Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *12 Sie macht gute Preise für ihren Kohl.

Sie weiss ihre Waare gut zu verkaufen, ihr Talent, ihre Geschicklichkeit geltend zu machen.


Preisen.

1 De presen worden will, mot starven; de veracht't worden will, mot fren. - Bueren, 185.

2 Hadd' ik mi sülfst nich presen, denn wer' ick ungepresen to't Land aut kamen, sä de Fälinger. (S. Lust 65.) - Bueren, 575; Kern, 31; Hauskalender, III.


Preisgeben.

* Er hat es preisgegeben. - Eiselein, 515; Braun, I, 3359.

Hat es fahren lassen, donner prise, wobei wol nicht an Preis (pretium) zu denken ist.


Prellen.

1 Wer andere prellen will, wird (oft) selbst geprellt.

*2 Sie prellen in Himmel, wie die Kuh ins Mäuseloch.


Prellschenke.

* Er ist in einer Prellschenke eingekehrt.

Er wohnt in einem sehr theuern Gasthofe.

Frz.: Etre loge a l'etrille.


Prempen.

* Hei prempet dat Miul. (Sauerland.)


Pressant.

Er hat es so pressant wie jener Schuster, der alle Weihnacht ein Paar Pantoffeln zu beflecken hatte.

Holl.: Hij heeft het zoo druk als een peruikenmaker, die geene klanten heeft. (Harrebomee, II, 203b.)


Pressen.

1 Der eine presst die Beeren und der andere trinkt den Saft.

2 Durch Pressen und Winden hin und her bleibt oft kein Kreuzer übrig mehr. - Parömiakon, 2947.

Von den Ränken gewinnsüchtiger Advocaten. "Es sind nur gar zu viel ungerechte Advocaten anzutreffen, welche gleich seien zwei Wäscherinnen, die ihre Wäsche auswinden, eine dreht hin, die andere dreht her, bis sie alle Feuchtigkeit zugleich herauspressen, sodann werfen sie den Fetzen auf die Seite. Also machen es die gewissenlosen Advocaten durch Pressen u. s. w." (Abrahamisches Lauberhütt, I.)


Pressiren.

Du magst pressiren wie de witt, vor em Maie chumeni nitt, sagt der Frühling. (Bern.) - Schweiz, II, 248, 8.


Pressreiter.

* Einem Pressreuter und Tribulier-Soldaten ins Haus schicken.

Zwangsweise gegen jemand verfahren. Das Wort "Pressleute, Presssoldaten" u. s. w. für Executoren verdient wol wieder in Brauch zu kommen. "Wann sie (die Bauern) sich sperrten (die hohen Steuern zu zahlen), würde man ihnen Pressreuter und Tribulier-Soldaten in die Häuser legen." (Alamodischer Politicus, II, 175.)


Preusse.

1 De Preusse licket sau lange na'n hannoverschen Lanne, bet 'ne de Klöäwecken afehackt wärt. (Göttingen.) - Schambach, I, 19.

Der Preusse leckt so lange nach dem hannoverschen Lande, bis ihm die Finger abgehauen werden. Dieses jetzt wenig mehr bekannte Sprichwort scheint seeinen Ursprung nach der unglücklichen Schlacht von Jena gehabt zu haben, jetzt wird es sich, nachdem die Preussen das Land verschluckt haben, für einen Welfenkatechismus eignen, um die Hoffnung der Zurückgewinnung zu nähren.

2 De Preussen hebbet twei Magen un kein Harte. - Schambach, I, 19.

Die Preussen haben zwei Magen und kein Herz. Wahrscheinlich ebenfalls nach der Schlacht bei Jena entstanden. Wie die Preussen angeführt werden, gerade so haben sie "Herz".

3 Den Preussen übersieht keiner.

4 Der Preusse ist zu hell.

Nach Jahn wird durch diese Redensart die Klugheit der Preussen von ihren Nachbarn anerkannt oder gefürchtet. (Vgl. Pröhle, Jahn's Leben, 14.)

5 Der Preussen Glaub' und harte Reu', der Spanier und Wenden Treu sammt der Italiener Andacht werden von niemand hoch geacht. - Frischbier2, 3006.

Schon in alten Zeiten war man ungerecht genug, über ganze Völkerschaften mit Einem Worte abzuurtheilen [Spaltenumbruch] und alles in Einen Topf zu werfen. So hiessen z. B. die Franken treulos, und die Longobarden sah man für so demoralisirt an, dass man behauptete, sie seien so stinkend, dass sie nicht einmal eine Nation zu heissen verdienten, ein Urtheil, das besonders die Römer über sie fällten. Sie hingegen nannten einen, den sie recht arg beschimpfen wollten, einen "Römer". So ungerecht in Lob und Tadel ist man noch jetzt. Der Schwabe heisst den Sachsen dumm, der Sachse den Schwaben falsch. Der Schweizer heisst durchgehends ehrlich, der Spanier träge, der Franzose ein Windbeutel, der Italiener ein Spitzbube, der Preusse pfiffig u. s. w. (Vgl. Wagenseil, 21, 36.) Der obige Spruch ist aus einem alten Pritschenmeisterreim entlehnt, welcher der meisten Völker Fehler aufzählt. (S. Brücke 8.) In dem sprichwörtlich gewordenen Verse wird, wie Frischbier a. a. O. bemerkt, nicht die Treue der Preussen, sondern deren Religiosität bemängelt. Er stützt sich dabei auf Erleutertes Preussen, Oder Auserlesene Anmerkungen, Ueber verschiedene zur Preussischen Kirchen-, Civil- und Gelehrten Historien gehörige besondere Dinge u. s. w. (5 Bde., Königsberg 1724 fg.), dessen Verfasser sagt: "Im Lateinischen, woraus diese Reime entlehnt sind, heisst es ausdrücklich: Italorum devotio, Prussorum religio, Gallorum constantia, nihil valent omnia. Muthmasslich rühren die Verse von einem Mönche her, den es verdross, dass die Preussen mit unter den ersten gewesen, welche den päpstischen Aberglauben fahren liessen."

6 Die Preussen die Waffen, die Oesterreicher die Pfaffen und die Reichsarmee die Affen.

Im Sommer 1866 im westlichen Deutschland. Andere Preussen betreffende Redensarten, als: Travailler pour le roi de Prusse, s. Arbeiten 68. La Prusse cane, s. Zurückweichen.

7 Die Preussen und die Wanzen bringt man nicht wieder 'raus.

So pflegte man in Sachsen 1866 zu sagen.

8 Ein alter Preusse nach rechter Art zieht seinen Pelz (s. d. 24) aus um Johann, und zieht ihn um Bartholomäi wieder an. (Ostpreuss.)

9 Ein Preusse bezwingt drei Sachsen (Hannoveraner, Mecklenburger, Schweden).

Jahn sagt: Den Vaterlandsstolz äussert der ungebildete Landmann in den Deutschstaaten des preussischen Reichs stets gegen die Nachbarn. Auf den Jahrmärkten der Grenzstädte beginnt gewöhnlich ein Kampf, wenn nicht die Vorzüge der Preussen bald anerkannt werden. Fast immer gewinnen die Preussen, und sind sie auch die kleinere Zahl, so dulden sie dennoch nicht ungestraft die Schmähungen ihrer Gegner. Daher bedient man sich obiger Redensart. So sind die Landleute im Hohensteinschen, Halberstädtischen, Magdeburgischen, Westfalen, allen Marken und Pommern. (Vgl. Pröhle, Jahn's Leben, 13.)

10 Ein Preusse von alter Art zieht aus den Pelz (s. d. 24) zu Himmelfahrt (s. d. 5), wenn man aber schreibt Johann, so zieht er ihn wieder an. (Ostpreuss.) (S. Mann 801.)

Die polnischen Oberschlesier sagen: Do swietego Ducha, nie wdziewaj kozucha, a po swietym Duchu, chodz w kozuchu. (Lompa, 10.)

11 Preuss' ist Preuss', ob schwarz oder weiss.

So heftig, von verschiedenen Standpunkten die Preussen in besondern Fragen einander gegenüberstehen mögen, sobald es das engere oder weitere Vaterland in einer Lebensfrage gilt, dann sind sie einig für den grossen Zweck. Daher fügte das münchener Vaterland neulich seiner Mittheilung, dass vom 9.-12. Sept. in Breslau die Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands stattfinden werde, den obigen Spruch als Warnung bei, um zu sagen, dass auch den preussischen Katholiken in ultramontanen Dingen nicht zu trauen sei. (Vgl. Schles. Zeitung, 1878, Nr. 876.)

12 Preuss, scheiss, Pollack frisst alles. (Masuren.) - Frischbier2, 3008.

13 So schnell schiessen die Preussen nicht, sie laden zuvor. (Rottenburg.)

14 Su geschwind schiessen de Preissen net. (Oberharz.) - Lohrengel, II, 473.

Es ist mir nicht klar, was die verneinenden Redensarten (s. 13) in Bezug auf das Schiessen der Preussen sagen wollen. In Holland sagt man blos, dass die Preussen nicht so schiessen, was wahrscheinlich heissen soll: sie schiessen besser (s. Preussisch 4). Im Oberharz hebt man ihr langsameres Schiessen hervor; in ihrer Kriegführung aber kann die Redensart den Grund nicht haben. Darüber, wie die Preussen schiessen, werden wol in neuester Zeit die Franzosen die beste Auskunft geben können. Aber schon im Siebenjährigen Kriege hatte die meisterhafte Dressur gleichsam ein geistiges Zündnadelgewehr geschaffen, indem damals angenommen war, dass die preussische Infanterie dreimal schneller lade als jede andere. Und wer die Geschichte dieses Krieges kennt, wird auch wissen, dass sie nicht zu langsam

[Spaltenumbruch] *12 Sie macht gute Preise für ihren Kohl.

Sie weiss ihre Waare gut zu verkaufen, ihr Talent, ihre Geschicklichkeit geltend zu machen.


Preisen.

1 De prêsen worden will, môt starven; de veracht't worden will, môt frên.Bueren, 185.

2 Hadd' ik mi sülfst nich prêsen, denn wêr' ick ungeprêsen to't Land ût kamen, sä de Fälinger. (S. Lust 65.) – Bueren, 575; Kern, 31; Hauskalender, III.


Preisgeben.

* Er hat es preisgegeben.Eiselein, 515; Braun, I, 3359.

Hat es fahren lassen, donner prise, wobei wol nicht an Preis (pretium) zu denken ist.


Prellen.

1 Wer andere prellen will, wird (oft) selbst geprellt.

*2 Sie prellen in Himmel, wie die Kuh ins Mäuseloch.


Prellschenke.

* Er ist in einer Prellschenke eingekehrt.

Er wohnt in einem sehr theuern Gasthofe.

Frz.: Être logé à l'étrille.


Prempen.

* Hei prempet dat Miul. (Sauerland.)


Pressant.

Er hat es so pressant wie jener Schuster, der alle Weihnacht ein Paar Pantoffeln zu beflecken hatte.

Holl.: Hij heeft het zoo druk als een peruikenmaker, die geene klanten heeft. (Harrebomée, II, 203b.)


Pressen.

1 Der eine presst die Beeren und der andere trinkt den Saft.

2 Durch Pressen und Winden hin und her bleibt oft kein Kreuzer übrig mehr.Parömiakon, 2947.

Von den Ränken gewinnsüchtiger Advocaten. „Es sind nur gar zu viel ungerechte Advocaten anzutreffen, welche gleich seien zwei Wäscherinnen, die ihre Wäsche auswinden, eine dreht hin, die andere dreht her, bis sie alle Feuchtigkeit zugleich herauspressen, sodann werfen sie den Fetzen auf die Seite. Also machen es die gewissenlosen Advocaten durch Pressen u. s. w.“ (Abrahamisches Lauberhütt, I.)


Pressiren.

Du magst pressiren wie de witt, vor em Maie chumeni nitt, sagt der Frühling. (Bern.) – Schweiz, II, 248, 8.


Pressreiter.

* Einem Pressreuter und Tribulier-Soldaten ins Haus schicken.

Zwangsweise gegen jemand verfahren. Das Wort „Pressleute, Presssoldaten“ u. s. w. für Executoren verdient wol wieder in Brauch zu kommen. „Wann sie (die Bauern) sich sperrten (die hohen Steuern zu zahlen), würde man ihnen Pressreuter und Tribulier-Soldaten in die Häuser legen.“ (Alamodischer Politicus, II, 175.)


Preusse.

1 De Preusse licket sau lange na'n hannoverschen Lanne, bet 'ne de Klöäwecken afehackt wärt. (Göttingen.) – Schambach, I, 19.

Der Preusse leckt so lange nach dem hannoverschen Lande, bis ihm die Finger abgehauen werden. Dieses jetzt wenig mehr bekannte Sprichwort scheint seînen Ursprung nach der unglücklichen Schlacht von Jena gehabt zu haben, jetzt wird es sich, nachdem die Preussen das Land verschluckt haben, für einen Welfenkatechismus eignen, um die Hoffnung der Zurückgewinnung zu nähren.

2 De Preussen hebbet twei Magen un kein Harte.Schambach, I, 19.

Die Preussen haben zwei Magen und kein Herz. Wahrscheinlich ebenfalls nach der Schlacht bei Jena entstanden. Wie die Preussen angeführt werden, gerade so haben sie „Herz“.

3 Den Preussen übersieht keiner.

4 Der Preusse ist zu hell.

Nach Jahn wird durch diese Redensart die Klugheit der Preussen von ihren Nachbarn anerkannt oder gefürchtet. (Vgl. Pröhle, Jahn's Leben, 14.)

5 Der Preussen Glaub' und harte Reu', der Spanier und Wenden Treu sammt der Italiener Andacht werden von niemand hoch geacht.Frischbier2, 3006.

Schon in alten Zeiten war man ungerecht genug, über ganze Völkerschaften mit Einem Worte abzuurtheilen [Spaltenumbruch] und alles in Einen Topf zu werfen. So hiessen z. B. die Franken treulos, und die Longobarden sah man für so demoralisirt an, dass man behauptete, sie seien so stinkend, dass sie nicht einmal eine Nation zu heissen verdienten, ein Urtheil, das besonders die Römer über sie fällten. Sie hingegen nannten einen, den sie recht arg beschimpfen wollten, einen „Römer“. So ungerecht in Lob und Tadel ist man noch jetzt. Der Schwabe heisst den Sachsen dumm, der Sachse den Schwaben falsch. Der Schweizer heisst durchgehends ehrlich, der Spanier träge, der Franzose ein Windbeutel, der Italiener ein Spitzbube, der Preusse pfiffig u. s. w. (Vgl. Wagenseil, 21, 36.) Der obige Spruch ist aus einem alten Pritschenmeisterreim entlehnt, welcher der meisten Völker Fehler aufzählt. (S. Brücke 8.) In dem sprichwörtlich gewordenen Verse wird, wie Frischbier a. a. O. bemerkt, nicht die Treue der Preussen, sondern deren Religiosität bemängelt. Er stützt sich dabei auf Erleutertes Preussen, Oder Auserlesene Anmerkungen, Ueber verschiedene zur Preussischen Kirchen-, Civil- und Gelehrten Historien gehörige besondere Dinge u. s. w. (5 Bde., Königsberg 1724 fg.), dessen Verfasser sagt: „Im Lateinischen, woraus diese Reime entlehnt sind, heisst es ausdrücklich: Italorum devotio, Prussorum religio, Gallorum constantia, nihil valent omnia. Muthmasslich rühren die Verse von einem Mönche her, den es verdross, dass die Preussen mit unter den ersten gewesen, welche den päpstischen Aberglauben fahren liessen.“

6 Die Preussen die Waffen, die Oesterreicher die Pfaffen und die Reichsarmee die Affen.

Im Sommer 1866 im westlichen Deutschland. Andere Preussen betreffende Redensarten, als: Travailler pour le roi de Prusse, s. Arbeiten 68. La Prusse cane, s. Zurückweichen.

7 Die Preussen und die Wanzen bringt man nicht wieder 'raus.

So pflegte man in Sachsen 1866 zu sagen.

8 Ein alter Preusse nach rechter Art zieht seinen Pelz (s. d. 24) aus um Johann, und zieht ihn um Bartholomäi wieder an. (Ostpreuss.)

9 Ein Preusse bezwingt drei Sachsen (Hannoveraner, Mecklenburger, Schweden).

Jahn sagt: Den Vaterlandsstolz äussert der ungebildete Landmann in den Deutschstaaten des preussischen Reichs stets gegen die Nachbarn. Auf den Jahrmärkten der Grenzstädte beginnt gewöhnlich ein Kampf, wenn nicht die Vorzüge der Preussen bald anerkannt werden. Fast immer gewinnen die Preussen, und sind sie auch die kleinere Zahl, so dulden sie dennoch nicht ungestraft die Schmähungen ihrer Gegner. Daher bedient man sich obiger Redensart. So sind die Landleute im Hohensteinschen, Halberstädtischen, Magdeburgischen, Westfalen, allen Marken und Pommern. (Vgl. Pröhle, Jahn's Leben, 13.)

10 Ein Preusse von alter Art zieht aus den Pelz (s. d. 24) zu Himmelfahrt (s. d. 5), wenn man aber schreibt Johann, so zieht er ihn wieder an. (Ostpreuss.) (S. Mann 801.)

Die polnischen Oberschlesier sagen: Do świętego Ducha, nie wdziéwaj kożucha, a po świętym Duchu, chodż w kożuchu. (Lompa, 10.)

11 Preuss' ist Preuss', ob schwarz oder weiss.

So heftig, von verschiedenen Standpunkten die Preussen in besondern Fragen einander gegenüberstehen mögen, sobald es das engere oder weitere Vaterland in einer Lebensfrage gilt, dann sind sie einig für den grossen Zweck. Daher fügte das münchener Vaterland neulich seiner Mittheilung, dass vom 9.-12. Sept. in Breslau die Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands stattfinden werde, den obigen Spruch als Warnung bei, um zu sagen, dass auch den preussischen Katholiken in ultramontanen Dingen nicht zu trauen sei. (Vgl. Schles. Zeitung, 1878, Nr. 876.)

12 Preuss, scheiss, Pollack frisst alles. (Masuren.) – Frischbier2, 3008.

13 So schnell schiessen die Preussen nicht, sie laden zuvor. (Rottenburg.)

14 Su geschwind schiessen de Preissen net. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 473.

Es ist mir nicht klar, was die verneinenden Redensarten (s. 13) in Bezug auf das Schiessen der Preussen sagen wollen. In Holland sagt man blos, dass die Preussen nicht so schiessen, was wahrscheinlich heissen soll: sie schiessen besser (s. Preussisch 4). Im Oberharz hebt man ihr langsameres Schiessen hervor; in ihrer Kriegführung aber kann die Redensart den Grund nicht haben. Darüber, wie die Preussen schiessen, werden wol in neuester Zeit die Franzosen die beste Auskunft geben können. Aber schon im Siebenjährigen Kriege hatte die meisterhafte Dressur gleichsam ein geistiges Zündnadelgewehr geschaffen, indem damals angenommen war, dass die preussische Infanterie dreimal schneller lade als jede andere. Und wer die Geschichte dieses Krieges kennt, wird auch wissen, dass sie nicht zu langsam

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0712" n="[698]"/><cb n="1395"/>
*12 Sie macht gute Preise für ihren Kohl.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie weiss ihre Waare gut zu verkaufen, ihr Talent, ihre Geschicklichkeit geltend zu machen.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Preisen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 De prêsen worden will, môt starven; de veracht't worden will, môt frên.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 185.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Hadd' ik mi sülfst nich prêsen, denn wêr' ick ungeprêsen to't Land ût kamen, sä de Fälinger.</hi> (S.  Lust 65.) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 575; Kern, 31; Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Preisgeben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat es preisgegeben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 515; Braun, I, 3359.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat es fahren lassen, donner prise, wobei wol nicht an Preis (pretium) zu denken ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prellen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Wer andere prellen will, wird (oft) selbst geprellt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Sie prellen in Himmel, wie die Kuh ins Mäuseloch.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prellschenke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist in einer Prellschenke eingekehrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er wohnt in einem sehr theuern Gasthofe.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Être logé à l'étrille.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prempen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Hei prempet dat Miul.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pressant.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Er hat es so pressant wie jener Schuster, der alle Weihnacht ein Paar Pantoffeln zu beflecken hatte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft het zoo druk als een peruikenmaker, die geene klanten heeft. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 203<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pressen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der eine presst die Beeren und der andere trinkt den Saft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Durch Pressen und Winden hin und her bleibt oft kein Kreuzer übrig mehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2947.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von den Ränken gewinnsüchtiger Advocaten. &#x201E;Es sind nur gar zu viel ungerechte Advocaten anzutreffen, welche gleich seien zwei Wäscherinnen, die ihre Wäsche auswinden, eine dreht hin, die andere dreht her, bis sie alle Feuchtigkeit zugleich herauspressen, sodann werfen sie den Fetzen auf die Seite. Also machen es die gewissenlosen Advocaten durch Pressen u. s. w.&#x201C; (<hi rendition="#i">Abrahamisches Lauberhütt, I.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pressiren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Du magst pressiren wie de witt, vor em Maie chumeni nitt, sagt der Frühling.</hi> (<hi rendition="#i">Bern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, II, 248, 8.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pressreiter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einem Pressreuter und Tribulier-Soldaten ins Haus schicken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zwangsweise gegen jemand verfahren. Das Wort &#x201E;Pressleute, Presssoldaten&#x201C; u. s. w. für Executoren verdient wol wieder in Brauch zu kommen. &#x201E;Wann sie (die Bauern) sich sperrten (die hohen Steuern zu zahlen), würde man ihnen Pressreuter und Tribulier-Soldaten in die Häuser legen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Alamodischer Politicus, II, 175.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Preusse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 De Preusse licket sau lange na'n hannoverschen Lanne, bet 'ne de Klöäwecken afehackt wärt.</hi> (<hi rendition="#i">Göttingen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, I, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Preusse leckt so lange nach dem hannoverschen Lande, bis ihm die Finger abgehauen werden. Dieses jetzt wenig mehr bekannte Sprichwort scheint seînen Ursprung nach der unglücklichen Schlacht von Jena gehabt zu haben, jetzt wird es sich, nachdem die Preussen das Land verschluckt haben, für einen Welfenkatechismus eignen, um die Hoffnung der Zurückgewinnung zu nähren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 De Preussen hebbet twei Magen un kein Harte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, I, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Preussen haben zwei Magen und kein Herz. Wahrscheinlich ebenfalls nach der Schlacht bei Jena entstanden. Wie die Preussen angeführt werden, gerade so haben sie &#x201E;Herz&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Den Preussen übersieht keiner.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Der Preusse ist zu hell.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach <hi rendition="#i">Jahn</hi> wird durch diese Redensart die Klugheit der Preussen von ihren Nachbarn anerkannt oder gefürchtet. (Vgl. <hi rendition="#i">Pröhle, Jahn's Leben, 14.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Der Preussen Glaub' und harte Reu', der Spanier und Wenden Treu sammt der Italiener Andacht werden von niemand hoch geacht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3006.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schon in alten Zeiten war man ungerecht genug, über ganze Völkerschaften mit Einem Worte abzuurtheilen <cb n="1396"/>
und alles in Einen Topf zu werfen. So hiessen z. B. die Franken treulos, und die Longobarden sah man für so demoralisirt an, dass man behauptete, sie seien so stinkend, dass sie nicht einmal eine Nation zu heissen verdienten, ein Urtheil, das besonders die Römer über sie fällten. Sie hingegen nannten einen, den sie recht arg beschimpfen wollten, einen &#x201E;Römer&#x201C;. So ungerecht in Lob und Tadel ist man noch jetzt. Der Schwabe heisst den Sachsen dumm, der Sachse den Schwaben falsch. Der Schweizer heisst durchgehends ehrlich, der Spanier träge, der Franzose ein Windbeutel, der Italiener ein Spitzbube, der Preusse pfiffig u. s. w. (Vgl. <hi rendition="#i">Wagenseil, 21, 36.</hi>) Der obige Spruch ist aus einem alten Pritschenmeisterreim entlehnt, welcher der meisten Völker Fehler aufzählt. (S.  Brücke 8.) In dem sprichwörtlich gewordenen Verse wird, wie <hi rendition="#i">Frischbier</hi> a. a. O. bemerkt, nicht die Treue der Preussen, sondern deren Religiosität bemängelt. Er stützt sich dabei auf <hi rendition="#i">Erleutertes Preussen, Oder Auserlesene Anmerkungen, Ueber verschiedene zur Preussischen Kirchen-, Civil- und Gelehrten Historien gehörige besondere Dinge u. s. w.</hi> (5 Bde., Königsberg 1724 fg.), dessen Verfasser sagt: &#x201E;Im Lateinischen, woraus diese Reime entlehnt sind, heisst es ausdrücklich: Italorum devotio, Prussorum religio, Gallorum constantia, nihil valent omnia. Muthmasslich rühren die Verse von einem Mönche her, den es verdross, dass die Preussen mit unter den ersten gewesen, welche den päpstischen Aberglauben fahren liessen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Die Preussen die Waffen, die Oesterreicher die Pfaffen und die Reichsarmee die Affen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Sommer 1866 im westlichen Deutschland. Andere Preussen betreffende Redensarten, als: Travailler pour le roi de Prusse, s.  Arbeiten 68. La Prusse cane, s.  Zurückweichen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Die Preussen und die Wanzen bringt man nicht wieder 'raus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So pflegte man in Sachsen 1866 zu sagen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ein alter Preusse nach rechter Art zieht seinen  Pelz (s. d. 24) aus um Johann, und zieht ihn um Bartholomäi wieder an.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Ein Preusse bezwingt drei Sachsen (Hannoveraner, Mecklenburger, Schweden).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Jahn</hi> sagt: Den Vaterlandsstolz äussert der ungebildete Landmann in den Deutschstaaten des preussischen Reichs stets gegen die Nachbarn. Auf den Jahrmärkten der Grenzstädte beginnt gewöhnlich ein Kampf, wenn nicht die Vorzüge der Preussen bald anerkannt werden. Fast immer gewinnen die Preussen, und sind sie auch die kleinere Zahl, so dulden sie dennoch nicht ungestraft die Schmähungen ihrer Gegner. Daher bedient man sich obiger Redensart. So sind die Landleute im Hohensteinschen, Halberstädtischen, Magdeburgischen, Westfalen, allen Marken und Pommern. (Vgl. <hi rendition="#i">Pröhle, Jahn's Leben, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Ein Preusse von alter Art zieht aus den  Pelz (s. d. 24) zu  Himmelfahrt (s. d. 5), wenn man aber schreibt Johann, so zieht er ihn wieder an.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) (S.  Mann 801.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die polnischen Oberschlesier sagen: Do &#x015B;wi&#x0119;tego Ducha, nie wdziéwaj ko&#x017C;ucha, a po &#x015B;wi&#x0119;tym Duchu, chod&#x017C; w ko&#x017C;uchu. (<hi rendition="#i">Lompa, 10.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Preuss' ist Preuss', ob schwarz oder weiss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So heftig, von verschiedenen Standpunkten die Preussen in besondern Fragen einander gegenüberstehen mögen, sobald es das engere oder weitere Vaterland in einer Lebensfrage gilt, dann sind sie einig für den grossen Zweck. Daher fügte das münchener <hi rendition="#i">Vaterland</hi> neulich seiner Mittheilung, dass vom 9.-12. Sept. in Breslau die Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands stattfinden werde, den obigen Spruch als Warnung bei, um zu sagen, dass auch den preussischen Katholiken in ultramontanen Dingen nicht zu trauen sei. (Vgl. <hi rendition="#i">Schles. Zeitung, 1878, Nr. 876.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Preuss, scheiss, Pollack frisst alles.</hi> (<hi rendition="#i">Masuren.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3008.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 So schnell schiessen die Preussen nicht, sie laden zuvor.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Su geschwind schiessen de Preissen net.</hi> (<hi rendition="#i">Oberharz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 473.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist mir nicht klar, was die verneinenden Redensarten (s. 13) in Bezug auf das Schiessen der Preussen sagen wollen. In Holland sagt man blos, dass die Preussen nicht so schiessen, was wahrscheinlich heissen soll: sie schiessen besser (s.  Preussisch 4). Im Oberharz hebt man ihr langsameres Schiessen hervor; in ihrer Kriegführung aber kann die Redensart den Grund nicht haben. Darüber, wie die Preussen schiessen, werden wol in neuester Zeit die Franzosen die beste Auskunft geben können. Aber schon im Siebenjährigen Kriege hatte die meisterhafte Dressur gleichsam ein geistiges Zündnadelgewehr geschaffen, indem damals angenommen war, dass die preussische Infanterie dreimal schneller lade als jede andere. Und wer die Geschichte dieses Krieges kennt, wird auch wissen, dass sie nicht zu langsam
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[698]/0712] *12 Sie macht gute Preise für ihren Kohl. Sie weiss ihre Waare gut zu verkaufen, ihr Talent, ihre Geschicklichkeit geltend zu machen. Preisen. 1 De prêsen worden will, môt starven; de veracht't worden will, môt frên. – Bueren, 185. 2 Hadd' ik mi sülfst nich prêsen, denn wêr' ick ungeprêsen to't Land ût kamen, sä de Fälinger. (S. Lust 65.) – Bueren, 575; Kern, 31; Hauskalender, III. Preisgeben. * Er hat es preisgegeben. – Eiselein, 515; Braun, I, 3359. Hat es fahren lassen, donner prise, wobei wol nicht an Preis (pretium) zu denken ist. Prellen. 1 Wer andere prellen will, wird (oft) selbst geprellt. *2 Sie prellen in Himmel, wie die Kuh ins Mäuseloch. Prellschenke. * Er ist in einer Prellschenke eingekehrt. Er wohnt in einem sehr theuern Gasthofe. Frz.: Être logé à l'étrille. Prempen. * Hei prempet dat Miul. (Sauerland.) Pressant. Er hat es so pressant wie jener Schuster, der alle Weihnacht ein Paar Pantoffeln zu beflecken hatte. Holl.: Hij heeft het zoo druk als een peruikenmaker, die geene klanten heeft. (Harrebomée, II, 203b.) Pressen. 1 Der eine presst die Beeren und der andere trinkt den Saft. 2 Durch Pressen und Winden hin und her bleibt oft kein Kreuzer übrig mehr. – Parömiakon, 2947. Von den Ränken gewinnsüchtiger Advocaten. „Es sind nur gar zu viel ungerechte Advocaten anzutreffen, welche gleich seien zwei Wäscherinnen, die ihre Wäsche auswinden, eine dreht hin, die andere dreht her, bis sie alle Feuchtigkeit zugleich herauspressen, sodann werfen sie den Fetzen auf die Seite. Also machen es die gewissenlosen Advocaten durch Pressen u. s. w.“ (Abrahamisches Lauberhütt, I.) Pressiren. Du magst pressiren wie de witt, vor em Maie chumeni nitt, sagt der Frühling. (Bern.) – Schweiz, II, 248, 8. Pressreiter. * Einem Pressreuter und Tribulier-Soldaten ins Haus schicken. Zwangsweise gegen jemand verfahren. Das Wort „Pressleute, Presssoldaten“ u. s. w. für Executoren verdient wol wieder in Brauch zu kommen. „Wann sie (die Bauern) sich sperrten (die hohen Steuern zu zahlen), würde man ihnen Pressreuter und Tribulier-Soldaten in die Häuser legen.“ (Alamodischer Politicus, II, 175.) Preusse. 1 De Preusse licket sau lange na'n hannoverschen Lanne, bet 'ne de Klöäwecken afehackt wärt. (Göttingen.) – Schambach, I, 19. Der Preusse leckt so lange nach dem hannoverschen Lande, bis ihm die Finger abgehauen werden. Dieses jetzt wenig mehr bekannte Sprichwort scheint seînen Ursprung nach der unglücklichen Schlacht von Jena gehabt zu haben, jetzt wird es sich, nachdem die Preussen das Land verschluckt haben, für einen Welfenkatechismus eignen, um die Hoffnung der Zurückgewinnung zu nähren. 2 De Preussen hebbet twei Magen un kein Harte. – Schambach, I, 19. Die Preussen haben zwei Magen und kein Herz. Wahrscheinlich ebenfalls nach der Schlacht bei Jena entstanden. Wie die Preussen angeführt werden, gerade so haben sie „Herz“. 3 Den Preussen übersieht keiner. 4 Der Preusse ist zu hell. Nach Jahn wird durch diese Redensart die Klugheit der Preussen von ihren Nachbarn anerkannt oder gefürchtet. (Vgl. Pröhle, Jahn's Leben, 14.) 5 Der Preussen Glaub' und harte Reu', der Spanier und Wenden Treu sammt der Italiener Andacht werden von niemand hoch geacht. – Frischbier2, 3006. Schon in alten Zeiten war man ungerecht genug, über ganze Völkerschaften mit Einem Worte abzuurtheilen und alles in Einen Topf zu werfen. So hiessen z. B. die Franken treulos, und die Longobarden sah man für so demoralisirt an, dass man behauptete, sie seien so stinkend, dass sie nicht einmal eine Nation zu heissen verdienten, ein Urtheil, das besonders die Römer über sie fällten. Sie hingegen nannten einen, den sie recht arg beschimpfen wollten, einen „Römer“. So ungerecht in Lob und Tadel ist man noch jetzt. Der Schwabe heisst den Sachsen dumm, der Sachse den Schwaben falsch. Der Schweizer heisst durchgehends ehrlich, der Spanier träge, der Franzose ein Windbeutel, der Italiener ein Spitzbube, der Preusse pfiffig u. s. w. (Vgl. Wagenseil, 21, 36.) Der obige Spruch ist aus einem alten Pritschenmeisterreim entlehnt, welcher der meisten Völker Fehler aufzählt. (S. Brücke 8.) In dem sprichwörtlich gewordenen Verse wird, wie Frischbier a. a. O. bemerkt, nicht die Treue der Preussen, sondern deren Religiosität bemängelt. Er stützt sich dabei auf Erleutertes Preussen, Oder Auserlesene Anmerkungen, Ueber verschiedene zur Preussischen Kirchen-, Civil- und Gelehrten Historien gehörige besondere Dinge u. s. w. (5 Bde., Königsberg 1724 fg.), dessen Verfasser sagt: „Im Lateinischen, woraus diese Reime entlehnt sind, heisst es ausdrücklich: Italorum devotio, Prussorum religio, Gallorum constantia, nihil valent omnia. Muthmasslich rühren die Verse von einem Mönche her, den es verdross, dass die Preussen mit unter den ersten gewesen, welche den päpstischen Aberglauben fahren liessen.“ 6 Die Preussen die Waffen, die Oesterreicher die Pfaffen und die Reichsarmee die Affen. Im Sommer 1866 im westlichen Deutschland. Andere Preussen betreffende Redensarten, als: Travailler pour le roi de Prusse, s. Arbeiten 68. La Prusse cane, s. Zurückweichen. 7 Die Preussen und die Wanzen bringt man nicht wieder 'raus. So pflegte man in Sachsen 1866 zu sagen. 8 Ein alter Preusse nach rechter Art zieht seinen Pelz (s. d. 24) aus um Johann, und zieht ihn um Bartholomäi wieder an. (Ostpreuss.) 9 Ein Preusse bezwingt drei Sachsen (Hannoveraner, Mecklenburger, Schweden). Jahn sagt: Den Vaterlandsstolz äussert der ungebildete Landmann in den Deutschstaaten des preussischen Reichs stets gegen die Nachbarn. Auf den Jahrmärkten der Grenzstädte beginnt gewöhnlich ein Kampf, wenn nicht die Vorzüge der Preussen bald anerkannt werden. Fast immer gewinnen die Preussen, und sind sie auch die kleinere Zahl, so dulden sie dennoch nicht ungestraft die Schmähungen ihrer Gegner. Daher bedient man sich obiger Redensart. So sind die Landleute im Hohensteinschen, Halberstädtischen, Magdeburgischen, Westfalen, allen Marken und Pommern. (Vgl. Pröhle, Jahn's Leben, 13.) 10 Ein Preusse von alter Art zieht aus den Pelz (s. d. 24) zu Himmelfahrt (s. d. 5), wenn man aber schreibt Johann, so zieht er ihn wieder an. (Ostpreuss.) (S. Mann 801.) Die polnischen Oberschlesier sagen: Do świętego Ducha, nie wdziéwaj kożucha, a po świętym Duchu, chodż w kożuchu. (Lompa, 10.) 11 Preuss' ist Preuss', ob schwarz oder weiss. So heftig, von verschiedenen Standpunkten die Preussen in besondern Fragen einander gegenüberstehen mögen, sobald es das engere oder weitere Vaterland in einer Lebensfrage gilt, dann sind sie einig für den grossen Zweck. Daher fügte das münchener Vaterland neulich seiner Mittheilung, dass vom 9.-12. Sept. in Breslau die Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands stattfinden werde, den obigen Spruch als Warnung bei, um zu sagen, dass auch den preussischen Katholiken in ultramontanen Dingen nicht zu trauen sei. (Vgl. Schles. Zeitung, 1878, Nr. 876.) 12 Preuss, scheiss, Pollack frisst alles. (Masuren.) – Frischbier2, 3008. 13 So schnell schiessen die Preussen nicht, sie laden zuvor. (Rottenburg.) 14 Su geschwind schiessen de Preissen net. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 473. Es ist mir nicht klar, was die verneinenden Redensarten (s. 13) in Bezug auf das Schiessen der Preussen sagen wollen. In Holland sagt man blos, dass die Preussen nicht so schiessen, was wahrscheinlich heissen soll: sie schiessen besser (s. Preussisch 4). Im Oberharz hebt man ihr langsameres Schiessen hervor; in ihrer Kriegführung aber kann die Redensart den Grund nicht haben. Darüber, wie die Preussen schiessen, werden wol in neuester Zeit die Franzosen die beste Auskunft geben können. Aber schon im Siebenjährigen Kriege hatte die meisterhafte Dressur gleichsam ein geistiges Zündnadelgewehr geschaffen, indem damals angenommen war, dass die preussische Infanterie dreimal schneller lade als jede andere. Und wer die Geschichte dieses Krieges kennt, wird auch wissen, dass sie nicht zu langsam

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/712
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [698]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/712>, abgerufen am 21.11.2024.