Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *2 Es ist der Fusstritt eines Esels. Frz.: Le coup de pied de l'ane. (Leroux, II, 60.) Fussvolk. 1 Mit dem Fussvolk in Polen ist keine Ehre zu holen. - Wurzbach I, 17; Reinsberg IV, 58. Da der polnische Edelmann nur zu Pferde diente, so bestand das Fussvolk ursprünglich nur aus schlecht bewaffneten, vorherrschend zum Brückenbau, zum Aushauen der Wälder und zum Stürmen bestimmten Landleuten und fremden Söldnern, die sich weder in der Disciplin noch in der Schlacht rühmlich auszeichneten. Mit der jetzigen polnischen Infanterie steht es, wie sie im Jahre 1830 bewiesen, allerdings wesentlich anders. Poln.: Polska piechota mala cnota. - Polska piechota, lichota. (Wurzbach I, 17.) 2 Wer ohne Fussvolk zieht in Krieg, der lauert nur und führt nicht Krieg. - Wurzbach I, 63. Dies Sprichwort entstand unter Stephan, der im Jahre 1578 zuerst Auftrag zur Werbung von Fussvolk im Lande gab, behufs seines Zugs gegen Moskau. Er erkannte die Wichtigkeit desselben. Fussweg. 1 Auf einem Fusswege wächst kein Gras. Lat.: Fores habet tritas, ut pastorum casa. (Binder II, 1171; Eiselein, 207.) 2 Ein guter Fussweg ist besser als eine schlechte Strasse. Auch in Geschäften, wo sich eben der Takt zeigt, ihn zu finden. Futteln. *1 Futele krünt sich. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 73. Falsches Spielen findet seine Krone, seinen verdienten Lohn. Unredlichkeit findet ihre Strafe. Futteln, fauteln, fuschen, fuscheln = betrügen, entwenden; verwandt mit fuggern = Diebsgriffe versuchen, heimlich entwenden; fuchsen, füchseln, fixeln (etwas wegfixeln) = stehlen; fuckern, fuckeln = betrügerisch umgehen, besonders im Spiel und im Handel; fucheln, fuchteln, ficken, fickfacken = rasch hin- und herfahren, Händel suchen. Von Fuck = List, Betrug; Flug, Schnelligkeit; Vortheil, Handgriff. (Vgl. Frommann, III, 262, 10; Stalder, I, 402; Schmidt, 61 u. 62.) *2 Faut'le1 gilt nit. (Köln.) - Firmenich, I, 473, 91. 1) Falsch spielen. *3 Futtele1 befengt2 sich. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 73; hochdeutsch bei Simrock, 2969. 1) Im Spiel betrügen. 2) Weist sich bald als solches aus. Futter. 1 Am Futter der Kuh sparen reichet nicht. Macht nicht reich. Die Türken sagen: Gewinn und iss, aber spare nicht am Futter des Esels. (Cahier, 2596.) 2 Das futter abbrechen hilfft zur Zucht. - Lehmann, 130, 137. 3 Das Futter des Löwen ist unverdaulich für den Wolf. - Burckhardt, 405. 4 Das Futter entziehen ist gut fürs Gumpen. - Sutor, 962. 5 Das Futter ist dem Pferde nicht schwer. 6 Das Futter (Unterfutter) ist oft theuerer als das Kleid (Oberzeug). Engl.: The lining is dearer than the covering. 7 Das Futter ist theuerer als das Pferd. 8 Das Futter sucht das Pferd nicht. - Lehmann, 534, 26. Das Pferd muss das Futter suchen. 9 Du jam mi Faader, do skel jam Maalk ha üs Aather, an du jam mi Strä, do skel jam nian Maalk, sait hiü Küh. (Nordfries.) - Lappenkorb. Gibst du mir Futter (Heu), so wirst du Milch haben (so dick) wie Buttermilch, und gibst du mir Stroh, so wirst du keine sehen, sagte die Kuh. Von verkehrter Sparsamkeit. Wie man säet, so erntet man. Auch liegt der Sinn des hochdeutschen Sprichworts darin: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. 10 Für Futter sorg' zu rechter Zeit, bleibst sorgenfrei in Ewigkeit. 11 Futter - Butter. 12 Gut Futter dem Vieh und dabei Gott vergessen nie. Holl.: Het voer te geven aan het beest, en God te bidden in den geest. (Harrebomee, II, 394.) 13 Gut Futter und ein warmer Stall, sagte das alte Pferd, das sind meine Wünsche all'. Holl.: Goed voer en een warme stal is het al. (Harrebomee, II, 394.) 14 Hat man kein anderes Futter, so schmeckt auch Brot und Butter. 15 Ohne Futter bleibt das beste Pferd stehen. [Spaltenumbruch] 16 Wen das Futter sticht, der wird muthwillig. 17 Wenn das Futter gerathen ist, wird das Reitpferd nicht crepiren. 18 Wenn das Futter zu Ende geht, stirbt die Kuh. Um zu sagen: Sorge nicht unmässig, es wird reichen, so lange du lebst. 19 Wenn Futter fehlt, so fasten auch die Esel. 20 Wenn wir futter vnd decke haben, so lasst vns benügen. - Agricola II, 489. 21 Wie das Futter abnimmt, so nimmt das Schwein (der Speck) zu. Holl.: Mindert het meelvat, dan mindert het varken. (Harrebomee, II, 362.) 22 Zu viel Futter macht aus Schwarzröcken Rothröcke. *23 Das Futter sticht ihn. *24 Das ist Futter für die Hölle. Jüd.-deutsch:... fürs Gehnem (ge hinnom). (Tendlau, 650.) Von schlechten Menschen. *25 Das ist Futter für die Kühe (Esel, Ochsen). Frz.: Ce n'est que du foin, les bestes s'y amusent. (Leroux, I, 48.) *26 Das ist kein Futter für seine Vögel. Frz.: Ce n'est pas viande pour ses oiseaux. (Lendroy, 1106.) *27 Er steht zu wohl im Futter. (Nürtingen.) *28 Es ist ein gemischt Futter. - Franck, I, 10b; Körte, 1721a. Ein Mensch ohne bestimmte Farbe, aus dem man alles machen kann. *29 Futter vnd decke. - Mathesy, 85. *30 He hält völ van kort Fuur (Futter). (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 395. *31 I war ihm's Füederl höcha legen. - Zaupser, Idiot., Nachlese, 18. Ich werde ihm das Futter höher legen. Ihn einzuschränken wissen. Von der Viehfütterung entlehnt. *32 Man mus jhm das Futter höher legen. - Eyering, III, 200. Futteral. 1 Das Futteral ist mehr werth als die Geige darin. - Eiselein, 200. 2 Ein Futteral passt nicht für alle Dinge. 3 Ein hölzernes Futteral ist nicht so viel werth als der goldene Becher. - Parömiakon, 1239. Die Sorge für leibliche Wohlfahrt muss der für die Wohlfahrt des Geistes untergeordnet werden. 4 Man liebt nicht das Futteral, sondern das Kleinod darin. - Eiselein, 200. Lat.: Non vestem amatores mulieris amant, sed vestis fartum. (Eiselein, 200.) *5 Lass e Futteral über dich mache. - Tendlau, 258. Spott über Verzärtelte. Futterbarren. * Zum alten Futterbarren zurückkehren. - Eiselein, 200. Lat.: Ad pristina praesepia. (Eiselein, 200.) Futterkorb. * Man muss ihm den Futterkorb höher hängen. Füttern. 1 As de fauers1, as de fö'ers2. (Attendorn.) - Firmenich, I, 356, 4. 1) Fütterst. 2) Fährst. 2 Man füttert den Hund um des Herrn willen. 3 Mit Füttern ist keine Zeit verloren. - Simrock, 2971; Körte, 1727. 4 Wer gut futtert, der gut buttert. - Blum, 649; Boebel, 138; Simrock, 2970; Körte, 1720; Lohrengel, I, 812. Ung.: Ha lovadat jol tartod, magadnak hasznalsz. (Gaal, 1618.) 5 Wer mich füttert, ist mein Gott. Denselben Gedanken sprachen schon die alten Griechen sprichwörtlich aus. Der gemeine Mensch sieht nur durch seinen Magen. Der Chirurg Thierre de Hery kniete betend in der Kirche zu St.-Denis vor der Bildsäule Karl's VIII. Ein Mönch erinnerte ihn, dass er vor keinem Heiligen knie, aber der Beter antwortete: "Ich bin nicht so dumm wie ihr; denn ich weiss wol, dass ich vor der Bildsäule Karl's VIII. knie, der die Lustseuche nach Frankreich gebracht hat, wodurch ich jährlich 7000 Franken Rente verdient habe; dafür bete ich für seine Seele." (J. Kurzrock, Welt und Zeit, Stuttgart 1822, V, 336, 152.) 6 Wer sich füttern lässt, wird langsam (spärlich) satt. It.: Chi per man d'altrui s' imbocca tardi si satolla. (Pazzaglia, 174, 1.)
[Spaltenumbruch] *2 Es ist der Fusstritt eines Esels. Frz.: Le coup de pied de l'âne. (Leroux, II, 60.) Fussvolk. 1 Mit dem Fussvolk in Polen ist keine Ehre zu holen. – Wurzbach I, 17; Reinsberg IV, 58. Da der polnische Edelmann nur zu Pferde diente, so bestand das Fussvolk ursprünglich nur aus schlecht bewaffneten, vorherrschend zum Brückenbau, zum Aushauen der Wälder und zum Stürmen bestimmten Landleuten und fremden Söldnern, die sich weder in der Disciplin noch in der Schlacht rühmlich auszeichneten. Mit der jetzigen polnischen Infanterie steht es, wie sie im Jahre 1830 bewiesen, allerdings wesentlich anders. Poln.: Polska piechota mała cnota. – Polska piechota, lichota. (Wurzbach I, 17.) 2 Wer ohne Fussvolk zieht in Krieg, der lauert nur und führt nicht Krieg. – Wurzbach I, 63. Dies Sprichwort entstand unter Stephan, der im Jahre 1578 zuerst Auftrag zur Werbung von Fussvolk im Lande gab, behufs seines Zugs gegen Moskau. Er erkannte die Wichtigkeit desselben. Fussweg. 1 Auf einem Fusswege wächst kein Gras. Lat.: Fores habet tritas, ut pastorum casa. (Binder II, 1171; Eiselein, 207.) 2 Ein guter Fussweg ist besser als eine schlechte Strasse. Auch in Geschäften, wo sich eben der Takt zeigt, ihn zu finden. Futteln. *1 Futele krünt sich. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 73. Falsches Spielen findet seine Krone, seinen verdienten Lohn. Unredlichkeit findet ihre Strafe. Futteln, fauteln, fuschen, fuscheln = betrügen, entwenden; verwandt mit fuggern = Diebsgriffe versuchen, heimlich entwenden; fuchsen, füchseln, fixeln (etwas wegfixeln) = stehlen; fuckern, fuckeln = betrügerisch umgehen, besonders im Spiel und im Handel; fucheln, fuchteln, ficken, fickfacken = rasch hin- und herfahren, Händel suchen. Von Fuck = List, Betrug; Flug, Schnelligkeit; Vortheil, Handgriff. (Vgl. Frommann, III, 262, 10; Stalder, I, 402; Schmidt, 61 u. 62.) *2 Fût'le1 gilt nit. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 91. 1) Falsch spielen. *3 Futtele1 befengt2 sich. 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Ein Mönch erinnerte ihn, dass er vor keinem Heiligen knie, aber der Beter antwortete: „Ich bin nicht so dumm wie ihr; denn ich weiss wol, dass ich vor der Bildsäule Karl's VIII. knie, der die Lustseuche nach Frankreich gebracht hat, wodurch ich jährlich 7000 Franken Rente verdient habe; dafür bete ich für seine Seele.“ (J. Kurzrock, Welt und Zeit, Stuttgart 1822, V, 336, 152.) 6 Wer sich füttern lässt, wird langsam (spärlich) satt. It.: Chi per man d'altrui s' imbocca tardi si satolla. (Pazzaglia, 174, 1.)
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Kurzrock, Welt und Zeit, Stuttgart 1822, V, 336, 152.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer sich füttern lässt, wird langsam (spärlich) satt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi per man d'altrui s' imbocca tardi si satolla. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 174, 1.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[655]/0683]
*2 Es ist der Fusstritt eines Esels.
Frz.: Le coup de pied de l'âne. (Leroux, II, 60.)
Fussvolk.
1 Mit dem Fussvolk in Polen ist keine Ehre zu holen. – Wurzbach I, 17; Reinsberg IV, 58.
Da der polnische Edelmann nur zu Pferde diente, so bestand das Fussvolk ursprünglich nur aus schlecht bewaffneten, vorherrschend zum Brückenbau, zum Aushauen der Wälder und zum Stürmen bestimmten Landleuten und fremden Söldnern, die sich weder in der Disciplin noch in der Schlacht rühmlich auszeichneten. Mit der jetzigen polnischen Infanterie steht es, wie sie im Jahre 1830 bewiesen, allerdings wesentlich anders.
Poln.: Polska piechota mała cnota. – Polska piechota, lichota. (Wurzbach I, 17.)
2 Wer ohne Fussvolk zieht in Krieg, der lauert nur und führt nicht Krieg. – Wurzbach I, 63.
Dies Sprichwort entstand unter Stephan, der im Jahre 1578 zuerst Auftrag zur Werbung von Fussvolk im Lande gab, behufs seines Zugs gegen Moskau. Er erkannte die Wichtigkeit desselben.
Fussweg.
1 Auf einem Fusswege wächst kein Gras.
Lat.: Fores habet tritas, ut pastorum casa. (Binder II, 1171; Eiselein, 207.)
2 Ein guter Fussweg ist besser als eine schlechte Strasse.
Auch in Geschäften, wo sich eben der Takt zeigt, ihn zu finden.
Futteln.
*1 Futele krünt sich. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 73.
Falsches Spielen findet seine Krone, seinen verdienten Lohn. Unredlichkeit findet ihre Strafe. Futteln, fauteln, fuschen, fuscheln = betrügen, entwenden; verwandt mit fuggern = Diebsgriffe versuchen, heimlich entwenden; fuchsen, füchseln, fixeln (etwas wegfixeln) = stehlen; fuckern, fuckeln = betrügerisch umgehen, besonders im Spiel und im Handel; fucheln, fuchteln, ficken, fickfacken = rasch hin- und herfahren, Händel suchen. Von Fuck = List, Betrug; Flug, Schnelligkeit; Vortheil, Handgriff. (Vgl. Frommann, III, 262, 10; Stalder, I, 402; Schmidt, 61 u. 62.)
*2 Fût'le1 gilt nit. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 91.
1) Falsch spielen.
*3 Futtele1 befengt2 sich. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 73; hochdeutsch bei Simrock, 2969.
1) Im Spiel betrügen.
2) Weist sich bald als solches aus.
Futter.
1 Am Futter der Kuh sparen reichet nicht.
Macht nicht reich. Die Türken sagen: Gewinn und iss, aber spare nicht am Futter des Esels. (Cahier, 2596.)
2 Das futter abbrechen hilfft zur Zucht. – Lehmann, 130, 137.
3 Das Futter des Löwen ist unverdaulich für den Wolf. – Burckhardt, 405.
4 Das Futter entziehen ist gut fürs Gumpen. – Sutor, 962.
5 Das Futter ist dem Pferde nicht schwer.
6 Das Futter (Unterfutter) ist oft theuerer als das Kleid (Oberzeug).
Engl.: The lining is dearer than the covering.
7 Das Futter ist theuerer als das Pferd.
8 Das Futter sucht das Pferd nicht. – Lehmann, 534, 26.
Das Pferd muss das Futter suchen.
9 Du jam mi Faader, do skel jam Maalk ha üs Aather, an du jam mi Strä, do skel jam nian Maalk, sait hiü Küh. (Nordfries.) – Lappenkorb.
Gibst du mir Futter (Heu), so wirst du Milch haben (so dick) wie Buttermilch, und gibst du mir Stroh, so wirst du keine sehen, sagte die Kuh. Von verkehrter Sparsamkeit. Wie man säet, so erntet man. Auch liegt der Sinn des hochdeutschen Sprichworts darin: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.
10 Für Futter sorg' zu rechter Zeit, bleibst sorgenfrei in Ewigkeit.
11 Futter – Butter.
12 Gut Futter dem Vieh und dabei Gott vergessen nie.
Holl.: Het voêr te geven aan het beest, en God te bidden in den geest. (Harrebomée, II, 394.)
13 Gut Futter und ein warmer Stall, sagte das alte Pferd, das sind meine Wünsche all'.
Holl.: Goed voêr en een warme stal is het al. (Harrebomée, II, 394.)
14 Hat man kein anderes Futter, so schmeckt auch Brot und Butter.
15 Ohne Futter bleibt das beste Pferd stehen.
16 Wen das Futter sticht, der wird muthwillig.
17 Wenn das Futter gerathen ist, wird das Reitpferd nicht crepiren.
18 Wenn das Futter zu Ende geht, stirbt die Kuh.
Um zu sagen: Sorge nicht unmässig, es wird reichen, so lange du lebst.
19 Wenn Futter fehlt, so fasten auch die Esel.
20 Wenn wir futter vnd decke haben, so lasst vns benügen. – Agricola II, 489.
21 Wie das Futter abnimmt, so nimmt das Schwein (der Speck) zu.
Holl.: Mindert het meelvat, dan mindert het varken. (Harrebomée, II, 362.)
22 Zu viel Futter macht aus Schwarzröcken Rothröcke.
*23 Das Futter sticht ihn.
*24 Das ist Futter für die Hölle.
Jüd.-deutsch:... fürs Gehnem (ge hinnom). (Tendlau, 650.)
Von schlechten Menschen.
*25 Das ist Futter für die Kühe (Esel, Ochsen).
Frz.: Ce n'est que du foin, les bestes s'y amusent. (Leroux, I, 48.)
*26 Das ist kein Futter für seine Vögel.
Frz.: Ce n'est pas viande pour ses oiseaux. (Lendroy, 1106.)
*27 Er steht zu wohl im Futter. (Nürtingen.)
*28 Es ist ein gemischt Futter. – Franck, I, 10b; Körte, 1721a.
Ein Mensch ohne bestimmte Farbe, aus dem man alles machen kann.
*29 Futter vnd decke. – Mathesy, 85.
*30 He hält völ van kort Fuur (Futter). (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 395.
*31 I war ihm's Füederl höcha legen. – Zaupser, Idiot., Nachlese, 18.
Ich werde ihm das Futter höher legen. Ihn einzuschränken wissen. Von der Viehfütterung entlehnt.
*32 Man mus jhm das Futter höher legen. – Eyering, III, 200.
Futteral.
1 Das Futteral ist mehr werth als die Geige darin. – Eiselein, 200.
2 Ein Futteral passt nicht für alle Dinge.
3 Ein hölzernes Futteral ist nicht so viel werth als der goldene Becher. – Parömiakon, 1239.
Die Sorge für leibliche Wohlfahrt muss der für die Wohlfahrt des Geistes untergeordnet werden.
4 Man liebt nicht das Futteral, sondern das Kleinod darin. – Eiselein, 200.
Lat.: Non vestem amatores mulieris amant, sed vestis fartum. (Eiselein, 200.)
*5 Lass e Futteral über dich mache. – Tendlau, 258.
Spott über Verzärtelte.
Futterbarren.
* Zum alten Futterbarren zurückkehren. – Eiselein, 200.
Lat.: Ad pristina praesepia. (Eiselein, 200.)
Futterkorb.
* Man muss ihm den Futterkorb höher hängen.
Füttern.
1 As de fauers1, as de fö'ers2. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 4.
1) Fütterst.
2) Fährst.
2 Man füttert den Hund um des Herrn willen.
3 Mit Füttern ist keine Zeit verloren. – Simrock, 2971; Körte, 1727.
4 Wer gut futtert, der gut buttert. – Blum, 649; Boebel, 138; Simrock, 2970; Körte, 1720; Lohrengel, I, 812.
Ung.: Ha lovadat jól tartod, magadnak használsz. (Gaal, 1618.)
5 Wer mich füttert, ist mein Gott.
Denselben Gedanken sprachen schon die alten Griechen sprichwörtlich aus. Der gemeine Mensch sieht nur durch seinen Magen. Der Chirurg Thierre de Hery kniete betend in der Kirche zu St.-Denis vor der Bildsäule Karl's VIII. Ein Mönch erinnerte ihn, dass er vor keinem Heiligen knie, aber der Beter antwortete: „Ich bin nicht so dumm wie ihr; denn ich weiss wol, dass ich vor der Bildsäule Karl's VIII. knie, der die Lustseuche nach Frankreich gebracht hat, wodurch ich jährlich 7000 Franken Rente verdient habe; dafür bete ich für seine Seele.“ (J. Kurzrock, Welt und Zeit, Stuttgart 1822, V, 336, 152.)
6 Wer sich füttern lässt, wird langsam (spärlich) satt.
It.: Chi per man d'altrui s' imbocca tardi si satolla. (Pazzaglia, 174, 1.)
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