Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.alle achtzig Tage einmal den Kopf: bei den höchst reinlichen Menschen eine schwere Pönitenz, durch welche sie sich den Gott geneigt machen wollten. Julafolk, nannten die Lappländer das wüthende Heer und brachten ihm Opfer, es scheint, dass der Glaube an diese gespenstige Lufterscheinung zu ihnen aus Schweden gekommen sei, zu den Schweden aber aus Deutschland dem eigentlichen Sitz dieses alten Aberglaubens. Julin (Nordgerm. M.), eine uralte Götterstadt des dänischen und preussischen Heidenthums, bis auf den Namen verschwunden. Man glaubt indess, in Wollin das alte Julin wieder zu finden, doch sind Mehrere der Meinung, dass es eigentlich nie existirt habe. Julo (Gr. M.), "die Garben-Göttin", Beiname der Ceres. Juluka (M. der Karaiben.), ein mächtiger Geist, lebend von Fischen, Eidechsen, Tauben und Colibris. Er ist riesig gross, schreitet über Länder und Meere und ragt mit seinem Kopfe weit über die Wolken. Seine Stirne ziert ein prächtiger Hauptschmuck, eine breite Binde, aus den Federn des Colibri zusammengesetzt, welche in allen möglichen Farben spielt. Nur diesen Schmuck zeigt er den Menschen Morgens oder Abends - es ist der Regenbogen; der übrige Körper bleibt in den Wolken verborgen. Sein Erscheinen, während man sich auf dem Meere befindet, ist eine glückliche Vorbedeutung, nicht so, wenn man am Lande ist: dann verbergen die Karaiben sich in ihren Hütten, fürchtend, er möchte ihnen Schaden thun; denn, findet er nicht genug Eidechsen und Tauben, um seinen Hunger zu stillen, so macht er die armen Menschen in ihren Hütten krank. Julus, s. Ascanius. Jumala, nennen die Lappen und Finnen Gott überhaupt. Es scheint sich auch dort eine Spur von Dreizahl der Götterkräfte vorzufinden, welche unter besonderen Namen personificirt wurden. Tiermes, Stor-Junkare und Baiwe hiessen diese drei Hauptmächte. Tiermes war ihr Donnergott und dem skandinavischen Thor ganz ähnlich, er führte auch einen Hammer, wie dieser; Stor-Junkare war der Jagdgott, also wahrscheinlich die nährende Erde, wie Baiwe die befruchtende Sonnenwärme. Jungfrau, s. Erigone. Jungfrauen (Gr. M.). Unter diesem Namen wurden in Athen bald die Töchter des Erechtheus, bald die des Hyacinthus, welche beide für das Wohl der Stadt geopfert worden waren, göttlich verehrt, s. Erichthonius und Hyacinthus. 2. Juno, bei den Griechen Here, Fig. 177 - 179. (Gr. u. röm. M.). Tochter der Rhea und des Saturn, welcher sie, wie alle seine anderen Kinder, verschlang, aber auch, sammt den übrigen, auf das von der Metis erhaltene Brechmittel wieder von sich gab. Der Ort ihrer Geburt, so wie ihre erste Pflegerin sind zweifelhaft. Sie war Jupiters Schwester, und ward auch seine Gattin, durch ihn überlistet, indem er sich, als sie auf Samos bei dem Berge Thornax lustwandelte, als Kukuk in ihren Schooss niederliess. Es gibt mehrere Sagen hierüber, welche alle darauf zurückkommen, dass J. mit Jupiter lange vor der Vermählung schon verbunden war. Bei der feierlichen Vereinigung beschenkte die Erde (Gäa) J. mit dem Baume, welcher die goldenen Früchte trug, der darauf den Hesperiden zur Bewachung übergeben wurde. - Im Begriffe der J., welche die Griechen wie die Römer als oberste weibliche Gottheit verehrten, offenbart sich, wie auch im Begriffe des Jupiter, der ganze Unterschied in der Denkweise dieser beiden Völker. Bei den Griechen ist ein erhabener, im höchsten Sinne poetischer Aufschwung zum Idealen mit einer naiven Behauptung der Rechte der Sinnlichkeit so unzertrennlich vereinigt, dass die letztere durch den erstern ebenso sehr veredelt, als jener durch diese gemildert wird. Bei den Römern sind beide Gebiete streng geschieden; alles Oeffentliche, Staat wie Religion, ist ernst und feierlich; die niedrigeren Seiten des Lebens haben kein Anrecht daran, werden nicht dadurch geweiht, nicht durch heitern Scherz verklärt, und konnten daher nicht anders, als im Verlauf der Zeit einer um so rohern Augsartung zur Beute werden. - Hieraus aber erklärt sich, warum die griechische Juno ebenso wohl die Repräsentation des Ideals erhabener Weiblichkeit, der Ehefrau und Mutter, als auch die Trägerin der allgemeinsten weiblichen Schwächen und Leidenschaften, der Eifersucht, Eitelkeit und starrsinniger Streitsucht ist, und dass die von ihr geglaubten Sagen oft niedrig komische Züge enthalten. Alle diese Züge sind nur auf dem Wege der Literatur zu den Römern übergegangen, deren ursprüngliche J. eine einfach erhabene Mutter des römischen Staates und das Ideal einer römischen Hausmutter war. - Nach den griechischen Mythen haderte J. sehr häufig mit ihrem Gemahl Jupiter, und verfolgte mit unerbittlicher Strenge seine Geliebten (s. Latona, Alcmene, Semele, Io, Callisto, etc.). - J.s Kinder waren: Hebe, Ilithyia, Fig. 177. alle achtzig Tage einmal den Kopf: bei den höchst reinlichen Menschen eine schwere Pönitenz, durch welche sie sich den Gott geneigt machen wollten. Julafolk, nannten die Lappländer das wüthende Heer und brachten ihm Opfer, es scheint, dass der Glaube an diese gespenstige Lufterscheinung zu ihnen aus Schweden gekommen sei, zu den Schweden aber aus Deutschland dem eigentlichen Sitz dieses alten Aberglaubens. Julin (Nordgerm. M.), eine uralte Götterstadt des dänischen und preussischen Heidenthums, bis auf den Namen verschwunden. Man glaubt indess, in Wollin das alte Julin wieder zu finden, doch sind Mehrere der Meinung, dass es eigentlich nie existirt habe. Julo (Gr. M.), »die Garben-Göttin«, Beiname der Ceres. Juluka (M. der Karaiben.), ein mächtiger Geist, lebend von Fischen, Eidechsen, Tauben und Colibris. Er ist riesig gross, schreitet über Länder und Meere und ragt mit seinem Kopfe weit über die Wolken. Seine Stirne ziert ein prächtiger Hauptschmuck, eine breite Binde, aus den Federn des Colibri zusammengesetzt, welche in allen möglichen Farben spielt. Nur diesen Schmuck zeigt er den Menschen Morgens oder Abends – es ist der Regenbogen; der übrige Körper bleibt in den Wolken verborgen. Sein Erscheinen, während man sich auf dem Meere befindet, ist eine glückliche Vorbedeutung, nicht so, wenn man am Lande ist: dann verbergen die Karaiben sich in ihren Hütten, fürchtend, er möchte ihnen Schaden thun; denn, findet er nicht genug Eidechsen und Tauben, um seinen Hunger zu stillen, so macht er die armen Menschen in ihren Hütten krank. Julus, s. Ascanius. Jumala, nennen die Lappen und Finnen Gott überhaupt. Es scheint sich auch dort eine Spur von Dreizahl der Götterkräfte vorzufinden, welche unter besonderen Namen personificirt wurden. Tiermes, Stor-Junkare und Baiwe hiessen diese drei Hauptmächte. Tiermes war ihr Donnergott und dem skandinavischen Thor ganz ähnlich, er führte auch einen Hammer, wie dieser; Stor-Junkare war der Jagdgott, also wahrscheinlich die nährende Erde, wie Baiwe die befruchtende Sonnenwärme. Jungfrau, s. Erigone. Jungfrauen (Gr. M.). Unter diesem Namen wurden in Athen bald die Töchter des Erechtheus, bald die des Hyacinthus, welche beide für das Wohl der Stadt geopfert worden waren, göttlich verehrt, s. Erichthonius und Hyacinthus. 2. Juno, bei den Griechen Here, Fig. 177 – 179. (Gr. u. röm. M.). Tochter der Rhea und des Saturn, welcher sie, wie alle seine anderen Kinder, verschlang, aber auch, sammt den übrigen, auf das von der Metis erhaltene Brechmittel wieder von sich gab. Der Ort ihrer Geburt, so wie ihre erste Pflegerin sind zweifelhaft. Sie war Jupiters Schwester, und ward auch seine Gattin, durch ihn überlistet, indem er sich, als sie auf Samos bei dem Berge Thornax lustwandelte, als Kukuk in ihren Schooss niederliess. Es gibt mehrere Sagen hierüber, welche alle darauf zurückkommen, dass J. mit Jupiter lange vor der Vermählung schon verbunden war. Bei der feierlichen Vereinigung beschenkte die Erde (Gäa) J. mit dem Baume, welcher die goldenen Früchte trug, der darauf den Hesperiden zur Bewachung übergeben wurde. – Im Begriffe der J., welche die Griechen wie die Römer als oberste weibliche Gottheit verehrten, offenbart sich, wie auch im Begriffe des Jupiter, der ganze Unterschied in der Denkweise dieser beiden Völker. Bei den Griechen ist ein erhabener, im höchsten Sinne poëtischer Aufschwung zum Idealen mit einer naiven Behauptung der Rechte der Sinnlichkeit so unzertrennlich vereinigt, dass die letztere durch den erstern ebenso sehr veredelt, als jener durch diese gemildert wird. Bei den Römern sind beide Gebiete streng geschieden; alles Oeffentliche, Staat wie Religion, ist ernst und feierlich; die niedrigeren Seiten des Lebens haben kein Anrecht daran, werden nicht dadurch geweiht, nicht durch heitern Scherz verklärt, und konnten daher nicht anders, als im Verlauf der Zeit einer um so rohern Augsartung zur Beute werden. – Hieraus aber erklärt sich, warum die griechische Juno ebenso wohl die Repräsentation des Ideals erhabener Weiblichkeit, der Ehefrau und Mutter, als auch die Trägerin der allgemeinsten weiblichen Schwächen und Leidenschaften, der Eifersucht, Eitelkeit und starrsinniger Streitsucht ist, und dass die von ihr geglaubten Sagen oft niedrig komische Züge enthalten. Alle diese Züge sind nur auf dem Wege der Literatur zu den Römern übergegangen, deren ursprüngliche J. eine einfach erhabene Mutter des römischen Staates und das Ideal einer römischen Hausmutter war. – Nach den griechischen Mythen haderte J. sehr häufig mit ihrem Gemahl Jupiter, und verfolgte mit unerbittlicher Strenge seine Geliebten (s. Latona, Alcmene, Semele, Io, Callisto, etc.). – J.s Kinder waren: Hebe, Ilithyia, Fig. 177. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0355" n="285"/> alle achtzig Tage einmal den Kopf: bei den höchst reinlichen Menschen eine schwere Pönitenz, durch welche sie sich den Gott geneigt machen wollten.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Julafolk</hi>, nannten die Lappländer das wüthende Heer und brachten ihm Opfer, es scheint, dass der Glaube an diese gespenstige Lufterscheinung zu ihnen aus Schweden gekommen sei, zu den Schweden aber aus Deutschland dem eigentlichen Sitz dieses alten Aberglaubens.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Julin</hi> (Nordgerm. M.), eine uralte Götterstadt des dänischen und preussischen Heidenthums, bis auf den Namen verschwunden. 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Der Ort ihrer Geburt, so wie ihre erste Pflegerin sind zweifelhaft. Sie war Jupiters Schwester, und ward auch seine Gattin, durch ihn überlistet, indem er sich, als sie auf Samos bei dem Berge Thornax lustwandelte, als Kukuk in ihren Schooss niederliess. Es gibt mehrere Sagen hierüber, welche alle darauf zurückkommen, dass J. mit Jupiter lange vor der Vermählung schon verbunden war. Bei der feierlichen Vereinigung beschenkte die Erde (Gäa) J. mit dem Baume, welcher die goldenen Früchte trug, der darauf den Hesperiden zur Bewachung übergeben wurde. – Im Begriffe der J., welche die Griechen wie die Römer als oberste weibliche Gottheit verehrten, offenbart sich, wie auch im Begriffe des Jupiter, der ganze Unterschied in der Denkweise dieser beiden Völker. Bei den Griechen ist ein erhabener, im höchsten Sinne poëtischer Aufschwung zum Idealen mit einer naiven Behauptung der Rechte der Sinnlichkeit so unzertrennlich vereinigt, dass die letztere durch den erstern ebenso sehr veredelt, als jener durch diese gemildert wird. Bei den Römern sind beide Gebiete streng geschieden; alles Oeffentliche, Staat wie Religion, ist ernst und feierlich; die niedrigeren Seiten des Lebens haben kein Anrecht daran, werden nicht dadurch geweiht, nicht durch heitern Scherz verklärt, und konnten daher nicht anders, als im Verlauf der Zeit einer um so rohern Augsartung zur Beute werden. – Hieraus aber erklärt sich, warum die griechische Juno ebenso wohl die Repräsentation des Ideals erhabener Weiblichkeit, der Ehefrau und Mutter, als auch die Trägerin der allgemeinsten weiblichen Schwächen und Leidenschaften, der Eifersucht, Eitelkeit und starrsinniger Streitsucht ist, und dass die von ihr geglaubten Sagen oft niedrig komische Züge enthalten. Alle diese Züge sind nur auf dem Wege der Literatur zu den Römern übergegangen, deren ursprüngliche J. eine einfach erhabene Mutter des römischen Staates und das Ideal einer römischen Hausmutter war. – Nach den griechischen Mythen haderte J. sehr häufig mit ihrem Gemahl Jupiter, und verfolgte mit unerbittlicher Strenge seine Geliebten (s. Latona, Alcmene, Semele, Io, Callisto, etc.). – J.s Kinder waren: Hebe, Ilithyia,<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0177.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 177.</head><lb/></figure><lb/> Mars und Vulcan; voll Neid, dass Jupiter, der ohne Zuthun einer Frau Minerva erzeugte, mächtiger sein sollte, als sie, beschwor sie die Götter, ihr gleiche Gunst zu gewähren. Die Erde bewegte sich, und diess als ein Zeichen der Erhörung ansehend, enthielt sie sich jeder Gemeinschaft mit ihrem Gatten, und gebar wirklich den ungeheuern Riesen Typhoeus oder Typhaon, was Einige auch von Vulkan sagten, daher dieser von römischen Dichtern Junonigena genannt wird. – Ihr Dienst war sehr alt, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [285/0355]
alle achtzig Tage einmal den Kopf: bei den höchst reinlichen Menschen eine schwere Pönitenz, durch welche sie sich den Gott geneigt machen wollten.
Julafolk, nannten die Lappländer das wüthende Heer und brachten ihm Opfer, es scheint, dass der Glaube an diese gespenstige Lufterscheinung zu ihnen aus Schweden gekommen sei, zu den Schweden aber aus Deutschland dem eigentlichen Sitz dieses alten Aberglaubens.
Julin (Nordgerm. M.), eine uralte Götterstadt des dänischen und preussischen Heidenthums, bis auf den Namen verschwunden. Man glaubt indess, in Wollin das alte Julin wieder zu finden, doch sind Mehrere der Meinung, dass es eigentlich nie existirt habe.
Julo (Gr. M.), »die Garben-Göttin«, Beiname der Ceres.
Juluka (M. der Karaiben.), ein mächtiger Geist, lebend von Fischen, Eidechsen, Tauben und Colibris. Er ist riesig gross, schreitet über Länder und Meere und ragt mit seinem Kopfe weit über die Wolken. Seine Stirne ziert ein prächtiger Hauptschmuck, eine breite Binde, aus den Federn des Colibri zusammengesetzt, welche in allen möglichen Farben spielt. Nur diesen Schmuck zeigt er den Menschen Morgens oder Abends – es ist der Regenbogen; der übrige Körper bleibt in den Wolken verborgen. Sein Erscheinen, während man sich auf dem Meere befindet, ist eine glückliche Vorbedeutung, nicht so, wenn man am Lande ist: dann verbergen die Karaiben sich in ihren Hütten, fürchtend, er möchte ihnen Schaden thun; denn, findet er nicht genug Eidechsen und Tauben, um seinen Hunger zu stillen, so macht er die armen Menschen in ihren Hütten krank.
Julus, s. Ascanius.
Jumala, nennen die Lappen und Finnen Gott überhaupt. Es scheint sich auch dort eine Spur von Dreizahl der Götterkräfte vorzufinden, welche unter besonderen Namen personificirt wurden. Tiermes, Stor-Junkare und Baiwe hiessen diese drei Hauptmächte. Tiermes war ihr Donnergott und dem skandinavischen Thor ganz ähnlich, er führte auch einen Hammer, wie dieser; Stor-Junkare war der Jagdgott, also wahrscheinlich die nährende Erde, wie Baiwe die befruchtende Sonnenwärme.
Jungfrau, s. Erigone.
Jungfrauen (Gr. M.). Unter diesem Namen wurden in Athen bald die Töchter des Erechtheus, bald die des Hyacinthus, welche beide für das Wohl der Stadt geopfert worden waren, göttlich verehrt, s. Erichthonius und Hyacinthus. 2.
Juno, bei den Griechen Here, Fig. 177 – 179. (Gr. u. röm. M.). Tochter der Rhea und des Saturn, welcher sie, wie alle seine anderen Kinder, verschlang, aber auch, sammt den übrigen, auf das von der Metis erhaltene Brechmittel wieder von sich gab. Der Ort ihrer Geburt, so wie ihre erste Pflegerin sind zweifelhaft. Sie war Jupiters Schwester, und ward auch seine Gattin, durch ihn überlistet, indem er sich, als sie auf Samos bei dem Berge Thornax lustwandelte, als Kukuk in ihren Schooss niederliess. Es gibt mehrere Sagen hierüber, welche alle darauf zurückkommen, dass J. mit Jupiter lange vor der Vermählung schon verbunden war. Bei der feierlichen Vereinigung beschenkte die Erde (Gäa) J. mit dem Baume, welcher die goldenen Früchte trug, der darauf den Hesperiden zur Bewachung übergeben wurde. – Im Begriffe der J., welche die Griechen wie die Römer als oberste weibliche Gottheit verehrten, offenbart sich, wie auch im Begriffe des Jupiter, der ganze Unterschied in der Denkweise dieser beiden Völker. Bei den Griechen ist ein erhabener, im höchsten Sinne poëtischer Aufschwung zum Idealen mit einer naiven Behauptung der Rechte der Sinnlichkeit so unzertrennlich vereinigt, dass die letztere durch den erstern ebenso sehr veredelt, als jener durch diese gemildert wird. Bei den Römern sind beide Gebiete streng geschieden; alles Oeffentliche, Staat wie Religion, ist ernst und feierlich; die niedrigeren Seiten des Lebens haben kein Anrecht daran, werden nicht dadurch geweiht, nicht durch heitern Scherz verklärt, und konnten daher nicht anders, als im Verlauf der Zeit einer um so rohern Augsartung zur Beute werden. – Hieraus aber erklärt sich, warum die griechische Juno ebenso wohl die Repräsentation des Ideals erhabener Weiblichkeit, der Ehefrau und Mutter, als auch die Trägerin der allgemeinsten weiblichen Schwächen und Leidenschaften, der Eifersucht, Eitelkeit und starrsinniger Streitsucht ist, und dass die von ihr geglaubten Sagen oft niedrig komische Züge enthalten. Alle diese Züge sind nur auf dem Wege der Literatur zu den Römern übergegangen, deren ursprüngliche J. eine einfach erhabene Mutter des römischen Staates und das Ideal einer römischen Hausmutter war. – Nach den griechischen Mythen haderte J. sehr häufig mit ihrem Gemahl Jupiter, und verfolgte mit unerbittlicher Strenge seine Geliebten (s. Latona, Alcmene, Semele, Io, Callisto, etc.). – J.s Kinder waren: Hebe, Ilithyia,
[Abbildung Fig. 177.
]
Mars und Vulcan; voll Neid, dass Jupiter, der ohne Zuthun einer Frau Minerva erzeugte, mächtiger sein sollte, als sie, beschwor sie die Götter, ihr gleiche Gunst zu gewähren. Die Erde bewegte sich, und diess als ein Zeichen der Erhörung ansehend, enthielt sie sich jeder Gemeinschaft mit ihrem Gatten, und gebar wirklich den ungeheuern Riesen Typhoeus oder Typhaon, was Einige auch von Vulkan sagten, daher dieser von römischen Dichtern Junonigena genannt wird. – Ihr Dienst war sehr alt,
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