Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 8 Wenn't up'n ersten Asterdag un stillen Freidag rägent, sau gift et (bet Johannis) 'ne schran Teid. - Schambach, II, 684. Bis Johannis soll es dann eine trockene Zeit geben. 9 Wenn't up'n ersten Asterdag un (oder) stillen Freidag rägent, sau helpet de Rägen nich. - Schambach, II, 684. Es bleibt trockene Zeit. (S. Christus 62.) 10 Wird's am Ostertag wenig regnen, so wird dir dürre Fütterung (Luft) begegnen. - Chaos, 1001; Orakel, 1031. Ostertäglich. * S isch mer gar nitt ostertäjli. (Strasburg.) D. h. ist mir gar nicht wohl zu Muth. (Vgl. Sassing, Die deutsche Sprache im Elsass, im Daheim, Leipzig 1871, Nr. 8, S. 128.) Osterwasser. Osterwasser macht alte Weiber nicht jung. Es wird dem Osterwasser, um Mitternacht geholt, eine ausserordentliche Kraft zugeschrieben, ohne dass man je eine wunderbare Wirkung davon verspürt hat. Im Harz schöpft man es aus Bächen gegen die Strömung und sagt dabei das Sprüchlein: "Hier schöpf' ich Christi Blut, das ist für siebensiebzigerlei Fieber gut." (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig 20. April 1867.) Osterzeit. Zur Osterzeit ist gut Priester sein. Dän.: Det er godt at vaere praest om Paaske, barn om faste, bonde om Juul, föl om hösten. (Bohn I, 360.) Ostfriesland. 1 In Ostfresland äten se Brüggen, lopen up Mülen un hebben Schapen in de Taske. - Stürenburg, 25a. In einer Handschrift von Cadovius Müller aus dem Jahre 1691 lautet das Sprichwort: "In Freeslauhn itet man Brugge, gungt up Mühlen uhn hailt di Schaipen in die Seck." Der Volkswitz bedient sich zweier Wortspiele: Brüggen sind a) Brücken und b) Butterstollen; das Wort Mühlen bezeichnet a) Mühlen und b) Pantoffeln; Schope a) Schafe, b) Münzen zu 2 Stüber = 1 Sgr. 11/3 Pf. 2 In Ostfresland is 't 'n gode Mode, de net eten will, de höft (braucht) net. - Kern, 72. 3 Ostfresland is 'n röttrige Appel, de Rand is dat Beste dran. - Kern, 70. Der Rand, die Küste besteht aus fettem Klei- oder Marschboden, das Innere desselben wird aus Moor, Sand und Heide gebildet. 4 Ostfriesland is as 'n Pannköke, de Rand is 't best. (Ostfries.) - Bueren, 964; Hauskalender, III. 5 Ostfresland is gen Land van Gewalt1, 't is 'n Land van Recht2. - Bueren, 1114; Kern, 73. 1) Grosser Macht. 2) Rechtsbewusstsein. Oestges. Der Oestjes brummt. So sagte man in Köln oft, statt der Kaspar (s. d.) brummt, wenn die Domglocke das Zeichen zum Aufbruch aus den Gasthäusern gab, weil ein Adjunct dieses Namens den mit der französischen Invasion aufgehobenen Gebrauch der Abendglocke wieder eingeführt hatte. Ostindien. Wer aus Ostindien kommt, sieht auf keinen Affen. Man nahm an, dass der aus Ostindien Zurückkehrende nicht mit leerer Hand kam, also auch gegenandere wieder mild war. (Sprenger van Eijk, I, 107.) Ostissken. *1 Er ist aus Ostissken, wo sie die lange Kobbel haben. - Frischbier2, 2857a. Der Volkswitz erzählt von den Bewohnern des Dorfs Ostissken bei Tilsit, sie hätten ein einziges Pferd, eine Stute, zum gemeinsamen Gebrauch gehalten. Da somit der ganze Ort auf derselben ritt, so erhielt sie die Bezeichnung: "die lange Kobbel". *2 Er ist ein Ostissker. - Frischbier2, 2857b. Er hält den Mund offen. Ostsee. 1 Ich mache nicht die Ostsee, sagte die Ucker, aber das grosse Haff. 2 Wer die Ostsee süss machen wollte, müsste viel Zucker haben. - Altmann, V; Reinsberg VI, 72. Ostwind. 1 Der Ostwind hört nicht eher auf zu wehen, als bis es regnet; das Weib nicht eher auf zu zanken, als bis es weint. (Finn.) Holl.: Oost heeft geen' nood, hij waait zich dood. (Harrebomee, II, 151b.) [Spaltenumbruch] 2 Mit Ostwind schön Wetter beginnt. Holl.: De oostenwind, een koningskind. (Harrebomee, II, 151b.) 3 Ostenwinn-raien en olwüffens-keiwen halt nig weer ap. (Helgoland.) - Fr. Oetker, Helgoland, S. 194. Ostwindregen und Altweiberkeifen hört nicht auf. 4 Ostwind mit Regen steit dre Dage un ok nägen. - Kern, 1271. 5 Wenn Ostwind lange weht, ein theuer Jahr entsteht. Frz. Schweiz: Dejo le gros l'andain l'annaie dou tschertin. (Schweiz, II, 213, 35.) Oswald. 1 Oswald (5. Aug.) geit de Hirs up den Brunnen; wenn he nat drup geit, so geit he dröge weer runder, wenn he awer dröge drup geit, so geit he nat weer runder. (S. Hirsch 24.) - Schambach, II, 666. Schambach bemerkt: "Die Wortform brunne = Brunft, Brunst, ist mir bisjetzt nur in diesem Sprichwort vorgekommen und beruht vielleicht auf einer Verwechselung mit dem hochdeutschen brunne = Born." Das Sprichwort gilt als Wetterregel. Die Brunstzeit des Hirsches beginnt den 1. Sept. und dauert etwa 4-6 Wochen. Regnet es beim Beginn der Brunstzeit, so soll es nach dem Spruche, so lange regnen als diese dauert, und umgekehrt. 2 Wenn 't up Oswald rägent, sau gift et düere Teid, un wenn vor jedem Hause en Foeir Koren steit. (S. Sanct Mähr, Nikolaus und Wodan im Nachtr.) - Schambach, II, 672. Oswald gilt im deutschen Volksglauben als Schützer der Felder und steht als solcher der unholden Spukgestalt des Bilwitz (s. Nachtr.) entgegen. Unter beiden verbergen sich entthronte Gottheiten des deutschen Heidenthums, deren Zorn man durch Opfer abzuwenden, oder deren Segen man dadurch zu gewinnen hoffte. Die Opfer, durch welche man das segnende Wohlwollen Oswald's zu gewinnen meinte, haben sich noch in einigen Gegenden Deutschlands in Erntegebräuchen erhalten. So liess man im Harz einen Getreidebüschel für die Rosse Odin's stehen, desgleichen in Niederbaiern, wo man diese Odinswala, später in Oswald verwandelt, mit Feldblumen schmückt. Im Odenwalde (Odinswald) hiess das auf dem Acker zurückbleibende Bündel der "Bock", eine Benennung, die auf den Bock des Donnergottes deutet. In einigen Gegenden sprang man über diese mit bunten Bändern wie eine Puppe geschmückte Garbe, der auch wol das Vesperbrot der zuletzt fertig gewordenen Schnitterin als ein ferneres Opfer eingebunden ward. An einigen Orten musste das Büschel, auch Nothhalm genannt, mit der linken Hand geknüpft werden. Kornblumen, Mohn und wilde Kamillen dienten dem Busch als Schmuck, und die Schnitter stellten sich um ihn beim Dankgebet, dass sie sich während der Ernte nicht geschnitten: "Heiliger Oswald, wir danken dir, dass wir uns nicht geschnitten haben!" Es hat sich darin die altgermanische Sitte erhalten, die bei der Ernte ein Büschel Getreide für Odin stehen liess, gleichsam als Dankopfer, eine Sitte, die sich eben auch in dieser oder jener Form nach Einführung des Christenthums erhalten hat. Die Bauern in Mecklenburg nannten das stehenbleibende Halmenbüschel "Vergoden deelstruss", d. i. Fro's guten Antheils Strauss; sie nahmen vor diesem Strausse die Hüte ab, und riefen bittend: Wode, hale dinem Rosse nu Voder (Wodan, hole deinem Pferde nun Futter). Im Loberthal brachte man kleine Opfer dar, indem man auf Roggenäcker ein Stück Roggenbrot und auf Weizenäcker einen Weizenkuchen unter den Oswald legte. Vgl. über diese sehr mannichfachen Sitten und Bräuche den Artikel: Deutsche Erntefestgebräuche, in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1867, Nr. 1260, S. 127. Entsprechend dem Himmelsherrn Wodan gilt in Süddeutschland der heilige Oswald als der mächtigste Weltherrscher, der im Zorn alles Getreide zu Boden schlagen könne, von dessen Güte also das Gedeihen der Ernte abhängig sei. Ueber Donar und Wodan als die Götter der Germanen vgl. Im neuen Reich, Leipzig 1872, Nr. 8. 3 Wenn's an Oswald regnet, wird's Getreide theuer, und wenn alle Berge Mehl wären. (Frankenwald.) 4 Zu Oswald wachsen die Rüben bald. (Oels.) - Boebel, 41. Othmar. * Es ist in Sanct Othmar's Lägel. (Schweiz.) - Eiselein, 501; Kirchhofer, 120. Von einem reichen Vorrath oder einem nie aufhörenden Zufluss. Othmar, Abt von Sanct-Gallen, wurde auf die Rheininsel Werd verwiesen, wo er 759 starb. Lange nach seinem Tode fanden seine Freunde seine Gebeine noch unverwest und führten sie nach Sanct-Gallen. Nach der Legende entstand auf der Fahrt ein ausserordentlicher Sturm, sodass die Schiffer sich sehr anstrengen [Spaltenumbruch] 8 Wenn't up'n êrsten Âsterdag un stillen Frîdag rägent, sau gift et (bet Johannis) 'ne schrân Tîd. – Schambach, II, 684. Bis Johannis soll es dann eine trockene Zeit geben. 9 Wenn't up'n êrsten Âsterdag un (oder) stillen Frîdag rägent, sau helpet de Rägen nich. – Schambach, II, 684. Es bleibt trockene Zeit. (S. Christus 62.) 10 Wird's am Ostertag wenig regnen, so wird dir dürre Fütterung (Luft) begegnen. – Chaos, 1001; Orakel, 1031. Ostertäglich. * S isch mer gar nitt ostertäjli. (Strasburg.) D. h. ist mir gar nicht wohl zu Muth. (Vgl. Sassing, Die deutsche Sprache im Elsass, im Daheim, Leipzig 1871, Nr. 8, S. 128.) Osterwasser. Osterwasser macht alte Weiber nicht jung. Es wird dem Osterwasser, um Mitternacht geholt, eine ausserordentliche Kraft zugeschrieben, ohne dass man je eine wunderbare Wirkung davon verspürt hat. 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So liess man im Harz einen Getreidebüschel für die Rosse Odin's stehen, desgleichen in Niederbaiern, wo man diese Odinswala, später in Oswald verwandelt, mit Feldblumen schmückt. Im Odenwalde (Odinswald) hiess das auf dem Acker zurückbleibende Bündel der „Bock“, eine Benennung, die auf den Bock des Donnergottes deutet. In einigen Gegenden sprang man über diese mit bunten Bändern wie eine Puppe geschmückte Garbe, der auch wol das Vesperbrot der zuletzt fertig gewordenen Schnitterin als ein ferneres Opfer eingebunden ward. An einigen Orten musste das Büschel, auch Nothhalm genannt, mit der linken Hand geknüpft werden. Kornblumen, Mohn und wilde Kamillen dienten dem Busch als Schmuck, und die Schnitter stellten sich um ihn beim Dankgebet, dass sie sich während der Ernte nicht geschnitten: „Heiliger Oswald, wir danken dir, dass wir uns nicht geschnitten haben!“ Es hat sich darin die altgermanische Sitte erhalten, die bei der Ernte ein Büschel Getreide für Odin stehen liess, gleichsam als Dankopfer, eine Sitte, die sich eben auch in dieser oder jener Form nach Einführung des Christenthums erhalten hat. Die Bauern in Mecklenburg nannten das stehenbleibende Halmenbüschel „Vergôden deelstruss“, d. i. Fro's guten Antheils Strauss; sie nahmen vor diesem Strausse die Hüte ab, und riefen bittend: Wode, hale dinem Rosse nu Voder (Wodan, hole deinem Pferde nun Futter). Im Loberthal brachte man kleine Opfer dar, indem man auf Roggenäcker ein Stück Roggenbrot und auf Weizenäcker einen Weizenkuchen unter den Oswald legte. Vgl. über diese sehr mannichfachen Sitten und Bräuche den Artikel: <hi rendition="#i">Deutsche Erntefestgebräuche, in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1867, Nr. 1260, S. 127.</hi> Entsprechend dem Himmelsherrn Wodan gilt in Süddeutschland der heilige Oswald als der mächtigste Weltherrscher, der im Zorn alles Getreide zu Boden schlagen könne, von dessen Güte also das Gedeihen der Ernte abhängig sei. Ueber Donar und Wodan als die Götter der Germanen vgl. <hi rendition="#i">Im neuen Reich, Leipzig 1872, Nr. 8.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wenn's an Oswald regnet, wird's Getreide theuer, und wenn alle Berge Mehl wären.</hi> (<hi rendition="#i">Frankenwald.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Zu Oswald wachsen die Rüben bald.</hi> (<hi rendition="#i">Oels.</hi>) – <hi rendition="#i">Boebel, 41.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Othmar.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist in Sanct Othmar's Lägel.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>) – <hi rendition="#i">Eiselein, 501; Kirchhofer, 120.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von einem reichen Vorrath oder einem nie aufhörenden Zufluss. Othmar, Abt von Sanct-Gallen, wurde auf die Rheininsel Werd verwiesen, wo er 759 starb. 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8 Wenn't up'n êrsten Âsterdag un stillen Frîdag rägent, sau gift et (bet Johannis) 'ne schrân Tîd. – Schambach, II, 684.
Bis Johannis soll es dann eine trockene Zeit geben.
9 Wenn't up'n êrsten Âsterdag un (oder) stillen Frîdag rägent, sau helpet de Rägen nich. – Schambach, II, 684.
Es bleibt trockene Zeit. (S. Christus 62.)
10 Wird's am Ostertag wenig regnen, so wird dir dürre Fütterung (Luft) begegnen. – Chaos, 1001; Orakel, 1031.
Ostertäglich.
* S isch mer gar nitt ostertäjli. (Strasburg.)
D. h. ist mir gar nicht wohl zu Muth. (Vgl. Sassing, Die deutsche Sprache im Elsass, im Daheim, Leipzig 1871, Nr. 8, S. 128.)
Osterwasser.
Osterwasser macht alte Weiber nicht jung.
Es wird dem Osterwasser, um Mitternacht geholt, eine ausserordentliche Kraft zugeschrieben, ohne dass man je eine wunderbare Wirkung davon verspürt hat. Im Harz schöpft man es aus Bächen gegen die Strömung und sagt dabei das Sprüchlein: „Hier schöpf' ich Christi Blut, das ist für siebensiebzigerlei Fieber gut.“ (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig 20. April 1867.)
Osterzeit.
Zur Osterzeit ist gut Priester sein.
Dän.: Det er godt at være præst om Paaske, barn om faste, bonde om Juul, føl om høsten. (Bohn I, 360.)
Ostfriesland.
1 In Ostfrêsland äten se Brüggen, lopen up Mülen un hebben Schapen in de Taske. – Stürenburg, 25a.
In einer Handschrift von Cadovius Müller aus dem Jahre 1691 lautet das Sprichwort: „In Freeslauhn itet man Brugge, gungt up Mühlen uhn hailt di Schaipen in die Seck.“ Der Volkswitz bedient sich zweier Wortspiele: Brüggen sind a) Brücken und b) Butterstollen; das Wort Mühlen bezeichnet a) Mühlen und b) Pantoffeln; Schope a) Schafe, b) Münzen zu 2 Stüber = 1 Sgr. 11/3 Pf.
2 In Ostfrêsland is 't 'n gode Mode, de nêt eten will, de höft (braucht) nêt. – Kern, 72.
3 Ostfrêsland is 'n röttrige Appel, de Rand is dat Beste dran. – Kern, 70.
Der Rand, die Küste besteht aus fettem Klei- oder Marschboden, das Innere desselben wird aus Moor, Sand und Heide gebildet.
4 Ostfriesland is as 'n Pannköke, de Rand is 't best. (Ostfries.) – Bueren, 964; Hauskalender, III.
5 Ostfrêsland is gên Land van Gewalt1, 't is 'n Land van Recht2. – Bueren, 1114; Kern, 73.
1) Grosser Macht.
2) Rechtsbewusstsein.
Oestges.
Der Oestjes brummt.
So sagte man in Köln oft, statt der Kaspar (s. d.) brummt, wenn die Domglocke das Zeichen zum Aufbruch aus den Gasthäusern gab, weil ein Adjunct dieses Namens den mit der französischen Invasion aufgehobenen Gebrauch der Abendglocke wieder eingeführt hatte.
Ostindien.
Wer aus Ostindien kommt, sieht auf keinen Affen.
Man nahm an, dass der aus Ostindien Zurückkehrende nicht mit leerer Hand kam, also auch gegenandere wieder mild war. (Sprenger van Eijk, I, 107.)
Ostissken.
*1 Er ist aus Ostissken, wo sie die lange Kobbel haben. – Frischbier2, 2857a.
Der Volkswitz erzählt von den Bewohnern des Dorfs Ostissken bei Tilsit, sie hätten ein einziges Pferd, eine Stute, zum gemeinsamen Gebrauch gehalten. Da somit der ganze Ort auf derselben ritt, so erhielt sie die Bezeichnung: „die lange Kobbel“.
*2 Er ist ein Ostissker. – Frischbier2, 2857b.
Er hält den Mund offen.
Ostsee.
1 Ich mache nicht die Ostsee, sagte die Ucker, aber das grosse Haff.
2 Wer die Ostsee süss machen wollte, müsste viel Zucker haben. – Altmann, V; Reinsberg VI, 72.
Ostwind.
1 Der Ostwind hört nicht eher auf zu wehen, als bis es regnet; das Weib nicht eher auf zu zanken, als bis es weint. (Finn.)
Holl.: Oost heeft geen' nood, hij waait zich dood. (Harrebomée, II, 151b.)
2 Mit Ostwind schön Wetter beginnt.
Holl.: De oostenwind, een koningskind. (Harrebomée, II, 151b.)
3 Ôstenwinn-raien en ôlwüffens-kîwen hâlt nig weer ap. (Helgoland.) – Fr. Oetker, Helgoland, S. 194.
Ostwindregen und Altweiberkeifen hört nicht auf.
4 Ostwind mit Regen steit drê Dage un ôk nägen. – Kern, 1271.
5 Wenn Ostwind lange weht, ein theuer Jahr entsteht.
Frz. Schweiz: Déjo le gros l'andain l'annaie dou tschertin. (Schweiz, II, 213, 35.)
Oswald.
1 Oswald (5. Aug.) geit de Hirs up den Brunnen; wenn he nat drup geit, so geit he dröge wêer runder, wenn he âwer dröge drup geit, so geit he nat wêer runder. (S. Hirsch 24.) – Schambach, II, 666.
Schambach bemerkt: „Die Wortform brunne = Brunft, Brunst, ist mir bisjetzt nur in diesem Sprichwort vorgekommen und beruht vielleicht auf einer Verwechselung mit dem hochdeutschen brunne = Born.“ Das Sprichwort gilt als Wetterregel. Die Brunstzeit des Hirsches beginnt den 1. Sept. und dauert etwa 4-6 Wochen. Regnet es beim Beginn der Brunstzeit, so soll es nach dem Spruche, so lange regnen als diese dauert, und umgekehrt.
2 Wenn 't up Oswald rägent, sau gift et düere Tîd, un wenn vor jedem Hûse en Foîr Kôren steit. (S. Sanct Mähr, Nikolaus und Wodan im Nachtr.) – Schambach, II, 672.
Oswald gilt im deutschen Volksglauben als Schützer der Felder und steht als solcher der unholden Spukgestalt des Bilwitz (s. Nachtr.) entgegen. Unter beiden verbergen sich entthronte Gottheiten des deutschen Heidenthums, deren Zorn man durch Opfer abzuwenden, oder deren Segen man dadurch zu gewinnen hoffte. Die Opfer, durch welche man das segnende Wohlwollen Oswald's zu gewinnen meinte, haben sich noch in einigen Gegenden Deutschlands in Erntegebräuchen erhalten. So liess man im Harz einen Getreidebüschel für die Rosse Odin's stehen, desgleichen in Niederbaiern, wo man diese Odinswala, später in Oswald verwandelt, mit Feldblumen schmückt. Im Odenwalde (Odinswald) hiess das auf dem Acker zurückbleibende Bündel der „Bock“, eine Benennung, die auf den Bock des Donnergottes deutet. In einigen Gegenden sprang man über diese mit bunten Bändern wie eine Puppe geschmückte Garbe, der auch wol das Vesperbrot der zuletzt fertig gewordenen Schnitterin als ein ferneres Opfer eingebunden ward. An einigen Orten musste das Büschel, auch Nothhalm genannt, mit der linken Hand geknüpft werden. Kornblumen, Mohn und wilde Kamillen dienten dem Busch als Schmuck, und die Schnitter stellten sich um ihn beim Dankgebet, dass sie sich während der Ernte nicht geschnitten: „Heiliger Oswald, wir danken dir, dass wir uns nicht geschnitten haben!“ Es hat sich darin die altgermanische Sitte erhalten, die bei der Ernte ein Büschel Getreide für Odin stehen liess, gleichsam als Dankopfer, eine Sitte, die sich eben auch in dieser oder jener Form nach Einführung des Christenthums erhalten hat. Die Bauern in Mecklenburg nannten das stehenbleibende Halmenbüschel „Vergôden deelstruss“, d. i. Fro's guten Antheils Strauss; sie nahmen vor diesem Strausse die Hüte ab, und riefen bittend: Wode, hale dinem Rosse nu Voder (Wodan, hole deinem Pferde nun Futter). Im Loberthal brachte man kleine Opfer dar, indem man auf Roggenäcker ein Stück Roggenbrot und auf Weizenäcker einen Weizenkuchen unter den Oswald legte. Vgl. über diese sehr mannichfachen Sitten und Bräuche den Artikel: Deutsche Erntefestgebräuche, in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1867, Nr. 1260, S. 127. Entsprechend dem Himmelsherrn Wodan gilt in Süddeutschland der heilige Oswald als der mächtigste Weltherrscher, der im Zorn alles Getreide zu Boden schlagen könne, von dessen Güte also das Gedeihen der Ernte abhängig sei. Ueber Donar und Wodan als die Götter der Germanen vgl. Im neuen Reich, Leipzig 1872, Nr. 8.
3 Wenn's an Oswald regnet, wird's Getreide theuer, und wenn alle Berge Mehl wären. (Frankenwald.)
4 Zu Oswald wachsen die Rüben bald. (Oels.) – Boebel, 41.
Othmar.
* Es ist in Sanct Othmar's Lägel. (Schweiz.) – Eiselein, 501; Kirchhofer, 120.
Von einem reichen Vorrath oder einem nie aufhörenden Zufluss. Othmar, Abt von Sanct-Gallen, wurde auf die Rheininsel Werd verwiesen, wo er 759 starb. Lange nach seinem Tode fanden seine Freunde seine Gebeine noch unverwest und führten sie nach Sanct-Gallen. Nach der Legende entstand auf der Fahrt ein ausserordentlicher Sturm, sodass die Schiffer sich sehr anstrengen
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