Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 2 Meerwasser bleibt salzig, wenn es auch Zuckerwasser regnet. - Sprichwörtergarten, 337. Meerwunder. * Das ist ein Meerwunder. - Tendlau, 48; Franck, Zeytbuch, I, LXIIa. Eine wunderbare Erscheinung im Meere, besonders ein wunderbares wie auch fabelhaftes Geschöpf im Meere, als die Meerfrauen u. dgl. (S. Märwunder.) In weiterer Bedeutung eine jede seltsame und seltene Erscheinung. (Vgl. Campe, Wb., III, 247b.) In Ulm: Dös ist e wahr's Meerwunder, wenn me die mal sieht. "Das ist einem Meerwunder ganz gleich, das alt Lüt' Kargheit flissen sich; und Einer hat uf Zerung Acht, so er sin Reis' jetzt hat vollbracht." (Brandt.) Megille. * Das is e ganz Megille. - Tendlau, 113. Von umfangreichen, aber langweiligen Actenstücken. Megille heisst der Brief Esther's, dessen Vorlesung in der Synagoge am Purimabende den Zuhörern gar zu lang wird, da sie den Tag zuvor gefastet haben, und erst nach Beendigung der Megille Speisen zu sich nehmen dürfen. Mehl. 1 Alles Mehl hat Kleien. - Eiselein, 459; Simrock, 6928. It.: Ogni farina ha crusca. (Eiselein, 459.) 2 Aus gestohlenem Mehl kann man auch Kuchen backen, aber sie sind bös zu verdauen. 3 Das Mehl (kaufe) beim Müller, das Brot beim Bäcker. - Altmann VI, 484. 4 Das Mehl des Teufels verwandelt sich in Grüsche (Kleie). Frz.: La farine du diable s'en va moitie en son. (Bohn II, 28.) Holl.: Het meel van den duivel gaat heel in gruis weg. (Harrebomee, II, 70b.) Ital. Schweiz.: La farina dal diaul la va in crüsca. (Schweiz, I, 234, 9.) 5 Das Mehl gegen den Wind beuteln, ist Narrheit. - Simrock, 6931. 6 Das Mehl ist dess, der die Brote daraus bäckt. - Altmann VI, 441. 7 Das Mehl ist gut, aber der Sack taugt nichts. Papst Clemens brauchte dies Wort in Bezug auf den gewandten Juristen Farinarius, auf dessen Namen es eine Anspielung ist. Derselbe besass eine tiefe Kenntniss des geistlichen und weltlichen Rechts, und strafte als Advocat und päpstlicher Fiscal mit unerbittlicher Strenge, sündigte aber selbst auf die sträflichste Weise. 8 Das Mehl vom Teufel geht gemeiniglich in Graus. 9 Der muss Mehl han, mehr denn viel, der allen 's Maul verstopfen will. - Eiselein, 453. Lat.: Arbitrio non est nostri, quid quisque loquatur. (Eiselein, 455.) - Cunctorum, multis eget implens ora farinis. (Cato.) (Loci comm., 62; Gaal, 1144.) 10 Der muss vil mel haben, der alle meuler wil verkleybe. (S. Leute 1348 u. 1351 und Maul 173, 179 u. 196.) - Franck, I, 85a; Egenolff, 344b; Eyering, I, 519; Gruter, I, 16; Lehmann, II, 157, 175; Winckler, I, 27; Schottel, 1127b; Gaal, 1144; Sailer, 282; Schmitz, 201, 255; Körte, 4188; Frischbier2, 2563; Braun, I, 2597. Mhd.: Der muost mal han vil me daun vil wer yedems mul verstopffen wil. (Narrenschiff.) (Zingerle, 101.) Dän.: Den skal have meget meel, der vil stoppe alle munde. (Bohn I, 355.) - Han skal have lange arme alle munde vil lukke. (Prov. dan., 35.) Holl.: Het heeft veel meels van noode, de iedereen den mond stoppen zal. (Bohn I, 322.) - Het meel al was 't ook duizend pond, stopt nog niet eens een' klappers mond. - Hij behoeft wel meel met groote koppen, die allen klappers den mond zal stoppen. (Harrebomee, II, 76b.) Lat.: Famam quotus quisque potest effugere. (Masson, 288.) - Multum farris habet qui cuncta obstruit ora. (Lochner, Com., 377b.) - Qui a malo liber est is etiam ad malum suspicandum tardior. (Sutor, 200.) 11 Es geht viel Mehl in einen Kasten. 12 Es gibt Mehl wie Korn. - Simrock, 6928a. 13 Es ist kein Mehl, es hat seine Kleien. In Italien heisst es: Kein Mehl ohne Kleien, keine Nuss ohne Rinde, kein Korn ohne Stroh, kein Mensch ohne Fehl. (Reinsberg II, 74.) 14 Es ist kein Mehl so fein, es hat seine Klümpchen. Manches ist sogar mit fremden Stoffen vermischt und gefälscht. So sagen die Perser: Das Mehl von Peschawer ist nicht ohne Beimischung von Gerste, und die Frauen von Kabul haben keinen Mangel an Freunden. Die Einwohner der Stadt Kabul sind theils Perser (Schiiten), theils Afghanen (Sunniten). Die Frauen der letztern haben, nach dem Beispiel ihrer betrügerischen und unmässigem Trunk ergebenen Männer, ebenfalls den Weg der Tugend nicht gewählt und leben in anderer [Spaltenumbruch] Weise, wie das Sprichwort andeutet, ausschweifend. (Vgl. Ausland, 1835, Nr. 164.) Dän.: Intet meel er saa fiint, som jo har sander, eller viin saa klar, som jo haar baerme, eller trae saa godt, som jo har knort. (Prov. dan., 326.) 15 Es ist nicht alles Mehl, was weiss ist, sonst wäre die Katze nicht betrogen. (S. Butter 22-24.) Holl.: Het is niet al meel, wat witheid heeft. (Harrebomee, II, 70b.) 16 Es ist schade ums Mehl, wenn der Sack ein Loch hat. Die Russen: Sorge, dass dein Mehlsack kein Loch hat. (Altmann VI, 485.) 17 Es müsste viel Mehl in der Welt sein, wenn man allen Ehrabschneidern das Maul verpappen wollte. - Chaos, 158. 18 Es müste einer viel Mehl haben, der allen bösen Leuten wollte das Maul verkleben. - Gruter, III, 35; Mayer, II, 174; Masson, 287. 19 Es wird nicht alles Mehl zu Kuchen1 verbacken. - Altmann VI, 485. 1) Kollern, sagt man in Petersburg. (Altmann V.) - Die Finnen: Nicht aus jedem Mehl gebacken wird ein süsser Hochzeitsfladen. Die Esten: Nicht alte Grütze wird zu Kuchen verbacken. Die Bulgaren: Nicht aus allem Honig wird Meth gemacht. Die Russen: Nicht aus allen Wachholderbeeren wird Branntwein gepresst. Nicht aus allem Rogen wird Kaviar bereitet. (Reinsberg IV, 21.) 20 Grobes Mehl für immer ist besser als feines Mehl nur von Zeit zu Zeit. - Burckhardt, 544. 21 Gut Mehl, gut Brot. 22 Gutes Mehl belehrt die Bäckerin, guter Flachs die Spinnerin. 23 Gutes Mehl hat auch seine Kleien. Schwed.: Got miöl haar och sador. (Grubb, 273.) 24 Gutes Mehl ist feiner Säcke werth. Zur Bedauerung, wenn das Gute, Edle, Schöne in einem schlechten Gehäus ist. 25 Gutes Mehl verkauft sich allein. Wer gute Waare hat, bedarf keiner öffentlichen Anpreisungen. Port.: Faze boa farinha, enao toques basina. (Bohn I, 277.) Span.: Haz buena harina, y no toques buzina. (Bohn I, 224.) 26 Hat man nur erst Mehl, der Sack findet sich wol. - Altmann VI, 402. 27 Je reiner mehl, je besser brot. - Henisch, 319, 49. 28 Man kann nicht das Mehl im Munde behalten und blasen. (S. Geben 132.) Zwei sich widersprechende Dinge, Thätigkeiten, Verrichtungen u. s. w. lassen sich nicht gleichzeitig von jemand ausführen, wie dies wol von allen Völkern sprichwörtlich ausgesprochen worden. So sagen die Engländer: Man kann nicht zugleich spinnen und weifen; die Spanier: blasen und schlucken, blasen und einathmen; die Venetier: trinken und pfeifen; die Franzosen: trinken und Feuer anblasen, jagen und das Horn blasen; die Lombarden: schlafen und Wache stehen u. s. w. (Reinsberg IV, 115.) 29 Man muss mit dem Mehl backen, das man hat. Dän.: Man faaer at bage af det meel man har. (Bohn I, 386.) 30 Mehl ist Mehl, sagte die Maus und frass weizenes (oder: frass vom besten). - Altmann VI, 409. 31 Mehl vom Teufel gibt schlechtes Gebäck. Frz.: Farine de diable se tourne en bran. (Leroux, I, 44.) 32 Mehl wie Korn. 33 Ohne Mehl geht's Brotbacken fehl. - Gaal, 1443. "Ich wolt, dass ich die Frau find, die ohn Meel Brod bachen kündt." (Sutor.) Holl.: Men en can gheen broot backen sonder meel. (Horae Belgic., IX, 519, von Hoffmann von Fallersleben.) Lat.: Panem Catharina (Justina) non conficit absque farina. (Sutor, 141.) 34 Ohne Mehl vnd Wasser ist nicht gut Brot backen. - Petri, II, 504; Mayer, II, 52; Körte, 4187; Simrock, 6939; Reinsberg IV, 3. Bei Tunnicius (742): Sunder mal unde water is quat backen. (Decoxit nullus panem sine farre vel unda.) It.: Senza farina non si puo far pane. (Pazzaglia, 262, 4.) 35 Siebe dein Mehl und iss deine Pasteten; aber hüte dich, es auszutrompeten. 36 Was man am Mehl gewinnt, mag man schon an den Kleien verlieren. - Altmann V, 127. 37 We vell Mehl de häw'n sull', de all' Müler verklöäwen wull'. - Schlingmann, 1046.
[Spaltenumbruch] 2 Meerwasser bleibt salzig, wenn es auch Zuckerwasser regnet. – Sprichwörtergarten, 337. Meerwunder. * Das ist ein Meerwunder. – Tendlau, 48; Franck, Zeytbuch, I, LXIIa. Eine wunderbare Erscheinung im Meere, besonders ein wunderbares wie auch fabelhaftes Geschöpf im Meere, als die Meerfrauen u. dgl. (S. Märwunder.) In weiterer Bedeutung eine jede seltsame und seltene Erscheinung. (Vgl. Campe, Wb., III, 247b.) In Ulm: Dös ist e wahr's Meerwunder, wenn me die mal sieht. „Das ist einem Meerwunder ganz gleich, das alt Lüt' Kargheit flissen sich; und Einer hat uf Zerung Acht, so er sin Reis' jetzt hat vollbracht.“ (Brandt.) Megille. * Das is e ganz Megille. – Tendlau, 113. Von umfangreichen, aber langweiligen Actenstücken. Megille heisst der Brief Esther's, dessen Vorlesung in der Synagoge am Purimabende den Zuhörern gar zu lang wird, da sie den Tag zuvor gefastet haben, und erst nach Beendigung der Megille Speisen zu sich nehmen dürfen. Mehl. 1 Alles Mehl hat Kleien. – Eiselein, 459; Simrock, 6928. It.: Ogni farina ha crusca. (Eiselein, 459.) 2 Aus gestohlenem Mehl kann man auch Kuchen backen, aber sie sind bös zu verdauen. 3 Das Mehl (kaufe) beim Müller, das Brot beim Bäcker. – Altmann VI, 484. 4 Das Mehl des Teufels verwandelt sich in Grüsche (Kleie). Frz.: La farine du diable s'en va moitié en son. (Bohn II, 28.) Holl.: Het meel van den duivel gaat heel in gruis weg. (Harrebomée, II, 70b.) Ital. Schweiz.: La farina dal diaul la va in crüsca. (Schweiz, I, 234, 9.) 5 Das Mehl gegen den Wind beuteln, ist Narrheit. – Simrock, 6931. 6 Das Mehl ist dess, der die Brote daraus bäckt. – Altmann VI, 441. 7 Das Mehl ist gut, aber der Sack taugt nichts. Papst Clemens brauchte dies Wort in Bezug auf den gewandten Juristen Farinarius, auf dessen Namen es eine Anspielung ist. Derselbe besass eine tiefe Kenntniss des geistlichen und weltlichen Rechts, und strafte als Advocat und päpstlicher Fiscal mit unerbittlicher Strenge, sündigte aber selbst auf die sträflichste Weise. 8 Das Mehl vom Teufel geht gemeiniglich in Graus. 9 Der muss Mehl han, mehr denn viel, der allen 's Maul verstopfen will. – Eiselein, 453. Lat.: Arbitrio non est nostri, quid quisque loquatur. (Eiselein, 455.) – Cunctorum, multis eget implens ora farinis. (Cato.) (Loci comm., 62; Gaal, 1144.) 10 Der muss vil mel haben, der alle meuler wil verkleybe. (S. Leute 1348 u. 1351 und Maul 173, 179 u. 196.) – Franck, I, 85a; Egenolff, 344b; Eyering, I, 519; Gruter, I, 16; Lehmann, II, 157, 175; Winckler, I, 27; Schottel, 1127b; Gaal, 1144; Sailer, 282; Schmitz, 201, 255; Körte, 4188; Frischbier2, 2563; Braun, I, 2597. Mhd.: Der muost mal han vil me daun vil wer yedems mul verstopffen wil. (Narrenschiff.) (Zingerle, 101.) Dän.: Den skal have meget meel, der vil stoppe alle munde. 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So sagen die Perser: Das Mehl von Peschawer ist nicht ohne Beimischung von Gerste, und die Frauen von Kabul haben keinen Mangel an Freunden. Die Einwohner der Stadt Kabul sind theils Perser (Schiiten), theils Afghanen (Sunniten). Die Frauen der letztern haben, nach dem Beispiel ihrer betrügerischen und unmässigem Trunk ergebenen Männer, ebenfalls den Weg der Tugend nicht gewählt und leben in anderer [Spaltenumbruch] Weise, wie das Sprichwort andeutet, ausschweifend. (Vgl. Ausland, 1835, Nr. 164.) Dän.: Intet meel er saa fiint, som jo har sander, eller viin saa klar, som jo haar bærme, eller træ saa godt, som jo har knort. (Prov. dan., 326.) 15 Es ist nicht alles Mehl, was weiss ist, sonst wäre die Katze nicht betrogen. (S. Butter 22-24.) Holl.: Het is niet al meel, wat witheid heeft. (Harrebomée, II, 70b.) 16 Es ist schade ums Mehl, wenn der Sack ein Loch hat. Die Russen: Sorge, dass dein Mehlsack kein Loch hat. 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So sagen die Engländer: Man kann nicht zugleich spinnen und weifen; die Spanier: blasen und schlucken, blasen und einathmen; die Venetier: trinken und pfeifen; die Franzosen: trinken und Feuer anblasen, jagen und das Horn blasen; die Lombarden: schlafen und Wache stehen u. s. w. (Reinsberg IV, 115.) 29 Man muss mit dem Mehl backen, das man hat. Dän.: Man faaer at bage af det meel man har. (Bohn I, 386.) 30 Mehl ist Mehl, sagte die Maus und frass weizenes (oder: frass vom besten). – Altmann VI, 409. 31 Mehl vom Teufel gibt schlechtes Gebäck. Frz.: Farine de diable se tourne en bran. (Leroux, I, 44.) 32 Mehl wie Korn. 33 Ohne Mehl geht's Brotbacken fehl. – Gaal, 1443. „Ich wolt, dass ich die Frau find, die ohn Meel Brod bachen kündt.“ (Sutor.) Holl.: Men en can gheen broot backen sonder meel. (Horae Belgic., IX, 519, von Hoffmann von Fallersleben.) Lat.: Panem Catharina (Justina) non conficit absque farina. 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2 Meerwasser bleibt salzig, wenn es auch Zuckerwasser regnet. – Sprichwörtergarten, 337.
Meerwunder.
* Das ist ein Meerwunder. – Tendlau, 48; Franck, Zeytbuch, I, LXIIa.
Eine wunderbare Erscheinung im Meere, besonders ein wunderbares wie auch fabelhaftes Geschöpf im Meere, als die Meerfrauen u. dgl. (S. Märwunder.) In weiterer Bedeutung eine jede seltsame und seltene Erscheinung. (Vgl. Campe, Wb., III, 247b.) In Ulm: Dös ist e wahr's Meerwunder, wenn me die mal sieht. „Das ist einem Meerwunder ganz gleich, das alt Lüt' Kargheit flissen sich; und Einer hat uf Zerung Acht, so er sin Reis' jetzt hat vollbracht.“ (Brandt.)
Megille.
* Das is e ganz Megille. – Tendlau, 113.
Von umfangreichen, aber langweiligen Actenstücken. Megille heisst der Brief Esther's, dessen Vorlesung in der Synagoge am Purimabende den Zuhörern gar zu lang wird, da sie den Tag zuvor gefastet haben, und erst nach Beendigung der Megille Speisen zu sich nehmen dürfen.
Mehl.
1 Alles Mehl hat Kleien. – Eiselein, 459; Simrock, 6928.
It.: Ogni farina ha crusca. (Eiselein, 459.)
2 Aus gestohlenem Mehl kann man auch Kuchen backen, aber sie sind bös zu verdauen.
3 Das Mehl (kaufe) beim Müller, das Brot beim Bäcker. – Altmann VI, 484.
4 Das Mehl des Teufels verwandelt sich in Grüsche (Kleie).
Frz.: La farine du diable s'en va moitié en son. (Bohn II, 28.)
Holl.: Het meel van den duivel gaat heel in gruis weg. (Harrebomée, II, 70b.)
Ital. Schweiz.: La farina dal diaul la va in crüsca. (Schweiz, I, 234, 9.)
5 Das Mehl gegen den Wind beuteln, ist Narrheit. – Simrock, 6931.
6 Das Mehl ist dess, der die Brote daraus bäckt. – Altmann VI, 441.
7 Das Mehl ist gut, aber der Sack taugt nichts.
Papst Clemens brauchte dies Wort in Bezug auf den gewandten Juristen Farinarius, auf dessen Namen es eine Anspielung ist. Derselbe besass eine tiefe Kenntniss des geistlichen und weltlichen Rechts, und strafte als Advocat und päpstlicher Fiscal mit unerbittlicher Strenge, sündigte aber selbst auf die sträflichste Weise.
8 Das Mehl vom Teufel geht gemeiniglich in Graus.
9 Der muss Mehl han, mehr denn viel, der allen 's Maul verstopfen will. – Eiselein, 453.
Lat.: Arbitrio non est nostri, quid quisque loquatur. (Eiselein, 455.) – Cunctorum, multis eget implens ora farinis. (Cato.) (Loci comm., 62; Gaal, 1144.)
10 Der muss vil mel haben, der alle meuler wil verkleybe. (S. Leute 1348 u. 1351 und Maul 173, 179 u. 196.) – Franck, I, 85a; Egenolff, 344b; Eyering, I, 519; Gruter, I, 16; Lehmann, II, 157, 175; Winckler, I, 27; Schottel, 1127b; Gaal, 1144; Sailer, 282; Schmitz, 201, 255; Körte, 4188; Frischbier2, 2563; Braun, I, 2597.
Mhd.: Der muost mal han vil me daun vil wer yedems mul verstopffen wil. (Narrenschiff.) (Zingerle, 101.)
Dän.: Den skal have meget meel, der vil stoppe alle munde. (Bohn I, 355.) – Han skal have lange arme alle munde vil lukke. (Prov. dan., 35.)
Holl.: Het heeft veel meels van noode, de iedereen den mond stoppen zal. (Bohn I, 322.) – Het meel al was 't ook duizend pond, stopt nog niet eens één' klappers mond. – Hij behoeft wel meel met groote koppen, die allen klappers den mond zal stoppen. (Harrebomée, II, 76b.)
Lat.: Famam quotus quisque potest effugere. (Masson, 288.) – Multum farris habet qui cuncta obstruit ora. (Lochner, Com., 377b.) – Qui a malo liber est is etiam ad malum suspicandum tardior. (Sutor, 200.)
11 Es geht viel Mehl in einen Kasten.
12 Es gibt Mehl wie Korn. – Simrock, 6928a.
13 Es ist kein Mehl, es hat seine Kleien.
In Italien heisst es: Kein Mehl ohne Kleien, keine Nuss ohne Rinde, kein Korn ohne Stroh, kein Mensch ohne Fehl. (Reinsberg II, 74.)
14 Es ist kein Mehl so fein, es hat seine Klümpchen.
Manches ist sogar mit fremden Stoffen vermischt und gefälscht. So sagen die Perser: Das Mehl von Peschawer ist nicht ohne Beimischung von Gerste, und die Frauen von Kabul haben keinen Mangel an Freunden. Die Einwohner der Stadt Kabul sind theils Perser (Schiiten), theils Afghanen (Sunniten). Die Frauen der letztern haben, nach dem Beispiel ihrer betrügerischen und unmässigem Trunk ergebenen Männer, ebenfalls den Weg der Tugend nicht gewählt und leben in anderer
Weise, wie das Sprichwort andeutet, ausschweifend. (Vgl. Ausland, 1835, Nr. 164.)
Dän.: Intet meel er saa fiint, som jo har sander, eller viin saa klar, som jo haar bærme, eller træ saa godt, som jo har knort. (Prov. dan., 326.)
15 Es ist nicht alles Mehl, was weiss ist, sonst wäre die Katze nicht betrogen. (S. Butter 22-24.)
Holl.: Het is niet al meel, wat witheid heeft. (Harrebomée, II, 70b.)
16 Es ist schade ums Mehl, wenn der Sack ein Loch hat.
Die Russen: Sorge, dass dein Mehlsack kein Loch hat. (Altmann VI, 485.)
17 Es müsste viel Mehl in der Welt sein, wenn man allen Ehrabschneidern das Maul verpappen wollte. – Chaos, 158.
18 Es müste einer viel Mehl haben, der allen bösen Leuten wollte das Maul verkleben. – Gruter, III, 35; Mayer, II, 174; Masson, 287.
19 Es wird nicht alles Mehl zu Kuchen1 verbacken. – Altmann VI, 485.
1) Kollern, sagt man in Petersburg. (Altmann V.) – Die Finnen: Nicht aus jedem Mehl gebacken wird ein süsser Hochzeitsfladen. Die Esten: Nicht alte Grütze wird zu Kuchen verbacken. Die Bulgaren: Nicht aus allem Honig wird Meth gemacht. Die Russen: Nicht aus allen Wachholderbeeren wird Branntwein gepresst. Nicht aus allem Rogen wird Kaviar bereitet. (Reinsberg IV, 21.)
20 Grobes Mehl für immer ist besser als feines Mehl nur von Zeit zu Zeit. – Burckhardt, 544.
21 Gut Mehl, gut Brot.
22 Gutes Mehl belehrt die Bäckerin, guter Flachs die Spinnerin.
23 Gutes Mehl hat auch seine Kleien.
Schwed.: Got miöl haar och sådor. (Grubb, 273.)
24 Gutes Mehl ist feiner Säcke werth.
Zur Bedauerung, wenn das Gute, Edle, Schöne in einem schlechten Gehäus ist.
25 Gutes Mehl verkauft sich allein.
Wer gute Waare hat, bedarf keiner öffentlichen Anpreisungen.
Port.: Faze boa farinha, enaõ toques basina. (Bohn I, 277.)
Span.: Haz buena harina, y no toques buzina. (Bohn I, 224.)
26 Hat man nur erst Mehl, der Sack findet sich wol. – Altmann VI, 402.
27 Je reiner mehl, je besser brot. – Henisch, 319, 49.
28 Man kann nicht das Mehl im Munde behalten und blasen. (S. Geben 132.)
Zwei sich widersprechende Dinge, Thätigkeiten, Verrichtungen u. s. w. lassen sich nicht gleichzeitig von jemand ausführen, wie dies wol von allen Völkern sprichwörtlich ausgesprochen worden. So sagen die Engländer: Man kann nicht zugleich spinnen und weifen; die Spanier: blasen und schlucken, blasen und einathmen; die Venetier: trinken und pfeifen; die Franzosen: trinken und Feuer anblasen, jagen und das Horn blasen; die Lombarden: schlafen und Wache stehen u. s. w. (Reinsberg IV, 115.)
29 Man muss mit dem Mehl backen, das man hat.
Dän.: Man faaer at bage af det meel man har. (Bohn I, 386.)
30 Mehl ist Mehl, sagte die Maus und frass weizenes (oder: frass vom besten). – Altmann VI, 409.
31 Mehl vom Teufel gibt schlechtes Gebäck.
Frz.: Farine de diable se tourne en bran. (Leroux, I, 44.)
32 Mehl wie Korn.
33 Ohne Mehl geht's Brotbacken fehl. – Gaal, 1443.
„Ich wolt, dass ich die Frau find, die ohn Meel Brod bachen kündt.“ (Sutor.)
Holl.: Men en can gheen broot backen sonder meel. (Horae Belgic., IX, 519, von Hoffmann von Fallersleben.)
Lat.: Panem Catharina (Justina) non conficit absque farina. (Sutor, 141.)
34 Ohne Mehl vnd Wasser ist nicht gut Brot backen. – Petri, II, 504; Mayer, II, 52; Körte, 4187; Simrock, 6939; Reinsberg IV, 3.
Bei Tunnicius (742): Sunder mâl unde water is quat backen. (Decoxit nullus panem sine farre vel unda.)
It.: Senza farina non si può far pane. (Pazzaglia, 262, 4.)
35 Siebe dein Mehl und iss deine Pasteten; aber hüte dich, es auszutrompeten.
36 Was man am Mehl gewinnt, mag man schon an den Kleien verlieren. – Altmann V, 127.
37 We vell Mehl de häw'n sull', de all' Müler verklöäwen wull'. – Schlingmann, 1046.
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