres Standes darstellend bediente er sich des obigen Wortes und fuhr dann fort: "Der Geistliche ist mehr als ein Kaufmann, denn er handelt mit ewigen und himmlischen Waaren. Er ist mehr als ein Kriegsmann, denn er streitet mit dem Satan. Er ist mehr als ein König und Kaiser, denn er ist ein Stellvertreter des Königs aller Könige. Er ist mehr als ein Heiliger, denn vor ihm, wenn er erscheint, müssen sich alle Knie beugen im Himmel und auf Erden. Ja, die Hoheit des geistlichen Standes ist ganz überschwenglich und unaussprechlich. Denn seht an das grosse Weltgebäude mit Land und Meer, mit Sonne, Mond und Sternen und Millionen wunderbarer Geschöpfe, wer hat das alles gemacht? Gott, der allmächtige Schöpfer Himmels und der Erden, und zwar aus nichts; aber doch brauchte er sieben Tage dazu. Wie aber der katholische Priester? Seht welche Gewalt und Macht der hat! Tagtäglich in dem Opfer der heiligen Messe macht er sogar Gott, diesen allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden, und zwar auch nur mit einem blossen Worte und nicht in sieben Tagen, sondern in einem einzigen Augenblicke. Und also hat Gott dem katholischen Priester noch grössere Allmacht gegeben, als er selber hat." (Klosterspiegel, 106, 33.)

13 Der Priester ist nie sen alt, de Winter nie se chalt, das er si nid darüber beschwert, so lang dass es Opfer währt. - Sutermeister, 121.

14 Der Priester lebt vom Altar.

Frz.: Il est juste que le pretre vive l'autel. (Bohn I, 21.) - Le pretre vit de l'autel. (Lendroy, 83.)

15 Der Priester muss die Messe lesen, wenn's Zeit ist.

Frz.: A envis ou volentiers convent au sene aller le prestre. (Leroux, I, 27.)

16 Der Priester muss ein Vogt der Wahrheit sein. (S. Pfaffe 197.) - Graf, 456, 506.

Obgleich der Priester als gerichtsstandunfähig kein Zeugniss ablegen konnte (s. Pfaffe 197), so wurde ihm doch gelegentlich, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, sogar die Glaubwürdigkeit zweier Zeugen beigelegt.

17 Der Priester segnet mit der einen Hand und langt nach dem Opfer mit der andern.

Böhm.: Knez nikda nema dosti, jednou rukon zehna a druhou bere. (Celakovsky, 336.)


[Spaltenumbruch]

18 Der Priester soll trösten in der Noth, und es fehlt ihm oft selber das Brot.

19 Der Priester thut mehr denn der Artzt. - Petri, II, 102.

Mehr vielleicht, aber selten Erspriessliches und Nothwendiges.

20 Der Priester und der Hund verdient sein Brot mit dem Mund. - A. Ruge, Aus früherer Zeit (Berlin 1863), I, 134.

21 Der Priester und seine Maid haben gleiche (eine) Zeit.

Böhm.: Dokud kneze stava, i kucharka vladne, a jak ho neni, i ta zapadne. (Celakovsky, 337.)

22 Der Priester Zänkerei ist des Teufels Jubelei. - Sailer, 230; Simrock, 8007; Körte, 4845; Braun, I, 3362.

Böhm.: Knezska svada, d'ablova svatba. (Celakovsky, 335.)

Dän.: Praesten bogen, bonden plogen. (Bohn I, 395; Prov. dan., 459.)

23 Die besten Priester sind nicht immer gelehrte Biester.

Holl.: Die beste clerken en zijn die wijste lieden niet.

Lat.: Clericus edoctus semper non est sale coctus. (Fallersleben, 288.)

24 Die Priester kommen zum Wein, die Offiziere zum Töchterlein.

Holl.: Domines komen om je wijn, en officiers om je dochters. (Bohn I, 312.)

25 Die Priester sagen, sie dienen Gott und dienen ihrem Bauch.

Böhm.: Krajic hezky, ne Pan nebesky (takoveho vihi). (Celakovsky, 335.)

Poln.: Dla chleba, nie dla nieba. (Celakovsky, 335.)

26 Die Priester sind die Augen der Christenheit. - Graf, 535, 4.

Altfries.: Die preesters sint oghen den Kerstenheit. (Richthofen, 7.)

27 Die Priester sollen beten vnd lehren, die Bürger vnd Bawren ander nehren. - Petri, II, 140.

28 Die pryster sint engel des gotlichen folcks. - Hug, 3; Graf, 535, 5.

29 Du Priester bete, du Fürst vertrete, du Bawr ackre vnd jäte! - Petri, II, 155; Henisch, 1310, 6; Simrock, 8001; Sailer, 71; Schottel, 1144a; Braun, I, 3661; Körte, 4842.

Die Neugriechen: Basil, den Priester, ehre mir, du Priester, sei verständig. (Sanders, 223, 32.)

Lat.: Tu supplex ora, tu protege, tuque labora. (Henisch, 1310, 8.)

30 Ein frommer Priester und ein weisser Spatz ist ein selten Schatz.

Die Russen: Es fehlt mehr an guten Priestern als an guten Kirchen. (Altmann V, 128.)

31 Ein Priester lebt ein Jahr nach seinem Tode. - Eisenhart, 670; Hillebrand, 246; Sailer, 253.

D. h. es wird noch eine gewisse Zeit nach seinem Tode zum Vortheil seiner Familie so betrachtet, als ob er noch am Leben sei, und sein Amt verwalte. Es findet dies jedoch nicht nur auf Geistliche, sondern auch auf andere Beamte, z. B. Lehrer, Anwendung. Unter Jahr ist keineswegs stets der Zeitraum von einem Jahre, es wird meist nur eine gewisse, festgesetzte Anzahl Monate darunter verstanden.

32 Ein Priester mag den andern nicht, weil er ihm das Brot wegisst. (Neugriech.)

33 Ein Priester muss einen Teufel haben. - Meisner, 118.

34 Ein Priester ohne Genuss ist eine Brautnacht ohne Kuss.

35 Ein Priester opfert (zehntet) dem andern nicht.

Schwed.: Den ene presten ger ej den andre offer. (Wensell, 13.)

36 Ein Priester sei beim Buche, ein Bauer bei dem Pfluge, ein Jäger in dem Walde, ein Krüger in dem Kruge.

37 Ein Priester soll führen ein englisch Leben, so wird er Gott und der Welt ergeben.

Lat.: Presbyter anglicam dignetur ducere vitam: sic erit acceptus plebibus atque Deo. (Sutor, 671.)

38 Ein Priester soll leben vom Opfer, ein Amptmann vom Ampt. - Lehmann, 13, 21.

Jeder von seinem Beruf.

[Spaltenumbruch] *2 Pricköls med Feldmuise.Frommann, III, 489, 9.

Pricken mit Feldmäusen. In der Grafschaft Mark Antwort der Mutter auf die Frage der Kinder: bat hew-I kuàked? oder: bat kriffe te éäten? (was es zu essen gebe).


Priester.

1 A Praester skal a Klaker nicks ufstridj. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 37.

Der Priester, Geistliche wird dem Küster nichts abstreiten.

2 A Prêster pretjet man ians. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 195.

Der Priester predigt nur einmal. Wenn man etwas zweimal sagen soll.

3 A Prêster sprêgt a Klâker nicks uf. (Amrum.) – Haupt, VIII, 353, 49.

Der Priester spricht dem Küster nichts ab.

4 Abgesetzte Priester geben die besten Küster.

Dän.: Man faaer ingen bedre degn end en afsadt præst. (Prov. dan., 108.)

5 An der Priester Leben kehrt man sich mehr als an ihre Lehren.

6 Auch der Priester auf der Kanzel verspricht sich.Gaal, 1265.

It.: Qualche volte sonnacchia il buon Omero. (Gaal, 1265.)

Lat.: Quandoque bonus dormitat Homerus. (Gaal, 1265.)

7 Auf den Priester folgt der Küster.Graf, 536, 19; Eiselein, 515; Simrock, 8005; Braun, I, 3360.

8 Dat is 'n lêgn Prêster, de nich denkt, mâl Superndent do warden.

Das ist ein niedrig denkender Priester, der nicht meint, einmal Superintendent zu werden.

9 De Prêster seggt nie: Was ist gefällig? sondern immer: Was bringen Sie? (Pommern.) (S. Kaufmann 2.)

10 Dem Priester, Arzt und Advocaten soll man nichts verschweigen.

Dän.: For præsten, lægen og talsmanden, skal man intet dølge. (Prov. dan., 459.)

11 Der Priester hat es bald vergessen, dass er Kaplan gewesen.

Engl.: The priest forgets that he was clerk. (Bohn II, 126.)

12 Der Priester ist mehr als Ackersmann, denn er baut den Himmel an.

Ein wettinger Mönch predigte einst über die Priesterwürde und die sakramentalische Gewalt des Geistlichen. Die Hoheit ihres Standes darstellend bediente er sich des obigen Wortes und fuhr dann fort: „Der Geistliche ist mehr als ein Kaufmann, denn er handelt mit ewigen und himmlischen Waaren. Er ist mehr als ein Kriegsmann, denn er streitet mit dem Satan. Er ist mehr als ein König und Kaiser, denn er ist ein Stellvertreter des Königs aller Könige. Er ist mehr als ein Heiliger, denn vor ihm, wenn er erscheint, müssen sich alle Knie beugen im Himmel und auf Erden. Ja, die Hoheit des geistlichen Standes ist ganz überschwenglich und unaussprechlich. Denn seht an das grosse Weltgebäude mit Land und Meer, mit Sonne, Mond und Sternen und Millionen wunderbarer Geschöpfe, wer hat das alles gemacht? Gott, der allmächtige Schöpfer Himmels und der Erden, und zwar aus nichts; aber doch brauchte er sieben Tage dazu. Wie aber der katholische Priester? Seht welche Gewalt und Macht der hat! Tagtäglich in dem Opfer der heiligen Messe macht er sogar Gott, diesen allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden, und zwar auch nur mit einem blossen Worte und nicht in sieben Tagen, sondern in einem einzigen Augenblicke. Und also hat Gott dem katholischen Priester noch grössere Allmacht gegeben, als er selber hat.“ (Klosterspiegel, 106, 33.)

13 Der Priester ist nie sen alt, de Winter nie se chalt, das er si nid darüber beschwert, so lang dass es Opfer währt.Sutermeister, 121.

14 Der Priester lebt vom Altar.

Frz.: Il est juste que le prêtre vive l'autel. (Bohn I, 21.) – Le prêtre vit de l'autel. (Lendroy, 83.)

15 Der Priester muss die Messe lesen, wenn's Zeit ist.

Frz.: A envis ou volentiers convent au sene aller le prestre. (Leroux, I, 27.)

16 Der Priester muss ein Vogt der Wahrheit sein. (S. Pfaffe 197.) – Graf, 456, 506.

Obgleich der Priester als gerichtsstandunfähig kein Zeugniss ablegen konnte (s. Pfaffe 197), so wurde ihm doch gelegentlich, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, sogar die Glaubwürdigkeit zweier Zeugen beigelegt.

17 Der Priester segnet mit der einen Hand und langt nach dem Opfer mit der andern.

Böhm.: Knĕz nikdá nemá dosti, jednou rukon žehná a druhou béře. (Čelakovsky, 336.)


[Spaltenumbruch]

18 Der Priester soll trösten in der Noth, und es fehlt ihm oft selber das Brot.

19 Der Priester thut mehr denn der Artzt.Petri, II, 102.

Mehr vielleicht, aber selten Erspriessliches und Nothwendiges.

20 Der Priester und der Hund verdient sein Brot mit dem Mund.A. Ruge, Aus früherer Zeit (Berlin 1863), I, 134.

21 Der Priester und seine Maid haben gleiche (eine) Zeit.

Böhm.: Dokud knĕze stáva, i kuchařka vládne, a jak ho není, i ta zapadne. (Čelakovsky, 337.)

22 Der Priester Zänkerei ist des Teufels Jubelei.Sailer, 230; Simrock, 8007; Körte, 4845; Braun, I, 3362.

Böhm.: Knĕžská sváda, d'áblova svatba. (Čelakovsky, 335.)

Dän.: Præsten bogen, bonden plogen. (Bohn I, 395; Prov. dan., 459.)

23 Die besten Priester sind nicht immer gelehrte Biester.

Holl.: Die beste clerken en zijn die wijste lieden niet.

Lat.: Clericus edoctus semper non est sale coctus. (Fallersleben, 288.)

24 Die Priester kommen zum Wein, die Offiziere zum Töchterlein.

Holl.: Domines komen om je wijn, en officiers om je dochters. (Bohn I, 312.)

25 Die Priester sagen, sie dienen Gott und dienen ihrem Bauch.

Böhm.: Krajíc hezký, ne Pán nebesky (takového víhí). (Čelakovsky, 335.)

Poln.: Dla chleba, nie dla nieba. (Čelakovsky, 335.)

26 Die Priester sind die Augen der Christenheit.Graf, 535, 4.

Altfries.: Die preesters sint oghen den Kerstenheit. (Richthofen, 7.)

27 Die Priester sollen beten vnd lehren, die Bürger vnd Bawren ander nehren.Petri, II, 140.

28 Die pryster sint engel des gotlichen folcks.Hug, 3; Graf, 535, 5.

29 Du Priester bete, du Fürst vertrete, du Bawr ackre vnd jäte!Petri, II, 155; Henisch, 1310, 6; Simrock, 8001; Sailer, 71; Schottel, 1144a; Braun, I, 3661; Körte, 4842.

Die Neugriechen: Basil, den Priester, ehre mir, du Priester, sei verständig. (Sanders, 223, 32.)

Lat.: Tu supplex ora, tu protege, tuque labora. (Henisch, 1310, 8.)

30 Ein frommer Priester und ein weisser Spatz ist ein selten Schatz.

Die Russen: Es fehlt mehr an guten Priestern als an guten Kirchen. (Altmann V, 128.)

31 Ein Priester lebt ein Jahr nach seinem Tode.Eisenhart, 670; Hillebrand, 246; Sailer, 253.

D. h. es wird noch eine gewisse Zeit nach seinem Tode zum Vortheil seiner Familie so betrachtet, als ob er noch am Leben sei, und sein Amt verwalte. Es findet dies jedoch nicht nur auf Geistliche, sondern auch auf andere Beamte, z. B. Lehrer, Anwendung. Unter Jahr ist keineswegs stets der Zeitraum von einem Jahre, es wird meist nur eine gewisse, festgesetzte Anzahl Monate darunter verstanden.

32 Ein Priester mag den andern nicht, weil er ihm das Brot wegisst. (Neugriech.)

33 Ein Priester muss einen Teufel haben.Meisner, 118.

34 Ein Priester ohne Genuss ist eine Brautnacht ohne Kuss.

35 Ein Priester opfert (zehntet) dem andern nicht.

Schwed.: Den ene presten ger ej den andre offer. (Wensell, 13.)

36 Ein Priester sei beim Buche, ein Bauer bei dem Pfluge, ein Jäger in dem Walde, ein Krüger in dem Kruge.

37 Ein Priester soll führen ein englisch Leben, so wird er Gott und der Welt ergeben.

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[[700]/0714] *2 Pricköls med Feldmuise. – Frommann, III, 489, 9. Pricken mit Feldmäusen. In der Grafschaft Mark Antwort der Mutter auf die Frage der Kinder: bat hew-I kuàked? oder: bat kriffe te éäten? (was es zu essen gebe). Priester. 1 A Praester skal a Klaker nicks ufstridj. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 37. Der Priester, Geistliche wird dem Küster nichts abstreiten. 2 A Prêster pretjet man ians. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 195. Der Priester predigt nur einmal. Wenn man etwas zweimal sagen soll. 3 A Prêster sprêgt a Klâker nicks uf. (Amrum.) – Haupt, VIII, 353, 49. Der Priester spricht dem Küster nichts ab. 4 Abgesetzte Priester geben die besten Küster. Dän.: Man faaer ingen bedre degn end en afsadt præst. (Prov. dan., 108.) 5 An der Priester Leben kehrt man sich mehr als an ihre Lehren. 6 Auch der Priester auf der Kanzel verspricht sich. – Gaal, 1265. It.: Qualche volte sonnacchia il buon Omero. (Gaal, 1265.) Lat.: Quandoque bonus dormitat Homerus. (Gaal, 1265.) 7 Auf den Priester folgt der Küster. – Graf, 536, 19; Eiselein, 515; Simrock, 8005; Braun, I, 3360. 8 Dat is 'n lêgn Prêster, de nich denkt, mâl Superndent do warden. Das ist ein niedrig denkender Priester, der nicht meint, einmal Superintendent zu werden. 9 De Prêster seggt nie: Was ist gefällig? sondern immer: Was bringen Sie? (Pommern.) (S. Kaufmann 2.) 10 Dem Priester, Arzt und Advocaten soll man nichts verschweigen. Dän.: For præsten, lægen og talsmanden, skal man intet dølge. (Prov. dan., 459.) 11 Der Priester hat es bald vergessen, dass er Kaplan gewesen. Engl.: The priest forgets that he was clerk. (Bohn II, 126.) 12 Der Priester ist mehr als Ackersmann, denn er baut den Himmel an. Ein wettinger Mönch predigte einst über die Priesterwürde und die sakramentalische Gewalt des Geistlichen. Die Hoheit ihres Standes darstellend bediente er sich des obigen Wortes und fuhr dann fort: „Der Geistliche ist mehr als ein Kaufmann, denn er handelt mit ewigen und himmlischen Waaren. Er ist mehr als ein Kriegsmann, denn er streitet mit dem Satan. Er ist mehr als ein König und Kaiser, denn er ist ein Stellvertreter des Königs aller Könige. Er ist mehr als ein Heiliger, denn vor ihm, wenn er erscheint, müssen sich alle Knie beugen im Himmel und auf Erden. Ja, die Hoheit des geistlichen Standes ist ganz überschwenglich und unaussprechlich. Denn seht an das grosse Weltgebäude mit Land und Meer, mit Sonne, Mond und Sternen und Millionen wunderbarer Geschöpfe, wer hat das alles gemacht? Gott, der allmächtige Schöpfer Himmels und der Erden, und zwar aus nichts; aber doch brauchte er sieben Tage dazu. Wie aber der katholische Priester? Seht welche Gewalt und Macht der hat! Tagtäglich in dem Opfer der heiligen Messe macht er sogar Gott, diesen allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden, und zwar auch nur mit einem blossen Worte und nicht in sieben Tagen, sondern in einem einzigen Augenblicke. Und also hat Gott dem katholischen Priester noch grössere Allmacht gegeben, als er selber hat.“ (Klosterspiegel, 106, 33.) 13 Der Priester ist nie sen alt, de Winter nie se chalt, das er si nid darüber beschwert, so lang dass es Opfer währt. – Sutermeister, 121. 14 Der Priester lebt vom Altar. Frz.: Il est juste que le prêtre vive l'autel. (Bohn I, 21.) – Le prêtre vit de l'autel. (Lendroy, 83.) 15 Der Priester muss die Messe lesen, wenn's Zeit ist. Frz.: A envis ou volentiers convent au sene aller le prestre. (Leroux, I, 27.) 16 Der Priester muss ein Vogt der Wahrheit sein. (S. Pfaffe 197.) – Graf, 456, 506. Obgleich der Priester als gerichtsstandunfähig kein Zeugniss ablegen konnte (s. Pfaffe 197), so wurde ihm doch gelegentlich, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, sogar die Glaubwürdigkeit zweier Zeugen beigelegt. 17 Der Priester segnet mit der einen Hand und langt nach dem Opfer mit der andern. Böhm.: Knĕz nikdá nemá dosti, jednou rukon žehná a druhou béře. (Čelakovsky, 336.) 18 Der Priester soll trösten in der Noth, und es fehlt ihm oft selber das Brot. 19 Der Priester thut mehr denn der Artzt. – Petri, II, 102. Mehr vielleicht, aber selten Erspriessliches und Nothwendiges. 20 Der Priester und der Hund verdient sein Brot mit dem Mund. – A. Ruge, Aus früherer Zeit (Berlin 1863), I, 134. 21 Der Priester und seine Maid haben gleiche (eine) Zeit. Böhm.: Dokud knĕze stáva, i kuchařka vládne, a jak ho není, i ta zapadne. (Čelakovsky, 337.) 22 Der Priester Zänkerei ist des Teufels Jubelei. – Sailer, 230; Simrock, 8007; Körte, 4845; Braun, I, 3362. Böhm.: Knĕžská sváda, d'áblova svatba. (Čelakovsky, 335.) Dän.: Præsten bogen, bonden plogen. (Bohn I, 395; Prov. dan., 459.) 23 Die besten Priester sind nicht immer gelehrte Biester. Holl.: Die beste clerken en zijn die wijste lieden niet. Lat.: Clericus edoctus semper non est sale coctus. (Fallersleben, 288.) 24 Die Priester kommen zum Wein, die Offiziere zum Töchterlein. Holl.: Domines komen om je wijn, en officiers om je dochters. (Bohn I, 312.) 25 Die Priester sagen, sie dienen Gott und dienen ihrem Bauch. Böhm.: Krajíc hezký, ne Pán nebesky (takového víhí). (Čelakovsky, 335.) Poln.: Dla chleba, nie dla nieba. (Čelakovsky, 335.) 26 Die Priester sind die Augen der Christenheit. – Graf, 535, 4. Altfries.: Die preesters sint oghen den Kerstenheit. (Richthofen, 7.) 27 Die Priester sollen beten vnd lehren, die Bürger vnd Bawren ander nehren. – Petri, II, 140. 28 Die pryster sint engel des gotlichen folcks. – Hug, 3; Graf, 535, 5. 29 Du Priester bete, du Fürst vertrete, du Bawr ackre vnd jäte! – Petri, II, 155; Henisch, 1310, 6; Simrock, 8001; Sailer, 71; Schottel, 1144a; Braun, I, 3661; Körte, 4842. Die Neugriechen: Basil, den Priester, ehre mir, du Priester, sei verständig. (Sanders, 223, 32.) Lat.: Tu supplex ora, tu protege, tuque labora. (Henisch, 1310, 8.) 30 Ein frommer Priester und ein weisser Spatz ist ein selten Schatz. Die Russen: Es fehlt mehr an guten Priestern als an guten Kirchen. (Altmann V, 128.) 31 Ein Priester lebt ein Jahr nach seinem Tode. – Eisenhart, 670; Hillebrand, 246; Sailer, 253. D. h. es wird noch eine gewisse Zeit nach seinem Tode zum Vortheil seiner Familie so betrachtet, als ob er noch am Leben sei, und sein Amt verwalte. Es findet dies jedoch nicht nur auf Geistliche, sondern auch auf andere Beamte, z. B. Lehrer, Anwendung. Unter Jahr ist keineswegs stets der Zeitraum von einem Jahre, es wird meist nur eine gewisse, festgesetzte Anzahl Monate darunter verstanden. 32 Ein Priester mag den andern nicht, weil er ihm das Brot wegisst. (Neugriech.) 33 Ein Priester muss einen Teufel haben. – Meisner, 118. 34 Ein Priester ohne Genuss ist eine Brautnacht ohne Kuss. 35 Ein Priester opfert (zehntet) dem andern nicht. Schwed.: Den ene presten ger ej den andre offer. (Wensell, 13.) 36 Ein Priester sei beim Buche, ein Bauer bei dem Pfluge, ein Jäger in dem Walde, ein Krüger in dem Kruge. 37 Ein Priester soll führen ein englisch Leben, so wird er Gott und der Welt ergeben. Lat.: Presbyter anglicam dignetur ducere vitam: sic erit acceptus plebibus atque Deo. (Sutor, 671.) 38 Ein Priester soll leben vom Opfer, ein Amptmann vom Ampt. – Lehmann, 13, 21. Jeder von seinem Beruf.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [700]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/714>, abgerufen am 21.11.2024.