Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] aus der Benennung des Deutschen (Niemiec, von niemy = stumm) erklärt. Auch kann der Umstand dazu beigetragen haben, dass sich der Deutsche den Gebrauch einer slawischen Sprache sehr schwer aneignet, weshalb ihn der Czeche als einen dummen und schwer begreifenden Menschen bezeichnet und sprichwörtlich sagt: Rede einmal mit ihm, wenn's ein Deutscher ist. Noch bestimmter gibt er durch ein anderes Sprichwort seinem nationalen Selbstgefühl den Deutschen gegenüber Ausdruck: Stumm sind die Deutschen hinter den Bergen, stumm die Fische unter dem Wasser; uns aber beschenkte Gott mit Brot und Sprache. (Wurzbach I, 39; Reinsberg V, 11.) *50 Es denkt kein Deutscher an mich. *51 Es ist ein alter Deutscher. - Sailer, 140. Treu, offen, ehrlich wie unsere Altvordern. Dessenungeachtet sagen die Ruthenen von den deutschen Frauen: Wo eine Deutsche, da ist Falschheit; wo eine Zigeunerin, da ist Diebstahl. (Reinsberg V, 14.) *52 Es ist ein blinder Deutscher. (Lit.) - Reinsberg V, 16. Eine ziemliche Anzahl deutscher Sprichwörter zur Charakterisirung deutschen Wesens finden sich unter andern Begriffen, als: Gott, Mann, Sinn, Krieg u. s. w. Deutscher. *1 Dass dich der Deutscher! *2 Pfui Deutscher! *3 Tausend Deutscher! - Grimm, II, 1051. In diesen ausrufenden Redensarten steht Deutscher für Teufel, der, wenn man ihn nicht selbst anrufen will, in zahlreichen Formen und Verhüllungen, wie Dau, Du, Dei, Deier, Deixel, Deiker, Deihenker, Geier, Tütschel, Butz (s. d.) u. v. a. auftritt. (Vgl. Schmid, Schwäbisches Wörterbuch, 79; Frommann, I, 298, 5; II, 501; IV, 462.) Zusammenstellungen von dergleichen sprichwörtlichen Redensarten in Glimpfformen und Verkleidungen sollen folgen. Deutschland. 1 Deutschland ist das Land der Gnaden. 2 Deutschland ist ein schöner (waidlicher) hengst, der futter gnug hat, und fehlt jm nur an einem guten Reuter. - Henisch, 684. 3 Deutschland läuft in Amerika ohne Herz herum. (Deutsch-amerik.) Wird von den dort eingewanderten Deutschen gesagt, denen Leute, welche das dortige Leben nur aus (schlechten) Büchern kennen, Herzlosigkeit zuschreiben. Wer indess selbst einen unbefangenen Blick hineingethan hat, wird wissen, dass die Deutschen auch dort ihr Herz behalten haben. *4 Er denkt über das Wohl Deutschlands nach. In Schlesien unter den Soldaten üblich und wird scherz- und spottweise angewandt, wenn jemand gedankenlos dasitzt. *5 Es wäre Deutschland ohne Schad', hätt' es auch ein Narrenbad. Es könnte zu den besuchtesten gehören. *6 In Deutschland geht es zu wie in grossen Teichen, wo die Hechte die kleinen Fische verschlingen. Diamant. 1 Der Demant ist ein theurer Stein, aber Funken gibt er nicht. - Sprichwörtergarten, 82. Dän.: Demanten er blandt aedelstene som guldet blandt metallerne. (Prov. dan., 108.) 2 Die Diamanten haben ihren Preis, aber der gute Rath hat keinen. 3 Ein Demant lässt sich nicht an jedem Kiesel schleifen. Der Diamant wird nur durch den Diamant geschliffen. Engl.: Diamond cut diamond. (Bohn I, 436.) Frz.: Fin contre fin. (Bohn I, 18.) 4 Ein kleiner Demant ist theurer als ein grosser Mühlstein. Dän.: En demant er bedre end en möllesteen. (Prov. dan., 134.) 5 Ein ungeschliffener Diamant hat keinen Glanz. Holl.: Een diamant glinstert niet zonder slijpen. (Harrebomee I, 129.) 6 Gute Diamanten haben keine Farbe. Dän.: Demanten er smuk, dog den haver ingen farve. (Prov. dan., 108.) 7 Wenn du Diamanten suchst, so wirf den Kiesel nicht weg, den du dabei findest. 8 Wer den Demant trägt, den blendet er nicht. Ihm ähnlich sind die Tugenden des Weibes, "alle werden dadurch geblendet, nur sie nicht". 9 Wer wird einen Diamanten finden und nicht aufheben! Man muss die Gelegenheit ergreifen, wenn sie sich bietet. [Spaltenumbruch] *10 Ein falscher Diamant. Eine schöne Frau ohne Geist, Verstand oder sittlichen Werth. Frz.: C'est un happelourde. (Kritzinger, 369.) *11 Es ist ein Demant unterm Hammer. Ein Mensch, der von allen Seiten verfolgt wird, aber jede Anfechtung unerschüttert überdauert. Frz.: C'est un diamant sous le marteau. (Kritzinger, 443.) *12 Es ist ein roher, ungeschliffener Diamant. Frz.: Un diamant brut. (Kritzinger, 97.) Diät. 1 Die Diäta ist die beste Apoteck. - Mathesy, II, 276a. Dän.: Afhold er en laegedom for sundhed og et langt levnet. (Prov. dan., 16.) 2 Die eine gute Diät han, stösst die Pest am ersten an. 3 Was Diät, die einen tödt't! - Fischart, Gesch. Dän.: For megen afhold er undertiden skadelig. (Prov. dan., 16.) Dicentes. Viel Dicentes vnd Plauderey machen. - Mathesy, I, 133a. Dicht. *1 Er ist so dicht wie eine Grundmauer. Der Provenzale von einem stockdummen Menschen, in den kein Lichtstrahl zu dringen vermag. *2 Hei is nit dichte. (Westf.) Nicht ehrlich. Dichten. 1 Dichten bringt mehr Ehre als Nähre. 2 Dichten und Malen sind freie Künste. - Simrock, 1561. 3 Kann einer nicht dichten, so will er doch richten. 4 Können wir nit all dichten, so können (wollen) wir doch (alle) richten. - Frank, II, 108a; Tappius, 146a; Sutor, 201; Körte, 3485 u. 4367; Eiselein, 115; Simrock, 1560. Lat.: Carpere cujusvis, non est imitarier omnis. - Carpet citius aliquis quam imitabitur. (Binder I, 172; II, 448; Erasm., 690; Philippi, I, 74.) - Obtrectatio frequens. (Philippi, II, 59; Sutor, 210.) - Scribimus indocti, doctique poemata passim. (Philippi, II, 171.) *5 Er dichtet wie ein Karpfen im Vogelhäusel. - Mayer, I, 141; II, 122; Idiot. Austr. Befindet sich in einer nachdenklichen Stellung. Dichter. 1 Der Dichter findet wol die Palmen, aber nicht die Datteln. (Abyssinien.) - Altmann II. 2 Der Dichter reimt zwar Arbusen und Kukuruzen (Mais), er hält aber beide für Waldgewächse. (Kleinrussland.) - Altmann V. 3 Dichter und Maler sind frei. Dichter und Maler sind ein freies Geschlecht oder, wie Horaz sagt: "Beide haben stets das gleiche Recht alles zu wagen und zu versuchen, beider Künste sind auch sehr verwandt. Die Malerei ist eine schweigende Dichtkunst und die Dichtkunst eine redende Malerei." Man gebraucht das Sprichwort von Hartnäckigen und Starrköpfigen, denen man ihren Willen lassen muss, oder von Weibern, den alles erlaubt, oder von Fürsten, denen alles zum Lobe gereicht. Frz.: Poetes, peintres et pelerins a faire et dire sont devins. (Leroux, II, 107.) Lat.: Fingunt multa poetae, pictores, peregri. (Bovill, II, 123.) 4 Dichter und Mispeln gedeihen am besten, wenn sie einige Zeit auf Stroh liegen. 5 Die Dichter bringen ihre Gemächte durch die Finger zur Welt. 6 Ein Dichter wird geboren. Engl.: Poets are born, but orators are made. (Bohn II, 474.) Frz.: Le poete naist, l'orateur se faist. (Leroux, II, 107.) Holl.: Een dichter wordt geboren, niet gemaakt. (Harrebomee, I, 129.) 7 Hei is 'n Dichter, segt d' Bauere, hei makt aut'n Furz 'n Dönderslag. (Lüneburg.) - Hoefer, 109. 8 Wenn der Dichter auch bis zu Edens Thor kommt, er weiss doch nicht hindurchzugehen. (Arab.) 9 Wenn der Dichter von Wien bis zur Sulina gefahren ist, fragt er nach der Donau. (Bulgar.) 10 Wenn der Dichter zum Kloster kommt, hält er den Glöckner für den Archimandriten. (Moskau.) - Altmann V. Bei verschiedenen slawischen Völkern werden die Dichter und in ihnen vielleicht alle idealen Berufsarten wegen ihres Mangels an praktischem Sinn, Blick und Geschick im Sprichwort verspottet.
[Spaltenumbruch] aus der Benennung des Deutschen (Niemiec, von niemy = stumm) erklärt. Auch kann der Umstand dazu beigetragen haben, dass sich der Deutsche den Gebrauch einer slawischen Sprache sehr schwer aneignet, weshalb ihn der Czeche als einen dummen und schwer begreifenden Menschen bezeichnet und sprichwörtlich sagt: Rede einmal mit ihm, wenn's ein Deutscher ist. Noch bestimmter gibt er durch ein anderes Sprichwort seinem nationalen Selbstgefühl den Deutschen gegenüber Ausdruck: Stumm sind die Deutschen hinter den Bergen, stumm die Fische unter dem Wasser; uns aber beschenkte Gott mit Brot und Sprache. (Wurzbach I, 39; Reinsberg V, 11.) *50 Es denkt kein Deutscher an mich. *51 Es ist ein alter Deutscher. – Sailer, 140. Treu, offen, ehrlich wie unsere Altvordern. Dessenungeachtet sagen die Ruthenen von den deutschen Frauen: Wo eine Deutsche, da ist Falschheit; wo eine Zigeunerin, da ist Diebstahl. (Reinsberg V, 14.) *52 Es ist ein blinder Deutscher. (Lit.) – Reinsberg V, 16. Eine ziemliche Anzahl deutscher Sprichwörter zur Charakterisirung deutschen Wesens finden sich unter andern Begriffen, als: Gott, Mann, Sinn, Krieg u. s. w. Deutscher. *1 Dass dich der Deutscher! *2 Pfui Deutscher! *3 Tausend Deutscher! – Grimm, II, 1051. In diesen ausrufenden Redensarten steht Deutscher für Teufel, der, wenn man ihn nicht selbst anrufen will, in zahlreichen Formen und Verhüllungen, wie Dau, Du, Dei, Deier, Deixel, Deiker, Deihenker, Geier, Tütschel, Butz (s. d.) u. v. a. auftritt. (Vgl. Schmid, Schwäbisches Wörterbuch, 79; Frommann, I, 298, 5; II, 501; IV, 462.) Zusammenstellungen von dergleichen sprichwörtlichen Redensarten in Glimpfformen und Verkleidungen sollen folgen. Deutschland. 1 Deutschland ist das Land der Gnaden. 2 Deutschland ist ein schöner (waidlicher) hengst, der futter gnug hat, und fehlt jm nur an einem guten Reuter. – Henisch, 684. 3 Deutschland läuft in Amerika ohne Herz herum. (Deutsch-amerik.) 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aus der Benennung des Deutschen (Niemiec, von niemy = stumm) erklärt. Auch kann der Umstand dazu beigetragen haben, dass sich der Deutsche den Gebrauch einer slawischen Sprache sehr schwer aneignet, weshalb ihn der Czeche als einen dummen und schwer begreifenden Menschen bezeichnet und sprichwörtlich sagt: Rede einmal mit ihm, wenn's ein Deutscher ist. Noch bestimmter gibt er durch ein anderes Sprichwort seinem nationalen Selbstgefühl den Deutschen gegenüber Ausdruck: Stumm sind die Deutschen hinter den Bergen, stumm die Fische unter dem Wasser; uns aber beschenkte Gott mit Brot und Sprache. (Wurzbach I, 39; Reinsberg V, 11.)
*50 Es denkt kein Deutscher an mich.
*51 Es ist ein alter Deutscher. – Sailer, 140.
Treu, offen, ehrlich wie unsere Altvordern. Dessenungeachtet sagen die Ruthenen von den deutschen Frauen: Wo eine Deutsche, da ist Falschheit; wo eine Zigeunerin, da ist Diebstahl. (Reinsberg V, 14.)
*52 Es ist ein blinder Deutscher. (Lit.) – Reinsberg V, 16.
Eine ziemliche Anzahl deutscher Sprichwörter zur Charakterisirung deutschen Wesens finden sich unter andern Begriffen, als: Gott, Mann, Sinn, Krieg u. s. w.
Deutscher.
*1 Dass dich der Deutscher!
*2 Pfui Deutscher!
*3 Tausend Deutscher! – Grimm, II, 1051.
In diesen ausrufenden Redensarten steht Deutscher für Teufel, der, wenn man ihn nicht selbst anrufen will, in zahlreichen Formen und Verhüllungen, wie Dau, Du, Dei, Deier, Deixel, Deiker, Deihenker, Geier, Tütschel, Butz (s. d.) u. v. a. auftritt. (Vgl. Schmid, Schwäbisches Wörterbuch, 79; Frommann, I, 298, 5; II, 501; IV, 462.) Zusammenstellungen von dergleichen sprichwörtlichen Redensarten in Glimpfformen und Verkleidungen sollen folgen.
Deutschland.
1 Deutschland ist das Land der Gnaden.
2 Deutschland ist ein schöner (waidlicher) hengst, der futter gnug hat, und fehlt jm nur an einem guten Reuter. – Henisch, 684.
3 Deutschland läuft in Amerika ohne Herz herum. (Deutsch-amerik.)
Wird von den dort eingewanderten Deutschen gesagt, denen Leute, welche das dortige Leben nur aus (schlechten) Büchern kennen, Herzlosigkeit zuschreiben. Wer indess selbst einen unbefangenen Blick hineingethan hat, wird wissen, dass die Deutschen auch dort ihr Herz behalten haben.
*4 Er denkt über das Wohl Deutschlands nach.
In Schlesien unter den Soldaten üblich und wird scherz- und spottweise angewandt, wenn jemand gedankenlos dasitzt.
*5 Es wäre Deutschland ohne Schad', hätt' es auch ein Narrenbad.
Es könnte zu den besuchtesten gehören.
*6 In Deutschland geht es zu wie in grossen Teichen, wo die Hechte die kleinen Fische verschlingen.
Diamant.
1 Der Demant ist ein theurer Stein, aber Funken gibt er nicht. – Sprichwörtergarten, 82.
Dän.: Demanten er blandt ædelstene som guldet blandt metallerne. (Prov. dan., 108.)
2 Die Diamanten haben ihren Preis, aber der gute Rath hat keinen.
3 Ein Demant lässt sich nicht an jedem Kiesel schleifen.
Der Diamant wird nur durch den Diamant geschliffen.
Engl.: Diamond cut diamond. (Bohn I, 436.)
Frz.: Fin contre fin. (Bohn I, 18.)
4 Ein kleiner Demant ist theurer als ein grosser Mühlstein.
Dän.: En demant er bedre end en møllesteen. (Prov. dan., 134.)
5 Ein ungeschliffener Diamant hat keinen Glanz.
Holl.: Een diamant glinstert niet zonder slijpen. (Harrebomée I, 129.)
6 Gute Diamanten haben keine Farbe.
Dän.: Demanten er smuk, dog den haver ingen farve. (Prov. dan., 108.)
7 Wenn du Diamanten suchst, so wirf den Kiesel nicht weg, den du dabei findest.
8 Wer den Demant trägt, den blendet er nicht.
Ihm ähnlich sind die Tugenden des Weibes, „alle werden dadurch geblendet, nur sie nicht“.
9 Wer wird einen Diamanten finden und nicht aufheben!
Man muss die Gelegenheit ergreifen, wenn sie sich bietet.
*10 Ein falscher Diamant.
Eine schöne Frau ohne Geist, Verstand oder sittlichen Werth.
Frz.: C'est un happelourde. (Kritzinger, 369.)
*11 Es ist ein Demant unterm Hammer.
Ein Mensch, der von allen Seiten verfolgt wird, aber jede Anfechtung unerschüttert überdauert.
Frz.: C'est un diamant sous le marteau. (Kritzinger, 443.)
*12 Es ist ein roher, ungeschliffener Diamant.
Frz.: Un diamant brut. (Kritzinger, 97.)
Diät.
1 Die Diäta ist die beste Apoteck. – Mathesy, II, 276a.
Dän.: Afhold er en lægedom for sundhed og et langt levnet. (Prov. dan., 16.)
2 Die eine gute Diät han, stösst die Pest am ersten an.
3 Was Diät, die einen tödt't! – Fischart, Gesch.
Dän.: For megen afhold er undertiden skadelig. (Prov. dan., 16.)
Dicentes.
Viel Dicentes vnd Plauderey machen. – Mathesy, I, 133a.
Dicht.
*1 Er ist so dicht wie eine Grundmauer.
Der Provenzale von einem stockdummen Menschen, in den kein Lichtstrahl zu dringen vermag.
*2 Hei is nit dichte. (Westf.)
Nicht ehrlich.
Dichten.
1 Dichten bringt mehr Ehre als Nähre.
2 Dichten und Malen sind freie Künste. – Simrock, 1561.
3 Kann einer nicht dichten, so will er doch richten.
4 Können wir nit all dichten, so können (wollen) wir doch (alle) richten. – Frank, II, 108a; Tappius, 146a; Sutor, 201; Körte, 3485 u. 4367; Eiselein, 115; Simrock, 1560.
Lat.: Carpere cujusvis, non est imitarier omnis. – Carpet citius aliquis quam imitabitur. (Binder I, 172; II, 448; Erasm., 690; Philippi, I, 74.) – Obtrectatio frequens. (Philippi, II, 59; Sutor, 210.) – Scribimus indocti, doctique poëmata passim. (Philippi, II, 171.)
*5 Er dichtet wie ein Karpfen im Vogelhäusel. – Mayer, I, 141; II, 122; Idiot. Austr.
Befindet sich in einer nachdenklichen Stellung.
Dichter.
1 Der Dichter findet wol die Palmen, aber nicht die Datteln. (Abyssinien.) – Altmann II.
2 Der Dichter reimt zwar Arbusen und Kukuruzen (Mais), er hält aber beide für Waldgewächse. (Kleinrussland.) – Altmann V.
3 Dichter und Maler sind frei.
Dichter und Maler sind ein freies Geschlecht oder, wie Horaz sagt: „Beide haben stets das gleiche Recht alles zu wagen und zu versuchen, beider Künste sind auch sehr verwandt. Die Malerei ist eine schweigende Dichtkunst und die Dichtkunst eine redende Malerei.“ Man gebraucht das Sprichwort von Hartnäckigen und Starrköpfigen, denen man ihren Willen lassen muss, oder von Weibern, den alles erlaubt, oder von Fürsten, denen alles zum Lobe gereicht.
Frz.: Poëtes, peintres et pèlerins a faire et dire sont devins. (Leroux, II, 107.)
Lat.: Fingunt multa poetae, pictores, peregri. (Bovill, II, 123.)
4 Dichter und Mispeln gedeihen am besten, wenn sie einige Zeit auf Stroh liegen.
5 Die Dichter bringen ihre Gemächte durch die Finger zur Welt.
6 Ein Dichter wird geboren.
Engl.: Poets are born, but orators are made. (Bohn II, 474.)
Frz.: Le poëte naist, l'orateur se faist. (Leroux, II, 107.)
Holl.: Een dichter wordt geboren, niet gemaakt. (Harrebomée, I, 129.)
7 Hei is 'n Dichter, segt d' Bûere, hei mâkt ût'n Furz 'n Dönderslag. (Lüneburg.) – Hoefer, 109.
8 Wenn der Dichter auch bis zu Edens Thor kommt, er weiss doch nicht hindurchzugehen. (Arab.)
9 Wenn der Dichter von Wien bis zur Sulina gefahren ist, fragt er nach der Donau. (Bulgar.)
10 Wenn der Dichter zum Kloster kommt, hält er den Glöckner für den Archimandriten. (Moskau.) – Altmann V.
Bei verschiedenen slawischen Völkern werden die Dichter und in ihnen vielleicht alle idealen Berufsarten wegen ihres Mangels an praktischem Sinn, Blick und Geschick im Sprichwort verspottet.
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