Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Mölenknecht, s. Mühlknecht.

Molkenkammer.

* Hei is tüsken (zwischen) der Molkenkamer un'n Bräutschappe graut woren. - Lyra, 113; hochdeutsch bei Simrock, 7061.

Er ist zwischen Molkenkammer und Brotschrank gross geworden.


Moll.

Will der eine Moll, will der andere Dur.

Wenn der eine dies will, so will der andere jenes; sie sind einander stets entgegen.


Molle.

* Er ist in der Molle gewiegt. (Schöningen in Braunschweig.)

Um zu sagen: er ist dumm.


Moller.

* Dat is en vörgeten Moller. - Dähnert, 312a.

In dem Sinne von vorgegessen Brot. Moller bezeichnet das Getreide, das man auf einmal zur Mühle schickt.


Mollikopf.

* Er macht en Mollikopf. - Sutermeister, 75.

Ist in übler Laune, widerhaarig. Nach Stalder (II, 213) heisst mollig in einigen Cantonen (Glarus, Schaffhausen) soviel wie dick, plump, dickköpfig, und Molli oder Mollikopf ist ein Dickkopf. Als sinnverwandt finden sich bei Sutermeister daneben: Er ist e Wunderlikus. Er macht de Gering. Er het de Bös. Er het de Rappel. Er het de Nar. Er het de Stier. De Ratz kunnt en a. Er thuet lästerli.


Mollwitz.

* Er ist von Mollwitz, er hat dicke Ohren.

So sagt man in der Gegend von Brieg von jemand, der etwas nicht verstanden hat, oder nicht hat verstehen wollen.


Molnheim.

Fahr ghen Molnheym vnd lass dir den geck schneiden. - Franck, II, 58a; Tappius, 60a; Henisch, 1402, 12; Körte, 4279.

Molnheim, worunter wol Möllen (Mäll'n, Mulne), ein lauenburgisches Städtchen, gemeint ist, worin Till Eulenspiegel begraben liegt, der auch dort geboren wurde und so dem Orte eine seltsame Berühmtheit verlieh.

Lat.: Ede helleborum. - Naviget Anticyras. (Philippi, II, 7; Erasm., 494; Tappius, 60a.)


Moltke.

Moltke ist der Offizier des preussischen Heeres, der in sieben Sprachen zu schweigen versteht.

"Moltke (Freiherr von, Chef des preussischen Generalstabs 1866), infolge des deutsch-französischen Kriegs 1870-71 in den Grafenstand erhoben und zum Generalfeldmarschall ernannt, war ein so grosser Freund des Schweigens, dass über ihn allgemein das Sprichwort im Gange war: Er ist der Offizier des preussischen Heeres, der in sieben Sprachen zu schweigen versteht." (Unsere Tage, Braunschweig 1867, VIII, 618.)


Molum.

* He is molum.

Da die Ostfriesen, besonders an den Küstenstrichen, gute Trinker sind, so fehlt es unter ihnen auch nicht an Redensarten für die verschiedenen Grade des Trinkens und Betrunkenseins, die ich nach Kern (116) hier zur Ergänzung von Ansehen 29, Boden 38 und Laden, Verb., 10 beifüge: He is anschaten. He is besapen. He is nett so besapen as'n Henn. He is so besapen as'n Törf. He kann net mehr aver de Bart speen. He hett sük'n Bar anbunden. He konn net mehr up Benen stahn. He mag de Buddel so gern leiden. He sitt allteid bi de Buddel. He drinkt mehr as he ett. He hett sück'n Fahl anbunden. He hett 't besapen Elend. He is allteid dick un daun. He is daun. He is nett so dick as'n Swein. He is nett so dick as'n Tünn. He hort to de natte Brörs (oder: to de natte Gemende). He kann net mehr gahn of stahn. He hett de Hülle. He hett'n Jammer. De Jangst (der Sinn) steit hum allteid na d' Jannewer. He is rein up de Jannewer versott't (vernarrt, erpicht). Jannewer hett hum unner Foten. He kümmelt sück gern en. He hett wat in de Kopp (oder: Krone). De Kopp is hum so swar. He kickt ut feif Ogen. He hett'n Kaiser an. He hett de Krage vull. He hett sück'n Kalf anbunden. He is knüppeldaun. He hett'n lüttjen an. He gütt'n Lüttjen up de Lampe. He hett genog. He hett to dep in't Glas keken. He hett to völ laden. He hett schef laden. He hett de Michel (Magen) vull. He hett de Marsch vull. He hett wat in de Nös. He kann net mehr ut de Ogen keiken. He hett'n Prubbe. He kann de Roj (Richtung, rojen = rudern) nett hollen. He stött'n Söpke net mit de Foten um, wenn he 't mit de Hand berecken kann. He supt as'n Heiden (Türken, Uelk). 'tis'n Super, Suput, Supswein, Söpker. He hett'n Schöt dor de Flögels. He is half söven. He is schef. He schwajet (schwankt). He kann gen Strek (Strich, Linie) mehr hollen. He is selig. He hett Sprakwater up de Tung. He hett'n Störm in. De Tung is hum belemmert. He wet net van Tewes of Mewes. He trett aver. He is vull. He hett 't weg. He geit dat ene Werthshaus in, un dat anner net vörbi.


[Spaltenumbruch]
Mombar.

Es ward nie keyn gut momber1 gekoren. - Franck, II, 67a; Tappius, 79b u. 125a.

1) Mombaer ist der Name für Vormund am Niederrhein und in den Gegenden des fränkischen Rechts. Sonst heisst er auch Gerhab in Oesterreich, Salzburg und theilweis in Baiern, wo er auch noch die Bezeichnung "Gewer" führt; Vogt und Pfleger überhaupt im Süden. (Vgl. Mittermaier, Deutsches Privatrecht, Landshut 1837, II, 417.) Die Lesart bei Tappius "gekorn" ist wol richtiger als die bei Franck "geborn". (S. Pfleger und Vogt.)


Möme.

*1 Brud dine Möme. (S. Brüden.)

Vexire deine Mutter, als Abfertigung eines Menschen, von dem wir wünschen, dass er uns ungeschoren lasse.

*2 De olle Möme. - Dähnert, 340b.

Möme = Mutter in verächtlichem Ausdruck; "de olle Möme", ein Schreckbild, von dem man Kindern vorsagt.


Monachus.

Monachus - ein Teufel, Diabolus - ein Mönch. - Eiselein, 470; Klosterspiegel, 35, 15.


Monarch.

1 Heute Monarch, morgen im Sarg. - Parömiakon, 2903.

2 Kein Monarch kann's so weit bringen, dass alle nach seinem Kopfe singen.

Lat.: Nulla dies adeo est australibus humida nimbis non intermissis ut fluat imber aquis. (Sutor, 998.)


Monarchie.

1 Die spanische Monarchie hat ein weit Aussehen (Gelüst) von der Festung Fuentes über das schweizer Gebirg den ganzen Rheinstrom hinab bis gen Wesel und Aachen. - Opel, 387.

2 Die spanische Monarchie ist gerathen, sie darf nur vollends gut thun. - Opel, 382.

3 Wenn die polnische Monarchie den ganzen Septentrionem und die spanische den ganzen Meridiem unter sich gebracht haben, so werden die Jesuiten Nachbarn sein. - Opel, 391.


Monat.

1 Der Monat, der die Kälte bringt, bringt auch die Wölfe. - Altmann V.

2 Ein jeder Monat gibt sein fleisch vnd fisch. - Henisch, 1115, 35; Petri, II, 202.

3 Ein Monat kann nichts ohne den andern.

4 Es ist kein Monat im Jahr, er kommt wieder immerdar.

Frz.: Il n'est mois que ne revienne. (Leroux, I, 72.)

Holl.: Daar is geene maand, of zij komt weder. (Harrebomee, II, 47b.)

5 Im Monat zweimal voll, bekommt dem Magen wohl. - Körte, 4280.

Einmal bekommt ihm vielleicht noch besser, am besten wol keinmal.

6 In den Monaten ohne R sind die Krebse gut, die Küsse nicht, aber die vollen Gläser. - Eiselein, 469.

7 In den Monaten ohne R soll man wenig küssen und viel trinken. - Simrock, 7062; Eiselein, 469; Orakel, 117.

Auch in Toscana heisst es: In den Monaten ohne R lass die Frauen und nimm den Becher.

Frz.: Tous les mois qui n'ont point d'R, laisse la femme et prends le verre. (Kritzinger, 461b.)

8 Man kann wol bisweilen sechs Monate für ein halb Jahr gehen lassen. - Winckler, VI, 95.

9 Man muss sechs Monate nehmen für ein halbes Jahr, sonst kommt man mit der Rechnung in Gefahr.

Holl.: Laat vrij passeren zes maanden voor een half jaar; hij zal een kwaad jaar hebben, die er niet op bedacht is. (Harrebomee, II, 47b.)

10 Von einem Monat, der dir nicht gehört, zähle nicht die Tage. - Burckhardt, 349.

Bringe nicht den Gewinn anderer, der dir nicht werden kann, in Anschlag. Unter Monat ist hier der monatliche Sold zu verstehen.

*11 An den russischen Monat denken.

Wenn man eine Züchtigung u. dgl. nicht sogleich ausführen kann, sondern eine günstige Zeit, eine passende Gelegenheit abwarten will, so bedient man sich der obigen Redensart in dem Sinne, wie wir sagen: Ich werde mir's hinter die Ohren schreiben. (S. Durchgerben.)

Poln.: Popamietac ruski miesiac. (Wurzbach I, 156, 57.)

[Spaltenumbruch]
Mölenknecht, s. Mühlknecht.

Molkenkammer.

* Hei is tüsken (zwischen) der Molkenkâmer un'n Bräutschappe graut woren.Lyra, 113; hochdeutsch bei Simrock, 7061.

Er ist zwischen Molkenkammer und Brotschrank gross geworden.


Moll.

Will der eine Moll, will der andere Dur.

Wenn der eine dies will, so will der andere jenes; sie sind einander stets entgegen.


Molle.

* Er ist in der Molle gewiegt. (Schöningen in Braunschweig.)

Um zu sagen: er ist dumm.


Moller.

* Dat is ên vörgeten Moller.Dähnert, 312a.

In dem Sinne von vorgegessen Brot. Moller bezeichnet das Getreide, das man auf einmal zur Mühle schickt.


Mollikopf.

* Er macht en Mollikopf.Sutermeister, 75.

Ist in übler Laune, widerhaarig. Nach Stalder (II, 213) heisst mollig in einigen Cantonen (Glarus, Schaffhausen) soviel wie dick, plump, dickköpfig, und Molli oder Mollikopf ist ein Dickkopf. Als sinnverwandt finden sich bei Sutermeister daneben: Er ist e Wunderlikus. Er macht de Gering. Er het de Bös. Er het de Rappel. Er het de Nar. Er het de Stier. De Ratz kunnt en a. Er thuet lästerli.


Mollwitz.

* Er ist von Mollwitz, er hat dicke Ohren.

So sagt man in der Gegend von Brieg von jemand, der etwas nicht verstanden hat, oder nicht hat verstehen wollen.


Molnheim.

Fahr ghen Molnheym vnd lass dir den geck schneiden.Franck, II, 58a; Tappius, 60a; Henisch, 1402, 12; Körte, 4279.

Molnheim, worunter wol Möllen (Mäll'n, Mulne), ein lauenburgisches Städtchen, gemeint ist, worin Till Eulenspiegel begraben liegt, der auch dort geboren wurde und so dem Orte eine seltsame Berühmtheit verlieh.

Lat.: Ede helleborum. – Naviget Anticyras. (Philippi, II, 7; Erasm., 494; Tappius, 60a.)


Moltke.

Moltke ist der Offizier des preussischen Heeres, der in sieben Sprachen zu schweigen versteht.

„Moltke (Freiherr von, Chef des preussischen Generalstabs 1866), infolge des deutsch-französischen Kriegs 1870-71 in den Grafenstand erhoben und zum Generalfeldmarschall ernannt, war ein so grosser Freund des Schweigens, dass über ihn allgemein das Sprichwort im Gange war: Er ist der Offizier des preussischen Heeres, der in sieben Sprachen zu schweigen versteht.“ (Unsere Tage, Braunschweig 1867, VIII, 618.)


Molum.

* He is molum.

Da die Ostfriesen, besonders an den Küstenstrichen, gute Trinker sind, so fehlt es unter ihnen auch nicht an Redensarten für die verschiedenen Grade des Trinkens und Betrunkenseins, die ich nach Kern (116) hier zur Ergänzung von Ansehen 29, Boden 38 und Laden, Verb., 10 beifüge: He is anschaten. He is besapen. He is nett so besapen as'n Henn. He is so besapen as'n Törf. He kann nêt mehr aver de Bart speën. He hett sük'n Bar anbunden. He konn nêt mehr up Bênen stahn. He mag de Buddel so gern lîden. He sitt alltîd bi de Buddel. He drinkt mehr as he ett. He hett sück'n Fahl anbunden. He hett 't besapen Elend. He is alltîd dick un dûn. He is dûn. He is nett so dick as'n Swîn. He is nett so dick as'n Tünn. He hort to de natte Brörs (oder: to de natte Gemênde). He kann nêt mehr gahn of stahn. He hett de Hülle. He hett'n Jammer. De Jangst (der Sinn) steit hum alltîd na d' Jannewer. He is rein up de Jannewer versott't (vernarrt, erpicht). Jannewer hett hum unner Foten. He kümmelt sück gern ên. He hett wat in de Kopp (oder: Krone). De Kopp is hum so swar. He kickt ut fîf Ogen. He hett'n Kaiser an. He hett de Krage vull. He hett sück'n Kalf anbunden. He is knüppeldûn. He hett'n lüttjen an. He gütt'n Lüttjen up de Lampe. He hett genog. He hett to dêp in't Glas kêken. He hett to völ laden. He hett schêf laden. He hett de Michel (Magen) vull. He hett de Marsch vull. He hett wat in de Nös. He kann nêt mehr ut de Ogen kîken. He hett'n Prubbe. He kann de Roj (Richtung, rojen = rudern) nett hollen. He stött'n Söpke nêt mit de Foten um, wenn he 't mit de Hand berecken kann. He supt as'n Heiden (Türken, Uelk). 'tis'n Super, Suput, Supswîn, Söpker. He hett'n Schöt dor de Flögels. He is half söven. He is schêf. He schwajet (schwankt). He kann gên Strêk (Strich, Linie) mehr hollen. He is selig. He hett Sprâkwater up de Tung. He hett'n Störm in. De Tung is hum belemmert. He wêt net van Tewes of Mewes. He trett aver. He is vull. He hett 't weg. He geit dat êne Werthshaus in, un dat anner net vörbi.


[Spaltenumbruch]
Mombar.

Es ward nie keyn gut momber1 gekoren.Franck, II, 67a; Tappius, 79b u. 125a.

1) Mombaer ist der Name für Vormund am Niederrhein und in den Gegenden des fränkischen Rechts. Sonst heisst er auch Gerhab in Oesterreich, Salzburg und theilweis in Baiern, wo er auch noch die Bezeichnung „Gewer“ führt; Vogt und Pfleger überhaupt im Süden. (Vgl. Mittermaier, Deutsches Privatrecht, Landshut 1837, II, 417.) Die Lesart bei Tappius „gekorn“ ist wol richtiger als die bei Franck „geborn“. (S. Pfleger und Vogt.)


Möme.

*1 Brud dine Möme. (S. Brüden.)

Vexire deine Mutter, als Abfertigung eines Menschen, von dem wir wünschen, dass er uns ungeschoren lasse.

*2 De olle Möme.Dähnert, 340b.

Möme = Mutter in verächtlichem Ausdruck; „de olle Möme“, ein Schreckbild, von dem man Kindern vorsagt.


Monachus.

Monachus – ein Teufel, Diabolus – ein Mönch.Eiselein, 470; Klosterspiegel, 35, 15.


Monarch.

1 Heute Monarch, morgen im Sarg.Parömiakon, 2903.

2 Kein Monarch kann's so weit bringen, dass alle nach seinem Kopfe singen.

Lat.: Nulla dies adeo est australibus humida nimbis non intermissis ut fluat imber aquis. (Sutor, 998.)


Monarchie.

1 Die spanische Monarchie hat ein weit Aussehen (Gelüst) von der Festung Fuentes über das schweizer Gebirg den ganzen Rheinstrom hinab bis gen Wesel und Aachen.Opel, 387.

2 Die spanische Monarchie ist gerathen, sie darf nur vollends gut thun.Opel, 382.

3 Wenn die polnische Monarchie den ganzen Septentrionem und die spanische den ganzen Meridiem unter sich gebracht haben, so werden die Jesuiten Nachbarn sein.Opel, 391.


Monat.

1 Der Monat, der die Kälte bringt, bringt auch die Wölfe.Altmann V.

2 Ein jeder Monat gibt sein fleisch vnd fisch.Henisch, 1115, 35; Petri, II, 202.

3 Ein Monat kann nichts ohne den andern.

4 Es ist kein Monat im Jahr, er kommt wieder immerdar.

Frz.: Il n'est mois que ne revienne. (Leroux, I, 72.)

Holl.: Daar is geene maand, of zij komt weder. (Harrebomée, II, 47b.)

5 Im Monat zweimal voll, bekommt dem Magen wohl.Körte, 4280.

Einmal bekommt ihm vielleicht noch besser, am besten wol keinmal.

6 In den Monaten ohne R sind die Krebse gut, die Küsse nicht, aber die vollen Gläser.Eiselein, 469.

7 In den Monaten ohne R soll man wenig küssen und viel trinken.Simrock, 7062; Eiselein, 469; Orakel, 117.

Auch in Toscana heisst es: In den Monaten ohne R lass die Frauen und nimm den Becher.

Frz.: Tous les mois qui n'ont point d'R, laisse la femme et prends le verre. (Kritzinger, 461b.)

8 Man kann wol bisweilen sechs Monate für ein halb Jahr gehen lassen.Winckler, VI, 95.

9 Man muss sechs Monate nehmen für ein halbes Jahr, sonst kommt man mit der Rechnung in Gefahr.

Holl.: Laat vrij passeren zes maanden voor een half jaar; hij zal een kwaad jaar hebben, die er niet op bedacht is. (Harrebomée, II, 47b.)

10 Von einem Monat, der dir nicht gehört, zähle nicht die Tage.Burckhardt, 349.

Bringe nicht den Gewinn anderer, der dir nicht werden kann, in Anschlag. Unter Monat ist hier der monatliche Sold zu verstehen.

*11 An den russischen Monat denken.

Wenn man eine Züchtigung u. dgl. nicht sogleich ausführen kann, sondern eine günstige Zeit, eine passende Gelegenheit abwarten will, so bedient man sich der obigen Redensart in dem Sinne, wie wir sagen: Ich werde mir's hinter die Ohren schreiben. (S. Durchgerben.)

Poln.: Popamiętać ruski miesiąc. (Wurzbach I, 156, 57.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0362" n="[348]"/>
        <cb n="695"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Mölenknecht,</hi> s.  Mühlknecht.</head><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Molkenkammer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Hei is tüsken (zwischen) der Molkenkâmer un'n Bräutschappe graut woren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lyra, 113;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Simrock, 7061.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist zwischen Molkenkammer und Brotschrank gross geworden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Moll.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Will der eine Moll, will der andere Dur.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn der eine dies will, so will der andere jenes; sie sind einander stets entgegen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Molle.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist in der Molle gewiegt.</hi> (<hi rendition="#i">Schöningen in Braunschweig.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: er ist dumm.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Moller.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dat is ên vörgeten Moller.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 312<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne von vorgegessen Brot. Moller bezeichnet das Getreide, das man auf einmal zur Mühle schickt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mollikopf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er macht en Mollikopf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 75.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist in übler Laune, widerhaarig. Nach <hi rendition="#i">Stalder (II, 213)</hi> heisst mollig in einigen Cantonen (Glarus, Schaffhausen) soviel wie dick, plump, dickköpfig, und Molli oder Mollikopf ist ein Dickkopf. Als sinnverwandt finden sich bei <hi rendition="#i">Sutermeister</hi> daneben: Er ist e Wunderlikus. Er macht de Gering. Er het de Bös. Er het de Rappel. Er het de Nar. Er het de Stier. De Ratz kunnt en a. Er thuet lästerli.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mollwitz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist von Mollwitz, er hat dicke Ohren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt man in der Gegend von Brieg von jemand, der etwas nicht verstanden hat, oder nicht hat verstehen wollen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Molnheim.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Fahr ghen Molnheym vnd lass dir den geck schneiden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 58<hi rendition="#sup">a</hi>; Tappius, 60<hi rendition="#sup">a</hi>; Henisch, 1402, 12; Körte, 4279.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Molnheim, worunter wol Möllen (Mäll'n, Mulne), ein lauenburgisches Städtchen, gemeint ist, worin Till Eulenspiegel begraben liegt, der auch dort geboren wurde und so dem Orte eine seltsame Berühmtheit verlieh.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ede helleborum. &#x2013; Naviget Anticyras. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 7; Erasm., 494; Tappius, 60<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Moltke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Moltke ist der Offizier des preussischen Heeres, der in sieben Sprachen zu schweigen versteht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Moltke (Freiherr von, Chef des preussischen Generalstabs 1866), infolge des deutsch-französischen Kriegs 1870-71 in den Grafenstand erhoben und zum Generalfeldmarschall ernannt, war ein so grosser Freund des Schweigens, dass über ihn allgemein das Sprichwort im Gange war: Er ist der Offizier des preussischen Heeres, der in sieben Sprachen zu schweigen versteht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Unsere Tage, Braunschweig 1867, VIII, 618.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Molum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* He is molum.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Da die Ostfriesen, besonders an den Küstenstrichen, gute Trinker sind, so fehlt es unter ihnen auch nicht an Redensarten für die verschiedenen Grade des Trinkens und Betrunkenseins, die ich nach <hi rendition="#i">Kern (116)</hi> hier zur Ergänzung von Ansehen 29, Boden 38 und Laden, Verb., 10 beifüge: He is anschaten. He is besapen. He is nett so besapen as'n Henn. He is so besapen as'n Törf. He kann nêt mehr aver de Bart speën. He hett sük'n Bar anbunden. He konn nêt mehr up Bênen stahn. He mag de Buddel so gern lîden. He sitt alltîd bi de Buddel. He drinkt mehr as he ett. He hett sück'n Fahl anbunden. He hett 't besapen Elend. He is alltîd dick un dûn. He is dûn. He is nett so dick as'n Swîn. He is nett so dick as'n Tünn. He hort to de natte Brörs (oder: to de natte Gemênde). He kann nêt mehr gahn of stahn. He hett de Hülle. He hett'n Jammer. De Jangst (der Sinn) steit hum alltîd na d' Jannewer. He is rein up de Jannewer versott't (vernarrt, erpicht). Jannewer hett hum unner Foten. He kümmelt sück gern ên. He hett wat in de Kopp (oder: Krone). De Kopp is hum so swar. He kickt ut fîf Ogen. He hett'n Kaiser an. He hett de Krage vull. He hett sück'n Kalf anbunden. He is knüppeldûn. He hett'n lüttjen an. He gütt'n Lüttjen up de Lampe. He hett genog. He hett to dêp in't Glas kêken. He hett to völ laden. He hett schêf laden. He hett de Michel (Magen) vull. He hett de Marsch vull. He hett wat in de Nös. He kann nêt mehr ut de Ogen kîken. He hett'n Prubbe. He kann de Roj (Richtung, rojen = rudern) nett hollen. He stött'n Söpke nêt mit de Foten um, wenn he 't mit de Hand berecken kann. He supt as'n Heiden (Türken, Uelk). 'tis'n Super, Suput, Supswîn, Söpker. He hett'n Schöt dor de Flögels. He is half söven. He is schêf. He schwajet (schwankt). He kann gên Strêk (Strich, Linie) mehr hollen. He is selig. He hett Sprâkwater up de Tung. He hett'n Störm in. De Tung is hum belemmert. He wêt net van Tewes of Mewes. He trett aver. He is vull. He hett 't weg. He geit dat êne Werthshaus in, un dat anner net vörbi.</p><lb/>
        </div>
        <cb n="696"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mombar.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es ward nie keyn gut momber<hi rendition="#sup">1</hi> gekoren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 67<hi rendition="#sup">a</hi>; Tappius, 79<hi rendition="#sup">b</hi> u. 125<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Mombaer ist der Name für Vormund am Niederrhein und in den Gegenden des fränkischen Rechts. Sonst heisst er auch Gerhab in Oesterreich, Salzburg und theilweis in Baiern, wo er auch noch die Bezeichnung &#x201E;Gewer&#x201C; führt; Vogt und Pfleger überhaupt im Süden. (Vgl. <hi rendition="#i">Mittermaier, Deutsches Privatrecht, Landshut 1837, II, 417.</hi>) Die Lesart bei <hi rendition="#i">Tappius</hi> &#x201E;gekorn&#x201C; ist wol richtiger als die bei <hi rendition="#i">Franck</hi> &#x201E;geborn&#x201C;. (S.  Pfleger und  Vogt.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Möme.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Brud dine Möme.</hi> (S.  Brüden.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Vexire deine Mutter, als Abfertigung eines Menschen, von dem wir wünschen, dass er uns ungeschoren lasse.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 De olle Möme.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 340<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Möme = Mutter in verächtlichem Ausdruck; &#x201E;de olle Möme&#x201C;, ein Schreckbild, von dem man Kindern vorsagt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Monachus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Monachus &#x2013; ein Teufel, Diabolus &#x2013; ein Mönch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 470; Klosterspiegel, 35, 15.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Monarch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Heute Monarch, morgen im Sarg.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2903.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Kein Monarch kann's so weit bringen, dass alle nach seinem Kopfe singen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nulla dies adeo est australibus humida nimbis non intermissis ut fluat imber aquis. (<hi rendition="#i">Sutor, 998.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Monarchie.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die spanische Monarchie hat ein weit Aussehen (Gelüst) von der Festung Fuentes über das schweizer Gebirg den ganzen Rheinstrom hinab bis gen Wesel und Aachen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 387.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die spanische Monarchie ist gerathen, sie darf nur vollends gut thun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 382.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wenn die polnische Monarchie den ganzen Septentrionem und die spanische den ganzen Meridiem unter sich gebracht haben, so werden die Jesuiten Nachbarn sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 391.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Monat.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Monat, der die Kälte bringt, bringt auch die Wölfe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein jeder Monat gibt sein fleisch vnd fisch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1115, 35; Petri, II, 202.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein Monat kann nichts ohne den andern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Es ist kein Monat im Jahr, er kommt wieder immerdar.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'est mois que ne revienne. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 72.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar is geene maand, of zij komt weder. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 47<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Im Monat zweimal voll, bekommt dem Magen wohl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4280.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einmal bekommt ihm vielleicht noch besser, am besten wol keinmal.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 In den Monaten ohne R sind die Krebse gut, die Küsse nicht, aber die vollen Gläser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 469.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 In den Monaten ohne R soll man wenig küssen und viel trinken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7062; Eiselein, 469; Orakel, 117.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch in Toscana heisst es: In den Monaten ohne R lass die Frauen und nimm den Becher.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tous les mois qui n'ont point d'R, laisse la femme et prends le verre. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 461<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Man kann wol bisweilen sechs Monate für ein halb Jahr gehen lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, VI, 95.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Man muss sechs Monate nehmen für ein halbes Jahr, sonst kommt man mit der Rechnung in Gefahr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Laat vrij passeren zes maanden voor een half jaar; hij zal een kwaad jaar hebben, die er niet op bedacht is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 47<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Von einem Monat, der dir nicht gehört, zähle nicht die Tage.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 349.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bringe nicht den Gewinn anderer, der dir nicht werden kann, in Anschlag. Unter Monat ist hier der monatliche Sold zu verstehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 An den russischen Monat denken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man eine Züchtigung u. dgl. nicht sogleich ausführen kann, sondern eine günstige Zeit, eine passende Gelegenheit abwarten will, so bedient man sich der obigen Redensart in dem Sinne, wie wir sagen: Ich werde mir's hinter die Ohren schreiben. (S.  Durchgerben.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Popami&#x0119;ta&#x0107; ruski miesi&#x0105;c. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 156, 57.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[348]/0362] Mölenknecht, s. Mühlknecht. Molkenkammer. * Hei is tüsken (zwischen) der Molkenkâmer un'n Bräutschappe graut woren. – Lyra, 113; hochdeutsch bei Simrock, 7061. Er ist zwischen Molkenkammer und Brotschrank gross geworden. Moll. Will der eine Moll, will der andere Dur. Wenn der eine dies will, so will der andere jenes; sie sind einander stets entgegen. Molle. * Er ist in der Molle gewiegt. (Schöningen in Braunschweig.) Um zu sagen: er ist dumm. Moller. * Dat is ên vörgeten Moller. – Dähnert, 312a. In dem Sinne von vorgegessen Brot. Moller bezeichnet das Getreide, das man auf einmal zur Mühle schickt. Mollikopf. * Er macht en Mollikopf. – Sutermeister, 75. Ist in übler Laune, widerhaarig. Nach Stalder (II, 213) heisst mollig in einigen Cantonen (Glarus, Schaffhausen) soviel wie dick, plump, dickköpfig, und Molli oder Mollikopf ist ein Dickkopf. Als sinnverwandt finden sich bei Sutermeister daneben: Er ist e Wunderlikus. Er macht de Gering. Er het de Bös. Er het de Rappel. Er het de Nar. Er het de Stier. De Ratz kunnt en a. Er thuet lästerli. Mollwitz. * Er ist von Mollwitz, er hat dicke Ohren. So sagt man in der Gegend von Brieg von jemand, der etwas nicht verstanden hat, oder nicht hat verstehen wollen. Molnheim. Fahr ghen Molnheym vnd lass dir den geck schneiden. – Franck, II, 58a; Tappius, 60a; Henisch, 1402, 12; Körte, 4279. Molnheim, worunter wol Möllen (Mäll'n, Mulne), ein lauenburgisches Städtchen, gemeint ist, worin Till Eulenspiegel begraben liegt, der auch dort geboren wurde und so dem Orte eine seltsame Berühmtheit verlieh. Lat.: Ede helleborum. – Naviget Anticyras. (Philippi, II, 7; Erasm., 494; Tappius, 60a.) Moltke. Moltke ist der Offizier des preussischen Heeres, der in sieben Sprachen zu schweigen versteht. „Moltke (Freiherr von, Chef des preussischen Generalstabs 1866), infolge des deutsch-französischen Kriegs 1870-71 in den Grafenstand erhoben und zum Generalfeldmarschall ernannt, war ein so grosser Freund des Schweigens, dass über ihn allgemein das Sprichwort im Gange war: Er ist der Offizier des preussischen Heeres, der in sieben Sprachen zu schweigen versteht.“ (Unsere Tage, Braunschweig 1867, VIII, 618.) Molum. * He is molum. Da die Ostfriesen, besonders an den Küstenstrichen, gute Trinker sind, so fehlt es unter ihnen auch nicht an Redensarten für die verschiedenen Grade des Trinkens und Betrunkenseins, die ich nach Kern (116) hier zur Ergänzung von Ansehen 29, Boden 38 und Laden, Verb., 10 beifüge: He is anschaten. He is besapen. He is nett so besapen as'n Henn. He is so besapen as'n Törf. He kann nêt mehr aver de Bart speën. He hett sük'n Bar anbunden. He konn nêt mehr up Bênen stahn. He mag de Buddel so gern lîden. He sitt alltîd bi de Buddel. He drinkt mehr as he ett. He hett sück'n Fahl anbunden. He hett 't besapen Elend. He is alltîd dick un dûn. He is dûn. He is nett so dick as'n Swîn. He is nett so dick as'n Tünn. He hort to de natte Brörs (oder: to de natte Gemênde). He kann nêt mehr gahn of stahn. He hett de Hülle. He hett'n Jammer. De Jangst (der Sinn) steit hum alltîd na d' Jannewer. He is rein up de Jannewer versott't (vernarrt, erpicht). Jannewer hett hum unner Foten. He kümmelt sück gern ên. He hett wat in de Kopp (oder: Krone). De Kopp is hum so swar. He kickt ut fîf Ogen. He hett'n Kaiser an. He hett de Krage vull. He hett sück'n Kalf anbunden. He is knüppeldûn. He hett'n lüttjen an. He gütt'n Lüttjen up de Lampe. He hett genog. He hett to dêp in't Glas kêken. He hett to völ laden. He hett schêf laden. He hett de Michel (Magen) vull. He hett de Marsch vull. He hett wat in de Nös. He kann nêt mehr ut de Ogen kîken. He hett'n Prubbe. He kann de Roj (Richtung, rojen = rudern) nett hollen. He stött'n Söpke nêt mit de Foten um, wenn he 't mit de Hand berecken kann. He supt as'n Heiden (Türken, Uelk). 'tis'n Super, Suput, Supswîn, Söpker. He hett'n Schöt dor de Flögels. He is half söven. He is schêf. He schwajet (schwankt). He kann gên Strêk (Strich, Linie) mehr hollen. He is selig. He hett Sprâkwater up de Tung. He hett'n Störm in. De Tung is hum belemmert. He wêt net van Tewes of Mewes. He trett aver. He is vull. He hett 't weg. He geit dat êne Werthshaus in, un dat anner net vörbi. Mombar. Es ward nie keyn gut momber1 gekoren. – Franck, II, 67a; Tappius, 79b u. 125a. 1) Mombaer ist der Name für Vormund am Niederrhein und in den Gegenden des fränkischen Rechts. Sonst heisst er auch Gerhab in Oesterreich, Salzburg und theilweis in Baiern, wo er auch noch die Bezeichnung „Gewer“ führt; Vogt und Pfleger überhaupt im Süden. (Vgl. Mittermaier, Deutsches Privatrecht, Landshut 1837, II, 417.) Die Lesart bei Tappius „gekorn“ ist wol richtiger als die bei Franck „geborn“. (S. Pfleger und Vogt.) Möme. *1 Brud dine Möme. (S. Brüden.) Vexire deine Mutter, als Abfertigung eines Menschen, von dem wir wünschen, dass er uns ungeschoren lasse. *2 De olle Möme. – Dähnert, 340b. Möme = Mutter in verächtlichem Ausdruck; „de olle Möme“, ein Schreckbild, von dem man Kindern vorsagt. Monachus. Monachus – ein Teufel, Diabolus – ein Mönch. – Eiselein, 470; Klosterspiegel, 35, 15. Monarch. 1 Heute Monarch, morgen im Sarg. – Parömiakon, 2903. 2 Kein Monarch kann's so weit bringen, dass alle nach seinem Kopfe singen. Lat.: Nulla dies adeo est australibus humida nimbis non intermissis ut fluat imber aquis. (Sutor, 998.) Monarchie. 1 Die spanische Monarchie hat ein weit Aussehen (Gelüst) von der Festung Fuentes über das schweizer Gebirg den ganzen Rheinstrom hinab bis gen Wesel und Aachen. – Opel, 387. 2 Die spanische Monarchie ist gerathen, sie darf nur vollends gut thun. – Opel, 382. 3 Wenn die polnische Monarchie den ganzen Septentrionem und die spanische den ganzen Meridiem unter sich gebracht haben, so werden die Jesuiten Nachbarn sein. – Opel, 391. Monat. 1 Der Monat, der die Kälte bringt, bringt auch die Wölfe. – Altmann V. 2 Ein jeder Monat gibt sein fleisch vnd fisch. – Henisch, 1115, 35; Petri, II, 202. 3 Ein Monat kann nichts ohne den andern. 4 Es ist kein Monat im Jahr, er kommt wieder immerdar. Frz.: Il n'est mois que ne revienne. (Leroux, I, 72.) Holl.: Daar is geene maand, of zij komt weder. (Harrebomée, II, 47b.) 5 Im Monat zweimal voll, bekommt dem Magen wohl. – Körte, 4280. Einmal bekommt ihm vielleicht noch besser, am besten wol keinmal. 6 In den Monaten ohne R sind die Krebse gut, die Küsse nicht, aber die vollen Gläser. – Eiselein, 469. 7 In den Monaten ohne R soll man wenig küssen und viel trinken. – Simrock, 7062; Eiselein, 469; Orakel, 117. Auch in Toscana heisst es: In den Monaten ohne R lass die Frauen und nimm den Becher. Frz.: Tous les mois qui n'ont point d'R, laisse la femme et prends le verre. (Kritzinger, 461b.) 8 Man kann wol bisweilen sechs Monate für ein halb Jahr gehen lassen. – Winckler, VI, 95. 9 Man muss sechs Monate nehmen für ein halbes Jahr, sonst kommt man mit der Rechnung in Gefahr. Holl.: Laat vrij passeren zes maanden voor een half jaar; hij zal een kwaad jaar hebben, die er niet op bedacht is. (Harrebomée, II, 47b.) 10 Von einem Monat, der dir nicht gehört, zähle nicht die Tage. – Burckhardt, 349. Bringe nicht den Gewinn anderer, der dir nicht werden kann, in Anschlag. Unter Monat ist hier der monatliche Sold zu verstehen. *11 An den russischen Monat denken. Wenn man eine Züchtigung u. dgl. nicht sogleich ausführen kann, sondern eine günstige Zeit, eine passende Gelegenheit abwarten will, so bedient man sich der obigen Redensart in dem Sinne, wie wir sagen: Ich werde mir's hinter die Ohren schreiben. (S. Durchgerben.) Poln.: Popamiętać ruski miesiąc. (Wurzbach I, 156, 57.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/362
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [348]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/362>, abgerufen am 22.12.2024.