Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] man auch von einem Hahnenschritt der Zeit reden, obgleich Schritt eigentlich ein Raummass ist. Als ein unbedeutendes Raummass kommt Hahnenschritt in einer Sage vor. In der Nähe von Dornum spukt bei nächtlicher Weile ein Geist, welcher sich dem Flecken alljährlich um einen Hahnenschritt nähern darf. Der auf ihm ruhende Bann ist gelöst, sobald er den Ort erreicht.

Engl.: At new-years tide the days are lengthen'd a cock's-stride.

Holl.: Met Nieuwjaar zijn de dagen eene haneschrede gelengd. (Harrebomee, II, 127a.)

7 Wenn am Neujahr scheint die Sonne klar, so lacht darob der Fischer Schar.

Auch in Oberösterreich meint man, dass es viel Fische im Jahr gebe, wenn die Sonne am Neujahrstag scheine. (Baumgarten, 43.) Wenn sich am Neujahrsmorgen die Sonne roth zeigt, so ist das Jahr zu Krieg geneigt.

*8 Er feiert das grosse Neujahr.

Frz.: Au gui l'an neuf, ou: Languit l'an neuf. (Leroux, I, 2.)

*9 Glücksaligs Nejahr! - Kern, 1179.

Glückseliges Neujahr ist der Neujahrswunsch im Oberledingerland. Die in der Schweiz üblichen Neujahrwünsche, denen aber beinahe sämmtlich der sprichwörtliche Charakter fehlt, hat Sutermeister (S. 12) zusammengestellt. Die jüdisch-deutsche Begrüssungs- und Wunschformel in Warschau am Neujahr lautet: Le- Schunu tojwu tikussejwü, d. i.: Zum guten Jahr mögt ihr eingeschrieben werden, worauf die Erwiderung erfolgt: Gamm attem, auch ihr.

*10 Nij-Jahr backen. - Dähnert, 329a.

Gewisse im alten Jahr für das neue bestimmte und gebräuchliche Kuchen u. s. w. bereiten lassen. Es war früher Brauch, dass die Bauern etwas von diesem gebacken en Nij-Jahrbis zur Ernte aufhoben und den Mähern mit ins Feld gaben. Ebenso bestreute der Bauer mit der Neujahrasche sein Vieh, damit ihm das Jahr kein Uebel zustosse.

*11 'T is man enmal Nejahr. - Kern, 1178.

Mit diesem Sprichwort wird in ostfriesischen Dörfern jede Warnung vor Uebermass im Essen und Trinken zurückgewiesen. Es wird aber auch auf andere, jährlich nur einmal wiederkehrende Vorgänge angewandt. So sagt man auch: 'T is man enmal Mainhaver-, Hager-, oder Dormer-Markt.


Neujahrsmorgenröthe.

Neujahrsmorgenröthe macht viel Nöthe. - Orakel, 176.


Neujahrsnacht.

1 Die Neujahrsnacht still und klar deutet auf ein gutes Jahr. - Boebel, 56; Orakel, 172.

2 Wo in der Neujahrsnacht den Wind man höret sausen, da kann im Jahr die Pest nicht bausen.


Neujahrsrechnung.

* Es mag auf die Neujahrsrechnung kommen.

Holl.: We zullen het maar op de Nieuwjaars rekening stellen. (Harrebomee, II, 127a.)


Neukommen.

Neukommen ist willkommen. - Körte, 4536; Eiselein, 493; Simrock, 7512; Braun, I, 3025.

Das Neue ist besonders für die Jugend; denn ihre Lebhaftigkeit sympathisirt mit jeder neuen Idee, während dem Alter jedes Neue unangenehm ist aus entgegengesetzter Ursache.

Lat.: Est quoque cunctarum novitas gratissima rerum. (Ovid.) (Philippi, I, 138.) - Inexpectata semper gratiora. - Omne novum carum. (Gaal, 1215.)

Poln.: Nowe sitko na kolku wieszaja, a stare za piec rzucaja.

Schwed.: Ny kommet är altid wälkommet. (Grubb, 571; Rhodin, 99.) - Ny kommet är oftast kärkommet. (Wensell, 57.)


Neulass.

* De Niggelat is dervan. (Westf.)


Neulicht.

* Wir bekommen Neulicht. (Ostpreuss.)

Wenn ein frisches Licht herbeigeholt werden muss, weil das bisherige niedergebrannt ist.


Neuling.

* Er ist kein Neuling in der Sache.

Er hat Kenntniss von derselben, kennt Griffe und Schliche.

Frz.: Savoir le numero. (Kritzinger, 383b.)


Neumarkt.

Neumarkt und Altmarkt liegen weit voneinander. - Parömiakon, 276.

Grosser Gegensatz des Alten und Neuen.


Neumond.

1 Bei Neumonds trüben, dunkeln Spitzen mag man, sich wohl vor Regen schützen. - Orakel, 32.

Man fügt auch noch hinzu: "Ist er den vierten Tag als gelb und ringlich, sagt man, dass dieselb' ein [Spaltenumbruch] Vorbot' vom Gestürme sei. Ein heller Mond, die Luft dabei von brauner Farbe, das bedeut' ein angenehme, trockene Zeit."

2 Der Neumond macht das Wetter.

Frz.: Prends du temps la regle commune au premier mardi de la lune. (Leroux I, 84.)

3 Der Neumond wacht nicht die ganze Nacht.

4 Fällt der Neumond vor Speciosus (Mitte oder 15. März), frühe Ernte folgen muss. - Boebel, 86.

5 Neumond hat nur schwaches Licht und scheint die ganze Nacht noch nicht.

Böhm.: Nov mesic nesviti celou noc. (Celakovsky, 305.)

6 Neumond im hellen Kleid bringt schöne Weinleszeit. - Oesterr. Volkskalender, 1869.

7 Neumond mit Wind ist zu Regen oder Schnee gesinnt. - Bair. Hauskalender.

8 Seht ihr den Neumond hell und rein, so wird ein gutes Wetter sein; ist aber selbiger sehr roth, so ist er vieles Windes Bot'; ist er denn bleich, so glaube frei, dass nasse Zeit dahinter sei. - Orakel, 31.

9 Wenn's im Neumond regnet, so wascht's ihn aus. - Baumgarten, 56.

D. h. es wird schön.

10 Wie der Neumond (im September) eintritt, wittert's den ganzen Herbst. - Boebel, 106.

11 Wirds nach dem Neumond nächster Tag regnen, wird solches den ganzen Monat begegnen. - Chaos, 993.


Neun.

1 Doavon noah nüne, sägt Lehmann, wenn de Soldaten to Bedde sind. - Schlingmann, 929.

2 Ich'l dir geben neun michl neun, wie viel es wett (wird) in dir herein. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ich will dir geben neun mal neun u. s. w., d. h. ich will dir Mores lehren, du sollst mich kennen lernen.

3 Nach Neun ist alles vorbei.

Sprichwort eines Schauspieldirectors, der damit den Urtheilen des Publikums ihre Wirkung auf sich benahm. Er wandte es an, ob es jubelte oder zischte. Allmählich erhielt es einen grössern Anwendungskreis.

4 Neun in Einem Streich will ich tödten, sagte der Schneider.

5 Neun sind himmelss stuffen: glaube, liebe, hoffen, fasten, beten, leiden, meiden, streiten. - Ottow's Ms.

6 Ueber neun und unter drei halte keine Gasterei. - Henisch, 1326, 29.

Nicht unter der Zahl der Grazien, und nicht über die Zahl der Musen. Sind mehr, so können sie nicht so leicht übersehen werden, auch bleiben sie einander selber zu fern; sind weniger, so fehlt die Lebendigkeit. Die Zahl neun ist eine bedeutende Zahl, die sich auch im deutschen Recht wiederholentlich findet; desgleichen in Volksbräuchen und Sagen. (Vgl. Baumgarten, Progr., S. 6.)

Lat.: Convivarum numerus non minor sit, quam Gratiarum nec major, quam Musarum. (Binder I, 232; Philippi, I, 93; Henisch, 1365, 30; Seybold, 89.)

7 Vier mal neun ist sechsunddreissig; ist der Mann auch noch so fleissig und das Weib ist noch se faul wie ein alter Karrengaul. (Ulm.)

8 Was me z' Nocht noh de Nüne redt, gilt nüt meh. (Solothurn.) - Schild, 67, 119.

In Bezug auf den Rausch nachts nach 9 Uhr, der unzurechnungsfähig mache.

*9 Alle neun werfen. - Eiselein, 493.

Nämlich Kegel.

*10 Alle neun, wie Kegel-Jochen.

*11 Anno neng, dea di däck Schnei fäl. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 328, 11.

Anno neun, als der dicke Schnee fiel. (S. Eins 28 u. 29 und Tökely.)

*12 Er hat die Neune voll. - Klix, 51.

*13 Neun, und eins im Fass. (Ehingen.) - Birlinger, 744.

*14 Neun, und 's zehnte ist auf'm Wege. (Rothenburg.) - Birlinger, 744.


Neundrähtiger.

* Das ist ein Neundrähtiger. - Frommann, VI, 84.

Ein verschmitztes, durchtriebenes Subject. "Neundrähtige, gleisnerische Schelme." (Prutz, Engelchen, III, 95.)


[Spaltenumbruch] man auch von einem Hahnenschritt der Zeit reden, obgleich Schritt eigentlich ein Raummass ist. Als ein unbedeutendes Raummass kommt Hahnenschritt in einer Sage vor. In der Nähe von Dornum spukt bei nächtlicher Weile ein Geist, welcher sich dem Flecken alljährlich um einen Hahnenschritt nähern darf. Der auf ihm ruhende Bann ist gelöst, sobald er den Ort erreicht.

Engl.: At new-years tide the days are lengthen'd a cock's-stride.

Holl.: Met Nieuwjaar zijn de dagen eene haneschrede gelengd. (Harrebomée, II, 127a.)

7 Wenn am Neujahr scheint die Sonne klar, so lacht darob der Fischer Schar.

Auch in Oberösterreich meint man, dass es viel Fische im Jahr gebe, wenn die Sonne am Neujahrstag scheine. (Baumgarten, 43.) Wenn sich am Neujahrsmorgen die Sonne roth zeigt, so ist das Jahr zu Krieg geneigt.

*8 Er feiert das grosse Neujahr.

Frz.: Au gui l'an neuf, ou: Languit l'an neuf. (Leroux, I, 2.)

*9 Glücksâligs Nêjahr!Kern, 1179.

Glückseliges Neujahr ist der Neujahrswunsch im Oberledingerland. Die in der Schweiz üblichen Neujahrwünsche, denen aber beinahe sämmtlich der sprichwörtliche Charakter fehlt, hat Sutermeister (S. 12) zusammengestellt. Die jüdisch-deutsche Begrüssungs- und Wunschformel in Warschau am Neujahr lautet: Le- Schunu tojwu tikussejwü, d. i.: Zum guten Jahr mögt ihr eingeschrieben werden, worauf die Erwiderung erfolgt: Gamm attem, auch ihr.

*10 Nij-Jahr backen.Dähnert, 329a.

Gewisse im alten Jahr für das neue bestimmte und gebräuchliche Kuchen u. s. w. bereiten lassen. Es war früher Brauch, dass die Bauern etwas von diesem gebacken en Nij-Jahrbis zur Ernte aufhoben und den Mähern mit ins Feld gaben. Ebenso bestreute der Bauer mit der Neujahrasche sein Vieh, damit ihm das Jahr kein Uebel zustosse.

*11 'T is man ênmal Nêjahr.Kern, 1178.

Mit diesem Sprichwort wird in ostfriesischen Dörfern jede Warnung vor Uebermass im Essen und Trinken zurückgewiesen. Es wird aber auch auf andere, jährlich nur einmal wiederkehrende Vorgänge angewandt. So sagt man auch: 'T is man ênmal Mainhaver-, Hager-, oder Dormer-Markt.


Neujahrsmorgenröthe.

Neujahrsmorgenröthe macht viel Nöthe.Orakel, 176.


Neujahrsnacht.

1 Die Neujahrsnacht still und klar deutet auf ein gutes Jahr.Boebel, 56; Orakel, 172.

2 Wo in der Neujahrsnacht den Wind man höret sausen, da kann im Jahr die Pest nicht bausen.


Neujahrsrechnung.

* Es mag auf die Neujahrsrechnung kommen.

Holl.: We zullen het maar op de Nieuwjaars rekening stellen. (Harrebomée, II, 127a.)


Neukommen.

Neukommen ist willkommen.Körte, 4536; Eiselein, 493; Simrock, 7512; Braun, I, 3025.

Das Neue ist besonders für die Jugend; denn ihre Lebhaftigkeit sympathisirt mit jeder neuen Idee, während dem Alter jedes Neue unangenehm ist aus entgegengesetzter Ursache.

Lat.: Est quoque cunctarum novitas gratissima rerum. (Ovid.) (Philippi, I, 138.) – Inexpectata semper gratiora. – Omne novum carum. (Gaal, 1215.)

Poln.: Nowe sitko na kołku wieszają, a stare za piec rzucają.

Schwed.: Ny kommet är altid wälkommet. (Grubb, 571; Rhodin, 99.) – Ny kommet är oftast kärkommet. (Wensell, 57.)


Neulass.

* De Niggelat is dervan. (Westf.)


Neulicht.

* Wir bekommen Neulicht. (Ostpreuss.)

Wenn ein frisches Licht herbeigeholt werden muss, weil das bisherige niedergebrannt ist.


Neuling.

* Er ist kein Neuling in der Sache.

Er hat Kenntniss von derselben, kennt Griffe und Schliche.

Frz.: Savoir le numero. (Kritzinger, 383b.)


Neumarkt.

Neumarkt und Altmarkt liegen weit voneinander.Parömiakon, 276.

Grosser Gegensatz des Alten und Neuen.


Neumond.

1 Bei Neumonds trüben, dunkeln Spitzen mag man, sich wohl vor Regen schützen.Orakel, 32.

Man fügt auch noch hinzu: „Ist er den vierten Tag als gelb und ringlich, sagt man, dass dieselb' ein [Spaltenumbruch] Vorbot' vom Gestürme sei. Ein heller Mond, die Luft dabei von brauner Farbe, das bedeut' ein angenehme, trockene Zeit.“

2 Der Neumond macht das Wetter.

Frz.: Prends du temps la règle commune au premier mardi de la lune. (Leroux I, 84.)

3 Der Neumond wacht nicht die ganze Nacht.

4 Fällt der Neumond vor Speciosus (Mitte oder 15. März), frühe Ernte folgen muss.Boebel, 86.

5 Neumond hat nur schwaches Licht und scheint die ganze Nacht noch nicht.

Böhm.: Nov mĕsíc nesvítí celou noc. (Čelakovský, 305.)

6 Neumond im hellen Kleid bringt schöne Weinleszeit.Oesterr. Volkskalender, 1869.

7 Neumond mit Wind ist zu Regen oder Schnee gesinnt.Bair. Hauskalender.

8 Seht ihr den Neumond hell und rein, so wird ein gutes Wetter sein; ist aber selbiger sehr roth, so ist er vieles Windes Bot'; ist er denn bleich, so glaube frei, dass nasse Zeit dahinter sei.Orakel, 31.

9 Wenn's im Neumond regnet, so wascht's ihn aus.Baumgarten, 56.

D. h. es wird schön.

10 Wie der Neumond (im September) eintritt, wittert's den ganzen Herbst.Boebel, 106.

11 Wirds nach dem Neumond nächster Tag regnen, wird solches den ganzen Monat begegnen.Chaos, 993.


Neun.

1 Doavon noah nüne, sägt Lehmann, wenn de Soldaten to Bedde sind.Schlingmann, 929.

2 Ich'l dir geben neun michl neun, wie viel es wett (wird) in dir herein. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ich will dir geben neun mal neun u. s. w., d. h. ich will dir Mores lehren, du sollst mich kennen lernen.

3 Nach Neun ist alles vorbei.

Sprichwort eines Schauspieldirectors, der damit den Urtheilen des Publikums ihre Wirkung auf sich benahm. Er wandte es an, ob es jubelte oder zischte. Allmählich erhielt es einen grössern Anwendungskreis.

4 Neun in Einem Streich will ich tödten, sagte der Schneider.

5 Neun sind himmelss stuffen: glaube, liebe, hoffen, fasten, beten, leiden, meiden, streiten.Ottow's Ms.

6 Ueber neun und unter drei halte keine Gasterei.Henisch, 1326, 29.

Nicht unter der Zahl der Grazien, und nicht über die Zahl der Musen. Sind mehr, so können sie nicht so leicht übersehen werden, auch bleiben sie einander selber zu fern; sind weniger, so fehlt die Lebendigkeit. Die Zahl neun ist eine bedeutende Zahl, die sich auch im deutschen Recht wiederholentlich findet; desgleichen in Volksbräuchen und Sagen. (Vgl. Baumgarten, Progr., S. 6.)

Lat.: Convivarum numerus non minor sit, quam Gratiarum nec major, quam Musarum. (Binder I, 232; Philippi, I, 93; Henisch, 1365, 30; Seybold, 89.)

7 Vier mal neun ist sechsunddreissig; ist der Mann auch noch so fleissig und das Weib ist noch se faul wie ein alter Karrengaul. (Ulm.)

8 Was me z' Nocht noh de Nüne redt, gilt nüt meh. (Solothurn.) – Schild, 67, 119.

In Bezug auf den Rausch nachts nach 9 Uhr, der unzurechnungsfähig mache.

*9 Alle neun werfen.Eiselein, 493.

Nämlich Kegel.

*10 Alle neun, wie Kegel-Jochen.

*11 Anno neng, dea di däck Schnî fäl. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 328, 11.

Anno neun, als der dicke Schnee fiel. (S. Eins 28 u. 29 und Tökely.)

*12 Er hat die Neune voll.Klix, 51.

*13 Neun, und eins im Fass. (Ehingen.) – Birlinger, 744.

*14 Neun, und 's zehnte ist auf'm Wege. (Rothenburg.) – Birlinger, 744.


Neundrähtiger.

* Das ist ein Neundrähtiger.Frommann, VI, 84.

Ein verschmitztes, durchtriebenes Subject. „Neundrähtige, gleisnerische Schelme.“ (Prutz, Engelchen, III, 95.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0520" n="[506]"/><cb n="1011"/>
man auch von einem Hahnenschritt der Zeit reden, obgleich Schritt eigentlich ein Raummass ist. Als ein unbedeutendes Raummass kommt Hahnenschritt in einer Sage vor. In der Nähe von Dornum spukt bei nächtlicher Weile ein Geist, welcher sich dem Flecken alljährlich um einen Hahnenschritt nähern darf. Der auf ihm ruhende Bann ist gelöst, sobald er den Ort erreicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: At new-years tide the days are lengthen'd a cock's-stride.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Met Nieuwjaar zijn de dagen eene haneschrede gelengd. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 127<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wenn am Neujahr scheint die Sonne klar, so lacht darob der Fischer Schar.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch in Oberösterreich meint man, dass es viel Fische im Jahr gebe, wenn die Sonne am Neujahrstag scheine. (<hi rendition="#i">Baumgarten, 43.</hi>) Wenn sich am Neujahrsmorgen die Sonne roth zeigt, so ist das Jahr zu Krieg geneigt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er feiert das grosse Neujahr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Au gui l'an neuf, ou: Languit l'an neuf. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Glücksâligs Nêjahr!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 1179.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Glückseliges Neujahr ist der Neujahrswunsch im Oberledingerland. Die in der Schweiz üblichen Neujahrwünsche, denen aber beinahe sämmtlich der sprichwörtliche Charakter fehlt, hat <hi rendition="#i">Sutermeister (S. 12)</hi> zusammengestellt. Die jüdisch-deutsche Begrüssungs- und Wunschformel in Warschau am Neujahr lautet: Le- Schunu tojwu tikussejwü, d. i.: Zum guten Jahr mögt ihr eingeschrieben werden, worauf die Erwiderung erfolgt: Gamm attem, auch ihr.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Nij-Jahr backen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 329<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gewisse im alten Jahr für das neue bestimmte und gebräuchliche Kuchen u. s. w. bereiten lassen. Es war früher Brauch, dass die Bauern etwas von diesem gebacken en Nij-Jahrbis zur Ernte aufhoben und den Mähern mit ins Feld gaben. Ebenso bestreute der Bauer mit der Neujahrasche sein Vieh, damit ihm das Jahr kein Uebel zustosse.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 'T is man ênmal Nêjahr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 1178.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit diesem Sprichwort wird in ostfriesischen Dörfern jede Warnung vor Uebermass im Essen und Trinken zurückgewiesen. Es wird aber auch auf andere, jährlich nur einmal wiederkehrende Vorgänge angewandt. So sagt man auch: 'T is man ênmal Mainhaver-, Hager-, oder Dormer-Markt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neujahrsmorgenröthe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Neujahrsmorgenröthe macht viel Nöthe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Orakel, 176.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neujahrsnacht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Neujahrsnacht still und klar deutet auf ein gutes Jahr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 56; Orakel, 172.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wo in der Neujahrsnacht den Wind man höret sausen, da kann im Jahr die Pest nicht bausen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neujahrsrechnung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es mag auf die Neujahrsrechnung kommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: We zullen het maar op de Nieuwjaars rekening stellen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 127<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neukommen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Neukommen ist willkommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4536; Eiselein, 493; Simrock, 7512; Braun, I, 3025.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Neue ist besonders für die Jugend; denn ihre Lebhaftigkeit sympathisirt mit jeder neuen Idee, während dem Alter jedes Neue unangenehm ist aus entgegengesetzter Ursache.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Est quoque cunctarum novitas gratissima rerum. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 138.</hi>) &#x2013; Inexpectata semper gratiora. &#x2013; Omne novum carum. (<hi rendition="#i">Gaal, 1215.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Nowe sitko na ko&#x0142;ku wieszaj&#x0105;, a stare za piec rzucaj&#x0105;.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Ny kommet är altid wälkommet. (<hi rendition="#i">Grubb, 571; Rhodin, 99.</hi>) &#x2013; Ny kommet är oftast kärkommet. (<hi rendition="#i">Wensell, 57.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neulass.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* De Niggelat is dervan.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neulicht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Wir bekommen Neulicht.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn ein frisches Licht herbeigeholt werden muss, weil das bisherige niedergebrannt ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neuling.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist kein Neuling in der Sache.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat Kenntniss von derselben, kennt Griffe und Schliche.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Savoir le numero. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 383<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neumarkt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Neumarkt und Altmarkt liegen weit voneinander.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 276.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Grosser Gegensatz des Alten und Neuen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neumond.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bei Neumonds trüben, dunkeln Spitzen mag man, sich wohl vor Regen schützen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Orakel, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man fügt auch noch hinzu: &#x201E;Ist er den vierten Tag als gelb und ringlich, sagt man, dass dieselb' ein <cb n="1012"/>
Vorbot' vom Gestürme sei. Ein heller Mond, die Luft dabei von brauner Farbe, das bedeut' ein angenehme, trockene Zeit.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Neumond macht das Wetter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Prends du temps la règle commune au premier mardi de la lune. (<hi rendition="#i">Leroux I, 84.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Neumond wacht nicht die ganze Nacht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Fällt der Neumond vor Speciosus (Mitte oder 15. März), frühe Ernte folgen muss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 86.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Neumond hat nur schwaches Licht und scheint die ganze Nacht noch nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Nov m&#x0115;síc nesvítí celou noc. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 305.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Neumond im hellen Kleid bringt schöne Weinleszeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Oesterr. Volkskalender, 1869.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Neumond mit Wind ist zu Regen oder Schnee gesinnt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bair. Hauskalender.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Seht ihr den Neumond hell und rein, so wird ein gutes Wetter sein; ist aber selbiger sehr roth, so ist er vieles Windes Bot'; ist er denn bleich, so glaube frei, dass nasse Zeit dahinter sei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Orakel, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wenn's im Neumond regnet, so wascht's ihn aus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Baumgarten, 56.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. es wird schön.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wie der Neumond (im September) eintritt, wittert's den ganzen Herbst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 106.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wirds nach dem Neumond nächster Tag regnen, wird solches den ganzen Monat begegnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 993.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neun.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Doavon noah nüne, sägt Lehmann, wenn de Soldaten to Bedde sind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlingmann, 929.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ich'l dir geben neun michl neun, wie viel es wett (wird) in dir herein.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich will dir geben neun mal neun u. s. w., d. h. ich will dir Mores lehren, du sollst mich kennen lernen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Nach Neun ist alles vorbei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sprichwort eines Schauspieldirectors, der damit den Urtheilen des Publikums ihre Wirkung auf sich benahm. Er wandte es an, ob es jubelte oder zischte. Allmählich erhielt es einen grössern Anwendungskreis.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Neun in Einem Streich will ich tödten, sagte der Schneider.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Neun sind himmelss stuffen: glaube, liebe, hoffen, fasten, beten, leiden, meiden, streiten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ottow's Ms.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ueber neun und unter drei halte keine Gasterei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1326, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht unter der Zahl der Grazien, und nicht über die Zahl der Musen. Sind mehr, so können sie nicht so leicht übersehen werden, auch bleiben sie einander selber zu fern; sind weniger, so fehlt die Lebendigkeit. Die Zahl neun ist eine bedeutende Zahl, die sich auch im deutschen Recht wiederholentlich findet; desgleichen in Volksbräuchen und Sagen. (Vgl. <hi rendition="#i">Baumgarten, Progr., S. 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Convivarum numerus non minor sit, quam Gratiarum nec major, quam Musarum. (<hi rendition="#i">Binder I, 232; Philippi, I, 93; Henisch, 1365, 30; Seybold, 89.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Vier mal neun ist sechsunddreissig; ist der Mann auch noch so fleissig und das Weib ist noch se faul wie ein alter Karrengaul.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Was me z' Nocht noh de Nüne redt, gilt nüt meh.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 67, 119.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bezug auf den Rausch nachts nach 9 Uhr, der unzurechnungsfähig mache.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Alle neun werfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 493.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich Kegel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Alle neun, wie Kegel-Jochen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Anno neng, dea di däck Schnî fäl.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 328, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Anno neun, als der dicke Schnee fiel. (S. Eins  28 u.  29 und  Tökely.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Er hat die Neune voll.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 51.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Neun, und eins im Fass.</hi> (<hi rendition="#i">Ehingen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 744.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Neun, und 's zehnte ist auf'm Wege.</hi> (<hi rendition="#i">Rothenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 744.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neundrähtiger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist ein Neundrähtiger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 84.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein verschmitztes, durchtriebenes Subject. &#x201E;Neundrähtige, gleisnerische Schelme.&#x201C; (<hi rendition="#i">Prutz, Engelchen, III, 95.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[506]/0520] man auch von einem Hahnenschritt der Zeit reden, obgleich Schritt eigentlich ein Raummass ist. Als ein unbedeutendes Raummass kommt Hahnenschritt in einer Sage vor. In der Nähe von Dornum spukt bei nächtlicher Weile ein Geist, welcher sich dem Flecken alljährlich um einen Hahnenschritt nähern darf. Der auf ihm ruhende Bann ist gelöst, sobald er den Ort erreicht. Engl.: At new-years tide the days are lengthen'd a cock's-stride. Holl.: Met Nieuwjaar zijn de dagen eene haneschrede gelengd. (Harrebomée, II, 127a.) 7 Wenn am Neujahr scheint die Sonne klar, so lacht darob der Fischer Schar. Auch in Oberösterreich meint man, dass es viel Fische im Jahr gebe, wenn die Sonne am Neujahrstag scheine. (Baumgarten, 43.) Wenn sich am Neujahrsmorgen die Sonne roth zeigt, so ist das Jahr zu Krieg geneigt. *8 Er feiert das grosse Neujahr. Frz.: Au gui l'an neuf, ou: Languit l'an neuf. (Leroux, I, 2.) *9 Glücksâligs Nêjahr! – Kern, 1179. Glückseliges Neujahr ist der Neujahrswunsch im Oberledingerland. Die in der Schweiz üblichen Neujahrwünsche, denen aber beinahe sämmtlich der sprichwörtliche Charakter fehlt, hat Sutermeister (S. 12) zusammengestellt. Die jüdisch-deutsche Begrüssungs- und Wunschformel in Warschau am Neujahr lautet: Le- Schunu tojwu tikussejwü, d. i.: Zum guten Jahr mögt ihr eingeschrieben werden, worauf die Erwiderung erfolgt: Gamm attem, auch ihr. *10 Nij-Jahr backen. – Dähnert, 329a. Gewisse im alten Jahr für das neue bestimmte und gebräuchliche Kuchen u. s. w. bereiten lassen. Es war früher Brauch, dass die Bauern etwas von diesem gebacken en Nij-Jahrbis zur Ernte aufhoben und den Mähern mit ins Feld gaben. Ebenso bestreute der Bauer mit der Neujahrasche sein Vieh, damit ihm das Jahr kein Uebel zustosse. *11 'T is man ênmal Nêjahr. – Kern, 1178. Mit diesem Sprichwort wird in ostfriesischen Dörfern jede Warnung vor Uebermass im Essen und Trinken zurückgewiesen. Es wird aber auch auf andere, jährlich nur einmal wiederkehrende Vorgänge angewandt. So sagt man auch: 'T is man ênmal Mainhaver-, Hager-, oder Dormer-Markt. Neujahrsmorgenröthe. Neujahrsmorgenröthe macht viel Nöthe. – Orakel, 176. Neujahrsnacht. 1 Die Neujahrsnacht still und klar deutet auf ein gutes Jahr. – Boebel, 56; Orakel, 172. 2 Wo in der Neujahrsnacht den Wind man höret sausen, da kann im Jahr die Pest nicht bausen. Neujahrsrechnung. * Es mag auf die Neujahrsrechnung kommen. Holl.: We zullen het maar op de Nieuwjaars rekening stellen. (Harrebomée, II, 127a.) Neukommen. Neukommen ist willkommen. – Körte, 4536; Eiselein, 493; Simrock, 7512; Braun, I, 3025. Das Neue ist besonders für die Jugend; denn ihre Lebhaftigkeit sympathisirt mit jeder neuen Idee, während dem Alter jedes Neue unangenehm ist aus entgegengesetzter Ursache. Lat.: Est quoque cunctarum novitas gratissima rerum. (Ovid.) (Philippi, I, 138.) – Inexpectata semper gratiora. – Omne novum carum. (Gaal, 1215.) Poln.: Nowe sitko na kołku wieszają, a stare za piec rzucają. Schwed.: Ny kommet är altid wälkommet. (Grubb, 571; Rhodin, 99.) – Ny kommet är oftast kärkommet. (Wensell, 57.) Neulass. * De Niggelat is dervan. (Westf.) Neulicht. * Wir bekommen Neulicht. (Ostpreuss.) Wenn ein frisches Licht herbeigeholt werden muss, weil das bisherige niedergebrannt ist. Neuling. * Er ist kein Neuling in der Sache. Er hat Kenntniss von derselben, kennt Griffe und Schliche. Frz.: Savoir le numero. (Kritzinger, 383b.) Neumarkt. Neumarkt und Altmarkt liegen weit voneinander. – Parömiakon, 276. Grosser Gegensatz des Alten und Neuen. Neumond. 1 Bei Neumonds trüben, dunkeln Spitzen mag man, sich wohl vor Regen schützen. – Orakel, 32. Man fügt auch noch hinzu: „Ist er den vierten Tag als gelb und ringlich, sagt man, dass dieselb' ein Vorbot' vom Gestürme sei. Ein heller Mond, die Luft dabei von brauner Farbe, das bedeut' ein angenehme, trockene Zeit.“ 2 Der Neumond macht das Wetter. Frz.: Prends du temps la règle commune au premier mardi de la lune. (Leroux I, 84.) 3 Der Neumond wacht nicht die ganze Nacht. 4 Fällt der Neumond vor Speciosus (Mitte oder 15. März), frühe Ernte folgen muss. – Boebel, 86. 5 Neumond hat nur schwaches Licht und scheint die ganze Nacht noch nicht. Böhm.: Nov mĕsíc nesvítí celou noc. (Čelakovský, 305.) 6 Neumond im hellen Kleid bringt schöne Weinleszeit. – Oesterr. Volkskalender, 1869. 7 Neumond mit Wind ist zu Regen oder Schnee gesinnt. – Bair. Hauskalender. 8 Seht ihr den Neumond hell und rein, so wird ein gutes Wetter sein; ist aber selbiger sehr roth, so ist er vieles Windes Bot'; ist er denn bleich, so glaube frei, dass nasse Zeit dahinter sei. – Orakel, 31. 9 Wenn's im Neumond regnet, so wascht's ihn aus. – Baumgarten, 56. D. h. es wird schön. 10 Wie der Neumond (im September) eintritt, wittert's den ganzen Herbst. – Boebel, 106. 11 Wirds nach dem Neumond nächster Tag regnen, wird solches den ganzen Monat begegnen. – Chaos, 993. Neun. 1 Doavon noah nüne, sägt Lehmann, wenn de Soldaten to Bedde sind. – Schlingmann, 929. 2 Ich'l dir geben neun michl neun, wie viel es wett (wird) in dir herein. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Ich will dir geben neun mal neun u. s. w., d. h. ich will dir Mores lehren, du sollst mich kennen lernen. 3 Nach Neun ist alles vorbei. Sprichwort eines Schauspieldirectors, der damit den Urtheilen des Publikums ihre Wirkung auf sich benahm. Er wandte es an, ob es jubelte oder zischte. Allmählich erhielt es einen grössern Anwendungskreis. 4 Neun in Einem Streich will ich tödten, sagte der Schneider. 5 Neun sind himmelss stuffen: glaube, liebe, hoffen, fasten, beten, leiden, meiden, streiten. – Ottow's Ms. 6 Ueber neun und unter drei halte keine Gasterei. – Henisch, 1326, 29. Nicht unter der Zahl der Grazien, und nicht über die Zahl der Musen. Sind mehr, so können sie nicht so leicht übersehen werden, auch bleiben sie einander selber zu fern; sind weniger, so fehlt die Lebendigkeit. Die Zahl neun ist eine bedeutende Zahl, die sich auch im deutschen Recht wiederholentlich findet; desgleichen in Volksbräuchen und Sagen. (Vgl. Baumgarten, Progr., S. 6.) Lat.: Convivarum numerus non minor sit, quam Gratiarum nec major, quam Musarum. (Binder I, 232; Philippi, I, 93; Henisch, 1365, 30; Seybold, 89.) 7 Vier mal neun ist sechsunddreissig; ist der Mann auch noch so fleissig und das Weib ist noch se faul wie ein alter Karrengaul. (Ulm.) 8 Was me z' Nocht noh de Nüne redt, gilt nüt meh. (Solothurn.) – Schild, 67, 119. In Bezug auf den Rausch nachts nach 9 Uhr, der unzurechnungsfähig mache. *9 Alle neun werfen. – Eiselein, 493. Nämlich Kegel. *10 Alle neun, wie Kegel-Jochen. *11 Anno neng, dea di däck Schnî fäl. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 328, 11. Anno neun, als der dicke Schnee fiel. (S. Eins 28 u. 29 und Tökely.) *12 Er hat die Neune voll. – Klix, 51. *13 Neun, und eins im Fass. (Ehingen.) – Birlinger, 744. *14 Neun, und 's zehnte ist auf'm Wege. (Rothenburg.) – Birlinger, 744. Neundrähtiger. * Das ist ein Neundrähtiger. – Frommann, VI, 84. Ein verschmitztes, durchtriebenes Subject. „Neundrähtige, gleisnerische Schelme.“ (Prutz, Engelchen, III, 95.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/520
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [506]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/520>, abgerufen am 22.12.2024.