Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] der christlichen Vernunft, wechselseitig Ketzer. Und als die morgenländischen Geistlichen beschlossen, sich die Bärte lang wachsen zu lassen, und die abendländischen glaubten, sie abscheren zu müssen, waren sie gegenseitig wieder Ketzer. Der römische Bischof Gelasius ging noch weiter, er erklärte alle, die in gewissen Lehrsätzen nicht seiner Meinung waren, für sterbende Fliegen, die das Oel der Anmuth zu verderben strebten. (Wagenseil, 270 u. 293.) 3 Ketzer führen fünf L; sie lästern, lügen, leugnen, lauern und laufen. Holl.: Een ketter is twee boeven waard. (Harrebomee, I, 397a.) 4 Ketzer sind Fliegen; was sie aufs Weisse machen, das ist schwarz, und was sie aufs Schwarze schmeissen, das ist weiss. 5 Ketzer soll man nicht in geweihte Erde begraben. Zinkgref (III, 283) erzählt von einem Edelmann, Georg von Oss, der von einem Priester die Erlaubniss erhielt, seinen Hund auf dem Kirchhof zu begraben, weil er versicherte, derselbe habe den Priester im Testamente wohl bedacht. 6 Ketzer stelen Gottes wort. - Henisch, 1702, 6. Aber wie wäre das bei so viel treuen Hirten möglich? 7 Niemand wird ein Ketzer vmb eines Articuls willen des Glaubens. - Petri, I, 75. 8 Wenn die Ketzer einander in Haaren liegen, so hat die recht Kirch fried. - Petri, II, 852. 9 Wer sich zum Ketzer machen will, darf nur einen Mönch an den Bauch greifen. - Klosterspiegel, 35, 11. *10 Es ist ein blinder Ketzer. - Eiselein, 371; Braun, I, 1819. *11 Ketzer machen trewe Prediger gelehrt. - Henisch, 1459, 23. *12 Ketzer vnd Schwetzer. - Mathesius, Postilla, CCXIIa. *13 Sie machen einander zum Ketzer wegen schlechtem Krätzer. Ketzerei. 1 Aus der Ketzerei geht kein Weg in den Himmel nei. - Eiselein, 371. 2 Ketzerei hat Straussenflügel, fleugt schnell, aber nicht hoch. 3 Ketzerei versalzt den frommen Brei. *4 Er wird keine Ketzerei anrichten (machen, ins Land bringen). - Sailer, 290. D. h. er ist ein Dummkopf, ein für den gesunden Menschenverstand der sogenannten Ketzer günstiges Zeugniss. Sie waren nämlich gescheiter als die Mehrzahl und sahen, was sie nach dem Willen der geistlichen Oberhirten nicht sehen sollten, und das wurde ihnen als Ketzerei angerechnet. "Es heist, kein vngelerten fecht eine Ketzerey an." (Mathesius, Historie, LVIa.) Holl.: Hij zal geene ketterij in het land brengen. (Harrebomee, I, 397a.) *5 Nach Ketzerei riechen. Ketzergebet. Ketzergebet kompt nicht gen Himmel. - Aventin, CCCXIIIb. Ketzermeister. Ein Ketzermeister wird selten bekehrt. - Petri, I, 31. Ketzermordio. * Ketzermordio schreien. - Sartorius, 169. Sehr laut schreien, wie Ketzer, welche verbrannt wurden. Ketzerrichter. * Es geht nichts über Ketzerrichter im eigenen Lager. Keuchel. * Er ist ein rechtes Keuchel1. - Frischbier, 391; Frischbier2, 1967; Hennig, 121. 1) Junges Hühnchen. - Ein schwächlicher, kränklicher, unreifer Mensch. Keuchen. * Keuchen wie ein Müllergaul. Keule. 1 Eine Keule ohne Hand (die niemand schwingt) ist nicht gefährlich. 2 Grosse Keulen, grosse Schläge; grosse Schläge, grosse Beulen. [Spaltenumbruch] 3 Grosse Keulen schlagen grosse Beulen. - Petri, II, 359. "Wiltu dich schlahen, kempffen, rauffen, oder mit eim ein wettlauff lauffen, nimb deins gleichen, denn grösser keulen brengen gross schleg vnd grösser bewlen." (Waldis, III.) 4 Wen eine goldene Keule trifft, den tödtet sie. *5 Keulen schneien. Karl August schrieb an Goethe: "Es ist von der höchsten Nothwendigkeit, dass du morgen um 11 Uhr im Erdenhause zu Belvedere dich einfindest und sollte es Keulen schneien." (Briefwechsel, II, 76.) *6 Zwischen Keule und Kegel kommen. Lat.: Inter sacrum et saxa stare. Keuler. Wer einem Keuler in die Hauer fällt, der kommt mit Milchzähnen nicht weit. Keusch. 1 Wer keusch leben sol, fahet zeitlich an. - Petri, II, 601. Die Russen sagen aber: Zum Keuschsein gehört mehr als nur die Bordolle meiden. (Altmann VI, 486.) *2 Er ist keusch wie der Bock am Michaelstage. *3 Sie ist keusch wie eine Braut. In Italien sagt man: Keusch wie eine Luccheserin, weil die Frauen von Lucca in dem Rufe strenger Sitte stehen. Dän.: Mö var bly som brud. *4 Sie ist sehr keusch, denn es begehrt sie keiner. Dän.: Hun er kydsk, hvilken er af ingen begieret. (Prov. dan., 368.) Lat.: Casta quam nemo rogavit. *5 So keusch wie Joseph. - 1 Mos. 39. Lat.: Melanione castior. (Philippi, I, 244.) Keuschheit. 1 Keuscheit ist ein Schatz vber alle Schätze auff Erden. - Lehmann, II, 322, 61. It.: L'honesta e un patrimonio certo. ( Pazzaglia, 169, 2.) 2 Keuschheit bringt Gunst. - Petri, II, 419. 3 Keuschheit geht über Schönheit. Dän.: Kydskhed er beste skiönhed. (Prov. dan., 368.) It.: Donna senz' honesta non fa mai bella. (Pazzaglia 169, 1.) 4 Keuschheit in Wollüsten, Demuth in grossem Reichthum und Wahrheit in viel Schwätzen werden gar selten gefunden. - Lehmann, II, 322, 62. Dän.: Kydskhed i vellyst, ydmyghed i rigdom, og sandhed i megen tale findes sielden. (Prov. dan., 166.) 5 Keuschheit ist das vornembste Fundament dess Menschlichen Lebens. - Lehmann, II, 322, 60. 6 Keuschheit ist die schönste Tugend. - Lehmann II, 321, 59. Dän.: Kydskhed er aere vaerd. (Prov. dan., 368.) It.: La castita e la prima belta. (Pazzaglia, 52, 1.) 7 Keuschheit ist eines Weibes Kron. - Petri, II, 419. 8 Keuschheit ist recht ehrenwerth, doch nimm vorlieb, was Gott beschert. - Frauenzimmer, wie sie waren (ohne Ort und Jahr). 9 Keuschheit und Schönheit wohnen selten beieinander. Die Russen: Die Keusche suche man nicht unter den Fräulein, einen Demüthigen nicht unter den Junkern. (Altmann VI, 466.) 10 Keuschheit vnd Demut ist gestorben, Frombkeit vnd Tugend ist verdorben. - Petri, II, 419. 11 Keuschheit vnd schönheit ligen schon längst im streit. - Gruter, III, 58. Lat.: Estque pudicitiae rara et concordia formae. (Seybold, 153.) 12 Keuschheit vnnd Schönheit ist der Weiber vnnd Jungfrawen schönste Tugend vnnd die vornehmbste vnnd beste Morgengab. - Lehmann, II, 321, 55. 13 Wenn die Keuschheit zum Tanz kommt, so tanzt sie auf gläsernen Schuhen. - Körte, 3351; Simrock, 5571; Reinsberg I, 140; Braun, I, 1818. It.: Molto male sta, fra le delizie, la castita. (Pazzaglia, 50, 2.) 14 Wenn man die Keuschheit halten will, so muss man nur nie an sie denken, sagte die Aebtissin zu den Novizen. - Klosterspiegel, 61, 5. 15 Wer Keuschheit verleurt vnd Ehr, der gewinnt sie wieder nimmermehr. - Petri, II, 705.
[Spaltenumbruch] der christlichen Vernunft, wechselseitig Ketzer. Und als die morgenländischen Geistlichen beschlossen, sich die Bärte lang wachsen zu lassen, und die abendländischen glaubten, sie abscheren zu müssen, waren sie gegenseitig wieder Ketzer. Der römische Bischof Gelasius ging noch weiter, er erklärte alle, die in gewissen Lehrsätzen nicht seiner Meinung waren, für sterbende Fliegen, die das Oel der Anmuth zu verderben strebten. (Wagenseil, 270 u. 293.) 3 Ketzer führen fünf L; sie lästern, lügen, leugnen, lauern und laufen. Holl.: Een ketter is twee boeven waard. (Harrebomée, I, 397a.) 4 Ketzer sind Fliegen; was sie aufs Weisse machen, das ist schwarz, und was sie aufs Schwarze schmeissen, das ist weiss. 5 Ketzer soll man nicht in geweihte Erde begraben. Zinkgref (III, 283) erzählt von einem Edelmann, Georg von Oss, der von einem Priester die Erlaubniss erhielt, seinen Hund auf dem Kirchhof zu begraben, weil er versicherte, derselbe habe den Priester im Testamente wohl bedacht. 6 Ketzer stelen Gottes wort. – Henisch, 1702, 6. Aber wie wäre das bei so viel treuen Hirten möglich? 7 Niemand wird ein Ketzer vmb eines Articuls willen des Glaubens. – Petri, I, 75. 8 Wenn die Ketzer einander in Haaren liegen, so hat die recht Kirch fried. – Petri, II, 852. 9 Wer sich zum Ketzer machen will, darf nur einen Mönch an den Bauch greifen. – Klosterspiegel, 35, 11. *10 Es ist ein blinder Ketzer. – Eiselein, 371; Braun, I, 1819. *11 Ketzer machen trewe Prediger gelehrt. – Henisch, 1459, 23. *12 Ketzer vnd Schwetzer. – Mathesius, Postilla, CCXIIa. *13 Sie machen einander zum Ketzer wegen schlechtem Krätzer. Ketzerei. 1 Aus der Ketzerei geht kein Weg in den Himmel nei. – Eiselein, 371. 2 Ketzerei hat Straussenflügel, fleugt schnell, aber nicht hoch. 3 Ketzerei versalzt den frommen Brei. *4 Er wird keine Ketzerei anrichten (machen, ins Land bringen). – Sailer, 290. D. h. er ist ein Dummkopf, ein für den gesunden Menschenverstand der sogenannten Ketzer günstiges Zeugniss. Sie waren nämlich gescheiter als die Mehrzahl und sahen, was sie nach dem Willen der geistlichen Oberhirten nicht sehen sollten, und das wurde ihnen als Ketzerei angerechnet. „Es heist, kein vngelerten fecht eine Ketzerey an.“ (Mathesius, Historie, LVIa.) Holl.: Hij zal geene ketterij in het land brengen. (Harrebomée, I, 397a.) *5 Nach Ketzerei riechen. Ketzergebet. Ketzergebet kompt nicht gen Himmel. – Aventin, CCCXIIIb. Ketzermeister. Ein Ketzermeister wird selten bekehrt. – Petri, I, 31. Ketzermordio. * Ketzermordio schreien. – Sartorius, 169. Sehr laut schreien, wie Ketzer, welche verbrannt wurden. Ketzerrichter. * Es geht nichts über Ketzerrichter im eigenen Lager. Keuchel. * Er ist ein rechtes Keuchel1. – Frischbier, 391; Frischbier2, 1967; Hennig, 121. 1) Junges Hühnchen. – Ein schwächlicher, kränklicher, unreifer Mensch. Keuchen. * Keuchen wie ein Müllergaul. Keule. 1 Eine Keule ohne Hand (die niemand schwingt) ist nicht gefährlich. 2 Grosse Keulen, grosse Schläge; grosse Schläge, grosse Beulen. [Spaltenumbruch] 3 Grosse Keulen schlagen grosse Beulen. – Petri, II, 359. „Wiltu dich schlahen, kempffen, rauffen, oder mit eim ein wettlauff lauffen, nimb deins gleichen, denn grösser keulen brengen gross schleg vnd grösser bewlen.“ (Waldis, III.) 4 Wen eine goldene Keule trifft, den tödtet sie. *5 Keulen schneien. Karl August schrieb an Goethe: „Es ist von der höchsten Nothwendigkeit, dass du morgen um 11 Uhr im Erdenhause zu Belvedere dich einfindest und sollte es Keulen schneien.“ (Briefwechsel, II, 76.) *6 Zwischen Keule und Kegel kommen. Lat.: Inter sacrum et saxa stare. Keuler. Wer einem Keuler in die Hauer fällt, der kommt mit Milchzähnen nicht weit. Keusch. 1 Wer keusch leben sol, fahet zeitlich an. – Petri, II, 601. Die Russen sagen aber: Zum Keuschsein gehört mehr als nur die Bordolle meiden. (Altmann VI, 486.) *2 Er ist keusch wie der Bock am Michaelstage. *3 Sie ist keusch wie eine Braut. In Italien sagt man: Keusch wie eine Luccheserin, weil die Frauen von Lucca in dem Rufe strenger Sitte stehen. Dän.: Mø var bly som brud. *4 Sie ist sehr keusch, denn es begehrt sie keiner. Dän.: Hun er kydsk, hvilken er af ingen begieret. (Prov. dan., 368.) Lat.: Casta quam nemo rogavit. *5 So keusch wie Joseph. – 1 Mos. 39. Lat.: Melanione castior. (Philippi, I, 244.) Keuschheit. 1 Keuscheit ist ein Schatz vber alle Schätze auff Erden. – Lehmann, II, 322, 61. It.: L'honestà è un patrimonio certo. ( Pazzaglia, 169, 2.) 2 Keuschheit bringt Gunst. – Petri, II, 419. 3 Keuschheit geht über Schönheit. Dän.: Kydskhed er beste skiønhed. (Prov. dan., 368.) It.: Donna senz' honestà non fà mai bella. (Pazzaglia 169, 1.) 4 Keuschheit in Wollüsten, Demuth in grossem Reichthum und Wahrheit in viel Schwätzen werden gar selten gefunden. – Lehmann, II, 322, 62. Dän.: Kydskhed i vellyst, ydmyghed i rigdom, og sandhed i megen tale findes sielden. (Prov. dan., 166.) 5 Keuschheit ist das vornembste Fundament dess Menschlichen Lebens. – Lehmann, II, 322, 60. 6 Keuschheit ist die schönste Tugend. – Lehmann II, 321, 59. Dän.: Kydskhed er ære værd. (Prov. dan., 368.) It.: La castità e la prima beltà. (Pazzaglia, 52, 1.) 7 Keuschheit ist eines Weibes Kron. – Petri, II, 419. 8 Keuschheit ist recht ehrenwerth, doch nimm vorlieb, was Gott beschert. – Frauenzimmer, wie sie waren (ohne Ort und Jahr). 9 Keuschheit und Schönheit wohnen selten beieinander. Die Russen: Die Keusche suche man nicht unter den Fräulein, einen Demüthigen nicht unter den Junkern. (Altmann VI, 466.) 10 Keuschheit vnd Demut ist gestorben, Frombkeit vnd Tugend ist verdorben. – Petri, II, 419. 11 Keuschheit vnd schönheit ligen schon längst im streit. – Gruter, III, 58. Lat.: Estque pudicitiae rara et concordia formae. (Seybold, 153.) 12 Keuschheit vnnd Schönheit ist der Weiber vnnd Jungfrawen schönste Tugend vnnd die vornehmbste vnnd beste Morgengab. – Lehmann, II, 321, 55. 13 Wenn die Keuschheit zum Tanz kommt, so tanzt sie auf gläsernen Schuhen. – Körte, 3351; Simrock, 5571; Reinsberg I, 140; Braun, I, 1818. It.: Molto male stà, fra le delizie, la castità. (Pazzaglia, 50, 2.) 14 Wenn man die Keuschheit halten will, so muss man nur nie an sie denken, sagte die Aebtissin zu den Novizen. – Klosterspiegel, 61, 5. 15 Wer Keuschheit verleurt vnd Ehr, der gewinnt sie wieder nimmermehr. – Petri, II, 705.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><pb facs="#f0637" n="[631]"/><cb n="1261"/> der christlichen Vernunft, wechselseitig Ketzer. Und als die morgenländischen Geistlichen beschlossen, sich die Bärte lang wachsen zu lassen, und die abendländischen glaubten, sie abscheren zu müssen, waren sie gegenseitig wieder Ketzer. Der römische Bischof Gelasius ging noch weiter, er erklärte alle, die in gewissen Lehrsätzen nicht seiner Meinung waren, für sterbende Fliegen, die das Oel der Anmuth zu verderben strebten. (<hi rendition="#i">Wagenseil, 270 u. 293.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ketzer führen fünf L; sie lästern, lügen, leugnen, lauern und laufen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een ketter is twee boeven waard. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 397<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ketzer sind Fliegen; was sie aufs Weisse machen, das ist schwarz, und was sie aufs Schwarze schmeissen, das ist weiss.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Ketzer soll man nicht in geweihte Erde begraben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Zinkgref</hi> (III, 283) erzählt von einem Edelmann, Georg von Oss, der von einem Priester die Erlaubniss erhielt, seinen Hund auf dem Kirchhof zu begraben, weil er versicherte, derselbe habe den Priester im Testamente wohl bedacht.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ketzer stelen Gottes wort.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1702, 6.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Aber wie wäre das bei so viel treuen Hirten möglich?</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Niemand wird ein Ketzer vmb eines Articuls willen des Glaubens.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, I, 75.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wenn die Ketzer einander in Haaren liegen, so hat die recht Kirch fried.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 852.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wer sich zum Ketzer machen will, darf nur einen Mönch an den Bauch greifen.</hi> – <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 35, 11.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Es ist ein blinder Ketzer.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 371; Braun, I, 1819.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Ketzer machen trewe Prediger gelehrt.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1459, 23.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Ketzer vnd Schwetzer.</hi> – <hi rendition="#i">Mathesius, Postilla, CCXII<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Sie machen einander zum Ketzer wegen schlechtem Krätzer.</hi> </p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ketzerei.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Aus der Ketzerei geht kein Weg in den Himmel nei.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 371.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ketzerei hat Straussenflügel, fleugt schnell, aber nicht hoch.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ketzerei versalzt den frommen Brei.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er wird keine Ketzerei anrichten (machen, ins Land bringen).</hi> – <hi rendition="#i">Sailer, 290.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">D. h. er ist ein Dummkopf, ein für den gesunden Menschenverstand der sogenannten Ketzer günstiges Zeugniss. Sie waren nämlich gescheiter als die Mehrzahl und sahen, was sie nach dem Willen der geistlichen Oberhirten nicht sehen sollten, und das wurde ihnen als Ketzerei angerechnet. „Es heist, kein vngelerten fecht eine Ketzerey an.“ (<hi rendition="#i">Mathesius, Historie, LVI<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zal geene ketterij in het land brengen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 397<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Nach Ketzerei riechen.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ketzergebet.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ketzergebet kompt nicht gen Himmel.</hi> – <hi rendition="#i">Aventin, CCCXIII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ketzermeister.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein Ketzermeister wird selten bekehrt.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, I, 31.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ketzermordio.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ketzermordio schreien.</hi> – <hi rendition="#i">Sartorius, 169.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sehr laut schreien, wie Ketzer, welche verbrannt wurden.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ketzerrichter.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es geht nichts über Ketzerrichter im eigenen Lager.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Keuchel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein rechtes Keuchel<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier, 391; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1967; Hennig, 121.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Junges Hühnchen. – Ein schwächlicher, kränklicher, unreifer Mensch.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Keuchen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Keuchen wie ein Müllergaul.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Keule.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Eine Keule ohne Hand (die niemand schwingt) ist nicht gefährlich.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Grosse Keulen, grosse Schläge; grosse Schläge, grosse Beulen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1262"/> 3 Grosse Keulen schlagen grosse Beulen.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 359.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Wiltu dich schlahen, kempffen, rauffen, oder mit eim ein wettlauff lauffen, nimb deins gleichen, denn grösser keulen brengen gross schleg vnd grösser bewlen.“ (<hi rendition="#i">Waldis, III.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wen eine goldene Keule trifft, den tödtet sie.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Keulen schneien.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Karl August</hi> schrieb an Goethe: „Es ist von der höchsten Nothwendigkeit, dass du morgen um 11 Uhr im Erdenhause zu Belvedere dich einfindest und sollte es Keulen schneien.“ (<hi rendition="#i">Briefwechsel, II, 76.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Zwischen Keule und Kegel kommen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Inter sacrum et saxa stare.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Keuler.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer einem Keuler in die Hauer fällt, der kommt mit Milchzähnen nicht weit.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Keusch.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wer keusch leben sol, fahet zeitlich an.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 601.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen sagen aber: Zum Keuschsein gehört mehr als nur die Bordolle meiden. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 486.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist keusch wie der Bock am Michaelstage.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Sie ist keusch wie eine Braut.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In Italien sagt man: Keusch wie eine Luccheserin, weil die Frauen von Lucca in dem Rufe strenger Sitte stehen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Mø var bly som brud.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Sie ist sehr keusch, denn es begehrt sie keiner.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hun er kydsk, hvilken er af ingen begieret. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 368.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Casta quam nemo rogavit.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 So keusch wie Joseph. – 1 Mos. 39.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Melanione castior. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 244.</hi>)</p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Keuschheit.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Keuscheit ist ein Schatz vber alle Schätze auff Erden.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 322, 61.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: L'honestà è un patrimonio certo. ( <hi rendition="#i">Pazzaglia, 169, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Keuschheit bringt Gunst.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 419.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Keuschheit geht über Schönheit.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Kydskhed er beste skiønhed. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 368.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Donna senz' honestà non fà mai bella. (<hi rendition="#i">Pazzaglia 169, 1.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Keuschheit in Wollüsten, Demuth in grossem Reichthum und Wahrheit in viel Schwätzen werden gar selten gefunden.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 322, 62.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Kydskhed i vellyst, ydmyghed i rigdom, og sandhed i megen tale findes sielden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 166.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Keuschheit ist das vornembste Fundament dess Menschlichen Lebens.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 322, 60.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Keuschheit ist die schönste Tugend.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann II, 321, 59.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Kydskhed er ære værd. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 368.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La castità e la prima beltà. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 52, 1.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Keuschheit ist eines Weibes Kron.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 419.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Keuschheit ist recht ehrenwerth, doch nimm vorlieb, was Gott beschert.</hi> – Frauenzimmer, wie sie waren (ohne Ort und Jahr).</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Keuschheit und Schönheit wohnen selten beieinander.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen: Die Keusche suche man nicht unter den Fräulein, einen Demüthigen nicht unter den Junkern. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 466.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Keuschheit vnd Demut ist gestorben, Frombkeit vnd Tugend ist verdorben.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 419.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Keuschheit vnd schönheit ligen schon längst im streit.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 58.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Estque pudicitiae rara et concordia formae. (<hi rendition="#i">Seybold, 153.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Keuschheit vnnd Schönheit ist der Weiber vnnd Jungfrawen schönste Tugend vnnd die vornehmbste vnnd beste Morgengab.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 321, 55.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Wenn die Keuschheit zum Tanz kommt, so tanzt sie auf gläsernen Schuhen.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 3351; Simrock, 5571; Reinsberg I, 140; Braun, I, 1818.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Molto male stà, fra le delizie, la castità. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 50, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Wenn man die Keuschheit halten will, so muss man nur nie an sie denken, sagte die Aebtissin zu den Novizen.</hi> – <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 61, 5.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Wer Keuschheit verleurt vnd Ehr, der gewinnt sie wieder nimmermehr.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 705.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[631]/0637]
der christlichen Vernunft, wechselseitig Ketzer. Und als die morgenländischen Geistlichen beschlossen, sich die Bärte lang wachsen zu lassen, und die abendländischen glaubten, sie abscheren zu müssen, waren sie gegenseitig wieder Ketzer. Der römische Bischof Gelasius ging noch weiter, er erklärte alle, die in gewissen Lehrsätzen nicht seiner Meinung waren, für sterbende Fliegen, die das Oel der Anmuth zu verderben strebten. (Wagenseil, 270 u. 293.)
3 Ketzer führen fünf L; sie lästern, lügen, leugnen, lauern und laufen.
Holl.: Een ketter is twee boeven waard. (Harrebomée, I, 397a.)
4 Ketzer sind Fliegen; was sie aufs Weisse machen, das ist schwarz, und was sie aufs Schwarze schmeissen, das ist weiss.
5 Ketzer soll man nicht in geweihte Erde begraben.
Zinkgref (III, 283) erzählt von einem Edelmann, Georg von Oss, der von einem Priester die Erlaubniss erhielt, seinen Hund auf dem Kirchhof zu begraben, weil er versicherte, derselbe habe den Priester im Testamente wohl bedacht.
6 Ketzer stelen Gottes wort. – Henisch, 1702, 6.
Aber wie wäre das bei so viel treuen Hirten möglich?
7 Niemand wird ein Ketzer vmb eines Articuls willen des Glaubens. – Petri, I, 75.
8 Wenn die Ketzer einander in Haaren liegen, so hat die recht Kirch fried. – Petri, II, 852.
9 Wer sich zum Ketzer machen will, darf nur einen Mönch an den Bauch greifen. – Klosterspiegel, 35, 11.
*10 Es ist ein blinder Ketzer. – Eiselein, 371; Braun, I, 1819.
*11 Ketzer machen trewe Prediger gelehrt. – Henisch, 1459, 23.
*12 Ketzer vnd Schwetzer. – Mathesius, Postilla, CCXIIa.
*13 Sie machen einander zum Ketzer wegen schlechtem Krätzer.
Ketzerei.
1 Aus der Ketzerei geht kein Weg in den Himmel nei. – Eiselein, 371.
2 Ketzerei hat Straussenflügel, fleugt schnell, aber nicht hoch.
3 Ketzerei versalzt den frommen Brei.
*4 Er wird keine Ketzerei anrichten (machen, ins Land bringen). – Sailer, 290.
D. h. er ist ein Dummkopf, ein für den gesunden Menschenverstand der sogenannten Ketzer günstiges Zeugniss. Sie waren nämlich gescheiter als die Mehrzahl und sahen, was sie nach dem Willen der geistlichen Oberhirten nicht sehen sollten, und das wurde ihnen als Ketzerei angerechnet. „Es heist, kein vngelerten fecht eine Ketzerey an.“ (Mathesius, Historie, LVIa.)
Holl.: Hij zal geene ketterij in het land brengen. (Harrebomée, I, 397a.)
*5 Nach Ketzerei riechen.
Ketzergebet.
Ketzergebet kompt nicht gen Himmel. – Aventin, CCCXIIIb.
Ketzermeister.
Ein Ketzermeister wird selten bekehrt. – Petri, I, 31.
Ketzermordio.
* Ketzermordio schreien. – Sartorius, 169.
Sehr laut schreien, wie Ketzer, welche verbrannt wurden.
Ketzerrichter.
* Es geht nichts über Ketzerrichter im eigenen Lager.
Keuchel.
* Er ist ein rechtes Keuchel1. – Frischbier, 391; Frischbier2, 1967; Hennig, 121.
1) Junges Hühnchen. – Ein schwächlicher, kränklicher, unreifer Mensch.
Keuchen.
* Keuchen wie ein Müllergaul.
Keule.
1 Eine Keule ohne Hand (die niemand schwingt) ist nicht gefährlich.
2 Grosse Keulen, grosse Schläge; grosse Schläge, grosse Beulen.
3 Grosse Keulen schlagen grosse Beulen. – Petri, II, 359.
„Wiltu dich schlahen, kempffen, rauffen, oder mit eim ein wettlauff lauffen, nimb deins gleichen, denn grösser keulen brengen gross schleg vnd grösser bewlen.“ (Waldis, III.)
4 Wen eine goldene Keule trifft, den tödtet sie.
*5 Keulen schneien.
Karl August schrieb an Goethe: „Es ist von der höchsten Nothwendigkeit, dass du morgen um 11 Uhr im Erdenhause zu Belvedere dich einfindest und sollte es Keulen schneien.“ (Briefwechsel, II, 76.)
*6 Zwischen Keule und Kegel kommen.
Lat.: Inter sacrum et saxa stare.
Keuler.
Wer einem Keuler in die Hauer fällt, der kommt mit Milchzähnen nicht weit.
Keusch.
1 Wer keusch leben sol, fahet zeitlich an. – Petri, II, 601.
Die Russen sagen aber: Zum Keuschsein gehört mehr als nur die Bordolle meiden. (Altmann VI, 486.)
*2 Er ist keusch wie der Bock am Michaelstage.
*3 Sie ist keusch wie eine Braut.
In Italien sagt man: Keusch wie eine Luccheserin, weil die Frauen von Lucca in dem Rufe strenger Sitte stehen.
Dän.: Mø var bly som brud.
*4 Sie ist sehr keusch, denn es begehrt sie keiner.
Dän.: Hun er kydsk, hvilken er af ingen begieret. (Prov. dan., 368.)
Lat.: Casta quam nemo rogavit.
*5 So keusch wie Joseph. – 1 Mos. 39.
Lat.: Melanione castior. (Philippi, I, 244.)
Keuschheit.
1 Keuscheit ist ein Schatz vber alle Schätze auff Erden. – Lehmann, II, 322, 61.
It.: L'honestà è un patrimonio certo. ( Pazzaglia, 169, 2.)
2 Keuschheit bringt Gunst. – Petri, II, 419.
3 Keuschheit geht über Schönheit.
Dän.: Kydskhed er beste skiønhed. (Prov. dan., 368.)
It.: Donna senz' honestà non fà mai bella. (Pazzaglia 169, 1.)
4 Keuschheit in Wollüsten, Demuth in grossem Reichthum und Wahrheit in viel Schwätzen werden gar selten gefunden. – Lehmann, II, 322, 62.
Dän.: Kydskhed i vellyst, ydmyghed i rigdom, og sandhed i megen tale findes sielden. (Prov. dan., 166.)
5 Keuschheit ist das vornembste Fundament dess Menschlichen Lebens. – Lehmann, II, 322, 60.
6 Keuschheit ist die schönste Tugend. – Lehmann II, 321, 59.
Dän.: Kydskhed er ære værd. (Prov. dan., 368.)
It.: La castità e la prima beltà. (Pazzaglia, 52, 1.)
7 Keuschheit ist eines Weibes Kron. – Petri, II, 419.
8 Keuschheit ist recht ehrenwerth, doch nimm vorlieb, was Gott beschert. – Frauenzimmer, wie sie waren (ohne Ort und Jahr).
9 Keuschheit und Schönheit wohnen selten beieinander.
Die Russen: Die Keusche suche man nicht unter den Fräulein, einen Demüthigen nicht unter den Junkern. (Altmann VI, 466.)
10 Keuschheit vnd Demut ist gestorben, Frombkeit vnd Tugend ist verdorben. – Petri, II, 419.
11 Keuschheit vnd schönheit ligen schon längst im streit. – Gruter, III, 58.
Lat.: Estque pudicitiae rara et concordia formae. (Seybold, 153.)
12 Keuschheit vnnd Schönheit ist der Weiber vnnd Jungfrawen schönste Tugend vnnd die vornehmbste vnnd beste Morgengab. – Lehmann, II, 321, 55.
13 Wenn die Keuschheit zum Tanz kommt, so tanzt sie auf gläsernen Schuhen. – Körte, 3351; Simrock, 5571; Reinsberg I, 140; Braun, I, 1818.
It.: Molto male stà, fra le delizie, la castità. (Pazzaglia, 50, 2.)
14 Wenn man die Keuschheit halten will, so muss man nur nie an sie denken, sagte die Aebtissin zu den Novizen. – Klosterspiegel, 61, 5.
15 Wer Keuschheit verleurt vnd Ehr, der gewinnt sie wieder nimmermehr. – Petri, II, 705.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |