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Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

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Fünfter Akt.


(Das Zimmer vom zweyten Akt; Morgendämmerung.
Evchen steht vor dem Spiegel und setzt ein bonnet
rond
auf. Lissel, ihre Magd, kommt herein.)
Lissel. Ey, Herr Jemer! wo will sie denn schon
so früh hin, Jungfer? in dem Nebel, er stinkt nach
lauter Schwefel.
Evchen. Das thut nichts, um Michaelstag
herum kanns nicht wohl anders seyn. -- Jch will
nur geschwind wohin springen. -- Lissel! o lauf
doch und hohl mir deinen baumwollnen Mantel --
geschwind -- lauf!
Lissel. Was will sie denn mit dem?
Evchen. Was, was? anziehn! du kriegst ihn
gleich wieder -- sieh da hast du derweilen meinen
tafftenen -- heb dir ihn auf, bis ich wieder komm.
-- So geh doch, ich muß fort, eh unsre Leute
aufstehn.
Lissel. Wohin denn? -- hat sie etwa was be-
stelltes? --
Evchen. Freilich! -- halt mich nur nicht auf,
geh! (Lissel ab.) Wohin? -- das weiß ich selbst
nicht -- so weit mich die Füße tragen. -- --
Grönigseck! Gröningseck! es soll dir schwer wer-
den wider den Stachel zu lecken! -- Den Brief
mir zu schreiben! ich hab ihn doch bey mir?
(sucht


Fuͤnfter Akt.


(Das Zimmer vom zweyten Akt; Morgendaͤmmerung.
Evchen ſteht vor dem Spiegel und ſetzt ein bonnet
rond
auf. Liſſel, ihre Magd, kommt herein.)
Liſſel. Ey, Herr Jemer! wo will ſie denn ſchon
ſo fruͤh hin, Jungfer? in dem Nebel, er ſtinkt nach
lauter Schwefel.
Evchen. Das thut nichts, um Michaelstag
herum kanns nicht wohl anders ſeyn. — Jch will
nur geſchwind wohin ſpringen. — Liſſel! o lauf
doch und hohl mir deinen baumwollnen Mantel —
geſchwind — lauf!
Liſſel. Was will ſie denn mit dem?
Evchen. Was, was? anziehn! du kriegſt ihn
gleich wieder — ſieh da haſt du derweilen meinen
tafftenen — heb dir ihn auf, bis ich wieder komm.
— So geh doch, ich muß fort, eh unſre Leute
aufſtehn.
Liſſel. Wohin denn? — hat ſie etwa was be-
ſtelltes? —
Evchen. Freilich! — halt mich nur nicht auf,
geh! (Liſſel ab.) Wohin? — das weiß ich ſelbſt
nicht — ſo weit mich die Fuͤße tragen. — —
Groͤnigseck! Groͤningseck! es ſoll dir ſchwer wer-
den wider den Stachel zu lecken! — Den Brief
mir zu ſchreiben! ich hab ihn doch bey mir?
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[77/0079] Fuͤnfter Akt. (Das Zimmer vom zweyten Akt; Morgendaͤmmerung. Evchen ſteht vor dem Spiegel und ſetzt ein bonnet rond auf. Liſſel, ihre Magd, kommt herein.) Liſſel. Ey, Herr Jemer! wo will ſie denn ſchon ſo fruͤh hin, Jungfer? in dem Nebel, er ſtinkt nach lauter Schwefel. Evchen. Das thut nichts, um Michaelstag herum kanns nicht wohl anders ſeyn. — Jch will nur geſchwind wohin ſpringen. — Liſſel! o lauf doch und hohl mir deinen baumwollnen Mantel — geſchwind — lauf! Liſſel. Was will ſie denn mit dem? Evchen. Was, was? anziehn! du kriegſt ihn gleich wieder — ſieh da haſt du derweilen meinen tafftenen — heb dir ihn auf, bis ich wieder komm. — So geh doch, ich muß fort, eh unſre Leute aufſtehn. Liſſel. Wohin denn? — hat ſie etwa was be- ſtelltes? — Evchen. Freilich! — halt mich nur nicht auf, geh! (Liſſel ab.) Wohin? — das weiß ich ſelbſt nicht — ſo weit mich die Fuͤße tragen. — — Groͤnigseck! Groͤningseck! es ſoll dir ſchwer wer- den wider den Stachel zu lecken! — Den Brief mir zu ſchreiben! ich hab ihn doch bey mir? (ſucht

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Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/79>, abgerufen am 21.11.2024.