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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *211 So man jm ein finger beut, wil er die faust gar haben. - Zeytbuch, CCXXXb.

*212 Steck' den Finger in den Arsch und mache dir einen Krengelstuhl. - Frischbier, 721.

Aufforderung zum Niedersetzen, wo man keinen Stuhl bieten kann oder will. (S. Setzen.)

*213 Stik dinen Finger in de Eer un rük wo du büst. - Schütze, IV, 198.

Warnungsruf für allerlei Fälle.

*214 Wann jm einer die finger ins maul leget, er dorfft nit zubeissen. - Franck. I, 50d; Körte, 1390.

*215 Wenn der elfte Finger nicht wär'. - Wurzbach II, 221.

Spott auf grosssprecherische Maulhelden.


Fingerbreite.

Wenn man eine Fingerbreite nehmen darf, wird oft eine Elle daraus.


Fingerchen.

1 Fingerke, makt ken Kingerke, sagte die Liese. (Danzig.) - Hoefer, 667; Frischbier, 184a.

*2 Auf Fingerchen gehen. - Goethe.


Fingergat.

Man kann 't Fingergat ehr stoppen, as 't Faustgat. (Ostfries.) - Bueren, 883.


Fingerhut.

1 Dai könn sick wuol im Fingerhaue kuoken un met der Nainoal opscheppen. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 84, 71.

*2 Keinen Fingerhuts voll.

D. h. nichts.


Fingerlecken.

* Das ist nur zum Fingerlecken.

Sehr wenig, nur zum Kosten.

Frz.: On n'en a qu'a leche-doigt. (Kritzinger, 243.)


Fingerlein.

Trag kein enges Fingerlin. - Henisch, 1099; Petri, II, 548; Eiselein, 170.

D. i.: Lass dich nicht bekümmern, mache dir keine Sorge. Auch: Thue der Sache keine Gewalt.

Lat.: Annulum digito vi ne inserito. (Eiselein, 170.)


Fingernagel.

1 Es ist kaum ein Fingernagel und wird ein Ellenbogen daraus. - Laus. Mag., 30, 252.

Man macht aus der Mücke einen Elefanten.

2 Es ist nach dem Fingernagel gearbeitet. (Altröm.)

Sehr fleissig und sorgfältig. Von den Marmorarbeitern, welche die Vertiefungen im Marmor aufsuchten, indem sie den Fingernagel darauflegten.


Fingerring.

1 Was hilft ein goldener Fingerring (güldin Fingerlin) wider den Wurm am Nagel. - Steiger, 178; Eiselein, 170.

Lat.: Non liberat preciosus annulus unguim vitio seu reduvia. (Eiselein, 170.)

2 Zu engen Fingerring muss man nicht tragen.


Fingerschnalz.

* Er ist keinen Fingerschnalz werth.


Fingersdick.

A hot sie fingersdicke hinger a Uhren. - Gomolcke, 59.

Nämlich die Mucken, die Schelmenstreiche u. s. w.


Fingerspitze.

* Etwas an den Fingerspitzen herzählen können.

Frz.: Savoir une chose sur le bout du doigt. (Starschedel, 149.)


Fingertuch.

* Am Fingertuche nagen.

In Jak. Ayrer's Fastnachtsspielen (1610, 57d) heisst es: "Oft lang nagen am fingertuch." Grimm in seinem Wörterbuch (III, 1662) stellt in Frage, ob Hungertuch (s. d.) zu lesen sei. In einer sehr gut erhaltenen handschriftlichen Sprichwörtersammlung, die sich in der Bibliothek des Herrn Kreisgerichtsdirectors Ottow zu Landeshut (Schlesien) befindet, und aus welcher ich die Redensart entnommen habe, wird als Quelle Symmict, I, 414, genannt. Seit Jahren habe ich mir, unterstützt von Freunden, die ein literarisches Interesse an der Sache nahmen, alle Mühe gegeben, die in der erwähnten Ottow'schen handschriftlichen Sammlung unter der sehr allgemeinen Bezeichnung Symmict citirte Schrift aufzufinden, aber bisjetzt vergebens. Aus den häufig auf sie Bezug nehmenden Citaten geht hervor, dass sie aus drei Bänden bestehen und ziemlich umfangreich sein muss. Wahrscheinlich ist sie nur eine handschriftliche. Auch die Ottow'sche, ein gegen 4000 Sprichwörter in Fracturschrift enthaltender Folioband, scheint nur ein erster Theil zu sein. Ich lenke bei diesem Anlass die Aufmerksamkeit der Sachkundigen darauf.

Lat.: Rore pascitur.


[Spaltenumbruch]
Fingerzahm.

* Er ist fingerzahm.

Das Bild ist von einem Vogel hergenommen, der auf einen vorgehaltenen Finger geflogen kommt und frisst. (Grimm, III, 1662.)


Fink (Eigenname).

*1 Er ist wie Johann Fink, der nicht gern an den Pranger ging (am Pranger stand).

*2 He is egen as Johann Fink, de wull nig an'n Kak (Pranger) stan. (S. Eigen 2 u. 7.) (Holst.) - Schütze, II, 205.


Finke.

1 Armer Fink, wie haben sie dich gerupft, sagte der Junge, als er aus der Katechismusstunde kam und eine Fledermaus kleben sah.

Ironische Huldigung solcher Volksschulen, in denen die Jugend über "irdische Dinge" in Unwissenheit bleibt, während ihr Gedächtniss mit unverständlichem Material angefüllt wird.

Holl.: Dat is eene schoone papegaai, zei de boer, en hij zag eene vledermuis op de kruk. (Harrebomee, II, 388.)

2 Besser ein Finke in der Hand als ein Papagai in Ostindien.

3 Besser einen Finken rupfen, als müssig sitzen.

Holl.: Beter een vink geplukt, dan ledig gezeten. (Harrebomee, II, 382.)

4 Ein Finke fliegt selten allein.

Holl.: Een vink vliegt zelden alleen. (Harrebomee, II, 382.)

5 Ein Finke kann mehr als einen Gesang. - Scheidemünze, II, 119.

6 Fink hat wieder Samen.

In Schwaben schon im 14. Jahrhundert.

7 Finken fängt man mit Finken.

Holl.: Vinken met vinken vangen. (Harrebomee, II, 382.)

8 Hopla, Finke! sagte der Buer, doa draug'e ne Ule im Koerwe. (Büren.)

Triumph unserer Volksbildung. (S. Fink 1.)

9 Je blinder der Finke, je besser er singt. - Scheidemünze, I, 3343.

Holl.: Als de vink blind is, zoo zingt hij best. (Harrebomee, II, 382.)

10 Wenn d' Finka 's Chrüzerli1 singid, denn isch's richtig. (Kurzenberg.) - Tobler, 123.

1) Das eigene frohe Gewirbel des Finkengesangs.

11 Wenn der finck samen hat, begart er, was dem maul wol vnnd dem Seckel wehe thut. - Lehmann, 922, 8.

12 Wenn man fincken fangen will, so muss man jhnen erst ein zeitlang körnen. - Henisch, 1096.

*13 Die Finken sind ausgeflogen.

Dän.: De finker ere alt udflöine. (Prov. dan., 167.)

*14 Er hat einen Finken gefangen. (Rottenburg.)

Er hat eine frostgeröthete Nase.

*15 Es ist ein seltener Finke.


Finkeljochen.

Dat is Finkeljochen. (Mecklenburg.) - Bützower Ruhestunden, IX, 38.

Finkel, eigentlich Fenkol, dänisch Fennikel = Fenchel, daher Finkeljochen, eigentlich Finkeljuchen = Fencheljauche, d. i. schlechter Branntwein, wie Fusel. (Schütze, I, 316.) So heisst Jüchenbroer einer, der schlecht Bier braut. (Schütze, II, 316.) Der Verfasser eines Artikels Ueber die Einwirkungen der Juden auf die deutsche Sprache (Frommann, VI, 222) behauptet, abweichend hiervon, dass der letzten Hälfte des obigen Worts weder das deutsche Wort Jauche, noch ein deutscher Vorname zu Grunde liege, sondern dass es nur an Joachim hingelehnt sei, aus dem hebräischen jajin, das, wie das arabische wain zeige, mit unserm "Wein" genau zusamhänge. Zum Beweise für diese Behauptung wird die Stelle aus Hebel (Sämmtliche Werke, Karlsruhe 1832, III, 227) angeführt: "Zwei Zechbrüder besuchten oft eine Stunde weit einen Freund aufs Mittagessen, weil er guten Jochem hatte und ihm der Wein nicht überzwerch im Fass lag." Hoffmann von Fallersleben bemerkt über das Wort (vgl. Frommann, V, 55): "Wahrscheinlich ist es weiter nichts als das rothwelsche >gefünkelter Joham<." Vgl. auch Brem. Wb., I, 374; Schiller, Zum Thier- und Kräuterbuche, II, 27b.


Finkenlohn.

Finkenlohn - Meisenarbeit. - Petri, II, 311.


Finkennest.

In einem Finkennest fängt man keinen Storch.

Holl.: Men vangt geen papegaai in een vinkenet. (Harrebomee, II, 383.)


Finkenritter.

Wer dich aus dem Finkenritter fragt, dem antworte aus Eulenspiegel's Vorrede.


[Spaltenumbruch] *211 So man jm ein finger beut, wil er die faust gar haben.Zeytbuch, CCXXXb.

*212 Steck' den Finger in den Arsch und mache dir einen Krengelstuhl.Frischbier, 721.

Aufforderung zum Niedersetzen, wo man keinen Stuhl bieten kann oder will. (S. Setzen.)

*213 Stik dinen Finger in de Eer un rük wo du büst.Schütze, IV, 198.

Warnungsruf für allerlei Fälle.

*214 Wann jm einer die finger ins maul leget, er dorfft nit zubeissen.Franck. I, 50d; Körte, 1390.

*215 Wenn der elfte Finger nicht wär'.Wurzbach II, 221.

Spott auf grosssprecherische Maulhelden.


Fingerbreite.

Wenn man eine Fingerbreite nehmen darf, wird oft eine Elle daraus.


Fingerchen.

1 Fingerke, mâkt kên Kingerke, sagte die Liese. (Danzig.) – Hoefer, 667; Frischbier, 184a.

*2 Auf Fingerchen gehen.Goethe.


Fingergat.

Man kann 't Fingergat ehr stoppen, as 't Fûstgat. (Ostfries.) – Bueren, 883.


Fingerhut.

1 Dai könn sick wuol im Fingerhaue kuoken un met der Nainoal opscheppen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 84, 71.

*2 Keinen Fingerhuts voll.

D. h. nichts.


Fingerlecken.

* Das ist nur zum Fingerlecken.

Sehr wenig, nur zum Kosten.

Frz.: On n'en a qu'à lèche-doigt. (Kritzinger, 243.)


Fingerlein.

Trag kein enges Fingerlin.Henisch, 1099; Petri, II, 548; Eiselein, 170.

D. i.: Lass dich nicht bekümmern, mache dir keine Sorge. Auch: Thue der Sache keine Gewalt.

Lat.: Annulum digito vi ne inserito. (Eiselein, 170.)


Fingernagel.

1 Es ist kaum ein Fingernagel und wird ein Ellenbogen daraus.Laus. Mag., 30, 252.

Man macht aus der Mücke einen Elefanten.

2 Es ist nach dem Fingernagel gearbeitet. (Altröm.)

Sehr fleissig und sorgfältig. Von den Marmorarbeitern, welche die Vertiefungen im Marmor aufsuchten, indem sie den Fingernagel darauflegten.


Fingerring.

1 Was hilft ein goldener Fingerring (güldin Fingerlin) wider den Wurm am Nagel.Steiger, 178; Eiselein, 170.

Lat.: Non liberat preciosus annulus unguim vitio seu reduvia. (Eiselein, 170.)

2 Zu engen Fingerring muss man nicht tragen.


Fingerschnalz.

* Er ist keinen Fingerschnalz werth.


Fingersdick.

A hot sie fingersdicke hinger a Uhren.Gomolcke, 59.

Nämlich die Mucken, die Schelmenstreiche u. s. w.


Fingerspitze.

* Etwas an den Fingerspitzen herzählen können.

Frz.: Savoir une chose sur le bout du doigt. (Starschedel, 149.)


Fingertuch.

* Am Fingertuche nagen.

In Jak. Ayrer's Fastnachtsspielen (1610, 57d) heisst es: „Oft lang nagen am fingertuch.“ Grimm in seinem Wörterbuch (III, 1662) stellt in Frage, ob Hungertuch (s. d.) zu lesen sei. In einer sehr gut erhaltenen handschriftlichen Sprichwörtersammlung, die sich in der Bibliothek des Herrn Kreisgerichtsdirectors Ottow zu Landeshut (Schlesien) befindet, und aus welcher ich die Redensart entnommen habe, wird als Quelle Symmict, I, 414, genannt. Seit Jahren habe ich mir, unterstützt von Freunden, die ein literarisches Interesse an der Sache nahmen, alle Mühe gegeben, die in der erwähnten Ottow'schen handschriftlichen Sammlung unter der sehr allgemeinen Bezeichnung Symmict citirte Schrift aufzufinden, aber bisjetzt vergebens. Aus den häufig auf sie Bezug nehmenden Citaten geht hervor, dass sie aus drei Bänden bestehen und ziemlich umfangreich sein muss. Wahrscheinlich ist sie nur eine handschriftliche. Auch die Ottow'sche, ein gegen 4000 Sprichwörter in Fracturschrift enthaltender Folioband, scheint nur ein erster Theil zu sein. Ich lenke bei diesem Anlass die Aufmerksamkeit der Sachkundigen darauf.

Lat.: Rore pascitur.


[Spaltenumbruch]
Fingerzahm.

* Er ist fingerzahm.

Das Bild ist von einem Vogel hergenommen, der auf einen vorgehaltenen Finger geflogen kommt und frisst. (Grimm, III, 1662.)


Fink (Eigenname).

*1 Er ist wie Johann Fink, der nicht gern an den Pranger ging (am Pranger stand).

*2 He is êgen as Johann Fink, de wull nig an'n Kâk (Pranger) stân. (S. Eigen 2 u. 7.) (Holst.) – Schütze, II, 205.


Finke.

1 Armer Fink, wie haben sie dich gerupft, sagte der Junge, als er aus der Katechismusstunde kam und eine Fledermaus kleben sah.

Ironische Huldigung solcher Volksschulen, in denen die Jugend über „irdische Dinge“ in Unwissenheit bleibt, während ihr Gedächtniss mit unverständlichem Material angefüllt wird.

Holl.: Dat is eene schoone papegaai, zei de boer, en hij zag eene vledermuis op de kruk. (Harrebomée, II, 388.)

2 Besser ein Finke in der Hand als ein Papagai in Ostindien.

3 Besser einen Finken rupfen, als müssig sitzen.

Holl.: Beter een vink geplukt, dan ledig gezeten. (Harrebomée, II, 382.)

4 Ein Finke fliegt selten allein.

Holl.: Een vink vliegt zelden alleen. (Harrebomée, II, 382.)

5 Ein Finke kann mehr als einen Gesang.Scheidemünze, II, 119.

6 Fink hat wieder Samen.

In Schwaben schon im 14. Jahrhundert.

7 Finken fängt man mit Finken.

Holl.: Vinken met vinken vangen. (Harrebomée, II, 382.)

8 Hopla, Finke! sagte der Buer, doa draug'e ne Ule im Koerwe. (Büren.)

Triumph unserer Volksbildung. (S. Fink 1.)

9 Je blinder der Finke, je besser er singt.Scheidemünze, I, 3343.

Holl.: Als de vink blind is, zoo zingt hij best. (Harrebomée, II, 382.)

10 Wenn d' Finka 's Chrüzerli1 singid, denn isch's richtig. (Kurzenberg.) – Tobler, 123.

1) Das eigene frohe Gewirbel des Finkengesangs.

11 Wenn der finck samen hat, begart er, was dem maul wol vnnd dem Seckel wehe thut.Lehmann, 922, 8.

12 Wenn man fincken fangen will, so muss man jhnen erst ein zeitlang körnen.Henisch, 1096.

*13 Die Finken sind ausgeflogen.

Dän.: De finker ere alt udfløine. (Prov. dan., 167.)

*14 Er hat einen Finken gefangen. (Rottenburg.)

Er hat eine frostgeröthete Nase.

*15 Es ist ein seltener Finke.


Finkeljôchen.

Dat is Finkeljôchen. (Mecklenburg.) – Bützower Ruhestunden, IX, 38.

Finkel, eigentlich Fenkôl, dänisch Fennikel = Fenchel, daher Finkeljochen, eigentlich Finkeljuchen = Fencheljauche, d. i. schlechter Branntwein, wie Fusel. (Schütze, I, 316.) So heisst Jüchenbroer einer, der schlecht Bier braut. (Schütze, II, 316.) Der Verfasser eines Artikels Ueber die Einwirkungen der Juden auf die deutsche Sprache (Frommann, VI, 222) behauptet, abweichend hiervon, dass der letzten Hälfte des obigen Worts weder das deutsche Wort Jauche, noch ein deutscher Vorname zu Grunde liege, sondern dass es nur an Joachim hingelehnt sei, aus dem hebräischen jajin, das, wie das arabische wain zeige, mit unserm „Wein“ genau zusamhänge. Zum Beweise für diese Behauptung wird die Stelle aus Hebel (Sämmtliche Werke, Karlsruhe 1832, III, 227) angeführt: „Zwei Zechbrüder besuchten oft eine Stunde weit einen Freund aufs Mittagessen, weil er guten Jochem hatte und ihm der Wein nicht überzwerch im Fass lag.“ Hoffmann von Fallersleben bemerkt über das Wort (vgl. Frommann, V, 55): „Wahrscheinlich ist es weiter nichts als das rothwelsche ›gefünkelter Joham‹.“ Vgl. auch Brem. Wb., I, 374; Schiller, Zum Thier- und Kräuterbuche, II, 27b.


Finkenlohn.

Finkenlohn – Meisenarbeit.Petri, II, 311.


Finkennest.

In einem Finkennest fängt man keinen Storch.

Holl.: Men vangt geen papegaai in een vinkenet. (Harrebomée, II, 383.)


Finkenritter.

Wer dich aus dem Finkenritter fragt, dem antworte aus Eulenspiegel's Vorrede.


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[[513]/0541] *211 So man jm ein finger beut, wil er die faust gar haben. – Zeytbuch, CCXXXb. *212 Steck' den Finger in den Arsch und mache dir einen Krengelstuhl. – Frischbier, 721. Aufforderung zum Niedersetzen, wo man keinen Stuhl bieten kann oder will. (S. Setzen.) *213 Stik dinen Finger in de Eer un rük wo du büst. – Schütze, IV, 198. Warnungsruf für allerlei Fälle. *214 Wann jm einer die finger ins maul leget, er dorfft nit zubeissen. – Franck. I, 50d; Körte, 1390. *215 Wenn der elfte Finger nicht wär'. – Wurzbach II, 221. Spott auf grosssprecherische Maulhelden. Fingerbreite. Wenn man eine Fingerbreite nehmen darf, wird oft eine Elle daraus. Fingerchen. 1 Fingerke, mâkt kên Kingerke, sagte die Liese. (Danzig.) – Hoefer, 667; Frischbier, 184a. *2 Auf Fingerchen gehen. – Goethe. Fingergat. Man kann 't Fingergat ehr stoppen, as 't Fûstgat. (Ostfries.) – Bueren, 883. Fingerhut. 1 Dai könn sick wuol im Fingerhaue kuoken un met der Nainoal opscheppen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 84, 71. *2 Keinen Fingerhuts voll. D. h. nichts. Fingerlecken. * Das ist nur zum Fingerlecken. Sehr wenig, nur zum Kosten. Frz.: On n'en a qu'à lèche-doigt. (Kritzinger, 243.) Fingerlein. Trag kein enges Fingerlin. – Henisch, 1099; Petri, II, 548; Eiselein, 170. D. i.: Lass dich nicht bekümmern, mache dir keine Sorge. Auch: Thue der Sache keine Gewalt. Lat.: Annulum digito vi ne inserito. (Eiselein, 170.) Fingernagel. 1 Es ist kaum ein Fingernagel und wird ein Ellenbogen daraus. – Laus. Mag., 30, 252. Man macht aus der Mücke einen Elefanten. 2 Es ist nach dem Fingernagel gearbeitet. (Altröm.) Sehr fleissig und sorgfältig. Von den Marmorarbeitern, welche die Vertiefungen im Marmor aufsuchten, indem sie den Fingernagel darauflegten. Fingerring. 1 Was hilft ein goldener Fingerring (güldin Fingerlin) wider den Wurm am Nagel. – Steiger, 178; Eiselein, 170. Lat.: Non liberat preciosus annulus unguim vitio seu reduvia. (Eiselein, 170.) 2 Zu engen Fingerring muss man nicht tragen. Fingerschnalz. * Er ist keinen Fingerschnalz werth. Fingersdick. A hot sie fingersdicke hinger a Uhren. – Gomolcke, 59. Nämlich die Mucken, die Schelmenstreiche u. s. w. Fingerspitze. * Etwas an den Fingerspitzen herzählen können. Frz.: Savoir une chose sur le bout du doigt. (Starschedel, 149.) Fingertuch. * Am Fingertuche nagen. In Jak. Ayrer's Fastnachtsspielen (1610, 57d) heisst es: „Oft lang nagen am fingertuch.“ Grimm in seinem Wörterbuch (III, 1662) stellt in Frage, ob Hungertuch (s. d.) zu lesen sei. In einer sehr gut erhaltenen handschriftlichen Sprichwörtersammlung, die sich in der Bibliothek des Herrn Kreisgerichtsdirectors Ottow zu Landeshut (Schlesien) befindet, und aus welcher ich die Redensart entnommen habe, wird als Quelle Symmict, I, 414, genannt. Seit Jahren habe ich mir, unterstützt von Freunden, die ein literarisches Interesse an der Sache nahmen, alle Mühe gegeben, die in der erwähnten Ottow'schen handschriftlichen Sammlung unter der sehr allgemeinen Bezeichnung Symmict citirte Schrift aufzufinden, aber bisjetzt vergebens. Aus den häufig auf sie Bezug nehmenden Citaten geht hervor, dass sie aus drei Bänden bestehen und ziemlich umfangreich sein muss. Wahrscheinlich ist sie nur eine handschriftliche. Auch die Ottow'sche, ein gegen 4000 Sprichwörter in Fracturschrift enthaltender Folioband, scheint nur ein erster Theil zu sein. Ich lenke bei diesem Anlass die Aufmerksamkeit der Sachkundigen darauf. Lat.: Rore pascitur. Fingerzahm. * Er ist fingerzahm. Das Bild ist von einem Vogel hergenommen, der auf einen vorgehaltenen Finger geflogen kommt und frisst. (Grimm, III, 1662.) Fink (Eigenname). *1 Er ist wie Johann Fink, der nicht gern an den Pranger ging (am Pranger stand). *2 He is êgen as Johann Fink, de wull nig an'n Kâk (Pranger) stân. (S. Eigen 2 u. 7.) (Holst.) – Schütze, II, 205. Finke. 1 Armer Fink, wie haben sie dich gerupft, sagte der Junge, als er aus der Katechismusstunde kam und eine Fledermaus kleben sah. Ironische Huldigung solcher Volksschulen, in denen die Jugend über „irdische Dinge“ in Unwissenheit bleibt, während ihr Gedächtniss mit unverständlichem Material angefüllt wird. Holl.: Dat is eene schoone papegaai, zei de boer, en hij zag eene vledermuis op de kruk. (Harrebomée, II, 388.) 2 Besser ein Finke in der Hand als ein Papagai in Ostindien. 3 Besser einen Finken rupfen, als müssig sitzen. Holl.: Beter een vink geplukt, dan ledig gezeten. (Harrebomée, II, 382.) 4 Ein Finke fliegt selten allein. Holl.: Een vink vliegt zelden alleen. (Harrebomée, II, 382.) 5 Ein Finke kann mehr als einen Gesang. – Scheidemünze, II, 119. 6 Fink hat wieder Samen. In Schwaben schon im 14. Jahrhundert. 7 Finken fängt man mit Finken. Holl.: Vinken met vinken vangen. (Harrebomée, II, 382.) 8 Hopla, Finke! sagte der Buer, doa draug'e ne Ule im Koerwe. (Büren.) Triumph unserer Volksbildung. (S. Fink 1.) 9 Je blinder der Finke, je besser er singt. – Scheidemünze, I, 3343. Holl.: Als de vink blind is, zoo zingt hij best. (Harrebomée, II, 382.) 10 Wenn d' Finka 's Chrüzerli1 singid, denn isch's richtig. (Kurzenberg.) – Tobler, 123. 1) Das eigene frohe Gewirbel des Finkengesangs. 11 Wenn der finck samen hat, begart er, was dem maul wol vnnd dem Seckel wehe thut. – Lehmann, 922, 8. 12 Wenn man fincken fangen will, so muss man jhnen erst ein zeitlang körnen. – Henisch, 1096. *13 Die Finken sind ausgeflogen. Dän.: De finker ere alt udfløine. (Prov. dan., 167.) *14 Er hat einen Finken gefangen. (Rottenburg.) Er hat eine frostgeröthete Nase. *15 Es ist ein seltener Finke. Finkeljôchen. Dat is Finkeljôchen. (Mecklenburg.) – Bützower Ruhestunden, IX, 38. Finkel, eigentlich Fenkôl, dänisch Fennikel = Fenchel, daher Finkeljochen, eigentlich Finkeljuchen = Fencheljauche, d. i. schlechter Branntwein, wie Fusel. (Schütze, I, 316.) So heisst Jüchenbroer einer, der schlecht Bier braut. (Schütze, II, 316.) Der Verfasser eines Artikels Ueber die Einwirkungen der Juden auf die deutsche Sprache (Frommann, VI, 222) behauptet, abweichend hiervon, dass der letzten Hälfte des obigen Worts weder das deutsche Wort Jauche, noch ein deutscher Vorname zu Grunde liege, sondern dass es nur an Joachim hingelehnt sei, aus dem hebräischen jajin, das, wie das arabische wain zeige, mit unserm „Wein“ genau zusamhänge. Zum Beweise für diese Behauptung wird die Stelle aus Hebel (Sämmtliche Werke, Karlsruhe 1832, III, 227) angeführt: „Zwei Zechbrüder besuchten oft eine Stunde weit einen Freund aufs Mittagessen, weil er guten Jochem hatte und ihm der Wein nicht überzwerch im Fass lag.“ Hoffmann von Fallersleben bemerkt über das Wort (vgl. Frommann, V, 55): „Wahrscheinlich ist es weiter nichts als das rothwelsche ›gefünkelter Joham‹.“ Vgl. auch Brem. Wb., I, 374; Schiller, Zum Thier- und Kräuterbuche, II, 27b. Finkenlohn. Finkenlohn – Meisenarbeit. – Petri, II, 311. Finkennest. In einem Finkennest fängt man keinen Storch. Holl.: Men vangt geen papegaai in een vinkenet. (Harrebomée, II, 383.) Finkenritter. Wer dich aus dem Finkenritter fragt, dem antworte aus Eulenspiegel's Vorrede.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [513]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/541>, abgerufen am 22.12.2024.