Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Heischen.

1 Hesche on Bede mot söck schede. - Frischbier2, 1554.

Fordern und Bieten müssen sich scheiden. Wird gesagt, wenn der Verkäufer, Vermiether u. s. w. den Preis nicht selbst bestimmen will.

*2 Es ist genug geheist, wann man einem seine Noth klagt. - Lehmann, II, 142, 158.


Helseheister.

* Er ist ein Heiseheister. - Frischbier2, 1556.

Ein unruhiger Mensch, der bald da, bald dort ist, der in Eile handelt und seine Geschäfte oberflächlich verrichtet. (Vgl. auch Bock.) In Niedersachsen: Heisterbeister, heistern = eilen. In Hamburg: Heuster - Peuster, d. i. über Hals und Kopf.


Heiser.

*1 Er is heiserig. (Jüd.-deutsch. Brody.)

D. h. er hat seine Zahlungen eingestellt.

*2 Er ist heyser. - Eyering, II, 353.


Heiss.

1 Es ist bei manchem nicht so heiss, als er wol sehr raucht. - Petri, II, 256.

2 Es ist nichts so heiss, es kühlt sich endlich ab.

Ein ähnliches Sprichwort haben die Neger in den französischen Colonien. (Reinsberg II, 136.)

3 Es kann nicht heisser als kochen. - Simrock, 5799a.

4 Heiss essen und kalt arbeiten. (Oberösterreich.)

5 Heiss zu heiss kühlt nicht, aber es kocht (siedet) gern.

Frz.: Cervelles chaudes les unes avec les autres ne font jamais bonne soupe. (Leroux, II, 2.)

6 Mir wird heiss, sagte die Hexe, als sie verbrannt wurde. (S. Tag.)

Holl.: Dat is heet, zei de heks, en zij werd verbrand. (Harrebomee, I, 299.)

7 Wari di föör hiat, kul brant egh. (Amrum.) - Haupt, VIII, 364, 221; Johansen, 151.

Hüte dich vor heiss, kalt brennt nicht.

8 Was zu heiss ist, blase gut!

9 Wat to het un to swar is, mutt man liggn lat'n. - Eichwald, 762.

10 Wenn's heiss ist an Dominicus (4. Aug.), ein strenger Winter kommen muss. (Herford.) - Boebel, 39.

11 Wos hoass is, muis ma plosn. (Steiermark.) - Firmenich, II, 765, 31.

Was heiss ist, muss man blasen.

12 Zu heiss und zu kalt macht lockere Zähne.

*13 Das ist (macht) weder heiss noch kalt. - Eiselein, 296.

*14 Einem heiss machen. - Wurzbach II, 173.

Auch wol warm machen, so viel als jemand im milden Sinn quälen, martern. Von den Torturen abgeleitet, namentlich von denen, bei welchen heisses Eisen, glühende Kohlen u. s. w. zur Anwendung kamen.

*15 Es geht heiss her.

*16 Es ist so heiss, man könnte im Sande sieden. (Niederlausitz.)

*17 Es ist so heiss wie die Suppe der bergheimer Table-d'hote. (Köln.)

Aus der glücklichen Zeit, in der noch eine Personenpost zwischen Köln und Jülich fuhr, die in Bergheim anhielt, wo die Passagiere eine heisse Suppe erhielten, die sprichwörtlich geworden ist. (Vgl. Weyden, Köln vor fünfzig Jahren.)

*18 Es ist heiss wie in den Hundstagen.

Frz.: Plus chaud que braise. - Plus chaut que feu. (Leroux, I, 47.)

*19 Es ist so heiss wie in der Pirt. - Frischbier2, 1555.

Auch: wie in der Jauch. Pirt und Jauch sind die Namen für die in einem besondern Hause liegenden Flachsbrechstuben. Bis zum 17. Jahrhundert war die Pirt zugleich Badestube und der in derselben stehende grosse Ofen hiess Kuigel. (Vgl. Neue Preussische Provinzialblätter, II, 313.)

*20 Et is so heit, dat de Katten bieset. (Büren.) - Für Iserlohn: Woeste, 86, 97.

Bissen = rennen, laufen; mittelhochdeutsch bisen.

*21 Et is so heit, dat de Kräggen upm Tune (Zaun) jappet1. (Westf.)

1) Jappen = nach Luft schnappen.

*22 Heiss und kalt aus Einem Munde blasen.

Die Neugriechen sagen von einem solchen, den der Italiener doppelter als eine Zwiebel nennt: Aus seinem Munde kommt zugleich Hitze und Kälte. Die Franzosen: [Spaltenumbruch] Er hat ein Antlitz mit zwei Gesichtern. Die Engländer: Er hat ein Gesicht für Gott und ein anderes für den Teufel. Die Venetier: Er hat zwei Gesichter unter einer Mütze. Die Holländer: Er spricht aus zwei Münden. Die Perser: Er hat eine Zunge unter der andern. Die Aegypter: Er sagt zum Diebe: Stiehl, und zum Hausbesitzer: Gib auf dein Eigenthum Acht! (Reinsberg IV, 119.)

Mhd.: Eins ungevierten mannes muot der kauchet kalt, der blaset warm auz eines mannes munde, staeter triuwen ist er arm. (Reinmar von Zw.) (Wackernagel, 686, 21.)

*23 It wart so het nich gäten äs 't koakt1 is. (Strelitz.) - Firmenich, III, 74, 124.

1) Updraogen hat Danneil (882) für die Altmark. - Es wird so heiss nicht gegessen als es gekocht wird.

*24 So heit as im Bakuawen. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 60, 80.


Heissen.

1 Dat sall wol wat heeschen, sädd' et Niklöschen, do feel et mit der Röp (Eier) den Hartberg heraf. (Rheinl.)

2 Heiss es dem Buben und mach's selber.

Port.: Manda e descuida, nao se fara cousa nenhuma. - Manda, e faze-o tirar-te-ha cuidado. - Manda o amo ao moco, o moco ao gato, e o gato ao rabo. (Bohn I, 282.)

Span.: Manda y descuida no se hara casa ninguna. (Bohn I, 230.)

3 Man heisst's einem andern, was man selber nicht thun mag.

4 Mannich en het as de Annern autset. (Lübeck.) - Deecke, 11.

5 Wer etwas heisst, ist so schuldig, als wer es selber thut. - Graf, 305, 141.

Als Rechtssprichwort von der Theilnahme an einem Vergehen. "Wer ein ding heiset, der is alls wol dran schuldig, als der es selbs tut." (Klingen, Glössen zum Sachsenspiegel, II, 32, 161.) Hauptsächlieh wol nur mit Bezug auf abhängige Personen.

*6 Bei ihm heisst's: Alles her, mein Fisch.

Von einem Habsüchtigen.

*7 Bei ihm heisst's: Alles verfressen vor dem End', macht ein richtiges Testament.

*8 Bei ihm heisst's: Her in meinen Sack.

*9 Bei ihm heisst's immer: Trag auf und zett' nicht. - Mayer, II, 109.

*10 Da heisst's: Friss, Vogel, oder stirb.

*11 Dat het Kato! Wullt du nich vör to sehn, seh na to. (Ostfries.) - Hauskalender, III.

*12 Dat het ins, man kumm nig bett. (Holst.)

Das ist einmal, aber komm mir nicht wieder damit.

*13 Dat het nich: kack op e Pühl (Pfühl), dat het fat: scheit det ganze Bedd voll. - Frischbier2, 1558.

*14 Do heisst's: Thue Augen oder Beutel auf.

*15 Er heisst alle Tage anders.

Wortspiel mit dem Umstandswort "anders" und dem Eigennamen "Anders".

*16 He het Aselätt. (Westf.)

Aus: as he lätt, wie er lässt, aussieht, scherzweise als Eigenname gebraucht. Er ist so, wie er aussieht. Nomen et omen.

*17 Hessen heisst dat nich, heissen hesst dat. (Stargard.)

Zur Verspottung des selbst nicht taktfesten Besserwissers.

*18 Hier heisst's: Leb' wohl, theures Licht.

Wenn man einen sehr geliebten Gegenstand verloren hat.

*19 Na, bei dar hesst's oh: wisste har? (Oberlausitz.)

Von widerspenstigen Frauen. "Wisste har" ruft man nämlich den Ackerpferden zu, wenn sie auf die Seite gehen sollen.

*20 Sie heissen einander kurz und lang.

Belegen sich gegenseitig mit allen nur erdenklichen Schimpfnamen.


Heisser.

Wir geben alle gute Heisser, vilmehr aber gute Lasser. - Petri, II, 797.


Heisses.

1 Wer sich am Heissen verbrüht, pustet auch aufs Kalte.

*2 Hiats an Wiats. (Nordfries.) - Johansen, 58.

Heisses und Nasses.


[Spaltenumbruch]
Heischen.

1 Hêsche on Bêde mot söck schêde.Frischbier2, 1554.

Fordern und Bieten müssen sich scheiden. Wird gesagt, wenn der Verkäufer, Vermiether u. s. w. den Preis nicht selbst bestimmen will.

*2 Es ist genug geheist, wann man einem seine Noth klagt.Lehmann, II, 142, 158.


Helseheister.

* Er ist ein Heiseheister.Frischbier2, 1556.

Ein unruhiger Mensch, der bald da, bald dort ist, der in Eile handelt und seine Geschäfte oberflächlich verrichtet. (Vgl. auch Bock.) In Niedersachsen: Heisterbeister, heistern = eilen. In Hamburg: Heuster – Peuster, d. i. über Hals und Kopf.


Heiser.

*1 Er is heiserig. (Jüd.-deutsch. Brody.)

D. h. er hat seine Zahlungen eingestellt.

*2 Er ist heyser.Eyering, II, 353.


Heiss.

1 Es ist bei manchem nicht so heiss, als er wol sehr raucht.Petri, II, 256.

2 Es ist nichts so heiss, es kühlt sich endlich ab.

Ein ähnliches Sprichwort haben die Neger in den französischen Colonien. (Reinsberg II, 136.)

3 Es kann nicht heisser als kochen.Simrock, 5799a.

4 Heiss essen und kalt arbeiten. (Oberösterreich.)

5 Heiss zu heiss kühlt nicht, aber es kocht (siedet) gern.

Frz.: Cervelles chaudes les unes avec les autres ne font jamais bonne soupe. (Leroux, II, 2.)

6 Mir wird heiss, sagte die Hexe, als sie verbrannt wurde. (S. Tag.)

Holl.: Dat is heet, zei de heks, en zij werd verbrand. (Harrebomée, I, 299.)

7 Wâri di föör hiat, kul brânt egh. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 221; Johansen, 151.

Hüte dich vor heiss, kalt brennt nicht.

8 Was zu heiss ist, blase gut!

9 Wat to hêt un to swâr is, mutt man liggn lat'n.Eichwald, 762.

10 Wenn's heiss ist an Dominicus (4. Aug.), ein strenger Winter kommen muss. (Herford.) – Boebel, 39.

11 Wos hoass is, muis ma plosn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 31.

Was heiss ist, muss man blasen.

12 Zu heiss und zu kalt macht lockere Zähne.

*13 Das ist (macht) weder heiss noch kalt.Eiselein, 296.

*14 Einem heiss machen.Wurzbach II, 173.

Auch wol warm machen, so viel als jemand im milden Sinn quälen, martern. Von den Torturen abgeleitet, namentlich von denen, bei welchen heisses Eisen, glühende Kohlen u. s. w. zur Anwendung kamen.

*15 Es geht heiss her.

*16 Es ist so heiss, man könnte im Sande sieden. (Niederlausitz.)

*17 Es ist so heiss wie die Suppe der bergheimer Table-d'hôte. (Köln.)

Aus der glücklichen Zeit, in der noch eine Personenpost zwischen Köln und Jülich fuhr, die in Bergheim anhielt, wo die Passagiere eine heisse Suppe erhielten, die sprichwörtlich geworden ist. (Vgl. Weyden, Köln vor fünfzig Jahren.)

*18 Es ist heiss wie in den Hundstagen.

Frz.: Plus chaud que braise. – Plus chaut que feu. (Leroux, I, 47.)

*19 Es ist so heiss wie in der Pirt.Frischbier2, 1555.

Auch: wie in der Jauch. Pirt und Jauch sind die Namen für die in einem besondern Hause liegenden Flachsbrechstuben. Bis zum 17. Jahrhundert war die Pirt zugleich Badestube und der in derselben stehende grosse Ofen hiess Kuigel. (Vgl. Neue Preussische Provinzialblätter, II, 313.)

*20 Et is so hêit, dat de Katten bieset. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 86, 97.

Bissen = rennen, laufen; mittelhochdeutsch bisen.

*21 Et is so heit, dat de Kräggen upm Tune (Zaun) jappet1. (Westf.)

1) Jappen = nach Luft schnappen.

*22 Heiss und kalt aus Einem Munde blasen.

Die Neugriechen sagen von einem solchen, den der Italiener doppelter als eine Zwiebel nennt: Aus seinem Munde kommt zugleich Hitze und Kälte. Die Franzosen: [Spaltenumbruch] Er hat ein Antlitz mit zwei Gesichtern. Die Engländer: Er hat ein Gesicht für Gott und ein anderes für den Teufel. Die Venetier: Er hat zwei Gesichter unter einer Mütze. Die Holländer: Er spricht aus zwei Münden. Die Perser: Er hat eine Zunge unter der andern. Die Aegypter: Er sagt zum Diebe: Stiehl, und zum Hausbesitzer: Gib auf dein Eigenthum Acht! (Reinsberg IV, 119.)

Mhd.: Eins ungevierten mannes muot der kûchet kalt, der blâset warm ûz eines mannes munde, staeter triuwen ist er arm. (Reinmar von Zw.) (Wackernagel, 686, 21.)

*23 It wart so het nich gäten äs 't koakt1 is. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 124.

1) Updraogen hat Danneil (882) für die Altmark. – Es wird so heiss nicht gegessen als es gekocht wird.

*24 So hëit as im Bakuawen. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 80.


Heissen.

1 Dat sall wol wat heeschen, sädd' et Niklöschen, do feel et mit der Röp (Eier) den Hartberg heraf. (Rheinl.)

2 Heiss es dem Buben und mach's selber.

Port.: Manda e descuida, naõ se fará cousa nenhuma. – Manda, e faze-o tirar-te-ha cuidado. – Manda o amo ao moço, o moço ao gato, e o gato ao rabo. (Bohn I, 282.)

Span.: Manda y descuida no se hará casa ninguna. (Bohn I, 230.)

3 Man heisst's einem andern, was man selber nicht thun mag.

4 Mannich ên hêt as de Annern ûtsêt. (Lübeck.) – Deecke, 11.

5 Wer etwas heisst, ist so schuldig, als wer es selber thut.Graf, 305, 141.

Als Rechtssprichwort von der Theilnahme an einem Vergehen. „Wer ein ding heiset, der is alls wol dran schuldig, als der es selbs tut.“ (Klingen, Glössen zum Sachsenspiegel, II, 32, 161.) Hauptsächlieh wol nur mit Bezug auf abhängige Personen.

*6 Bei ihm heisst's: Alles her, mein Fisch.

Von einem Habsüchtigen.

*7 Bei ihm heisst's: Alles verfressen vor dem End', macht ein richtiges Testament.

*8 Bei ihm heisst's: Her in meinen Sack.

*9 Bei ihm heisst's immer: Trag auf und zett' nicht.Mayer, II, 109.

*10 Da heisst's: Friss, Vogel, oder stirb.

*11 Dat hêt Kato! Wullt du nich vör to sehn, seh na to. (Ostfries.) – Hauskalender, III.

*12 Dat hêt ins, man kumm nig bett. (Holst.)

Das ist einmal, aber komm mir nicht wieder damit.

*13 Dat hêt nich: kack op e Pühl (Pfühl), dat hêt fat: schît det ganze Bedd voll.Frischbier2, 1558.

*14 Do heisst's: Thue Augen oder Beutel auf.

*15 Er heisst alle Tage anders.

Wortspiel mit dem Umstandswort „anders“ und dem Eigennamen „Anders“.

*16 He hêt Aselätt. (Westf.)

Aus: as he lätt, wie er lässt, aussieht, scherzweise als Eigenname gebraucht. Er ist so, wie er aussieht. Nomen et omen.

*17 Hêssen heisst dat nich, heissen hêsst dat. (Stargard.)

Zur Verspottung des selbst nicht taktfesten Besserwissers.

*18 Hier heisst's: Leb' wohl, theures Licht.

Wenn man einen sehr geliebten Gegenstand verloren hat.

*19 Na, bei dar hêsst's oh: wisste har? (Oberlausitz.)

Von widerspenstigen Frauen. „Wisste har“ ruft man nämlich den Ackerpferden zu, wenn sie auf die Seite gehen sollen.

*20 Sie heissen einander kurz und lang.

Belegen sich gegenseitig mit allen nur erdenklichen Schimpfnamen.


Heisser.

Wir geben alle gute Heisser, vilmehr aber gute Lasser.Petri, II, 797.


Heisses.

1 Wer sich am Heissen verbrüht, pustet auch aufs Kalte.

*2 Hiats an Wiats. (Nordfries.) – Johansen, 58.

Heisses und Nasses.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0248" n="[242]"/>
        <cb n="483"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heischen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Hêsche on Bêde mot söck schêde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1554.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Fordern und Bieten müssen sich scheiden. Wird gesagt, wenn der Verkäufer, Vermiether u. s. w. den Preis nicht selbst bestimmen will.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es ist genug geheist, wann man einem seine Noth klagt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 142, 158.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Helseheister.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Heiseheister.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1556.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein unruhiger Mensch, der bald da, bald dort ist, der in Eile handelt und seine Geschäfte oberflächlich verrichtet. (Vgl. auch <hi rendition="#i">Bock.</hi>) In Niedersachsen: Heisterbeister, heistern = eilen. In Hamburg: Heuster &#x2013; Peuster, d. i. über Hals und Kopf.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heiser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er is heiserig.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. er hat seine Zahlungen eingestellt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er ist heyser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 353.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heiss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist bei manchem nicht so heiss, als er wol sehr raucht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 256.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es ist nichts so heiss, es kühlt sich endlich ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein ähnliches Sprichwort haben die Neger in den französischen Colonien. (<hi rendition="#i">Reinsberg II, 136.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es kann nicht heisser als kochen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5799<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Heiss essen und kalt arbeiten.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Heiss zu heiss kühlt nicht, aber es kocht (siedet) gern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cervelles chaudes les unes avec les autres ne font jamais bonne soupe. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Mir wird heiss, sagte die Hexe, als sie verbrannt wurde.</hi> (S.  Tag.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is heet, zei de heks, en zij werd verbrand. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 299.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wâri di föör hiat, kul brânt egh.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 364, 221; Johansen, 151.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hüte dich vor heiss, kalt brennt nicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Was zu heiss ist, blase gut!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wat to hêt un to swâr is, mutt man liggn lat'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 762.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wenn's heiss ist an Dominicus (4. Aug.), ein strenger Winter kommen muss.</hi> (<hi rendition="#i">Herford.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 39.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wos hoass is, muis ma plosn.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, II, 765, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Was heiss ist, muss man blasen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Zu heiss und zu kalt macht lockere Zähne.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Das ist (macht) weder heiss noch kalt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 296.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Einem heiss machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wurzbach II, 173.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch wol warm machen, so viel als jemand im milden Sinn quälen, martern. Von den Torturen abgeleitet, namentlich von denen, bei welchen heisses Eisen, glühende Kohlen u. s. w. zur Anwendung kamen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Es geht heiss her.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Es ist so heiss, man könnte im Sande sieden.</hi> (<hi rendition="#i">Niederlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Es ist so heiss wie die Suppe der bergheimer Table-d'hôte.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus der glücklichen Zeit, in der noch eine Personenpost zwischen Köln und Jülich fuhr, die in Bergheim anhielt, wo die Passagiere eine heisse Suppe erhielten, die sprichwörtlich geworden ist. (Vgl. <hi rendition="#i">Weyden, Köln vor fünfzig Jahren.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*18 Es ist heiss wie in den Hundstagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Plus chaud que braise. &#x2013; Plus chaut que feu. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 47.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Es ist so heiss wie in der Pirt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1555.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch: wie in der Jauch. Pirt und Jauch sind die Namen für die in einem besondern Hause liegenden Flachsbrechstuben. Bis zum 17. Jahrhundert war die Pirt zugleich Badestube und der in derselben stehende grosse Ofen hiess Kuigel. (Vgl. <hi rendition="#i">Neue Preussische Provinzialblätter, II, 313.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Et is so hêit, dat de Katten bieset.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>) &#x2013; Für Iserlohn: Woeste, 86, 97.</p><lb/>
          <p rendition="#et">Bissen = rennen, laufen; mittelhochdeutsch bisen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Et is so heit, dat de Kräggen upm Tune (Zaun) jappet<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Jappen = nach Luft schnappen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Heiss und kalt aus Einem Munde blasen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Neugriechen sagen von einem solchen, den der Italiener doppelter als eine Zwiebel nennt: Aus seinem Munde kommt zugleich Hitze und Kälte. Die Franzosen: <cb n="484"/>
Er hat ein Antlitz mit zwei Gesichtern. Die Engländer: Er hat ein Gesicht für Gott und ein anderes für den Teufel. Die Venetier: Er hat zwei Gesichter unter einer Mütze. Die Holländer: Er spricht aus zwei Münden. Die Perser: Er hat eine Zunge unter der andern. Die Aegypter: Er sagt zum Diebe: Stiehl, und zum Hausbesitzer: Gib auf dein Eigenthum Acht! (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 119.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Eins ungevierten mannes muot der kûchet kalt, der blâset warm ûz eines mannes munde, staeter triuwen ist er arm. (<hi rendition="#i">Reinmar von Zw.</hi>) (<hi rendition="#i">Wackernagel, 686, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 It wart so het nich gäten äs 't koakt<hi rendition="#sup">1</hi> is.</hi> (<hi rendition="#i">Strelitz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 74, 124.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Updraogen hat Danneil (882) für die Altmark. &#x2013; Es wird so heiss nicht gegessen als es gekocht wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 So hëit as im Bakuawen.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 60, 80.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heissen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dat sall wol wat heeschen, sädd' et Niklöschen, do feel et mit der Röp (Eier) den Hartberg heraf.</hi> (<hi rendition="#i">Rheinl.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Heiss es dem Buben und mach's selber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Manda e descuida, naõ se fará cousa nenhuma. &#x2013; Manda, e faze-o tirar-te-ha cuidado. &#x2013; Manda o amo ao moço, o moço ao gato, e o gato ao rabo. (<hi rendition="#i">Bohn I, 282.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Manda y descuida no se hará casa ninguna. (<hi rendition="#i">Bohn I, 230.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Man heisst's einem andern, was man selber nicht thun mag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Mannich ên hêt as de Annern ûtsêt.</hi> (<hi rendition="#i">Lübeck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Deecke, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer etwas heisst, ist so schuldig, als wer es selber thut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 305, 141.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als Rechtssprichwort von der Theilnahme an einem Vergehen. &#x201E;Wer ein ding heiset, der is alls wol dran schuldig, als der es selbs tut.&#x201C; (<hi rendition="#i">Klingen, Glössen zum Sachsenspiegel, II, 32, 161.</hi>) Hauptsächlieh wol nur mit Bezug auf abhängige Personen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Bei ihm heisst's: Alles her, mein Fisch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Habsüchtigen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Bei ihm heisst's: Alles verfressen vor dem End', macht ein richtiges Testament.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Bei ihm heisst's: Her in meinen Sack.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Bei ihm heisst's immer: Trag auf und zett' nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Da heisst's: Friss, Vogel, oder stirb.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Dat hêt Kato! Wullt du nich vör to sehn, seh na to.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Dat hêt ins, man kumm nig bett.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Das ist einmal, aber komm mir nicht wieder damit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Dat hêt nich: kack op e Pühl (Pfühl), dat hêt fat: schît det ganze Bedd voll.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1558.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Do heisst's: Thue Augen oder Beutel auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Er heisst alle Tage anders.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wortspiel mit dem Umstandswort &#x201E;anders&#x201C; und dem Eigennamen &#x201E;Anders&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 He hêt Aselätt.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus: as he lätt, wie er lässt, aussieht, scherzweise als Eigenname gebraucht. Er ist so, wie er aussieht. Nomen et omen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Hêssen heisst dat nich, heissen hêsst dat.</hi> (<hi rendition="#i">Stargard.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Verspottung des selbst nicht taktfesten Besserwissers.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*18 Hier heisst's: Leb' wohl, theures Licht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man einen sehr geliebten Gegenstand verloren hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Na, bei dar hêsst's oh: wisste har?</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von widerspenstigen Frauen. &#x201E;Wisste har&#x201C; ruft man nämlich den Ackerpferden zu, wenn sie auf die Seite gehen sollen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Sie heissen einander kurz und lang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Belegen sich gegenseitig mit allen nur erdenklichen Schimpfnamen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heisser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wir geben alle gute Heisser, vilmehr aber gute Lasser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 797.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heisses.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Wer sich am Heissen verbrüht, pustet auch aufs Kalte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Hiats an Wiats.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Johansen, 58.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Heisses und Nasses.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[242]/0248] Heischen. 1 Hêsche on Bêde mot söck schêde. – Frischbier2, 1554. Fordern und Bieten müssen sich scheiden. Wird gesagt, wenn der Verkäufer, Vermiether u. s. w. den Preis nicht selbst bestimmen will. *2 Es ist genug geheist, wann man einem seine Noth klagt. – Lehmann, II, 142, 158. Helseheister. * Er ist ein Heiseheister. – Frischbier2, 1556. Ein unruhiger Mensch, der bald da, bald dort ist, der in Eile handelt und seine Geschäfte oberflächlich verrichtet. (Vgl. auch Bock.) In Niedersachsen: Heisterbeister, heistern = eilen. In Hamburg: Heuster – Peuster, d. i. über Hals und Kopf. Heiser. *1 Er is heiserig. (Jüd.-deutsch. Brody.) D. h. er hat seine Zahlungen eingestellt. *2 Er ist heyser. – Eyering, II, 353. Heiss. 1 Es ist bei manchem nicht so heiss, als er wol sehr raucht. – Petri, II, 256. 2 Es ist nichts so heiss, es kühlt sich endlich ab. Ein ähnliches Sprichwort haben die Neger in den französischen Colonien. (Reinsberg II, 136.) 3 Es kann nicht heisser als kochen. – Simrock, 5799a. 4 Heiss essen und kalt arbeiten. (Oberösterreich.) 5 Heiss zu heiss kühlt nicht, aber es kocht (siedet) gern. Frz.: Cervelles chaudes les unes avec les autres ne font jamais bonne soupe. (Leroux, II, 2.) 6 Mir wird heiss, sagte die Hexe, als sie verbrannt wurde. (S. Tag.) Holl.: Dat is heet, zei de heks, en zij werd verbrand. (Harrebomée, I, 299.) 7 Wâri di föör hiat, kul brânt egh. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 221; Johansen, 151. Hüte dich vor heiss, kalt brennt nicht. 8 Was zu heiss ist, blase gut! 9 Wat to hêt un to swâr is, mutt man liggn lat'n. – Eichwald, 762. 10 Wenn's heiss ist an Dominicus (4. Aug.), ein strenger Winter kommen muss. (Herford.) – Boebel, 39. 11 Wos hoass is, muis ma plosn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 31. Was heiss ist, muss man blasen. 12 Zu heiss und zu kalt macht lockere Zähne. *13 Das ist (macht) weder heiss noch kalt. – Eiselein, 296. *14 Einem heiss machen. – Wurzbach II, 173. Auch wol warm machen, so viel als jemand im milden Sinn quälen, martern. Von den Torturen abgeleitet, namentlich von denen, bei welchen heisses Eisen, glühende Kohlen u. s. w. zur Anwendung kamen. *15 Es geht heiss her. *16 Es ist so heiss, man könnte im Sande sieden. (Niederlausitz.) *17 Es ist so heiss wie die Suppe der bergheimer Table-d'hôte. (Köln.) Aus der glücklichen Zeit, in der noch eine Personenpost zwischen Köln und Jülich fuhr, die in Bergheim anhielt, wo die Passagiere eine heisse Suppe erhielten, die sprichwörtlich geworden ist. (Vgl. Weyden, Köln vor fünfzig Jahren.) *18 Es ist heiss wie in den Hundstagen. Frz.: Plus chaud que braise. – Plus chaut que feu. (Leroux, I, 47.) *19 Es ist so heiss wie in der Pirt. – Frischbier2, 1555. Auch: wie in der Jauch. Pirt und Jauch sind die Namen für die in einem besondern Hause liegenden Flachsbrechstuben. Bis zum 17. Jahrhundert war die Pirt zugleich Badestube und der in derselben stehende grosse Ofen hiess Kuigel. (Vgl. Neue Preussische Provinzialblätter, II, 313.) *20 Et is so hêit, dat de Katten bieset. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 86, 97. Bissen = rennen, laufen; mittelhochdeutsch bisen. *21 Et is so heit, dat de Kräggen upm Tune (Zaun) jappet1. (Westf.) 1) Jappen = nach Luft schnappen. *22 Heiss und kalt aus Einem Munde blasen. Die Neugriechen sagen von einem solchen, den der Italiener doppelter als eine Zwiebel nennt: Aus seinem Munde kommt zugleich Hitze und Kälte. Die Franzosen: Er hat ein Antlitz mit zwei Gesichtern. Die Engländer: Er hat ein Gesicht für Gott und ein anderes für den Teufel. Die Venetier: Er hat zwei Gesichter unter einer Mütze. Die Holländer: Er spricht aus zwei Münden. Die Perser: Er hat eine Zunge unter der andern. Die Aegypter: Er sagt zum Diebe: Stiehl, und zum Hausbesitzer: Gib auf dein Eigenthum Acht! (Reinsberg IV, 119.) Mhd.: Eins ungevierten mannes muot der kûchet kalt, der blâset warm ûz eines mannes munde, staeter triuwen ist er arm. (Reinmar von Zw.) (Wackernagel, 686, 21.) *23 It wart so het nich gäten äs 't koakt1 is. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 124. 1) Updraogen hat Danneil (882) für die Altmark. – Es wird so heiss nicht gegessen als es gekocht wird. *24 So hëit as im Bakuawen. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 80. Heissen. 1 Dat sall wol wat heeschen, sädd' et Niklöschen, do feel et mit der Röp (Eier) den Hartberg heraf. (Rheinl.) 2 Heiss es dem Buben und mach's selber. Port.: Manda e descuida, naõ se fará cousa nenhuma. – Manda, e faze-o tirar-te-ha cuidado. – Manda o amo ao moço, o moço ao gato, e o gato ao rabo. (Bohn I, 282.) Span.: Manda y descuida no se hará casa ninguna. (Bohn I, 230.) 3 Man heisst's einem andern, was man selber nicht thun mag. 4 Mannich ên hêt as de Annern ûtsêt. (Lübeck.) – Deecke, 11. 5 Wer etwas heisst, ist so schuldig, als wer es selber thut. – Graf, 305, 141. Als Rechtssprichwort von der Theilnahme an einem Vergehen. „Wer ein ding heiset, der is alls wol dran schuldig, als der es selbs tut.“ (Klingen, Glössen zum Sachsenspiegel, II, 32, 161.) Hauptsächlieh wol nur mit Bezug auf abhängige Personen. *6 Bei ihm heisst's: Alles her, mein Fisch. Von einem Habsüchtigen. *7 Bei ihm heisst's: Alles verfressen vor dem End', macht ein richtiges Testament. *8 Bei ihm heisst's: Her in meinen Sack. *9 Bei ihm heisst's immer: Trag auf und zett' nicht. – Mayer, II, 109. *10 Da heisst's: Friss, Vogel, oder stirb. *11 Dat hêt Kato! Wullt du nich vör to sehn, seh na to. (Ostfries.) – Hauskalender, III. *12 Dat hêt ins, man kumm nig bett. (Holst.) Das ist einmal, aber komm mir nicht wieder damit. *13 Dat hêt nich: kack op e Pühl (Pfühl), dat hêt fat: schît det ganze Bedd voll. – Frischbier2, 1558. *14 Do heisst's: Thue Augen oder Beutel auf. *15 Er heisst alle Tage anders. Wortspiel mit dem Umstandswort „anders“ und dem Eigennamen „Anders“. *16 He hêt Aselätt. (Westf.) Aus: as he lätt, wie er lässt, aussieht, scherzweise als Eigenname gebraucht. Er ist so, wie er aussieht. Nomen et omen. *17 Hêssen heisst dat nich, heissen hêsst dat. (Stargard.) Zur Verspottung des selbst nicht taktfesten Besserwissers. *18 Hier heisst's: Leb' wohl, theures Licht. Wenn man einen sehr geliebten Gegenstand verloren hat. *19 Na, bei dar hêsst's oh: wisste har? (Oberlausitz.) Von widerspenstigen Frauen. „Wisste har“ ruft man nämlich den Ackerpferden zu, wenn sie auf die Seite gehen sollen. *20 Sie heissen einander kurz und lang. Belegen sich gegenseitig mit allen nur erdenklichen Schimpfnamen. Heisser. Wir geben alle gute Heisser, vilmehr aber gute Lasser. – Petri, II, 797. Heisses. 1 Wer sich am Heissen verbrüht, pustet auch aufs Kalte. *2 Hiats an Wiats. (Nordfries.) – Johansen, 58. Heisses und Nasses.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/248
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [242]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/248>, abgerufen am 03.12.2024.