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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Erhaben.

* Er ist wol erhaben, aber noch nicht begraben.

Vor dem Tode, sagt Solon, soll man niemand glücklich preisen.


Erhalten.

1 Besser erhalten als vorbehalten. - Pistor., IV, 61; Simrock, 2114; Körte, 1161.

Warnung für Aeltern, den Kindern ihr Besitzthum schon bei Lebzeiten abzutreten.

2 Der das seine begert zu erhalten, der hat besser recht, als der begert zu gewinnen. - Lehmann, 370, 101.

3 Erhalte in der Jugend, so findest du im Alter.

4 Erhalten hat seinen Grund, Verlieren keinen.

5 Erhalten ist mehr als erwerben.

6 Erhalten ist so grosse Kunst (so künstlich, löblich) als gewinnen (erwerben). - Simrock, 2115; Körte, 1160; Lehmann, 70, 15.

Dän.: Det er ei mindre kunst at beholde end forhverve. (Prov. dan., 62.)

It.: L'arte di conservare non e minor di quella di conquistare. (Gaal, 374.)

Lat.: Non minor est virtus, quam quaerere, parta tueri, casus inest illic, hic erit artis opus. (Gaal, 374.)

7 Gut erhalten ist so grosser kunst als gut gewinnen.

8 So viel man (Waare) erhält, so viel Geld.


Erhängte.

1 Von hundert Erhängten geht kein einziger verloren und von hundert Ersäuften wird nicht einer selig.

Als Grund wird von einem alten theologischen Schriftsteller angegeben, weil erstere von den Geistlichen erquickt und zu einem seligen Ende bereitet werden können, was bei diesen nicht der Fall sei.

2 Wer einen Erhängten in seiner Familie hat, darf zu keinem andern sagen: Hänge mir das Fischlein auf! - Tendlau, 328.

Die entfernteste Anspielung soll als unzart vermieden werden, ja alles, was nur Anlass geben kann, daran zu denken.


Erhaschen.

Es erhaschen nicht alle was, welche die Hand ausstrecken. - Scheidemünze, I, 4559.


Erhausen.

Nu was me erhuust, bringt Ehr; 's Ererbt isch nit weit her. (Frickthal im Canton Aargau.) - Schweiz, 184, 16.


Erheben.

1 Was einer nicht erheben kann, soll er selbander ligen lan. - Lehmann, 106, 11; 246, 4.

2 Was sich schnell erhebt, ist bald verlebt.

3 Wer sich erhebt, der muss herunter. - Petri, II, 758.


Erheirathen.

Was man sich erheirathet, braucht man nicht zu verdienen.


Erheucheln.

Wer erheuchelt sein Recht, ist zwiefach schlecht.


Erhöhen.

1 Es erhöhet nichts des Mannes Schild, denn Fahnlehn. - Eisenhart, 42; Pistor., II, 55.

Unter Schild wird hier der Stand oder Adel verstanden, unter Fahnlehn aber ein solches weltliches Lehen, das mit landesherrlicher Hoheit verbunden ist u. s. w. Der Name Fahnlehn kommt daher, weil die Belehnung früher mit einer Fahne erfolgte. Die Bedeutung des Sprichworts ist die: wer vom niedern Adel zu dem Besitz einer Grafschaft oder eines Fürstenthums gelangt, erhält auch die damit verbundene Würde. Dies hat indess jetzt für uns keine Gültigkeit mehr, wo jemand in den Besitz einer Grafschaft kommen kann, ohne dadurch die gräfliche Würde zu erlangen, deren Ertheilung lediglich vom Landesherrn abhängt.

2 Wer sich selbst erhöhet, der wird erniedrigt werden. - Matth. 23, 12; Zehner, 486.

Lat.: Qui se exaltat humiliabitur, et qui se humiliat exaltabitur. (Schulze, 228.)


Erholung.

Erholung thut Leib und Seele wohl. - Binder II, 2454.

Lat.: Otia corpus alunt, animus quoque pascitur illis. (Ovid.) (Philippi, II, 78; Seybold, 423.)


Erhören.

Biss, das du erhörest. - Eyering, I, 221.

Sei so, wie du hörst, dass du sein sollst.

Lat.: Esto quod audis. (Eyering, I, 221.)


[Spaltenumbruch]
Erhungern.

*1 A wird noch wol erhüngern1. (Schles.) - Gomolcke, 264.

1) Schreibung Gomolcke's, obgleich, soweit ich Schlesien kenne, "erhingern" gesprochen wird.

*2 Er will erhungern und hat Brot im Maul.

Frz.: Crier famine sur un tas de bled. (Leroux, I, 39.)

*3 Sie erhungern mit dem Brote unter dem Arme. (Nimptsch in Schlesien.)

Von denen, die im Vollbesitz aller Mittel über Noth klagen.


Erinnern.

*1 Du erinnerst mich an Augsburg, du hast einen weiten Einlass.

Von einem tüchtigen Zecher.

*2 Einen an etwas erinnern, das er nicht vergessen hat.


Erinnerung.

Eine gute Erinnerung schadet nichts. - Büttner, 163; Pistor., III, 90; Simrock, 2116.


Erjagen.

1 Die einen erjagen in den Sümpfen das Elenn und die andern verzehren die Braten im Trocknen. (Samogitien.)

2 Was man heut' nicht erjagen kann, läuft oft morgen selbst in die Hände. - Scheidemünze, II, 211.

Man bemüht sich oft vergebens um eine Sache, die man zu einer andern Zeit äusserst leicht erlangt.

3 Was man nicht kan erjagen, muss man erschleichen. - Lehmann, II, 865, 81.

4 Wz man selber erjagt vnnd schreckt, dasselb am allerbesten schmeckt. - Lehmann, 403, 28.


Erkargen.

Was man erkargt am Mund, dass kompt vor die Hund. - Lehmann, 722, 10.


Erkaufen.

1 Theuer erkauft schmeckt am besten.

2 Wolfeiler ist erkauffen, dann erbitten. (S. Bitten.) - Gruter, I, 86; Schottel, 1123a.

Lat.: Emere malo, quam rogare. (Gaal, 368.)


Erkennen.

1 Erken dich selbs (wer du seyst). - Franck, I, 31b; Lehmann, II, 126, 99; Eyering, II, 388; III, 305a.

Lat.: Nosce te ipsum. (Apostol., VI; Binder I, 1213; II, 2259; Faselius, 176; Philippi, II, 47; Schonheim, N, 31; Seybold, 383; Wiegand, 261.)

2 Erkenne dich selbst, so erkennestu alle Ding! - Lehmann, II, 152, 93.

3 Gut erkennt, wenn beide wend. - Kirchhofer, 198.

Kirchhofer hat dies Sprichwort der Schweiz unter denen, die vom Brautstande und der Wahl handeln.

4 Man erkennt sie an den Früchten, sagte der Papst von den Jesuiten. - Klosterspiegel, 59, 5.

5 Sich selbst erkennen ist die beste Wissenschaft.

Mhd.: Swer sich selbe erkennen kan ze rehte, derst ein weiser man. (Zingerle, 28.)

6 Sich selbst erkennen ist Weisheit, sein selbst vergessen - Thorheit.


Erkenntliche (der).

Einem Erkenntlichen gib mehr als er bittet.


Erkenntlichkeit.

Erkenntlichkeit ist grosser Lohn.


Erkenntniss.

1 Erkenntniss des Fehlers ist halbe Besserung. - Ramann, II, Pred., II, 295.

2 Wenn das Erkenntniss wider den Geleiteten ergeht, hört das Geleit auf. - Graf, 442, 349.

Das zugesicherte freie Geleit dauert nur bis zum Endurtheil des Gerichts; es erlischt selbstredend, wenn dies gegen den Betreffenden ausfällt.


Erklären.

* Er erklärt wie der Teufel die Bibel. (Ostpreuss.)


Erklärung.

* Die Erklärung ist dunkler als der Text.

Von Erklärungen, welche die Sache nur noch dunkler machen.

Frz.: C'est la glose d'Orleans, plus obscure que le texte. (Lendroy, 842; Recueil, 25.)


Erkundigen.

* Er erkundigt sich nach seinesgleichen wie der Sultan von Kau. (Berberei.)

Der Beherrscher von Kau in Afrika, der etwa über 2000 Seelen gebot, aber sich dessenungeachtet Sultan nennen liess, erkundigte sich bei einem Kaufmann nach

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Erhaben.

* Er ist wol erhaben, aber noch nicht begraben.

Vor dem Tode, sagt Solon, soll man niemand glücklich preisen.


Erhalten.

1 Besser erhalten als vorbehalten.Pistor., IV, 61; Simrock, 2114; Körte, 1161.

Warnung für Aeltern, den Kindern ihr Besitzthum schon bei Lebzeiten abzutreten.

2 Der das seine begert zu erhalten, der hat besser recht, als der begert zu gewinnen.Lehmann, 370, 101.

3 Erhalte in der Jugend, so findest du im Alter.

4 Erhalten hat seinen Grund, Verlieren keinen.

5 Erhalten ist mehr als erwerben.

6 Erhalten ist so grosse Kunst (so künstlich, löblich) als gewinnen (erwerben).Simrock, 2115; Körte, 1160; Lehmann, 70, 15.

Dän.: Det er ei mindre kunst at beholde end forhverve. (Prov. dan., 62.)

It.: L'arte di conservare non è minor di quella di conquistare. (Gaal, 374.)

Lat.: Non minor est virtus, quam quaerere, parta tueri, casus inest illic, hic erit artis opus. (Gaal, 374.)

7 Gut erhalten ist so grosser kunst als gut gewinnen.

8 So viel man (Waare) erhält, so viel Geld.


Erhängte.

1 Von hundert Erhängten geht kein einziger verloren und von hundert Ersäuften wird nicht einer selig.

Als Grund wird von einem alten theologischen Schriftsteller angegeben, weil erstere von den Geistlichen erquickt und zu einem seligen Ende bereitet werden können, was bei diesen nicht der Fall sei.

2 Wer einen Erhängten in seiner Familie hat, darf zu keinem andern sagen: Hänge mir das Fischlein auf!Tendlau, 328.

Die entfernteste Anspielung soll als unzart vermieden werden, ja alles, was nur Anlass geben kann, daran zu denken.


Erhaschen.

Es erhaschen nicht alle was, welche die Hand ausstrecken.Scheidemünze, I, 4559.


Erhausen.

Nu was me erhuust, bringt Ehr; 's Ererbt isch nit weit her. (Frickthal im Canton Aargau.) – Schweiz, 184, 16.


Erheben.

1 Was einer nicht erheben kann, soll er selbander ligen lan.Lehmann, 106, 11; 246, 4.

2 Was sich schnell erhebt, ist bald verlebt.

3 Wer sich erhebt, der muss herunter.Petri, II, 758.


Erheirathen.

Was man sich erheirathet, braucht man nicht zu verdienen.


Erheucheln.

Wer erheuchelt sein Recht, ist zwiefach schlecht.


Erhöhen.

1 Es erhöhet nichts des Mannes Schild, denn Fahnlehn.Eisenhart, 42; Pistor., II, 55.

Unter Schild wird hier der Stand oder Adel verstanden, unter Fahnlehn aber ein solches weltliches Lehen, das mit landesherrlicher Hoheit verbunden ist u. s. w. Der Name Fahnlehn kommt daher, weil die Belehnung früher mit einer Fahne erfolgte. Die Bedeutung des Sprichworts ist die: wer vom niedern Adel zu dem Besitz einer Grafschaft oder eines Fürstenthums gelangt, erhält auch die damit verbundene Würde. Dies hat indess jetzt für uns keine Gültigkeit mehr, wo jemand in den Besitz einer Grafschaft kommen kann, ohne dadurch die gräfliche Würde zu erlangen, deren Ertheilung lediglich vom Landesherrn abhängt.

2 Wer sich selbst erhöhet, der wird erniedrigt werden.Matth. 23, 12; Zehner, 486.

Lat.: Qui se exaltat humiliabitur, et qui se humiliat exaltabitur. (Schulze, 228.)


Erholung.

Erholung thut Leib und Seele wohl.Binder II, 2454.

Lat.: Otia corpus alunt, animus quoque pascitur illis. (Ovid.) (Philippi, II, 78; Seybold, 423.)


Erhören.

Biss, das du erhörest.Eyering, I, 221.

Sei so, wie du hörst, dass du sein sollst.

Lat.: Esto quod audis. (Eyering, I, 221.)


[Spaltenumbruch]
Erhungern.

*1 A wird noch wol erhüngern1. (Schles.) – Gomolcke, 264.

1) Schreibung Gomolcke's, obgleich, soweit ich Schlesien kenne, „erhingern“ gesprochen wird.

*2 Er will erhungern und hat Brot im Maul.

Frz.: Crier famine sur un tas de bled. (Leroux, I, 39.)

*3 Sie erhungern mit dem Brote unter dem Arme. (Nimptsch in Schlesien.)

Von denen, die im Vollbesitz aller Mittel über Noth klagen.


Erinnern.

*1 Du erinnerst mich an Augsburg, du hast einen weiten Einlass.

Von einem tüchtigen Zecher.

*2 Einen an etwas erinnern, das er nicht vergessen hat.


Erinnerung.

Eine gute Erinnerung schadet nichts.Büttner, 163; Pistor., III, 90; Simrock, 2116.


Erjagen.

1 Die einen erjagen in den Sümpfen das Elenn und die andern verzehren die Braten im Trocknen. (Samogitien.)

2 Was man heut' nicht erjagen kann, läuft oft morgen selbst in die Hände.Scheidemünze, II, 211.

Man bemüht sich oft vergebens um eine Sache, die man zu einer andern Zeit äusserst leicht erlangt.

3 Was man nicht kan erjagen, muss man erschleichen.Lehmann, II, 865, 81.

4 Wz man selber erjagt vnnd schreckt, dasselb am allerbesten schmeckt.Lehmann, 403, 28.


Erkargen.

Was man erkargt am Mund, dass kompt vor die Hund.Lehmann, 722, 10.


Erkaufen.

1 Theuer erkauft schmeckt am besten.

2 Wolfeiler ist erkauffen, dann erbitten. (S. Bitten.)Gruter, I, 86; Schottel, 1123a.

Lat.: Emere malo, quam rogare. (Gaal, 368.)


Erkennen.

1 Erken dich selbs (wer du seyst).Franck, I, 31b; Lehmann, II, 126, 99; Eyering, II, 388; III, 305a.

Lat.: Nosce te ipsum. (Apostol., VI; Binder I, 1213; II, 2259; Faselius, 176; Philippi, II, 47; Schonheim, N, 31; Seybold, 383; Wiegand, 261.)

2 Erkenne dich selbst, so erkennestu alle Ding!Lehmann, II, 152, 93.

3 Gut erkennt, wenn beide wend.Kirchhofer, 198.

Kirchhofer hat dies Sprichwort der Schweiz unter denen, die vom Brautstande und der Wahl handeln.

4 Man erkennt sie an den Früchten, sagte der Papst von den Jesuiten.Klosterspiegel, 59, 5.

5 Sich selbst erkennen ist die beste Wissenschaft.

Mhd.: Swer sich selbe erkennen kan ze rehte, derst ein wîser man. (Zingerle, 28.)

6 Sich selbst erkennen ist Weisheit, sein selbst vergessen – Thorheit.


Erkenntliche (der).

Einem Erkenntlichen gib mehr als er bittet.


Erkenntlichkeit.

Erkenntlichkeit ist grosser Lohn.


Erkenntniss.

1 Erkenntniss des Fehlers ist halbe Besserung.Ramann, II, Pred., II, 295.

2 Wenn das Erkenntniss wider den Geleiteten ergeht, hört das Geleit auf.Graf, 442, 349.

Das zugesicherte freie Geleit dauert nur bis zum Endurtheil des Gerichts; es erlischt selbstredend, wenn dies gegen den Betreffenden ausfällt.


Erklären.

* Er erklärt wie der Teufel die Bibel. (Ostpreuss.)


Erklärung.

* Die Erklärung ist dunkler als der Text.

Von Erklärungen, welche die Sache nur noch dunkler machen.

Frz.: C'est la glose d'Orléans, plus obscure que le texte. (Lendroy, 842; Recueil, 25.)


Erkundigen.

* Er erkundigt sich nach seinesgleichen wie der Sultan von Kau. (Berberei.)

Der Beherrscher von Kau in Afrika, der etwa über 2000 Seelen gebot, aber sich dessenungeachtet Sultan nennen liess, erkundigte sich bei einem Kaufmann nach

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[[421]/0449] Erhaben. * Er ist wol erhaben, aber noch nicht begraben. Vor dem Tode, sagt Solon, soll man niemand glücklich preisen. Erhalten. 1 Besser erhalten als vorbehalten. – Pistor., IV, 61; Simrock, 2114; Körte, 1161. Warnung für Aeltern, den Kindern ihr Besitzthum schon bei Lebzeiten abzutreten. 2 Der das seine begert zu erhalten, der hat besser recht, als der begert zu gewinnen. – Lehmann, 370, 101. 3 Erhalte in der Jugend, so findest du im Alter. 4 Erhalten hat seinen Grund, Verlieren keinen. 5 Erhalten ist mehr als erwerben. 6 Erhalten ist so grosse Kunst (so künstlich, löblich) als gewinnen (erwerben). – Simrock, 2115; Körte, 1160; Lehmann, 70, 15. Dän.: Det er ei mindre kunst at beholde end forhverve. (Prov. dan., 62.) It.: L'arte di conservare non è minor di quella di conquistare. (Gaal, 374.) Lat.: Non minor est virtus, quam quaerere, parta tueri, casus inest illic, hic erit artis opus. (Gaal, 374.) 7 Gut erhalten ist so grosser kunst als gut gewinnen. 8 So viel man (Waare) erhält, so viel Geld. Erhängte. 1 Von hundert Erhängten geht kein einziger verloren und von hundert Ersäuften wird nicht einer selig. Als Grund wird von einem alten theologischen Schriftsteller angegeben, weil erstere von den Geistlichen erquickt und zu einem seligen Ende bereitet werden können, was bei diesen nicht der Fall sei. 2 Wer einen Erhängten in seiner Familie hat, darf zu keinem andern sagen: Hänge mir das Fischlein auf! – Tendlau, 328. Die entfernteste Anspielung soll als unzart vermieden werden, ja alles, was nur Anlass geben kann, daran zu denken. Erhaschen. Es erhaschen nicht alle was, welche die Hand ausstrecken. – Scheidemünze, I, 4559. Erhausen. Nu was me erhuust, bringt Ehr; 's Ererbt isch nit weit her. (Frickthal im Canton Aargau.) – Schweiz, 184, 16. Erheben. 1 Was einer nicht erheben kann, soll er selbander ligen lan. – Lehmann, 106, 11; 246, 4. 2 Was sich schnell erhebt, ist bald verlebt. 3 Wer sich erhebt, der muss herunter. – Petri, II, 758. Erheirathen. Was man sich erheirathet, braucht man nicht zu verdienen. Erheucheln. Wer erheuchelt sein Recht, ist zwiefach schlecht. Erhöhen. 1 Es erhöhet nichts des Mannes Schild, denn Fahnlehn. – Eisenhart, 42; Pistor., II, 55. Unter Schild wird hier der Stand oder Adel verstanden, unter Fahnlehn aber ein solches weltliches Lehen, das mit landesherrlicher Hoheit verbunden ist u. s. w. Der Name Fahnlehn kommt daher, weil die Belehnung früher mit einer Fahne erfolgte. Die Bedeutung des Sprichworts ist die: wer vom niedern Adel zu dem Besitz einer Grafschaft oder eines Fürstenthums gelangt, erhält auch die damit verbundene Würde. Dies hat indess jetzt für uns keine Gültigkeit mehr, wo jemand in den Besitz einer Grafschaft kommen kann, ohne dadurch die gräfliche Würde zu erlangen, deren Ertheilung lediglich vom Landesherrn abhängt. 2 Wer sich selbst erhöhet, der wird erniedrigt werden. – Matth. 23, 12; Zehner, 486. Lat.: Qui se exaltat humiliabitur, et qui se humiliat exaltabitur. (Schulze, 228.) Erholung. Erholung thut Leib und Seele wohl. – Binder II, 2454. Lat.: Otia corpus alunt, animus quoque pascitur illis. (Ovid.) (Philippi, II, 78; Seybold, 423.) Erhören. Biss, das du erhörest. – Eyering, I, 221. Sei so, wie du hörst, dass du sein sollst. Lat.: Esto quod audis. (Eyering, I, 221.) Erhungern. *1 A wird noch wol erhüngern1. (Schles.) – Gomolcke, 264. 1) Schreibung Gomolcke's, obgleich, soweit ich Schlesien kenne, „erhingern“ gesprochen wird. *2 Er will erhungern und hat Brot im Maul. Frz.: Crier famine sur un tas de bled. (Leroux, I, 39.) *3 Sie erhungern mit dem Brote unter dem Arme. (Nimptsch in Schlesien.) Von denen, die im Vollbesitz aller Mittel über Noth klagen. Erinnern. *1 Du erinnerst mich an Augsburg, du hast einen weiten Einlass. Von einem tüchtigen Zecher. *2 Einen an etwas erinnern, das er nicht vergessen hat. Erinnerung. Eine gute Erinnerung schadet nichts. – Büttner, 163; Pistor., III, 90; Simrock, 2116. Erjagen. 1 Die einen erjagen in den Sümpfen das Elenn und die andern verzehren die Braten im Trocknen. (Samogitien.) 2 Was man heut' nicht erjagen kann, läuft oft morgen selbst in die Hände. – Scheidemünze, II, 211. Man bemüht sich oft vergebens um eine Sache, die man zu einer andern Zeit äusserst leicht erlangt. 3 Was man nicht kan erjagen, muss man erschleichen. – Lehmann, II, 865, 81. 4 Wz man selber erjagt vnnd schreckt, dasselb am allerbesten schmeckt. – Lehmann, 403, 28. Erkargen. Was man erkargt am Mund, dass kompt vor die Hund. – Lehmann, 722, 10. Erkaufen. 1 Theuer erkauft schmeckt am besten. 2 Wolfeiler ist erkauffen, dann erbitten. (S. Bitten.) – Gruter, I, 86; Schottel, 1123a. Lat.: Emere malo, quam rogare. (Gaal, 368.) Erkennen. 1 Erken dich selbs (wer du seyst). – Franck, I, 31b; Lehmann, II, 126, 99; Eyering, II, 388; III, 305a. Lat.: Nosce te ipsum. (Apostol., VI; Binder I, 1213; II, 2259; Faselius, 176; Philippi, II, 47; Schonheim, N, 31; Seybold, 383; Wiegand, 261.) 2 Erkenne dich selbst, so erkennestu alle Ding! – Lehmann, II, 152, 93. 3 Gut erkennt, wenn beide wend. – Kirchhofer, 198. Kirchhofer hat dies Sprichwort der Schweiz unter denen, die vom Brautstande und der Wahl handeln. 4 Man erkennt sie an den Früchten, sagte der Papst von den Jesuiten. – Klosterspiegel, 59, 5. 5 Sich selbst erkennen ist die beste Wissenschaft. Mhd.: Swer sich selbe erkennen kan ze rehte, derst ein wîser man. (Zingerle, 28.) 6 Sich selbst erkennen ist Weisheit, sein selbst vergessen – Thorheit. Erkenntliche (der). Einem Erkenntlichen gib mehr als er bittet. Erkenntlichkeit. Erkenntlichkeit ist grosser Lohn. Erkenntniss. 1 Erkenntniss des Fehlers ist halbe Besserung. – Ramann, II, Pred., II, 295. 2 Wenn das Erkenntniss wider den Geleiteten ergeht, hört das Geleit auf. – Graf, 442, 349. Das zugesicherte freie Geleit dauert nur bis zum Endurtheil des Gerichts; es erlischt selbstredend, wenn dies gegen den Betreffenden ausfällt. Erklären. * Er erklärt wie der Teufel die Bibel. (Ostpreuss.) Erklärung. * Die Erklärung ist dunkler als der Text. Von Erklärungen, welche die Sache nur noch dunkler machen. Frz.: C'est la glose d'Orléans, plus obscure que le texte. (Lendroy, 842; Recueil, 25.) Erkundigen. * Er erkundigt sich nach seinesgleichen wie der Sultan von Kau. (Berberei.) Der Beherrscher von Kau in Afrika, der etwa über 2000 Seelen gebot, aber sich dessenungeachtet Sultan nennen liess, erkundigte sich bei einem Kaufmann nach

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [421]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/449>, abgerufen am 22.12.2024.