Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Büchlein.

Guidos Einsamkeit.

So war er denn verlassen, am Eispol verlassen,
in tiefer, grimmiger Nacht; um ihn die Oede
der kalten Wüstenei, nichts ihm winkend, als
Tod. Grausame Gefährten!

Ach! rief er aus, noch hab' ich selten mit
dem Schicksal gekämpft. Mein Leben lächelte
froh, die Kriegsgefahr nahte blos, mich mit
edlem Ruhm zu schmücken, die Liebe erhob
mich über das Leben; doch nun, nun schlagen
die Gewitter desto zorniger über mich zusammen.
Hier retten nicht Muth noch Kraft, hier muß
ich enden! o Ini, Ini!

Doch sollte abermal ein Dolch in das gequälte
Herz sinken. Indem er seine Klagen laut hinaus¬
weinte in die starre Luft, um den Schlitten
irrend die Hände blutig rang, sah er in einiger

X
Fuͤnftes Buͤchlein.

Guidos Einſamkeit.

So war er denn verlaſſen, am Eispol verlaſſen,
in tiefer, grimmiger Nacht; um ihn die Oede
der kalten Wuͤſtenei, nichts ihm winkend, als
Tod. Grauſame Gefaͤhrten!

Ach! rief er aus, noch hab' ich ſelten mit
dem Schickſal gekaͤmpft. Mein Leben laͤchelte
froh, die Kriegsgefahr nahte blos, mich mit
edlem Ruhm zu ſchmuͤcken, die Liebe erhob
mich uͤber das Leben; doch nun, nun ſchlagen
die Gewitter deſto zorniger uͤber mich zuſammen.
Hier retten nicht Muth noch Kraft, hier muß
ich enden! o Ini, Ini!

Doch ſollte abermal ein Dolch in das gequaͤlte
Herz ſinken. Indem er ſeine Klagen laut hinaus¬
weinte in die ſtarre Luft, um den Schlitten
irrend die Haͤnde blutig rang, ſah er in einiger

X
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0333" n="321"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Fu&#x0364;nftes Bu&#x0364;chlein.</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p> <hi rendition="#g">Guidos Ein&#x017F;amkeit.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>o war er denn verla&#x017F;&#x017F;en, am Eispol verla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
in tiefer, grimmiger Nacht; um ihn die Oede<lb/>
der kalten Wu&#x0364;&#x017F;tenei, nichts ihm winkend, als<lb/>
Tod. Grau&#x017F;ame Gefa&#x0364;hrten!</p><lb/>
          <p>Ach! rief er aus, noch hab' ich &#x017F;elten mit<lb/>
dem Schick&#x017F;al geka&#x0364;mpft. Mein Leben la&#x0364;chelte<lb/>
froh, die Kriegsgefahr nahte blos, mich mit<lb/>
edlem Ruhm zu &#x017F;chmu&#x0364;cken, die Liebe erhob<lb/>
mich u&#x0364;ber das Leben; doch nun, nun &#x017F;chlagen<lb/>
die Gewitter de&#x017F;to zorniger u&#x0364;ber mich zu&#x017F;ammen.<lb/>
Hier retten nicht Muth noch Kraft, hier muß<lb/>
ich enden! o Ini, Ini!</p><lb/>
          <p>Doch &#x017F;ollte abermal ein Dolch in das gequa&#x0364;lte<lb/>
Herz &#x017F;inken. Indem er &#x017F;eine Klagen laut hinaus¬<lb/>
weinte in die &#x017F;tarre Luft, um den Schlitten<lb/>
irrend die Ha&#x0364;nde blutig rang, &#x017F;ah er in einiger<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0333] Fuͤnftes Buͤchlein. Guidos Einſamkeit. So war er denn verlaſſen, am Eispol verlaſſen, in tiefer, grimmiger Nacht; um ihn die Oede der kalten Wuͤſtenei, nichts ihm winkend, als Tod. Grauſame Gefaͤhrten! Ach! rief er aus, noch hab' ich ſelten mit dem Schickſal gekaͤmpft. Mein Leben laͤchelte froh, die Kriegsgefahr nahte blos, mich mit edlem Ruhm zu ſchmuͤcken, die Liebe erhob mich uͤber das Leben; doch nun, nun ſchlagen die Gewitter deſto zorniger uͤber mich zuſammen. Hier retten nicht Muth noch Kraft, hier muß ich enden! o Ini, Ini! Doch ſollte abermal ein Dolch in das gequaͤlte Herz ſinken. Indem er ſeine Klagen laut hinaus¬ weinte in die ſtarre Luft, um den Schlitten irrend die Haͤnde blutig rang, ſah er in einiger X

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/333
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/333>, abgerufen am 21.12.2024.