Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] nochmals mit dem besten Weine gefüllt, angestossen und unter den Wünschen einer glücklichen Rückreise ausgetrunken. Dies nennt man: den Johannissegen trinken. Wie J. Grimm, nachgewiesen, ist dieser Gebrauch aus der heidnischen Zeit in die christliche übergegangen. Wie es uralter Gebrauch war, den Hausgöttern bei festlichen Mahlzeiten einen Theil der Speisen zurückzulassen und namentlich der Berchta und Hulda eine Schüssel mit Brei hingesetzt wurde, so liess man die Götter auch den feierlichen Trank mit geniessen. Aus dem Gefässe pflegte der Trinkende, ehe er trank, etwas für den Hausgeist hinzugiessen. Bei festlichen Opfern und Gelagen ward der Götter gedacht und Minne getrunken. Dieser Sitte entsagte man nach der Bekehrung nicht, sondern trank nun Christus, Maria und der heiligen Minne. Im Mittelalter waren es namentlich zwei Heilige, denen zu Ehren Minne getrunken wurde: Johannes (der Evangelist) und Gertrude. Johannes soll vergifteten Wein ohne Schaden getrunken haben und der ihm geheiligte Trunk gegen alle Gefahr der Vergiftung schützen. Gertrude aber verehrte den Johannes über alle Heiligen. Bei der Minne pflegten besonders Scheidende, Reisende und Friedliebende zu trinken. Nach einem alten Volksliede über den Johannissegen hatte sich ein armer Mann dem Teufel verschrieben, erhielt aber von der heiligen Gertrude einen Trank mit Johannissegen, sodass der Böse keine Gewalt über ihn hatte. Ein nürnberger Meistersänger (Handschrift des 16. Jahrhunderts) erzählt, ein mainzer Bürger habe sich dem Teufel verschrieben, der aber keine Gewalt über ihn gehabt habe, weil er den Johannissegen getrunken habe. Der Schluss des Meistersanges lautet: "Der Papst Pelagius (gestorben 560) anfing, dass man segnen sollt den Weine am Sanct Johannis Tag alleine, dass jedermann den Segen trank, also neme zu Dank ein Anfang Sanct Johannis Segen." (Vgl. Fr. Grebel, Der Wein, in Hackländer's Hausblättern, Stuttgart 1867, 6. Hft.) Johannes. 1 Hertzog Johannes ohne Land hat für der Kiefel das Maul verbrandt. - Herberger, I, 324. Ebendaselbst (I, 2, 651) heisst es: "Der zu Kifel hat das Maul verbranndt." Das Sprichwort findet sich auch II, 487. Nach einer gefälligen Mittheilung des Archivars Herrn Dr. Grünhagen in Breslau ist unter "Kiefel" die in der Provinz Posen im Obrabruche, Kreis Bomst, liegende kleine Stadt Kiebel, auch Kieben, polnisch Keblowo gemeint. (Vgl. Wuttke, Städtebuch von Posen, 333.) Im Jahre 1474 zündete der Herzog von Sagan die Stadt an. Dabei wurde er von einem einstürzenden Hause getroffen, stark verbrannt und ward ihm auch ein Bein zerschmettert. Ein Edelmann, Namens Busch, soll den Herzog aus den brennenden Trümmern gerettet haben. (Vgl. Pachaly, Sammlung verschiedener Schriften über shlesische Geschichte und Verfassung, II, 207, und: Worbs, Geschichte von Sagan, S. 139.) 2 Johännsken, Johännsken, wat sost du schlobbern, wann use Hippe (Ziege) melk wät. - Simrock, 12101. 3 Mancher sieht den Johannis an, als ob er der Jakobus wäre. (Wend. Lausitz.) Wegen seiner leeren Scheunen zu Johanni wünscht er, es wäre Jakobi, d. i. Erntezeit. 4 Vor Johannes behelt det Holt den Rägen; na Johannes krigt 'ne det Feld. - Schambach, II, 652. Vor Johannis behält der Wald den Regen, nach Johannis bekommt ihn das Feld. *5 Er bleibet immer Johannes in eodem. - Herberger, I, 2, 195 u. 231. Und bessert sich nicht, oder: vnd singet das Weltliedlein. *6 Es ist ein zweiter Johannes mit dem Täfelchen. (Schles.) Bezieht sich auf einen Mann, der im Jahre 1564 in Breslau starb und "Johannes cum tabula" oder auch der "armen Leute Procurator" genannt wurde. Er hielt sich meist an den Gerichtsstätten auf und redete den streitenden Parteien zu, sich gütlich zu vergleichen, so lange die Sache noch in ihren Händen liege. *7 Et es en hölzerä Johannes. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 31, 2. Ist steif und plump. Von Frommann (V, 38, 2) wird die Frage aufgeworfen, ob sich diese Redensart wol nicht auf jenen (menschlich gestalteten) hölzernen Block beziehen dürfte, welcher vormals am Johannistage verbrannt wurde. (Vgl. Grimm, Myth., 593.) Johannis. 1 Fällt Sünne Johanni Riegen in, kann de Aren1 laige2 sein. (Tecklenburg.) - Boebel, 33. 1)Ernte. 2)Elend. Frz.: Du jour saint Jean la pluye fait la noisette pourrie. (Leroux, I, 79.) - Eau de saint Jean ote le vin et ne donne pas de pain. (Cahier, 892.) [Spaltenumbruch] 2 Ist Sanct Johannis zu Sonnwendentag heiter, so gibt es viel Haselnüsse, und die Wiegen werden im nächsten Jahre theuer. - Eiselein, 349; Reinsberg VIII, 147. Weil die jungen Leute gemeinschaftlich in die Haselnüsse gehen. 3 Johanni thut dem Winter wieder die Thür auf. (Luzern.) 4 Johannis Segen und Steffen's Wein soll gut für die Bärmutter sein. - Fischart; Simrock, 5243. 5 Regnet es Johanni auch nur leise, so regnet es Mäuse. - Boebel, 31. 6 So mänge vor Johanni der Gugger schreit, so mänge Batze schlot's Mäss Chärne-n-ab, so mänge Tag dernoh, so mänge Batze schlot's uf. (Solothurn.) - Schild, 106, 59. 7 Tritt auf Johannis Regen ein, so wird der Nusswachs nicht gedeihn. - Reinsberg VIII, 146. 8 Vor Johanni bitt' um Regen, nachher kommt er ungelegen. (Tirol.) - Reinsberg VIII, 147. 9 Vor Johanni ein Kräutl, nach Johanni ein Kraut. (Rott-Thal.) 10 Vor Johanni muss Gemeinde und Pastor um Regen bitten, nach Johanni kann's der Pastor allein. - Boebel, 31; Blum, 290; Reinsberg VIII, 147. In Westfalen: Vöer Jehannes möt de Papen (auch Kapziyners) ümme Riägen biäen, noa Jehannes künn wi 't sylwest. (Firmenich, I, 349, 46.) In der Gegend von Wolfenbüttel heisst es: ...möt wie'n Pastor hilpen bäen (bitten, beten) um Regen, nach Johanni kann's der Pastor allein. In Siebenbürgen: Vir Johani mis me äm Ren bide, no Johani kit e tu sälwesst. (Schuster, 26.) Das war z. B. im Jahre 1838 nicht nöthig, da es wöchentlich ungefähr sieben Tage regnete. 11 Vor Johannis möt me üm Rägen bäen, na, Johannis kan 't de Pape allene. - Schambach, II, 855. 12 Vor Johannis trecket de Gewitters windaf (oder: mit dem Winde)', na Johannis windan (oder: gegen den Wind). Eine örtliche Gewitterregel, nach welcher vor Johanni die Gewitter mit dem Winde, nach Johanni gegen den Wind ziehen sollen. Auch die Franzosen betrachten den Johannistag als einen Wendepunkt, indem sie sagen: A la saint Jehan renouvelle l'an. (Leroux, I, 79.) 13 Wenn Johannes ist geboren, geben die langen Tage verloren. Holl.: Wanneer Johannes is geboren, is 't lengen der dagen verloren. (Harrebomee, I, 354a.) 14 Wenn man vor Johanni drei Aepfel an einem Baum sieht, so muss man die Hurden zurechtmachen. 15 Wenn nach Johanni der Gugger schreit, so kommt ein Fehljahr und theuere Zeit. (Luzern.) 16 Wenn vör Johanni schwindt de Rhi, so gibt's en ture Wi. 17 Wenn's um Johanni regnet, so gibt's eine nasse Ernte und schadet den Nüssen. (Luzern.) 18 Z' Johanni us den Reben gon und d' Truben blühen lon. (Schweiz.) - Hochdeutsch bei Simrock, 8169. *19 Einem Sanct Johannis Segen und Stephan's Mantel wünschen. - Eiselein, 349. *20 Wenn ich bis Johanni sässe, man liesse den Topf kochen bis Petri; ich muss doch ohne Essen gehen. (Lit.) Wenn jemand sagen will, dass er nichts Gutes erleben, erharren werde. Johannisblut. Johannisbluhd1 daud immer gud, Margaredeblud2 daud selde gut. (Trier.) - Firmenich, III, 546, 36; Laven, 183, 60. 1)Blüte des Weinstocks am Johannistage, d. h. in der Zeit desselben. 2)Nach dem trierschen Kalender der 13. Juli, nach andern Kalendern der 20. Juli. Johannisfeuer. 1 Es ist kein Johansfewr so schön vnnd lustig, als so Schuldner jhre schuldbekantnussen sehen verbrennen. - Lehmann, 709, 16. Die Johannisfeuer sind aus der Feier, mit der unsere heidnischen Vorfahren den Sonnwendetag begingen, in die christliche Zeit unter Veränderung des Namens und [Spaltenumbruch] nochmals mit dem besten Weine gefüllt, angestossen und unter den Wünschen einer glücklichen Rückreise ausgetrunken. Dies nennt man: den Johannissegen trinken. Wie J. Grimm, nachgewiesen, ist dieser Gebrauch aus der heidnischen Zeit in die christliche übergegangen. Wie es uralter Gebrauch war, den Hausgöttern bei festlichen Mahlzeiten einen Theil der Speisen zurückzulassen und namentlich der Berchta und Hulda eine Schüssel mit Brei hingesetzt wurde, so liess man die Götter auch den feierlichen Trank mit geniessen. Aus dem Gefässe pflegte der Trinkende, ehe er trank, etwas für den Hausgeist hinzugiessen. 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Jahrhunderts) erzählt, ein mainzer Bürger habe sich dem Teufel verschrieben, der aber keine Gewalt über ihn gehabt habe, weil er den Johannissegen getrunken habe. Der Schluss des Meistersanges lautet: „Der Papst Pelagius (gestorben 560) anfing, dass man segnen sollt den Weine am Sanct Johannis Tag alleine, dass jedermann den Segen trank, also neme zu Dank ein Anfang Sanct Johannis Segen.“ (Vgl. Fr. Grebel, Der Wein, in Hackländer's Hausblättern, Stuttgart 1867, 6. Hft.) Johannes. 1 Hertzog Johannes ohne Land hat für der Kiefel das Maul verbrandt. – Herberger, I, 324. Ebendaselbst (I, 2, 651) heisst es: „Der zu Kifel hat das Maul verbranndt.“ Das Sprichwort findet sich auch II, 487. Nach einer gefälligen Mittheilung des Archivars Herrn Dr. Grünhagen in Breslau ist unter „Kiefel“ die in der Provinz Posen im Obrabruche, Kreis Bomst, liegende kleine Stadt Kiebel, auch Kieben, polnisch Keblowo gemeint. (Vgl. Wuttke, Städtebuch von Posen, 333.) 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nochmals mit dem besten Weine gefüllt, angestossen und unter den Wünschen einer glücklichen Rückreise ausgetrunken. Dies nennt man: den Johannissegen trinken. Wie J. Grimm, nachgewiesen, ist dieser Gebrauch aus der heidnischen Zeit in die christliche übergegangen. Wie es uralter Gebrauch war, den Hausgöttern bei festlichen Mahlzeiten einen Theil der Speisen zurückzulassen und namentlich der Berchta und Hulda eine Schüssel mit Brei hingesetzt wurde, so liess man die Götter auch den feierlichen Trank mit geniessen. Aus dem Gefässe pflegte der Trinkende, ehe er trank, etwas für den Hausgeist hinzugiessen. Bei festlichen Opfern und Gelagen ward der Götter gedacht und Minne getrunken. Dieser Sitte entsagte man nach der Bekehrung nicht, sondern trank nun Christus, Maria und der heiligen Minne. Im Mittelalter waren es namentlich zwei Heilige, denen zu Ehren Minne getrunken wurde: Johannes (der Evangelist) und Gertrude. Johannes soll vergifteten Wein ohne Schaden getrunken haben und der ihm geheiligte Trunk gegen alle Gefahr der Vergiftung schützen. Gertrude aber verehrte den Johannes über alle Heiligen. Bei der Minne pflegten besonders Scheidende, Reisende und Friedliebende zu trinken. Nach einem alten Volksliede über den Johannissegen hatte sich ein armer Mann dem Teufel verschrieben, erhielt aber von der heiligen Gertrude einen Trank mit Johannissegen, sodass der Böse keine Gewalt über ihn hatte. Ein nürnberger Meistersänger (Handschrift des 16. Jahrhunderts) erzählt, ein mainzer Bürger habe sich dem Teufel verschrieben, der aber keine Gewalt über ihn gehabt habe, weil er den Johannissegen getrunken habe. Der Schluss des Meistersanges lautet: „Der Papst Pelagius (gestorben 560) anfing, dass man segnen sollt den Weine am Sanct Johannis Tag alleine, dass jedermann den Segen trank, also neme zu Dank ein Anfang Sanct Johannis Segen.“ (Vgl. Fr. Grebel, Der Wein, in Hackländer's Hausblättern, Stuttgart 1867, 6. Hft.)
Johannes.
1 Hertzog Johannes ohne Land hat für der Kiefel das Maul verbrandt. – Herberger, I, 324.
Ebendaselbst (I, 2, 651) heisst es: „Der zu Kifel hat das Maul verbranndt.“ Das Sprichwort findet sich auch II, 487. Nach einer gefälligen Mittheilung des Archivars Herrn Dr. Grünhagen in Breslau ist unter „Kiefel“ die in der Provinz Posen im Obrabruche, Kreis Bomst, liegende kleine Stadt Kiebel, auch Kieben, polnisch Keblowo gemeint. (Vgl. Wuttke, Städtebuch von Posen, 333.) Im Jahre 1474 zündete der Herzog von Sagan die Stadt an. Dabei wurde er von einem einstürzenden Hause getroffen, stark verbrannt und ward ihm auch ein Bein zerschmettert. Ein Edelmann, Namens Busch, soll den Herzog aus den brennenden Trümmern gerettet haben. (Vgl. Pachaly, Sammlung verschiedener Schriften über shlesische Geschichte und Verfassung, II, 207, und: Worbs, Geschichte von Sagan, S. 139.)
2 Johännsken, Johännsken, wat sost du schlobbern, wann use Hippe (Ziege) melk wät. – Simrock, 12101.
3 Mancher sieht den Johannis an, als ob er der Jakobus wäre. (Wend. Lausitz.)
Wegen seiner leeren Scheunen zu Johanni wünscht er, es wäre Jakobi, d. i. Erntezeit.
4 Vor Johannes behelt det Holt den Rägen; nâ Johannes krigt 'ne det Feld. – Schambach, II, 652.
Vor Johannis behält der Wald den Regen, nach Johannis bekommt ihn das Feld.
*5 Er bleibet immer Johannes in eodem. – Herberger, I, 2, 195 u. 231.
Und bessert sich nicht, oder: vnd singet das Weltliedlein.
*6 Es ist ein zweiter Johannes mit dem Täfelchen. (Schles.)
Bezieht sich auf einen Mann, der im Jahre 1564 in Breslau starb und „Johannes cum tabula“ oder auch der „armen Leute Procurator“ genannt wurde. Er hielt sich meist an den Gerichtsstätten auf und redete den streitenden Parteien zu, sich gütlich zu vergleichen, so lange die Sache noch in ihren Händen liege.
*7 Et es en hölzerä Johannes. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 2.
Ist steif und plump. Von Frommann (V, 38, 2) wird die Frage aufgeworfen, ob sich diese Redensart wol nicht auf jenen (menschlich gestalteten) hölzernen Block beziehen dürfte, welcher vormals am Johannistage verbrannt wurde. (Vgl. Grimm, Myth., 593.)
Johannis.
1 Fällt Sünne Johanni Riegen in, kann de Aren1 laige2 sîn. (Tecklenburg.) – Boebel, 33.
1)Ernte.
2)Elend.
Frz.: Du jour saint Jean la pluye fait la noisette pourrie. (Leroux, I, 79.) – Eau de saint Jean ôte le vin et ne donne pas de pain. (Cahier, 892.)
2 Ist Sanct Johannis zu Sonnwendentag heiter, so gibt es viel Haselnüsse, und die Wiegen werden im nächsten Jahre theuer. – Eiselein, 349; Reinsberg VIII, 147.
Weil die jungen Leute gemeinschaftlich in die Haselnüsse gehen.
3 Johanni thut dem Winter wieder die Thür auf. (Luzern.)
4 Johannis Segen und Steffen's Wein soll gut für die Bärmutter sein. – Fischart; Simrock, 5243.
5 Regnet es Johanni auch nur leise, so regnet es Mäuse. – Boebel, 31.
6 So mänge vor Johanni der Gugger schreit, so mänge Batze schlot's Mäss Chärne-n-ab, so mänge Tag dernoh, so mänge Batze schlot's uf. (Solothurn.) – Schild, 106, 59.
7 Tritt auf Johannis Regen ein, so wird der Nusswachs nicht gedeihn. – Reinsberg VIII, 146.
8 Vor Johanni bitt' um Regen, nachher kommt er ungelegen. (Tirol.) – Reinsberg VIII, 147.
9 Vor Johanni ein Kräutl, nach Johanni ein Kraut. (Rott-Thal.)
10 Vor Johanni muss Gemeinde und Pastor um Regen bitten, nach Johanni kann's der Pastor allein. – Boebel, 31; Blum, 290; Reinsberg VIII, 147.
In Westfalen: Vöer Jehannes möt de Papen (auch Kapziyners) ümme Riägen biäen, noa Jehannes künn wi 't sylwest. (Firmenich, I, 349, 46.) In der Gegend von Wolfenbüttel heisst es: ...möt wie'n Pastor hilpen bäen (bitten, beten) um Regen, nach Johanni kann's der Pastor allein. In Siebenbürgen: Vir Johani mis me äm Rên bide, nô Johani kit e tu sälwesst. (Schuster, 26.) Das war z. B. im Jahre 1838 nicht nöthig, da es wöchentlich ungefähr sieben Tage regnete.
11 Vor Johannis möt me üm Rägen bäen, nâ, Johannis kan 't de Pâpe allene. – Schambach, II, 855.
12 Vor Johannis trecket de Gewitters windaf (oder: mit dem Winde)', nâ Johannis windan (oder: gegen den Wind).
Eine örtliche Gewitterregel, nach welcher vor Johanni die Gewitter mit dem Winde, nach Johanni gegen den Wind ziehen sollen. Auch die Franzosen betrachten den Johannistag als einen Wendepunkt, indem sie sagen: A la saint Jehan renouvelle l'an. (Leroux, I, 79.)
13 Wenn Johannes ist geboren, geben die langen Tage verloren.
Holl.: Wanneer Johannes is geboren, is 't lengen der dagen verloren. (Harrebomée, I, 354a.)
14 Wenn man vor Johanni drei Aepfel an einem Baum sieht, so muss man die Hurden zurechtmachen.
15 Wenn nach Johanni der Gugger schreit, so kommt ein Fehljahr und theuere Zeit. (Luzern.)
16 Wenn vör Johanni schwindt de Rhi, so gibt's en ture Wi.
17 Wenn's um Johanni regnet, so gibt's eine nasse Ernte und schadet den Nüssen. (Luzern.)
18 Z' Johanni us den Reben gon und d' Truben blühen lon. (Schweiz.) – Hochdeutsch bei Simrock, 8169.
*19 Einem Sanct Johannis Segen und Stephan's Mantel wünschen. – Eiselein, 349.
*20 Wenn ich bis Johanni sässe, man liesse den Topf kochen bis Petri; ich muss doch ohne Essen gehen. (Lit.)
Wenn jemand sagen will, dass er nichts Gutes erleben, erharren werde.
Johannisblut.
Johannisbluhd1 dûd immer gud, Margaredeblud2 dûd selde gut. (Trier.) – Firmenich, III, 546, 36; Laven, 183, 60.
1)Blüte des Weinstocks am Johannistage, d. h. in der Zeit desselben.
2)Nach dem trierschen Kalender der 13. Juli, nach andern Kalendern der 20. Juli.
Johannisfeuer.
1 Es ist kein Johansfewr so schön vnnd lustig, als so Schuldner jhre schuldbekantnussen sehen verbrennen. – Lehmann, 709, 16.
Die Johannisfeuer sind aus der Feier, mit der unsere heidnischen Vorfahren den Sonnwendetag begingen, in die christliche Zeit unter Veränderung des Namens und
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