Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *98 Er kann sich das (sein) Kraut zurichten lassen wie er will.

Frz.: Faites-en des choux, des raves. (Lendroy, 701.)

*99 Er redet um das Kraut.

*100 Er versteht sich auf kein Kraut als auf das sauere mit einem schweinernen Sattel.

*101 Es ist genug Kraut auf der Schüssel.

Ich habe davon genug an Angriffen, Vorwürfen, Stichelreden u. s. w. In der Narrenscene, die Wolfrat aus dem Jahre 1565 von sich selbst berichtet, sagt der Herzog zu seinem Narren: "Nun, Kunz, hast genug Kraut auf der Schüssel?" Der Narr sprach: "Aber das Fleisch fehlt." (Eiselein, 489.)

*102 Es ist kein Kraut im Garten, das sich wider den Tod thut arten. - Petri, II, 268.

*103 Es ist wie chalts Chrud. (Luzern.)

*104 Es liegt wie Kraut und Rüben durcheinander.

*105 Es muss mit Kräutern zugehen.

Man sammelte früher für magische Zwecke unter gewissen Cermonien besondere Kräuter. Viele glaubten mit Thomasius, dass alle Zaubereien blosse veneficia, Giftmischereien, seien. "Dass es mit kreuteren zugangen was, wie man spricht." (Rollwagenbüchlein, IV; Schaltj.) "Das muss nicht recht oder mit Kräutern zugehen." (Mathesy, 320b.)

Lat.: In herbis multa latent.

*106 Es wächst kein Kraut in seinem Garten ausser Wermuth. - Parömiakon, 3129.

*107 Etwas wie Kraut und Rüben durcheinander mengen.

*108 Etwas wild ins Kraut wachsen lassen.

*109 Etwas zu Kraut hacken.

In kleine Stücke wie Kraut.

Frz.: Hacher menu comme chair a pate. (Kritzinger, 367b.)

*110 Fremd Kraut und meine Brühe darüber.

*111 Gehst aussi aus'n Kraut? (Steiermark.)

Willst du ablassen, weggehen?

*112 Glatt tea wi'st det Kreokt fätl moachen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 324, 222.

Gerade du wirst das Kraut fett machen, d. h. den Ausschlag bei der Sache geben. In Norddeutschland sagt man Kohl statt Kraut.

*113 Hier muss es nicht mit schlechten Kräutern zugehen. - Nigrinus, 364.

*114 I will mi lo z' Chrut und z' Fätze verschlo. - Sutermeister, 18.

Betheuerungsformel mit einem durch "Wenn" eingeleiteten Ergänzungssatz.

*115 Ich will dir das Kraut versaltzen. - II. Sachs, IV. XXXI, 1.

*116 Ins Kraut schiessen.

Wie manche gute Lehre schiesst ins Kraut und bringt keine segenvolle Frucht. Das Kind schiesst ins Kraut dem Leibe nach, der Geist bleibt zwergig.

*117 Kraut und Loth.

Der bildliche Ausdruck für Pulver und Blei, welcher seit dem 15. Jahrhundert nachzuweisen ist, aber noch immer einer verlässlichen Erklärung bedarf. "Loth" zwar ist schon mittelhochdeutsch Gewicht, Blei; aber dass Kraut (Krautkammer ist Pulverkammer) von kraus, welches wieder mit Grus, Gries urverwandt ist, herstammen soll, oder von rutare, niederländisch kruden, forttreiben, darf bezweifelt werden. Eher liesse sich annehmen, es führe den Namen deshalb, weil der Zündschwamm, der zu den Vegetabilien gehört, auch Zündkraut genannt wird.

*118 Kraut und Rüben essen wie die Schlosserbuben. - Parömiakon, 1142.

Sehr einfach und dürftig leben.

*119 Kraut und Rüben untereinandermengen.

Ungereimtes Zeug schwatzen.

Frz.: Parler ab hoc et ab hac.

Lat.: Sacra profanis miscere. (Horaz.) (Seybold, 534.)

*120 Man hat es ihm mit Kraut und Loth (s. d.) gesegnet.

Er ist geschossen worden.

*121 Mann sieht am kraut woll, was der thill ist. - Latendorf, Jahrbuch, 266.

Latendorf bemerkt zu diesem Sprichwort, das mir sonst noch nirgend begegnet ist: " Gemeint wird der sich weit verzweigende Dill sein."

*122 Mer wird doch um sei' Kraut nu röiden dörf'n. (Franken.) - Frommann, VI, 219, 240.

*123 'S is a böas Kraut. - Sartorius, 170.

Eine böse zanksüchtige Person, besonders von weiblichen gebraucht.

[Spaltenumbruch] *124 So viel Kraut dürfen wir uns nöt aussi nehma. (Rott-Thal.)

*125 Unter seinen Kräutern ist viel Frauenminze. - Parömiakon, 2059.

Von Wohlhabenden.


Krautdünne.

* Wenn's eine Krautdünne wäre, ich gäb' ihm auch davon. (Schweiz.)

1) Dünne = Kuchen.


Krauten.

1 Jeder krautet in seinem eigenen Garten.

Holl.: Ieder kruit in zijn' eigen' hof. (Harrebomee, I, 453a.)

2 Kraute vor in deinem eigenen Garten.

In dem Sinne: Kehre erst vor deiner eigenen Thür.


Krauter.

* En dull'n Krauter. - Eichwald, 1123.


Kräuterweib.

1 Kräuterweiber sind keine Apotheker.

Ebenso wenig sind Phrasenmacher Philosophen.

*2 Sie geht wie ein breslauer Kräuterweib. (Schles.)

Unter der breslauer Kräuterei werden verschiedene kleine Gemeinden vor dem Schweidnitzer Thor in Breslau begriffen, deren Einwohner, wie man vermuthet, im 13. Jahrhundert aus dem Altenburgischen dorthin eingewandert sind. Man schliesst dies namentlich aus der Tracht, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, besonders was das weibliche Geschlecht betrifft, sehr eigenthümlich gewesen sein soll. (Breslauer Erzähler, I, 468.)


Krautgarten.

Ein Krautgarten muss sich selbst befrieden. - Graf, 84, 109.

Ueber die Herstellung des Zaunes (s. d.) gab es verschiedene und zum Theil eigenthümliche Bestimmungen, zu denen auch die gehört, dass dem Eigenthümer eines Krautgartens, da ihn vor allen andern Nachbarn am Schutze wider das Eindringen des Weideviehes gelegen sein musste, die Pflicht oblag, sein Grundstück allein zu umfrieden. (S. Morgenschatten.)

Mhd.: Ein krutgart sol sich selbs befriden. (Grimm, I, 134.)


Krauthaupt.

Einem Krauthaupt kann man keine Ader sprengen. - Lehmann, 540, 53.

"Was im Menschen nicht ist, das kann man nicht auss ihm kriegen."


Krautjung.

* Er ist chrutjung. - Sutermeister, 58.


Krautjunker.

1 Es ist ein schlechter Kraut Juncker, welcher nur mit vier Ahnen für der Welt prangen kan. - Herberger, II, 562.

*2 Ein auffgeblasener Kraut-Juncker. - Herberger, II, 180.

*3 Ein schlechter1 Krautjuncker. - Herberger, Herzpostilla, I, 2, 779.

1) Ein einfacher, schlichter, amt- oder titelloser Landedelmann.


Kräutlein.

1 Es gibt kein Krautl wider den Tod. - Mayer, II, 136; Sutor, 861.

2 Es ist kein besser Kräutlein als Tausendguldenkraut. - Parömiakon, 1756.

3 Es wird manch Kräutlein Thee genannt, das nicht in China gewachsen ist. - Altmann V, 95.

4 Jedes Kräutlein auf der Flur zeigt des weisen Schöpfers Spur.

Holl.: Het minste kruidje van den hof vermeldt Gods eer, vertelt zijn' lof. (Harrebomee, II, 34.)

5 Kein besser Kräutlein als Geduld, aber sie wächst nicht überall.

"Kein besser kraut für diesen feyl, denn das man mit gedult mach heyl." (Waldis, I, 6.)

6 Kein Kräutlein wächst im Garten, das für den Tod hilft. - Gaal, 1529; Parömiakon, 2695.

Lat.: Contra vim mortis nullum est medicamen in hortis. (Gaal, 1529.)

7 Kräutlein, ich kenne dich wohl, sagte der Teufel zur Nessel.

8 Nimm das Kräutlein, das du kennst. - Eiselein, 395; Simrock, 5928; Braun, I, 1992.

"Hans Legel geht in Garten und scheisst, reisst eine Hampfel Nesseln ab, das beisst. O hätte Legel 's Kräutlein kannt, so wär sin Ars noch unverbrannt." (Eiselein, 416.)

[Spaltenumbruch] *98 Er kann sich das (sein) Kraut zurichten lassen wie er will.

Frz.: Faites-en des choux, des raves. (Lendroy, 701.)

*99 Er redet um das Kraut.

*100 Er versteht sich auf kein Kraut als auf das sauere mit einem schweinernen Sattel.

*101 Es ist genug Kraut auf der Schüssel.

Ich habe davon genug an Angriffen, Vorwürfen, Stichelreden u. s. w. In der Narrenscene, die Wolfrat aus dem Jahre 1565 von sich selbst berichtet, sagt der Herzog zu seinem Narren: „Nun, Kunz, hast genug Kraut auf der Schüssel?“ Der Narr sprach: „Aber das Fleisch fehlt.“ (Eiselein, 489.)

*102 Es ist kein Kraut im Garten, das sich wider den Tod thut arten.Petri, II, 268.

*103 Es ist wie chalts Chrud. (Luzern.)

*104 Es liegt wie Kraut und Rüben durcheinander.

*105 Es muss mit Kräutern zugehen.

Man sammelte früher für magische Zwecke unter gewissen Cermonien besondere Kräuter. Viele glaubten mit Thomasius, dass alle Zaubereien blosse veneficia, Giftmischereien, seien. „Dass es mit kreuteren zugangen was, wie man spricht.“ (Rollwagenbüchlein, IV; Schaltj.) „Das muss nicht recht oder mit Kräutern zugehen.“ (Mathesy, 320b.)

Lat.: In herbis multa latent.

*106 Es wächst kein Kraut in seinem Garten ausser Wermuth.Parömiakon, 3129.

*107 Etwas wie Kraut und Rüben durcheinander mengen.

*108 Etwas wild ins Kraut wachsen lassen.

*109 Etwas zu Kraut hacken.

In kleine Stücke wie Kraut.

Frz.: Hacher menu comme chair à pâté. (Kritzinger, 367b.)

*110 Fremd Kraut und meine Brühe darüber.

*111 Gehst aussi aus'n Kraut? (Steiermark.)

Willst du ablassen, weggehen?

*112 Glatt tea wi'st det Kreokt fätl moachen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 222.

Gerade du wirst das Kraut fett machen, d. h. den Ausschlag bei der Sache geben. In Norddeutschland sagt man Kohl statt Kraut.

*113 Hier muss es nicht mit schlechten Kräutern zugehen.Nigrinus, 364.

*114 I will mi lo z' Chrut und z' Fätze verschlo.Sutermeister, 18.

Betheuerungsformel mit einem durch „Wenn“ eingeleiteten Ergänzungssatz.

*115 Ich will dir das Kraut versaltzen.II. Sachs, IV. XXXI, 1.

*116 Ins Kraut schiessen.

Wie manche gute Lehre schiesst ins Kraut und bringt keine segenvolle Frucht. Das Kind schiesst ins Kraut dem Leibe nach, der Geist bleibt zwergig.

*117 Kraut und Loth.

Der bildliche Ausdruck für Pulver und Blei, welcher seit dem 15. Jahrhundert nachzuweisen ist, aber noch immer einer verlässlichen Erklärung bedarf. „Loth“ zwar ist schon mittelhochdeutsch Gewicht, Blei; aber dass Kraut (Krautkammer ist Pulverkammer) von kraus, welches wieder mit Grus, Gries urverwandt ist, herstammen soll, oder von rutare, niederländisch kruden, forttreiben, darf bezweifelt werden. Eher liesse sich annehmen, es führe den Namen deshalb, weil der Zündschwamm, der zu den Vegetabilien gehört, auch Zündkraut genannt wird.

*118 Kraut und Rüben essen wie die Schlosserbuben.Parömiakon, 1142.

Sehr einfach und dürftig leben.

*119 Kraut und Rüben untereinandermengen.

Ungereimtes Zeug schwatzen.

Frz.: Parler ab hoc et ab hac.

Lat.: Sacra profanis miscere. (Horaz.) (Seybold, 534.)

*120 Man hat es ihm mit Kraut und Loth (s. d.) gesegnet.

Er ist geschossen worden.

*121 Mann sieht am kraut woll, was der thill ist.Latendorf, Jahrbuch, 266.

Latendorf bemerkt zu diesem Sprichwort, das mir sonst noch nirgend begegnet ist: „ Gemeint wird der sich weit verzweigende Dill sein.“

*122 Mer wird doch um sei' Kraut nu röiden dörf'n. (Franken.) – Frommann, VI, 219, 240.

*123 'S is a böas Kraut.Sartorius, 170.

Eine böse zanksüchtige Person, besonders von weiblichen gebraucht.

[Spaltenumbruch] *124 So viel Kraut dürfen wir uns nöt aussi nehma. (Rott-Thal.)

*125 Unter seinen Kräutern ist viel Frauenminze.Parömiakon, 2059.

Von Wohlhabenden.


Krautdünne.

* Wenn's eine Krautdünne wäre, ich gäb' ihm auch davon. (Schweiz.)

1) Dünne = Kuchen.


Krauten.

1 Jeder krautet in seinem eigenen Garten.

Holl.: Ieder kruit in zijn' eigen' hof. (Harrebomée, I, 453a.)

2 Kraute vor in deinem eigenen Garten.

In dem Sinne: Kehre erst vor deiner eigenen Thür.


Krauter.

* En dull'n Krauter.Eichwald, 1123.


Kräuterweib.

1 Kräuterweiber sind keine Apotheker.

Ebenso wenig sind Phrasenmacher Philosophen.

*2 Sie geht wie ein breslauer Kräuterweib. (Schles.)

Unter der breslauer Kräuterei werden verschiedene kleine Gemeinden vor dem Schweidnitzer Thor in Breslau begriffen, deren Einwohner, wie man vermuthet, im 13. Jahrhundert aus dem Altenburgischen dorthin eingewandert sind. Man schliesst dies namentlich aus der Tracht, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, besonders was das weibliche Geschlecht betrifft, sehr eigenthümlich gewesen sein soll. (Breslauer Erzähler, I, 468.)


Krautgarten.

Ein Krautgarten muss sich selbst befrieden.Graf, 84, 109.

Ueber die Herstellung des Zaunes (s. d.) gab es verschiedene und zum Theil eigenthümliche Bestimmungen, zu denen auch die gehört, dass dem Eigenthümer eines Krautgartens, da ihn vor allen andern Nachbarn am Schutze wider das Eindringen des Weideviehes gelegen sein musste, die Pflicht oblag, sein Grundstück allein zu umfrieden. (S. Morgenschatten.)

Mhd.: Ein krutgart sol sich selbs befriden. (Grimm, I, 134.)


Krauthaupt.

Einem Krauthaupt kann man keine Ader sprengen.Lehmann, 540, 53.

„Was im Menschen nicht ist, das kann man nicht auss ihm kriegen.“


Krautjung.

* Er ist chrutjung.Sutermeister, 58.


Krautjunker.

1 Es ist ein schlechter Kraut Juncker, welcher nur mit vier Ahnen für der Welt prangen kan.Herberger, II, 562.

*2 Ein auffgeblasener Kraut-Juncker.Herberger, II, 180.

*3 Ein schlechter1 Krautjuncker.Herberger, Herzpostilla, I, 2, 779.

1) Ein einfacher, schlichter, amt- oder titelloser Landedelmann.


Kräutlein.

1 Es gibt kein Krautl wider den Tod.Mayer, II, 136; Sutor, 861.

2 Es ist kein besser Kräutlein als Tausendguldenkraut.Parömiakon, 1756.

3 Es wird manch Kräutlein Thee genannt, das nicht in China gewachsen ist.Altmann V, 95.

4 Jedes Kräutlein auf der Flur zeigt des weisen Schöpfers Spur.

Holl.: Het minste kruidje van den hof vermeldt Gods eer, vertelt zijn' lof. (Harrebomée, II, 34.)

5 Kein besser Kräutlein als Geduld, aber sie wächst nicht überall.

„Kein besser kraut für diesen feyl, denn das man mit gedult mach heyl.“ (Waldis, I, 6.)

6 Kein Kräutlein wächst im Garten, das für den Tod hilft.Gaal, 1529; Parömiakon, 2695.

Lat.: Contra vim mortis nullum est medicamen in hortis. (Gaal, 1529.)

7 Kräutlein, ich kenne dich wohl, sagte der Teufel zur Nessel.

8 Nimm das Kräutlein, das du kennst.Eiselein, 395; Simrock, 5928; Braun, I, 1992.

„Hans Legel geht in Garten und scheisst, reisst eine Hampfel Nesseln ab, das beisst. O hätte Legel 's Kräutlein kannt, so wär sin Ars noch unverbrannt.“ (Eiselein, 416.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0804" n="[798]"/><cb n="1595"/>
*98 Er kann sich das (sein) Kraut zurichten lassen wie er will.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faites-en des choux, des raves. (<hi rendition="#i">Lendroy, 701.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*99 Er redet um das Kraut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*100 Er versteht sich auf kein Kraut als auf das sauere mit einem schweinernen Sattel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*101 Es ist genug Kraut auf der Schüssel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich habe davon genug an Angriffen, Vorwürfen, Stichelreden u. s. w. In der Narrenscene, die <hi rendition="#i">Wolfrat</hi> aus dem Jahre 1565 von sich selbst berichtet, sagt der Herzog zu seinem Narren: &#x201E;Nun, Kunz, hast genug Kraut auf der Schüssel?&#x201C; Der Narr sprach: &#x201E;Aber das Fleisch fehlt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Eiselein, 489.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*102 Es ist kein Kraut im Garten, das sich wider den Tod thut arten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 268.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*103 Es ist wie chalts Chrud.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*104 Es liegt wie Kraut und Rüben durcheinander.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*105 Es muss mit Kräutern zugehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man sammelte früher für magische Zwecke unter gewissen Cermonien besondere Kräuter. Viele glaubten mit Thomasius, dass alle Zaubereien blosse veneficia, Giftmischereien, seien. &#x201E;Dass es mit kreuteren zugangen was, wie man spricht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Rollwagenbüchlein, IV; Schaltj.</hi>) &#x201E;Das muss nicht recht oder mit Kräutern zugehen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesy, 320<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In herbis multa latent.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*106 Es wächst kein Kraut in seinem Garten ausser Wermuth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 3129.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*107 Etwas wie Kraut und Rüben durcheinander mengen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*108 Etwas wild ins Kraut wachsen lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*109 Etwas zu Kraut hacken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In kleine Stücke wie Kraut.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Hacher menu comme chair à pâté. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 367<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*110 Fremd Kraut und meine Brühe darüber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*111 Gehst aussi aus'n Kraut?</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Willst du ablassen, weggehen?</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*112 Glatt tea wi'st det Kreokt fätl moachen.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 324, 222.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gerade du wirst das Kraut fett machen, d. h. den Ausschlag bei der Sache geben. In Norddeutschland sagt man Kohl statt Kraut.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*113 Hier muss es nicht mit schlechten Kräutern zugehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nigrinus, 364.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*114 I will mi lo z' Chrut und z' Fätze verschlo.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Betheuerungsformel mit einem durch &#x201E;Wenn&#x201C; eingeleiteten Ergänzungssatz.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*115 Ich will dir das Kraut versaltzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">II. Sachs, IV. XXXI, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*116 Ins Kraut schiessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie manche gute Lehre schiesst ins Kraut und bringt keine segenvolle Frucht. Das Kind schiesst ins Kraut dem Leibe nach, der Geist bleibt zwergig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*117 Kraut und Loth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der bildliche Ausdruck für Pulver und Blei, welcher seit dem 15. Jahrhundert nachzuweisen ist, aber noch immer einer verlässlichen Erklärung bedarf. &#x201E;Loth&#x201C; zwar ist schon mittelhochdeutsch Gewicht, Blei; aber dass Kraut (Krautkammer ist Pulverkammer) von kraus, welches wieder mit Grus, Gries urverwandt ist, herstammen soll, oder von rutare, niederländisch kruden, forttreiben, darf bezweifelt werden. Eher liesse sich annehmen, es führe den Namen deshalb, weil der Zündschwamm, der zu den Vegetabilien gehört, auch Zündkraut genannt wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*118 Kraut und Rüben essen wie die Schlosserbuben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1142.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sehr einfach und dürftig leben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*119 Kraut und Rüben untereinandermengen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ungereimtes Zeug schwatzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Parler ab hoc et ab hac.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sacra profanis miscere. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Seybold, 534.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*120 Man hat es ihm mit  Kraut und  Loth (s. d.) gesegnet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist geschossen worden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*121 Mann sieht am kraut woll, was der thill ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Latendorf, Jahrbuch, 266.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Latendorf</hi> bemerkt zu diesem Sprichwort, das mir sonst noch nirgend begegnet ist: &#x201E; Gemeint wird der sich weit verzweigende Dill sein.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*122 Mer wird doch um sei' Kraut nu röiden dörf'n.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 219, 240.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*123 'S is a böas Kraut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sartorius, 170.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine böse zanksüchtige Person, besonders von weiblichen gebraucht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1596"/>
*124 So viel Kraut dürfen wir uns nöt aussi nehma.</hi> (<hi rendition="#i">Rott-Thal.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*125 Unter seinen Kräutern ist viel Frauenminze.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2059.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Wohlhabenden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krautdünne.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Wenn's eine Krautdünne wäre, ich gäb' ihm auch davon.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Dünne = Kuchen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krauten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Jeder krautet in seinem eigenen Garten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ieder kruit in zijn' eigen' hof. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 453<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Kraute vor in deinem eigenen Garten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne: Kehre erst vor deiner eigenen Thür.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krauter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* En dull'n Krauter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1123.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kräuterweib.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Kräuterweiber sind keine Apotheker.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ebenso wenig sind Phrasenmacher Philosophen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Sie geht wie ein breslauer Kräuterweib.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter der breslauer Kräuterei werden verschiedene kleine Gemeinden vor dem Schweidnitzer Thor in Breslau begriffen, deren Einwohner, wie man vermuthet, im 13. Jahrhundert aus dem Altenburgischen dorthin eingewandert sind. Man schliesst dies namentlich aus der Tracht, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, besonders was das weibliche Geschlecht betrifft, sehr eigenthümlich gewesen sein soll. (<hi rendition="#i">Breslauer Erzähler, I, 468.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krautgarten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein Krautgarten muss sich selbst befrieden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 84, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ueber die Herstellung des  Zaunes (s. d.) gab es verschiedene und zum Theil eigenthümliche Bestimmungen, zu denen auch die gehört, dass dem Eigenthümer eines Krautgartens, da ihn vor allen andern Nachbarn am Schutze wider das Eindringen des Weideviehes gelegen sein musste, die Pflicht oblag, sein Grundstück allein zu umfrieden. (S.  Morgenschatten.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Ein krutgart sol sich selbs befriden. (<hi rendition="#i">Grimm, I, 134.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krauthaupt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Einem Krauthaupt kann man keine Ader sprengen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 540, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Was im Menschen nicht ist, das kann man nicht auss ihm kriegen.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krautjung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist chrutjung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 58.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krautjunker.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist ein schlechter Kraut Juncker, welcher nur mit vier Ahnen für der Welt prangen kan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, II, 562.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Ein auffgeblasener Kraut-Juncker.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, II, 180.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Ein schlechter<hi rendition="#sup">1</hi> Krautjuncker.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, Herzpostilla, I, 2, 779.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ein einfacher, schlichter, amt- oder titelloser Landedelmann.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kräutlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es gibt kein Krautl wider den Tod.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 136; Sutor, 861.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es ist kein besser Kräutlein als Tausendguldenkraut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1756.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es wird manch Kräutlein Thee genannt, das nicht in China gewachsen ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 95.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Jedes Kräutlein auf der Flur zeigt des weisen Schöpfers Spur.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het minste kruidje van den hof vermeldt Gods eer, vertelt zijn' lof. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 34.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Kein besser Kräutlein als Geduld, aber sie wächst nicht überall.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Kein besser kraut für diesen feyl, denn das man mit gedult mach heyl.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, I, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Kein Kräutlein wächst im Garten, das für den Tod hilft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gaal, 1529; Parömiakon, 2695.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Contra vim mortis nullum est medicamen in hortis. (<hi rendition="#i">Gaal, 1529.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Kräutlein, ich kenne dich wohl, sagte der Teufel zur Nessel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Nimm das Kräutlein, das du kennst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 395; Simrock, 5928; Braun, I, 1992.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Hans Legel geht in Garten und scheisst, reisst eine Hampfel Nesseln ab, das beisst. O hätte Legel 's Kräutlein kannt, so wär sin Ars noch unverbrannt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Eiselein, 416.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[798]/0804] *98 Er kann sich das (sein) Kraut zurichten lassen wie er will. Frz.: Faites-en des choux, des raves. (Lendroy, 701.) *99 Er redet um das Kraut. *100 Er versteht sich auf kein Kraut als auf das sauere mit einem schweinernen Sattel. *101 Es ist genug Kraut auf der Schüssel. Ich habe davon genug an Angriffen, Vorwürfen, Stichelreden u. s. w. In der Narrenscene, die Wolfrat aus dem Jahre 1565 von sich selbst berichtet, sagt der Herzog zu seinem Narren: „Nun, Kunz, hast genug Kraut auf der Schüssel?“ Der Narr sprach: „Aber das Fleisch fehlt.“ (Eiselein, 489.) *102 Es ist kein Kraut im Garten, das sich wider den Tod thut arten. – Petri, II, 268. *103 Es ist wie chalts Chrud. (Luzern.) *104 Es liegt wie Kraut und Rüben durcheinander. *105 Es muss mit Kräutern zugehen. Man sammelte früher für magische Zwecke unter gewissen Cermonien besondere Kräuter. Viele glaubten mit Thomasius, dass alle Zaubereien blosse veneficia, Giftmischereien, seien. „Dass es mit kreuteren zugangen was, wie man spricht.“ (Rollwagenbüchlein, IV; Schaltj.) „Das muss nicht recht oder mit Kräutern zugehen.“ (Mathesy, 320b.) Lat.: In herbis multa latent. *106 Es wächst kein Kraut in seinem Garten ausser Wermuth. – Parömiakon, 3129. *107 Etwas wie Kraut und Rüben durcheinander mengen. *108 Etwas wild ins Kraut wachsen lassen. *109 Etwas zu Kraut hacken. In kleine Stücke wie Kraut. Frz.: Hacher menu comme chair à pâté. (Kritzinger, 367b.) *110 Fremd Kraut und meine Brühe darüber. *111 Gehst aussi aus'n Kraut? (Steiermark.) Willst du ablassen, weggehen? *112 Glatt tea wi'st det Kreokt fätl moachen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 222. Gerade du wirst das Kraut fett machen, d. h. den Ausschlag bei der Sache geben. In Norddeutschland sagt man Kohl statt Kraut. *113 Hier muss es nicht mit schlechten Kräutern zugehen. – Nigrinus, 364. *114 I will mi lo z' Chrut und z' Fätze verschlo. – Sutermeister, 18. Betheuerungsformel mit einem durch „Wenn“ eingeleiteten Ergänzungssatz. *115 Ich will dir das Kraut versaltzen. – II. Sachs, IV. XXXI, 1. *116 Ins Kraut schiessen. Wie manche gute Lehre schiesst ins Kraut und bringt keine segenvolle Frucht. Das Kind schiesst ins Kraut dem Leibe nach, der Geist bleibt zwergig. *117 Kraut und Loth. Der bildliche Ausdruck für Pulver und Blei, welcher seit dem 15. Jahrhundert nachzuweisen ist, aber noch immer einer verlässlichen Erklärung bedarf. „Loth“ zwar ist schon mittelhochdeutsch Gewicht, Blei; aber dass Kraut (Krautkammer ist Pulverkammer) von kraus, welches wieder mit Grus, Gries urverwandt ist, herstammen soll, oder von rutare, niederländisch kruden, forttreiben, darf bezweifelt werden. Eher liesse sich annehmen, es führe den Namen deshalb, weil der Zündschwamm, der zu den Vegetabilien gehört, auch Zündkraut genannt wird. *118 Kraut und Rüben essen wie die Schlosserbuben. – Parömiakon, 1142. Sehr einfach und dürftig leben. *119 Kraut und Rüben untereinandermengen. Ungereimtes Zeug schwatzen. Frz.: Parler ab hoc et ab hac. Lat.: Sacra profanis miscere. (Horaz.) (Seybold, 534.) *120 Man hat es ihm mit Kraut und Loth (s. d.) gesegnet. Er ist geschossen worden. *121 Mann sieht am kraut woll, was der thill ist. – Latendorf, Jahrbuch, 266. Latendorf bemerkt zu diesem Sprichwort, das mir sonst noch nirgend begegnet ist: „ Gemeint wird der sich weit verzweigende Dill sein.“ *122 Mer wird doch um sei' Kraut nu röiden dörf'n. (Franken.) – Frommann, VI, 219, 240. *123 'S is a böas Kraut. – Sartorius, 170. Eine böse zanksüchtige Person, besonders von weiblichen gebraucht. *124 So viel Kraut dürfen wir uns nöt aussi nehma. (Rott-Thal.) *125 Unter seinen Kräutern ist viel Frauenminze. – Parömiakon, 2059. Von Wohlhabenden. Krautdünne. * Wenn's eine Krautdünne wäre, ich gäb' ihm auch davon. (Schweiz.) 1) Dünne = Kuchen. Krauten. 1 Jeder krautet in seinem eigenen Garten. Holl.: Ieder kruit in zijn' eigen' hof. (Harrebomée, I, 453a.) 2 Kraute vor in deinem eigenen Garten. In dem Sinne: Kehre erst vor deiner eigenen Thür. Krauter. * En dull'n Krauter. – Eichwald, 1123. Kräuterweib. 1 Kräuterweiber sind keine Apotheker. Ebenso wenig sind Phrasenmacher Philosophen. *2 Sie geht wie ein breslauer Kräuterweib. (Schles.) Unter der breslauer Kräuterei werden verschiedene kleine Gemeinden vor dem Schweidnitzer Thor in Breslau begriffen, deren Einwohner, wie man vermuthet, im 13. Jahrhundert aus dem Altenburgischen dorthin eingewandert sind. Man schliesst dies namentlich aus der Tracht, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, besonders was das weibliche Geschlecht betrifft, sehr eigenthümlich gewesen sein soll. (Breslauer Erzähler, I, 468.) Krautgarten. Ein Krautgarten muss sich selbst befrieden. – Graf, 84, 109. Ueber die Herstellung des Zaunes (s. d.) gab es verschiedene und zum Theil eigenthümliche Bestimmungen, zu denen auch die gehört, dass dem Eigenthümer eines Krautgartens, da ihn vor allen andern Nachbarn am Schutze wider das Eindringen des Weideviehes gelegen sein musste, die Pflicht oblag, sein Grundstück allein zu umfrieden. (S. Morgenschatten.) Mhd.: Ein krutgart sol sich selbs befriden. (Grimm, I, 134.) Krauthaupt. Einem Krauthaupt kann man keine Ader sprengen. – Lehmann, 540, 53. „Was im Menschen nicht ist, das kann man nicht auss ihm kriegen.“ Krautjung. * Er ist chrutjung. – Sutermeister, 58. Krautjunker. 1 Es ist ein schlechter Kraut Juncker, welcher nur mit vier Ahnen für der Welt prangen kan. – Herberger, II, 562. *2 Ein auffgeblasener Kraut-Juncker. – Herberger, II, 180. *3 Ein schlechter1 Krautjuncker. – Herberger, Herzpostilla, I, 2, 779. 1) Ein einfacher, schlichter, amt- oder titelloser Landedelmann. Kräutlein. 1 Es gibt kein Krautl wider den Tod. – Mayer, II, 136; Sutor, 861. 2 Es ist kein besser Kräutlein als Tausendguldenkraut. – Parömiakon, 1756. 3 Es wird manch Kräutlein Thee genannt, das nicht in China gewachsen ist. – Altmann V, 95. 4 Jedes Kräutlein auf der Flur zeigt des weisen Schöpfers Spur. Holl.: Het minste kruidje van den hof vermeldt Gods eer, vertelt zijn' lof. (Harrebomée, II, 34.) 5 Kein besser Kräutlein als Geduld, aber sie wächst nicht überall. „Kein besser kraut für diesen feyl, denn das man mit gedult mach heyl.“ (Waldis, I, 6.) 6 Kein Kräutlein wächst im Garten, das für den Tod hilft. – Gaal, 1529; Parömiakon, 2695. Lat.: Contra vim mortis nullum est medicamen in hortis. (Gaal, 1529.) 7 Kräutlein, ich kenne dich wohl, sagte der Teufel zur Nessel. 8 Nimm das Kräutlein, das du kennst. – Eiselein, 395; Simrock, 5928; Braun, I, 1992. „Hans Legel geht in Garten und scheisst, reisst eine Hampfel Nesseln ab, das beisst. O hätte Legel 's Kräutlein kannt, so wär sin Ars noch unverbrannt.“ (Eiselein, 416.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/804
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [798]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/804>, abgerufen am 22.12.2024.