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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] dem Wohlbefinden der Sultane von Marokko, Konstantinopel und Indien. "Wir sind gewohnt", sagte er "uns stets nach dem Wohlsein unsersgleichen zu erkundigen", was zur Entstehung des obigen Sprichworts in der Berberei Veranlassung gab. (Ausland.)


Erkundigungen.

Erkundigungen führen zu Trennungen.

Wer sich zu neugierig um die Angelegenheit eines andern erkundigt, kann leicht Veranlassung zu Misverständnissen und Feindschaften geben.


Erlangen.

1 Was man nicht erlangen kann, danach sehnt man sich am meisten.

Holl.: Wat iemand niet kan geworden, dat is hem 't liefst op aarde. (Harrebomee, I, 6.)

2 Wer etwas gross will erlangen, der muss gerne etwas schencken. - Lehmann, 288, 13.


Erlauben.

1 Es ist jedem erlaubt nach Korinth zu gehen.

2 Was du erlaubest, das sollst du gewähren. - Graf, 105, 243; Klingen, Sechsisch Landrecht, 108, a, 2.

Wenn jemand zugibt und schweigt, wo er sein Recht, seine Ansprüche geltend machen soll, dann muss er auch fahren lassen, gewähren, was er nicht gehalten hat.

3 Was erlaubt, ist ungenehm, was verboten, ist bequem.

Lat.: Quod licet, ingratum est, quod non licet, acrius urget. (Ovid.) (Binder I, 1511; II, 2881; Philippi, I, 143; Seybold, 507.)

4 Wem viel erlaubt ist, der soll sich am wenigsten erlauben (oder: der soll sich wenig gelüsten lassen).

Lat.: Minimum decet libere, cui multum licet. (Seneca.) (Binder I, 987; II, 1864; Philippi, I, 250; Seybold, 307.)


Erlaubniss.

1 Mit Erlaubniss zieht man dem Bauer die Kuh aus dem Stalle.

2 Wer mit Erlaubniss gegen gemein Gebot handelt, der bleibt ohne Strafe. - Graf, 286, 12.

*3 Mit Verleb, doass ich mer mag enne Gurcke nahmen. (Schles.) - Gomolcke, 790.

*4 Mit Verleb zu reden, nus roas is. - Gomolcke, 789.

D. i. mit Erlaubniss, nachdem es heraus ist.


Erlauern.

Et is eher wott te erlauren, osse te erlaupen. - Curtze, 334, 246.


Erlaufen.

Was sich nicht erlaufen lässt, muss man erschleichen. - Körte, 1168; Scheidemünze, I, 1591.


Erleben.

1 Man erlebt nichts Besseres.

2 Man weiss wol, was man erlebt hat, aber nicht, was man noch erleben soll. - Petri, II, 470.

3 Wat man nich belewt, wenn man old ward, säd' de Hex, da scholde se brennen. (Flensburg.) - Hoefer, 441.

*4 Ich werde es noch erleben, dass du (er) dich an der Ecke meines Hauses herumdrückst.

*5 Ich wil erleben, dass du das hauss solt von aussen ansehen. - Agricola I, 275.

Gegen die, welche das Glück übermüthig macht.

*6 Was man nicht alles erleben muss!

Ausruf bei ausserordentlichen Ereignissen.

Jüd.-deutsch: Was mer alles erlebe' muss! (Tendlau, 695.)


Erleiden.

1 Es mag sich schon erleiden, dass man den Käs bettelt und geben ihn doch die Kühe. - Kirchhofer, 253.

2 Man kan alles erleiden, allein gut Tage nicht. - Lehmann, 346, 75.

*3 Dass man's erleiden mag, nit zu warm und nit zu kalt. - Eiselein, 148.

*4 Es ist ihm erleidet, wie dem Bettler die halb Batzen. - Kirchhofer, 213.


Erlenholz (s. Ellernholz).

Erlenholz voll Knöpfe bedeutet volle Töpfe. (Herford.) - Boebel, 134.


Erlernen.

Was man nicht erlernet, das kann man erwandern. - Pistor., IV, 96; Simrock, 11177.


[Spaltenumbruch]
Erlesen.

1 Man kann's erlesen wie d' Birren. - Kirchhofer, 305.

2 Wer's erlesen will, der fällt mitten hinein. - Kirchhofer, 198.

Von der Wahl eines Gatten.


Erliegen.

Dem, der unterwegs erliegt, singt man kein Siegeslied. - Sailer, 187; Simrock, 9530.


Erlogen.

Man hält manches für erlogen und es ist doch wahr.

Lat.: Saepe, quod falso creditum est, veri vicem obtinuit. (Curtius.) (Binder II, 3001.)


Erlösen.

1 Das Erlöss vns vom Vbel treibt im Kopff einen traurigen Thubel. - Petri, III, 9.

Ernste Gedanken stören die Freude.

2 Wer andere erlösen will, hat oft nur Undank zum Lohn.


Erlöser.

* Seinen Erlöser hängen.


Ermahnung.

Eine öffentliche Ermahnung verdriesst. - Burckhardt, 691.


Ermessen.

Wer kann bei sich ermessen, wie viel der Nachbar Fleisch gegessen.


Ermüden.

Wer nicht ermüdet, wird mit allem fertig.


Ernähren.

1 De sick will ehrlich ernähren, mot vel flicken un wenig vertären. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4097; Goldschmidt, 152; hochdeutsch bei Blum, 326; Körte, 1162.

Wer ein geringes Einkommen hat, muss alle Arten des Aufwandes vermeiden, einfache Kost führen und die alten Kleidungsstücke solange als möglich ausbessern.

Ung.: Ki sokot foldoz, keveset költ. (Gaal, 327.)

2 Wei sik well ernoaren, mot sik rüstern iut den Feaern (Federn). (Westf.)

3 Wer nicht ernähren will die Katzen, muss ernähren Mäus' und Ratzen. - Simrock, 5467.

4 Wer sich jetzo will ernehren, der muss arbeiten vnd wenig zehren. - Lehmann, 535, 36.

5 Womit sich einer ernähren kann, das soll er treiben.

Vorausgesetzt, dass es etwas Rechtschaffenes ist.

*6 Er ernährt sich bekowed (ehrenhaft). (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 238.


Erniedrigen.

1 Je mehr sich einer erniedrigt, desto mehr steigt er empor. - Winckler, XV, 69.

Ein sehr beliebter praktischer Satz; dass er probat ist, hat Sixtus V. gezeigt.

2 Wer sich erniedrigt, den erhöhet Gott.

Wenn es auf die rechte Weise, ohne Selbstwegwerfung geschieht. Wer sich selbst nicht achtet, den können auch andere nicht achten und den wird auch Gott nicht erhöhen.

Frz.: Ki s'abaisse Diex le croist. (XIIIme siecle. Leroux, I, 15.)

3 Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöhet. Quelle: Matth. 23, 12.

It.: Chi s' humilia s' esalta. (Pazzaglia, 162, 2.)


Ernst.

1 Ernst ist die Seele vom Werk. - Winckler, IV, 48.

2 Ernst mit schertz trifft das hertz. - Henisch, 928; Simrock, 2117; Körte, 1166.

It.: Burlando si dice il vero. (Gaal, 375.)

Ung.: Trefabol is lehet igazat mondani. (Gaal, 375.)

3 Ernst und Freude (Lust) sind selten beisammen.

Dän.: Alvor og gammen kunde ei altid staae sammen. (Prov. dan., 27.)

4 Ernst und Scherz sind oft Nachbarn.

Dän.: Alvor og gammen kunne bedst sammen. (Bohn I, 347.)

5 Ernst vertreibt den Schimpf.

6 Ernst ziemt einem Biedermann.

Mhd.: Ernst zimt wol bidermannen. (Zingerle, 28.)

7 Mit Ernst ist nicht gut scherzen. - Simrock, 2118.

8 Rechtmessiger ernst ist kein Tyranney. - Henisch, 928.

9 Wem es für Ernst ist, der darf für Worte nicht sorgen.

[Spaltenumbruch] dem Wohlbefinden der Sultane von Marokko, Konstantinopel und Indien. „Wir sind gewohnt“, sagte er „uns stets nach dem Wohlsein unsersgleichen zu erkundigen“, was zur Entstehung des obigen Sprichworts in der Berberei Veranlassung gab. (Ausland.)


Erkundigungen.

Erkundigungen führen zu Trennungen.

Wer sich zu neugierig um die Angelegenheit eines andern erkundigt, kann leicht Veranlassung zu Misverständnissen und Feindschaften geben.


Erlangen.

1 Was man nicht erlangen kann, danach sehnt man sich am meisten.

Holl.: Wat iemand niet kan geworden, dat is hem 't liefst op aarde. (Harrebomée, I, 6.)

2 Wer etwas gross will erlangen, der muss gerne etwas schencken.Lehmann, 288, 13.


Erlauben.

1 Es ist jedem erlaubt nach Korinth zu gehen.

2 Was du erlaubest, das sollst du gewähren.Graf, 105, 243; Klingen, Sechsisch Landrecht, 108, a, 2.

Wenn jemand zugibt und schweigt, wo er sein Recht, seine Ansprüche geltend machen soll, dann muss er auch fahren lassen, gewähren, was er nicht gehalten hat.

3 Was erlaubt, ist ungenehm, was verboten, ist bequem.

Lat.: Quod licet, ingratum est, quod non licet, acrius urget. (Ovid.) (Binder I, 1511; II, 2881; Philippi, I, 143; Seybold, 507.)

4 Wem viel erlaubt ist, der soll sich am wenigsten erlauben (oder: der soll sich wenig gelüsten lassen).

Lat.: Minimum decet libere, cui multum licet. (Seneca.) (Binder I, 987; II, 1864; Philippi, I, 250; Seybold, 307.)


Erlaubniss.

1 Mit Erlaubniss zieht man dem Bauer die Kuh aus dem Stalle.

2 Wer mit Erlaubniss gegen gemein Gebot handelt, der bleibt ohne Strafe.Graf, 286, 12.

*3 Mit Verleb, doass ich mer mag enne Gurcke nahmen. (Schles.) – Gomolcke, 790.

*4 Mit Verleb zu reden, nus roas is.Gomolcke, 789.

D. i. mit Erlaubniss, nachdem es heraus ist.


Erlauern.

Et is eher wott te erlûren, osse te erlaupen.Curtze, 334, 246.


Erlaufen.

Was sich nicht erlaufen lässt, muss man erschleichen.Körte, 1168; Scheidemünze, I, 1591.


Erleben.

1 Man erlebt nichts Besseres.

2 Man weiss wol, was man erlebt hat, aber nicht, was man noch erleben soll.Petri, II, 470.

3 Wat man nich belêwt, wenn man old wârd, säd' de Hex, da scholde se brennen. (Flensburg.) – Hoefer, 441.

*4 Ich werde es noch erleben, dass du (er) dich an der Ecke meines Hauses herumdrückst.

*5 Ich wil erleben, dass du das hauss solt von aussen ansehen.Agricola I, 275.

Gegen die, welche das Glück übermüthig macht.

*6 Was man nicht alles erleben muss!

Ausruf bei ausserordentlichen Ereignissen.

Jüd.-deutsch: Was mer alles erlebe' muss! (Tendlau, 695.)


Erleiden.

1 Es mag sich schon erleiden, dass man den Käs bettelt und geben ihn doch die Kühe.Kirchhofer, 253.

2 Man kan alles erleiden, allein gut Tage nicht.Lehmann, 346, 75.

*3 Dass man's erleiden mag, nit zu warm und nit zu kalt.Eiselein, 148.

*4 Es ist ihm erleidet, wie dem Bettler die halb Batzen.Kirchhofer, 213.


Erlenholz (s. Ellernholz).

Erlenholz voll Knöpfe bedeutet volle Töpfe. (Herford.) – Boebel, 134.


Erlernen.

Was man nicht erlernet, das kann man erwandern.Pistor., IV, 96; Simrock, 11177.


[Spaltenumbruch]
Erlesen.

1 Man kann's erlesen wie d' Birren.Kirchhofer, 305.

2 Wer's erlesen will, der fällt mitten hinein.Kirchhofer, 198.

Von der Wahl eines Gatten.


Erliegen.

Dem, der unterwegs erliegt, singt man kein Siegeslied.Sailer, 187; Simrock, 9530.


Erlogen.

Man hält manches für erlogen und es ist doch wahr.

Lat.: Saepe, quod falso creditum est, veri vicem obtinuit. (Curtius.) (Binder II, 3001.)


Erlösen.

1 Das Erlöss vns vom Vbel treibt im Kopff einen traurigen Thubel.Petri, III, 9.

Ernste Gedanken stören die Freude.

2 Wer andere erlösen will, hat oft nur Undank zum Lohn.


Erlöser.

* Seinen Erlöser hängen.


Ermahnung.

Eine öffentliche Ermahnung verdriesst.Burckhardt, 691.


Ermessen.

Wer kann bei sich ermessen, wie viel der Nachbar Fleisch gegessen.


Ermüden.

Wer nicht ermüdet, wird mit allem fertig.


Ernähren.

1 De sick will ehrlich ernähren, môt vêl flicken un wenig vertären. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097; Goldschmidt, 152; hochdeutsch bei Blum, 326; Körte, 1162.

Wer ein geringes Einkommen hat, muss alle Arten des Aufwandes vermeiden, einfache Kost führen und die alten Kleidungsstücke solange als möglich ausbessern.

Ung.: Ki sokot foldoz, keveset költ. (Gaal, 327.)

2 Wei sik well ernoaren, mot sik rüstern iut den Feaern (Federn). (Westf.)

3 Wer nicht ernähren will die Katzen, muss ernähren Mäus' und Ratzen.Simrock, 5467.

4 Wer sich jetzo will ernehren, der muss arbeiten vnd wenig zehren.Lehmann, 535, 36.

5 Womit sich einer ernähren kann, das soll er treiben.

Vorausgesetzt, dass es etwas Rechtschaffenes ist.

*6 Er ernährt sich bekowed (ehrenhaft). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 238.


Erniedrigen.

1 Je mehr sich einer erniedrigt, desto mehr steigt er empor.Winckler, XV, 69.

Ein sehr beliebter praktischer Satz; dass er probat ist, hat Sixtus V. gezeigt.

2 Wer sich erniedrigt, den erhöhet Gott.

Wenn es auf die rechte Weise, ohne Selbstwegwerfung geschieht. Wer sich selbst nicht achtet, den können auch andere nicht achten und den wird auch Gott nicht erhöhen.

Frz.: Ki s'abaisse Diex le croist. (XIIIme siècle. Leroux, I, 15.)

3 Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöhet. Quelle: Matth. 23, 12.

It.: Chi s' humilia s' esalta. (Pazzaglia, 162, 2.)


Ernst.

1 Ernst ist die Seele vom Werk.Winckler, IV, 48.

2 Ernst mit schertz trifft das hertz.Henisch, 928; Simrock, 2117; Körte, 1166.

It.: Burlando si dice il vero. (Gaal, 375.)

Ung.: Tréfából is lehet igazat mondani. (Gaal, 375.)

3 Ernst und Freude (Lust) sind selten beisammen.

Dän.: Alvor og gammen kunde ei altid staae sammen. (Prov. dan., 27.)

4 Ernst und Scherz sind oft Nachbarn.

Dän.: Alvor og gammen kunne bedst sammen. (Bohn I, 347.)

5 Ernst vertreibt den Schimpf.

6 Ernst ziemt einem Biedermann.

Mhd.: Ernst zimt wol bidermannen. (Zingerle, 28.)

7 Mit Ernst ist nicht gut scherzen.Simrock, 2118.

8 Rechtmessiger ernst ist kein Tyranney.Henisch, 928.

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[[422]/0450] dem Wohlbefinden der Sultane von Marokko, Konstantinopel und Indien. „Wir sind gewohnt“, sagte er „uns stets nach dem Wohlsein unsersgleichen zu erkundigen“, was zur Entstehung des obigen Sprichworts in der Berberei Veranlassung gab. (Ausland.) Erkundigungen. Erkundigungen führen zu Trennungen. Wer sich zu neugierig um die Angelegenheit eines andern erkundigt, kann leicht Veranlassung zu Misverständnissen und Feindschaften geben. Erlangen. 1 Was man nicht erlangen kann, danach sehnt man sich am meisten. Holl.: Wat iemand niet kan geworden, dat is hem 't liefst op aarde. (Harrebomée, I, 6.) 2 Wer etwas gross will erlangen, der muss gerne etwas schencken. – Lehmann, 288, 13. Erlauben. 1 Es ist jedem erlaubt nach Korinth zu gehen. 2 Was du erlaubest, das sollst du gewähren. – Graf, 105, 243; Klingen, Sechsisch Landrecht, 108, a, 2. Wenn jemand zugibt und schweigt, wo er sein Recht, seine Ansprüche geltend machen soll, dann muss er auch fahren lassen, gewähren, was er nicht gehalten hat. 3 Was erlaubt, ist ungenehm, was verboten, ist bequem. Lat.: Quod licet, ingratum est, quod non licet, acrius urget. (Ovid.) (Binder I, 1511; II, 2881; Philippi, I, 143; Seybold, 507.) 4 Wem viel erlaubt ist, der soll sich am wenigsten erlauben (oder: der soll sich wenig gelüsten lassen). Lat.: Minimum decet libere, cui multum licet. (Seneca.) (Binder I, 987; II, 1864; Philippi, I, 250; Seybold, 307.) Erlaubniss. 1 Mit Erlaubniss zieht man dem Bauer die Kuh aus dem Stalle. 2 Wer mit Erlaubniss gegen gemein Gebot handelt, der bleibt ohne Strafe. – Graf, 286, 12. *3 Mit Verleb, doass ich mer mag enne Gurcke nahmen. (Schles.) – Gomolcke, 790. *4 Mit Verleb zu reden, nus roas is. – Gomolcke, 789. D. i. mit Erlaubniss, nachdem es heraus ist. Erlauern. Et is eher wott te erlûren, osse te erlaupen. – Curtze, 334, 246. Erlaufen. Was sich nicht erlaufen lässt, muss man erschleichen. – Körte, 1168; Scheidemünze, I, 1591. Erleben. 1 Man erlebt nichts Besseres. 2 Man weiss wol, was man erlebt hat, aber nicht, was man noch erleben soll. – Petri, II, 470. 3 Wat man nich belêwt, wenn man old wârd, säd' de Hex, da scholde se brennen. (Flensburg.) – Hoefer, 441. *4 Ich werde es noch erleben, dass du (er) dich an der Ecke meines Hauses herumdrückst. *5 Ich wil erleben, dass du das hauss solt von aussen ansehen. – Agricola I, 275. Gegen die, welche das Glück übermüthig macht. *6 Was man nicht alles erleben muss! Ausruf bei ausserordentlichen Ereignissen. Jüd.-deutsch: Was mer alles erlebe' muss! (Tendlau, 695.) Erleiden. 1 Es mag sich schon erleiden, dass man den Käs bettelt und geben ihn doch die Kühe. – Kirchhofer, 253. 2 Man kan alles erleiden, allein gut Tage nicht. – Lehmann, 346, 75. *3 Dass man's erleiden mag, nit zu warm und nit zu kalt. – Eiselein, 148. *4 Es ist ihm erleidet, wie dem Bettler die halb Batzen. – Kirchhofer, 213. Erlenholz (s. Ellernholz). Erlenholz voll Knöpfe bedeutet volle Töpfe. (Herford.) – Boebel, 134. Erlernen. Was man nicht erlernet, das kann man erwandern. – Pistor., IV, 96; Simrock, 11177. Erlesen. 1 Man kann's erlesen wie d' Birren. – Kirchhofer, 305. 2 Wer's erlesen will, der fällt mitten hinein. – Kirchhofer, 198. Von der Wahl eines Gatten. Erliegen. Dem, der unterwegs erliegt, singt man kein Siegeslied. – Sailer, 187; Simrock, 9530. Erlogen. Man hält manches für erlogen und es ist doch wahr. Lat.: Saepe, quod falso creditum est, veri vicem obtinuit. (Curtius.) (Binder II, 3001.) Erlösen. 1 Das Erlöss vns vom Vbel treibt im Kopff einen traurigen Thubel. – Petri, III, 9. Ernste Gedanken stören die Freude. 2 Wer andere erlösen will, hat oft nur Undank zum Lohn. Erlöser. * Seinen Erlöser hängen. Ermahnung. Eine öffentliche Ermahnung verdriesst. – Burckhardt, 691. Ermessen. Wer kann bei sich ermessen, wie viel der Nachbar Fleisch gegessen. Ermüden. Wer nicht ermüdet, wird mit allem fertig. Ernähren. 1 De sick will ehrlich ernähren, môt vêl flicken un wenig vertären. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097; Goldschmidt, 152; hochdeutsch bei Blum, 326; Körte, 1162. Wer ein geringes Einkommen hat, muss alle Arten des Aufwandes vermeiden, einfache Kost führen und die alten Kleidungsstücke solange als möglich ausbessern. Ung.: Ki sokot foldoz, keveset költ. (Gaal, 327.) 2 Wei sik well ernoaren, mot sik rüstern iut den Feaern (Federn). (Westf.) 3 Wer nicht ernähren will die Katzen, muss ernähren Mäus' und Ratzen. – Simrock, 5467. 4 Wer sich jetzo will ernehren, der muss arbeiten vnd wenig zehren. – Lehmann, 535, 36. 5 Womit sich einer ernähren kann, das soll er treiben. Vorausgesetzt, dass es etwas Rechtschaffenes ist. *6 Er ernährt sich bekowed (ehrenhaft). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 238. Erniedrigen. 1 Je mehr sich einer erniedrigt, desto mehr steigt er empor. – Winckler, XV, 69. Ein sehr beliebter praktischer Satz; dass er probat ist, hat Sixtus V. gezeigt. 2 Wer sich erniedrigt, den erhöhet Gott. Wenn es auf die rechte Weise, ohne Selbstwegwerfung geschieht. Wer sich selbst nicht achtet, den können auch andere nicht achten und den wird auch Gott nicht erhöhen. Frz.: Ki s'abaisse Diex le croist. (XIIIme siècle. Leroux, I, 15.) 3 Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöhet. Quelle: Matth. 23, 12. It.: Chi s' humilia s' esalta. (Pazzaglia, 162, 2.) Ernst. 1 Ernst ist die Seele vom Werk. – Winckler, IV, 48. 2 Ernst mit schertz trifft das hertz. – Henisch, 928; Simrock, 2117; Körte, 1166. It.: Burlando si dice il vero. (Gaal, 375.) Ung.: Tréfából is lehet igazat mondani. (Gaal, 375.) 3 Ernst und Freude (Lust) sind selten beisammen. Dän.: Alvor og gammen kunde ei altid staae sammen. (Prov. dan., 27.) 4 Ernst und Scherz sind oft Nachbarn. Dän.: Alvor og gammen kunne bedst sammen. (Bohn I, 347.) 5 Ernst vertreibt den Schimpf. 6 Ernst ziemt einem Biedermann. Mhd.: Ernst zimt wol bidermannen. (Zingerle, 28.) 7 Mit Ernst ist nicht gut scherzen. – Simrock, 2118. 8 Rechtmessiger ernst ist kein Tyranney. – Henisch, 928. 9 Wem es für Ernst ist, der darf für Worte nicht sorgen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [422]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/450>, abgerufen am 21.11.2024.