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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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gegründet und benannt wurde. Er soll sich mit seinen Brüdern nach Thessalien begeben haben, um seines Grossvaters Hypseus Reich in Besitz zu nehmen.


Autolaus (Gr. M.), Sohn des Arcas, des Stammhelden der Arcadier, von einer Nymphe, ein tüchtiger Jäger; er durchstrich die telphussischen Felder und fand dort den Aesculap, von Schlangen umspielt; an dem Scheine, der sein Haupt umgab, erkannte er ihn für einen Göttersohn, nahm ihn auf, und wandte allen Fleiss auf seine Erziehung, bis er ihn später dem Centauren Chiron übergab.


Autoleon (Gr. M.), Anführer der Heeresmacht von Croton in Unteritalien. Die Locrer in Italien hielten den Ajax, des Oileus Sohn (s. d.), für den ersten Heroen ihrer Nation, und desshalb liessen sie in der Mitte ihrer Schlachtordnung stets einen Platz für diesen Helden offen. A. nun wollte, als die Crotaniaten und Locrer im Kriege lagen, die Schwache, die sich dadurch in der Stellung der Feinde ergab, benutzen und hier einzudringen versuchen; allein der Schatten des Ajax verwundete ihn schwer in der Hüfte; und die Verletzung heilte jahrelang nicht, bis er auf der Insel Lerce dem Helden ein Opfer gebracht hatte.


Autolycus (Gr. M.), ein griechischer Held, durch ausgezeichnete Schlauheit hoch berühmt, entweder der Sohn des Mercur oder des Dädalion, und entweder der Chione oder der Philonis, oder der Telauge, Gemahl der Amphithea, oder der Neära, Vater der Anticlea, der Mutter des Ulysses, und des Aesimus, Vaters des Sinon; seinen Wohnsitz hatte er am Parnass. - Dem Sisyphus trieb er seine Schafheerden hinweg; dieser jedoch, der seine Thiere an den Füssen bezeichnet hatte, erkannte sie wieder und holte sie zurück. Bei dieser Gelegenheit sollte, nach einer sehr späten Erdichtung, Anticlea den Ulyss von Sisyphus empfangen haben. A. raubte ferner die Rinder des Iphitus, und den berühmten ledernen Helm des Amyntor aus Eleon; auch besass er die Gabe, sich selbst und die gestohlenen Gegenstände zu verwandeln. Den Hercules unterrichtete er im Ringen. - Manche haben ihn mit einem andern A. verwechselt, der ein Sohn des Deimachus aus Thessalien war, und sich zuerst an den Zug des Hercules gegen die Amazonen, dann an den Argonauten-Zug anschloss.


Autolyte (Gr. M.), die Frau eines Bürgers aus Metapontum, welcher die unglückliche, mit ihren beiden von Neptun empfangenen Söhnen verstossene Arne aufnahm. Eifersucht reizte die A. zu wiederholten Ungerechtigkeiten, so dass endlich der Arne Kinder, Böotus und Aeolus, sie schlugen, und sich dann wegen dieses Verbrechens flüchtig machten.


Automatia (Gr. M.), Beiname der Fortuna (s. d.), insofern sie ohne Zuthun und Verdienst der Menschen Alles lenkt. Timoleon hatte ihr in seinem Hause in Syracus ein Heiligthum geweiht und schrieb ihr in edler Bescheidenheit das Verdienst seiner Thaten zu.


Automedon (Gr. M.), Sohn des Diores (des Sohnes von Amarynceus, Königs von Buprasion), welcher mit zehn Schiffen von Scyros gegen Troja zog. Er scheint Wagenführer des Achilles geworden, und zugleich der, Vertraute des Patrocles gewesen zu sein. Als muthigen Helden charakterisiert ihn besonders sein Kampf mit dem Aretus und sein kühnes Hervortreten bei der Stürmung der Feste Ilium.


Automedusa (Gr. M.), Tochter des Alcathous, Sohnes des Pelops und der Pyrgo, Gemahlin des Iphicles, des Halbbruders des Hercules. Der aus dieser Verbindung hervorgegangene Spross hiess Iolaus, und ward der beständige und untrennbare Gefährte des eben genannten Helden.


Autonoe (Gr. M.), 1) Tochter des phönicischen Helden Cadmus und der Harmonia; sie vermählte sich mit Aristäus und ward durch ihn Mutter des Polydorus und Actäon. Des unglücklichen Pentheus Ende soll sie mit ihrer Schwester Agave, dessen Mutter, in bacchantischer Raserei herbeigeführt haben, indem sie ihn für einen wilden Eber hielt, ihn mit ihren Gefährtinnen überfiel und zerriss. - 2) A., der Argonauten Cepheus Tochter, welche bei Mantinea begraben sein sollte und sonst Antinoe genannt wird. - 3) A., des Pireus Tochter, Geliebte des Hercules und von ihm Mutter des Palämon.


Autonous (Gr. M.), 1) ein Troer, von Patroclus erlegt. - 2) A., Gemahl der Hippodamea, Vater der Acanthis (s. d.).


Auxesia (Gr. M.), "die Wachsthumgeberin", eine mythische Jungfrau, welche mit einer Freundin Damia aus Creta nach Trözen kam und daselbst in einem Volksaufstande gesteinigt wurde. Eine Hungersnoth überzog darauf das Land, welche nicht aufhörte, bis man auf des Orakels Befehl diesen Jungfrauen zwei Bildsäulen, und zwar ans seinem Oelbaumholze, setzte und ihnen auch ein eigenes Fest, die Lithobolien, stiftete. Die Athener wollten diese Bilder von der Insel Aegina, wo sie später aufgestellt waren, in ihre Stadt bringen; und da die Aegineten sich weigerten, sie abzutreten, schlangen die Athener Stricke um die Bildsäulen, um sie von ihrem Standorte zu ziehen; da fielen die Bilder auf die Kniee und blieben nachmals in dieser Stellung. Wahrscheinlich sind A. und Damia Eins mit Proserpina und Ceres.


Auxo . In den ältesten Zeiten kannte man in Athen nur zwei Grazien: A., d. h. Wachsthummehrerin, und Hegemone, Führerin. - Auch eine der Horen, Tochter des Jupiter und der Thetis, führte den Namen A.; die andern hiessen Dice, Irene, Thallo, Carpo, Titanis, Eunomia, Pherusa, Euporia, Orthosia.


Auxtheias Wisagist (Slav. M.), ein dem frühesten Heidenthume der Polen und Schlesier angehöriger Gott, von welchem man vermuthet, dass er das höchste Wesen, den obersten Lenker der Dinge bedeutet habe.


Avaddon (Talmud. M.), die Wohnung im untersten Raume der Hölle; alle Unreinigkeit, welche die Hölle in sich aufnimmt und an sich zieht, fällt dort hinunter; das Gift der Schlange, welche sich mit der Eva vermischt hat, liegt daselbst, und die unreinen Seelen sind dahin verwiesen.


Avadoutos (Ind. M.), Fakirs, welche, fast ganz nackend an den Flüssen umher liegend, für heilig gehalten werden. Man bringt ihnen Lebensmittel im Ueberfluss, indem, was ihnen gegeben, als den Göttern geopfert angesehen wird. Fehlt es ihnen an irgend etwas, so gehen sie in das nächste Haus, strecken die Hand aus, und alsbald wird jeder ihrer Wünsche befriedigt.


Avatar (Ind. M.), die Verkörperung irgend eines Gottes in Gestalt eines erdgebornen Wesens, nicht bloss in der eines Menschen. Vorzugsweise heissen die zehn Verkörperungen des Wischnu so.


Aventina (Röm. M.), Beiname der Diana in Rom, von ihrem Tempel auf dem aventinischen Hügel. Derselbe war nach dem ersten Bündniss zwischen den Römern und Latinern unter Servius Tullius auf gemeinschaftliche Kosten erbaut worden. Am Eingange waren die Hörner einer ausserordentlich grossen und schönen Kuh befestigt, zum Andenken an folgende Begebenheit: Von einer sehr schönen Kuh, welche ein Sabiner aufgezogen, hatte das Orakel gesagt: wer dieselbe der Diana opfern würde, dessen Nation solle die Oberherrschaft erlangen. Der Sabiner führte nun das Thier auf den aventinischen Berg, und war im Begriff, das Opfer zu verrichten, als der römische Oberpriester ihn erinnerte, dass es unschicklich und der Göttin unangenehm sei, wenn er die Kuh opfere, ohne sich vorher in der Tiber gewaschen zu haben. Der bethörte Sabiner ging, und der Römer opferte das Thier, so seiner Nation die Oberherrschaft zu versichern hoffend.


Aventinus (Röm. M.), Sohn des Hercules und der Rhea, war im Kampfe der Latiner gegen Aeneas auf des Turnus Seite; seine Schaar führte Wurfspiesse und mit Stacheln besetzte Speere und längliche Dolche; er selbst trug eine Löwenhaut als Panzer, deren Mähne ihn umflatterte, deren zahniger Rachen sein Haupt bedeckte.


Aventiure, ursprünglich das lateinische adventura, woraus auch das deutsche Abenteuer geworden, wird im Nibelungen-Liede noch rein sächlich, für Capitel oder Abschnitt der Erzählung, gebraucht, wurde aber dann von den Minnesängern des 13. Jahrhunderts personificirt, welche eine Frau A. über Land zu des Sängers Hütte ziehen lassen, wo sie anklopft und Einlass begehrt, und nun die Muse ist, die ihn zum Heldengesange begeistert. Ein solcher Dichter stellt eine Erscheinung der Frau Aventiure im Wald auf blühender Aue dar; sie war als Frau Ehren-Bote durch das Land zu Königen und Fürsten gewandert, und stattet Bericht ab; einen goldenen Ring an der Finger steckend verschwindet sie.


Avernus (Röm. M.), ein See in Unteritalien, nahe bei Bajä, welcher ehemals, als den Göttern der Unterwelt

gegründet und benannt wurde. Er soll sich mit seinen Brüdern nach Thessalien begeben haben, um seines Grossvaters Hypseus Reich in Besitz zu nehmen.


Autolaus (Gr. M.), Sohn des Arcas, des Stammhelden der Arcadier, von einer Nymphe, ein tüchtiger Jäger; er durchstrich die telphussischen Felder und fand dort den Aesculap, von Schlangen umspielt; an dem Scheine, der sein Haupt umgab, erkannte er ihn für einen Göttersohn, nahm ihn auf, und wandte allen Fleiss auf seine Erziehung, bis er ihn später dem Centauren Chiron übergab.


Autoleon (Gr. M.), Anführer der Heeresmacht von Croton in Unteritalien. Die Locrer in Italien hielten den Ajax, des Oileus Sohn (s. d.), für den ersten Heroën ihrer Nation, und desshalb liessen sie in der Mitte ihrer Schlachtordnung stets einen Platz für diesen Helden offen. A. nun wollte, als die Crotaniaten und Locrer im Kriege lagen, die Schwache, die sich dadurch in der Stellung der Feinde ergab, benutzen und hier einzudringen versuchen; allein der Schatten des Ajax verwundete ihn schwer in der Hüfte; und die Verletzung heilte jahrelang nicht, bis er auf der Insel Lerce dem Helden ein Opfer gebracht hatte.


Autolycus (Gr. M.), ein griechischer Held, durch ausgezeichnete Schlauheit hoch berühmt, entweder der Sohn des Mercur oder des Dädalion, und entweder der Chione oder der Philonis, oder der Telauge, Gemahl der Amphithea, oder der Neära, Vater der Anticlea, der Mutter des Ulysses, und des Aesimus, Vaters des Sinon; seinen Wohnsitz hatte er am Parnass. – Dem Sisyphus trieb er seine Schafheerden hinweg; dieser jedoch, der seine Thiere an den Füssen bezeichnet hatte, erkannte sie wieder und holte sie zurück. Bei dieser Gelegenheit sollte, nach einer sehr späten Erdichtung, Anticlea den Ulyss von Sisyphus empfangen haben. A. raubte ferner die Rinder des Iphitus, und den berühmten ledernen Helm des Amyntor aus Eleon; auch besass er die Gabe, sich selbst und die gestohlenen Gegenstände zu verwandeln. Den Hercules unterrichtete er im Ringen. – Manche haben ihn mit einem andern A. verwechselt, der ein Sohn des Deïmachus aus Thessalien war, und sich zuerst an den Zug des Hercules gegen die Amazonen, dann an den Argonauten-Zug anschloss.


Autolyte (Gr. M.), die Frau eines Bürgers aus Metapontum, welcher die unglückliche, mit ihren beiden von Neptun empfangenen Söhnen verstossene Arne aufnahm. Eifersucht reizte die A. zu wiederholten Ungerechtigkeiten, so dass endlich der Arne Kinder, Böotus und Aeolus, sie schlugen, und sich dann wegen dieses Verbrechens flüchtig machten.


Automatia (Gr. M.), Beiname der Fortuna (s. d.), insofern sie ohne Zuthun und Verdienst der Menschen Alles lenkt. Timoleon hatte ihr in seinem Hause in Syracus ein Heiligthum geweiht und schrieb ihr in edler Bescheidenheit das Verdienst seiner Thaten zu.


Automedon (Gr. M.), Sohn des Diores (des Sohnes von Amarynceus, Königs von Buprasion), welcher mit zehn Schiffen von Scyros gegen Troja zog. Er scheint Wagenführer des Achilles geworden, und zugleich der, Vertraute des Patrocles gewesen zu sein. Als muthigen Helden charakterisiert ihn besonders sein Kampf mit dem Aretus und sein kühnes Hervortreten bei der Stürmung der Feste Ilium.


Automedusa (Gr. M.), Tochter des Alcathous, Sohnes des Pelops und der Pyrgo, Gemahlin des Iphicles, des Halbbruders des Hercules. Der aus dieser Verbindung hervorgegangene Spross hiess Iolaus, und ward der beständige und untrennbare Gefährte des eben genannten Helden.


Autonoë (Gr. M.), 1) Tochter des phönicischen Helden Cadmus und der Harmonia; sie vermählte sich mit Aristäus und ward durch ihn Mutter des Polydorus und Actäon. Des unglücklichen Pentheus Ende soll sie mit ihrer Schwester Agave, dessen Mutter, in bacchantischer Raserei herbeigeführt haben, indem sie ihn für einen wilden Eber hielt, ihn mit ihren Gefährtinnen überfiel und zerriss. – 2) A., der Argonauten Cepheus Tochter, welche bei Mantinea begraben sein sollte und sonst Antinoë genannt wird. – 3) A., des Pireus Tochter, Geliebte des Hercules und von ihm Mutter des Palämon.


Autonous (Gr. M.), 1) ein Troer, von Patroclus erlegt. – 2) A., Gemahl der Hippodamea, Vater der Acanthis (s. d.).


Auxesia (Gr. M.), »die Wachsthumgeberin«, eine mythische Jungfrau, welche mit einer Freundin Damia aus Creta nach Trözen kam und daselbst in einem Volksaufstande gesteinigt wurde. Eine Hungersnoth überzog darauf das Land, welche nicht aufhörte, bis man auf des Orakels Befehl diesen Jungfrauen zwei Bildsäulen, und zwar ans seinem Oelbaumholze, setzte und ihnen auch ein eigenes Fest, die Lithobolien, stiftete. Die Athener wollten diese Bilder von der Insel Aegina, wo sie später aufgestellt waren, in ihre Stadt bringen; und da die Aegineten sich weigerten, sie abzutreten, schlangen die Athener Stricke um die Bildsäulen, um sie von ihrem Standorte zu ziehen; da fielen die Bilder auf die Kniee und blieben nachmals in dieser Stellung. Wahrscheinlich sind A. und Damia Eins mit Proserpina und Ceres.


Auxo . In den ältesten Zeiten kannte man in Athen nur zwei Grazien: A., d. h. Wachsthummehrerin, und Hegemone, Führerin. – Auch eine der Horen, Tochter des Jupiter und der Thetis, führte den Namen A.; die andern hiessen Dice, Irene, Thallo, Carpo, Titanis, Eunomia, Pherusa, Euporia, Orthosia.


Auxtheias Wisagist (Slav. M.), ein dem frühesten Heidenthume der Polen und Schlesier angehöriger Gott, von welchem man vermuthet, dass er das höchste Wesen, den obersten Lenker der Dinge bedeutet habe.


Avaddon (Talmud. M.), die Wohnung im untersten Raume der Hölle; alle Unreinigkeit, welche die Hölle in sich aufnimmt und an sich zieht, fällt dort hinunter; das Gift der Schlange, welche sich mit der Eva vermischt hat, liegt daselbst, und die unreinen Seelen sind dahin verwiesen.


Avadoutos (Ind. M.), Fakirs, welche, fast ganz nackend an den Flüssen umher liegend, für heilig gehalten werden. Man bringt ihnen Lebensmittel im Ueberfluss, indem, was ihnen gegeben, als den Göttern geopfert angesehen wird. Fehlt es ihnen an irgend etwas, so gehen sie in das nächste Haus, strecken die Hand aus, und alsbald wird jeder ihrer Wünsche befriedigt.


Avatar (Ind. M.), die Verkörperung irgend eines Gottes in Gestalt eines erdgebornen Wesens, nicht bloss in der eines Menschen. Vorzugsweise heissen die zehn Verkörperungen des Wischnu so.


Aventina (Röm. M.), Beiname der Diana in Rom, von ihrem Tempel auf dem aventinischen Hügel. Derselbe war nach dem ersten Bündniss zwischen den Römern und Latinern unter Servius Tullius auf gemeinschaftliche Kosten erbaut worden. Am Eingange waren die Hörner einer ausserordentlich grossen und schönen Kuh befestigt, zum Andenken an folgende Begebenheit: Von einer sehr schönen Kuh, welche ein Sabiner aufgezogen, hatte das Orakel gesagt: wer dieselbe der Diana opfern würde, dessen Nation solle die Oberherrschaft erlangen. Der Sabiner führte nun das Thier auf den aventinischen Berg, und war im Begriff, das Opfer zu verrichten, als der römische Oberpriester ihn erinnerte, dass es unschicklich und der Göttin unangenehm sei, wenn er die Kuh opfere, ohne sich vorher in der Tiber gewaschen zu haben. Der bethörte Sabiner ging, und der Römer opferte das Thier, so seiner Nation die Oberherrschaft zu versichern hoffend.


Aventinus (Röm. M.), Sohn des Hercules und der Rhea, war im Kampfe der Latiner gegen Aeneas auf des Turnus Seite; seine Schaar führte Wurfspiesse und mit Stacheln besetzte Speere und längliche Dolche; er selbst trug eine Löwenhaut als Panzer, deren Mähne ihn umflatterte, deren zahniger Rachen sein Haupt bedeckte.


Aventiure, ursprünglich das lateinische adventura, woraus auch das deutsche Abenteuer geworden, wird im Nibelungen-Liede noch rein sächlich, für Capitel oder Abschnitt der Erzählung, gebraucht, wurde aber dann von den Minnesängern des 13. Jahrhunderts personificirt, welche eine Frau A. über Land zu des Sängers Hütte ziehen lassen, wo sie anklopft und Einlass begehrt, und nun die Muse ist, die ihn zum Heldengesange begeistert. Ein solcher Dichter stellt eine Erscheinung der Frau Aventiure im Wald auf blühender Aue dar; sie war als Frau Ehren-Bote durch das Land zu Königen und Fürsten gewandert, und stattet Bericht ab; einen goldenen Ring an der Finger steckend verschwindet sie.


Avernus (Röm. M.), ein See in Unteritalien, nahe bei Bajä, welcher ehemals, als den Göttern der Unterwelt

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[85/0155] gegründet und benannt wurde. Er soll sich mit seinen Brüdern nach Thessalien begeben haben, um seines Grossvaters Hypseus Reich in Besitz zu nehmen. Autolaus (Gr. M.), Sohn des Arcas, des Stammhelden der Arcadier, von einer Nymphe, ein tüchtiger Jäger; er durchstrich die telphussischen Felder und fand dort den Aesculap, von Schlangen umspielt; an dem Scheine, der sein Haupt umgab, erkannte er ihn für einen Göttersohn, nahm ihn auf, und wandte allen Fleiss auf seine Erziehung, bis er ihn später dem Centauren Chiron übergab. Autoleon (Gr. M.), Anführer der Heeresmacht von Croton in Unteritalien. Die Locrer in Italien hielten den Ajax, des Oileus Sohn (s. d.), für den ersten Heroën ihrer Nation, und desshalb liessen sie in der Mitte ihrer Schlachtordnung stets einen Platz für diesen Helden offen. A. nun wollte, als die Crotaniaten und Locrer im Kriege lagen, die Schwache, die sich dadurch in der Stellung der Feinde ergab, benutzen und hier einzudringen versuchen; allein der Schatten des Ajax verwundete ihn schwer in der Hüfte; und die Verletzung heilte jahrelang nicht, bis er auf der Insel Lerce dem Helden ein Opfer gebracht hatte. Autolycus (Gr. M.), ein griechischer Held, durch ausgezeichnete Schlauheit hoch berühmt, entweder der Sohn des Mercur oder des Dädalion, und entweder der Chione oder der Philonis, oder der Telauge, Gemahl der Amphithea, oder der Neära, Vater der Anticlea, der Mutter des Ulysses, und des Aesimus, Vaters des Sinon; seinen Wohnsitz hatte er am Parnass. – Dem Sisyphus trieb er seine Schafheerden hinweg; dieser jedoch, der seine Thiere an den Füssen bezeichnet hatte, erkannte sie wieder und holte sie zurück. Bei dieser Gelegenheit sollte, nach einer sehr späten Erdichtung, Anticlea den Ulyss von Sisyphus empfangen haben. A. raubte ferner die Rinder des Iphitus, und den berühmten ledernen Helm des Amyntor aus Eleon; auch besass er die Gabe, sich selbst und die gestohlenen Gegenstände zu verwandeln. Den Hercules unterrichtete er im Ringen. – Manche haben ihn mit einem andern A. verwechselt, der ein Sohn des Deïmachus aus Thessalien war, und sich zuerst an den Zug des Hercules gegen die Amazonen, dann an den Argonauten-Zug anschloss. Autolyte (Gr. M.), die Frau eines Bürgers aus Metapontum, welcher die unglückliche, mit ihren beiden von Neptun empfangenen Söhnen verstossene Arne aufnahm. Eifersucht reizte die A. zu wiederholten Ungerechtigkeiten, so dass endlich der Arne Kinder, Böotus und Aeolus, sie schlugen, und sich dann wegen dieses Verbrechens flüchtig machten. Automatia (Gr. M.), Beiname der Fortuna (s. d.), insofern sie ohne Zuthun und Verdienst der Menschen Alles lenkt. Timoleon hatte ihr in seinem Hause in Syracus ein Heiligthum geweiht und schrieb ihr in edler Bescheidenheit das Verdienst seiner Thaten zu. Automedon (Gr. M.), Sohn des Diores (des Sohnes von Amarynceus, Königs von Buprasion), welcher mit zehn Schiffen von Scyros gegen Troja zog. Er scheint Wagenführer des Achilles geworden, und zugleich der, Vertraute des Patrocles gewesen zu sein. Als muthigen Helden charakterisiert ihn besonders sein Kampf mit dem Aretus und sein kühnes Hervortreten bei der Stürmung der Feste Ilium. Automedusa (Gr. M.), Tochter des Alcathous, Sohnes des Pelops und der Pyrgo, Gemahlin des Iphicles, des Halbbruders des Hercules. Der aus dieser Verbindung hervorgegangene Spross hiess Iolaus, und ward der beständige und untrennbare Gefährte des eben genannten Helden. Autonoë (Gr. M.), 1) Tochter des phönicischen Helden Cadmus und der Harmonia; sie vermählte sich mit Aristäus und ward durch ihn Mutter des Polydorus und Actäon. Des unglücklichen Pentheus Ende soll sie mit ihrer Schwester Agave, dessen Mutter, in bacchantischer Raserei herbeigeführt haben, indem sie ihn für einen wilden Eber hielt, ihn mit ihren Gefährtinnen überfiel und zerriss. – 2) A., der Argonauten Cepheus Tochter, welche bei Mantinea begraben sein sollte und sonst Antinoë genannt wird. – 3) A., des Pireus Tochter, Geliebte des Hercules und von ihm Mutter des Palämon. Autonous (Gr. M.), 1) ein Troer, von Patroclus erlegt. – 2) A., Gemahl der Hippodamea, Vater der Acanthis (s. d.). Auxesia (Gr. M.), »die Wachsthumgeberin«, eine mythische Jungfrau, welche mit einer Freundin Damia aus Creta nach Trözen kam und daselbst in einem Volksaufstande gesteinigt wurde. Eine Hungersnoth überzog darauf das Land, welche nicht aufhörte, bis man auf des Orakels Befehl diesen Jungfrauen zwei Bildsäulen, und zwar ans seinem Oelbaumholze, setzte und ihnen auch ein eigenes Fest, die Lithobolien, stiftete. Die Athener wollten diese Bilder von der Insel Aegina, wo sie später aufgestellt waren, in ihre Stadt bringen; und da die Aegineten sich weigerten, sie abzutreten, schlangen die Athener Stricke um die Bildsäulen, um sie von ihrem Standorte zu ziehen; da fielen die Bilder auf die Kniee und blieben nachmals in dieser Stellung. Wahrscheinlich sind A. und Damia Eins mit Proserpina und Ceres. Auxo . In den ältesten Zeiten kannte man in Athen nur zwei Grazien: A., d. h. Wachsthummehrerin, und Hegemone, Führerin. – Auch eine der Horen, Tochter des Jupiter und der Thetis, führte den Namen A.; die andern hiessen Dice, Irene, Thallo, Carpo, Titanis, Eunomia, Pherusa, Euporia, Orthosia. Auxtheias Wisagist (Slav. M.), ein dem frühesten Heidenthume der Polen und Schlesier angehöriger Gott, von welchem man vermuthet, dass er das höchste Wesen, den obersten Lenker der Dinge bedeutet habe. Avaddon (Talmud. M.), die Wohnung im untersten Raume der Hölle; alle Unreinigkeit, welche die Hölle in sich aufnimmt und an sich zieht, fällt dort hinunter; das Gift der Schlange, welche sich mit der Eva vermischt hat, liegt daselbst, und die unreinen Seelen sind dahin verwiesen. Avadoutos (Ind. M.), Fakirs, welche, fast ganz nackend an den Flüssen umher liegend, für heilig gehalten werden. Man bringt ihnen Lebensmittel im Ueberfluss, indem, was ihnen gegeben, als den Göttern geopfert angesehen wird. Fehlt es ihnen an irgend etwas, so gehen sie in das nächste Haus, strecken die Hand aus, und alsbald wird jeder ihrer Wünsche befriedigt. Avatar (Ind. M.), die Verkörperung irgend eines Gottes in Gestalt eines erdgebornen Wesens, nicht bloss in der eines Menschen. Vorzugsweise heissen die zehn Verkörperungen des Wischnu so. Aventina (Röm. M.), Beiname der Diana in Rom, von ihrem Tempel auf dem aventinischen Hügel. Derselbe war nach dem ersten Bündniss zwischen den Römern und Latinern unter Servius Tullius auf gemeinschaftliche Kosten erbaut worden. Am Eingange waren die Hörner einer ausserordentlich grossen und schönen Kuh befestigt, zum Andenken an folgende Begebenheit: Von einer sehr schönen Kuh, welche ein Sabiner aufgezogen, hatte das Orakel gesagt: wer dieselbe der Diana opfern würde, dessen Nation solle die Oberherrschaft erlangen. Der Sabiner führte nun das Thier auf den aventinischen Berg, und war im Begriff, das Opfer zu verrichten, als der römische Oberpriester ihn erinnerte, dass es unschicklich und der Göttin unangenehm sei, wenn er die Kuh opfere, ohne sich vorher in der Tiber gewaschen zu haben. Der bethörte Sabiner ging, und der Römer opferte das Thier, so seiner Nation die Oberherrschaft zu versichern hoffend. Aventinus (Röm. M.), Sohn des Hercules und der Rhea, war im Kampfe der Latiner gegen Aeneas auf des Turnus Seite; seine Schaar führte Wurfspiesse und mit Stacheln besetzte Speere und längliche Dolche; er selbst trug eine Löwenhaut als Panzer, deren Mähne ihn umflatterte, deren zahniger Rachen sein Haupt bedeckte. Aventiure, ursprünglich das lateinische adventura, woraus auch das deutsche Abenteuer geworden, wird im Nibelungen-Liede noch rein sächlich, für Capitel oder Abschnitt der Erzählung, gebraucht, wurde aber dann von den Minnesängern des 13. Jahrhunderts personificirt, welche eine Frau A. über Land zu des Sängers Hütte ziehen lassen, wo sie anklopft und Einlass begehrt, und nun die Muse ist, die ihn zum Heldengesange begeistert. Ein solcher Dichter stellt eine Erscheinung der Frau Aventiure im Wald auf blühender Aue dar; sie war als Frau Ehren-Bote durch das Land zu Königen und Fürsten gewandert, und stattet Bericht ab; einen goldenen Ring an der Finger steckend verschwindet sie. Avernus (Röm. M.), ein See in Unteritalien, nahe bei Bajä, welcher ehemals, als den Göttern der Unterwelt

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/155>, abgerufen am 21.11.2024.