Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 3 Ein grosser Graben fordert einen grossen Sprung. 4 Ein kleiner Graben fliesst bald über. Dann hält er sich leicht für einen Strom. Daher sagen die Russen in Moskau: Der kleine Graben, der in die Jausa fliesst, redet am liebsten von der grossen Wolga. (Altmann V.) Mit der er unmittelbar gar nicht in Berührung kommt, weil er sich in einem kleinen Nebenflusse der Wolga verliert. 5 Es ist leichter in den Graben fallen, als wieder herauskommen. Holl.: Daar iemaod in eene gracht valt, zal hij haast in het onderspit geraken. ( Harrebomee, I, 256.) 6 Je mehr Gräben, je mehr Gras. 7 Je schlechter die Gräben, je schlammiger die Strasse. 8 Man muss sich nicht in jeden Graben niederkauern, es kann eine Schlange darin lauern. Man soll niemand als Freund willkommen heissen, ehe man sein Wort vernommen. 9 Mancher will über den Graben springen, eh' er dabei ist. 10 Ueber einen kleinen Graben ist leicht springen. Aehnlich chinesisch Cahier, 2276. 11 Wer andere über einen Graben jagen will, muss auch springen (können). Dän.: Den som vil gienne en anden over tre gierder, maa selv over de to. (Bohn I, 356.) 12 Wer nicht über einen Graben springen kann, muss nicht fliegen wollen. Poln.: Kazdy pnie sie w gore a row przeskoczye nie moze. (Wurzbach I, 323.) 13 Wer zweimal in denselben Graben fällt, ist nicht zu beklagen. Die Türken sagen von einem solchen, er müsse wirklich blind sein. (Cahier, 2544.) *14 Er ist noch nicht über den Graben. - Kirchhofer, 136; für Schwaben: Nefflen, 415. Man muss nicht zu früh frohlocken, die Sache kann noch ein schlimmes Ende nehmen. Noch sind nicht alle Hindernisse überwunden, noch sind wir nicht ausser Gefahr. Bei Belagerung einer Stadt ist das Gefährlichste, über den Graben zu kommen. Frz.: Nous n'avons pas encore saute le fosse. (Starschedel, 402.) Lat.: Mediis tua pinus in undis navigat. (Ovid.) (Binder II, 1822.) *15 Er kann nicht über einen Graben springen und will andere fliegen lehren. *16 Er macht auss einem graben einn berg. (S. Frosch 90.) - Franck, II, 103b. *17 Er will in zwei Gräben zugleich fischen. *18 Er will über den Graben springen, ehe er dabei ist. Holl.: Hij wil over de gracht springen, eer hij erbij is. (Harrebomee, I, 256.) *19 Es ist ihm kein Graben zu breit. - Mayer, II, 58. Um Muth und Unternehmungsgeist zu bezeichnen. Graber. Ein guter Graber, ein böser Setzer. - Kirchhofer, 315. Vom Weinbau entlehnt. Grabet. Wenn im Grabet1 das Äug' den Rebmann offen anschaut, so erblindet es leichtlich darob. - Kirchhofer, 315. 1)Die Zeit, in der man im Frühjahr die Weinberge umgräbt. Gräbler. Ei'm Gräbler grath's alle neun Jahre einmal. (Oberösterreich.) Grabschrift. Wer viel Grabschriften liest, verliert sein Gedächtniss. (Altröm.) Wenigstens so lange, als er sie liest. Man vergisst sich selbst bei der Erinnerung an alle die, welche ihr Leben vollendet haben, und denkt sich ganz in ihre Schicksale hinein. Lat.: Nec sepulcra legere vereor, quod aiunt, ne memoriam perdam. (Cicero.) Grabtuch. Auch Grabtücher macht man aus Linnen. Nicht blos Schleier. Grachsel. * Man hat ihm das Grachsel1 herabgethan. - Mayer, II, 115. 1)Von grabsen (schlesisch grabschen), wie grippen und gripsen, eine Nebenform von greifen, desgleichen[Spaltenumbruch] grabbeln, oberdeutsch grappeln, gröpeln, neben grapen und gropen, wiederholentlich nach etwas greifen, besonders im Dunkeln. (Vgl. Frommann, II, 420, 22; Hoefer, 312; Schmeller, II, 116; Schmid, 239; Stalder, I, 472; Tobler, 236.) (S. Grapse.) Grad. 1 Im siebenten Grade endet sich die Sippe. - Eisenhart, 165 u. 283; Graf, 201, 129; Hillebrand, 147, 207; Eiselein, 569; Simrock, 9518a; Sachsenspiegel, I, 3, 3; Grimm, Rechtsalt., 468. "Sippe" bedeutet eigentlich nach Graf (203) "Freunde" und erst durch Uebertragung "Blutsfreundschaft". Auf die Zahl der Sippschaft gründet sich das Erbfolgerecht. Die Verwandten aus dem Geblüt heissen Magen und zwar die von väterlicher Seite Schwertmagen, die von mütterlicher Seite dagegen Spill- oder Spindelmagen. Die Sippe wird dem Leibe verglichen, woran als Haupt stehen Mann und Weib. Die erste Sippe bilden die Kinder, die zweite die Geschwisterkinder, die dritte die Geschwisterenkel, die vierte die Geschwisterurenkel, die fünfte die Kinder der Geschwisterurenkel, die sechste die Kindeskinder derselben, die siebente wieder die Kinder der letztern. Jeder dieser Sippen wies man einen Sitz am Leibe an, der letzten Sippe die Fingernägel, weshalb sie Nagelmagen genannt wurde. Die Verwandtschaft hört selbstverständlich da auf, wo sie nicht mehr bewiesen werden kann. Das alte deutsche Recht hat durch den obigen sprichwörtlich gewordenen Rechtssatz nur die Grenze angegeben, über die hinaus das Recht der Erbfolge nicht mehr stattfand. Aber das Erbe wurde auch jenseit der genannten Sippezahl nicht herrenlos, denn ausserhalb der Sippe galt der Nachbar (s. d.) als der sibbeste, d. i. als nächster Freund. 2 Je höher grad, je schwerer fall. - Henisch, 1723, 58. 3 Wer im Grade der Nächste, der ist im Rechte der beste. - Graf, 201, 128. Innerhalb der Reihe von Blutsverwandten entscheidet für das Recht, das Erbe zu nehmen, die Gradesnähe. Holl.: De naaste in den graad, de oudste op de straat, mannen voor vrouwen, zullen 't leen behoen. (Harrebomee, I, 255a.) Gradauf. Gradauf wie ich, säde de schefe Dansmester. (Holst.) - Schütze, II, 61; IV, 29; Hagen, 99, 26. Der schiefe Tanzmeister will gerade stehen lehren. Gradaus. Gradaus führt am ehesten ins Haus. Grade (Adj.). 1 Er gehet so grade wie die Schlange. - Herberger, II, 416. 2 Grad' ist der kürzere Pfad. Graf. 1 Der Graf erwirbt mit seiner Festung des Königs Acht. - Graf, 443, 373. "Süs irwirft ok die greun mit seiner vestunge des koninges achte." (Homeyer, Sachsenspiegel, I, 71.) Von der Wirkung eines vom Richter des Gaues ausgestellten Verhaftsbefehls und dem Umfange seiner Gültigkeit, worüber die Ansichten sehr auseinandergingen (s. Festung 3). Das obige Sprichwort behauptet, dass ein erwirkter Verhaftsbefehl die Verhaftung im ganzen Reiche, nicht blos in dem betreffenden Gerichtsbezirk zur Folge habe. 2 Ein Graf ohne Geld gilt wenig in der Welt. Frz.: Un senor en Espaigne, un maistre en haute Bretagne, un monsieur en la Franche Gaule, un Fidargo en Portugalle, un Evesque eu Italie, un comte en Germanie c'est une pauvre compagnie. (Leroux, II, 79.) 3 Es ist nicht jeder ein Graf, der mit Vieren fährt. Dän.: Jeg er ei dog greffue, at jeg aeder store leffue. (Prov. dan., 253.) Grafengut. Man kann wol 'n Grafengod verteren. (Ostfries.) Bueren, 864; Hauskalender, III. Holl.: Zoo kan men wel graven goed verteren. (Harrebomee, I, 255.) Gräfin. Die Gräfin ist schön, aber meine Braut ist schöner. Böhm.: Knezna krasna, hrabenka krasna, ale neni neslicna i nase sestra. (Celakovsky, 246.) Grafschaft. 1 Es ist keine Grafschaft über Flandern, kein Herzogthum über' Mailand und kein Königreich über Frankreich. Frz.: Il n'est Comte que de Flandres, Duche que de Milan, et Roiaume que de France. (Kritzinger, 162b.) Holl.: Geen graafschap boven Vlaanderen. (Harrebomee, I, 255.) 2 Wer in unsere Grafschaft kommt, die Leute sind unser. - Graf, 43, 158. Wer an einem Orte nicht als Herr einzog, wurde als [Spaltenumbruch] 3 Ein grosser Graben fordert einen grossen Sprung. 4 Ein kleiner Graben fliesst bald über. Dann hält er sich leicht für einen Strom. Daher sagen die Russen in Moskau: Der kleine Graben, der in die Jausa fliesst, redet am liebsten von der grossen Wolga. 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3 Ein grosser Graben fordert einen grossen Sprung.
4 Ein kleiner Graben fliesst bald über.
Dann hält er sich leicht für einen Strom. Daher sagen die Russen in Moskau: Der kleine Graben, der in die Jausa fliesst, redet am liebsten von der grossen Wolga. (Altmann V.) Mit der er unmittelbar gar nicht in Berührung kommt, weil er sich in einem kleinen Nebenflusse der Wolga verliert.
5 Es ist leichter in den Graben fallen, als wieder herauskommen.
Holl.: Daar iemaod in eene gracht valt, zal hij haast in het onderspit geraken. ( Harrebomée, I, 256.)
6 Je mehr Gräben, je mehr Gras.
7 Je schlechter die Gräben, je schlammiger die Strasse.
8 Man muss sich nicht in jeden Graben niederkauern, es kann eine Schlange darin lauern.
Man soll niemand als Freund willkommen heissen, ehe man sein Wort vernommen.
9 Mancher will über den Graben springen, eh' er dabei ist.
10 Ueber einen kleinen Graben ist leicht springen.
Aehnlich chinesisch Cahier, 2276.
11 Wer andere über einen Graben jagen will, muss auch springen (können).
Dän.: Den som vil gienne en anden over tre gierder, maa selv over de to. (Bohn I, 356.)
12 Wer nicht über einen Graben springen kann, muss nicht fliegen wollen.
Poln.: Każdy pnie sie w góre a rów przeskoczyé nie może. (Wurzbach I, 323.)
13 Wer zweimal in denselben Graben fällt, ist nicht zu beklagen.
Die Türken sagen von einem solchen, er müsse wirklich blind sein. (Cahier, 2544.)
*14 Er ist noch nicht über den Graben. – Kirchhofer, 136; für Schwaben: Nefflen, 415.
Man muss nicht zu früh frohlocken, die Sache kann noch ein schlimmes Ende nehmen. Noch sind nicht alle Hindernisse überwunden, noch sind wir nicht ausser Gefahr. Bei Belagerung einer Stadt ist das Gefährlichste, über den Graben zu kommen.
Frz.: Nous n'avons pas encore sauté le fossé. (Starschedel, 402.)
Lat.: Mediis tua pinus in undis navigat. (Ovid.) (Binder II, 1822.)
*15 Er kann nicht über einen Graben springen und will andere fliegen lehren.
*16 Er macht auss einem graben einn berg. (S. Frosch 90.) – Franck, II, 103b.
*17 Er will in zwei Gräben zugleich fischen.
*18 Er will über den Graben springen, ehe er dabei ist.
Holl.: Hij wil over de gracht springen, eer hij erbij is. (Harrebomée, I, 256.)
*19 Es ist ihm kein Graben zu breit. – Mayer, II, 58.
Um Muth und Unternehmungsgeist zu bezeichnen.
Graber.
Ein guter Graber, ein böser Setzer. – Kirchhofer, 315.
Vom Weinbau entlehnt.
Grabet.
Wenn im Grabet1 das Äug' den Rebmann offen anschaut, so erblindet es leichtlich darob. – Kirchhofer, 315.
1)Die Zeit, in der man im Frühjahr die Weinberge umgräbt.
Gräbler.
Ei'm Gräbler grath's alle neun Jahre einmal. (Oberösterreich.)
Grabschrift.
Wer viel Grabschriften liest, verliert sein Gedächtniss. (Altröm.)
Wenigstens so lange, als er sie liest. Man vergisst sich selbst bei der Erinnerung an alle die, welche ihr Leben vollendet haben, und denkt sich ganz in ihre Schicksale hinein.
Lat.: Nec sepulcra legere vereor, quod aiunt, ne memoriam perdam. (Cicero.)
Grabtuch.
Auch Grabtücher macht man aus Linnen.
Nicht blos Schleier.
Grachsel.
* Man hat ihm das Grachsel1 herabgethan. – Mayer, II, 115.
1)Von grabsen (schlesisch grabschen), wie grippen und gripsen, eine Nebenform von greifen, desgleichen
grabbeln, oberdeutsch grappeln, gröpeln, neben grâpen und grôpen, wiederholentlich nach etwas greifen, besonders im Dunkeln. (Vgl. Frommann, II, 420, 22; Hoefer, 312; Schmeller, II, 116; Schmid, 239; Stalder, I, 472; Tobler, 236.) (S. Grapse.)
Grad.
1 Im siebenten Grade endet sich die Sippe. – Eisenhart, 165 u. 283; Graf, 201, 129; Hillebrand, 147, 207; Eiselein, 569; Simrock, 9518a; Sachsenspiegel, I, 3, 3; Grimm, Rechtsalt., 468.
„Sippe“ bedeutet eigentlich nach Graf (203) „Freunde“ und erst durch Uebertragung „Blutsfreundschaft“. Auf die Zahl der Sippschaft gründet sich das Erbfolgerecht. Die Verwandten aus dem Geblüt heissen Magen und zwar die von väterlicher Seite Schwertmagen, die von mütterlicher Seite dagegen Spill- oder Spindelmagen. Die Sippe wird dem Leibe verglichen, woran als Haupt stehen Mann und Weib. Die erste Sippe bilden die Kinder, die zweite die Geschwisterkinder, die dritte die Geschwisterenkel, die vierte die Geschwisterurenkel, die fünfte die Kinder der Geschwisterurenkel, die sechste die Kindeskinder derselben, die siebente wieder die Kinder der letztern. Jeder dieser Sippen wies man einen Sitz am Leibe an, der letzten Sippe die Fingernägel, weshalb sie Nagelmagen genannt wurde. Die Verwandtschaft hört selbstverständlich da auf, wo sie nicht mehr bewiesen werden kann. Das alte deutsche Recht hat durch den obigen sprichwörtlich gewordenen Rechtssatz nur die Grenze angegeben, über die hinaus das Recht der Erbfolge nicht mehr stattfand. Aber das Erbe wurde auch jenseit der genannten Sippezahl nicht herrenlos, denn ausserhalb der Sippe galt der Nachbar (s. d.) als der sibbeste, d. i. als nächster Freund.
2 Je höher grad, je schwerer fall. – Henisch, 1723, 58.
3 Wer im Grade der Nächste, der ist im Rechte der beste. – Graf, 201, 128.
Innerhalb der Reihe von Blutsverwandten entscheidet für das Recht, das Erbe zu nehmen, die Gradesnähe.
Holl.: De naaste in den graad, de oudste op de straat, mannen vóór vrouwen, zullen 't leen behoën. (Harrebomée, I, 255a.)
Gradauf.
Gradauf wie ich, säde de schêfe Dansmêster. (Holst.) – Schütze, II, 61; IV, 29; Hagen, 99, 26.
Der schiefe Tanzmeister will gerade stehen lehren.
Gradaus.
Gradaus führt am ehesten ins Haus.
Grade (Adj.).
1 Er gehet so grade wie die Schlange. – Herberger, II, 416.
2 Grad' ist der kürzere Pfad.
Graf.
1 Der Graf erwirbt mit seiner Festung des Königs Acht. – Graf, 443, 373.
„Süs irwirft ok die greun mit seiner vestunge des koninges achte.“ (Homeyer, Sachsenspiegel, I, 71.) Von der Wirkung eines vom Richter des Gaues ausgestellten Verhaftsbefehls und dem Umfange seiner Gültigkeit, worüber die Ansichten sehr auseinandergingen (s. Festung 3). Das obige Sprichwort behauptet, dass ein erwirkter Verhaftsbefehl die Verhaftung im ganzen Reiche, nicht blos in dem betreffenden Gerichtsbezirk zur Folge habe.
2 Ein Graf ohne Geld gilt wenig in der Welt.
Frz.: Un senor en Espaigne, un maistre en haute Bretagne, un monsieur en la Franche Gaule, un Fidargo en Portugalle, un Evesque eu Italie, un comte en Germanie c'est une pauvre compagnie. (Leroux, II, 79.)
3 Es ist nicht jeder ein Graf, der mit Vieren fährt.
Dän.: Jeg er ei dog greffue, at jeg æder store leffue. (Prov. dan., 253.)
Grafengut.
Man kann wol 'n Grafengôd vertêren. (Ostfries.) Bueren, 864; Hauskalender, III.
Holl.: Zoo kan men wel graven goed verteren. (Harrebomée, I, 255.)
Gräfin.
Die Gräfin ist schön, aber meine Braut ist schöner.
Böhm.: Knĕžna krásna, hrabĕnka krásna, ale není neslična i naše sestra. (Čelakovsky, 246.)
Grafschaft.
1 Es ist keine Grafschaft über Flandern, kein Herzogthum über' Mailand und kein Königreich über Frankreich.
Frz.: Il n'est Comté que de Flandres, Duché que de Milan, et Roiaume que de France. (Kritzinger, 162b.)
Holl.: Geen graafschap boven Vlaanderen. (Harrebomée, I, 255.)
2 Wer in unsere Grafschaft kommt, die Leute sind unser. – Graf, 43, 158.
Wer an einem Orte nicht als Herr einzog, wurde als
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