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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 4 Man kann de Pogge so lange treden, bett se queikt. - Dähnert, 356a.

5 Man kann en Pogge ok so lange drücken, dat he quakt. - Bueren, 848; Kern, 814; Hauskalender, II.

Der ärmste und friedliebendste Mensch lässt sich nur bis zu einem gewissen Grade mishandeln, dann reisst ihm die Geduld aus.

6 Man mag de Pogge immer drägn, se hüppt like wol in Pahl. - Eichwald, 1527.

7 Sett't me 'ne Pogge auk up'n golden'n Stohl, se sprinkt alldag wier in den Pol. - Osnabrück, 162, 1; Lyra, 6; für Holstein: Diermissen, 184; für Münster: Frommann, VI, 428, 95; für Mecklenburg: Raabe, 135.

8 Wei eine Pogge schlucken will, mot se nit lange amuilen. (S. Hucke 2, Kröte 13 und Uize.)

*9 Aengst di nich ver e Pogg, öss ok e Vagel ohne Zagel. - Frischbier2, 2964.

*10 Dat gift mehr Poggen as Negenogen. - Schütze, III, 224; Diermissen, 187; Richey, 189.

Wenig wirklichen Gewinn; auch: viel Bewerber, aber wenig geeignete.

*11 De Pogg kröggt oge. - Frischbier2, 2965.

Wenn ein Schweigender endlich spricht und ein Langweiliger munter wird.

*12 Die Poggen haben das Wasser ausgesoffen. (Dönhofstädt.)

Wenn in der Wassertonne das Wasser ausgegangen ist.

*13 Feif Poggen un en Hekt. - Richey, 189; Schütze, III, 224.

Wenn bei einer Sache wenig Vortheil zu erhaschen war, oder, wenn es zwar nicht an Leuten fehlt, aber an brauchbaren und tüchtigen; auch von einer Auction, wo mehr Schreier als Käufer sind.

*14 He geit (trett, strüvet sick) as en Pogge in Manschein. - Bueren, 563; Goldschmidt, 42; Richey, 89.

Von einem Menschen, der geckenhaft umherstolzirt.

*15 Hebben Poggen ok Haar? - Kern, 815.

Wenn man Dinge beansprucht oder sucht, wo sie voraussichtlich gar nicht zu finden sind.


Pogiften.

* Bis in die Pogiften. (Preussen.) - Frischbier2, 2966; Deutscher Sprachwart, 1869, S. 174.

Es geht bis in die Pogiften.


Pohl.

* Der hält Pohl. (Trier.)

Hält beim Pfahl aus, d. i. beim schwierigsten Geschäft, in jeder Gefahr, während andere z. B. Arbeiter, wenn die Sache zu schwer oder zu gefährlich wird, fortgehen oder nicht Pohl halten.


Pohl (Name).

* Ja, bei Pohle, hinterm Rosenberge. (Kamnitz.)

Zur Verspottung sich widersprechender Angaben; der Rosenberg liegt nämlich in einer ganz andern Richtung als die Besitzung des Bauern Pohl.


Pok.

1 De magerschste Pocken (Schweine) freten de besste Worteln. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 412.

*2 Dei Quark Pok1 hett en Snute2 as en Rattenfänger. (Hildesheim.) - Firmenich, I, 185, 18.

1) Kind.

2) Schnauze. Sinn: Der kleine Knirps weiss sich mit seinem Munde gut zu vertheidigen.

*3 Den het ock et Pok gewaschen. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 312.


Pökel.

*1 Einem aus dem Pökel helfen.

Aus der Verlegenheit, Noth u. s. w.

*2 Er liegt im Pökel. - Frischbier, 565; Hennig, 181.

Im Bett, aus Trägheit oder Krankheit.


Pökelfleisch.

* Sie hat Pökelfleisch mit Schnurrbärten feil.

In Niedersachsen, um eine öffentliche Dirne zu bezeichnen.


Pol.

1 De eine Pol drifft den annern. (Sauerland.)

2 Man findet eher den Pol als einen Freund. (Abyssinien.)


Polack.

1 E Pollack blöwt e Pollack on wenn hei bet Möddag liggt. - Frischbier2, 2973.

2 Ein Polack ohne Läuse, ein Feld ohne Mäuse, ein Krieger ohne Klinge sind drei seltene Dinge. (S. Liebe 572.)

[Spaltenumbruch] *3 Der Pulacke schläd'n (schlägt ihn) doch immer ei a Nacken. (Schles.) - Frommann, III, 416, 596.

Der frühere Stand und Beruf, die ehemalige Beschäftigung, Gewohnheit, Lebensweise, die schon lange aufgegeben ist, macht sich manchmal plötzlich noch geltend oder die Eigenheiten des jetzigen Berufs treten bei unpassender Gelegenheit hervor. Ebenso sagt man: Der Advocat, der Bauer (s. d.), der alte Diebsgesell, der Geistliche, der Krautjunker, Lateiner, der Schulmeister, der Student, der Zechbruder u. s. w. schlägt ihn ins Genick oder in den Nacken. Die Entstehung der Redensart wird in folgender Weise erzählt: In einer Gesellschaft von Zechbrüdern war ausgemacht, dass, wenn der Vorsitzende sein Glas hob, jeder rufen musste: "Der König trinkt!" oder eine Strafe zu zahlen hatte. Ein Pater war Mitglied der Gesellschaft, und da er öfter den Ruf unterlassen und sich dadurch Strafe zugezogen hatte, verabredete er mit einem gefälligen Nachbar, dass ihn dieser jedesmal, wenn zu rufen war: "Der König trinkt", in das Genick schlagen oder in den Nacken stossen musste. Das war oft geschehen, als sich einmal der Pater vom Zechgelag weg in die Kirche begab, um Messe zu lesen. Während der stillen Messe schlief er ein und um ihn, als es nöthig wurde, zu wecken, stiess ihn der Messner in den Nacken. Da erscholl durch die Kirche ein dröhnendes: "Der König trinkt." (Freies Volksblatt, Wien vom 25. Mai 1872.)

*4 Polack, wo is dein Ohr? - Tendlau, 134; Blass, 17.

Von Menschen, die bei allem Umschweife machen, sei es aus angeborener Verkehrtheit oder aus geschraubtem Wesen. Der polnische Jude galt nun als ein solcher Mensch, der, wenn man ihn fragt, wo sein Ohr sei, mit der rechten Hand über den Kopf auf das linke Ohr deute.


Pölchen.

1 Aet es ke Pöölche1 su klor, of (oder) ät mührt2 sich alt ens. (Düren.) - Firmenich, I, 484, 102.

1) Pfühlchen, Pfützchen. Von Pool (Pol) stehendes vom Land eingeschlossenes, kleines Wasser: hochdeutsch Pfuhl (Pfütze, Sumpf). (Vgl. Stürenburg, 181a.)

2) Trübt, verunreinigt.

2 Et es ke Päulche esu kleng, et mürt sich att ens. (Aachen.) - Firmenich, I, 492, 62.

3 Et es kei Pöhlchen esu klein, et muddelt1 sich ald ens. (Köln.) - Weyden, III, 11.

1) Trübt; das englische mould, welches dem kölnischen Mudd (Schlamm, Moder) entspricht.

*4 Da hät ald mänchem Pölche de Oge usgetrodden. (Bedburg.)


Pole.

1 Den Polen hintergeht der Deutsche, den Deutschen der Welsche, den Welschen der Spanier, den Spanier der Jude, den Juden aber blos der Teufel.

Sagen die Polen.

Poln.: Polaka Niemiec, Niemca Wloch, Wlocha Hiszpan, Hiszpana Zyd, a Zyda tylko djabel oszuka. (Wurzbach I, 272, 240.)

2 Der Pol' an Einem Tag oft mehr vertrinkt, als was ein Deutscher im Leben erringt.

Bezieht sich auf die masslose Schwelgerei und Verschwendung des polnischen Adels. (Wurzbach I, 299.)

3 Der Pol vnnd Böhm haben einander lieb; kompt darzu ein Vnger, so sinds drey rechte Dieb. - Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 112.

4 Der Pole ist ein Dieb, der Prüss ein Verräther seines Herrn, der Böhme ein Ketzer, der Swab ein Schwätzer. - Eiselein, 514; Simrock, 7960; Reinsberg V, 16.

Nach Eiselein (514) heisst es bei Bebel: Quum in Sarmatia essem, audivi esse proverbium inter Germanos qui ibidem morabantur: Polonus fur est, Prutenus proditor domini, Boemus haereticus et Suevus loquax.

5 Der Pole wird (nur) durch Schaden klug (wenn er es wird).

Nachdem der polnische König Mieczyslaw 1034 zu Krakau gestorben, übernahm seine Gemahlin Rixa die vormundschaftliche Regierung für ihren minderjährigen Sohn Kasimir. Ihre Regierung trieb bald alle Klassen des Volks zum Aufstande. Sie floh mit ihrem Sohne. Jetzt wurde in einer Reihe von Jahren das Land auf eine furchtbare Weise verwüstet, bis 1040 auf Veranlassung des Erzbischofs von Gnesen der junge König zurückberufen und dadurch die Ruhe wiederhergestellt wurde. Bei dieser Gelegenheit that der Erzbischof den obigen Ausspruch, der in ein Sprichwort überging. Die Kleinrussen sagen: Nach dem Schaden wird auch der Leche weise. Galizisch heisst es: Weise ist der Pole nach dem Schaden; haben sie das Pferd gestohlen, verschliesst er den Stall. Daher betet der Galizier: Lieber Gott, gib mir den Verstand im voraus, den der Pole (Ruthene) nachher hat.

Poln.: Madry Polak po szkodzie. (Wurzbach I, 9, 2.)

[Spaltenumbruch] 4 Man kann de Pogge so lange treden, bett se quîkt.Dähnert, 356a.

5 Man kann ên Pogge ôk so lange drücken, dat he quakt.Bueren, 848; Kern, 814; Hauskalender, II.

Der ärmste und friedliebendste Mensch lässt sich nur bis zu einem gewissen Grade mishandeln, dann reisst ihm die Geduld aus.

6 Man mag de Pogge immer drägn, se hüppt like wol in Pahl.Eichwald, 1527.

7 Sett't me 'ne Pogge auk up'n golden'n Stohl, se sprinkt alldag wier in den Pôl.Osnabrück, 162, 1; Lyra, 6; für Holstein: Diermissen, 184; für Münster: Frommann, VI, 428, 95; für Mecklenburg: Raabe, 135.

8 Wéi éine Pogge schlucken will, mot se nit lange amuilen. (S. Hucke 2, Kröte 13 und Uize.)

*9 Aengst di nich ver e Pogg, öss ok e Vagel ohne Zagel.Frischbier2, 2964.

*10 Dat gift mehr Poggen as Negenogen.Schütze, III, 224; Diermissen, 187; Richey, 189.

Wenig wirklichen Gewinn; auch: viel Bewerber, aber wenig geeignete.

*11 De Pogg kröggt oge.Frischbier2, 2965.

Wenn ein Schweigender endlich spricht und ein Langweiliger munter wird.

*12 Die Poggen haben das Wasser ausgesoffen. (Dönhofstädt.)

Wenn in der Wassertonne das Wasser ausgegangen ist.

*13 Fîf Poggen un ên Hekt.Richey, 189; Schütze, III, 224.

Wenn bei einer Sache wenig Vortheil zu erhaschen war, oder, wenn es zwar nicht an Leuten fehlt, aber an brauchbaren und tüchtigen; auch von einer Auction, wo mehr Schreier als Käufer sind.

*14 He geit (trett, strüvet sick) as ên Pogge in Mânschîn.Bueren, 563; Goldschmidt, 42; Richey, 89.

Von einem Menschen, der geckenhaft umherstolzirt.

*15 Hebben Poggen ôk Haar?Kern, 815.

Wenn man Dinge beansprucht oder sucht, wo sie voraussichtlich gar nicht zu finden sind.


Pogiften.

* Bis in die Pogiften. (Preussen.) – Frischbier2, 2966; Deutscher Sprachwart, 1869, S. 174.

Es geht bis in die Pogiften.


Pohl.

* Der hält Pohl. (Trier.)

Hält beim Pfahl aus, d. i. beim schwierigsten Geschäft, in jeder Gefahr, während andere z. B. Arbeiter, wenn die Sache zu schwer oder zu gefährlich wird, fortgehen oder nicht Pohl halten.


Pohl (Name).

* Ja, bei Pohle, hinterm Rosenberge. (Kamnitz.)

Zur Verspottung sich widersprechender Angaben; der Rosenberg liegt nämlich in einer ganz andern Richtung als die Besitzung des Bauern Pohl.


Pok.

1 De magerschste Pocken (Schweine) frêten de besste Worteln. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 412.

*2 Dei Quark Pôk1 hett en Snute2 as en Rattenfänger. (Hildesheim.) – Firmenich, I, 185, 18.

1) Kind.

2) Schnauze. Sinn: Der kleine Knirps weiss sich mit seinem Munde gut zu vertheidigen.

*3 Den het ock et Pok gewaschen. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 312.


Pökel.

*1 Einem aus dem Pökel helfen.

Aus der Verlegenheit, Noth u. s. w.

*2 Er liegt im Pökel.Frischbier, 565; Hennig, 181.

Im Bett, aus Trägheit oder Krankheit.


Pökelfleisch.

* Sie hat Pökelfleisch mit Schnurrbärten feil.

In Niedersachsen, um eine öffentliche Dirne zu bezeichnen.


Pol.

1 De eine Pôl drifft den annern. (Sauerland.)

2 Man findet eher den Pol als einen Freund. (Abyssinien.)


Polack.

1 E Pollack blöwt e Pollack on wenn hei bet Möddag liggt.Frischbier2, 2973.

2 Ein Polack ohne Läuse, ein Feld ohne Mäuse, ein Krieger ohne Klinge sind drei seltene Dinge. (S. Liebe 572.)

[Spaltenumbruch] *3 Der Pulacke schläd'n (schlägt ihn) doch immer ei a Nacken. (Schles.) – Frommann, III, 416, 596.

Der frühere Stand und Beruf, die ehemalige Beschäftigung, Gewohnheit, Lebensweise, die schon lange aufgegeben ist, macht sich manchmal plötzlich noch geltend oder die Eigenheiten des jetzigen Berufs treten bei unpassender Gelegenheit hervor. Ebenso sagt man: Der Advocat, der Bauer (s. d.), der alte Diebsgesell, der Geistliche, der Krautjunker, Lateiner, der Schulmeister, der Student, der Zechbruder u. s. w. schlägt ihn ins Genick oder in den Nacken. Die Entstehung der Redensart wird in folgender Weise erzählt: In einer Gesellschaft von Zechbrüdern war ausgemacht, dass, wenn der Vorsitzende sein Glas hob, jeder rufen musste: „Der König trinkt!“ oder eine Strafe zu zahlen hatte. Ein Pater war Mitglied der Gesellschaft, und da er öfter den Ruf unterlassen und sich dadurch Strafe zugezogen hatte, verabredete er mit einem gefälligen Nachbar, dass ihn dieser jedesmal, wenn zu rufen war: „Der König trinkt“, in das Genick schlagen oder in den Nacken stossen musste. Das war oft geschehen, als sich einmal der Pater vom Zechgelag weg in die Kirche begab, um Messe zu lesen. Während der stillen Messe schlief er ein und um ihn, als es nöthig wurde, zu wecken, stiess ihn der Messner in den Nacken. Da erscholl durch die Kirche ein dröhnendes: „Der König trinkt.“ (Freies Volksblatt, Wien vom 25. Mai 1872.)

*4 Polack, wo is dein Ohr?Tendlau, 134; Blass, 17.

Von Menschen, die bei allem Umschweife machen, sei es aus angeborener Verkehrtheit oder aus geschraubtem Wesen. Der polnische Jude galt nun als ein solcher Mensch, der, wenn man ihn fragt, wo sein Ohr sei, mit der rechten Hand über den Kopf auf das linke Ohr deute.


Pölchen.

1 Aet es kê Pöölche1 su klôr, of (oder) ät mührt2 sich alt ens. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 102.

1) Pfühlchen, Pfützchen. Von Pool (Pôl) stehendes vom Land eingeschlossenes, kleines Wasser: hochdeutsch Pfuhl (Pfütze, Sumpf). (Vgl. Stürenburg, 181a.)

2) Trübt, verunreinigt.

2 Et es ke Päulche esu kleng, et mürt sich att ens. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 62.

3 Et es kei Pöhlchen esu klein, et muddelt1 sich ald ens. (Köln.) – Weyden, III, 11.

1) Trübt; das englische mould, welches dem kölnischen Mudd (Schlamm, Moder) entspricht.

*4 Da hät ald mänchem Pölche de Oge usgetrodden. (Bedburg.)


Pole.

1 Den Polen hintergeht der Deutsche, den Deutschen der Welsche, den Welschen der Spanier, den Spanier der Jude, den Juden aber blos der Teufel.

Sagen die Polen.

Poln.: Polaka Niemiec, Niemca Włoch, Włocha Hiszpan, Hiszpana Žyd, a Źyda tylko djabeł oszuka. (Wurzbach I, 272, 240.)

2 Der Pol' an Einem Tag oft mehr vertrinkt, als was ein Deutscher im Leben erringt.

Bezieht sich auf die masslose Schwelgerei und Verschwendung des polnischen Adels. (Wurzbach I, 299.)

3 Der Pol vnnd Böhm haben einander lieb; kompt darzu ein Vnger, so sinds drey rechte Dieb.Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 112.

4 Der Pole ist ein Dieb, der Prüss ein Verräther seines Herrn, der Böhme ein Ketzer, der Swab ein Schwätzer.Eiselein, 514; Simrock, 7960; Reinsberg V, 16.

Nach Eiselein (514) heisst es bei Bebel: Quum in Sarmatia essem, audivi esse proverbium inter Germanos qui ibidem morabantur: Polonus fur est, Prutenus proditor domini, Boëmus haereticus et Suevus loquax.

5 Der Pole wird (nur) durch Schaden klug (wenn er es wird).

Nachdem der polnische König Mieczyslaw 1034 zu Krakau gestorben, übernahm seine Gemahlin Rixa die vormundschaftliche Regierung für ihren minderjährigen Sohn Kasimir. Ihre Regierung trieb bald alle Klassen des Volks zum Aufstande. Sie floh mit ihrem Sohne. Jetzt wurde in einer Reihe von Jahren das Land auf eine furchtbare Weise verwüstet, bis 1040 auf Veranlassung des Erzbischofs von Gnesen der junge König zurückberufen und dadurch die Ruhe wiederhergestellt wurde. Bei dieser Gelegenheit that der Erzbischof den obigen Ausspruch, der in ein Sprichwort überging. Die Kleinrussen sagen: Nach dem Schaden wird auch der Leche weise. Galizisch heisst es: Weise ist der Pole nach dem Schaden; haben sie das Pferd gestohlen, verschliesst er den Stall. Daher betet der Galizier: Lieber Gott, gib mir den Verstand im voraus, den der Pole (Ruthene) nachher hat.

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*3 Der Pulacke schläd'n (schlägt ihn) doch immer ei a Nacken.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 416, 596.</hi></p><lb/>
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[[684]/0698] 4 Man kann de Pogge so lange treden, bett se quîkt. – Dähnert, 356a. 5 Man kann ên Pogge ôk so lange drücken, dat he quakt. – Bueren, 848; Kern, 814; Hauskalender, II. Der ärmste und friedliebendste Mensch lässt sich nur bis zu einem gewissen Grade mishandeln, dann reisst ihm die Geduld aus. 6 Man mag de Pogge immer drägn, se hüppt like wol in Pahl. – Eichwald, 1527. 7 Sett't me 'ne Pogge auk up'n golden'n Stohl, se sprinkt alldag wier in den Pôl. – Osnabrück, 162, 1; Lyra, 6; für Holstein: Diermissen, 184; für Münster: Frommann, VI, 428, 95; für Mecklenburg: Raabe, 135. 8 Wéi éine Pogge schlucken will, mot se nit lange amuilen. (S. Hucke 2, Kröte 13 und Uize.) *9 Aengst di nich ver e Pogg, öss ok e Vagel ohne Zagel. – Frischbier2, 2964. *10 Dat gift mehr Poggen as Negenogen. – Schütze, III, 224; Diermissen, 187; Richey, 189. Wenig wirklichen Gewinn; auch: viel Bewerber, aber wenig geeignete. *11 De Pogg kröggt oge. – Frischbier2, 2965. Wenn ein Schweigender endlich spricht und ein Langweiliger munter wird. *12 Die Poggen haben das Wasser ausgesoffen. (Dönhofstädt.) Wenn in der Wassertonne das Wasser ausgegangen ist. *13 Fîf Poggen un ên Hekt. – Richey, 189; Schütze, III, 224. Wenn bei einer Sache wenig Vortheil zu erhaschen war, oder, wenn es zwar nicht an Leuten fehlt, aber an brauchbaren und tüchtigen; auch von einer Auction, wo mehr Schreier als Käufer sind. *14 He geit (trett, strüvet sick) as ên Pogge in Mânschîn. – Bueren, 563; Goldschmidt, 42; Richey, 89. Von einem Menschen, der geckenhaft umherstolzirt. *15 Hebben Poggen ôk Haar? – Kern, 815. Wenn man Dinge beansprucht oder sucht, wo sie voraussichtlich gar nicht zu finden sind. Pogiften. * Bis in die Pogiften. (Preussen.) – Frischbier2, 2966; Deutscher Sprachwart, 1869, S. 174. Es geht bis in die Pogiften. Pohl. * Der hält Pohl. (Trier.) Hält beim Pfahl aus, d. i. beim schwierigsten Geschäft, in jeder Gefahr, während andere z. B. Arbeiter, wenn die Sache zu schwer oder zu gefährlich wird, fortgehen oder nicht Pohl halten. Pohl (Name). * Ja, bei Pohle, hinterm Rosenberge. (Kamnitz.) Zur Verspottung sich widersprechender Angaben; der Rosenberg liegt nämlich in einer ganz andern Richtung als die Besitzung des Bauern Pohl. Pok. 1 De magerschste Pocken (Schweine) frêten de besste Worteln. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 412. *2 Dei Quark Pôk1 hett en Snute2 as en Rattenfänger. (Hildesheim.) – Firmenich, I, 185, 18. 1) Kind. 2) Schnauze. Sinn: Der kleine Knirps weiss sich mit seinem Munde gut zu vertheidigen. *3 Den het ock et Pok gewaschen. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 312. Pökel. *1 Einem aus dem Pökel helfen. Aus der Verlegenheit, Noth u. s. w. *2 Er liegt im Pökel. – Frischbier, 565; Hennig, 181. Im Bett, aus Trägheit oder Krankheit. Pökelfleisch. * Sie hat Pökelfleisch mit Schnurrbärten feil. In Niedersachsen, um eine öffentliche Dirne zu bezeichnen. Pol. 1 De eine Pôl drifft den annern. (Sauerland.) 2 Man findet eher den Pol als einen Freund. (Abyssinien.) Polack. 1 E Pollack blöwt e Pollack on wenn hei bet Möddag liggt. – Frischbier2, 2973. 2 Ein Polack ohne Läuse, ein Feld ohne Mäuse, ein Krieger ohne Klinge sind drei seltene Dinge. (S. Liebe 572.) *3 Der Pulacke schläd'n (schlägt ihn) doch immer ei a Nacken. (Schles.) – Frommann, III, 416, 596. Der frühere Stand und Beruf, die ehemalige Beschäftigung, Gewohnheit, Lebensweise, die schon lange aufgegeben ist, macht sich manchmal plötzlich noch geltend oder die Eigenheiten des jetzigen Berufs treten bei unpassender Gelegenheit hervor. Ebenso sagt man: Der Advocat, der Bauer (s. d.), der alte Diebsgesell, der Geistliche, der Krautjunker, Lateiner, der Schulmeister, der Student, der Zechbruder u. s. w. schlägt ihn ins Genick oder in den Nacken. Die Entstehung der Redensart wird in folgender Weise erzählt: In einer Gesellschaft von Zechbrüdern war ausgemacht, dass, wenn der Vorsitzende sein Glas hob, jeder rufen musste: „Der König trinkt!“ oder eine Strafe zu zahlen hatte. Ein Pater war Mitglied der Gesellschaft, und da er öfter den Ruf unterlassen und sich dadurch Strafe zugezogen hatte, verabredete er mit einem gefälligen Nachbar, dass ihn dieser jedesmal, wenn zu rufen war: „Der König trinkt“, in das Genick schlagen oder in den Nacken stossen musste. Das war oft geschehen, als sich einmal der Pater vom Zechgelag weg in die Kirche begab, um Messe zu lesen. Während der stillen Messe schlief er ein und um ihn, als es nöthig wurde, zu wecken, stiess ihn der Messner in den Nacken. Da erscholl durch die Kirche ein dröhnendes: „Der König trinkt.“ (Freies Volksblatt, Wien vom 25. Mai 1872.) *4 Polack, wo is dein Ohr? – Tendlau, 134; Blass, 17. Von Menschen, die bei allem Umschweife machen, sei es aus angeborener Verkehrtheit oder aus geschraubtem Wesen. Der polnische Jude galt nun als ein solcher Mensch, der, wenn man ihn fragt, wo sein Ohr sei, mit der rechten Hand über den Kopf auf das linke Ohr deute. Pölchen. 1 Aet es kê Pöölche1 su klôr, of (oder) ät mührt2 sich alt ens. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 102. 1) Pfühlchen, Pfützchen. Von Pool (Pôl) stehendes vom Land eingeschlossenes, kleines Wasser: hochdeutsch Pfuhl (Pfütze, Sumpf). (Vgl. Stürenburg, 181a.) 2) Trübt, verunreinigt. 2 Et es ke Päulche esu kleng, et mürt sich att ens. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 62. 3 Et es kei Pöhlchen esu klein, et muddelt1 sich ald ens. (Köln.) – Weyden, III, 11. 1) Trübt; das englische mould, welches dem kölnischen Mudd (Schlamm, Moder) entspricht. *4 Da hät ald mänchem Pölche de Oge usgetrodden. (Bedburg.) Pole. 1 Den Polen hintergeht der Deutsche, den Deutschen der Welsche, den Welschen der Spanier, den Spanier der Jude, den Juden aber blos der Teufel. Sagen die Polen. Poln.: Polaka Niemiec, Niemca Włoch, Włocha Hiszpan, Hiszpana Žyd, a Źyda tylko djabeł oszuka. (Wurzbach I, 272, 240.) 2 Der Pol' an Einem Tag oft mehr vertrinkt, als was ein Deutscher im Leben erringt. Bezieht sich auf die masslose Schwelgerei und Verschwendung des polnischen Adels. (Wurzbach I, 299.) 3 Der Pol vnnd Böhm haben einander lieb; kompt darzu ein Vnger, so sinds drey rechte Dieb. – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 112. 4 Der Pole ist ein Dieb, der Prüss ein Verräther seines Herrn, der Böhme ein Ketzer, der Swab ein Schwätzer. – Eiselein, 514; Simrock, 7960; Reinsberg V, 16. Nach Eiselein (514) heisst es bei Bebel: Quum in Sarmatia essem, audivi esse proverbium inter Germanos qui ibidem morabantur: Polonus fur est, Prutenus proditor domini, Boëmus haereticus et Suevus loquax. 5 Der Pole wird (nur) durch Schaden klug (wenn er es wird). Nachdem der polnische König Mieczyslaw 1034 zu Krakau gestorben, übernahm seine Gemahlin Rixa die vormundschaftliche Regierung für ihren minderjährigen Sohn Kasimir. Ihre Regierung trieb bald alle Klassen des Volks zum Aufstande. Sie floh mit ihrem Sohne. Jetzt wurde in einer Reihe von Jahren das Land auf eine furchtbare Weise verwüstet, bis 1040 auf Veranlassung des Erzbischofs von Gnesen der junge König zurückberufen und dadurch die Ruhe wiederhergestellt wurde. Bei dieser Gelegenheit that der Erzbischof den obigen Ausspruch, der in ein Sprichwort überging. Die Kleinrussen sagen: Nach dem Schaden wird auch der Leche weise. Galizisch heisst es: Weise ist der Pole nach dem Schaden; haben sie das Pferd gestohlen, verschliesst er den Stall. Daher betet der Galizier: Lieber Gott, gib mir den Verstand im voraus, den der Pole (Ruthene) nachher hat. Poln.: Mądry Polak po szkodzie. (Wurzbach I, 9, 2.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [684]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/698>, abgerufen am 03.12.2024.