Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Hochzeitsgabe.

Hochzeitsgaben sünd man lehnde Göder. (Rendsburg.)

Hochzeitsgaben sind nur geliehene Güter. Man wird dadurch verpflichtet, später ebenso werthvolle Gegengeschenke zu machen.


Hochzeitsgast.

Wenn die Hochzeitsgäste fort sind, fängt die Hochzeit für die Brautleute an.

Die Russen: Für die Gäste ist das Fest aus, für die Vermählten fängt es an. (Altmann VI, 472.)


Hochzeitskleider.

Hochzetkleider uch Lichkleider hu sich noch äinjde gefangden. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 789.


Hochzeitskuchen.

Hochzeitskuchen kann man nicht aus jedem Mehle backen.


Hochzeitslied.

Hochteidslied - lostge Lied; >ole Lied<, beschäten Lied. - Frischbier2, 1639.


Hochzeitsmahl.

1 Vom Hochzeitsmahl geniesst die Braut am wenigsten.

Span.: En la boda quien menos come es la novia. (Bohn I, 221.)

2 Zu Hochzeitsmahl und Taufe nicht ungeladen laufe.


Hochzeitsschmaus.

Es war noch nie ein Hochzeitsschmaus, der Teufel wollte die Sauce dazu machen im Haus.


Hochzeitsstöri.

* Man will schon Hochzeitsstöri backen. (S. Heirathsbrot.)

Störi heisst in einem grossen Theile Oberösterreichs ein für Weihnacht gebackenes Festbrot aus besserm, feinerm Mehle, im übrigen von gewöhnlichem Hausbrote nicht unterschieden. Jeder im Hause bekommt davon, zuweilen sogar einen ganzen Laib. Es gilt auch für eine besondere Ehre, wenn man die Störi anschneiden darf. Mädchen zeigen dadurch, welchen Burschen sie begünstigen. (Baumgarten.)


Hochzeitstag.

1 Am Hochzeittag flindert die Hauben, darnach fladert sie.

"Auff Hochzeiten wird manches durchgebracht, das hernach ein lange Zeit zu bezalen ist." (Mathesius, Postilla, I, LXa.)

2 Hochzeitstag und Unglückstag haben Ein Datum.

Die Basken sagen: Der Hochzeitstag ist dir das Morgen des letzten Tages ohne Sorgen. (Westermann's Monatshefte, IV, 587.) Ein anderes spanisches Sprichwort lautet: El dia que te casas, o te matas o te sanas. (Bohn I, 217.)

3 Wenn ma n'am Hostigtag ke guet Wetter hed, so geds ke guete Eh. - Tobler, 277.


Hochzeitstanz.

* Den Hochzeitstanz in der Luft halten.

Gehängt werden. Der Tod am Galgen hatte für classische Spitzbuben in der Galgenperiode sehr viel Anziehendes und Poetisches. Die oberste Sprosse der Galgenleiter war das Strebziel ihrer Laufbahn. Sich hängen lassen, hiess bei ihnen, Hochzeit halten. Der Delinquent war der Bräutigam, der Galgen die Braut, der Henkersknecht der Kranzelherr und der Henker der Pfarrer, der mit der stärksten Copula, dem Strick, copulirte. Der Tanz in der Luft der Hochzeitstanz. (Vgl. Riehl, Geschichte aus alter Zeit, Suttgart 1863, I, 140.)


Hochzeitswein.

Hochzeitswein wird Thränenwasser.


Hocke.

*1 Einem die Hocke voll lügen.

*2 Hocke wie Hose.


Hocken.

*1 Er hocket uff'em höhn Ross. (Solothurn.) - Schild, 83, 318.

*2 Hei huckt drop wie de Dod op de Kau. - Frischbier2, 1678.

*3 Hei huckt op sin Egenes. - Frischbier2, 1679.

Ist in einer natürlichen Ausleerung begriffen.

*4 Hei huckt wie e Pracher ön e Schettel. (Insterburg.) - Frischbier2, 1682.

*5 Hei huckt wie e Täpke Mües. - Frischbier2, 1683.

Traurig und betrübt.

*6 Hei huckt wie en Hupke Onnglück (Häufchen Unglück). (Ostpreuss.) - Frischbier, 336; Frischbier2, 1681.

[Spaltenumbruch] *7 Hei huckt (sitt) wie op de dodge Kau. - Frischbier2, 1678.

Wenn jemand unverdrossen Fleiss auf die Sache anwendet.

*8 Sei huckt wie e Kluck. - Frischbier2, 1685.

Wie eine Gluckhenne.

*9 Wo hei huckt, da guckt hei. - Frischbier, 337; Frischbier2, 1686.

Der Träge.


Höcker.

Ein Höcker ist seinem Herrn nicht schwer.

Man gewöhnt sich an alles. Die Russen: Den Geraden drückt des Krummen Höcker nicht. (Altmann VI, 485.)

Lat.: Debita pro meritis gratia nulla redit. - Omnia sunt ingrata, nihil fecisse benigne est. (Sutor, 306; Seybold, 412.)


Höckeriger.

1 Den Höckerigen macht das Grab gerade.

2 Der Höckerige sieht den Buckel nicht, den er auf dem Rücken trägt.


Hockrig.

Das geht hockrig wie auf einem polnischen Knittel-(oder Knüppel)damm.


Hodeln.

Wat net hoddelt, dat joffert net. (Aachen.) - Firmenich, I, 492, 28.

Was nicht lumpt oder flattert, gibt kein vornehmes Ansehen. - Hodeln = in Fetzen zergehen, von Kleidungsstücken; auch von dem flatternden Flitterputze der Frauen.


Hodenbrüchig.

* Er ist hodenbrüchig bis an den Hals. - Körte, 2543.


Hodowen.

* Er hodowet1 ihn, wie aus dem Arcel2. (Jüd.-deutsch. Brody.)

1) Aetzt, speisst.

2) Aermel. - D. h. er lässt es an nichts fehlen.


Hof.

1 Acht Stücke sind zu Hofe wohlfeil: grosse Lügen, verdrehte neue Zeitung, verlorene leichtfertige Weiber, falsche Freunde, steter Neid, doppelte Bosheit, eitle Worte und vergebliche Hoffnung.

Rabelais, entrüstet über die Laster der Höfe, rief aus: "Aber warum zu allen Teufeln, habt ihr denn auch Höfe?" (Welt und Zeit, III, 36, 13.) Und Luther sagt: "An manchem Hofe wird ein gar gottlos Sauleben geführt, sodass man daran um Leib und Seele kommt."

2 Allzeit bei Hoff vnd Herren leben, Ehr, gut vnd blut in gfar muss schweben. - Henisch, 813, 55; Petri, II, 8; Froschm., EFb.

Beranger schrieb daher: "Nein mein Freund, nein, ich will nichts werden; gebt andern Würden, Titel, Sterne; der Herr hat mich für Höfe nicht gemacht."

3 Am Hofe gelten Tugend und Demuth selten.

Poln.: Cnota i pokora niema miejsca u dwora.

4 Am Hofe hat man keinen Freund als sich selber.

Holl.: Aan 's konings hof is elk voor zich zelven alleen. (Harrebomee, I, 313.)

5 Am Hofe leben, heisst frühen Tod sich geben.

It.: Chi disse corte disse morte. (Pazzaglia, 70, 19.)

6 Am Hofe muss man thun wie am Hofe.

Etwa: Wer unter den Wölfen ist, muss mitheulen; man soll aber vermeiden unter die Wölfe zu gehen.

7 An grosser Herren Höfen ist die Eingangsthür von Pfefferkuchen, die Ausgangsthür von Nadelholz.

Böhm.: Do panskeho dvoru vrata siroka, ale ven uzka. (Celakovsky, 378.) - Siroka vrata ke dvoru, uzka nazpet. (Celakovsky, 322.)

Dän.: Til hove söd indgang, men suur udgang. (Prov. dan., 281.)

8 An grosser Herren Höfen werden dreierlei Leute gefunden: Fuchsschwänzer, Misgönner und Verleumder.

Und zwar müssen die Fuchsschwänzer in besonders grosser Anzahl dort vorhanden sein, denn Racine behauptet: "Die Fürsten haben an ihren Höfen mehr Schmeichler als Fliegen in ihren Gärten."

9 An Höfe und auf hohe Berge kommt man schwer und ist allda in steter Gefahr.

Dän.: Til hove er som paa et högt bierg vanskeligt at komme, men farligt at blive. (Prov. dan., 302.)

10 An Höfen bekommt man eher einen Trunk zum Versuch als einen guten Spruch. - Fischart, Gesch.

11 An Höfen fällt es schwer, hoch Alter zu erreichen. - Simrock, 258.

[Spaltenumbruch]
Hochzeitsgabe.

Hochzeitsgaben sünd man lehnde Göder. (Rendsburg.)

Hochzeitsgaben sind nur geliehene Güter. Man wird dadurch verpflichtet, später ebenso werthvolle Gegengeschenke zu machen.


Hochzeitsgast.

Wenn die Hochzeitsgäste fort sind, fängt die Hochzeit für die Brautleute an.

Die Russen: Für die Gäste ist das Fest aus, für die Vermählten fängt es an. (Altmann VI, 472.)


Hochzeitskleider.

Hochzetklîder uch Lichklîder hu sich nôch äinjde gefangden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 789.


Hochzeitskuchen.

Hochzeitskuchen kann man nicht aus jedem Mehle backen.


Hochzeitslied.

Hochtîdslied – lostge Lied; ›ole Lied‹, beschäten Lied.Frischbier2, 1639.


Hochzeitsmahl.

1 Vom Hochzeitsmahl geniesst die Braut am wenigsten.

Span.: En la boda quien menos come es la novia. (Bohn I, 221.)

2 Zu Hochzeitsmahl und Taufe nicht ungeladen laufe.


Hochzeitsschmaus.

Es war noch nie ein Hochzeitsschmaus, der Teufel wollte die Sauce dazu machen im Haus.


Hochzeitsstöri.

* Man will schon Hochzeitsstöri backen. (S. Heirathsbrot.)

Störi heisst in einem grossen Theile Oberösterreichs ein für Weihnacht gebackenes Festbrot aus besserm, feinerm Mehle, im übrigen von gewöhnlichem Hausbrote nicht unterschieden. Jeder im Hause bekommt davon, zuweilen sogar einen ganzen Laib. Es gilt auch für eine besondere Ehre, wenn man die Störi anschneiden darf. Mädchen zeigen dadurch, welchen Burschen sie begünstigen. (Baumgarten.)


Hochzeitstag.

1 Am Hochzeittag flindert die Hauben, darnach fladert sie.

„Auff Hochzeiten wird manches durchgebracht, das hernach ein lange Zeit zu bezalen ist.“ (Mathesius, Postilla, I, LXa.)

2 Hochzeitstag und Unglückstag haben Ein Datum.

Die Basken sagen: Der Hochzeitstag ist dir das Morgen des letzten Tages ohne Sorgen. (Westermann's Monatshefte, IV, 587.) Ein anderes spanisches Sprichwort lautet: El dia que te casas, ó te matas ó te sanas. (Bohn I, 217.)

3 Wenn ma n'am Hôstigtag ke guet Wetter hed, so geds ke guete Eh.Tobler, 277.


Hochzeitstanz.

* Den Hochzeitstanz in der Luft halten.

Gehängt werden. Der Tod am Galgen hatte für classische Spitzbuben in der Galgenperiode sehr viel Anziehendes und Poetisches. Die oberste Sprosse der Galgenleiter war das Strebziel ihrer Laufbahn. Sich hängen lassen, hiess bei ihnen, Hochzeit halten. Der Delinquent war der Bräutigam, der Galgen die Braut, der Henkersknecht der Kranzelherr und der Henker der Pfarrer, der mit der stärksten Copula, dem Strick, copulirte. Der Tanz in der Luft der Hochzeitstanz. (Vgl. Riehl, Geschichte aus alter Zeit, Suttgart 1863, I, 140.)


Hochzeitswein.

Hochzeitswein wird Thränenwasser.


Hocke.

*1 Einem die Hocke voll lügen.

*2 Hocke wie Hose.


Hocken.

*1 Er hocket uff'em höhn Ross. (Solothurn.) – Schild, 83, 318.

*2 Hei huckt drop wie de Dod op de Kau.Frischbier2, 1678.

*3 Hei huckt op sin Êgenes.Frischbier2, 1679.

Ist in einer natürlichen Ausleerung begriffen.

*4 Hei huckt wie e Pracher ön e Schettel. (Insterburg.) – Frischbier2, 1682.

*5 Hei huckt wie e Täpke Mües.Frischbier2, 1683.

Traurig und betrübt.

*6 Hei huckt wie en Hupke Onnglück (Häufchen Unglück). (Ostpreuss.) – Frischbier, 336; Frischbier2, 1681.

[Spaltenumbruch] *7 Hei huckt (sitt) wie op de dodge Kau.Frischbier2, 1678.

Wenn jemand unverdrossen Fleiss auf die Sache anwendet.

*8 Sei huckt wie e Kluck.Frischbier2, 1685.

Wie eine Gluckhenne.

*9 Wo hei huckt, da guckt hei.Frischbier, 337; Frischbier2, 1686.

Der Träge.


Höcker.

Ein Höcker ist seinem Herrn nicht schwer.

Man gewöhnt sich an alles. Die Russen: Den Geraden drückt des Krummen Höcker nicht. (Altmann VI, 485.)

Lat.: Debita pro meritis gratia nulla redit. – Omnia sunt ingrata, nihil fecisse benigne est. (Sutor, 306; Seybold, 412.)


Höckeriger.

1 Den Höckerigen macht das Grab gerade.

2 Der Höckerige sieht den Buckel nicht, den er auf dem Rücken trägt.


Hockrig.

Das geht hockrig wie auf einem polnischen Knittel-(oder Knüppel)damm.


Hodeln.

Wat net hoddelt, dat joffert net. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 28.

Was nicht lumpt oder flattert, gibt kein vornehmes Ansehen. – Hodeln = in Fetzen zergehen, von Kleidungsstücken; auch von dem flatternden Flitterputze der Frauen.


Hodenbrüchig.

* Er ist hodenbrüchig bis an den Hals.Körte, 2543.


Hodowen.

* Er hodowet1 ihn, wie aus dem Arcel2. (Jüd.-deutsch. Brody.)

1) Aetzt, speisst.

2) Aermel. – D. h. er lässt es an nichts fehlen.


Hof.

1 Acht Stücke sind zu Hofe wohlfeil: grosse Lügen, verdrehte neue Zeitung, verlorene leichtfertige Weiber, falsche Freunde, steter Neid, doppelte Bosheit, eitle Worte und vergebliche Hoffnung.

Rabelais, entrüstet über die Laster der Höfe, rief aus: „Aber warum zu allen Teufeln, habt ihr denn auch Höfe?“ (Welt und Zeit, III, 36, 13.) Und Luther sagt: „An manchem Hofe wird ein gar gottlos Sauleben geführt, sodass man daran um Leib und Seele kommt.“

2 Allzeit bei Hoff vnd Herren leben, Ehr, gut vnd blut in gfar muss schweben.Henisch, 813, 55; Petri, II, 8; Froschm., EFb.

Béranger schrieb daher: „Nein mein Freund, nein, ich will nichts werden; gebt andern Würden, Titel, Sterne; der Herr hat mich für Höfe nicht gemacht.“

3 Am Hofe gelten Tugend und Demuth selten.

Poln.: Cnota i pokora niema miejsca u dwora.

4 Am Hofe hat man keinen Freund als sich selber.

Holl.: Aan 's konings hof is elk voor zich zelven alleen. (Harrebomée, I, 313.)

5 Am Hofe leben, heisst frühen Tod sich geben.

It.: Chi disse corte disse morte. (Pazzaglia, 70, 19.)

6 Am Hofe muss man thun wie am Hofe.

Etwa: Wer unter den Wölfen ist, muss mitheulen; man soll aber vermeiden unter die Wölfe zu gehen.

7 An grosser Herren Höfen ist die Eingangsthür von Pfefferkuchen, die Ausgangsthür von Nadelholz.

Böhm.: Do panského dvoru vrata široká, ale ven úzká. (Čelakovsky, 378.) – Široká vrata ke dvoru, úzká nazpĕt. (Čelakovsky, 322.)

Dän.: Til hove sød indgang, men suur udgang. (Prov. dan., 281.)

8 An grosser Herren Höfen werden dreierlei Leute gefunden: Fuchsschwänzer, Misgönner und Verleumder.

Und zwar müssen die Fuchsschwänzer in besonders grosser Anzahl dort vorhanden sein, denn Racine behauptet: „Die Fürsten haben an ihren Höfen mehr Schmeichler als Fliegen in ihren Gärten.“

9 An Höfe und auf hohe Berge kommt man schwer und ist allda in steter Gefahr.

Dän.: Til hove er som paa et høgt bierg vanskeligt at komme, men farligt at blive. (Prov. dan., 302.)

10 An Höfen bekommt man eher einen Trunk zum Versuch als einen guten Spruch.Fischart, Gesch.

11 An Höfen fällt es schwer, hoch Alter zu erreichen.Simrock, 258.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0356" n="[350]"/>
        <cb n="699"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitsgabe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hochzeitsgaben sünd man lehnde Göder.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Hochzeitsgaben sind nur geliehene Güter. Man wird dadurch verpflichtet, später ebenso werthvolle Gegengeschenke zu machen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitsgast.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn die Hochzeitsgäste fort sind, fängt die Hochzeit für die Brautleute an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Für die Gäste ist das Fest aus, für die Vermählten fängt es an. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 472.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitskleider.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hochzetklîder uch Lichklîder hu sich nôch äinjde gefangden.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 789.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitskuchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Hochzeitskuchen kann man nicht aus jedem Mehle backen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitslied.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hochtîdslied &#x2013; lostge Lied; &#x203A;ole Lied&#x2039;, beschäten Lied.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1639.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitsmahl.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Vom Hochzeitsmahl geniesst die Braut am wenigsten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: En la boda quien menos come es la novia. (<hi rendition="#i">Bohn I, 221.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Zu Hochzeitsmahl und Taufe nicht ungeladen laufe.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitsschmaus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Es war noch nie ein Hochzeitsschmaus, der Teufel wollte die Sauce dazu machen im Haus.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitsstöri.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Man will schon Hochzeitsstöri backen.</hi> (S.  Heirathsbrot.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Störi heisst in einem grossen Theile Oberösterreichs ein für Weihnacht gebackenes Festbrot aus besserm, feinerm Mehle, im übrigen von gewöhnlichem Hausbrote nicht unterschieden. Jeder im Hause bekommt davon, zuweilen sogar einen ganzen Laib. Es gilt auch für eine besondere Ehre, wenn man die Störi anschneiden darf. Mädchen zeigen dadurch, welchen Burschen sie begünstigen. (<hi rendition="#i">Baumgarten.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitstag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Am Hochzeittag flindert die Hauben, darnach fladert sie.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Auff Hochzeiten wird manches durchgebracht, das hernach ein lange Zeit zu bezalen ist.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesius, Postilla, I, LX<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Hochzeitstag und Unglückstag haben Ein Datum.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Basken sagen: Der Hochzeitstag ist dir das Morgen des letzten Tages ohne Sorgen. (<hi rendition="#i">Westermann's Monatshefte, IV, 587.</hi>) Ein anderes spanisches Sprichwort lautet: El dia que te casas, ó te matas ó te sanas. (<hi rendition="#i">Bohn I, 217.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wenn ma n'am Hôstigtag ke guet Wetter hed, so geds ke guete Eh.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tobler, 277.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitstanz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Den Hochzeitstanz in der Luft halten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gehängt werden. Der Tod am Galgen hatte für classische Spitzbuben in der Galgenperiode sehr viel Anziehendes und Poetisches. Die oberste Sprosse der Galgenleiter war das Strebziel ihrer Laufbahn. Sich hängen lassen, hiess bei ihnen, Hochzeit halten. Der Delinquent war der Bräutigam, der Galgen die Braut, der Henkersknecht der Kranzelherr und der Henker der Pfarrer, der mit der stärksten Copula, dem Strick, copulirte. Der Tanz in der Luft der Hochzeitstanz. (Vgl. <hi rendition="#i">Riehl, Geschichte aus alter Zeit, Suttgart 1863, I, 140.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeitswein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Hochzeitswein wird Thränenwasser.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hocke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Einem die Hocke voll lügen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Hocke wie Hose.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hocken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er hocket uff'em höhn Ross.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 83, 318.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Hei huckt drop wie de Dod op de Kau.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1678.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Hei huckt op sin Êgenes.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1679.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist in einer natürlichen Ausleerung begriffen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Hei huckt wie e Pracher ön e Schettel.</hi> (<hi rendition="#i">Insterburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1682.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Hei huckt wie e Täpke Mües.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1683.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Traurig und betrübt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Hei huckt wie en Hupke Onnglück (Häufchen Unglück).</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 336; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1681.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="700"/>
*7 Hei huckt (sitt) wie op de dodge Kau.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1678.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand unverdrossen Fleiss auf die Sache anwendet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Sei huckt wie e Kluck.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1685.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie eine Gluckhenne.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Wo hei huckt, da guckt hei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 337; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1686.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Träge.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Höcker.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein Höcker ist seinem Herrn nicht schwer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man gewöhnt sich an alles. Die Russen: Den Geraden drückt des Krummen Höcker nicht. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 485.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Debita pro meritis gratia nulla redit. &#x2013; Omnia sunt ingrata, nihil fecisse benigne est. (<hi rendition="#i">Sutor, 306; Seybold, 412.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Höckeriger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Den Höckerigen macht das Grab gerade.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Höckerige sieht den Buckel nicht, den er auf dem Rücken trägt.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hockrig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Das geht hockrig wie auf einem polnischen Knittel-(oder Knüppel)damm.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hodeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wat net hoddelt, dat joffert net.</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 492, 28.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Was nicht lumpt oder flattert, gibt kein vornehmes Ansehen. &#x2013; Hodeln = in Fetzen zergehen, von Kleidungsstücken; auch von dem flatternden Flitterputze der Frauen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hodenbrüchig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist hodenbrüchig bis an den Hals.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2543.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hodowen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hodowet<hi rendition="#sup">1</hi> ihn, wie aus dem Arcel<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Aetzt, speisst.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Aermel. &#x2013; D. h. er lässt es an nichts fehlen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hof.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Acht Stücke sind zu Hofe wohlfeil: grosse Lügen, verdrehte neue Zeitung, verlorene leichtfertige Weiber, falsche Freunde, steter Neid, doppelte Bosheit, eitle Worte und vergebliche Hoffnung.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Rabelais,</hi> entrüstet über die Laster der Höfe, rief aus: &#x201E;Aber warum zu allen Teufeln, habt ihr denn auch Höfe?&#x201C; (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, III, 36, 13.</hi>) Und <hi rendition="#i">Luther</hi> sagt: &#x201E;An manchem Hofe wird ein gar gottlos Sauleben geführt, sodass man daran um Leib und Seele kommt.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Allzeit bei Hoff vnd Herren leben, Ehr, gut vnd blut in gfar muss schweben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 813, 55; Petri, II, 8; Froschm., EF<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Béranger</hi> schrieb daher: &#x201E;Nein mein Freund, nein, ich will nichts werden; gebt andern Würden, Titel, Sterne; der Herr hat mich für Höfe nicht gemacht.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Am Hofe gelten Tugend und Demuth selten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Cnota i pokora niema miejsca u dwora.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Am Hofe hat man keinen Freund als sich selber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Aan 's konings hof is elk voor zich zelven alleen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 313.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Am Hofe leben, heisst frühen Tod sich geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi disse corte disse morte. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 70, 19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Am Hofe muss man thun wie am Hofe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Etwa: Wer unter den Wölfen ist, muss mitheulen; man soll aber vermeiden unter die Wölfe zu gehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 An grosser Herren Höfen ist die Eingangsthür von Pfefferkuchen, die Ausgangsthür von Nadelholz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Do panského dvoru vrata &#x0161;iroká, ale ven úzká. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 378.</hi>) &#x2013; &#x0160;iroká vrata ke dvoru, úzká nazp&#x0115;t. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 322.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Til hove sød indgang, men suur udgang. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 281.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 An grosser Herren Höfen werden dreierlei Leute gefunden: Fuchsschwänzer, Misgönner und Verleumder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Und zwar müssen die Fuchsschwänzer in besonders grosser Anzahl dort vorhanden sein, denn <hi rendition="#i">Racine</hi> behauptet: &#x201E;Die Fürsten haben an ihren Höfen mehr Schmeichler als Fliegen in ihren Gärten.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 An Höfe und auf hohe Berge kommt man schwer und ist allda in steter Gefahr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Til hove er som paa et høgt bierg vanskeligt at komme, men farligt at blive. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 302.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 An Höfen bekommt man eher einen Trunk zum Versuch als einen guten Spruch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 An Höfen fällt es schwer, hoch Alter zu erreichen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 258.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[350]/0356] Hochzeitsgabe. Hochzeitsgaben sünd man lehnde Göder. (Rendsburg.) Hochzeitsgaben sind nur geliehene Güter. Man wird dadurch verpflichtet, später ebenso werthvolle Gegengeschenke zu machen. Hochzeitsgast. Wenn die Hochzeitsgäste fort sind, fängt die Hochzeit für die Brautleute an. Die Russen: Für die Gäste ist das Fest aus, für die Vermählten fängt es an. (Altmann VI, 472.) Hochzeitskleider. Hochzetklîder uch Lichklîder hu sich nôch äinjde gefangden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 789. Hochzeitskuchen. Hochzeitskuchen kann man nicht aus jedem Mehle backen. Hochzeitslied. Hochtîdslied – lostge Lied; ›ole Lied‹, beschäten Lied. – Frischbier2, 1639. Hochzeitsmahl. 1 Vom Hochzeitsmahl geniesst die Braut am wenigsten. Span.: En la boda quien menos come es la novia. (Bohn I, 221.) 2 Zu Hochzeitsmahl und Taufe nicht ungeladen laufe. Hochzeitsschmaus. Es war noch nie ein Hochzeitsschmaus, der Teufel wollte die Sauce dazu machen im Haus. Hochzeitsstöri. * Man will schon Hochzeitsstöri backen. (S. Heirathsbrot.) Störi heisst in einem grossen Theile Oberösterreichs ein für Weihnacht gebackenes Festbrot aus besserm, feinerm Mehle, im übrigen von gewöhnlichem Hausbrote nicht unterschieden. Jeder im Hause bekommt davon, zuweilen sogar einen ganzen Laib. Es gilt auch für eine besondere Ehre, wenn man die Störi anschneiden darf. Mädchen zeigen dadurch, welchen Burschen sie begünstigen. (Baumgarten.) Hochzeitstag. 1 Am Hochzeittag flindert die Hauben, darnach fladert sie. „Auff Hochzeiten wird manches durchgebracht, das hernach ein lange Zeit zu bezalen ist.“ (Mathesius, Postilla, I, LXa.) 2 Hochzeitstag und Unglückstag haben Ein Datum. Die Basken sagen: Der Hochzeitstag ist dir das Morgen des letzten Tages ohne Sorgen. (Westermann's Monatshefte, IV, 587.) Ein anderes spanisches Sprichwort lautet: El dia que te casas, ó te matas ó te sanas. (Bohn I, 217.) 3 Wenn ma n'am Hôstigtag ke guet Wetter hed, so geds ke guete Eh. – Tobler, 277. Hochzeitstanz. * Den Hochzeitstanz in der Luft halten. Gehängt werden. Der Tod am Galgen hatte für classische Spitzbuben in der Galgenperiode sehr viel Anziehendes und Poetisches. Die oberste Sprosse der Galgenleiter war das Strebziel ihrer Laufbahn. Sich hängen lassen, hiess bei ihnen, Hochzeit halten. Der Delinquent war der Bräutigam, der Galgen die Braut, der Henkersknecht der Kranzelherr und der Henker der Pfarrer, der mit der stärksten Copula, dem Strick, copulirte. Der Tanz in der Luft der Hochzeitstanz. (Vgl. Riehl, Geschichte aus alter Zeit, Suttgart 1863, I, 140.) Hochzeitswein. Hochzeitswein wird Thränenwasser. Hocke. *1 Einem die Hocke voll lügen. *2 Hocke wie Hose. Hocken. *1 Er hocket uff'em höhn Ross. (Solothurn.) – Schild, 83, 318. *2 Hei huckt drop wie de Dod op de Kau. – Frischbier2, 1678. *3 Hei huckt op sin Êgenes. – Frischbier2, 1679. Ist in einer natürlichen Ausleerung begriffen. *4 Hei huckt wie e Pracher ön e Schettel. (Insterburg.) – Frischbier2, 1682. *5 Hei huckt wie e Täpke Mües. – Frischbier2, 1683. Traurig und betrübt. *6 Hei huckt wie en Hupke Onnglück (Häufchen Unglück). (Ostpreuss.) – Frischbier, 336; Frischbier2, 1681. *7 Hei huckt (sitt) wie op de dodge Kau. – Frischbier2, 1678. Wenn jemand unverdrossen Fleiss auf die Sache anwendet. *8 Sei huckt wie e Kluck. – Frischbier2, 1685. Wie eine Gluckhenne. *9 Wo hei huckt, da guckt hei. – Frischbier, 337; Frischbier2, 1686. Der Träge. Höcker. Ein Höcker ist seinem Herrn nicht schwer. Man gewöhnt sich an alles. Die Russen: Den Geraden drückt des Krummen Höcker nicht. (Altmann VI, 485.) Lat.: Debita pro meritis gratia nulla redit. – Omnia sunt ingrata, nihil fecisse benigne est. (Sutor, 306; Seybold, 412.) Höckeriger. 1 Den Höckerigen macht das Grab gerade. 2 Der Höckerige sieht den Buckel nicht, den er auf dem Rücken trägt. Hockrig. Das geht hockrig wie auf einem polnischen Knittel-(oder Knüppel)damm. Hodeln. Wat net hoddelt, dat joffert net. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 28. Was nicht lumpt oder flattert, gibt kein vornehmes Ansehen. – Hodeln = in Fetzen zergehen, von Kleidungsstücken; auch von dem flatternden Flitterputze der Frauen. Hodenbrüchig. * Er ist hodenbrüchig bis an den Hals. – Körte, 2543. Hodowen. * Er hodowet1 ihn, wie aus dem Arcel2. (Jüd.-deutsch. Brody.) 1) Aetzt, speisst. 2) Aermel. – D. h. er lässt es an nichts fehlen. Hof. 1 Acht Stücke sind zu Hofe wohlfeil: grosse Lügen, verdrehte neue Zeitung, verlorene leichtfertige Weiber, falsche Freunde, steter Neid, doppelte Bosheit, eitle Worte und vergebliche Hoffnung. Rabelais, entrüstet über die Laster der Höfe, rief aus: „Aber warum zu allen Teufeln, habt ihr denn auch Höfe?“ (Welt und Zeit, III, 36, 13.) Und Luther sagt: „An manchem Hofe wird ein gar gottlos Sauleben geführt, sodass man daran um Leib und Seele kommt.“ 2 Allzeit bei Hoff vnd Herren leben, Ehr, gut vnd blut in gfar muss schweben. – Henisch, 813, 55; Petri, II, 8; Froschm., EFb. Béranger schrieb daher: „Nein mein Freund, nein, ich will nichts werden; gebt andern Würden, Titel, Sterne; der Herr hat mich für Höfe nicht gemacht.“ 3 Am Hofe gelten Tugend und Demuth selten. Poln.: Cnota i pokora niema miejsca u dwora. 4 Am Hofe hat man keinen Freund als sich selber. Holl.: Aan 's konings hof is elk voor zich zelven alleen. (Harrebomée, I, 313.) 5 Am Hofe leben, heisst frühen Tod sich geben. It.: Chi disse corte disse morte. (Pazzaglia, 70, 19.) 6 Am Hofe muss man thun wie am Hofe. Etwa: Wer unter den Wölfen ist, muss mitheulen; man soll aber vermeiden unter die Wölfe zu gehen. 7 An grosser Herren Höfen ist die Eingangsthür von Pfefferkuchen, die Ausgangsthür von Nadelholz. Böhm.: Do panského dvoru vrata široká, ale ven úzká. (Čelakovsky, 378.) – Široká vrata ke dvoru, úzká nazpĕt. (Čelakovsky, 322.) Dän.: Til hove sød indgang, men suur udgang. (Prov. dan., 281.) 8 An grosser Herren Höfen werden dreierlei Leute gefunden: Fuchsschwänzer, Misgönner und Verleumder. Und zwar müssen die Fuchsschwänzer in besonders grosser Anzahl dort vorhanden sein, denn Racine behauptet: „Die Fürsten haben an ihren Höfen mehr Schmeichler als Fliegen in ihren Gärten.“ 9 An Höfe und auf hohe Berge kommt man schwer und ist allda in steter Gefahr. Dän.: Til hove er som paa et høgt bierg vanskeligt at komme, men farligt at blive. (Prov. dan., 302.) 10 An Höfen bekommt man eher einen Trunk zum Versuch als einen guten Spruch. – Fischart, Gesch. 11 An Höfen fällt es schwer, hoch Alter zu erreichen. – Simrock, 258.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/356
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [350]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/356>, abgerufen am 22.12.2024.