Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
Pfründe. 1 Dass zwei Pfründen haben, recht sei, verstehen blos die nicht, welche nur eine haben. - Simrock, 7916. 2 Die fettesten Pfründen erben gern auf den Sohn. Wenn nicht auf den physischen, doch auf den geistigen oder gesinnungsverwandten. Die Russen: Die besten Klosterstellen vererben sich von Vater auf Sohn. Die Bulgaren: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit. (Altmann V, 80.) 3 Die Pfründe deckt die Sünde. Die sogenannten frommen Werke sind der bequemste Mantel der schlechten. Die fettesten Hecknester der religiösen Heuchelei sind in den Ländern, welche am schlechtesten regiert sind. (Volkszeitung, 1860, 100.) 4 Eine gute Pfründ aufzukünden, ist schwerer als zu überkommen. - Zinkgref, I, 191. 5 Es hat mancher zwei Pfründen, der nicht zu einer taugt. "Mancher viel Pfründen besitzen thut, der nicht wer zu einem Pfründlein gut." (Brandt, Nsch., 30, in Kloster, I, 386.) 6 Nimmer Pfründ, nimmermehr Köchin. - Gruter, III, 73; Lehmann, II, 434, 70; Lange, 168; Simrock, 7915. Suringar (LXXVI, 13) hat die Lesart: Nimmer Pfrund, nimmer Köchlein. 7 Viel Pfründen geben feisten Rauch ins Haus. - Eiselein, 511. 8 Viel Pfründen, viel Sünden. "Auss so uiel Pfründen entspringen viel vnnd mancherliy laster." (Geiler, Nsch., 30, in Kloster, I, 388.) 9 Wer blos eine Pfründe hat, kann nicht begreifen, dass es recht sei, deren zwei zu haben. - Eiselein, 511. 10 Wer die Pfründe hat, muss die Last haben. 11 Wer zu viel Pfründen haben will, erhält die letzte in der Hölle. " ... Wer zu viel Pfründen haben wöll, der letsten wart er in der Hell, da wirt er finden ein Presentz, die mehr thut, denn die sechst Absentz." (Brandt, Nsch., 30, in Kloster, I, 386.) *12 Das ist ein pfründ, es solt einer darnach in die hell rennen. - Franck, II, 97a; Eiselein, 511. Lat.: Dignum propter quod vadimonium deseratur. (Eiselein, 511.) *13 Einem eine Pfründe geben, wenn er nicht mehr essen mag. - Eiselein, 511; Simrock, 7917. Lat.: Exacta via viaticum quaerere. (Sutor, 892; Seybold, 160.) Pfründenbrot. Pfründenbrot ist Bettelbrot. - Simrock, 7916a. Aber es muss, wie alles Bettelbrot sehr gut schmecken und auch ausserordentlich nahrhaft sein, was die Wohlbeleibtheit derer beweist, die es essen. Pfuat. Pfuat, sprach der Teufel zu einem Misthaufen, als er auch einmal einen Menschen machen wollte, und ein Mönch daraus geworden war. - Klosterspiegel, 38, 5. Pfucherli. * Er ist en Pfucherli. - Sutermeister, 58. Um die Grösse eines Menschen zu charakterisiren hat man in der Schweiz eine Anzahl sprichwörtlicher Ausdrücke, die a. a. O. zusammengestellt sind. Man sagt: Er ist en Buchter, en Buder, e chäshöche Burst, er ist in Bode-n ine. Er chönnt au gnoth über en Chäs iehe luege. Er hat's Chölbligwicht no nid. Er ist en Granggel, en Grüggel, en Gröppel, en Knüder. Er ist en Hobizger, en Höck. Sie ist e Nifeli, Häpeli. Pfüdi. * Er ist en wüeste Pfüdi. - Sutermeister, 100. S. Leuteangumper Sp. 109. Pfuhl. 1 Aus dem Pfuhl kommt mancher in die Pfütze. - Altmann VI, 408. 2 Aus einem Pfuhl kann man kein reines Wasser schöpfen. Böhm.: Nenavazis z blata ciste vody. (Celakovsky, 66.) 3 Groet Pöla dröjen oek uet. (Röpersdorf bei Prenzlau.) - Engelien, 215, 9. Grosse Pfühle trocknen auch aus. 4 Wer sich in den Pfuhl legt, der hat bald Schweine zu Nachbarn. Dän.: Hvo sig blander med saader, ham aede sviin. (Bohn I, 379.) [Spaltenumbruch] Pfühl. 1 Die liegen (schlafen) auf Einem Pfühl, wissen (glauben, haben) gleichviel. Holl.: Die slapen op een peaul, die weten even veul. (Harrebomee, II, 177b.) *2 Vom Pfühl zum Bett kommen. - Körte, 4803; Braun, I, 3314. Pfühlchen (kleine Pfütze). Et es gen Päulche esu kleng (klein), et mürt (trübt) sich all ens. (Aachen.) - Firmenich, I, 432, 62. In Bedburg: Et es ke Pöhlchen esu klor, udder et mud sich ens. Pfui. 1 Pfui, sagt der Teufel, wenn er Mönche (Pfaffen) schafft. - Eiselein, 512. *2 Er hat ein Pfui für das Hui gefunden. - Parömiakon, 908. *3 Pfui Meppe. Ein in der Niederlausitz gewöhnlicher Ausruf, wenn jemand in stinkenden Schmuz greift. Also Ausdruck des Ekels, Abscheus. *4 Pfuy, de Leuthe speen dergegen. - Robinson, 94; Gomolcke, 859. Pfund. 1 Drei Pfund gewinnt man mit drei Eiden (s. 3.). - Graf, 468, 548. Altfries.: Thrya pond winth hi mith thran ethim. (Richthofen, 443, 4.) 2 Ein Pfund Federn wiegt so viel als ein Pfund Blei. 3 Ein Pfund soll einer entreden, zwei zwei. (S. Schilling.) - Graf, 468, 581. Sehr oft bedurfte es im altdeutschen Rechtsverfahren, um seine Unschuld zu beweisen, mehrerer Eide. Im peinlichen Recht wurde ihre Zahl manchmal nach dem für den gegebenen Fall geltenden Bussansatze bestimmt, worauf sich mit mehrern andern Sprichwörtern auch das obige bezieht. Für je einen Schilling (Busse) einen Eid, sodass bei 73 Schillingen ebenso viel Eide erfordert waren. (Vgl. Richthofen, 363, 5 u. 6; Grimm, Weisth., 460, 468.) Je geringere Bussen dazu gehörten, desto geringere Eide waren dafür zu thun. Dabei konnten sich Brucheide ergeben, die von geringer geborenen Männern geschworen wurden. Denn auch der Stand des Schwörenden wirkte dabei entscheidend; der Ritter entging selbdritt, der Bürger selbfünft und der Bauer selbsiebent. Bürger und Bauern schworen mit ganzer Hand, der Adeliche mit zwei Fingern und der König gar nicht. (Vgl. Graf, 472.) Isl.: Ein skal eyris skiling synia, en tueir tueggia. (Jarnsida, 136.) 4 Ein Pfund soll so viel thun als das andere. (S. Pfennig 82.) - Graf, 511, 191. Ein Grundsatz der Besteuerung. Jeder sollte zu den gemeinen Lasten nach Massgabe seines Vermögens beitragen und die Steuer sollte eine dingliche Grundlage haben. "Das eyn guldin odir ein Pfunt als viel dun solle als der andre." (Bodemeyer, 784.) 5 Ein vergrabenes Pfund trägt keine Zinsen. 6 Einmal hundert Pfund, ein andermal ein'n Kohlstrunk. (Russ. Ostseeprovinzen.) 7 Jeder muss sich mit seinem Pfunde begnügen. 8 Man muss sein Pfund nicht vergraben. Man muss mit seinen Gaben der Welt dienen. Frz.: Il ne faut pas mettre le chandellier sous le boisseau. - Il ne faut point enfouir le talent. (Kritzinger, 667b.) 9 Wer mit dem Pfunde wagt, bedarf des Centners nicht. - Simrock, 7918; Körte, 4805. *10 Er ist jetzt um einige Pfund leichter. Von jemand, der von irgendeinem Kummer, einer Sorge u. s. w. befreit worden ist. Holl.: Hij is eenige ponden ligter. (Harrebomee, II, 192a.) *11 Er ist weder Pfund no halbs, weder Hund no Leutsch. - Sutermeister, 92. Er ist weder ein Pfund noch ein halbes. *12 Sein Pfund wohl anlegen. Frz.: Faire valoir son talent. (Kritzinger, 667b.) Pfuscher. 1 D' Pfuscher esse 's Brod und d' Mödeler lyde Noth. (Solothurn.) - Schild, 57, 20. Um zu sagen, dass Pfuscher mehr als sorgfältige, aber langsame Arbeiter verdienen. 2 Der Pfuscher hed Brod und der Meister hed Noth. (Luzern.) 3 Pfuscher sind früh Meister oder nie. 4 Pfuscher sind Huscher.
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Pfründe. 1 Dass zwei Pfründen haben, recht sei, verstehen blos die nicht, welche nur eine haben. – Simrock, 7916. 2 Die fettesten Pfründen erben gern auf den Sohn. Wenn nicht auf den physischen, doch auf den geistigen oder gesinnungsverwandten. Die Russen: Die besten Klosterstellen vererben sich von Vater auf Sohn. Die Bulgaren: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit. (Altmann V, 80.) 3 Die Pfründe deckt die Sünde. Die sogenannten frommen Werke sind der bequemste Mantel der schlechten. Die fettesten Hecknester der religiösen Heuchelei sind in den Ländern, welche am schlechtesten regiert sind. (Volkszeitung, 1860, 100.) 4 Eine gute Pfründ aufzukünden, ist schwerer als zu überkommen. – Zinkgref, I, 191. 5 Es hat mancher zwei Pfründen, der nicht zu einer taugt. „Mancher viel Pfründen besitzen thut, der nicht wer zu einem Pfründlein gut.“ (Brandt, Nsch., 30, in Kloster, I, 386.) 6 Nimmer Pfründ, nimmermehr Köchin. – Gruter, III, 73; Lehmann, II, 434, 70; Lange, 168; Simrock, 7915. Suringar (LXXVI, 13) hat die Lesart: Nimmer Pfrund, nimmer Köchlein. 7 Viel Pfründen geben feisten Rauch ins Haus. – Eiselein, 511. 8 Viel Pfründen, viel Sünden. „Auss so uiel Pfründen entspringen viel vnnd mancherliy laster.“ (Geiler, Nsch., 30, in Kloster, I, 388.) 9 Wer blos eine Pfründe hat, kann nicht begreifen, dass es recht sei, deren zwei zu haben. – Eiselein, 511. 10 Wer die Pfründe hat, muss die Last haben. 11 Wer zu viel Pfründen haben will, erhält die letzte in der Hölle. „ ... 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Pfründe.
1 Dass zwei Pfründen haben, recht sei, verstehen blos die nicht, welche nur eine haben. – Simrock, 7916.
2 Die fettesten Pfründen erben gern auf den Sohn.
Wenn nicht auf den physischen, doch auf den geistigen oder gesinnungsverwandten. Die Russen: Die besten Klosterstellen vererben sich von Vater auf Sohn. Die Bulgaren: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit. (Altmann V, 80.)
3 Die Pfründe deckt die Sünde.
Die sogenannten frommen Werke sind der bequemste Mantel der schlechten. Die fettesten Hecknester der religiösen Heuchelei sind in den Ländern, welche am schlechtesten regiert sind. (Volkszeitung, 1860, 100.)
4 Eine gute Pfründ aufzukünden, ist schwerer als zu überkommen. – Zinkgref, I, 191.
5 Es hat mancher zwei Pfründen, der nicht zu einer taugt.
„Mancher viel Pfründen besitzen thut, der nicht wer zu einem Pfründlein gut.“ (Brandt, Nsch., 30, in Kloster, I, 386.)
6 Nimmer Pfründ, nimmermehr Köchin. – Gruter, III, 73; Lehmann, II, 434, 70; Lange, 168; Simrock, 7915.
Suringar (LXXVI, 13) hat die Lesart: Nimmer Pfrund, nimmer Köchlein.
7 Viel Pfründen geben feisten Rauch ins Haus. – Eiselein, 511.
8 Viel Pfründen, viel Sünden.
„Auss so uiel Pfründen entspringen viel vnnd mancherliy laster.“ (Geiler, Nsch., 30, in Kloster, I, 388.)
9 Wer blos eine Pfründe hat, kann nicht begreifen, dass es recht sei, deren zwei zu haben. – Eiselein, 511.
10 Wer die Pfründe hat, muss die Last haben.
11 Wer zu viel Pfründen haben will, erhält die letzte in der Hölle.
„ ... Wer zu viel Pfründen haben wöll, der letsten wart er in der Hell, da wirt er finden ein Presentz, die mehr thut, denn die sechst Absentz.“ (Brandt, Nsch., 30, in Kloster, I, 386.)
*12 Das ist ein pfründ, es solt einer darnach in die hell rennen. – Franck, II, 97a; Eiselein, 511.
Lat.: Dignum propter quod vadimonium deseratur. (Eiselein, 511.)
*13 Einem eine Pfründe geben, wenn er nicht mehr essen mag. – Eiselein, 511; Simrock, 7917.
Lat.: Exacta via viaticum quaerere. (Sutor, 892; Seybold, 160.)
Pfründenbrot.
Pfründenbrot ist Bettelbrot. – Simrock, 7916a.
Aber es muss, wie alles Bettelbrot sehr gut schmecken und auch ausserordentlich nahrhaft sein, was die Wohlbeleibtheit derer beweist, die es essen.
Pfuat.
Pfuat, sprach der Teufel zu einem Misthaufen, als er auch einmal einen Menschen machen wollte, und ein Mönch daraus geworden war. – Klosterspiegel, 38, 5.
Pfucherli.
* Er ist en Pfucherli. – Sutermeister, 58.
Um die Grösse eines Menschen zu charakterisiren hat man in der Schweiz eine Anzahl sprichwörtlicher Ausdrücke, die a. a. O. zusammengestellt sind. Man sagt: Er ist en Buchter, en Buder, e chäshöche Burst, er ist in Bode-n ine. Er chönnt au gnoth über en Chäs iehe luege. Er hat's Chölbligwicht no nid. Er ist en Granggel, en Grüggel, en Gröppel, en Knüder. Er ist en Hobizger, en Höck. Sie ist e Nifeli, Häpeli.
Pfüdi.
* Er ist en wüeste Pfüdi. – Sutermeister, 100.
S. Leuteangumper Sp. 109.
Pfuhl.
1 Aus dem Pfuhl kommt mancher in die Pfütze. – Altmann VI, 408.
2 Aus einem Pfuhl kann man kein reines Wasser schöpfen.
Böhm.: Nenavážíš z bláta čisté vody. (Čelakovský, 66.)
3 Groet Pöla dröjen oek uet. (Röpersdorf bei Prenzlau.) – Engelien, 215, 9.
Grosse Pfühle trocknen auch aus.
4 Wer sich in den Pfuhl legt, der hat bald Schweine zu Nachbarn.
Dän.: Hvo sig blander med saader, ham æde sviin. (Bohn I, 379.)
Pfühl.
1 Die liegen (schlafen) auf Einem Pfühl, wissen (glauben, haben) gleichviel.
Holl.: Die slapen op één peûl, die weten even veul. (Harrebomée, II, 177b.)
*2 Vom Pfühl zum Bett kommen. – Körte, 4803; Braun, I, 3314.
Pfühlchen (kleine Pfütze).
Et es gên Päulche esu kleng (klein), et mürt (trübt) sich all ens. (Aachen.) – Firmenich, I, 432, 62.
In Bedburg: Et es ke Pöhlchen esu klor, udder et mud sich ens.
Pfui.
1 Pfui, sagt der Teufel, wenn er Mönche (Pfaffen) schafft. – Eiselein, 512.
*2 Er hat ein Pfui für das Hui gefunden. – Parömiakon, 908.
*3 Pfui Meppe.
Ein in der Niederlausitz gewöhnlicher Ausruf, wenn jemand in stinkenden Schmuz greift. Also Ausdruck des Ekels, Abscheus.
*4 Pfuy, de Leuthe speen dergegen. – Robinson, 94; Gomolcke, 859.
Pfund.
1 Drei Pfund gewinnt man mit drei Eiden (s. 3.). – Graf, 468, 548.
Altfries.: Thrya pond winth hi mith thran ethim. (Richthofen, 443, 4.)
2 Ein Pfund Federn wiegt so viel als ein Pfund Blei.
3 Ein Pfund soll einer entreden, zwei zwei. (S. Schilling.) – Graf, 468, 581.
Sehr oft bedurfte es im altdeutschen Rechtsverfahren, um seine Unschuld zu beweisen, mehrerer Eide. Im peinlichen Recht wurde ihre Zahl manchmal nach dem für den gegebenen Fall geltenden Bussansatze bestimmt, worauf sich mit mehrern andern Sprichwörtern auch das obige bezieht. Für je einen Schilling (Busse) einen Eid, sodass bei 73 Schillingen ebenso viel Eide erfordert waren. (Vgl. Richthofen, 363, 5 u. 6; Grimm, Weisth., 460, 468.) Je geringere Bussen dazu gehörten, desto geringere Eide waren dafür zu thun. Dabei konnten sich Brucheide ergeben, die von geringer geborenen Männern geschworen wurden. Denn auch der Stand des Schwörenden wirkte dabei entscheidend; der Ritter entging selbdritt, der Bürger selbfünft und der Bauer selbsiebent. Bürger und Bauern schworen mit ganzer Hand, der Adeliche mit zwei Fingern und der König gar nicht. (Vgl. Graf, 472.)
Isl.: Ein skal eyris skiling synia, en tueir tueggia. (Jarnsida, 136.)
4 Ein Pfund soll so viel thun als das andere. (S. Pfennig 82.) – Graf, 511, 191.
Ein Grundsatz der Besteuerung. Jeder sollte zu den gemeinen Lasten nach Massgabe seines Vermögens beitragen und die Steuer sollte eine dingliche Grundlage haben. „Das eyn guldin odir ein Pfunt als viel dun solle als der andre.“ (Bodemeyer, 784.)
5 Ein vergrabenes Pfund trägt keine Zinsen.
6 Einmal hundert Pfund, ein andermal ein'n Kohlstrunk. (Russ. Ostseeprovinzen.)
7 Jeder muss sich mit seinem Pfunde begnügen.
8 Man muss sein Pfund nicht vergraben.
Man muss mit seinen Gaben der Welt dienen.
Frz.: Il ne faut pas mettre le chandellier sous le boisseau. – Il ne faut point enfouir le talent. (Kritzinger, 667b.)
9 Wer mit dem Pfunde wagt, bedarf des Centners nicht. – Simrock, 7918; Körte, 4805.
*10 Er ist jetzt um einige Pfund leichter.
Von jemand, der von irgendeinem Kummer, einer Sorge u. s. w. befreit worden ist.
Holl.: Hij is eenige ponden ligter. (Harrebomée, II, 192a.)
*11 Er ist weder Pfund no halbs, weder Hund no Leutsch. – Sutermeister, 92.
Er ist weder ein Pfund noch ein halbes.
*12 Sein Pfund wohl anlegen.
Frz.: Faire valoir son talent. (Kritzinger, 667b.)
Pfuscher.
1 D' Pfuscher esse 's Brod und d' Mödeler lyde Noth. (Solothurn.) – Schild, 57, 20.
Um zu sagen, dass Pfuscher mehr als sorgfältige, aber langsame Arbeiter verdienen.
2 Der Pfuscher hed Brod und der Meister hed Noth. (Luzern.)
3 Pfuscher sind früh Meister oder nie.
4 Pfuscher sind Huscher.
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