Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

sich durch Hülfe der Zauberer und durch geheime, nur diesen bekannte Mittel dahin bringen, den Menschen Schutzgeister zu werden. Ein solcher Schutzgeist heisst dann Torngak, der grosse Geist aber, der Beherrscher aller Innuets und Torngaks, heisst Torngaseak, ihn fragen die Zauberer in Allem um Rath. Die Frau oder Mutter dieses grossen Geistes ist ein sehr gefürchtetes Wesen; sie ist die Tochter des Zauberers, welcher das Land Disko (Grönland) vom festen Lande abgerissen und hundert Meilen nach Norden geschoben hat; sie wohnt unter dem Meere und ist den Menschen dadurch sehr schädlich, dass sie die Seethiere an ihre Wohnung gefesselt hält. Dauert der Mangel zu lange Zeit, so muss ein Zauberer in ihren Palast und die Loslassung der Seethiere bewirken. Der unsichtbare Beherrscher des Weltalls - Silla oder Pirksoma - ist der unbegreifliche, allwissende, eigentliche Gott, doch ist ihm so wenig als einem andern Götzen eine Art Cultus geweiht. Die G. haben keine Religion, wenn man unter diesem Namen Gottesdienst, allgemeine, öffentliche, mit gewissen feierlichen Ceremonien verbundene Verehrung oder Anbetung eines höchsten Wesens versteht. Nur wenn ein junger Bursche den ersten Seehund gefangen, oder ein Rennthier geschossen hat, legen sie ein Stück Speck oder Fleisch, in einen Fetzen der Haut eingewickelt, unter einen Stein, als Opfer gewissermassen, um eine gute Jagd zu haben. Zur Zeit der Winter-Sonnenwende begehen sie ein lustiges Tanzfest, weil nun die Sonne bald wieder erscheint, und die Zeit der Jagd und des Fischfanges eintritt. Von den Traditionen sind einige merkwürdig, weil sie die Sitten des Volkes bezeichnen. Sonne und Mond sind Geschwister. Letzterer liebte seine Schwester, die überaus schön war, durfte aber diese verbotene Flamme nicht gestehen, daher kam er auf den Einfall, allemal im Winter bei ihren Spielen die Lampen zu verlöschen und seine Schwester zu liebkosen. Diese wollte wissen, wer ihr Liebhaber sei, machte sich daher die Hände russig, und bestrich ihm Gesicht und Kleider damit; nun kam sie mit Licht herein, erkannte ihren Bruder und entfloh; der Bruder zündete ein Büschel Moos an, um seinen Weg zu beleuchten und ihr zu folgen; das Moos aber erlosch, während sie mit ihrem Licht entkam und an den Himmel versetzt wurde. Der Mond verfolgt sie nun noch immer gleichfalls an dem Himmel, und die Flecken, welche er hat, sind die Russstreifen von ihrer Hand. Von seiner Jagd müde und hungrig, wird er immer magerer, bis er auf die Erde herabkommt (während des Neumonds) und sich so voll mit Speise pfropft, dass er so dick und fett wird, wie er zur Vollmondszeit ist. Sein Schein ist den Weibern, welchen er sehr nachstellt, höchst gefährlich, und nicht selten erscheinen bei jungen Mädchen sichtbare Zeichen seiner Neigung. Zur Zeit einer Mondsfinsterniss kommt er auf die Erde herab, um sich Hausgeräthe einzusammeln; dann verbirgt man Alles vor ihm, und die Männer tragen Kästen, Trommeln, Blechgefässe auf die Dächer und machen damit grossen Lärm, um ihn zu verscheuchen. Bei Sonnenfinsternissen gehen die Männer niemals aus, auch die Weiber nicht bei Mondsfinsternissen, weil dann das Nahen des Mondes am gefährlichsten ist. Die Sonnenfinsterniss bedeutet den Weltuntergang, daher die Frauen zur Zeit einer solchen die Hunde schlagen und in die Ohren kneifen, um zu hören, ob sie schreien; wenn das nicht der Fall ist, so waren sie aus Vorgefühl des Unterganges traurig, und achteten der kleinen Schmerzen nicht; schreien sie, so ist es eine gute Vorbedeutung: die Welt bleibt noch stehen, aber auf schwachen Füssen, denn die Stützen, welche sie tragen, sind sehr alt und schlecht, die Weisen, die Zauberer müssen immerfort daran flicken; sie bringen oft faules Holz von diesen Balken, auf denen die Erde ruht, mit an die Oberfläche derselben als Beweis für ihre Behauptung. Der Himmel ruht auf der Spitze eines Berges am Nordpol, um welchen er sich täglich dreht. Von der Sternkunde haben sie gar keinen Begriff, was um so auffallender ist, als die Gestirne während der langen, fast halbjährigen Nacht das einzige Mittel zur Zeitbestimmung bieten; vom Donner und Blitz sind sie dagegen sehr gut unterrichtet: diese entstehen nämlich daher, dass zwei alte Weiber, welche eine Holzhütte im Himmel bewohnen, sich um eine trockene, ausgespannte Robbenhaut zanken; so oft sie bei diesem Zank mit der Faust auf das Fell schlagen, gibt es einen Donnerschlag; wenn nun von dem Streit das Haus zusammenstürzt und die brennenden Scheiter niederfallen, so entsteht der Blitz. Auch der Regen findet seine genügende Erklärung: die Seelen wohnen im Himmel, am Rande eines mit Dämmen umgebenen See's. Wenn dieser See schwillt, dass sein Wasser über die Dämme tritt, so bildet das überlaufende den Regen. Auch in ihren Traditionen finden wir einen Adam, einen Noah und eine Sündfluth. Kollak hiess der erste Mensch, aus dessen Daumen die Frau entstand, von welcher alle Menschen abstammen. Als nach langen Jahren die Erde in's Meer sank, blieb nur ein Mann übrig, welcher die neue Generation schuf. Einen Begriff von Seele haben sie auch, allein sie glauben an zwei, die jeder Mensch besitzt: diese sind der Schatten und der Athem; beide sind vielen Beschädigungen ausgesetzt, können jedoch durch die Zauberer ausgebessert werden. Die Seelen wandern zum Theil in andere Körper, zum Theil werden sie in den Himmel versetzt, wo sie eines ewigen Wohllebens geniessen; doch ist dahin eine gefährliche Reise zu bestehen: fünf Tage lange müssen sie über einen steilen Felsen hinabrutschen, welcher davon ganz blutig ist; um diese Fahrt nicht zu beunruhigen, müssen die Hinterbliebenen sich während derselben jeder geräuschvollen Arbeit enthalten. - Die Eskimo's haben dieselben Religions-Vorstellungen, wie die G.


Grosse Geist (der), der höchste Gott aller nordamerikanischen Völkerschaften; er hat Gewalt über alle andern Götter und Geister, kann alles Böse verhindern, aber nichts Böses thun; er betrachtet das Thun der Menschen, und nur die Guten haben sich seiner Gnade zu erfreuen. Er hat von Anfang Alles geordnet und geschaffen; er hat den rothen Häuten (Amerikanern) Jagd und Fischfang, den Weissen aber Arbeit ihrer Hände zum Lebensunterhalt bestimmt.


Grotta (Nord. M.), eine Wundermühle des Königs Frothi; sie hatte zwei so grosse Mühlsteine, dass Niemand im Stande war, sie umzudrehen; Alles aber, was man wollte, konnte man darauf mahlen. Nun liess, um sie in Bewegung zu setzen, der König zwei Mägde, Menja und Fenja, aus Schweden kommen; diese waren stark genug, mussten daher fast ohne Aufhören mahlen, und durften nur so lange ruhen, als der Kukuk nicht schreit. Als der Seekönig Mysingr kam, mahlten sie dem Frothi ein Heer; dieses war aber nicht stark genug, ward überwunden, und das Land des fremden Königs Beute; er aber nahm nur die Schätze desselben und die Mühle mit sich auf sein Schiff und hiess die Mädchen Salz mahlen. Dieses thaten sie bis Mitternacht und frugen dann, ob er genug hätte; Mysingr hiess sie fortmahlen. Da mahlten sie noch einige Zeit, und siehe, von der Last sank das Schiff unter. An der Stelle aber fällt die See sprudelnd durch das ungeheure Mühlsteinloch, und dreht und bewegt sich noch, wie eine Mühle, aber von dem aufgelösten Salz ward die See salzig.


Gryne (Gr. M.), eine Amazone, Geliebte des Apollo. Von ihr stammt Gryneus, ein Beiname des Apollo, indem entweder durch sie, oder in der nach ihr benannten Stadt G. in Kleinasien ihm ein Tempel erbaut war.


Gryneus (Gr. M.), ein Centaur, der bei der Schlacht zwischen den Lapithen und Centauren einen Altar sammt dem Opferfeuer erhob, mitten in den Schwarm der Lapithen warf, und dadurch den Broteas und Oreus tödtete. Exadius bohrte ihm mit dem Geweih eines Hirsches, das er von der hölzernen Tragesäule des Hauses herabriss, die Augen aus.


Grynus (Gr. M.), Sohn des mysischen Eurypylus, Enkel des Telephus und der Astyoche. Sein Vater blieb, als Feind der Griechen gegen diese kämpfend; die Söhne der feindlichen Geschlechter waren Freunde, denn des Pyrrhus Sohn, Pergamus, stand ihm bei gegen seine Nachbarn, die ihn an der Thronbesteigung im väterlichen Reiche hindern wollten. Er erbaute eine Stadt Pergamus und einen Tempel des Apollo.


Guan (Ind. M.), der hohe Grad von Gelehrsamkeit, welchen die Braminen durch jahrelanges Studium aller ihrer Wissenschaften erlangen müssen, und wodurch sie eine sogenannte inspirirte Weisheit, ein Anschauen Gottes erhalten, bevor sie sich Pandit (s. d.) nennen dürfen.


Guboi (Slav. M.), Schutzgeist der Stadt Sarakowsk in Polen.


sich durch Hülfe der Zauberer und durch geheime, nur diesen bekannte Mittel dahin bringen, den Menschen Schutzgeister zu werden. Ein solcher Schutzgeist heisst dann Torngak, der grosse Geist aber, der Beherrscher aller Innuets und Torngaks, heisst Torngaseak, ihn fragen die Zauberer in Allem um Rath. Die Frau oder Mutter dieses grossen Geistes ist ein sehr gefürchtetes Wesen; sie ist die Tochter des Zauberers, welcher das Land Disko (Grönland) vom festen Lande abgerissen und hundert Meilen nach Norden geschoben hat; sie wohnt unter dem Meere und ist den Menschen dadurch sehr schädlich, dass sie die Seethiere an ihre Wohnung gefesselt hält. Dauert der Mangel zu lange Zeit, so muss ein Zauberer in ihren Palast und die Loslassung der Seethiere bewirken. Der unsichtbare Beherrscher des Weltalls – Silla oder Pirksoma – ist der unbegreifliche, allwissende, eigentliche Gott, doch ist ihm so wenig als einem andern Götzen eine Art Cultus geweiht. Die G. haben keine Religion, wenn man unter diesem Namen Gottesdienst, allgemeine, öffentliche, mit gewissen feierlichen Ceremonien verbundene Verehrung oder Anbetung eines höchsten Wesens versteht. Nur wenn ein junger Bursche den ersten Seehund gefangen, oder ein Rennthier geschossen hat, legen sie ein Stück Speck oder Fleisch, in einen Fetzen der Haut eingewickelt, unter einen Stein, als Opfer gewissermassen, um eine gute Jagd zu haben. Zur Zeit der Winter-Sonnenwende begehen sie ein lustiges Tanzfest, weil nun die Sonne bald wieder erscheint, und die Zeit der Jagd und des Fischfanges eintritt. Von den Traditionen sind einige merkwürdig, weil sie die Sitten des Volkes bezeichnen. Sonne und Mond sind Geschwister. Letzterer liebte seine Schwester, die überaus schön war, durfte aber diese verbotene Flamme nicht gestehen, daher kam er auf den Einfall, allemal im Winter bei ihren Spielen die Lampen zu verlöschen und seine Schwester zu liebkosen. Diese wollte wissen, wer ihr Liebhaber sei, machte sich daher die Hände russig, und bestrich ihm Gesicht und Kleider damit; nun kam sie mit Licht herein, erkannte ihren Bruder und entfloh; der Bruder zündete ein Büschel Moos an, um seinen Weg zu beleuchten und ihr zu folgen; das Moos aber erlosch, während sie mit ihrem Licht entkam und an den Himmel versetzt wurde. Der Mond verfolgt sie nun noch immer gleichfalls an dem Himmel, und die Flecken, welche er hat, sind die Russstreifen von ihrer Hand. Von seiner Jagd müde und hungrig, wird er immer magerer, bis er auf die Erde herabkommt (während des Neumonds) und sich so voll mit Speise pfropft, dass er so dick und fett wird, wie er zur Vollmondszeit ist. Sein Schein ist den Weibern, welchen er sehr nachstellt, höchst gefährlich, und nicht selten erscheinen bei jungen Mädchen sichtbare Zeichen seiner Neigung. Zur Zeit einer Mondsfinsterniss kommt er auf die Erde herab, um sich Hausgeräthe einzusammeln; dann verbirgt man Alles vor ihm, und die Männer tragen Kästen, Trommeln, Blechgefässe auf die Dächer und machen damit grossen Lärm, um ihn zu verscheuchen. Bei Sonnenfinsternissen gehen die Männer niemals aus, auch die Weiber nicht bei Mondsfinsternissen, weil dann das Nahen des Mondes am gefährlichsten ist. Die Sonnenfinsterniss bedeutet den Weltuntergang, daher die Frauen zur Zeit einer solchen die Hunde schlagen und in die Ohren kneifen, um zu hören, ob sie schreien; wenn das nicht der Fall ist, so waren sie aus Vorgefühl des Unterganges traurig, und achteten der kleinen Schmerzen nicht; schreien sie, so ist es eine gute Vorbedeutung: die Welt bleibt noch stehen, aber auf schwachen Füssen, denn die Stützen, welche sie tragen, sind sehr alt und schlecht, die Weisen, die Zauberer müssen immerfort daran flicken; sie bringen oft faules Holz von diesen Balken, auf denen die Erde ruht, mit an die Oberfläche derselben als Beweis für ihre Behauptung. Der Himmel ruht auf der Spitze eines Berges am Nordpol, um welchen er sich täglich dreht. Von der Sternkunde haben sie gar keinen Begriff, was um so auffallender ist, als die Gestirne während der langen, fast halbjährigen Nacht das einzige Mittel zur Zeitbestimmung bieten; vom Donner und Blitz sind sie dagegen sehr gut unterrichtet: diese entstehen nämlich daher, dass zwei alte Weiber, welche eine Holzhütte im Himmel bewohnen, sich um eine trockene, ausgespannte Robbenhaut zanken; so oft sie bei diesem Zank mit der Faust auf das Fell schlagen, gibt es einen Donnerschlag; wenn nun von dem Streit das Haus zusammenstürzt und die brennenden Scheiter niederfallen, so entsteht der Blitz. Auch der Regen findet seine genügende Erklärung: die Seelen wohnen im Himmel, am Rande eines mit Dämmen umgebenen See's. Wenn dieser See schwillt, dass sein Wasser über die Dämme tritt, so bildet das überlaufende den Regen. Auch in ihren Traditionen finden wir einen Adam, einen Noah und eine Sündfluth. Kollak hiess der erste Mensch, aus dessen Daumen die Frau entstand, von welcher alle Menschen abstammen. Als nach langen Jahren die Erde in's Meer sank, blieb nur ein Mann übrig, welcher die neue Generation schuf. Einen Begriff von Seele haben sie auch, allein sie glauben an zwei, die jeder Mensch besitzt: diese sind der Schatten und der Athem; beide sind vielen Beschädigungen ausgesetzt, können jedoch durch die Zauberer ausgebessert werden. Die Seelen wandern zum Theil in andere Körper, zum Theil werden sie in den Himmel versetzt, wo sie eines ewigen Wohllebens geniessen; doch ist dahin eine gefährliche Reise zu bestehen: fünf Tage lange müssen sie über einen steilen Felsen hinabrutschen, welcher davon ganz blutig ist; um diese Fahrt nicht zu beunruhigen, müssen die Hinterbliebenen sich während derselben jeder geräuschvollen Arbeit enthalten. – Die Eskimo's haben dieselben Religions-Vorstellungen, wie die G.


Grosse Geist (der), der höchste Gott aller nordamerikanischen Völkerschaften; er hat Gewalt über alle andern Götter und Geister, kann alles Böse verhindern, aber nichts Böses thun; er betrachtet das Thun der Menschen, und nur die Guten haben sich seiner Gnade zu erfreuen. Er hat von Anfang Alles geordnet und geschaffen; er hat den rothen Häuten (Amerikanern) Jagd und Fischfang, den Weissen aber Arbeit ihrer Hände zum Lebensunterhalt bestimmt.


Grotta (Nord. M.), eine Wundermühle des Königs Frothi; sie hatte zwei so grosse Mühlsteine, dass Niemand im Stande war, sie umzudrehen; Alles aber, was man wollte, konnte man darauf mahlen. Nun liess, um sie in Bewegung zu setzen, der König zwei Mägde, Menja und Fenja, aus Schweden kommen; diese waren stark genug, mussten daher fast ohne Aufhören mahlen, und durften nur so lange ruhen, als der Kukuk nicht schreit. Als der Seekönig Mysingr kam, mahlten sie dem Frothi ein Heer; dieses war aber nicht stark genug, ward überwunden, und das Land des fremden Königs Beute; er aber nahm nur die Schätze desselben und die Mühle mit sich auf sein Schiff und hiess die Mädchen Salz mahlen. Dieses thaten sie bis Mitternacht und frugen dann, ob er genug hätte; Mysingr hiess sie fortmahlen. Da mahlten sie noch einige Zeit, und siehe, von der Last sank das Schiff unter. An der Stelle aber fällt die See sprudelnd durch das ungeheure Mühlsteinloch, und dreht und bewegt sich noch, wie eine Mühle, aber von dem aufgelösten Salz ward die See salzig.


Gryne (Gr. M.), eine Amazone, Geliebte des Apollo. Von ihr stammt Gryneus, ein Beiname des Apollo, indem entweder durch sie, oder in der nach ihr benannten Stadt G. in Kleinasien ihm ein Tempel erbaut war.


Gryneus (Gr. M.), ein Centaur, der bei der Schlacht zwischen den Lapithen und Centauren einen Altar sammt dem Opferfeuer erhob, mitten in den Schwarm der Lapithen warf, und dadurch den Broteas und Oreus tödtete. Exadius bohrte ihm mit dem Geweih eines Hirsches, das er von der hölzernen Tragesäule des Hauses herabriss, die Augen aus.


Grynus (Gr. M.), Sohn des mysischen Eurypylus, Enkel des Telephus und der Astyoche. Sein Vater blieb, als Feind der Griechen gegen diese kämpfend; die Söhne der feindlichen Geschlechter waren Freunde, denn des Pyrrhus Sohn, Pergamus, stand ihm bei gegen seine Nachbarn, die ihn an der Thronbesteigung im väterlichen Reiche hindern wollten. Er erbaute eine Stadt Pergamus und einen Tempel des Apollo.


Guan (Ind. M.), der hohe Grad von Gelehrsamkeit, welchen die Braminen durch jahrelanges Studium aller ihrer Wissenschaften erlangen müssen, und wodurch sie eine sogenannte inspirirte Weisheit, ein Anschauen Gottes erhalten, bevor sie sich Pandit (s. d.) nennen dürfen.


Guboi (Slav. M.), Schutzgeist der Stadt Sarakowsk in Polen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0294" n="224"/>
sich durch Hülfe der Zauberer und durch geheime, nur diesen bekannte Mittel dahin bringen, den Menschen Schutzgeister zu werden. Ein solcher Schutzgeist heisst dann Torngak, der grosse Geist aber, der Beherrscher aller Innuets und Torngaks, heisst Torngaseak, ihn fragen die Zauberer in Allem um Rath. Die Frau oder Mutter dieses grossen Geistes ist ein sehr gefürchtetes Wesen; sie ist die Tochter des Zauberers, welcher das Land Disko (Grönland) vom festen Lande abgerissen und hundert Meilen nach Norden geschoben hat; sie wohnt unter dem Meere und ist den Menschen dadurch sehr schädlich, dass sie die Seethiere an ihre Wohnung gefesselt hält. Dauert der Mangel zu lange Zeit, so muss ein Zauberer in ihren Palast und die Loslassung der Seethiere bewirken. Der unsichtbare Beherrscher des Weltalls &#x2013; Silla oder Pirksoma &#x2013; ist der unbegreifliche, allwissende, eigentliche Gott, doch ist ihm so wenig als einem andern Götzen eine Art Cultus geweiht. Die G. haben keine Religion, wenn man unter diesem Namen Gottesdienst, allgemeine, öffentliche, mit gewissen feierlichen Ceremonien verbundene Verehrung oder Anbetung eines höchsten Wesens versteht. Nur wenn ein junger Bursche den ersten Seehund gefangen, oder ein Rennthier geschossen hat, legen sie ein Stück Speck oder Fleisch, in einen Fetzen der Haut eingewickelt, unter einen Stein, als Opfer gewissermassen, um eine gute Jagd zu haben. Zur Zeit der Winter-Sonnenwende begehen sie ein lustiges Tanzfest, weil nun die Sonne bald wieder erscheint, und die Zeit der Jagd und des Fischfanges eintritt. Von den Traditionen sind einige merkwürdig, weil sie die Sitten des Volkes bezeichnen. Sonne und Mond sind Geschwister. Letzterer liebte seine Schwester, die überaus schön war, durfte aber diese verbotene Flamme nicht gestehen, daher kam er auf den Einfall, allemal im Winter bei ihren Spielen die Lampen zu verlöschen und seine Schwester zu liebkosen. Diese wollte wissen, wer ihr Liebhaber sei, machte sich daher die Hände russig, und bestrich ihm Gesicht und Kleider damit; nun kam sie mit Licht herein, erkannte ihren Bruder und entfloh; der Bruder zündete ein Büschel Moos an, um seinen Weg zu beleuchten und ihr zu folgen; das Moos aber erlosch, während sie mit ihrem Licht entkam und an den Himmel versetzt wurde. Der Mond verfolgt sie nun noch immer gleichfalls an dem Himmel, und die Flecken, welche er hat, sind die Russstreifen von ihrer Hand. Von seiner Jagd müde und hungrig, wird er immer magerer, bis er auf die Erde herabkommt (während des Neumonds) und sich so voll mit Speise pfropft, dass er so dick und fett wird, wie er zur Vollmondszeit ist. Sein Schein ist den Weibern, welchen er sehr nachstellt, höchst gefährlich, und nicht selten erscheinen bei jungen Mädchen sichtbare Zeichen seiner Neigung. Zur Zeit einer Mondsfinsterniss kommt er auf die Erde herab, um sich Hausgeräthe einzusammeln; dann verbirgt man Alles vor ihm, und die Männer tragen Kästen, Trommeln, Blechgefässe auf die Dächer und machen damit grossen Lärm, um ihn zu verscheuchen. Bei Sonnenfinsternissen gehen die Männer niemals aus, auch die Weiber nicht bei Mondsfinsternissen, weil dann das Nahen des Mondes am gefährlichsten ist. Die Sonnenfinsterniss bedeutet den Weltuntergang, daher die Frauen zur Zeit einer solchen die Hunde schlagen und in die Ohren kneifen, um zu hören, ob sie schreien; wenn das nicht der Fall ist, so waren sie aus Vorgefühl des Unterganges traurig, und achteten der kleinen Schmerzen nicht; schreien sie, so ist es eine gute Vorbedeutung: die Welt bleibt noch stehen, aber auf schwachen Füssen, denn die Stützen, welche sie tragen, sind sehr alt und schlecht, die Weisen, die Zauberer müssen immerfort daran flicken; sie bringen oft faules Holz von diesen Balken, auf denen die Erde ruht, mit an die Oberfläche derselben als Beweis für ihre Behauptung. Der Himmel ruht auf der Spitze eines Berges am Nordpol, um welchen er sich täglich dreht. Von der Sternkunde haben sie gar keinen Begriff, was um so auffallender ist, als die Gestirne während der langen, fast halbjährigen Nacht das einzige Mittel zur Zeitbestimmung bieten; vom Donner und Blitz sind sie dagegen sehr gut unterrichtet: diese entstehen nämlich daher, dass zwei alte Weiber, welche eine Holzhütte im Himmel bewohnen, sich um eine trockene, ausgespannte Robbenhaut zanken; so oft sie bei diesem Zank mit der Faust auf das Fell schlagen, gibt es einen Donnerschlag; wenn nun von dem Streit das Haus zusammenstürzt und die brennenden Scheiter niederfallen, so entsteht der Blitz. Auch der Regen findet seine genügende Erklärung: die Seelen wohnen im Himmel, am Rande eines mit Dämmen umgebenen See's. Wenn dieser See schwillt, dass sein Wasser über die Dämme tritt, so bildet das überlaufende den Regen. Auch in ihren Traditionen finden wir einen Adam, einen Noah und eine Sündfluth. Kollak hiess der erste Mensch, aus dessen Daumen die Frau entstand, von welcher alle Menschen abstammen. Als nach langen Jahren die Erde in's Meer sank, blieb nur ein Mann übrig, welcher die neue Generation schuf. Einen Begriff von Seele haben sie auch, allein sie glauben an zwei, die jeder Mensch besitzt: diese sind der Schatten und der Athem; beide sind vielen Beschädigungen ausgesetzt, können jedoch durch die Zauberer ausgebessert werden. Die Seelen wandern zum Theil in andere Körper, zum Theil werden sie in den Himmel versetzt, wo sie eines ewigen Wohllebens geniessen; doch ist dahin eine gefährliche Reise zu bestehen: fünf Tage lange müssen sie über einen steilen Felsen hinabrutschen, welcher davon ganz blutig ist; um diese Fahrt nicht zu beunruhigen, müssen die Hinterbliebenen sich während derselben jeder geräuschvollen Arbeit enthalten. &#x2013; Die Eskimo's haben dieselben Religions-Vorstellungen, wie die G.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Grosse Geist</hi> (der), der höchste Gott aller nordamerikanischen Völkerschaften; er hat Gewalt über alle andern Götter und Geister, kann alles Böse verhindern, aber nichts Böses thun; er betrachtet das Thun der Menschen, und nur die Guten haben sich seiner Gnade zu erfreuen. Er hat von Anfang Alles geordnet und geschaffen; er hat den rothen Häuten (Amerikanern) Jagd und Fischfang, den Weissen aber Arbeit ihrer Hände zum Lebensunterhalt bestimmt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Grotta</hi> (Nord. M.), eine Wundermühle des Königs Frothi; sie hatte zwei so grosse Mühlsteine, dass Niemand im Stande war, sie umzudrehen; Alles aber, was man wollte, konnte man darauf mahlen. Nun liess, um sie in Bewegung zu setzen, der König zwei Mägde, Menja und Fenja, aus Schweden kommen; diese waren stark genug, mussten daher fast ohne Aufhören mahlen, und durften nur so lange ruhen, als der Kukuk nicht schreit. Als der Seekönig Mysingr kam, mahlten sie dem Frothi ein Heer; dieses war aber nicht stark genug, ward überwunden, und das Land des fremden Königs Beute; er aber nahm nur die Schätze desselben und die Mühle mit sich auf sein Schiff und hiess die Mädchen Salz mahlen. Dieses thaten sie bis Mitternacht und frugen dann, ob er genug hätte; Mysingr hiess sie fortmahlen. Da mahlten sie noch einige Zeit, und siehe, von der Last sank das Schiff unter. An der Stelle aber fällt die See sprudelnd durch das ungeheure Mühlsteinloch, und dreht und bewegt sich noch, wie eine Mühle, aber von dem aufgelösten Salz ward die See salzig.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gryne</hi> (Gr. M.), eine Amazone, Geliebte des Apollo. Von ihr stammt <hi rendition="#g">Gryneus</hi>, ein Beiname des Apollo, indem entweder durch sie, oder in der nach ihr benannten Stadt G. in Kleinasien ihm ein Tempel erbaut war.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gryneus</hi> (Gr. M.), ein Centaur, der bei der Schlacht zwischen den Lapithen und Centauren einen Altar sammt dem Opferfeuer erhob, mitten in den Schwarm der Lapithen warf, und dadurch den Broteas und Oreus tödtete. Exadius bohrte ihm mit dem Geweih eines Hirsches, das er von der hölzernen Tragesäule des Hauses herabriss, die Augen aus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Grynus</hi> (Gr. M.), Sohn des mysischen Eurypylus, Enkel des Telephus und der Astyoche. Sein Vater blieb, als Feind der Griechen gegen diese kämpfend; die Söhne der feindlichen Geschlechter waren Freunde, denn des Pyrrhus Sohn, Pergamus, stand ihm bei gegen seine Nachbarn, die ihn an der Thronbesteigung im väterlichen Reiche hindern wollten. Er erbaute eine Stadt Pergamus und einen Tempel des Apollo.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Guan</hi> (Ind. M.), der hohe Grad von Gelehrsamkeit, welchen die Braminen durch jahrelanges Studium aller ihrer Wissenschaften erlangen müssen, und wodurch sie eine sogenannte inspirirte Weisheit, ein Anschauen Gottes erhalten, bevor sie sich Pandit (s. d.) nennen dürfen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Guboi</hi> (Slav. M.), Schutzgeist der Stadt Sarakowsk in Polen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0294] sich durch Hülfe der Zauberer und durch geheime, nur diesen bekannte Mittel dahin bringen, den Menschen Schutzgeister zu werden. Ein solcher Schutzgeist heisst dann Torngak, der grosse Geist aber, der Beherrscher aller Innuets und Torngaks, heisst Torngaseak, ihn fragen die Zauberer in Allem um Rath. Die Frau oder Mutter dieses grossen Geistes ist ein sehr gefürchtetes Wesen; sie ist die Tochter des Zauberers, welcher das Land Disko (Grönland) vom festen Lande abgerissen und hundert Meilen nach Norden geschoben hat; sie wohnt unter dem Meere und ist den Menschen dadurch sehr schädlich, dass sie die Seethiere an ihre Wohnung gefesselt hält. Dauert der Mangel zu lange Zeit, so muss ein Zauberer in ihren Palast und die Loslassung der Seethiere bewirken. Der unsichtbare Beherrscher des Weltalls – Silla oder Pirksoma – ist der unbegreifliche, allwissende, eigentliche Gott, doch ist ihm so wenig als einem andern Götzen eine Art Cultus geweiht. Die G. haben keine Religion, wenn man unter diesem Namen Gottesdienst, allgemeine, öffentliche, mit gewissen feierlichen Ceremonien verbundene Verehrung oder Anbetung eines höchsten Wesens versteht. Nur wenn ein junger Bursche den ersten Seehund gefangen, oder ein Rennthier geschossen hat, legen sie ein Stück Speck oder Fleisch, in einen Fetzen der Haut eingewickelt, unter einen Stein, als Opfer gewissermassen, um eine gute Jagd zu haben. Zur Zeit der Winter-Sonnenwende begehen sie ein lustiges Tanzfest, weil nun die Sonne bald wieder erscheint, und die Zeit der Jagd und des Fischfanges eintritt. Von den Traditionen sind einige merkwürdig, weil sie die Sitten des Volkes bezeichnen. Sonne und Mond sind Geschwister. Letzterer liebte seine Schwester, die überaus schön war, durfte aber diese verbotene Flamme nicht gestehen, daher kam er auf den Einfall, allemal im Winter bei ihren Spielen die Lampen zu verlöschen und seine Schwester zu liebkosen. Diese wollte wissen, wer ihr Liebhaber sei, machte sich daher die Hände russig, und bestrich ihm Gesicht und Kleider damit; nun kam sie mit Licht herein, erkannte ihren Bruder und entfloh; der Bruder zündete ein Büschel Moos an, um seinen Weg zu beleuchten und ihr zu folgen; das Moos aber erlosch, während sie mit ihrem Licht entkam und an den Himmel versetzt wurde. Der Mond verfolgt sie nun noch immer gleichfalls an dem Himmel, und die Flecken, welche er hat, sind die Russstreifen von ihrer Hand. Von seiner Jagd müde und hungrig, wird er immer magerer, bis er auf die Erde herabkommt (während des Neumonds) und sich so voll mit Speise pfropft, dass er so dick und fett wird, wie er zur Vollmondszeit ist. Sein Schein ist den Weibern, welchen er sehr nachstellt, höchst gefährlich, und nicht selten erscheinen bei jungen Mädchen sichtbare Zeichen seiner Neigung. Zur Zeit einer Mondsfinsterniss kommt er auf die Erde herab, um sich Hausgeräthe einzusammeln; dann verbirgt man Alles vor ihm, und die Männer tragen Kästen, Trommeln, Blechgefässe auf die Dächer und machen damit grossen Lärm, um ihn zu verscheuchen. Bei Sonnenfinsternissen gehen die Männer niemals aus, auch die Weiber nicht bei Mondsfinsternissen, weil dann das Nahen des Mondes am gefährlichsten ist. Die Sonnenfinsterniss bedeutet den Weltuntergang, daher die Frauen zur Zeit einer solchen die Hunde schlagen und in die Ohren kneifen, um zu hören, ob sie schreien; wenn das nicht der Fall ist, so waren sie aus Vorgefühl des Unterganges traurig, und achteten der kleinen Schmerzen nicht; schreien sie, so ist es eine gute Vorbedeutung: die Welt bleibt noch stehen, aber auf schwachen Füssen, denn die Stützen, welche sie tragen, sind sehr alt und schlecht, die Weisen, die Zauberer müssen immerfort daran flicken; sie bringen oft faules Holz von diesen Balken, auf denen die Erde ruht, mit an die Oberfläche derselben als Beweis für ihre Behauptung. Der Himmel ruht auf der Spitze eines Berges am Nordpol, um welchen er sich täglich dreht. Von der Sternkunde haben sie gar keinen Begriff, was um so auffallender ist, als die Gestirne während der langen, fast halbjährigen Nacht das einzige Mittel zur Zeitbestimmung bieten; vom Donner und Blitz sind sie dagegen sehr gut unterrichtet: diese entstehen nämlich daher, dass zwei alte Weiber, welche eine Holzhütte im Himmel bewohnen, sich um eine trockene, ausgespannte Robbenhaut zanken; so oft sie bei diesem Zank mit der Faust auf das Fell schlagen, gibt es einen Donnerschlag; wenn nun von dem Streit das Haus zusammenstürzt und die brennenden Scheiter niederfallen, so entsteht der Blitz. Auch der Regen findet seine genügende Erklärung: die Seelen wohnen im Himmel, am Rande eines mit Dämmen umgebenen See's. Wenn dieser See schwillt, dass sein Wasser über die Dämme tritt, so bildet das überlaufende den Regen. Auch in ihren Traditionen finden wir einen Adam, einen Noah und eine Sündfluth. Kollak hiess der erste Mensch, aus dessen Daumen die Frau entstand, von welcher alle Menschen abstammen. Als nach langen Jahren die Erde in's Meer sank, blieb nur ein Mann übrig, welcher die neue Generation schuf. Einen Begriff von Seele haben sie auch, allein sie glauben an zwei, die jeder Mensch besitzt: diese sind der Schatten und der Athem; beide sind vielen Beschädigungen ausgesetzt, können jedoch durch die Zauberer ausgebessert werden. Die Seelen wandern zum Theil in andere Körper, zum Theil werden sie in den Himmel versetzt, wo sie eines ewigen Wohllebens geniessen; doch ist dahin eine gefährliche Reise zu bestehen: fünf Tage lange müssen sie über einen steilen Felsen hinabrutschen, welcher davon ganz blutig ist; um diese Fahrt nicht zu beunruhigen, müssen die Hinterbliebenen sich während derselben jeder geräuschvollen Arbeit enthalten. – Die Eskimo's haben dieselben Religions-Vorstellungen, wie die G. Grosse Geist (der), der höchste Gott aller nordamerikanischen Völkerschaften; er hat Gewalt über alle andern Götter und Geister, kann alles Böse verhindern, aber nichts Böses thun; er betrachtet das Thun der Menschen, und nur die Guten haben sich seiner Gnade zu erfreuen. Er hat von Anfang Alles geordnet und geschaffen; er hat den rothen Häuten (Amerikanern) Jagd und Fischfang, den Weissen aber Arbeit ihrer Hände zum Lebensunterhalt bestimmt. Grotta (Nord. M.), eine Wundermühle des Königs Frothi; sie hatte zwei so grosse Mühlsteine, dass Niemand im Stande war, sie umzudrehen; Alles aber, was man wollte, konnte man darauf mahlen. Nun liess, um sie in Bewegung zu setzen, der König zwei Mägde, Menja und Fenja, aus Schweden kommen; diese waren stark genug, mussten daher fast ohne Aufhören mahlen, und durften nur so lange ruhen, als der Kukuk nicht schreit. Als der Seekönig Mysingr kam, mahlten sie dem Frothi ein Heer; dieses war aber nicht stark genug, ward überwunden, und das Land des fremden Königs Beute; er aber nahm nur die Schätze desselben und die Mühle mit sich auf sein Schiff und hiess die Mädchen Salz mahlen. Dieses thaten sie bis Mitternacht und frugen dann, ob er genug hätte; Mysingr hiess sie fortmahlen. Da mahlten sie noch einige Zeit, und siehe, von der Last sank das Schiff unter. An der Stelle aber fällt die See sprudelnd durch das ungeheure Mühlsteinloch, und dreht und bewegt sich noch, wie eine Mühle, aber von dem aufgelösten Salz ward die See salzig. Gryne (Gr. M.), eine Amazone, Geliebte des Apollo. Von ihr stammt Gryneus, ein Beiname des Apollo, indem entweder durch sie, oder in der nach ihr benannten Stadt G. in Kleinasien ihm ein Tempel erbaut war. Gryneus (Gr. M.), ein Centaur, der bei der Schlacht zwischen den Lapithen und Centauren einen Altar sammt dem Opferfeuer erhob, mitten in den Schwarm der Lapithen warf, und dadurch den Broteas und Oreus tödtete. Exadius bohrte ihm mit dem Geweih eines Hirsches, das er von der hölzernen Tragesäule des Hauses herabriss, die Augen aus. Grynus (Gr. M.), Sohn des mysischen Eurypylus, Enkel des Telephus und der Astyoche. Sein Vater blieb, als Feind der Griechen gegen diese kämpfend; die Söhne der feindlichen Geschlechter waren Freunde, denn des Pyrrhus Sohn, Pergamus, stand ihm bei gegen seine Nachbarn, die ihn an der Thronbesteigung im väterlichen Reiche hindern wollten. Er erbaute eine Stadt Pergamus und einen Tempel des Apollo. Guan (Ind. M.), der hohe Grad von Gelehrsamkeit, welchen die Braminen durch jahrelanges Studium aller ihrer Wissenschaften erlangen müssen, und wodurch sie eine sogenannte inspirirte Weisheit, ein Anschauen Gottes erhalten, bevor sie sich Pandit (s. d.) nennen dürfen. Guboi (Slav. M.), Schutzgeist der Stadt Sarakowsk in Polen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/294
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/294>, abgerufen am 22.12.2024.