Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 73 Jeder muss sein Theil an der Narrenkappe haben. 74 Jeder muss seine Haut selbst zu Markte tragen. - Reinsberg III, 40. 75 Jeder nehme sich selbst bei der Nase. 76 Jeder nur zu oft vergisst, dass er allein nicht jeder ist. Dän.: Det er faelles gavn at ingen misbruger sit eget. (Prov. dan., 220.) 77 Jeder rühmt seine alte Nase für die beste. 78 Jeder schaue in seinen Rinnstein. - Körte, 3164 u. 3945. 79 Jeder seh' auf seine Schanze. 80 Jeder sehe auf seine Füsse, so stösst er sich nicht die Zehen ab. 81 Jeder siehet wie er Glück hat. 82 Jeder soll sein Bestes thon (thun), damit es wohl im Haus mag stohn (stehn). 83 Jeder strecke sich nach seiner Decke. Der Hauswirth muss bei dem Staatswirth in die Lehre gehen, wie dieser nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung Einnahme und Ausgabe im voraus anschlägt und ein Staatsbudget entwirft, so muss es jener auch; doch mit dem Unterschiede: der Staatsmann muss die Einnahme so hoch stellen als die Ausgabe steht; der Privatmann muss nur so viel ausgeben, als er einnimmt, er muss sich nach der Decke strecken. Er darf aber keineswegs die Staatsmänner zu seinem Vorbild nehmen, die alle Jahre neue Anleihen machen und die schwebenden Schulden in feste verwandeln. 84 Jeder trägt sein Päcklein. It.: Ognun porta la sua croce. (Gaal, 1261.) 85 Jeder trägt seinen Schalk im Busen. 86 Jeder warte des Seinen und laufe nicht ferne. - Franck, I, 39. 87 Jeder warte seines Amtes. 88 Jeder weiss, wo ihn der Schuh drückt. In Hindostan sagt man: Die Wunde, die der Stiefel verursacht, ist am besten dem Träger oder dessen Fuss bekannt. (Reinsberg III, 44.) Frz.: Chacun sent mieux ou le soulier le blesse. (Bohn I, 12.) 89 Jeder will auf einen besondern Berg. 90 Jeder will den Alt singen. Den Vorrang gewinnen, der erste sein. 91 Jeder will recht haben. 92 Jeder will sieh wärmen und sollte das Publikum erfrieren. 93 Jeder will über sich, keiner in sich. 94 Jeder zahle seine Zeche. - Reinsberg III, 40. 95 Jeder zeugt seinesgleichen. 96 Jeder zieht sich selbst zuerst aus der Patsche. Böhm.: Kazdy rad, kdyz sam z blata vylezec. (Celakovsky, 57.) 97 Jeder zu seinesgleichen. 98 Lass jeder einen, der er ist, so bleibst du auch wol, der du bist. - Lehmann, II, 376, 10. 99 Lot em Idern, wat hei is, dann bliewest du auk, we du bist. (Waldeck.) - Firmenich, I, 326, 36. 100 Man kann es nicht jedem recht machen. 101 Nemb ein jeder sich selber bey der Nasen. - Gruter, III, 72. 102 Nicht jeder, der jagt, hat Weidmanns Glück. 103 Nicht jeder hat es gern, dass man ihm auf dem Kopfe kratzt. 104 Nicht jeder ist auf die Hochzeit geladen. - Körte, 3166; Braun, I, 1647. 105 Nit jede, der goht uff's Gäu, bringt drum au Oebbis hei. (Schweiz.) - Hauenstein. 106 Was jeder thun soll, thut keiner. - Simrock, 5223; Braun, I, 1639. Engl.: What is every man's business, is none's. 107 Wenn jeder sich hält, wie er soll, so steht es allenthalben wohl. - Körte, 3162 u. 3942. 108 Wenn jeder thut das Seine, so wird zu Grossem das viele Kleine. 109 Wenn jeder thut, so viel er soll, so gehen Ross und Wagen wohl. - Gaal, 965. Frz.: Quand chacun fait son metier, les vaches sont bien gardees. (Lendroy, 824; Gaal, 965.) 110 Wenn jeder vor seiner Thür fegt, so wird's überall rein. - Reinsberg IV, 51. [Spaltenumbruch] 111 Wie ein ieder ist, also macht er mist. - Franck, II, 13a; Gruter, I, 85. 112 Wie ein jeder ist, also hat er glück. - Gruter, I, 85; Schottel, 1125a. 113 Wie ein jeder ist, also verdenkt er einem andern. - Schottel, 1124a. 114 Wie jeder ist vnd was er kan, sieht man jm an der Stirnen an. - Eyering, III, 564. Jedermann. 1 Da jederman gehet, wächst kein Grass. - Lehmann, 259, 2. 2 Der jedermans ist, der ist niemands. - Lehmann, 259, 22; Petri, II, 94. 3 Der jedermans ist, hängt sich an alle Räder wie Koth. - Lehmann, 259, 24. "Hängt sich bald an diss, bald an ein ander Rad, so wirfft jn auch eine Speich zur andern von sich." 4 Es hat jedermann ein freies Schürfen. - Eisenhart, III, 1, 17. Schürfen heisst, Metall-, Kohlen- u. a. Gänge oder Heilquellen in der Erde aufsuchen. Dies ist, wie das Sprichwort sagt, jedem erlaubt, wenn dabei gewisse Bedingungen, z. B. die Schonung von Saatfeldern u. s. w., erfüllt werden. Da ein Land durch Entdeckung der unterirdischen Schätze sehr gesegnet wird, so sind sogar Belohnungen auf eine solche Arbeit gesetzt. 5 Es ist nie nicht gar nicht, was jederman spricht. - Latendorf II, 13. 6 Hans Jedermann hat ein gross Haus; es reicht von einem Thor bis zum andern. - Herberger, Herzpostille, I, 804. 7 Herr jederman regiert den Wahn. - Lehmann, II, 264, 28; Gruter, I, 49; Körte, 3173. Wie wir einen Herrn Jedermann haben, so die Franzosen einen Tout le Monde, von dem das Volk Wunderdinge berichtet. Er soll ein wahrer Riese und lange der Kuhhirt von Chauny gewesen sein. Nach der Sage hütete er die Kühe zu Pferde, trug ein silbernes Trinkhorn bei sich, aus dem er jedem, der ihn besuchte, köstlichen Wein zu trinken gab. Er starb 119 Jahre alt und erhielt auf seinem Grabstein eine Inschrift, in welcher "alle Hirten, Kühe, Pferde und Esel" gebeten wurden, die Ruhe der Seele des "in vielen Städten des Landes mit grossem Lobe genannten Jedermann", der an "Tugenden so fett wie ein Ochse", nicht zu stören. Die Hirten behaupten, dass infolge dieser Anempfehlung sich das Vieh noch heutigen Tags weigere, auf dem Kirchhofe zu weiden, wo Tout le Monde begraben liegt. Wer dieser "Jedermann" eigentlich gewesen und wann er gelebt, weiss man nicht. Man erzählt zwar, Heinrich IV. habe, als er einen Kuhhirten von Chauny nach seinem Namen gefragt, die Antwort erhalten: Ich heisse Jedermann; aber da schon in dem "Spiel der guten Zeit" von d'Estrees, der 1472 in Amiens geboren wurde, geklagt wird, dass sich die gute Zeit nicht mehr finden lasse, nicht einmal bei "Johann Jedermann, dem Kuhhirt von Chauny", so glauben einige, dass "Tout le Monde" der erbliche Spitzname einer Kuhhirtenfamilie in Chauny war, den man später auf alle Hirten übertragen habe, welche in den sumpfigen Niederungen der Gemeinde Vieh hüteten. (Reinsberg V, 149.) 8 Herrn Jedermann regiert der Wahn. 9 Herrn Jedermanns Wort ist (darum) kein Evangelium. 10 Jedermann deckt sich mit dem Schafpelz, damit man den Wolf nicht sehen kann. 11 Jedermann hält's mit dem grössten Haufen. 12 Jedermann hat sein Gutes. Seinen Werth. Frz.: Chacun vaut son prix. (Lendroy, 1499.) 13 Jedermann sagt es, niemand weiss es. - Simrock, 5228; Körte, 3178; Braun, I, 1655. 14 Jedermann trägt einen Sack im Busen. 15 Jedermann wird honorirt, so wie es ihm gebührt. Spricht aus, wie es sein sollte. Auch die Engländer sagen: Ein jeder wird beachtet, je nachdem er's verdient. (Reinsberg III, 66.) 16 Jedermanns Freund, jedermanns Narr. - Braun, I, 1651. 17 Jedermanns Gesell ist niemands Freund. - Braun, I, 1652. 18 Lass unverachtet jedermann, du weisst nicht, was ein anderer kann. - Körte, 3180. 19 Man muss nicht jedermann die Hand geben. Wähle deine Freunde mit Umsicht.
[Spaltenumbruch] 73 Jeder muss sein Theil an der Narrenkappe haben. 74 Jeder muss seine Haut selbst zu Markte tragen. – Reinsberg III, 40. 75 Jeder nehme sich selbst bei der Nase. 76 Jeder nur zu oft vergisst, dass er allein nicht jeder ist. Dän.: Det er fælles gavn at ingen misbruger sit eget. (Prov. dan., 220.) 77 Jeder rühmt seine alte Nase für die beste. 78 Jeder schaue in seinen Rinnstein. – Körte, 3164 u. 3945. 79 Jeder seh' auf seine Schanze. 80 Jeder sehe auf seine Füsse, so stösst er sich nicht die Zehen ab. 81 Jeder siehet wie er Glück hat. 82 Jeder soll sein Bestes thon (thun), damit es wohl im Haus mag stohn (stehn). 83 Jeder strecke sich nach seiner Decke. Der Hauswirth muss bei dem Staatswirth in die Lehre gehen, wie dieser nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung Einnahme und Ausgabe im voraus anschlägt und ein Staatsbudget entwirft, so muss es jener auch; doch mit dem Unterschiede: der Staatsmann muss die Einnahme so hoch stellen als die Ausgabe steht; der Privatmann muss nur so viel ausgeben, als er einnimmt, er muss sich nach der Decke strecken. Er darf aber keineswegs die Staatsmänner zu seinem Vorbild nehmen, die alle Jahre neue Anleihen machen und die schwebenden Schulden in feste verwandeln. 84 Jeder trägt sein Päcklein. It.: Ognun porta la sua croce. (Gaal, 1261.) 85 Jeder trägt seinen Schalk im Busen. 86 Jeder warte des Seinen und laufe nicht ferne. – Franck, I, 39. 87 Jeder warte seines Amtes. 88 Jeder weiss, wo ihn der Schuh drückt. In Hindostan sagt man: Die Wunde, die der Stiefel verursacht, ist am besten dem Träger oder dessen Fuss bekannt. (Reinsberg III, 44.) Frz.: Chacun sent mieux où le soulier le blesse. (Bohn I, 12.) 89 Jeder will auf einen besondern Berg. 90 Jeder will den Alt singen. Den Vorrang gewinnen, der erste sein. 91 Jeder will recht haben. 92 Jeder will sieh wärmen und sollte das Publikum erfrieren. 93 Jeder will über sich, keiner in sich. 94 Jeder zahle seine Zeche. – Reinsberg III, 40. 95 Jeder zeugt seinesgleichen. 96 Jeder zieht sich selbst zuerst aus der Patsche. Böhm.: Každý rád, když sám z bláta vylezec. (Čelakovsky, 57.) 97 Jeder zu seinesgleichen. 98 Lass jeder einen, der er ist, so bleibst du auch wol, der du bist. – Lehmann, II, 376, 10. 99 Lôt em Idern, wat hei is, dann bliewest du auk, we du bist. 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73 Jeder muss sein Theil an der Narrenkappe haben.
74 Jeder muss seine Haut selbst zu Markte tragen. – Reinsberg III, 40.
75 Jeder nehme sich selbst bei der Nase.
76 Jeder nur zu oft vergisst, dass er allein nicht jeder ist.
Dän.: Det er fælles gavn at ingen misbruger sit eget. (Prov. dan., 220.)
77 Jeder rühmt seine alte Nase für die beste.
78 Jeder schaue in seinen Rinnstein. – Körte, 3164 u. 3945.
79 Jeder seh' auf seine Schanze.
80 Jeder sehe auf seine Füsse, so stösst er sich nicht die Zehen ab.
81 Jeder siehet wie er Glück hat.
82 Jeder soll sein Bestes thon (thun), damit es wohl im Haus mag stohn (stehn).
83 Jeder strecke sich nach seiner Decke.
Der Hauswirth muss bei dem Staatswirth in die Lehre gehen, wie dieser nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung Einnahme und Ausgabe im voraus anschlägt und ein Staatsbudget entwirft, so muss es jener auch; doch mit dem Unterschiede: der Staatsmann muss die Einnahme so hoch stellen als die Ausgabe steht; der Privatmann muss nur so viel ausgeben, als er einnimmt, er muss sich nach der Decke strecken. Er darf aber keineswegs die Staatsmänner zu seinem Vorbild nehmen, die alle Jahre neue Anleihen machen und die schwebenden Schulden in feste verwandeln.
84 Jeder trägt sein Päcklein.
It.: Ognun porta la sua croce. (Gaal, 1261.)
85 Jeder trägt seinen Schalk im Busen.
86 Jeder warte des Seinen und laufe nicht ferne. – Franck, I, 39.
87 Jeder warte seines Amtes.
88 Jeder weiss, wo ihn der Schuh drückt.
In Hindostan sagt man: Die Wunde, die der Stiefel verursacht, ist am besten dem Träger oder dessen Fuss bekannt. (Reinsberg III, 44.)
Frz.: Chacun sent mieux où le soulier le blesse. (Bohn I, 12.)
89 Jeder will auf einen besondern Berg.
90 Jeder will den Alt singen.
Den Vorrang gewinnen, der erste sein.
91 Jeder will recht haben.
92 Jeder will sieh wärmen und sollte das Publikum erfrieren.
93 Jeder will über sich, keiner in sich.
94 Jeder zahle seine Zeche. – Reinsberg III, 40.
95 Jeder zeugt seinesgleichen.
96 Jeder zieht sich selbst zuerst aus der Patsche.
Böhm.: Každý rád, když sám z bláta vylezec. (Čelakovsky, 57.)
97 Jeder zu seinesgleichen.
98 Lass jeder einen, der er ist, so bleibst du auch wol, der du bist. – Lehmann, II, 376, 10.
99 Lôt em Idern, wat hei is, dann bliewest du auk, we du bist. (Waldeck.) – Firmenich, I, 326, 36.
100 Man kann es nicht jedem recht machen.
101 Nemb ein jeder sich selber bey der Nasen. – Gruter, III, 72.
102 Nicht jeder, der jagt, hat Weidmanns Glück.
103 Nicht jeder hat es gern, dass man ihm auf dem Kopfe kratzt.
104 Nicht jeder ist auf die Hochzeit geladen. – Körte, 3166; Braun, I, 1647.
105 Nit jede, der goht uff's Gäu, bringt drum au Oebbis hei. (Schweiz.) – Hauenstein.
106 Was jeder thun soll, thut keiner. – Simrock, 5223; Braun, I, 1639.
Engl.: What is every man's business, is none's.
107 Wenn jeder sich hält, wie er soll, so steht es allenthalben wohl. – Körte, 3162 u. 3942.
108 Wenn jeder thut das Seine, so wird zu Grossem das viele Kleine.
109 Wenn jeder thut, so viel er soll, so gehen Ross und Wagen wohl. – Gaal, 965.
Frz.: Quand chacun fait son métier, les vaches sont bien gardées. (Lendroy, 824; Gaal, 965.)
110 Wenn jeder vor seiner Thür fegt, so wird's überall rein. – Reinsberg IV, 51.
111 Wie ein ieder ist, also macht er mist. – Franck, II, 13a; Gruter, I, 85.
112 Wie ein jeder ist, also hat er glück. – Gruter, I, 85; Schottel, 1125a.
113 Wie ein jeder ist, also verdenkt er einem andern. – Schottel, 1124a.
114 Wie jeder ist vnd was er kan, sieht man jm an der Stirnen an. – Eyering, III, 564.
Jedermann.
1 Da jederman gehet, wächst kein Grass. – Lehmann, 259, 2.
2 Der jedermans ist, der ist niemands. – Lehmann, 259, 22; Petri, II, 94.
3 Der jedermans ist, hängt sich an alle Räder wie Koth. – Lehmann, 259, 24.
„Hängt sich bald an diss, bald an ein ander Rad, so wirfft jn auch eine Speich zur andern von sich.“
4 Es hat jedermann ein freies Schürfen. – Eisenhart, III, 1, 17.
Schürfen heisst, Metall-, Kohlen- u. a. Gänge oder Heilquellen in der Erde aufsuchen. Dies ist, wie das Sprichwort sagt, jedem erlaubt, wenn dabei gewisse Bedingungen, z. B. die Schonung von Saatfeldern u. s. w., erfüllt werden. Da ein Land durch Entdeckung der unterirdischen Schätze sehr gesegnet wird, so sind sogar Belohnungen auf eine solche Arbeit gesetzt.
5 Es ist nie nicht gar nicht, was jederman spricht. – Latendorf II, 13.
6 Hans Jedermann hat ein gross Haus; es reicht von einem Thor bis zum andern. – Herberger, Herzpostille, I, 804.
7 Herr jederman regiert den Wahn. – Lehmann, II, 264, 28; Gruter, I, 49; Körte, 3173.
Wie wir einen Herrn Jedermann haben, so die Franzosen einen Tout le Monde, von dem das Volk Wunderdinge berichtet. Er soll ein wahrer Riese und lange der Kuhhirt von Chauny gewesen sein. Nach der Sage hütete er die Kühe zu Pferde, trug ein silbernes Trinkhorn bei sich, aus dem er jedem, der ihn besuchte, köstlichen Wein zu trinken gab. Er starb 119 Jahre alt und erhielt auf seinem Grabstein eine Inschrift, in welcher „alle Hirten, Kühe, Pferde und Esel“ gebeten wurden, die Ruhe der Seele des „in vielen Städten des Landes mit grossem Lobe genannten Jedermann“, der an „Tugenden so fett wie ein Ochse“, nicht zu stören. Die Hirten behaupten, dass infolge dieser Anempfehlung sich das Vieh noch heutigen Tags weigere, auf dem Kirchhofe zu weiden, wo Tout le Monde begraben liegt. Wer dieser „Jedermann“ eigentlich gewesen und wann er gelebt, weiss man nicht. Man erzählt zwar, Heinrich IV. habe, als er einen Kuhhirten von Chauny nach seinem Namen gefragt, die Antwort erhalten: Ich heisse Jedermann; aber da schon in dem „Spiel der guten Zeit“ von d'Estrées, der 1472 in Amiens geboren wurde, geklagt wird, dass sich die gute Zeit nicht mehr finden lasse, nicht einmal bei „Johann Jedermann, dem Kuhhirt von Chauny“, so glauben einige, dass „Tout le Monde“ der erbliche Spitzname einer Kuhhirtenfamilie in Chauny war, den man später auf alle Hirten übertragen habe, welche in den sumpfigen Niederungen der Gemeinde Vieh hüteten. (Reinsberg V, 149.)
8 Herrn Jedermann regiert der Wahn.
9 Herrn Jedermanns Wort ist (darum) kein Evangelium.
10 Jedermann deckt sich mit dem Schafpelz, damit man den Wolf nicht sehen kann.
11 Jedermann hält's mit dem grössten Haufen.
12 Jedermann hat sein Gutes.
Seinen Werth.
Frz.: Chacun vaut son prix. (Lendroy, 1499.)
13 Jedermann sagt es, niemand weiss es. – Simrock, 5228; Körte, 3178; Braun, I, 1655.
14 Jedermann trägt einen Sack im Busen.
15 Jedermann wird honorirt, so wie es ihm gebührt.
Spricht aus, wie es sein sollte. Auch die Engländer sagen: Ein jeder wird beachtet, je nachdem er's verdient. (Reinsberg III, 66.)
16 Jedermanns Freund, jedermanns Narr. – Braun, I, 1651.
17 Jedermanns Gesell ist niemands Freund. – Braun, I, 1652.
18 Lass unverachtet jedermann, du weisst nicht, was ein anderer kann. – Körte, 3180.
19 Man muss nicht jedermann die Hand geben.
Wähle deine Freunde mit Umsicht.
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