Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.Ach! und welche fremde, große Dinge, Die das unschuldvolle Kind nicht ahndet, Leuchten aus den klugen blauen Augen, Und aus all' den kleinen Gaukeleyen! Ach! ich weiß nicht was ich sagen soll! Dünkt michs doch, ich sey nicht mehr auf dieser Erde, Wenn ich in mir recht lebendig denke: Ich, ich bin die Mutter dieses Kindes. Das Jesuskind. Hübsch und bunt ist die Welt um mich her!
Doch ist's mir nicht wie den andern Kindern, Doch kann ich nicht recht spielen, Nichts fest angreifen mit der Hand, Nicht lautjauchzend frohlocken. Was sich lebendig Vor meinen Augen regt und bewegt, Kommt mir vor, wie vorbeygehend Schattenbild Und artiges Blendwerk. Aber innerlich bin ich froh, Und denke mir innerlich schönere Sachen, Die ich nicht sagen kann. Ach! und welche fremde, große Dinge, Die das unſchuldvolle Kind nicht ahndet, Leuchten aus den klugen blauen Augen, Und aus all' den kleinen Gaukeleyen! Ach! ich weiß nicht was ich ſagen ſoll! Dünkt michs doch, ich ſey nicht mehr auf dieſer Erde, Wenn ich in mir recht lebendig denke: Ich, ich bin die Mutter dieſes Kindes. Das Jeſuskind. Hübſch und bunt iſt die Welt um mich her!
Doch iſt's mir nicht wie den andern Kindern, Doch kann ich nicht recht ſpielen, Nichts feſt angreifen mit der Hand, Nicht lautjauchzend frohlocken. Was ſich lebendig Vor meinen Augen regt und bewegt, Kommt mir vor, wie vorbeygehend Schattenbild Und artiges Blendwerk. Aber innerlich bin ich froh, Und denke mir innerlich ſchönere Sachen, Die ich nicht ſagen kann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0100" n="92"/> <lg n="2"> <l>Ach! und welche fremde, große Dinge,</l><lb/> <l>Die das unſchuldvolle Kind nicht <choice><sic>ahndrt</sic><corr>ahndet</corr></choice>,</l><lb/> <l>Leuchten aus den klugen blauen Augen,</l><lb/> <l>Und aus all' den kleinen Gaukeleyen!</l><lb/> <l>Ach! ich weiß nicht was ich ſagen ſoll!</l><lb/> <l>Dünkt michs doch, ich ſey nicht mehr auf dieſer Erde,</l><lb/> <l>Wenn ich in mir recht lebendig denke:</l><lb/> <l>Ich, ich bin die Mutter dieſes Kindes.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Das Jeſuskind</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Hübſch und bunt iſt die Welt um mich her!</l><lb/> <l>Doch iſt's mir nicht wie den andern Kindern,</l><lb/> <l>Doch kann ich nicht recht ſpielen,</l><lb/> <l>Nichts feſt angreifen mit der Hand,</l><lb/> <l>Nicht lautjauchzend frohlocken.</l><lb/> <l>Was ſich lebendig</l><lb/> <l>Vor meinen Augen regt und bewegt,</l><lb/> <l>Kommt mir vor, wie vorbeygehend Schattenbild</l><lb/> <l>Und artiges Blendwerk.</l><lb/> <l>Aber innerlich bin ich froh,</l><lb/> <l>Und denke mir innerlich ſchönere Sachen,</l><lb/> <l>Die ich nicht ſagen kann.</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0100]
Ach! und welche fremde, große Dinge,
Die das unſchuldvolle Kind nicht ahndet,
Leuchten aus den klugen blauen Augen,
Und aus all' den kleinen Gaukeleyen!
Ach! ich weiß nicht was ich ſagen ſoll!
Dünkt michs doch, ich ſey nicht mehr auf dieſer Erde,
Wenn ich in mir recht lebendig denke:
Ich, ich bin die Mutter dieſes Kindes.
Das Jeſuskind.
Hübſch und bunt iſt die Welt um mich her!
Doch iſt's mir nicht wie den andern Kindern,
Doch kann ich nicht recht ſpielen,
Nichts feſt angreifen mit der Hand,
Nicht lautjauchzend frohlocken.
Was ſich lebendig
Vor meinen Augen regt und bewegt,
Kommt mir vor, wie vorbeygehend Schattenbild
Und artiges Blendwerk.
Aber innerlich bin ich froh,
Und denke mir innerlich ſchönere Sachen,
Die ich nicht ſagen kann.
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