einzig mögliche Befriedigung ihres Verlangens ihre Selbstvernichtung, ihr Aufgehen in das Leben, in das lebendige Kunstwerk der Zukunft von ihr bekannt.
Erwägen wir, wie diesem warmen, schönen Ver¬ langen der Literaturpoesie einst entsprochen werden müsse, und überlassen wir während dessen unsere moderne drama¬ tische Dichtkunst den glorreichen Triumphen ihrer stupiden Eitelkeit!
6. Bisherige Versuche zur Wiedervereinigung der drei menschlichen Kunstarten.
Bei übersichtlicher Wahrnehmung des Gebahrens jeder der drei rein menschlichen Kunstarten nach ihrem Los¬ reißen aus dem ursprünglichen Vereine, mußten wir deut¬ lich erkennen, daß genau da, wo die eine Kunstart die andere berührte, wo die Fähigkeit der andern für die der einen eintrat, sie auch ihre natürliche Gränze fand: über diese Gränze vermochte sie sich von dieser Kunstart wieder bis zu der dritten, und durch diese dritte wieder bis zu sich selbst, bis zu ihrer besondersten Eigenthümlichkeit zurück, auszudehnen, -- jedoch nur nach den natürlichen Gesetzen der Liebe, der Hingebung an das Gemeinsame durch die Liebe. Wie der Mann durch die Liebe in die Natur des
einzig mögliche Befriedigung ihres Verlangens ihre Selbſtvernichtung, ihr Aufgehen in das Leben, in das lebendige Kunſtwerk der Zukunft von ihr bekannt.
Erwägen wir, wie dieſem warmen, ſchönen Ver¬ langen der Literaturpoeſie einſt entſprochen werden müſſe, und überlaſſen wir während deſſen unſere moderne drama¬ tiſche Dichtkunſt den glorreichen Triumphen ihrer ſtupiden Eitelkeit!
6. Bisherige Verſuche zur Wiedervereinigung der drei menſchlichen Kunſtarten.
Bei überſichtlicher Wahrnehmung des Gebahrens jeder der drei rein menſchlichen Kunſtarten nach ihrem Los¬ reißen aus dem urſprünglichen Vereine, mußten wir deut¬ lich erkennen, daß genau da, wo die eine Kunſtart die andere berührte, wo die Fähigkeit der andern für die der einen eintrat, ſie auch ihre natürliche Gränze fand: über dieſe Gränze vermochte ſie ſich von dieſer Kunſtart wieder bis zu der dritten, und durch dieſe dritte wieder bis zu ſich ſelbſt, bis zu ihrer beſonderſten Eigenthümlichkeit zurück, auszudehnen, — jedoch nur nach den natürlichen Geſetzen der Liebe, der Hingebung an das Gemeinſame durch die Liebe. Wie der Mann durch die Liebe in die Natur des
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einzig mögliche Befriedigung ihres Verlangens ihre
Selbſtvernichtung, ihr Aufgehen in das Leben,
in das lebendige Kunſtwerk der Zukunft von ihr
bekannt.
Erwägen wir, wie dieſem warmen, ſchönen Ver¬
langen der Literaturpoeſie einſt entſprochen werden müſſe,
und überlaſſen wir während deſſen unſere moderne drama¬
tiſche Dichtkunſt den glorreichen Triumphen ihrer ſtupiden
Eitelkeit!
6.
Bisherige Verſuche zur Wiedervereinigung der drei menſchlichen
Kunſtarten.
Bei überſichtlicher Wahrnehmung des Gebahrens
jeder der drei rein menſchlichen Kunſtarten nach ihrem Los¬
reißen aus dem urſprünglichen Vereine, mußten wir deut¬
lich erkennen, daß genau da, wo die eine Kunſtart die
andere berührte, wo die Fähigkeit der andern für die der
einen eintrat, ſie auch ihre natürliche Gränze fand: über
dieſe Gränze vermochte ſie ſich von dieſer Kunſtart wieder
bis zu der dritten, und durch dieſe dritte wieder bis zu ſich
ſelbſt, bis zu ihrer beſonderſten Eigenthümlichkeit zurück,
auszudehnen, — jedoch nur nach den natürlichen Geſetzen
der Liebe, der Hingebung an das Gemeinſame durch die
Liebe. Wie der Mann durch die Liebe in die Natur des
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Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_zukunft_1850/145>, abgerufen am 22.02.2025.
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