Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

doch gesehen zu haben, dass sie nicht aus Schlechtigkeit, sondern nur aus Schwäche gefehlt: so schildert sie Homer. Die Späteren scheinen dieses Urtheil zu verdächtigen, denn als Paris gestorben und sie durch Priamus seines besten Sohnes, des Deiphobus, Gattin geworden, soll sie zu diesem den Menelaus mit eigener Hand geführt haben, nachdem sie aus dem Gemach alle Waffen entfernt; worauf Deiphobus durch Menelaus auf die schändlichste Weise unter Martern getödtet wurde. H. reiste mit dem Gatten, welcher durch ihre noch immer nicht verringerte Schönheit von Neuem bezaubert wurde, nach Sparta zurück, wohin beide erst nach langer Zeit auf einem gewaltigen Umweg über Aegypten gelangten. Ihr Ende war sehr traurig: nach dem Tode ihres Gatten ward sie von ihren Stiefsöhnen Nicostratus und Megapenthes vertrieben, flüchtete zu einer ehemaligen Freundin, Polyxo, welche sie jedoch, da ihr H. als Ursache des Todes ihres Gatten, des Tlepolemus, der vor Troja geblieben war, erschien, im Bade überfallen und an einen Baum aufknüpfen liess. H. gebar dem Menelaus die Hermione. - Von unseren beiden Abbildungen zeigt die eine H., verschämt den Kopf auf die Hand stützend, Venus sie zur Liebe gegen Paris beredend, Amor diesen ihr zuführend; die andere H.s Entführung nach einem Basrelief. - 2) H., Vertraute der Venus, welche diese bei ihrem Liebeshandel mit dem schönen Adonis gebrauchte.- - 3) H., Tochter des Tityrus, welche eine Amazone gewesen zu sein scheint, da von ihr erzählt wird, dass sie mit Achilles einen Zweikampf bestanden, und in demselben ihn verwundet habe, doch von ihm getödtet worden sei.


Helenus (Gr. M.), einer der neunzehn Söhne des Priamus und der Hecuba, einer der tapfersten Fürsten Troja's und zugleich berühmter Wahrsager; mit mehreren der Griechen kämpfte er glücklich, und mehrere seiner Rathschläge brachten, wenn man sie befolgte, Heil und Segen. Ueber die Zeit nach dem trojanischen Kriege sind, in Beziehung auf ihn, wie auf fast alle anderen Ueberlebenden, die Alten uneinig; er war entweder ein Begleiter und Freund, oder ein Sclave des Pyrrhus; ward, da dieser sich mit Hermione vermählen wollte, und also Andromache (s. d.), die ihm bei der Theilung der Beute zugefallen war, entlassen musste, mit dieser vermählt, und erzeugte mit ihr den Cestrinus. Er besass, als Aeneas nach Epirus kam, daselbst ein kleines Reich, hatte darauf eine Feste, ein Nachbild des alten Ilium, gegründet, und sich auch der Söhne seiner Gattin von Pyrrhus angenommen, wie denn ein solcher Stiefsohn, Molossus, nach seinem Tode das Reich erhielt.


Heleus (Gr. M.), Sohn des Perseus und der Andromeda.


Helgabrudur (Nord. M.), eine der Töchter des Königs von Helgoland in Norwegen, Holgi, dessen Grab mit Gold und Silber zugedeckt war; die andere hiess Thorgerdur; beide wurden nach ihrem Tode als Göttinnen verehrt.


Helgoland (Nord. M.), eine Insel der Nordsee, welche von dem dort verehrten Gott Fosete, auch Fosetesland hiess; sie enthielt nur Heerden, dem Gotte heilig, einen Opferaltar und einen Quell, aus welchem stillschweigend zu trinken für sehr heilsam galt; doch pflegte man diess nur in Gegenwart des dänischen Königs, der zugleich Oberpriester war, zu thun, denn die Heiligkeit der Insel war so gross, dass ein Frevler an dem Eigenthum des Gottes einem qualvollen Tode verfiel. Der König selbst musste die Verbrecher strafen, und entgingen sie seiner Hand auch zufällig, so starben sie doch bald in Raserei.


Helgi (Nord. M.), s. Swawa.


Helgrindum (Nord. M.), das grosse Gitter, welches, ausser dem Flusse Gjal, Helheim umschliesst.


Helheim (Nord. M.), das Reich der grausen Hel (s. d.), gross und ausgedehnt, von zweiunddreissig Flüssen durchströmt, die aus dem Quell Hwergelmer entspringen, und deren einer das ganze Land umfängt; über diesen (Gjal) führt die mit Gold belegte Gjalarbrücke; an derselben hält eine Riesenjungfrau (Modgudur) Wache, welche die Ankommenden nach Namen und Geschlecht fragt, und ihnen den Weg zum Palaste der Hel zeigt; dann umschliesst ein hohes eisernes Gitter das Reich, und erst, wenn man dieses durchschritten hat, befindet man sich in einer der neun Welten. Auch an Hels Palast finden sich Jungfrauen als Wache, doch haben sie eisernes Blut, welches, wenn es auf die Erde fällt, Zank und Krieg erregt, und sie sitzen auf immer schreienden Stühlen (ihr Name ist Bigvör und Listvör). Hels Palast enthält einen Saal Eliud (Elend), ihr Tisch heisst Hungur (Hunger), Sultur ihr Messer (Fresssucht), Ganglate und Ganglöt (gehe langsam und gehe träge) ihr Knecht und ihre Magd, Fallandi Forad (fallende Thüre) ihre Schwelle, Kor (Erschöpfung) ihr Bette, Blickandiböl (Lästerung) ihre Decke. In H. oder Niflheim wohnt, auch die böse Schlange Nidhögr (Neidhard), welche die eine der drei Wurzeln des Weltbaumes, der Esche Ygdrasil, die sich bis in den Mittelpunkt von H., zum Brunnen Hwergelmer erstreckt, sammt allen ihren Kindern immerfort benagt; dort wohnt in einer eigenen Höhle auch der Hund Garmr, der beim Weltuntergang den Tod eines Asen herbeiführt. H. ist kein Strafort, sondern nur die Wohnung derjenigen, welche nicht an Wunden oder auf dem Schlachtfelde starben. Erst nach dem Weltuntergange werden die Bösen von den Guten gesondert, und die letzteren gehen zu ewiger Freude nach Gimle (Himmel), während die Bösen nach Nastrond (Leichenstrand) kommen.


Heliaden (Gr. M.), 1) sieben Söhne des Helios (Sonnengottes) und der Rhode oder Rhodos; sie hiessen nach Diodor: Ochimus, Cercaphus, Macar, Actis, Tenages, Triopas, Candalus. Auch eine Tochter des Helios gehört dazu, welche Electryone hiess, als Jungfrau auf Rhodos starb und als Göttin verehrt ward. Helios sagte seinen Söhnen, wo man der Minerva zuerst opfere, da werde der Göttin bleibender Wohnsitz sein; dasselbe erfuhren die Bewohner von Attica. Nun opferten zwar die H. zuerst, allein sie vergassen, die Opfer durch Feuer verzehren zu lassen, welches durch Cecrops später, doch vollständig bewerkstelligt wurde; so zog Pallas in Athen ein, die H. aber behielten ihre Sitten beim Opfern bei. Geschickt vor andern Sterblichen, verbesserten sie die Schifffahrt, erfanden die Stundeneintheilung, und viele Gesetze der Himmelsbewegungen. Der Vorzüglichste unter ihnen aber, Tenages, erregte den Neid seiner Brüder; sie brachten ihn um und entflohen, als ihr Verbrechen entdeckt ward: Actis nach Aegypten, Macar nach Lesbos, Triopas nach Carien und Candalus nach Cos. Ochimus und Cercaphus blieben in Rhodos; der erste ward Herrscher, vermählte sich mit Hegetoria, einer Nymphe, welche ihm eine Tochter, Cydippe, gebar, die sein Bruder Cercaphus zur Gattin nahm, und ihm im Reiche folgte. - 2) H., die Schwestern des Phaethon, deren zwei bis sieben gezählt werden: Lampetia, Phöbe, Aegle, Aetheria, Dioxippe, Helia und Merope; auch Phaethusa wird eine genannt, da dann eine andere hinweggelassen werden muss. Sie weinten über Phaethons Fall sich todt; das Meer, welches ihre Thränen auffing, verwandelte diese in Bernstein (daher sie auch Electriden, von Electrum, Bernstein, genannt werden). Die Götter aber, welche ihren Schmerz bedauerten, verwandelten die Mädchen selbst in Bäume, die nun noch immer Thränen vergiessen, welche der Bernstein sind. Nach dem beweinten Bruder heissen sie auch Phaethontiaden.


Helice (Gr. M.), 1) Tochter des Olenus, eines Sohns des Vulcan. - 2) H., Tochter des Königs Selinus von Aegialus. Ion überzog ihn mit Krieg, da er jedoch die Tochter des Königs, H., mit dem Versprechen der Thronfolge erhielt, machte er Frieden und erbauete dann eine Stadt, die er nach seiner jungen Gattin nannte.


Heliconiaden (Gr. M.), Beiname der Musen.


Heliconius (Gr. M.), Beiname des Neptun, von Helice in Achaja.


Heliconis (Gr. M.), eine Thespiade, von Hercules Mutter des Phalias.


Heliogabal (Röm. M.), der durch das vorgesetzte griechische Wort Helios verlängerte Name des syrischen Gottes Gabal (s. d.), den Bassianus sich selbst beilegte, als er Kaiser wurde.


Heliolatrie, s. Sonnendienst.


Helios, Fig. 143 (Gr. M.), bei den Römern Sol, der Sonnengott, einer der Titaniden, Bruder von Selene und Aurora, alle drei Kinder des Titanen Hyperion und der Titane Thia. H. fährt mit dem Sonnenwagen, von vier brausenden Rossen gezogen, von Meer zu Meer, und ist der Welt den Tag. Aurora geht ihm voran, öffnet die Sonnenthore und streuet Rosen auf seinen Pfad;

doch gesehen zu haben, dass sie nicht aus Schlechtigkeit, sondern nur aus Schwäche gefehlt: so schildert sie Homer. Die Späteren scheinen dieses Urtheil zu verdächtigen, denn als Paris gestorben und sie durch Priamus seines besten Sohnes, des Deïphobus, Gattin geworden, soll sie zu diesem den Menelaus mit eigener Hand geführt haben, nachdem sie aus dem Gemach alle Waffen entfernt; worauf Deïphobus durch Menelaus auf die schändlichste Weise unter Martern getödtet wurde. H. reiste mit dem Gatten, welcher durch ihre noch immer nicht verringerte Schönheit von Neuem bezaubert wurde, nach Sparta zurück, wohin beide erst nach langer Zeit auf einem gewaltigen Umweg über Aegypten gelangten. Ihr Ende war sehr traurig: nach dem Tode ihres Gatten ward sie von ihren Stiefsöhnen Nicostratus und Megapenthes vertrieben, flüchtete zu einer ehemaligen Freundin, Polyxo, welche sie jedoch, da ihr H. als Ursache des Todes ihres Gatten, des Tlepolemus, der vor Troja geblieben war, erschien, im Bade überfallen und an einen Baum aufknüpfen liess. H. gebar dem Menelaus die Hermione. – Von unseren beiden Abbildungen zeigt die eine H., verschämt den Kopf auf die Hand stützend, Venus sie zur Liebe gegen Paris beredend, Amor diesen ihr zuführend; die andere H.s Entführung nach einem Basrelief. – 2) H., Vertraute der Venus, welche diese bei ihrem Liebeshandel mit dem schönen Adonis gebrauchte.- – 3) H., Tochter des Tityrus, welche eine Amazone gewesen zu sein scheint, da von ihr erzählt wird, dass sie mit Achilles einen Zweikampf bestanden, und in demselben ihn verwundet habe, doch von ihm getödtet worden sei.


Helenus (Gr. M.), einer der neunzehn Söhne des Priamus und der Hecuba, einer der tapfersten Fürsten Troja's und zugleich berühmter Wahrsager; mit mehreren der Griechen kämpfte er glücklich, und mehrere seiner Rathschläge brachten, wenn man sie befolgte, Heil und Segen. Ueber die Zeit nach dem trojanischen Kriege sind, in Beziehung auf ihn, wie auf fast alle anderen Ueberlebenden, die Alten uneinig; er war entweder ein Begleiter und Freund, oder ein Sclave des Pyrrhus; ward, da dieser sich mit Hermione vermählen wollte, und also Andromache (s. d.), die ihm bei der Theilung der Beute zugefallen war, entlassen musste, mit dieser vermählt, und erzeugte mit ihr den Cestrinus. Er besass, als Aeneas nach Epirus kam, daselbst ein kleines Reich, hatte darauf eine Feste, ein Nachbild des alten Ilium, gegründet, und sich auch der Söhne seiner Gattin von Pyrrhus angenommen, wie denn ein solcher Stiefsohn, Molossus, nach seinem Tode das Reich erhielt.


Heleus (Gr. M.), Sohn des Perseus und der Andromeda.


Helgabrudur (Nord. M.), eine der Töchter des Königs von Helgoland in Norwegen, Holgi, dessen Grab mit Gold und Silber zugedeckt war; die andere hiess Thorgerdur; beide wurden nach ihrem Tode als Göttinnen verehrt.


Helgoland (Nord. M.), eine Insel der Nordsee, welche von dem dort verehrten Gott Fosete, auch Fosetesland hiess; sie enthielt nur Heerden, dem Gotte heilig, einen Opferaltar und einen Quell, aus welchem stillschweigend zu trinken für sehr heilsam galt; doch pflegte man diess nur in Gegenwart des dänischen Königs, der zugleich Oberpriester war, zu thun, denn die Heiligkeit der Insel war so gross, dass ein Frevler an dem Eigenthum des Gottes einem qualvollen Tode verfiel. Der König selbst musste die Verbrecher strafen, und entgingen sie seiner Hand auch zufällig, so starben sie doch bald in Raserei.


Helgi (Nord. M.), s. Swawa.


Helgrindum (Nord. M.), das grosse Gitter, welches, ausser dem Flusse Gjal, Helheim umschliesst.


Helheim (Nord. M.), das Reich der grausen Hel (s. d.), gross und ausgedehnt, von zweiunddreissig Flüssen durchströmt, die aus dem Quell Hwergelmer entspringen, und deren einer das ganze Land umfängt; über diesen (Gjal) führt die mit Gold belegte Gjalarbrücke; an derselben hält eine Riesenjungfrau (Modgudur) Wache, welche die Ankommenden nach Namen und Geschlecht fragt, und ihnen den Weg zum Palaste der Hel zeigt; dann umschliesst ein hohes eisernes Gitter das Reich, und erst, wenn man dieses durchschritten hat, befindet man sich in einer der neun Welten. Auch an Hels Palast finden sich Jungfrauen als Wache, doch haben sie eisernes Blut, welches, wenn es auf die Erde fällt, Zank und Krieg erregt, und sie sitzen auf immer schreienden Stühlen (ihr Name ist Bigvör und Listvör). Hels Palast enthält einen Saal Eliud (Elend), ihr Tisch heisst Hungur (Hunger), Sultur ihr Messer (Fresssucht), Ganglate und Ganglöt (gehe langsam und gehe träge) ihr Knecht und ihre Magd, Fallandi Forad (fallende Thüre) ihre Schwelle, Kor (Erschöpfung) ihr Bette, Blickandiböl (Lästerung) ihre Decke. In H. oder Niflheim wohnt, auch die böse Schlange Nidhögr (Neidhard), welche die eine der drei Wurzeln des Weltbaumes, der Esche Ygdrasil, die sich bis in den Mittelpunkt von H., zum Brunnen Hwergelmer erstreckt, sammt allen ihren Kindern immerfort benagt; dort wohnt in einer eigenen Höhle auch der Hund Garmr, der beim Weltuntergang den Tod eines Asen herbeiführt. H. ist kein Strafort, sondern nur die Wohnung derjenigen, welche nicht an Wunden oder auf dem Schlachtfelde starben. Erst nach dem Weltuntergange werden die Bösen von den Guten gesondert, und die letzteren gehen zu ewiger Freude nach Gimle (Himmel), während die Bösen nach Nastrond (Leichenstrand) kommen.


Heliaden (Gr. M.), 1) sieben Söhne des Helios (Sonnengottes) und der Rhode oder Rhodos; sie hiessen nach Diodor: Ochimus, Cercaphus, Macar, Actis, Tenages, Triopas, Candalus. Auch eine Tochter des Helios gehört dazu, welche Electryone hiess, als Jungfrau auf Rhodos starb und als Göttin verehrt ward. Helios sagte seinen Söhnen, wo man der Minerva zuerst opfere, da werde der Göttin bleibender Wohnsitz sein; dasselbe erfuhren die Bewohner von Attica. Nun opferten zwar die H. zuerst, allein sie vergassen, die Opfer durch Feuer verzehren zu lassen, welches durch Cecrops später, doch vollständig bewerkstelligt wurde; so zog Pallas in Athen ein, die H. aber behielten ihre Sitten beim Opfern bei. Geschickt vor andern Sterblichen, verbesserten sie die Schifffahrt, erfanden die Stundeneintheilung, und viele Gesetze der Himmelsbewegungen. Der Vorzüglichste unter ihnen aber, Tenages, erregte den Neid seiner Brüder; sie brachten ihn um und entflohen, als ihr Verbrechen entdeckt ward: Actis nach Aegypten, Macar nach Lesbos, Triopas nach Carien und Candalus nach Cos. Ochimus und Cercaphus blieben in Rhodos; der erste ward Herrscher, vermählte sich mit Hegetoria, einer Nymphe, welche ihm eine Tochter, Cydippe, gebar, die sein Bruder Cercaphus zur Gattin nahm, und ihm im Reiche folgte. – 2) H., die Schwestern des Phaëthon, deren zwei bis sieben gezählt werden: Lampetia, Phöbe, Aegle, Aetheria, Dioxippe, Helia und Merope; auch Phaëthusa wird eine genannt, da dann eine andere hinweggelassen werden muss. Sie weinten über Phaëthons Fall sich todt; das Meer, welches ihre Thränen auffing, verwandelte diese in Bernstein (daher sie auch Electriden, von Electrum, Bernstein, genannt werden). Die Götter aber, welche ihren Schmerz bedauerten, verwandelten die Mädchen selbst in Bäume, die nun noch immer Thränen vergiessen, welche der Bernstein sind. Nach dem beweinten Bruder heissen sie auch Phaëthontiaden.


Helice (Gr. M.), 1) Tochter des Olenus, eines Sohns des Vulcan. – 2) H., Tochter des Königs Selinus von Aegialus. Ion überzog ihn mit Krieg, da er jedoch die Tochter des Königs, H., mit dem Versprechen der Thronfolge erhielt, machte er Frieden und erbauete dann eine Stadt, die er nach seiner jungen Gattin nannte.


Heliconiaden (Gr. M.), Beiname der Musen.


Heliconius (Gr. M.), Beiname des Neptun, von Helice in Achaja.


Heliconis (Gr. M.), eine Thespiade, von Hercules Mutter des Phalias.


Heliogabal (Röm. M.), der durch das vorgesetzte griechische Wort Helios verlängerte Name des syrischen Gottes Gabal (s. d.), den Bassianus sich selbst beilegte, als er Kaiser wurde.


Heliolatrie, s. Sonnendienst.


Helios, Fig. 143 (Gr. M.), bei den Römern Sol, der Sonnengott, einer der Titaniden, Bruder von Selene und Aurora, alle drei Kinder des Titanen Hyperion und der Titane Thia. H. fährt mit dem Sonnenwagen, von vier brausenden Rossen gezogen, von Meer zu Meer, und ist der Welt den Tag. Aurora geht ihm voran, öffnet die Sonnenthore und streuet Rosen auf seinen Pfad;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0304" n="234"/>
doch gesehen zu haben, dass sie nicht aus Schlechtigkeit, sondern nur aus Schwäche gefehlt: so schildert sie Homer. Die Späteren scheinen dieses Urtheil zu verdächtigen, denn als Paris gestorben und sie durch Priamus seines besten Sohnes, des Deïphobus, Gattin geworden, soll sie zu diesem den Menelaus mit eigener Hand geführt haben, nachdem sie aus dem Gemach alle Waffen entfernt; worauf Deïphobus durch Menelaus auf die schändlichste Weise unter Martern getödtet wurde. H. reiste mit dem Gatten, welcher durch ihre noch immer nicht verringerte Schönheit von Neuem bezaubert wurde, nach Sparta zurück, wohin beide erst nach langer Zeit auf einem gewaltigen Umweg über Aegypten gelangten. Ihr Ende war sehr traurig: nach dem Tode ihres Gatten ward sie von ihren Stiefsöhnen Nicostratus und Megapenthes vertrieben, flüchtete zu einer ehemaligen Freundin, Polyxo, welche sie jedoch, da ihr H. als Ursache des Todes ihres Gatten, des Tlepolemus, der vor Troja geblieben war, erschien, im Bade überfallen und an einen Baum aufknüpfen liess. H. gebar dem Menelaus die Hermione. &#x2013; Von unseren beiden Abbildungen zeigt die eine H., verschämt den Kopf auf die Hand stützend, Venus sie zur Liebe gegen Paris beredend, Amor diesen ihr zuführend; die andere H.s Entführung nach einem Basrelief. &#x2013; 2) H., Vertraute der Venus, welche diese bei ihrem Liebeshandel mit dem schönen Adonis gebrauchte.- &#x2013; 3) H., Tochter des Tityrus, welche eine Amazone gewesen zu sein scheint, da von ihr erzählt wird, dass sie mit Achilles einen Zweikampf bestanden, und in demselben ihn verwundet habe, doch von ihm getödtet worden sei.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Helenus</hi> (Gr. M.), einer der neunzehn Söhne des Priamus und der Hecuba, einer der tapfersten Fürsten Troja's und zugleich berühmter Wahrsager; mit mehreren der Griechen kämpfte er glücklich, und mehrere seiner Rathschläge brachten, wenn man sie befolgte, Heil und Segen. Ueber die Zeit nach dem trojanischen Kriege sind, in Beziehung auf ihn, wie auf fast alle anderen Ueberlebenden, die Alten uneinig; er war entweder ein Begleiter und Freund, oder ein Sclave des Pyrrhus; ward, da dieser sich mit Hermione vermählen wollte, und also Andromache (s. d.), die ihm bei der Theilung der Beute zugefallen war, entlassen musste, mit dieser vermählt, und erzeugte mit ihr den Cestrinus. Er besass, als Aeneas nach Epirus kam, daselbst ein kleines Reich, hatte darauf eine Feste, ein Nachbild des alten Ilium, gegründet, und sich auch der Söhne seiner Gattin von Pyrrhus angenommen, wie denn ein solcher Stiefsohn, Molossus, nach seinem Tode das Reich erhielt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Heleus</hi> (Gr. M.), Sohn des Perseus und der Andromeda.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Helgabrudur</hi> (Nord. M.), eine der Töchter des Königs von Helgoland in Norwegen, Holgi, dessen Grab mit Gold und Silber zugedeckt war; die andere hiess Thorgerdur; beide wurden nach ihrem Tode als Göttinnen verehrt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Helgoland</hi> (Nord. M.), eine Insel der Nordsee, welche von dem dort verehrten Gott Fosete, auch Fosetesland hiess; sie enthielt nur Heerden, dem Gotte heilig, einen Opferaltar und einen Quell, aus welchem stillschweigend zu trinken für sehr heilsam galt; doch pflegte man diess nur in Gegenwart des dänischen Königs, der zugleich Oberpriester war, zu thun, denn die Heiligkeit der Insel war so gross, dass ein Frevler an dem Eigenthum des Gottes einem qualvollen Tode verfiel. Der König selbst musste die Verbrecher strafen, und entgingen sie seiner Hand auch zufällig, so starben sie doch bald in Raserei.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Helgi</hi> (Nord. M.), s. Swawa.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Helgrindum</hi> (Nord. M.), das grosse Gitter, welches, ausser dem Flusse Gjal, Helheim umschliesst.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Helheim</hi> (Nord. M.), das Reich der grausen Hel (s. d.), gross und ausgedehnt, von zweiunddreissig Flüssen durchströmt, die aus dem Quell Hwergelmer entspringen, und deren einer das ganze Land umfängt; über diesen (Gjal) führt die mit Gold belegte Gjalarbrücke; an derselben hält eine Riesenjungfrau (Modgudur) Wache, welche die Ankommenden nach Namen und Geschlecht fragt, und ihnen den Weg zum Palaste der Hel zeigt; dann umschliesst ein hohes eisernes Gitter das Reich, und erst, wenn man dieses durchschritten hat, befindet man sich in einer der neun Welten. Auch an Hels Palast finden sich Jungfrauen als Wache, doch haben sie eisernes Blut, welches, wenn es auf die Erde fällt, Zank und Krieg erregt, und sie sitzen auf immer schreienden Stühlen (ihr Name ist Bigvör und Listvör). Hels Palast enthält einen Saal Eliud (Elend), ihr Tisch heisst Hungur (Hunger), Sultur ihr Messer (Fresssucht), Ganglate und Ganglöt (gehe langsam und gehe träge) ihr Knecht und ihre Magd, Fallandi Forad (fallende Thüre) ihre Schwelle, Kor (Erschöpfung) ihr Bette, Blickandiböl (Lästerung) ihre Decke. In H. oder Niflheim wohnt, auch die böse Schlange Nidhögr (Neidhard), welche die eine der drei Wurzeln des Weltbaumes, der Esche Ygdrasil, die sich bis in den Mittelpunkt von H., zum Brunnen Hwergelmer erstreckt, sammt allen ihren Kindern immerfort benagt; dort wohnt in einer eigenen Höhle auch der Hund Garmr, der beim Weltuntergang den Tod eines Asen herbeiführt. H. ist kein Strafort, sondern nur die Wohnung derjenigen, welche nicht an Wunden oder auf dem Schlachtfelde starben. Erst nach dem Weltuntergange werden die Bösen von den Guten gesondert, und die letzteren gehen zu ewiger Freude nach Gimle (Himmel), während die Bösen nach Nastrond (Leichenstrand) kommen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Heliaden</hi> (Gr. M.), 1) sieben Söhne des Helios (Sonnengottes) und der Rhode oder Rhodos; sie hiessen nach Diodor: Ochimus, Cercaphus, Macar, Actis, Tenages, Triopas, Candalus. Auch eine Tochter des Helios gehört dazu, welche Electryone hiess, als Jungfrau auf Rhodos starb und als Göttin verehrt ward. Helios sagte seinen Söhnen, wo man der Minerva zuerst opfere, da werde der Göttin bleibender Wohnsitz sein; dasselbe erfuhren die Bewohner von Attica. Nun opferten zwar die H. zuerst, allein sie vergassen, die Opfer durch Feuer verzehren zu lassen, welches durch Cecrops später, doch vollständig bewerkstelligt wurde; so zog Pallas in Athen ein, die H. aber behielten ihre Sitten beim Opfern bei. Geschickt vor andern Sterblichen, verbesserten sie die Schifffahrt, erfanden die Stundeneintheilung, und viele Gesetze der Himmelsbewegungen. Der Vorzüglichste unter ihnen aber, Tenages, erregte den Neid seiner Brüder; sie brachten ihn um und entflohen, als ihr Verbrechen entdeckt ward: Actis nach Aegypten, Macar nach Lesbos, Triopas nach Carien und Candalus nach Cos. Ochimus und Cercaphus blieben in Rhodos; der erste ward Herrscher, vermählte sich mit Hegetoria, einer Nymphe, welche ihm eine Tochter, Cydippe, gebar, die sein Bruder Cercaphus zur Gattin nahm, und ihm im Reiche folgte. &#x2013; 2) H., die Schwestern des Phaëthon, deren zwei bis sieben gezählt werden: Lampetia, Phöbe, Aegle, Aetheria, Dioxippe, Helia und Merope; auch Phaëthusa wird eine genannt, da dann eine andere hinweggelassen werden muss. Sie weinten über Phaëthons Fall sich todt; das Meer, welches ihre Thränen auffing, verwandelte diese in Bernstein (daher sie auch Electriden, von Electrum, Bernstein, genannt werden). Die Götter aber, welche ihren Schmerz bedauerten, verwandelten die Mädchen selbst in Bäume, die nun noch immer Thränen vergiessen, welche der Bernstein sind. Nach dem beweinten Bruder heissen sie auch Phaëthontiaden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Helice</hi> (Gr. M.), 1) Tochter des Olenus, eines Sohns des Vulcan. &#x2013; 2) H., Tochter des Königs Selinus von Aegialus. Ion überzog ihn mit Krieg, da er jedoch die Tochter des Königs, H., mit dem Versprechen der Thronfolge erhielt, machte er Frieden und erbauete dann eine Stadt, die er nach seiner jungen Gattin nannte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Heliconiaden</hi> (Gr. M.), Beiname der Musen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Heliconius</hi> (Gr. M.), Beiname des Neptun, von Helice in Achaja.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Heliconis</hi> (Gr. M.), eine Thespiade, von Hercules Mutter des Phalias.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Heliogabal</hi> (Röm. M.), der durch das vorgesetzte griechische Wort Helios verlängerte Name des syrischen Gottes Gabal (s. d.), den Bassianus sich selbst beilegte, als er Kaiser wurde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Heliolatrie,</hi> s. Sonnendienst.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Helios</hi>, Fig. 143 (Gr. M.), bei den Römern <hi rendition="#g">Sol</hi>, der Sonnengott, einer der Titaniden, Bruder von Selene und Aurora, alle drei Kinder des Titanen Hyperion und der Titane Thia. H. fährt mit dem Sonnenwagen, von vier brausenden Rossen gezogen, von Meer zu Meer, und ist der Welt den Tag. Aurora geht ihm voran, öffnet die Sonnenthore und streuet Rosen auf seinen Pfad;
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0304] doch gesehen zu haben, dass sie nicht aus Schlechtigkeit, sondern nur aus Schwäche gefehlt: so schildert sie Homer. Die Späteren scheinen dieses Urtheil zu verdächtigen, denn als Paris gestorben und sie durch Priamus seines besten Sohnes, des Deïphobus, Gattin geworden, soll sie zu diesem den Menelaus mit eigener Hand geführt haben, nachdem sie aus dem Gemach alle Waffen entfernt; worauf Deïphobus durch Menelaus auf die schändlichste Weise unter Martern getödtet wurde. H. reiste mit dem Gatten, welcher durch ihre noch immer nicht verringerte Schönheit von Neuem bezaubert wurde, nach Sparta zurück, wohin beide erst nach langer Zeit auf einem gewaltigen Umweg über Aegypten gelangten. Ihr Ende war sehr traurig: nach dem Tode ihres Gatten ward sie von ihren Stiefsöhnen Nicostratus und Megapenthes vertrieben, flüchtete zu einer ehemaligen Freundin, Polyxo, welche sie jedoch, da ihr H. als Ursache des Todes ihres Gatten, des Tlepolemus, der vor Troja geblieben war, erschien, im Bade überfallen und an einen Baum aufknüpfen liess. H. gebar dem Menelaus die Hermione. – Von unseren beiden Abbildungen zeigt die eine H., verschämt den Kopf auf die Hand stützend, Venus sie zur Liebe gegen Paris beredend, Amor diesen ihr zuführend; die andere H.s Entführung nach einem Basrelief. – 2) H., Vertraute der Venus, welche diese bei ihrem Liebeshandel mit dem schönen Adonis gebrauchte.- – 3) H., Tochter des Tityrus, welche eine Amazone gewesen zu sein scheint, da von ihr erzählt wird, dass sie mit Achilles einen Zweikampf bestanden, und in demselben ihn verwundet habe, doch von ihm getödtet worden sei. Helenus (Gr. M.), einer der neunzehn Söhne des Priamus und der Hecuba, einer der tapfersten Fürsten Troja's und zugleich berühmter Wahrsager; mit mehreren der Griechen kämpfte er glücklich, und mehrere seiner Rathschläge brachten, wenn man sie befolgte, Heil und Segen. Ueber die Zeit nach dem trojanischen Kriege sind, in Beziehung auf ihn, wie auf fast alle anderen Ueberlebenden, die Alten uneinig; er war entweder ein Begleiter und Freund, oder ein Sclave des Pyrrhus; ward, da dieser sich mit Hermione vermählen wollte, und also Andromache (s. d.), die ihm bei der Theilung der Beute zugefallen war, entlassen musste, mit dieser vermählt, und erzeugte mit ihr den Cestrinus. Er besass, als Aeneas nach Epirus kam, daselbst ein kleines Reich, hatte darauf eine Feste, ein Nachbild des alten Ilium, gegründet, und sich auch der Söhne seiner Gattin von Pyrrhus angenommen, wie denn ein solcher Stiefsohn, Molossus, nach seinem Tode das Reich erhielt. Heleus (Gr. M.), Sohn des Perseus und der Andromeda. Helgabrudur (Nord. M.), eine der Töchter des Königs von Helgoland in Norwegen, Holgi, dessen Grab mit Gold und Silber zugedeckt war; die andere hiess Thorgerdur; beide wurden nach ihrem Tode als Göttinnen verehrt. Helgoland (Nord. M.), eine Insel der Nordsee, welche von dem dort verehrten Gott Fosete, auch Fosetesland hiess; sie enthielt nur Heerden, dem Gotte heilig, einen Opferaltar und einen Quell, aus welchem stillschweigend zu trinken für sehr heilsam galt; doch pflegte man diess nur in Gegenwart des dänischen Königs, der zugleich Oberpriester war, zu thun, denn die Heiligkeit der Insel war so gross, dass ein Frevler an dem Eigenthum des Gottes einem qualvollen Tode verfiel. Der König selbst musste die Verbrecher strafen, und entgingen sie seiner Hand auch zufällig, so starben sie doch bald in Raserei. Helgi (Nord. M.), s. Swawa. Helgrindum (Nord. M.), das grosse Gitter, welches, ausser dem Flusse Gjal, Helheim umschliesst. Helheim (Nord. M.), das Reich der grausen Hel (s. d.), gross und ausgedehnt, von zweiunddreissig Flüssen durchströmt, die aus dem Quell Hwergelmer entspringen, und deren einer das ganze Land umfängt; über diesen (Gjal) führt die mit Gold belegte Gjalarbrücke; an derselben hält eine Riesenjungfrau (Modgudur) Wache, welche die Ankommenden nach Namen und Geschlecht fragt, und ihnen den Weg zum Palaste der Hel zeigt; dann umschliesst ein hohes eisernes Gitter das Reich, und erst, wenn man dieses durchschritten hat, befindet man sich in einer der neun Welten. Auch an Hels Palast finden sich Jungfrauen als Wache, doch haben sie eisernes Blut, welches, wenn es auf die Erde fällt, Zank und Krieg erregt, und sie sitzen auf immer schreienden Stühlen (ihr Name ist Bigvör und Listvör). Hels Palast enthält einen Saal Eliud (Elend), ihr Tisch heisst Hungur (Hunger), Sultur ihr Messer (Fresssucht), Ganglate und Ganglöt (gehe langsam und gehe träge) ihr Knecht und ihre Magd, Fallandi Forad (fallende Thüre) ihre Schwelle, Kor (Erschöpfung) ihr Bette, Blickandiböl (Lästerung) ihre Decke. In H. oder Niflheim wohnt, auch die böse Schlange Nidhögr (Neidhard), welche die eine der drei Wurzeln des Weltbaumes, der Esche Ygdrasil, die sich bis in den Mittelpunkt von H., zum Brunnen Hwergelmer erstreckt, sammt allen ihren Kindern immerfort benagt; dort wohnt in einer eigenen Höhle auch der Hund Garmr, der beim Weltuntergang den Tod eines Asen herbeiführt. H. ist kein Strafort, sondern nur die Wohnung derjenigen, welche nicht an Wunden oder auf dem Schlachtfelde starben. Erst nach dem Weltuntergange werden die Bösen von den Guten gesondert, und die letzteren gehen zu ewiger Freude nach Gimle (Himmel), während die Bösen nach Nastrond (Leichenstrand) kommen. Heliaden (Gr. M.), 1) sieben Söhne des Helios (Sonnengottes) und der Rhode oder Rhodos; sie hiessen nach Diodor: Ochimus, Cercaphus, Macar, Actis, Tenages, Triopas, Candalus. Auch eine Tochter des Helios gehört dazu, welche Electryone hiess, als Jungfrau auf Rhodos starb und als Göttin verehrt ward. Helios sagte seinen Söhnen, wo man der Minerva zuerst opfere, da werde der Göttin bleibender Wohnsitz sein; dasselbe erfuhren die Bewohner von Attica. Nun opferten zwar die H. zuerst, allein sie vergassen, die Opfer durch Feuer verzehren zu lassen, welches durch Cecrops später, doch vollständig bewerkstelligt wurde; so zog Pallas in Athen ein, die H. aber behielten ihre Sitten beim Opfern bei. Geschickt vor andern Sterblichen, verbesserten sie die Schifffahrt, erfanden die Stundeneintheilung, und viele Gesetze der Himmelsbewegungen. Der Vorzüglichste unter ihnen aber, Tenages, erregte den Neid seiner Brüder; sie brachten ihn um und entflohen, als ihr Verbrechen entdeckt ward: Actis nach Aegypten, Macar nach Lesbos, Triopas nach Carien und Candalus nach Cos. Ochimus und Cercaphus blieben in Rhodos; der erste ward Herrscher, vermählte sich mit Hegetoria, einer Nymphe, welche ihm eine Tochter, Cydippe, gebar, die sein Bruder Cercaphus zur Gattin nahm, und ihm im Reiche folgte. – 2) H., die Schwestern des Phaëthon, deren zwei bis sieben gezählt werden: Lampetia, Phöbe, Aegle, Aetheria, Dioxippe, Helia und Merope; auch Phaëthusa wird eine genannt, da dann eine andere hinweggelassen werden muss. Sie weinten über Phaëthons Fall sich todt; das Meer, welches ihre Thränen auffing, verwandelte diese in Bernstein (daher sie auch Electriden, von Electrum, Bernstein, genannt werden). Die Götter aber, welche ihren Schmerz bedauerten, verwandelten die Mädchen selbst in Bäume, die nun noch immer Thränen vergiessen, welche der Bernstein sind. Nach dem beweinten Bruder heissen sie auch Phaëthontiaden. Helice (Gr. M.), 1) Tochter des Olenus, eines Sohns des Vulcan. – 2) H., Tochter des Königs Selinus von Aegialus. Ion überzog ihn mit Krieg, da er jedoch die Tochter des Königs, H., mit dem Versprechen der Thronfolge erhielt, machte er Frieden und erbauete dann eine Stadt, die er nach seiner jungen Gattin nannte. Heliconiaden (Gr. M.), Beiname der Musen. Heliconius (Gr. M.), Beiname des Neptun, von Helice in Achaja. Heliconis (Gr. M.), eine Thespiade, von Hercules Mutter des Phalias. Heliogabal (Röm. M.), der durch das vorgesetzte griechische Wort Helios verlängerte Name des syrischen Gottes Gabal (s. d.), den Bassianus sich selbst beilegte, als er Kaiser wurde. Heliolatrie, s. Sonnendienst. Helios, Fig. 143 (Gr. M.), bei den Römern Sol, der Sonnengott, einer der Titaniden, Bruder von Selene und Aurora, alle drei Kinder des Titanen Hyperion und der Titane Thia. H. fährt mit dem Sonnenwagen, von vier brausenden Rossen gezogen, von Meer zu Meer, und ist der Welt den Tag. Aurora geht ihm voran, öffnet die Sonnenthore und streuet Rosen auf seinen Pfad;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/304
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/304>, abgerufen am 22.12.2024.